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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188809011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880901
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-09
- Tag 1888-09-01
-
Monat
1888-09
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.09.1888
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SAchfischer Sonnabend, 1. September 1888. 8»zelgcnvreiSdeS„T>W.?li»!>c;-?s»Zkiners": Namn einer schmalen CorpnSzcile ISPfa. Vevor.zngte Stelle (Isvalt.Pctitzeilc)30Pf. BeiWiederholimli großer Sln.wnccnNabatt. Bci Bcstelliiiiacii von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Vriefnmrken) beifügen ljeSSilbcnCorpi.sfchrift bilde» ca.lZcile.) Äniionccnaimahiue mir bis Vormittag. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. AM-. Muckr Me, Buchdrucker»-!. Cliemilitz. Tbcatcrstraße -> (Fcrnfprcchstclle Skr. 136). Tclcgr-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Nr. 204. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgenden Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische Landcs-Aiizeiger" mit täglich einem besonderen Unter- Haltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich70Pfg., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 5035.) Für Abonnenten c Souniier-l Winter-l Jllustr. Kalender des Sächsischen Laiidbote». JNustrirtcsJahresbuchdcsLaudes-Ai>zcigers. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 5. Jllnstrirtes NnterhalLnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. schrei'tuiigen, alle Parteien Ivaren auf dem Platze und boten dal Möglichste auf, ihre Anhänger zur Wahlurne zu bringe». In de, Mittagsstunde »nd von 5 Uhr Abends ab traten in dichten Schaare» die Svcialdemokmlcn a». Kleine rothe Zettel mit den Worten. „Wählt Liebknecht!" und kleine blaue Zettel mit den Worten. „Wühlt vr. Paul Förster!", die an zahlreichen Häusern befestig! waren, wurden polizeilich entfernt, ebenso die Flugblätter der Antise miten. Unangetastet dagegen blieben die großen antisemitische,> Plakate, welche die Zettelvcrtheilcr vor den Wahllokale» herumtrugen. — Gewählt ist Liebknecht (Soc.) mit 26,087 Stimme»; Knvrcke (freist) erhielt 7507, vr. Förster (Antisemit) 4322, Holtz (Carlell) 3847 Stimme». Von 93,460 cingeschricbenen Wählern stimmten 41,791. Italien. König Humbert versteht es auch, die excentrischen und stark republikanisch angchanchten Nomagnolcn für sich zn gewinnen. In Forli, wo er zu den Manövern angekommcn ist, besuchte er das Armenhaus und die geringsten Arbciterhütten und unterhielt sich freundlich mit den Leute». Im Armenhause ging er durch alle Krankenzimmer, vertheilte Geld und ließ cs nicht an tröstenden Worten fehlen. Diese Theilnahme hat den König sehr populär gemacht. Frankreich. Die gesnmmte republikanische Presse drückt ihr Erstaunen aus, daß dein Untcrvfficicr Laguerre gestattet gewesen ist, während eines ganzen Tages Bonlanger in seinem Garnisonorte Lisicnx herumzuführcn und die gegen die Regierung gerichteten Manifestationen mitzumachen, ohne daß irgend ein Osficicr ihn be deutet hat, sich in seine Kaserne zu begeben; sie erklären aber für das Höchste, was je geleistet, daß der ehemalige General Bonlanger an diese» Untcrofficier ein Telegramm gerichtet hat, worin er den selben auffordcrt, in seinem Name» der Bevölkerung für die ihm be reitete Aufnahme seinen Dank auszndrückcn. Jedenfalls hat Bau- langer dadurch bewiesen, daß er den letzten Nest