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Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880508
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-08
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.05.1888
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Nr. 106. — 8. Der jede» Wochentag Abend Git Datw» de» folgenden Tage») zur 'Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Lnzetger" mit täglich einem besonderen Unter» baltunasblatte und mit dem Exttabeiblatt Lustig» Bilderbuch kostet bei den Ausgabe, stellen monntl!ch7VPm., kei deüPost-Anst. Vb Pf. (1888er ZtgS.-SreiÄiste«r. ES.) !,n i lit»lo z , «inter.LlstnbubiffahrMilW fllt Tachsea. Illustr. »aledder de« Sächllscheu Landb-irä. 2ll«ft»>rll<Jahie-buch»«»j!a»tks-Aujoigerr. Sächsischer in I? „iUiii,i>L u'u , ioi- DrmStag, 8. Mal 1888, -> > — mit Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Mit täglich einem besonderen Unterhaltuugsblatt: r Kleins Botschaft — 2. sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts Z 4 Sächsisches ANetlei ^ 6. JvMiEeS NnMhWMgWM - 6. Sonntagsblatt - Ertta-Beiblatt: LnOgeS ZKMrh« I ^ ^ >>I ^ Telegraphische Nachricht«». l.j'i.7-« !i»» r „ ner schmaleneorpugp»^,.. »«WNgte Stelle (lsLaltLetitzeileM? «eiWIederholung grober Annoncen Bei Bestellungen von «uSwSrt- wolle mim JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» ge 8 Silben <korv»sschrist bilden ca. 1 geile.) Nnnoycenannabm« nnr bi» vornjmag. Buchdruckers tzbrmiittz. u».. rbeaterstrahe b (FernsprfMe0eM.)ll" Tesegr -Ädr.: Land^-Ajijeige^I Vom 6. Mai. Wien. In dem Prozesse gegen Schönerer wurde da- Urtheil Verkündet. Darnach ist Schönerer wegen deS Verbrechen» veröffent lichen Gewaltthätigkeit und wegen Beleidigung einer Wache zu vier- »nonatigem schweren Kerker, verschärft durch Fasttage, sowie zum Ver lust des Adels, der Stenograph Gerstgrasser wegen desselben Ver brechens zu zweimonatigem schweren Kerker vernrtheilt. (Auf Antrag des Staatsanwalts hatte der Gerichtshof beschlossen, die Beeidigung der Entlastungszeugen, welche sich im Gefolge Schönerer's bei dessen Eindringen in das Redaktions-Lokal des „Wiener Tageblatt- befanden, nicht vorzunehmen.) Petersburg. Der „NegierungSbote" meldet: Im Aufträge seiner Regierung übergab der deutsche Botschafter zur Behändigung nn den Kaiser Alexander die vom hochseligen Kaiser Wilhelm hinter- lassenen Insignien des St. GeorgS- und Wlasimir Ordens 1. Klasse. Hinsichtlich derselben hatte der hochselige Kaiser die Verfügung ge troffen, daß sie dem Kaiser von Rußland sofort zurückgestellt werden sollen, zum Zeichen der Anerkennung für dir ihm gewordene hohe Auszeichnung. Der „Regierungsbote" fügt hinzu, dieser Beweis herz licher Zuneigung für Rußland habe den Kaiser Alexander tief gerührt. Paris. Der „Matin" giebt eine Unterredung Boulangers mit Lcsn bekannten Sozialisten, Schneider Avronsart, wieder, während weicher Boulanger wörtlich äußerte: „Da Frankreich für mich ist, wäre ich sehr dumm, wenn ich daraus nicht Nutzen ziehen wollte," Andere in dieser Unterredung gefallene Aeußernngcn Boulangers sind geeignet, ihm die gesammte Arbeiterbevölkernng zu entfremden. Bon- langer reist dem Vernehmen nach am 12. Mai nach dem Departement Lu Nord. Sofia. Auf Antrag des Staatsanwals wurde gestern der Redakteur der „Trnowska Constitniia", Slaweikow, wegen Aufrei zung der Landbevölkerung zu gleichen Ausschreitungen, wie sie die Rumänen begangen haben, verhaftet. Berlin, den 7. Mai, Vormittags. Ein henteMor- qen 9 Uhr ausgegebenes Bulletin berichtet vom Befinden -es Kaisers: Da durch reichlichere Absonderung der Schlaf gestört wurde, fühlt sich der Kaiser heute etwas «satt. Pottttfch- Rundschau. Chemnitz, den 7. Mai. