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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188811030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881103
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-03
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.11.1888
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Nr. 257. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgende» TageS) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Aiizeiger" mit täglich eincm Extra-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler s. Sächsische Grrichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllnstrirtcs Unterhaltnngsblatt «. Sonntagsblatt 7. Lnstigcs Bilderbuch kostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Pia., bei den Post-Anstalten 7', Psg. (Post-Zeitungs-Preisliste Nr. 5035.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Bnchdrnckerei, Chemnitz, Theaterstratze Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes-Anzeiger, Chemnitz Sonnabend, 3. November 1888. Bon den Hauptblättern des „Sächsischen Laudes-Anzeigers" erscheint (ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter) eine billigere Sondcr-Ansgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger für monatlich nur 50 Psg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste 0. Nachtr- Nr. 1250s.) FürAbonnente» crscheintje einmal imJahr Soinmer-Eistiibahnsahrplaiiheft für Sächsin Wiiiter-Lisenbahnsahrsilaiihesl für Lachsen Illustr. Kalender des Sächsische» Lanöboten IllustrirteS Iahresbuch des Laudes-Anzeigers Anzeigenpreis: Raum einer schmalen CorpnSzeile 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzcile) 30 Psg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von Auswärts wolle man den Einriickungsbetrag (in Briefmarken) beifüge» «je 8 Silben Corpnsschrift bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern. — Tie Anzeige» finden ohne Prcisansschlag gleichzeitig Verbreitung durch de» „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sondcr-Ansgabe der Hauvtblätter des „Sächsische» Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter.) ÄmtsMichtliche Bekanntmachungen. lieber das nachgelassene Vermögen des verstorbenen Cartonfabrikanten Gottfried Adolf Polster in Chemnitz wird heute am 29. Octvber 1888, Nach mittags 4 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Nelcko in Chemnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konknrssordcrungen sind bis zum 26. November 18^8 bei dem Gerichte anzniucldcn. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger-Ausschusses und eintretenden Falles über die in 8 120 der Konlnrsordnung bezeichnet«! Gegenstände auf den 15. November 1888, Nachmittags 4 Uhr, »nd zur Prüfung der an- gcmeldetcn Forderungen ans den II. December >888, Vvrmitiags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Alle» Personen, welche eine znr Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkurs masse etwas schuldig sind, wird aufgcgebcn, nichts an des Gemeinschnldners Erben zu verabsolgcn vdcr zn leiste», auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie ans der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Kvnknrsverwnlter bis zum 30. November 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zn Chemnitz. