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Erste Beilage z i Nr. 148 der „Sächsischen Dorfzeitung" vom 14. December 1901. — Residenztheater. Während an den Nach- Mittagen da- von den HauSdichtrrn de- Refid-nztheatei- Selig und Witt verfaßte Weihnacht'stück „Der Edelweiß- kvnig" mrt großem Erfolge bemüht ist, bei Groß und Klein echte Welhnachttstimmung Hervorzurusen, pfl-gen die Abendvorstellungen in seltener Mannigfaltigkeit die Operette. Hier bewährt sich da- di,-jährige Entemble de- Residenz» 1h«ater-, wie „Der Bogelhändler" am Mittwoch be wies, ganz besonder- gut und e- bedarf eigentlich gar nicht de- Jwpo, te- fremder Gäste Frl. Ada Milani zeichnete sich durch muntere-, aber nicht allzu graziöse- Spiel und ansprechenden, m der Höhenlage mitunter etwa- dünnen und spitzen Gesang au-; tdre Brirschnftel war »m G.nzen doch etwa- gar zu vorr^lümäh'g. Herr Bauer bot al- Bogelhändler, welche Rolle ,hm wohl besonder- gut liegen mag, die weitaus beste seiner bisherigen Leistungen und Frl. Trude Schwedler excellirte, wie »mmer, kratt ihrer wahrhaft klangvollen, tr.fflich geschulten Stimme. Schauspielerisch ganz hervorragende Leistungen gaben die Herren Friese, Bayer, Delfs und Weise und die in trockenem Humor unverwüstliche Frau Minna Hänsel. — Die von der Dresdner Kuvstgenossen'chast am Donnerstag eröffnete Weihnachtsmesse (Lchöfler- gasse 4 II), welche bi- mit 24. d. M. täglich von 1» Uhr vormittag- bi- 9 Uhr abend» entreefrei besucht weiden kann, wird während genannten Zeiträume- aus Da- kuntt- liebende Publikum eine besondere Anziehungskraft deshalb ouSüben, weil nur ausgesucht werthvolle Kunstwerke — Ge mälde rc — in großer Zahl daselbst au-gest.llt sind. — AuS der Staotverordnelens'yung. Bor Eintritt in die Tagesordnung gedachte Vorsteher vr. Stöckel de- 100jährigen Geburtstage- Königs Johann, dtfsen Andenken die Anwesenden durch Erheben von ihren Platzen ehrten. Den ersten Punkt der Tagesordnung nach Erledigung der Reg'stiande bildete die Raihsvorlage, welche da- E,«greisen der Stadtgemelnde zu Gunsten der Einleger und Schuldner der in Konkur» gerathenen hiesigen Spar- und Vorschußbank zum Gegenstände hat. Sladtoerordnetenvoistther Rechts anwalt Ür Stöckel wie- zunächst auf die eingegangene Raihsvorlage hin und brachte sodann ein Gesuch >.on bk Spar und Grünuntervereinen, die 2796 Mitglieder zählen und bei der Spar- und Vorschußbauk 63.44Z M. einge- zahlt haben, zum Vortraae. In diesem Gesuche wird um Wahrnehmung der Interessen der Einleger gebeten. Der Vorsteher empfahl unter eingehender Begründung auf'- Wärmste die Annahme der Raihsvorlage. Stad'v. Bau- , meister Hartwig stellte folgenden Antrag: „Kollegium wolle beschließen, dem Vorschläge des Rathe» unter d r Erwartung beizutreten, daß von ihm die g-gen die Direktoren und AutfichtSrathsmitglieder der Spar- und Vorschußbank geltend zu machenden Regreßansprüche als- § bald und mit Nachdruck verfolgt werden, er auch dem j Kollegium hierüber seinerseits eine Mittheilung zugehen lasse." Stadtv. Buchvrockereibefitzer Glöß gab einen Ueberblick über die Sanirungsversuche, welche die Kom- ! Mission der Einleger unter Führung des Rechtsanwaltes vr. Böhme angestellt hatte und erklärte, daß seiner lieber- zeugung nach nur bei einer noch jetzt in die Wege zu leitenden Sanirung die Verluste auf das geringste Maaß zu beschränken sein dürften. V cevorsteher RechiSanwolt vr. Häckel trat für die Raihsvorlage ein, empfahl aber zugleich auch eme andere Organisation der Sparkaffe, die sich den Bedürfnissen der heutigen Zett und de» heut'gen BerkehrS anpaffen