der Achtung vor der militärischen Disciplin verloren hat. — Ein angeblicher preußischer Landwehrofncier, Fritz von Hohenburg, ist i» Paris wegen Spionage verhaftet worden. Er lebte seit sieben Jahren als Sprachlehrer in Nizza. Schon einmal verhaftet, aber nicht überwiese», wurde er seit drei Jahren überwacht. Die Polizei soll Kcnntniß davon erlangt habe», daß er kürzlich einen vergleichenden Bericht über die italienischen »nd französischen Manöver nach Berlin gesandt habe. Seine Ver haftung erfolgte unmittelbar nach Aufgabe einer Schachtel mit Rose», unter welchen angeblich eine Lebelpatrone verborgen war. So Pariser Blätter! Nach anderweitigen Meldungen ist die ganze Geschichte wieder einmal Dunst. — Der Attentäter Garnier, welcher in der deutschen Botschaft zu Paris mehrere Schüsse abfeuerte, ist in ein Krankenhaus gebracht und wird dort auf feinen Geisteszustand hin beobachtet. Verrückt ist der Mann schwerlich, höchstens excentrisch. — Das Bedürfniß zu riisseiifreniidlicheii Demoiistratioiicii ist wieder im Wachsen. Dem in Frankreich reisende» General Anneiikvw sind in verschiedenen Städten von den Gemeindebehörden Ovationen dar gebracht worden. — Präsident Carnot verlebt in dem alten Königs- schlosse Fontainebleau seine Sommerfrische sehr ruhig, aber doch ver gnügt. Unter der stark monarchistischen Bevölkerung des Ortes hat er sich durch seine Leutseligkeit und Freundlichkeit bereits recht beliebt gemacht. Spanien. Die schon lange als bevorstehend nngekündigte Aussöhnung zwischen der spanischen Königsfamilie „nd Don Carlos soll unter Mitwirkung des Vatikans nun wirklich zu Stande ge kommen sei». Der 18jährige Prinz Jaimes, der einzige Sohn des Dm; Carlos, soll später die jetzt 9jährige Prinzessin Maria, älteste Tochter des verstorbenen Königs Alfonso XIII., heirathen. Die Kariisten im Lande wollen freilich noch wenig von der Aussöhnung wissen. Rußland. Galizische Blätter melden, daß in einem galizisch- russischcn Grenzorte am 6. September eine Begegnung zwischen den Kaisern von Rußland und Oesterreich stattfinden werde. Der Zar >.i—,-W.-M,i i ,i--, ' ,E1, -ri.W»,»——W— In ihrem Sohn, ihrem Alexander, hatte der Himmel der ein samen Frau das Glück und die Freude ihres Lebens geschaffen; rührend war die innige Liebe und Zärtlichkeit, die Mutter und Sohn verband. Jede freie Stunde brachte Alexander bei ihr zu, ihr ver trante er Alles und fand Theilnahme und Verständniß für Alles. Er las ihr vor und stndirte mit ihr klassische Aufgaben, namentlich den „Ferdinand" in „Kabale und L ebe", den er demnächst auf einem Licbhabcrthcatcr darstelleu sollte. Ihr mildes, schlichtes Wese», ihr treffendes Urtheil besänftigte, mäßigte, wo seine feurige Phantasie sich allzuweit Hinreißen ließ. Leider ahnte die Mittler nicht, welche Pläne für die Zukunft Alexander mit dieser Theatcrliebhabcrei ver band: sie unterstützte sie, weil sie ihn dadurch von schlechten Gesell schaften und ander»! Verderb junger Leute abhalten wollte. Io war der Tag der Aufführung herangekommen. Frau Elisa beth verließ nur selten das Haus, da ein Fnßleiden sie daran hinderte, und da ihr Gatte Abend für Abend, V s Mitternacht, in seinen, Club beim Schach znbrachte, so konnte sich Alexander unge stört seiner Liebhaberei widmen. — Er sah Prächtig ans in der kleidsame» Rokoko-Uniform des „Majors von Waller" und spielte seine Sccnen mit „Luise" und dem „Präsidenten" für einen Dilet tanten überraschend gut. Nur die Hallnng ließ zu wünschen und