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des nnterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2!0t verlantbart, daß die Firma E. Spindler Nachfolger in Chemnitz künftig Julius Linke firmirt. Chemnitz, am 25. October 1888. Königliches Amtsgericht. Neueste Nachrichten. Paris, 1. November. In einem eingehenden Artikel über das neue dcntschc Exerzierreglement rühmt das „Journal des Debats" gegenüber dem französischen Reglement die kurze Klarheit und die Belastung der individuellen Initiative in den Bestimmungen des deutschen Reglements. London, 1. November. Mit Ausnahme des „Standacd", welcher in einem geharnischten Artikel Lvtd Salisbury ansfordcrt, dem amerikanischen Gesandten Mr. Phclps seine Pässe zu übersenden, bcnrlheilt die englische Presse die Behandlung Lord Sackville's durch die amerikanische Rcgicrnng mit der grössten Gelassenheit. Die „Times" bezeichnet dieselbe als ein lächerliches Schauspiel, der „Daily Telegraph" als eine allgemeine Farce. — Die Regierung benachrichtigte die Universitäts-Mission, daß die Europäerin Central- nfrika in Anbetracht der bevorstehenden Action gegen die Sclavcn- händler an der Küste von Sansibar abzubernfen seien. München, 2. November. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Die Strafkammer des hiesigen Landgerichts sprach heute die wegen Gcheimbnndelei angeklagt gewesenen Socialdemokraten Auer und Genossen frei. H amburg, 2. November. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Dem „Hamb. Corrcsp." zufolge wurde» die Berliner Postdicbe am Donnerstag hier verhaftet. Der Eine nennt sich Bohlmann, heißt jedoch Schröder und war früher Postassistent bei dem bctr. Postamt. Schröder wollte bei dem Bankier Elias Kalmann (Neuer Wall) Coupons cinlösen; derselbe schöpfte jedoch Verdacht, bestellte Schröder wieder nnd benachrichtigte die Polizei, welche Schröder dann ver haftete. Sein Genosse wurde im Hotel angctrvffen bei Verpackung .von Coupons in einen Koffer. Die Wcrthsummc der gestohlenen Papiere ist anscheinend sehr bedeutend. Politische Rundschau. Chemnitz, den 2. November. Deutsches Reich. Z» der Grundsteinlegung für das Neichs- gerichlsgebäude in Leipzig schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." folgende bcherzigenswcrthe Worte: „Nächst der Einheit der Sprache ist die Einheit des Rechtes das festeste Band, welches ein großes Volk zn- sammcnzuhalten vermag; daher war es natürlich, daß bald nach der Gründung des Reiches die Bestrebungen sich darauf richteten, dieses Band, welches in Folge der Zerrissenheit des Vaterlandes fehlte, zu weben. Die Fäden waren Wohl vorhanden: Das gemeinsame Nechts- bewußtsein war nicht amgestvrben in deutschen Lande» und halte sich schon in einzelnen Gesetzen auch nach Außen Geltung verschafft; es Maren von Westerland. Novelle von Reinhold Ort man». Schluß. Nachdruck verboten. Und er schlug sich mit der Faust auf's Knie, als wenn er gleich auf der Stelle den Kampf aufnchmen müßte mit irgend eincm unsichtbaren Fcinde, der ihm seinen Sohn entreißen wolle. Maren aber knüpfte, während er sprach, ein leichtes Tuch uni ihr üppige» Haar, nnd trat dann zu ihrem Pflegevater heran. „Du mußt mir's vergönnen, daß ich zu ihm gehe, Vater," sagte sie so ruhig und bestimmt, als ob es sich um etwas völlig Selbstverständliches handele. „Er wird meiner bedürfen, denn ich weiß, daß er unter keiner anderen Pflege so schnell gesund werden kann, als unter der weinigen. Ich will die Jane Asmus bitten, daß sie nach Dir sieht, nnd ich selber schaue auch znr rechten Zeit Wieder vorl" Und ohne sich um die verwunderte Miene zu kümmern, mit Welcher der Alte zu ihr aufblickte, wendete sie sich gegen den Anderen. „Wo ist er, Capitän Erichsen? Wo werde ich ihn finden?" „In Lars