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottenburg. Die beiden letzten Tage der vorigen Woche hat der Kaiser fieberfrei und in recht erfreulichem Wohlbefinden außerhalb des Bettes verbracht und hat «» beiden Tagen im Kreise seiner Familie das Mittagessen einge nommen. Der Appetit war recht befriedigend. Ob freilich das Fieber Vollständig und dauernd schwinden wird, bleibt abzuwarten, da die Steigerung der Körperwärme nicht allein von der Entzündung im Wundeanal abhängt, die jetzt fast ganz gchobest ist. Abgesehen davon, Laß der Kaiser infolge der Zunahme seiner Kräfte selbst das Bedürs- niß ha«, sich zu bewegen, sind die Veränderungen der Lage und des Aufenthaltes von den Aerzten schon deshalb gewünscht uns angeorvnct worden, um die Wirksamkeit verschiedener Organe, welche durch die lange Bettruhe träge geworden waren, wieder anzuregen und zu be leben. Der Kaiser hat deshalb am Sonnabend nicht nur die Geh- und Stehversuche, die er am Freitag im kleinen Maßstabe begann, fortgesetzt, sondern fühlte sich auch so gclrästigt, daß er die ganze Flucht seiner Zimmer allein ohne Stütze zu durchschreite» vermochte. Sonst verbrachte der Kaiser die Stunde», die er außer dem Bett verweilte, zum größten Theile im Lehnstuhl zu, in welchen, er auch um 3 Uhr Nachmittags den Vortrag des Reichskanzlers hörte. Am Vormittag >hatte der Kaiser dem General von Albedyll Audienz ertheilt und die Suzon's Ende. Bon Emil Peschkau. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Währenddessen hatte Mathieu das Haus verlassen und nun taumelte er wie ein Betrunkener durch die Straßen dahin. War es denn möglich, daß wirklich alles zu Ende, alles ein Traum, der nun in Nichts zerronnen'? Das waren die attcn Straßen Mit den hohen, engbrüstigen Hiiuserrii, das war immer »och das gleiche, an den Bienenstock genrahnende Treiben, das war derselbe Himmel, der ihn mit seinem tiefen Kornblumenblau noch gestern, in Paris, bei jedem Schritt an ihre Augen gemahnt hat-e. Und Snzon war nicht mehr! Da lag das Theater, in dem man Vaudevilles, Lustspiele, kleine Operetten gab und in dem Snzon sich in wenigen Jahren zu einer geach'eten Stellung emporgeschwungen hatte. Die Leute drängten sich nach der .Vormittagskasse. Andere standen plaudernd unter dem weit vor- fpiingenden Glasdache der Thorhalle und wieder Andere umringten Leu Zettel, der in einem vergitterten Rahmen neben dem Thore hing. Unwillkürlich trat Mathieu näher — die Buchstaben flimmerten vor seinen Augen — da stand ihr Name. Ninetie — Mlle. Grevet Er schauderte und eilte weiter — vorbei an den Palästen von Perache, an den Schauläden des Quai St. Vincent. Da rauscht die Saune dahin und da — unter diesen alten, breitschattige» Platanen — wie oft ist er da mit ihr auf- und abgeschritten, Zukunftspläne spinnend und bisweilen ihren Arm so lebhaft a» seine Brust drückend, daß sie es ihm lächelnd verwies. Noch vor drei Tagen stand er d'a mit ihr an dem Geländer, das grüne Master floß klar und ruhig und es machte ihr Spaß, mit ihrem Spiegclgebilde, das die Fluth hcrauf- warf, neckende Zwiegespräche zu halten. Wie lachte er über ihre tollen Einfälle, über die launigen Sch.ltworte, die sie der Snzon im Wasser zuwars. Und dann, als sie sich plötzlich zu ihm wandte, ih» 'so ernst ansqh