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Oesterreich» Unqarn. Im Wiener Abge ordnete, Hause ist eine Interpellation eingegangen da rüber. welche Verfügungen die Negierung zu treffen gedenke, um eine Gefährdung der körperlichen Sicher- beit der Bevölkerung bei der Abhaltung der geplanten Automobtlwettfabrt Pari-—Wien hintan zu hallen. — Der augrnblrcklich in Pari- weilende Graf Apporyi, der Präsident der ungarischen Kammr, ließ sich dort anSsührl'ch über den deutschen Zolltarif auS. «Diele Frage", sagte er, ,interessier uns in Ungarn lebhaft. Wir exportirten nach Deutschland wenig Getreide, aber Mai- rc. und besonder- Vieh. Unsere ViehauSfuhr wird gegenwärtig durch die ärztlichen Bestimmungen erschwert. Man entdeckt bet unseren Thieren alle mög lichen Krankheiten, die wir absolut nicht entdecken können. WaS die neuen Tarife betnfft — nun, wenn die Agrarier siegen, werden wir mit Repressalien ant worten. Indessen giebt eS in Deutschland da- Sprich wort: «Es wird nichts so heiß gegessen, wie e- auf- gctragen wird." SLmmtltchenOsficieren der österreichisch-ungarischen Armee wurde ein geheimer Erlaß deS KriegSmintsteriumS zugestellt, der die Einschränkung der Duelle in der Armee bezweckt. Bet Ebrenaffären zwischen Osficieren darf diesem Erlasse zufolge keine Forderung ergehen, bevor dem Regimentskommando hierüber Meldung er stattet ist. Da- Kommando hat dann erst zu entscheiden, ob ein Duell zulässig ist und kann im Falle thätlicher Beleidigung statt Zulassung des Duells den Beleidiger in gerichtliche Untersuchung ziehen. Im ungarischen Abgeordnetenhause er klärte Ministerpräsident v. Szell tn Beantwortung einer Interpellation über ungarische Pferdelieferun gen an England, es sei im Völkerrecht noch nicht ent schieden, ob Pferde als Krtegsmittel zu betrachten seien, deren Lieferung die Neutralität verletzen würde. Die Regierung habe daher die Pierdelieserungen, von denen sie übrigens keine oificielle Kenntnitz habe, nicht ver« bindert und werde sie auch in Zukunft nicht verhindern. Bei aller Sympathie für die Buren hätte der Inter pellant bedenken müssen, ob eS wohl angebracht sei, über die Engländer, die tn schweren Zeiten Ungarn gegenüber ihre Sympathie belhätigt haben, so zu sprechen, wie er cs gethan habe. Die große englische Nation, mit der Ungarn in freundschaftlichem Verhält nisse stehe, verdiene die Wertschätzung Ungarns. Frankreich. Dem neuen französischen Vereins gesetze wird jetzt bereits von den Republikanern jede ernsthafte Wirkung abgesprochen. Wohl ist eine Anzahl Klöster geräumt worden; die Jesuiten sind jedoch nach wie vor eifrig am Werke. Nur das gemeinsame Leben ist ausgegeben worden und die Jesuiten führen sich al« AbbSS dort wieder ein, wo sie früher als Mitglieder ihrer Kongregation thälig waren. Nach wie vor be steht also für die republikanischen Einrtch'ung-n die Gesahr, daß die Vorbereitungsanstalten für die Höheren Milrtärschulen von denselben Elementen geleitet werden, die den ultramontanen Geist bisher in das Oificier- korps trugen. Belgien. Auch die Brüsseler Rcpräsentanten- kammer hat zu den erbärmlichen Koncentrationvlagern in Südasrika, in denen Frauen und Kinder der Buren sestgehalten w>rden, Stellung genommen. Der Minister deS Auswärtigen erklärte, die Regierung könne nicht interveniren und eine Initiative nicht ergreifen, da England eine Intervention nicht annehme. Er könne auch nicht sagen, ob Belgien sich an einem gemein- samen Schritte bttbeiligen würde und glaube nicht, daß ein solcher geschahen werde. Kriege seien bedauer lich und ihre Folgen seien schrecklich, aber Belgien dürfe seine Sympathie sür England, seinen treuen Alli- irten, nicht vergessen. Schließlich wurde eine Tages ordnung eingebracht, welche lautete: «Die Kammer ist tief bewegt über die Sterblichkeit in den Lagern in Transvaal und dem Oranjestaate, namentlich über die Kindersterblichkeit und bofft, die englische Regierung werde die nölhtgen Maaßnahmen zur Herabminderung der Sterblichkeit ergreifen." Großbritannien. Je länger der südafrika