müsse; er stellte einen entsprrchenden Antrag. Stad>v Rechtsanwalt vr. Krumbiegel st llie den Antrag: „Kollegium wolle der Hilfsaktion nur nmrr der Bedingung zustimmen, daß die Darlehnsemp'änger nicht genölhigt werben, dem DarlrhnSgebrr über tue Boll macht zur Anmeldung im Konkurle und zur Empfang nahme der Dividende hinaus eine schriftliche unkundbare Bollmacht zur Vertretung im Konkurse auszufertigen." Diese drei Anträge wurden schließlich ebenso wie die RathSvorlage angenommen, worauf der Vorsitzende unter lebhaftem Beifall des Kollegiums der Hoffnung Ausdruck gab, daß die heutigen Beschlüsse den betroffenen Mitbürgern zum Segen gereichen möchiea. Es erfolgte sodann noch die Bewilligung mehrerer Posten zu Stroßenbauten usw. und die Regulnung mehrerer unterer Bramtenstellen. — Die i» Jnkr.sse der durch dea Zusammensturz der Spar- und Vorschußbank Geschädigten den Stadt- verordueten zugegangene RathSvorlage hat folgenden Wo>tlavt: Der Rath hat beschlossen: n) fich für die Stadt- gemernde Dresden der der von tun bezeichneten Bank.n beabsichtigten Hilfsaktion zu Gunsten der Inhaber von Buche'ulagen bei der hi.figen Spar- und Borschußdank nach Höhe von 40 Procent der Gesammldarleha-fumme, jedoch nicht mehr als inSgesammt 346,000 M zu be- theilrgen, d) für die velhettigung der Stadt bei der Hilfsaktion bi- zu 346,000 M. au- den Mitteln des hiesigen Leihamte- zur Verfügung zu stellen, o) zu rr und d die Genehmigung der vorgefetzten Regierungsbehörde und die Zustimmung der Stadtverordneten eiuzuholea, ck) da- Finanzamt im Einvernehmen mit dem BerlaflungS amte zu beauftragen, nach Erledigung von Punkt c die erforderlichen Bereu.barungen mit den betheiligten Banken zu treffen. — Am Mittwoch Abend fand im Saale der „Reich-- hallen" eine stark besuchte Versammlung von Mitgliedern hiesiger Spar- und Grünuntervereiue statt, welche als Einleger an der in Konkurs befindlichen Spar- und Vorschußbank betheiligt find. Zur Debatte standeiue, vom Einberufer und Leiter der Versammlung, Barbierstubeab«fitzer Richter, Annenstraße, eingedrachte Resolution: „Die am 41. December in den „Rnchshallea" versammrlien Vor standsmitglieder u. s. w. der Dresdner Spar- und Grün- »ntervereine erlauben fich Folgende- an die geehrten Ver treter der Stadt Dresden mit der B.tte zu unterbreiten, die Jutereffen der viele» laut beisolgeuder Liste ersichtlichen Mitglieder, welche meist derjenigen Einwohnerklafle ange« dören, die fich nur aus diese Sparweise ein Weihnachten sowie daS darauf folgende M etdquartal erübrigen, so viel al- in ihren Kräften steh», zu vertreten resp. zu ermög lichen, wenigsten- einen Theil der gesparten Gelder zur Auszahlung bringen zu können." Recht-an voll vr. Bödme schilderte die Loge der Borschußbank und die zu ihrer H'lf-aktion eingeleiteten Schritte, die nach seiner Ansicht niemol- ernst gemeint gewesen seien. Den 7 M llionen Ma k Einlagen stehen 6 Millionen in Hypotheken und 3'/, Millionen in Wechseln gegenüber; von den Ersteren hat aber die Prüsunaskomwrsfion 900,000 M. al- minder- werthig obges-tz». Die Gerüchte, die Bank Hobe nach dec S'st'rung der Zahlungen noch einzelne Eiuleg-r befriedigt, find damit zu erklär,n, daß in besonder- dringlichen Fällen die KommisfionSmitglieder mit ihrem eigenen Vermögen eingesprungen seien oder die Brnk Geld nur in Form eine» Darlehn» bis höchsten» 20 Proc de- Einlagebetrag» und lediglich unter der B-rpfftchtung gegeben habe, bei eventuellem Konkurse da» Da,leben zurück zu zahlen. Wenn der Konkurs nicht in der üblichen Weise, sondern unter kräftiger Wahrung der Jntereff-n d r