die Hände waren idm, namenttich in der Ruhe, noch sehr im Wege. Entzückt von dem überschwänglichen Beifall, de» das Publikum der artigen Prwatvorstellnnge», wo jede Kritik schweigt, entgegenbringt, empfing er von Freunden und Bekannten, sowie von den, Vorstand des Bcreins die schmcichetliaftestcn Glückwünsche. Ein kleiner, durch reisender Thcaterdireklor, der sich gleichfalls auf der Bühne einge- fnnbcn, verdrehte ihn, vollends den Kopf, indem er mit protegirender Miene von „schöner Persönlichkeit", „großem Talent" und „glänzen der Karriere" sprach. Ter zweite Akt begann. Ferdinand erschien bei „Ladt) Mil ford" und begann mit kalter Verbeugung: „Ich komme auf den Be fehl meines Vaters" aber er wurde plötzlich verwirrt und konnte nur stockend mühsam weiter sprechen, denn seitwärts, dicht vor der Bunne, stand mit cingcschlagenen Armen und drohendem, finstern, Blick — sei» Vater, an der Seite seiner höhnisch lächelnden Schwester >,»d seines Schwagers. Wie Alexander seine Rolle zu Ende geführt, wie er seine Wohn,»>g erreicht, wie die Nacht verbracht, ob er geschlafen oder nicht, er wußte es nicht. — « Amtsljerichtliche Bekanntmachungen. In den, Konkursverfahrc» über das Vermögen des Stellmachers Carl Friedrich Meyer in Altchemnitz ist zur Annahme der Schlußrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vcrtheilnng der berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwcrthbaren Vermögensstückc der Schlußtermin ans den 25. September 1888 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amts gerichte hicrselbst bestimmt. Chemnitz, de» 28. August 1888. Königliches Amtsgericht. In, Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2791 verlantbart, daß der Gürtler Herr Max Hugo Carl Hclbig und der Gclbgießcr Herr Johann David Hering, beide in Chcimütz, die Firma G. Emil Jahn daselbst von dem bisherigen Inhaber dersetben zur Forisübrnng überlasse» erhalten habe». Chemnitz, a», 29. August 18 8. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister süc den Stadtbezirk des »ntcrzcichneic» Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 2910 verlantbart, daß der Kaufmann Herr Theodor- Sieben i» Chemnitz die Firma C. Hannen daselbst von dem bisherigen In haber derselben, dem Kaufmann Herrn Carl Haußen, zur Fortführung über lassen erhallen hat, sowie, daß die Herrn Theodor Siebe» bisher ertheilt ge wesene Prokura erloschen ist. Chemnitz, a», 29. August 1888. Königliches Amtsgericht. In, Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute aus Folinm 3065 verlantbart, daß der Kaufmann Herr Hugo Goldschmidt aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Hugo Goldschnitt» in Chemnitz als Mitinhaber ansgeschiedcn ist, sowie, daß der andere Theil- haber, der Kaufmann Herr Otto Goldschmidt daselbst, das Handelsgeschäft der ansgelosten Gesellschaft künftig unter der bisherige» Firma fortführt. Chemnitz, am 29. August 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folinm 3145 die Firma Alb. Poppitz in Chemnitz (Bcrns- bachstraße Nr. 5) »nd als deren Inhaber der Kansmann Herr Albert Georg Poppitz daselbst, Besitzer eines Agentur- und Cominissionsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 29. August 1888. Königliches Amtsgericht. I», Handelsregister für den Stadtbezirk des »nterzcichiietei, Amtsgerichts wurde heute auf Folinm 3116 die Firma Julius Wendler in Chemnitz (Noß- markt Nr. 6) und als deren Inhaber der Kansmann Herr Ernst Julius Wendler daselbst, Besitzer eines