nische Krieg anhält, desto stärker nimmt die nationa listische, englandfetndliche Bewegung in Irland zu. Die «Irische Times", das Organ der Gemäßigten, sagt mit Bezug auf die gefährliche Situation: Es ist nutzlos, sich die Thatsache zu Verhehlen, daß die all- mählig anwachsende Heftigkeit der während der letzten wenigen Wochen gehaltenen Reden für die besten Freunde Irlands Grund zu wachsender Besorgntß ge wesen ist. Er wird daher in dem Blatte dringend ge- rathen, gegen die irischen Führer einzuschretten. Das Parlamentsmitglied Mr. William Redmond hielt am Sonntag tn der Irish National League in Gorey, Grafschaft W.xsord, eine Rede, die er mit dem Wunsche schloß, daß Gott die Hände der Buren stärken möge, damit sie den Krieg sorlführen könnten, bis sie auf dem Körper John Bull's tanzten. Dieser Ausspruch wurde mit lauten Beifallsrufen begrüßt und die Ver sammlung schloß mit drei Hochs für Krüger, welche von Mr. Redmond vorgeschlagen wurden und begeisterte Aufnahme fanden. König Eduard bestimmte am Dienstag endgtltig, daß die Krönung Sfetcr am 26. Juni 1902 stattfinden soll. Der Wiederzusammentritt deS Parlamentes ist auf den 16. Januar 1902 festgesetzt. Bulgarien. Der berüchtigte Macedonier Halju ist, wie bereit- kurz gemeldet, in Sofia verhaftet worden. Halju war, wie nicht bezweifelt werden kann, am 15. Juli 1895 der vorderste der drei Wordgesellen, die den Minister-Präsidenten Stambulow auf offener Straße mit Vataganstretchen tödtltch verwundteten. Zwei der Verbrecher wurden 1896 vor Gericht gestellt und am 30. Decembcr zu geringen Strafen verurtheilt. Halju trieb sich mehrere Jahre lang flüchtig in Rumänien, Griechenland und Aepypten herum und lebte nun seit läng,rer Z it in Sofia. Warum j tzt da- Ministerium Karawelow plötzlich die Festnahme Halju'S, der in Sofia ganz off n verkehrte, anbefohlen bat, ist nicht bekannt Möglicherweise stand Halju auch im Zusammen hänge mit der EntführunqSaffatre Ellen Sto e und hatte vielleicht da gleichfalls die Hind im Spiele, so daß die R gierung den Augenblick für geboten erachtete, den Mann bi- aus Weitere- un chädlich zu machen. Nordamerika. In der Frage der Wahl der Route sür den Durchstich MiltelamerikaS ist j tzt die endqiltige Entscheidung getroffen: Da-Nikaraguakanal projekt soll auSgesührt und der Panamakanal aufge geben werden Die Republik Nikaragua verpachtet an die Unwn sür alle Z.-tten einen 6 englische Meilen breiten Streifen ihres G-biets zu Kanalzw'cken. Südafrika. Englische Blätter wollen erfahren haben, die Regierung habe auf eine Anregung seitens Lord Kitcheners einen wichtigen Beschluß bezüglich der Flüchtlingslager gefaßt, der auch d e Billigung des Schahkanzlers erhielt. Dieser möchte die riesigen Kosten der Lager vermindert wissen, während Kitchener gern die undankbare Verantwortlichkeit los sein will. Ueber die Frage der Flüchtlingslager wird übr'genS in Eng land offen geschrieben: «Das Land wird mit gemischten G fühlen die Ankündigung d^S U ilerstaatSsekretärS in Bezug auf die KoncentrationSlager eutgegennehmen: mit einem Gefühl der Erleichterung, weil Maaßregeln getroffen worden sind, um den Zustand der Dinge zu ändern, mit Betrübniß, weil das Ergreifen solcher Maaßnahmen wahrscheinlich bedeutet, baß sich der Zu stand bisher nicht gebessert hat. Daß absichtliche Grausamkeit in d.r Politik der Lager oder in deren Verwaltung Vorgelegen haben solle, haben wir immer zu glauben unS geweigert. Die offiziellen Berichte haben im G^gentheile gezeigt, daß die Verwaltung mit viel Freundlichkeit und Sorgfalt vorqegangen ist. Die Berichte zeigten auch, wie groß die Schwierigkeiten sind, die bu ch die Gewohnheiten der Buren einer zw ckentsprechenden Sanirung der Lager entgegengestellt würden. Aber die Lager waren tn der Hauptsache ungesund. Das Kolontalamt, welches die Militärischen Behörden von dieser großen Last der Verantwortung befreien will, scheint dies eingesehen z l haben. Sir Walter Foster hat lange darauf hingewiesen und Vieles hätte in Lagern und Hospitälern vermieden werden