und ihn so ernst fragte: „Nicht wahr, Mathieu, T»l bist nicht böse, daß ich so bin, genau so wie das flüchtige Geschöpf chen da unten, Du liebst mich doch, Mathieu?" — wie heiß und innig preßte er damals ihre Hand an seinen Mund, was für ein berauschendes Wonnegefühl durchzitterte seine Brust! Und nun war fie todt — todt War eS da und todt da drinnen — war es nicht da» Beste, ihr zu folgen? Mit einem Sprunge war er im Grabe, ii« den Wellen, bei ihr! Besuche dev Käiserin Aügusta und des Kronprinzen empfangen. Die Lust am Arbeiten wächst von Tag zu Tag und die Aerzte haben da gegen anzukämpfen, daß der Monarch sich geistig überanstrengt. Der Kaiser beschränkt seinen Verkehr mit der Umgebung Nicht mehr ausschließlich auf schriftliche Aufzeichnungen, svndern unterstützt seine Mittheilüngen auch durch geflüsterte Worte. Beim Ausathmen tritt nämlich der größere Theil der Luft durch die KäNülenöffnting heraus, während ein kleinerer Theil durch den Mund geht. Dadurch erhalten die Lippenbewegungen einen Flüsterhauch, der naturgemäß sehr schwach ist, einige Worte aber für Nahestehende immerhin verständlich macht. Wirklich sprechen kann der Kaiser also nicht, und dies bleibt auch streng verboten. Am Abend fühlt sich der Kaiser stets etwas angegriffen, auch leichte Fieberschauer stellen sich ein. Trotzdem liebt er es aber, sich auch nach der Abendconsultation noch mit den Aerzten zu unter halten. Die Eiterentleerung ist ziemlich stark; man nimmt aber immer noch an, daß sie von den Luftröhrenabsceffen herrühre. Im Kehl kopfleiden ist keine Verschlimmerung wahrzunehmen, aber ebensowenig eine Besserung. Die Arbeit, welche auf dem Kaiser lastet, ist übrigens immer noch recht groß. Jede Poststnnde-bringt durchschnittlich etwa 70 Schriftstücke, und mit den Postboten concurrirdn in gleichem Um fange die Depcschenboten. Dazu kommen die von reitenden Boten des Hosmarschallamtes und des Auswärtigen Ministeriums herbeigebrachten eiligen Sachen. Am Sonnabend wurde ein eigenartig construirtes Zelt nach Charlottenbnrg gebracht, welche« dort im Schloßpark ausgestellt und zum Aufenthalt des Kaisers bei gutem Wetter benutzt werden soll. Die „Nordd. Allgem. Ztg" schreibt: Der Kaiser fühlte sich Sonn abend früh nach einer gut verbrachten Nacht recht wohl. Die Tem peratur betrug nur 37,2. Die Kräfte nehmen täglich zu, so daß der hohe Patient ohne Anstrengung Steh- und Gehversuche machen konnte. Die Versuche werden voraussichtlich den Uebergang zu völlig unbe hinderter Körperbewegung im Zimmer wie im Freien bilden. Der Appetit ist rege. Hiernach kann das augenblickliche Befinden als ein befriedigendes und nach den in der letzten Zeit gehegten Besorgnissen recht erfreuliches bezeichnet werden. — Vom Sonntag wird weiter aus Charlottenburg gemeldet: Es ist abermals eine Schwankung im Befinden des Kaisers eingetreten. Der Sonnabend verlief sehr gut, die Nacht zum Sonntag nicht ganz besriedigend. Das Fieber betrug schon Sonnabend Spätabend 39 Grad, Husten und Eiterung störten den Schlaf sehr. Der Kaiser fühlte sich matt und wurde erst durch späteren Schlummer gekrästigt. Sonntag Vormittag war dir Stim mung gehobener, über das Schwächegesühl immer noch vorhanden und der Kaiser stand erst Mittags auf. Fieberstand 37,9. Vielleicht rührt der Wechsel von den Gehversuche» der letzten Tage her, die den Kaiser doch mehr angestrengt zu haben scheinen, als es erst schien. Der Appetit war geringer. Möglich ist es auch, wenngleich nicht bestimmt, daß das Halsleiden