Andrcsen's Hause, Maren! Aber gedulde Dich noch einen Augenblick! Er ist da nicht allein, und den Anderen — den Anderen möchtest Du doch am Ende nicht gern sehen!" Sie verstand seine verlegene Andeutung nicht, denn ihr konnte unmöglich eine Ahnung von der Wahrheit kommen. „Es gicbt Keinen, den ich vermeiden müßte!" sagte sie ruhig. „Und Keinen, der mich hindern könnte, meine Pflicht zn thnn!" „Nun, nun, das ist sehr brav von Dir! Aber Du weißt eben nicht, um wen sich's da handelt. War ich doch selber wie aus den Wolken gefallen, als mir's mein Junge erzählte. Es ist — nun, es muß ja doch gesagt werden, und ich bin wahrhaftig nicht Schuld daran — es ist Dein Mann, Maren!" „Mein Mann? — Und Boy Erichsen ist mit ihm gefahren?" „Ja! Der Himmel muß cs nun einmal so gewollt haben ! Und er ist nicht nur mit ihm gefahren, sondern er hat ihn auch durch seine tapfere Hülfe gerettet, obwohl er darüber selber leicht genug hätte zu Grunde gehen können. Aber mit dem Maler sich: es nicht gut aus. Er muß wohl gegen das Boot geschleudert worden sein oder sonstwie Schaden genommen haben: der Arm ist zerbrochen schien nur darauf zu warten, bis das mächtige Dach gezimmert war, unter dessen. Schutze es sich zu neuer Kraft entfalten konnte. Sv sahen wir denn, wie ein neuer Geist in die Seele des Volkes einzog, wie cs allseitig«: Zustimmung fand, daß licbgcwvrdcne Rechtsnormen der einzelnen Theile des deutschen Reiches zu Gunsten der Einheit geopfert werden müßten. Nicht zum wenigsten sind es die König reiche Preußen und Sachsen, welche sich auch heute eines guten bür gerlichen Rechtes erfreuen, und doch sehen wir die beiden erlauchten Monarchen dieser Staaten vereint, der Idee der Einheit die besondere» Einrichtungen ihrer Staaten unterzuordnen, wie alle Glieder des Bundes in richtiger Würdigung der Nvthwendigkcit des einheitliche» Rcchtsbandes bei der Feier mitwirkten. Die Stadt Leipzig hatte sich gerüstet, die erhabenen Gäste in ihren Mauern festlich zu em pfangen; in den Aeußerungen der dortigen Blätter klingt die tiefe Empfindung für des Reiches Einheit wieder und ganz Deutschland schließt sich den Hoffnungen an, daß immerdar in dem Hause, zn welchem der deutsche Kaiser und König Albert den Grundstein legten, die deutsche Rechtseinheit ihren vornehmsten Schutz finden möge." — Die Wiener Klinische Wochenschrift, das Organ der Universitäts- Professoren, bezeichnet Mackcnzic's Buch als das Produkt hochgradiger Verlogenheit, Böswilligkeit und Selbstüberhebung. — Das Resultat der preußischen Landtagswahlen läßt sich so ziemlich absehen: Konservative nnd Freisinnige werden nach Regelung von Gewinn und Verlust etwa fünf bis sechs Sitze verlieren, die den Nativnalliberalen znfallen. Im Uebrigen ist keine Acndernng zu erwarten. Die Freisinnigen haben bisher neun, die Konservativen sieben Sitze verloren, aber bei den Abgcordnclenwahlcn wird auch für beide Parteien sich »och Gewinn ergeben, so daß also die Vcrlnst- zisfer sich verringern wird. Verschiedene Wahlkompromisse sind in Vorbereitung, die aber eine wcseniliche Acndernng nicht herbeiführcn können. Der konservative Wunsch, eine rein konservative Mehrheit zu erlangen, ist als gescheitert anznsehcn. Die bekannten Parteiführer im preußischen Abgcordnetcnhanse sind nusnahmslos wicdergewählt. Inder vorigen Legislaturperiode hatten die Parteien folgende Stärke: Konservative 132, Freikonservative 62, Nalionalliberale 72, Frei sinnige 40, Centrni» 98, Polen 15. 