Colonialwaare»-Ha»dclsgcschüfts, eingetragen. Chemnitz, am 29. August 1888. Königliches Anttsgericht. In, Handelsregister für den Stadtbezirk des nntcrzcichneten Amtsgerichts wurde heute a»f Folinm 3147 die Firma Herz k Markus in Chemnitz, Zweigniederlassung des z» Berlin unter gleicher Firma bestehenden Haupt geschäfts (Strumpfwaaren-Export- und Cominissionsgeschäfts) eingetragen und zugleich verlantbart, daß die Kanslente Herr Ferdinand Herz und Herr Edward Markus, Beide in Berlin, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 29. August 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 30. August. Wie». Die jüngsten Angaben über eine Ncnbesetzling ver schiedener diplomatischer Missionen werden offiziös denientirt. — Der „Polit. Corr." wird aus Nom gemeldet, Crijpi habe wiederholt Anlaß genommen, seine rückhaltlose Befriedigung über die ans Friedrichs ruhe »nd Eger mitgenommenen Eindrücke zu äußern. Das italienische Cabiiict beabsichtigt nicht, die letzte Note Gvblet's über Massauäh zu beantworten, da es die Discnssion für geschlossen ansieht. — Die bulgarische Regierung bestreitet entschieden die ihr zngeschricbene Ab sicht, die macedonische Frage aufwerfen zu wolle». Paris. Das Cavallerie-Comitee prüfte eingehend die Modelle der in der englischen Armee eingeführten Lanzen; man bringt dies mit der Absicht, den Kürassieren eine andere Ausrüstung zu geben, in Verbindung. London. Nach der „Daily News" ist in Constantinopel die deutsche mit der spanischen Diplomatie thätig für einen Ausgleich zwischen der Pforte und Italien in der Maffauah-Frage. Berlin, 31. August, Mittags. Dem Vernehmen nach wurde König Oskar von Schweden vom Kaiser Wilhelm II. als Admiral n, In. suito der deutschen Marine gestellt. Es hat nicht sollen sein. Eine Erzählung aus dem Schanspielerleben von Heinrich Grans. ^ Nachdruck verboten. „Alexander! „Kehre zu Deinen, Dich mir offenen Armen erwartenden Eltern zurück! Alles sei verziehen, Alles vergessen! Falls Du Geld be- nöthigst, telegraphire!" — Diese Annonce konnte man im September 1867 in den Spalten fast jeder großen Zeitung lesen und da zu jener Zeit der Pjad der Oesfcntlichkeit für derartige discrcie Familien - Angelegenheiten noch nicht so häufig betreten wurde, wie heute, so war sie wvhl ge eignet, das Interesse, die Neugier des Publikums zu erwecken. — Was ließ sich hinter dieser elterlichen Aufforderung, wie dinier einem geheimnißvolleii Vorhang, nicht Alles vermuthen? Welche Vor gcschichte war die Veranlassung dazu? Eine der altrenommirtesten Handelsfirmen der Stadt Br., deren großartige Waarenlager und Magazine Colonialprvductc aller Art bargen, war die von Jakob Menari. Außer seiner Tochter Susanne, die an einen Bankier verheirathet war, besaß Menari einen kann, siebzehnjährigen Sohn, Alexander, der dazu anserschcn war, den, Vater einst ein würdiger Geschäfts-Nachfolger zu werden; auf dieses Ziel war die ganze, eisern-strenge Erziehung des junges Mannes gerichtet. In Alexanders Wesen war jedoch nichts von dem, was der Ruhe und speculativen Erscheinung eines Kaufmanns entsprochen hätte. Bei ihm war Alles, Persönlichkeit und Naturell, ideal, schwärmerisch veranlagt. Die Börse mit ihrem lärmenden, drängenden Verkehr, das Comptoir mit feiner nüchternen Buchfü rnng, seinen takten, todten Zahlen widerte ihn an, und wenn ihn der Vater mit Befriedigung durch das Gitter am Schreibpult über „Soll und Haben" ^erkiest glaubte, so konnte man, bei schärferer