störend auftritt. Die kronprinzlichen Herrschaften statteten den Majestäten Besuch ab, auch andere Familien glieder fanden sich ein, sowie am Nachmittage der Oberceremonien- meister Graf Enlenburg. Nachmittags war der Kaiser auch wieder wohler und ziemlich munter. Es wird aber für die Folge außer ordentliche Vorsicht beobachtet werden müssen. Die Kaiserin Victoria »nd die Prinzessinnen fuhren im geschloffenen Wagen nach Berlin, um den kleinen Prinzen Wilhelm, den ältesten Sohn des Kronprinzen, zu beglückwünschen, der an diesem Tage sein 6. Lebenjahr vollendete. Der Wagen war vollgesüllt von prachtvollen Hosen- und Mai glöckchenbouquets, welche Großmutter und Tanten dem kleinen Prinzen überreichen wollten. — Für eine Uebersisdlung des Kaisers »ach Potsdam sind die Salonwagen völlig fertiggestellt. Wann die Reise erfolgt, ist noch nicht festgesetzt. — Am Abend lauteten die Nach richten vom Kaiser entschieden besser. Die Aerzte wünschen aber, der Kaiser möge die Thätigkeit aufts Acußerste beschränken, damit die Kräfte sich ungestört entwickeln könnte». Zu Besorgnissen liegt heute ebensowenig wie in voriger Woche Veranlassung vor, indessen kann jeder Tag das Bild der Krankheit ändern.^ Hoffen wir das Beste für die nächsten Wochen! — Die Kaiserin Victoria, welche schon bei ihrer Abreis? s» das UeberschwemmungSgebiet der Elbe an neuralgischem^ Kopfschqerz heftig zu leiden hatte, die Reise aber nicht aufschicöen tpollte, hqft.M während derselben »och eine Eckältimg zugezogen und daher länger« Zeit da« Bett hüten müssen. Jetzt ist die hohe Frgu völlig wieder- hergestellt. — Kronprinz Wilhelm hat Herrn Karl Schurz in besonderer Audienz empfange», vom Reichskanzler wurde Schurz zur Tqfel ge laden. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck empfing, wie miWkeflt wird, dieser Tage den Besuch zweier hervorragender Persönlichkeiten des Auslandes und sprach sich dabei mit großer Offenheit über die politische Lage aus. Er befürchte keinerlei Friedensstörung in nächster Zeit. Ueber die Absichten des Zaren sei er vollständig beruhigt. Es sei gleichgiltig, welche Stellung einzelnen Panslawistenführern im offiziellen Rußland eingeräumt worden sei; der Zar gestehe dies«« Personen keinerlei Einfluß auf die auswärtige Politik zu. In Bezug auf die orientalischen Angelegenheiten glaubte Fürst Bismarck sicher zu sein, daß „die österreichischen Staatsmänner keine nervöse Reiz barkeit zeigen würde», falls irgend etwas im Balkan aus dem ge wöhnliche» Geleise kommen sollte; man werde immer England bei der Besetzung von Konstantinopel den Vortritt lassen." Die boulan« gistische Bewegung überging Fürst Bismarck mit der ironischen Be merkung, für Deutschland habe dieselbe keine Bedeutung. — Zur politischen Lage wird der „Köln. Ztg." aus Berlin ge schrieben: „Roch wenig geräuschvoll, aber doch den Kündigen wahr nehmbar, mache» sich Anzeichen geltend, als ob in nicht allzulange^ Zeit die Aufmerksamkeit der Politiker wieder einmal lebhafter al* bisher auf die Balkanländer gelenk! werde» solle. Ob es dabei z» einem sichtbaren Eingreifen Rußlands kommen würde, ist allerdings fraglich; der mitteleuropäische Friedensbund redet dafür eine zu ver nehmbare Sprache. Aber in Macedonie», auf der serbischen Grenze und in einigen Gegenden Bulgariens ist Zündstoff genug, um ei» kleines Feuer zu veranlassen. Der Fürst Ferdinand bereift sein'Land und scheint im Ganzen gut ausgenommen zu werden, wenngleich von einer besonderen Begeisterung füglich