14 Mitglieder gehörten keiner Partei an. — In London eingcgangenen Nachrichten ans Samoa vom 16. d. zufolge hat sich der gestürzte deutschfreundliche König Tama- sese ins Innere zurückgezogen und Mataafa, der Gegcnkönig, ist Herr der Lage. Die Deutsche» haben Mataafa nicht als König anerkannt. Der englische Admiral Fairfax hielt eine Konferenz mit den verschiedenen Konsuln, nach welcher Theile der Hauptstädte und der Vorstädte für neutral erklärt wurden. — Die deutsche Corvctte „Carola" hat in der Kapstadt den Befehl erhalten, znr Verstärkung des a» der ostafrikanischen Küste befindlichen Geschwaders nach Zanzibar zn gehen. Frankreich. Die Verfassnngs-Revisions-Commission der Pariser Kammer hat sich im Princip für eine Aenderung der Verfassung ausgesprochen. Damit ist aber in keiner Weise gesagt, daß das Project des Herrn Floguet durchgehen wird. Gegen die von der Regierung beantragte Vermögenssteuer sprechen sich immer mehr Blätter ans. Die Lage wird immer flauer. Man fürchtet schon, die nächsten Wahlen werden schlecht ansfallen und damit die ganze Ausstellung ruiniren. — Marie Boulangers Hvchzeitssiier wohnten der italienische Botschafter Mcnabrea und der General Du Bareil, der Vertrante des Prinzen Victor Napoleon, bei. Boulangcr gab seiner Tochter 100,000 Franken Mitgift. Dabei hat er be kanntlich kein Vermögen und nur 7000 Franke» Pension. — Wie verlautet, beabsichtigt der Herzog von Aumale, Prinz von Orleans, die Bildung einer besonderen Partei gegen Bonlanger. Ter Herzog war in den 70er Jahren Boulangers Protektor, der in geradezu lakaicnmäßiger Weise ihm Weihrauch streute. — In Paris hatte» sich am Donnerstag, der „Voss. Ztg." zufolge, zwanzig französische oder der Schulterknochen — ich weiß nicht recht, was, denn ich habe mich natürlich nicht viel darum gekümmert." „Nun wohl," erklärte Maren, die angesichts so unerhörter Ereignisse eine wahrhaft bewunderungswürdige Ruhe und Kaltblütig keit au den Tag legte, „so werde ich in Lars Andrcsen's Hanse um so nothwcndigcr sein. Wollt Ihr mich begleiten, Capitän Erichsen?" Ev betrachtete sie mit eincm langen, forschenden Blick; dann aber schüttelte er den Kopf. „Nein, Maren! Den Weg findest Du wohl auch allein! Ich möchte zuvörderst noch ein Wörtchen unter vier Augen mit Uwe Petersen reden." Und ohne sich weiter aufzuhaltcn, verließ das schöne, junge Weib das Hänschen ihres Pflegevaters. Mit schnellen, rüstige» Schritten legte sie den Weg durch das Dorf und über die Wiesen zurück. Ohne zu zaudern, trat sie über Lars Andrcsen's Schwelle. Der Eigenthümer des Hauses kam ihr selber entgegen. „Ihr seid cs, Maren?" fragte er mit einiger Verwunderung. „Wollt Ihr Euch auch einmal nach meinen Pfleglingen umschauen?" Sie bejahte ruhig und erkundigte sich nach dem Befinden des Fremden. „Nun, er hat eine schlimme Stunde durchmachcn müssen, als ihm der Doctor den ordentlichen Verband anlcgte; aber jetzt scheint cs ihm ja besser zu gehen. Er schläft, und cs ist streng verboten worden, ihn zu stören." „Und der Andere? Boy Erichsen?" „Nun, den mögt Ihr immerhin besuchen, wenn Ihr wollt", lachte Andres«,. „Mit dem hat es keine Gefahr mehr, wie ich denke!" Damit hatte er auch schon die Thürc des Zimmers geöffnet, und mit zaghafterem Schritt zwar als zuvor, aber doch ohne Zögen: trat Maren ein. Boy Erichsen hatte das Bett noch nicht verlassen dürfen; aber er war doch munter nnd bei voller, klarer Besinnung. Als er die schlanke weibliche Gestalt auf der Schwelle erblickte, legt, er die Hand über die Augen, wie wenn er von einem Hellen Licht strahl geblendet würde. Als sie