E-nleger, wo zu in erster Linie Zett, Geduld und Vertrauen gehören, durchgelührt wird, so würden die Einleger eine unter Um ständen s'lbst volle Deckung haben können. Vielleicht sei folgende- P ojekt durchführbar: er beabsichtige eine neue Bank zu gründen mtt einem Kap tale von 2 Millionen; 1 Million müßten die an der Vorschußbank brthe>l'gten größeren Einleger e'nzahlen, denen dalür iu den Aktiven der sallit n Bank Sicherheiten geboten werden sollen; die andere Million wolle er von der Stadt zu erlangen suchen, der dafür die Hyroth k<n der Vorschußbank ver pfändet werden sollten. Die Stadt könnte diese Summe um so eher zahlen, al» sie doch ein Interesse habe, Hunderten von immerhin steuerkräftigen Existenzen au» dem Mittelstände und manchem kleinen Handwerker den Kredit za erhalten — Der sächs. Lehrerverein ist kn- jetzt der einzige Lehrervere n deS deutschen Reiche-, welcher durch Uebernabme des Haftpflicht'chutze- für olle seine Mit glieder zur Selbsthilfe geschritten ist. Dieser neueste Akt genoffen'chaftlicher Selbsthilfe im sächs. L-hrerver-lne ist aber auch den höheren Lehrern nicht unbekannt geblieben und will man sich dort auch mit der Ang l genheit beschäftigen. — Erneuerung der Zeitung-bestellungen. "eim Herannahen de- neuen Kalender-Vierielj-d-e« machen v>r unsere Leser darauf aufmerksam, daß die Einziehung ver Zettungsg lder neuerdings sowohl im Ort»- wie im Landbestelldez rke und zwar in der zweiten Hal te des letzten Monats eines jeden Vierteljahre» durch d'eOrls- und Landbrrefträger stai'findet welche auch berechtig? find, über die erhobenen Zeitungsgelder vollgilt,ge Q ittung zu i-isten ge lungen, auf die der Bezieher nicht mehr ubonniren will, können von ihm oder dem Briefträger im Bestellzettel, welchen der Briefträger vorlegt, gestrichen neiden. Wird die Bestellung einer bi-her noch nicht be zogenen Zeitung gewünscht, so wird dieselbe von dem Be- z-h-r od-r von dem bestellenden Boten in den Bestell- ettel nachgttragen. D e Annahme der Bestellung erfolgt unter dem Bo behalte der nachträglichen Prüfung fetten» der Postanstolt. Dem Publikum ist fortan auch gestattet, a,e Einziehung von ZenungSgeldern bei den Postaustalten christlich zu beantragen. Für derartige Bestellschreibea oder Be> ellkarten kommt eine Gebühr nicht zur Erhebung; sie können in die Briefkästen gelegt oder dea bestellenden Boten mitg-g-ben werden. — Nach der Vorschrift in ß 1861 de» deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches hat, wenn der Aufenthalt eine» Mündel- in oen Bezirk eine» anderen Gemeinde waisevrath» verlegt wird, der Vormund dem Gememde- waisenratüe dis bisherigen Aufenthali-ort- die Verlegung mitzutheilev Dieser Bestimmung wird von den Vormündern in sehr lässiger Weise nachgegingen, w S den Gemeinde- waisenräthen die Beaufsichtigung der Mündel ungemein erschwert E» wnd de-yalb hierauf noch besonder» auf merksam gemacht. Erne solche Anz-ige kann in ganz kurzer Form geschehen (Name deS Mündel», ze'tderger Aufenthaltsort, neuer Aufenthaltsort, Datum, Unterschrift de» Vormundes) und ist, wie schon bemerkt, m allen Fällen zu richten an den Gemeindewalsrnrath de» bisherigen Auf enthaltsortes. Säumigkeit der Vormünder in dieser Be- z'ebung kann für sie zu ganz empfindlichen Nachtheilen, nach Befinden zu ihrer Entlastung wegen pfl chlwidrigen Verhaltens führen. — Der Verein für sächsische Volkskunde hielt am Dienstag, wie in früheren Jahren, einen „volks- thümlichen" Abend ab, der durch die Anwesenheit Ihrer könrgl. Hoheiten des Prinzen Georg, der Frau Prinzessin Johann Georg, sowie der Prinzessin Mathilde