Beobachtung, neben idem Haiwtvnch noch andere Bücher erblicken, die mit dem Handel nichts zu schasse» hatten, Theaterstücke, wie: „Romeo und Julia", »Don Carlos" und namentlich ein vieigcbrauchics Exemplar des „Hamlet". — Die Liebe zum Theater war in Alexander bis zur Leidenschaft entwickelt und der Traum seines Lebens war es, die Gebilde unserer großen Dichterheroen einst von der Büh e herab Politische Rimdscha«. Chemnitz» den 31. August. Deutsches Reich. Die „Kreuzztg." schreibt: „lieber die Reise des Kaisers an die süddeutschen Höfe, sowie nach Wien und Rom sind dem Vernehmen nach endgiltige Bestimmungen noch nicht ge troffen. Doch steht soviel fest, daß die Abreise von Berlin in den Tagen vom 26. bis 28. September erfolgt. Der Kaiser begiebt sich zunächst nach der Insel Mainau im Bodensee zum Besuch bei den badenschen Herrschaften. Dort wird am 30. September der Geburts tag der Kaiserin Augusta gefeiert, und es ist wahrscheinlich, daß der Kaiser diesen Tag daselbst mitfeiert. Von der Mainau geht die Reise nach München znm Besuch des bayerischen Hofes; Festsetzungen über einen Besuch des württembergischen Hofes konnten nicht in Er wägung kommen, da der König von Württemberg sich seines Gesund heitszustandes wegen demnächst in ein südliches Klima zu begeben gedenkt. Von München erfolgt die Weiterreise nach Wien und Rom; doch ist noch nicht bestimmt, welcher dieser Höfe zuerst besucht wird. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß zuerst Nom und dann Wien den Kaiserbesnch empfängt." — In Bremerhaven glaubt man, der Kaiser werde dort am 8. September eintreffen und sich an Bord der Jacht Hvhenzollern zur Theilnahme an den Marinemanövern in der Nordsee einschiffen. — Die bei Kiel soeben staitgchabten Flottenmanöver haben als Resultat ergeben, daß ein Eindringen in die Kieler Bucht für eine feindliche Flotte unmöglich ist. Die vom Admiral Knorr befehligte Angriff-flotte unternahm in der Nacht zum Donnerstag einen außer ordentlich sorgfältig vorbereiteten und sehr schnell dnrchgeführten Landungsvcrsnch, welcher mit großer Umsicht in's Werk gesetzt wurde. An dem wirksamen Gcschützfeuer scheiterte aber der Angriff total. — Gegenüber vi.lverbreitcten Gerüchten, wonach der Fcldmarschall Graf Moltke sein Mandat als Reichstagsabgeordneter niederlegc» wollte, verlautet, daß eine dahingehende Absicht des Fcldmarschalls ältere» Datums nunmehr aufgegeben sei. — Wie der „Preuß. Staats-Anz." mittheilt, ist der bisherige Obcrprasideut von Leipziger in Hannover in gleicher ilmtseigenschaft in die Provinz Wcstprenßen versetzt worden »nd zugleich demselben der Kronenorden 1. Klasse verliehen. Es handelt sich bei Bennigsens Ernennung also ganz offenbar um eine bestimmte politische Kund gebung. — Bennigien's Ernennung znm Ober-Präsidenten der Provinz Hannover hat überall die verdiente Beachtung gefunden. Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, das; der Führer der national- liberalen Partei nicht bei diesem Amte stehen bleibt; vo n Landes- dircctor bis zum Minister war es immer noch ein weiter Schritt, vom Oberpräsidenten bis zum Mitglieds der Regierung ist es nur noch ein sehr kurzes Endchen. Daß Bennigsen Minister wird, er scheint jetzt so gni wie sicher. Man kann höchstens sagen, cs ist kein Platz im preußischen Ministerium frei. Die Ernennung zum Ober- Präsidenten ist aber auch nicht beute erfolgt, um morgen schon wieder umgcstoßcu za werden. Ebensogut wie für Herrn von Bennigsen ein Platz als