dann aber hart an seiner Seil. stand, nnd als sich ihre Lippen bewegten, um seinen Namen ans znsprcchen, da vergaß er Alles, was in diesen letzten Jahren zwischen ihnen gewesen war, da vergaß er auch Lars Andrcscn's neugierig ! yereinlngcndcs, verwundertes Gesicht — mit einem Jubelschrc j richtete er sich emror. breitete seine Arme nach ihr ans und zog die Abgeordnete und acht englische Parlamentsmitglieder, welche 34 ihrer College» vertraten, zu einer gemeinsamen Bcrathung vereinigt. Die Versammlung nahm den Grundsatz allgemeiner Schiedsgerichte für Streitigkeiten der Völker an. Im nächsten Jahre soll ein Con- grcß von Anhängern dieses Gedankens in Paris abgehalteu werden, bei dem die Parlamente von Frankreich, England nnd Nordamerika vertreten sein werden. An die übrigen Parlamente ergehen Einladungen. Schöne Reden werden sie halten, aber die locken leider keinen Hund hinter dem Ofen hervor. England. Die englische Negierung ist im Begriff, die kriege rische» Operationen gegen die Sklavenhändler an der ostafrikanischen Küste zn beginnen. Sie hat infolgedessen die verschiedenen Missions- Vereine benachrichtigt, daß es in Anbetracht dieser Maßregeln wün- schenswerlh wäre, wenn alle Stationen ans dem britischen Gebiet von Ostafrika von den Europäern geräumt würden. Der deutsche Admiral wird seine Maßnahmen beginnen, sobald die Korvette „Karola" ein- gelrofscn sein wird. Ein gleichzeitiges Vorgehen von Engländern und Deutschen wird also znr Thatsache werden. Die von ihren Führern maßlos anfgchetzten Araber sche neu von dieser Absicht Kenntuiß er halten zu haben, daher ihr Plan, das von de» Deutschen noch besetzt gehaltene Bagamoyo zu nehmen. Dort liegen aber die Kriegsschiffe „Möwe" nnd „Sophie" vor Anker, sodaß irgend welche Gefahr für den Platz kaum besteht. Nttsjland. Kaiser Alexander ist ans der Reise von Südruß- laud nach Petersburg ans allen Stationen mit lautem Jubel em pfangen und von den Behörden feierlich zu seiner Rettung aus der drohende» Lebcnsgcsahr beglückwünscht worden. Der Kaiser dankte sichtlich gerührt. — Das „Wiener Jremdenblatt" hebt anläßlich der glückliche» Erhaltung der russischen Kaiscrfainilie hervor, wie unab sehbar jedenfalls die Konsequenzen gewesen wären, welche ein für den Kaiser unglücklicher Ansgang nach sich gezogen hätte. Die glückliche Errettung des Kaiserpaares sei nicht nur ein freudiges Ereigniß für Rußland, sondern auch für Europa von hoher glücklicher Bedeutung. In dem Kaiser sei ein Monarch erhalten, welcher in den letzte» Jahren seine volle Autorität für die Erhaltung des Friedens eingesetzt habe und welcher als mächtigster Schirmer des Friedens und der Friedensfreunde im eigenen Reiche walte. Orient. Am Donnerstag fand in Athen aus Anlaß des fünf undzwanzigjährigen Regiernngsjnbilänms des Königs in Gegenwart der fürstlichen Gäste und der Abgesandten der fremden Mächte die feierliche Eröffnung der griechischen Ausstellung statt. Am Abend war Galatafel nnd Fackclzug. Auch dem Könige Milan ist in Belgrad ein Fackclzug dargebracht worden. Er versicherte, er werde Alles aufbietcn, das Land glücklich zu machen. Afrika, lieber eine fürchterliche Metzelei in Afrika wird über Liverpool berichtet. Der Schauplatz des Maffacre ist Okrika, eine etwa 50 Meilen den Fluß Bonny hinauf gelegene Insel, welche seit Mai zum britische» Schutzgebiete gehört. Im September suchte ein Theil des Stammes Ogoni, einst ein mächtiges, jetzt aber durch innere Fehden in Parteien zersplittertes Volk, die Vermittelung des Königs und