ausgezeichnet wurde Den Sbeud leiteten mufikaltsche Borträge Volks- thümlicher Art ein. Sodann sprach eine jugendliche Alten- burg-rm, Theresia Heuschkel, einige Vorträge in Alten- bu ger Dialekt und al-dann erfolgte die Vorführung von Spielen au» dem 18. Jahrhundert durch «ne Anzahl Knaben und Mädchen. Nach dea Kindern erschien Mertzer M Bohla, der wert und breit bekannte HochzettSmufikant au» Schleife in der Oberlaufitz, mtt seine« Geisten in Nationaltracht aus der Bühne und spülte bez. sang eraige seiner helmalhstchen Weifen. Hierauf »ahm tue Aufführung der volkskundlichen Studie au- dem Königreiche Sachsen von W. A. Eberwein „Bergmana-dilder" ihrer» Anfang Die wirkungsvolle Darbietung, die da» Publikum wieder holt und am Schluffe z, laute» BelfallSdezeugungen er munterte, schildert m einfachen Versen und m prunkloser, volkStyümlicher Weise unter Verwendung vorhandener Berg- monn»poefie und aufgefundener Bergmann»weisen da» Leben eine» sächsischen B rgmanae». De» verbindende» T xt sprach Hofschausp.eler Hugo Waldeck. Die sämmtstchen Mitwirkenden sanden für ihre Leistungen reichliche An erkennung und durch da» auSvelkaufte Hau» ging allgemein der Lon der Befriedigung über da- Gesehene und Gehörte. — In der von der Dresdner Handel-- und Gewerbe Kammer am 11. d. MtS. im Saale der Dresdner Kaufmannschaft abgehaltenea letzten gemeinsamen Sitzung verabschiedete fich der auSsche«dende bisherige Kamwer-Pläfident Konsul Lüder-Dresden aut Sorten de- Danke« sür die während seiner AmtSsührung g-lundene Unterstützung u. s. w Die versammelt,« Mitglieder beider Kammern ehrten ihren Präsidentin durch einmüthrge» Erheben vo« den Plätzen Seiten- der Handelskammer wurde dem selben zum Andenken an seine 24 jährige Mitgliedschaft (wo von 16 Jahre auf da» Amt al» Bicep-äfident entfalle«), sowie in Anerkennung seiner aufopfernden Thätlgkert sür die Verbesserung von Handel. Gewerbe und Industrie im Kammerbeziike ein Album mit den Bldern sämwt» licher Mitglieder und Beamten der Kammer überreicht, wofür der Geehrte mit den besten Wünschen sür da- seraere Wohlergehen all-r Schevkung-stifter tiefgerührt dankte. Auch wird noch zur sichtliche» Eriuverung an den zurück- tretende« Kammer-Präsidenten dessen sprechend ähnlich ge malte- lebensgroß - Bild im S'tzungSlaale der Kaulmaan- schaft einen Ehrenplatz erhalten. Nach nun 40jährigem Bestände bilden die Handels- und die Gewerbe-Kammer von Neujahr 1902 ab je eine besondere Kö perschast. Am l2. December hatte die Neuwahl aller 26 Mitglieder der Handelskammer zu erfolgen — Im Wetteren hielten beide Kammern je eine E-nzelfitzung ab. In oer Handels kammer fand folgende Rewlution g gen 5 Stimmen Annahme: „Die hohe Ständeoersammlung wolle die Ein- führung einer Verwögenssteuerablevnen, die Grund steuer aber beibehalten, da mehrfache Bedenken gege» eine Vermögenssteuer sprechen und da bei der in Aussicht genommenen Sparsamkeit und bei V rschiebung nicht unbedingt dringlicher Aurweadungm auf b ffere Zeiten die bisherigen Einnahmequellen des Staate- neben den von der Regierung sonst geplanten neuen Steuern nach Wiederkehr regel mäßiger winhsckaftffcher Zustände auch für Lie erhöhten Staat-erforderniff- au-reichen werden, so daß eine wertere dauernde Steuer in Form der Vermögenssteuer entbehrlich ist." — In dem Proz-ffe gegen b,e Grundstück»- und Hypothe kenschwin ler Friedel und Arndt zogen fich die peisönliche Vernehmung der Angeklagte», die Ver lesung der Grundftücketoxea und Gcundbachauszüge, sowie die Zeugenveinedwung-n mehrere Tage lang hin. Zu den bereits genannten Geschädigten traten