nicht gesproch.» werden kann. In Wien und Pest waren dieser Tage Gerüchte im Umlauf, wonach es der Prinzessin Clcmentine gelungen wäre, die Versöhnung ihre» Sohnes mit Rußland zu bewirken, und daß demnächst wieder russische Generale nach Bulgarien gehen würden. Da» M natürlich eine - plumpe russische Machenschaft, bestimmt, die Bulgaren gegen ihren gewählten Fürsten mißtrauisch zu machen und die Besorgniß gegen ihn zu erregen, als wolle er im Nothfalle das Land an Rußland verrathen." — Wie die „Germania" ini'ttheilt, wird in diesem Jahre eben falls eine Generalversammlung der deutschen Katholiken abgehalte» werde», doch ist der Versammlungsort bisher noch nicht festgestellt. — Zur Frage der Militärreformen schreibt die „Post" : Wie uns aus orieiitirten militärischen Kreisen mitgetheilt wird, entbehrt die unter anderen angeblichen Uiiiformirungs-Beründcrungen untcrgebrachte Nachricht, daß den „schweren" Kavallerie-Regimentern der „lange* Karabiner wieder entzogen werden würde, der Klarheit und Richtig keit. Die schwere Kavallerie, die Kürassier-Regimenter, bleiben be züglich ihrer Bewaffnung unverändert. Die Ulanen zählen nicht z« den schwere» Reiter-Regimentern, nehmen vielmehr eine Mittelstellung zwischen den Kürassieren als schweren und den Dragoner-und Hnsaren- Regimentern als leichten Regimentern ein. Die europäische Kavallerie, ja selbst einschließlich der russischen Kosaken-Regimenter, hat sich mehr und mehr weittragenden Schußwaffen als einem Theil ihrer Be waffnung zngewendet; in Deutschland ist der neue Karabiner als > unabweisbare Waffe auch bei den Ulanen eingeführt werden. Bei. > der leichten Kavallerie, vorerst bei den Husaren, wird aber vielleicht außer Säbel und Karabiner anch noch die Lanze (ohne Fähnchen) eingefüh'rt. Die Versuche hiermit, insonderheit die Erwägungen, der wievielte Theil,nur einer jeden Schwadron mit diesem Kampsmittet Jetzt aber dämmerte etwas in ihm auf, Was ihn seinem traum hasten Zustande entriß und ihn der Wirklichkeit zurtickgab. Sie war nicht freiwillig aus dem Leben geschieden — nein — daS war un möglich. Man hatte sie ihm geraubt, man hatte sie getödtet. Und es war seine Sache, den Mörder zu entdecken und dann vor ihn zu treten — Aug' um Auge, Zahn um Zahn — eine Buße, die klein war für solch ein reiches, herrliches Leben. Es fehlte ihr n cht an Feinden, ihm nicht an Nebenbuhlern. Unter ihnen war ihr Mörder — er konnte ihm nicht entgehen. Das zog leise in seiner Brust herauf, umspann ihn immer mehr und erfüllte ihn endlich ganz mit einer wilden Rachlust. Er stand schon dem Mörder gegenüber, er sah ihm ins Auge und seine Hände zuckten, seine Schläfe pochten, sein Herz schwoll. Dieses heiße, leiden schaftliche Herz, das sich ganz hingab, wo es liebte, haßte nun mit derselben Gluth, und dieser jähe Haß verlieh seinem fast gebrochenen Körper die alte Spannkraft wieder. Sein Leben, das ihm verloren schien, hatte nun wieder Zweck und Ziel, und eine fieberische Unge duld wühlte i» ihm, dieses Ziel zu erreichen. Er sprang auf und eilte weiter, ohne einen Entschluß gefaßt zu haben, ohne zu wissen, was er zunächst unternehmen sollte. Wer war der Mörder? Wer konnte der Mörder sein? Je mehr er darüber nachdachte, desto ferner rückte ihm das Alles wieder. Zuerst hatte er geglaubt, nur die Hand auSstreckcn zu dürfen, um den Verbrecher zu fasten, und jetzt wußte er nicht einmal, wo er ihn suchen sollte. Unter seinen Nebenbublern? — Ach Gott, jeder Mann, der mit Suzanne in Berührung