können, wenn die Regierung sein Anerbieten und seinen N.th im Anfänge des Krieges angenommen hätte. Aber es ist imnilr dasselbe mit der Regierung: keine Voraussicht, Alles improvisirt und so Vieles zu verbessern!" Ueber tun in vo iger Nummer gemeldeten Kampf, den Dewet im Nordosten des Oranjestaates bei Heilbronn mit zwei englischen Kolonnen bestanden bat, liegen weitere Meldungen vor, die noch deutlicher die schlimme Lage erkennen lassen, aus welcher sich die Engländer mit genauer Noth retten konnten. Nach einem Standart Telegramm aus Heilbronn war Oberst Wilson'S Lager bet dem gemeldeten Kampfe thatsächlich vollkommen umzingelt. Wilson sandte eine heliographische Depesche an Oberst Remington, der auf der Nordseite des Klipflaffes stand. Dewet batte gehofft, daß jener bei dem Hochwasser wenigste s 3 Tage gebrauchen würde, um zu Wilson zu stoßen. Rimington überschritt den Fluß jedoch in einer Nacht und gelangte in einem Eil marsche von 32 Meilen zu der Stelle, wo er seine Vereinigung mit Wilson herstellte. Beim Rückzüge beider Kolonnen auf Heilbronn griff Dewet in voller Stärke an und eroberte sechs Wagen mit Gespannen. Die englische Regierung scheint bei den Kolonien wieder um militärischen Beistand gebettelt zu haben. Wie aus Melbourne gemeldet wird, ei klärte der austra lische Bundespremierminister, das Kabinett werde in seiner nächsten Sitzung über eine weitere Sendung australischer Truppen nach Südafrika berathen. Edina Die deutschen Oificiere erkennen an, daß die englischen O freiere keine Schuld trifft an dem bedauerliche,, Vorfälle rn Tientsin, sind aber ungehalten darüber, so gefährliche Nachbarn zu haben. Neueste Teiegramme — P o s e n . 13. Dceember. Nach dem „Dzienntk" suchen die Engländer durch Inserate tn polnische« Blättern vor den Feiertagen Pferde anzukaufen. — Pest, 13. D cember. Eine Anzahl von Universitäts-Studenten d.ang in eine StngspielhaUe ein, tn welcher eine deutsche Arttftengruppe eine Vor stellung gab. Die Studenten verlangten ein unga risches Lied, welchem Wunsche sofort entsprochen wurde. Trotzdem dauerte der Lärm fort, so daß die Polizei etufchreiten mußte. Lin ähnlicher, voa Studenten hervor gerufener lärmender Auftritt kam bald darauf in einer anderen StngspielhaUe vor, wo eine ungarische Vorstellung ftat'faud. verschiedene Blätter behaupten. eS handele sich um eine plan mäßige Bewegung gegen deutsche Singsptelvor- stellungen. — Loudon, 13 December. Der frühere vureubeamte vr. Krause wurde wiederum im Bow- Street-Polizeigerichte vorgtführt, aber gegen Bürg schaft blS Mittwoch frei gelüsten. Am Mittwoch soll dann gegen ihn unter der Anklage verhandelt werden, daß er den vor Kurzem erschossener» früheren StaatSauwalt von Transvaal Broeksma aufgefordert habe, den RechtSbeistaud Lord Roberts, DouglaS Forster, zu ermorden. Bedenkliche KestMe. Weihnacht-geschtchte von Hermann RobolSky-Gotha. Wer zur Sommerszeit den anmuthigen Thüringer Wald besucht, Ler sollte eS nicht unterlassen, wenn es irgend seine Zeit erlaubt, auch der freundlichen Residenz stadt Coburg cine Visite abzukatten. Schon die ragende «Beste" lohnt einen Abstecher. Ein Museum, wie eS Gotha auszuweisen hat, besitzt die Schw ster- Restdenz nicht; aber jene alte Burg schließt ebenfalls Sammlungen von hervorragendem Werthe und histo rischer Bedeutung in sich. Die Rüstkammer dort oben enthält z. B. den vollständigen Panzer deS Herzogs von Weimar, des Helden deS dreißigjährigen Krieges, unter anderen Dingen auch ferner ein Richtschwert, das, wie der närrische Glaube der damaligen Zeit sagt, nach 101 Entha"ptungen wieder «ehrlich geworden ist". Interessant ist auch die sogenannte «Luther stube", jenes Gemach, da- der Reformator während seines Aufenthaltes auf der Veste im Jahre 1530 be wohnt haben soll. Auf dem alten Tische in der Mitte deS einfachen Zimmers stehen einige Geräthe, die auS dem Holze einer Buche aus der Nähe deS Schlosses Altenstetn in Thüringen gearbeitet sind, unter welcher Luther auf seiner Rückreise von WormS — 1521 — und hinterher durch verkappte