noch verschiedene Andere hinzu; so hat der Zeuge Röder-Trachau sei» ganze» Vermögen von 20,000 M. verloren Alle Be t'ogrnen haben dem Angeklagte» F iedel, der damals Ge- mernderath war und eine große Rolle m Naußl tz spielte, einen Betrug nicht zugetraut. Line arme Schneiderin brachte ihm ihre grsammlen Ersparnisse von 13,000 M. mit der Bitte, da» Geld sicher aozulegen, da es ihr nicht aus Hoge Zinsen ankäme, al» vielmehr darauf, für ihr Alter einen Nothgroschen zu haben. Die 13 000 M gelangte» wider Verabredung auf ein unndermerthige» Grundstück zur Eintragung und gingen verloren. Der so oft wiederholte Betrug wurde dadurch ermöglicht, daß für da» Gruad- buchamt nicht die Straßennummer deS zu beleihenden Grundstücke» maißgedend ist, sonder» die Folium»ummer im Grundbuche. Da von auf derartigen Betrug a»S- g henden Grundstücksinhabern eme Feststellung der Richtig' keit der beide« Nummern aber n^ch Möglichkeit erschwert wird, so schöpfen die Darleiher m den meisten Fällen keinen Bei dacht, daß in dem Hvpothekevbriefe ei»e auf ein andeie» Grundstück bezügliche Foliumnummer ein getragen sein könne, als ausgemacht war. Uad werm sie e» merken, dann ist e» gewöhnlich zu spat. In seinem Schlußplaidoyer wie» Htaat-aawalt Gerhardt auf die Entwickelung de- Bauunterneymerthum» m Dre-de» und Umgegend hin. Zu der Zahl der reellen und kapital kräftigen Unternehmer habe fich eine Horde vo» Damnum, jägern und „Schluckern" gesellt, die nun nach und nach in die Hände der Just-z fallen. Friedel ist entichieden ei» wohlbewanderter Geschäftsmann, der durchaus nicht geistes krank ist, nur da- Schuldbewußtsei» hat ihn i» letzter Zeit kop los gemacht Ihm ist aber Arndt über, eia kühl abwägenoer, kalt ber-chnender Mann, der fich keine Blöße giebt und auch dann noch leugnet, wenn Tyatsachen gegen ihn sprechen. Wäre Friedel nicht Neurastheniker, so würde der StaatSanwatt da» Maximum der Freiheitsstrafe be antragen, aber m der gegenwärtigen Lage wolle er nicht aus die Höchststrafe zukommea. Gegen Arndt möge das Gericht eine solche Strafe wählen, daß die von Arndt gelegte Kaution (VO.OOO Marl) nicht genügend er scheine, einer sofortigen Verhrftung vorzubeugen, den» eine« Menschen wie Aino» ,st es zuzutranen, daß er nach seinem geschäftlichem Zusammenbruch da» Wette sucht und fich der gerechten Strafe entzieht. Der Beitheidlger Friedel'», Recht»anwalt vr. Bernhardt, bat um eine milde Strafe und um angemessene Anrechnung der ll"tersuchu»g»haft für Friedel, der 1 Jahr 3 Monate in Ha t fitze, nur weil er nicht iu der Lage war, wie sei» Komplice L0.000 M. Kaution zu stellen. Rechtsanwalt vr. Alfred Lehmann, der Vertheidger Arndt'-, suchte die belastenden Aussagen Friedel'» al» unglaubhaft zu beweisen. Die Berkündigang de» ürtheils wurde auf heute Sonnabend Bormittag 9 Uhr avberaumt. — Aus dem Gerichtssaale. 1) Der 1862 in Großnaundorf bei PulSnitz geborene Buchhalter uad Agent Heinrich Prengel war wegen Beamte»bele»dig»»g vom hiesigen Schöffengerichte zu 9 Mo»aten Gefängniß ver. urtheilt worden »nd hatte dagegen Berufung eingelegt. Er hatte in einer schöffengerichtlichen S'tzuag gegen eine» gegen ihn al- Zeuge sungirenden Gendarmen eine schwere Beleidigung, die den Borwurf der D>e»stvernachlä'figung enthielt, ausgesprochen. Die Berufungsverhandlung ergab, daß nicht zu erweisen sei, daß der Angeklagte Pie Be hauptung wider dess-re» Wissen, daß er ober au- Fahr- laifigkeit verletzende A.uherungen getha« habe, bei deren Beurtheilung fern ftrafdefiecktrs Verüben i» Berücksichtigung zu ziehen sei. E» erfolgte daher Berurtheilung zu 4 Moaate»