Ober-Präsident gefunden ist, wird sich auch ei» Minister- Posten finde», wenn die Zeit gekommen ist. Das Ereignis; ist wciter als Zeichen dafür anznsehe», daß die preußische Negierung am Wahl- kärtcll festhült. Den» gerade auf Hannover hatte» die Hochkonscrvativen ihr besonderes Augenmerk gerichtet, ans dieser Provinz oder doch wenigstens einige» Bezirken hofften sie die Nationallibcralen hcraus- zuschlagen. Wie das Vorgehen der Regierung in der Bevölkerung ausgenommen wird, das werden die bevorstehenden Preußiichen Land tagswahle» zeigen. Die Ernennung Bennigsens znm Obcrpräjidentcn hat übrigens den Verlust seines Reichstags-Mandates zur Folge. Voraussichtlich wird der neue Oberpräsident invesseu wieder ein Mandat übernehme». — Im sechste» Berliner Wahlkreise fand am Donnerstag die Ersatzwahl für Hasenelever statt. Die Wahl verlief ohne Aus- vcrkörpern zu dürfe». Wie aber hätte er daran denken können, diesen Wunsch je erfüllt zu sehen? Kannte er doch das starre Vor uriheil seines Vaters in Bezug auf Künste und Wissenschaft, die er verächtlich für dummes, brvdlvscs Zeug hielt! — , Dagegen fand Alexander für seine Träume eine sympathische, verständnißi-olle Theilnahme bei seiner guten Matter, einer kleine», zarten Dame, mit einem Teint, rein wie Edelweiß, prächtigen Augen und sanften Züge». Die arme Frau, welche den ersten Stock des Hauses, mit seinen düster» Räume», bewohnte, war als reiche Erbin und eine Waise, »och sehr jung, an Herrn Jakob Menari verheirathet wvrvc». Ihr Vormund hatte die liebeleere Pariic, eine Vernnnfthcirath, arrangirt, und ohne von der Welt etwas gesehen zu haben, verlieb sie die kalten Mauern ihres Pensionats, um dafür die »och kälttren dieses allen Patrizierhan es einzntauschen. — Die Wirthschafc desselben lag in den Händen einer l nigjährigen treuen Dienerin, Fra» Weßelly, welche eifersüchtig ihre altgewohnte» Rechte bewachte, und so blieb denn der jungen Herrin des Haines nichts üting, als sich in ihren Räumen za b-schäfligcn, so gut es eben ging, und >hr Gute, von seinen kaufmännischen Unternehmungen in Anspruch genommen, ließ ihr darin jreie Hand. An ihrem vlnmenunuankten Fenster konnte man Frau Elisabeth Menari Jahr an» Jahr ein mit e-ner Handaroeit sitzen sehen vor sich die neuesten Erscheinungen der belletristischen Littcratur und die gclc ensten Journale. — Aach die Freuden der Mutter genoß die Aermste nur spärlich, denn da sie zu schwach war, ihre Kinder scltist zu crnähren, jo wurden diese gleich »ach der Geburt auf'- Land zu iner Bäuerin gegeben und iure spätere Erzie.,,»ng, bis ;ur Konfir mation, fremden Menschen anvertrant. Entscheidend war bei dieser Pädagogik, daß Herr Jakob Menari in seinem ganzen Hanse, wie in seinen Geschält-räume», eine peinliche Ordnung nud eine säst klöster liche Stille liebte. Seine Tochter Susanne war in einem Stift erzogen worden, aus dem sie als eia kaltes, herzloses »es hüpf in's Elternya >s znrnck- kegrte. Es war degreislich, daß M ittcr und Tochter wenig Be rnhrnngspiinkle fanden, nud daß die Letztere de» Heirathsanlrag eines jungen Bauqnicrs, Jamas Achtt, um io freudiger annahm, als sie dadurch den eiiiwrmizen, veengendcn V-rhiltuijsca der elter lichen Wohnung cutrnckl ivnrde u»o in die Weit eintreten konnte, denn ihr Gatte liebte cs, ein groncs Hans zu machen. 1 Der heutigen Nummer des Sächsischen Landes-Nnzeigerö Liegt bei das Beiblatt „Jllnstrirtes Unterhaltnngsblatt".
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