Ritter auf die Wart burg gebracht wurde. Ich suchte jene einsame Wald- stätte vor einigen Jahren auf und fand dort noch, von einem Staket umgeben, den Rest deS historischen Buchenstammes. Trotzdem ich kein Raritätenfanatiker bin, schnitt ich mir doch ein Stückchen von dem Holze ab und bewahre e- noch heute auf. Es ist da- frei lich mit solchen «Reliquien" ein eigen Ding. Wird doch in Eisenach, allerdings mehr scherzweise, erzählt, die Lutherbettstelle auf der Wartburg, die viel von den Mefferangriffen der Fremden zu leiden gehabt, «sei längst in anderer Auflage erschienen." Ja der «Trophäenhalle" in der Veste Coburg befindet sich noch da« Gallionblld deS am 5. April 1849 in dem Gefecht bet Eckernförde tn die Luft ge. flogenen dänischen Linienschiffes „Christian Vlll.", sowie der Säbel seines Kommandanten Paludan, den dieser bei der Kapitulation dem Herzog Ernst von Sachsen Coburg übergab. Betreffs jener militärischen Aktionen sind ja in den letzten Decennien verschiedene Kontroversen zu Tage getreten. Man wrll nicht Alles glauben, was als „geschichtl ch" gelten soll. Ferner befinden sich in der Halle die Flagge jenes Schiffe- und diejenige der bei dem Kampfe betheiltgt gewesenen Fregatte „Gefion", auch eine Anzahl Gewehre und Enterbeile von diesen beiden Schiffen. — Ja der Mitte deS Raumes sieht eine gezogene französische Bronee- Kanone — «Metz" — mit Protze, ein Geschenk deS Kaisers W lhelm I. an den Herzog Ernst. — Als am 16., 17., 18. und 19. Juni 1860 auf der Veste Co burg das allgemeine Turn- und Jugendfest abgehalten wurde, erschienen die Schleswig Holsteiner Turner mit umsiorter Fahne. Es geschah dies wegen der damaligen dänischen Bedrückung der Elbherzogthümer. DaS Bann r ist von den jungen Leuten nicht wieder mit genommen; es befindet sich heute noch in der Halle. — Weich' gewaltige polttische Umwälzungen find seit der Zett in Deutschland vor sich gegangen! — Doch nun unser Geschichtchen! ES war in der zweiten Hälfte des 16. Jahr hunderts. Als Kommandant der Veste Coburg fun- girte ein Herr von Wallenroth, der einer gut besetzten Tafel und lustiger Unterhaltung nicht abhold war. Ost lud er vornehme Leute der Stabt und Umgegend mit ihren Damen zu sich in die Burg und man amü- sirte sich, so gut eS di- damaligen ernsten Zetten zu ließen. So hatte sich wieder am Tage vor dem Weih- nachtsfeste eine Gesellschaft dort oben zu heitere« Mahle eingesunden. Ein fahrender Sänger, direkt aus dem sonnigen Süden zugewandert, trug Minne- und Turnier-Lieder vor und spielte dazu mit kundiger Hand die Laute. Dem süßen Malvafierwetn des WirtheS sprach man tapfer zu und die Männer leerten manchen Humpen auf das Wohl der schönen Frauen. Am Abend sollte dann ein Tannenbaum mit seinen brennenden Lichtern die Gäste in die rechte Feststtmmung versetzen. Die Unterhaltung der kleinen Tafelrunde war allmählig eine recht aninurte geworden. Der sahrende Musikant hatte das Lob der schönen Augsburger Kanf- mannStochter Philippine Welser und ihre- ritterlichen j Gemahls, deS Erzherzog« Ferdinand von Oesterreich, gesungen. Nun Ruhepause etngetreten war, erzählte ein Herr von Grauenstein auS dem nahen Baiernlande von der Klugheit und der Dressur seiner beiden Wind. ! spiele, die unter einem Settentlsche lagen. „Ich will", sagte er, «ohne daß die Hunde es gewahr werden, mein zusammengeballtes Sacktuch auf den Schloßhof hinuntcrwerfen, und die Thiere werden ! eS mir wieder holen!" Einige Zweifel wurden laut. «Wohlan denn, gebt Obacht, Ihr Herren!" sprach der Gast, trat an das Fenster und warf da« Tuch weit tn den Hof. „Perrie! — Vulkan!" rief er jetzt laut. «Geht hinunter und sucht verloren!" Die klugen Geschöpfe sprangen herbei. Noch ein mal wiederholte der Herr den Befehl und öffnete gleichzeitig die Thür. Windschnell schossen die Thiere hinaus. «Mich soll'« wundern, ob die Hunde mit dem Tuche zurückkehren!" meinte ein Coburger Herr; «sie haben ja nicht die geringste Witterung!" «Aber eine feine Rase!" fiel Herr von Grauen stein ein. «Das eine der Thiere hat mir schon ein-