der Häuptlinge von Okrika in eincm Streite zwischen ihm selber nnd einer anderen Partei nach. Die Ursache des Streite- waren die Oelmärite, welche offen zu halten im Interesse der Okrikans als Zwischenhändler liegt. Die Okrikans ergriffen Partei für die Kläger und erklärten den Gegnern derselben, daß sie im Falle von Feindseligkeiten mit eingrcifcn würden. Diese Warnung blieb wirk ungslos und die feindseligen Ogonis griffen die Freunde der Okrikans auf deren Rückkehr von den Märkten an; sie tvdteten einen Häupt ling, machten zahlreiche Gefangene und erbeuteten viel Eigenthum. Als die Okrikans von diesem lieberfall Kenntniß erhielten, machten sie mit ihren Freunden einen teuflischen Nacheplan, den sie ohne Verzug znr Ausführung brachte». Unter dem Vorwände einer freundlichen Einladung zu einer Besprechung zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen den zwei Parteien wurde» die Ogonis, be- willenlvs Hinsinkcnde mit heißer, ungestümer Zärtlichkeit an-seine Brust. Als sie nach Verlauf von Minuten die Fähigkeit wieder ge wonnen hatten, ruhig nnd zusammenhängend mit einander zu sprechen, sahen sie sich allein. Lars Andres«, war doch taeivoll genug gewesen, ganz leise die Thür zu schließen, wenn er auch keine Verpflichtung fühlte, die sonderbare Entdeckung, welche er da gemacht hatte, lange als ein Geheimnis; zu bewahren. Kein menschliches Ohr belauschte die erste Zwiesprache der Liebenden, die sich nach harter Prüfung endlich wiedeigefundeu hatten, um sich — wie sie Beide mit voller, beseligender Gewißheit fühlten — nie mehr zn verlieren. Und sie halten so viel, so unendlich viel mit einander zu reden. War es doch eine Welt von Schmerz und Bitterkeit, von heißem Sehnen nnd hvffnungslvser Verzweiflung, welche zwischen ihrem letzten Bei sammensein auf der Düne und dieser Stunde des Wiedersehens lag. Boy forderte keine Erklärung mehr für Maren'j scheinbare Treulosigkeit. Er wußte jetzt, auch ohne daß sic ihm eine solche Versicherung gab, daß sie niemals aufgchört habe, ihn zu lieben, und daß es nur Beweggründe hoher und edler Natur gewesen sein konnten, welche sie bestimmt hatten, trotzdem eincm Änderen ihre Hand zu reichen. Und Maren war zu hochsinnig, ihm seines Vaters Verschulden zn enthüllen. So gingen sic über dieses schwerste Er eignis; ihres Lebens hinweg, wie über eine dnntle, schmerzliche Er innerung, an die nicht mehr gerührt werden dürfe, wenn nicht ver gessene Leiden von Nene», hervortanchcn und kaum vernarbte Wunden von Neuem bluten sollten. Sie hatten sich ja auch von ihrer Liebe und von ihrem Sehnen viel, viel mehr-zu erzählen, als es in einer so kurzen Spanne Zeit ausgesprochen werden konnte. Von dem äußeren Gang seines Lebens seit der Flucht aus seines Valecs Hanse sprach Boy nur mit wenigen Worten, denn das erschien ihnen gleichgültig gegenüber der Fülle seelischer Leiden, welche Jede- von ihnen in dieser unendlich langen, traurigen Zeit erduldet. Er war erst Wochen lang in Hamburg krank gewesen »nd als er dann endlich nothdürftig wiederhcrgestellt war, hatte er doch nicht mehr oaran denken können, seinen Platz auf der überseeischen Factvrei wieder cinznnehmcn. Er hatte Deutschland auch nicht mehr verlassen .vollen, und wenn schon er sich heilig gelobt, den Boden von Sylt ci.ht mehr zu betreten, so halte er doch der Sehnsucht nicht wider lichen können, in der Nähe seiner Heimath zu bleiben, um wenigsten- von Zeit zu Zeit aus der Ferne die Feuer ihrer Leuchtthürme er«
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