kam, mußte sich mehr oder weniger in sie verliebe», das war nicht zu ändern, das war natürlich. Aber Keiner konnte ihr näher treten, denn sie wies alle ab und hatte eine eigenthümliche Art, die Zudringlichen von sich fernzuhalte», ohne sie gerade zu verletzen. Und was ihre Feinde betraf! — Hatte sie denn wirkliche Feinde? Konnte man die Rivalinnen am Theater Feinde nennen? Und wenn cs auch wiederholt vorgekommen war, daß eine eifersüchtige Künstlerin i» ihrer blinden Wuth der Kollegin den Theatcrdolch in die Brust stieß oder ihr ein Fläschchen Vitriol über das Gesicht goß — Snzon war so bescheiden und zurückhaltend, sie drängte sich nirgends vor und «alnn in ihrem Theater nicht einmal den Platz ein, der ihr gebührte; war es da möglich, daß Neid zu einer so grausigen That führen konnte? Und wenn nicht — wo lag der Schlüffe! dcS Geheimnisses? An einen Raubmord war nicht z» denken, denn in den Zimmern war ke ncrlei Unordnung »nd nichts schien zu fehlen, obwohl die Schmucksachen offen auf Tischen »nd Schränken Herumlogen, wie immer. D e Wohnung war von innen geschloffen, ein Eindringe» durch die Fenster kaum möglich. Und dann war Snzon ja durch Gilt gestorben, und wann hat ein Raubmörder je zu Gift gegriffen? Und wie seltsam — nirgends war etwas, was das Gift verrathe» hätte. Kein Glas, keine Tasse, kein Stück Papier. Die Lampe war gänzlich ausgebrannt, der Cylindcr dicht mit Ruß besetzt, ei» Buch lag ne en dem Divan auf dem Fußboden. Sollte Snzon doch selbst ihrem Leben ein Ende gemacht haben? Aber das war das Unsinnigste von Allem, das war unmöglich Snzon, die muntere Snzon mit dem göttlichen Leichtsinn, der ihr da» Leben zu einem Traum machte und ein Theil ihres Reizes war. Konnte doch nichts ihre Laune verderben, gab cs doch keinen Verlust, der ihr tieferen Kummer machte, keine Entbehrung, die sie verdroß. Wie ein Schmetterling über Blumen und Unkraut hinweg, so gaukelte sie durch das Leben, und jede Thräne, die in ihrem Auge aufstieg, erstarb in einem Lächeln, wie die Thräncv von Kindern. Und jetzt, wo sie lieble, in dem Augenblick, da man die Vorbereitungen zur Hochzeit traf, cm dem Mathieu nach Paris gefahren war, um ihr« Papiere zu besorgen und sein mütterliches Vermögen aus dem Depot zu nehmen — jetzt sollte sie Gift genommen haben? Es war un möglich — ganz unmöglich! Ihr Leben lag so klar vor ihm da, wie ein Helles, durchsichtige» Berggewässer. Sie hatte keine Geheimnisse vor ihm, ih-e Natur war überhaupt nicht im Stande, irgend etwas zu verbergen. Das Herz lag ihr immer auf der Zunge und über ihre Fehler sprach sie mit derselben naive» Offenherzigkeit, wie über ihre Vorzüge. „Ich bi» >inmal so," Pflegte sie zu sagen, „warum soll ich mich darüber grä men? Der Vogel muß ja auch mit dem Gefieder zufrieden sein, das ihm der liebe Gott gegeben hat, und mir hat er doch auch »in paar hübsche rolhe Federchen in den Pelz gesteckt, nicht wahr? Und Du Machten, würdest mich auch lieben, wenn ich ganz schwarz wie Deine Krähe wäre, wenn ich noch viel, viel äcklüumer wäre, al» ich bin." — Auch in ihrer Vergangenheit gab e^Mhls Tkunkles. Sie war da» Kind wohlhabender Lerne, etwa- verwuschelt und verzogen» und erst als die Eltern starben und nichts hinterließen, war sie zu», Theater gegangen, für da» sie schon frühzeitig eine fast leidenschaft- liche Neigung empfunden halte. Seit vier Jahren war st« bei der Bühne, stieg aber trotz ihrer gewinnenden Erscheinung und ihrer air-
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