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ächsische DorßeituG 63. Sahrgang Sonnabend, den 14. Aecemöer 1901 werden btS Monrag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: steifpalt. Zelle20Pf. Unter Eingesandt: Abonnement»- Preis: vierteljährl. M. 1M Zu beziehen durch die kaiseritchen Post anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pf. Exped. n. Redaktion LreSdeu-Neustadt kl. Meißner Gasse 4. Tie Zeitung erscheint Ttenftag, Donnerstag und Sonnabend früh. der Einnahmen werden durch die Ausgaben verzehrt. Wesentlich ungünstiger stellen sich die Aussichten für das laufende Jahr. Die Bruttoeinnahmen der ersten zehn Monate -eigen gegen daS Vorjahr einen erheb lichen Ausfall, besonders im Güterverkehr, so daß 1901 ein Zurückbleiben der Einnahmen um mehr als 7 Mil lionen Mark eintreten wird. (Große Bewegung.) Da von den Eisenbahnen im Jahre 1901 zu erwartende Reinerträgntß von 30 Millionen Mark bleibt um 5 Millionen Mark hinter dem Etat zurück. Die Ver zinsung deS Anlagekapitals ist in der letzten Finanz periode auf 3,75 Procent gesunken und wird sich voraussichtlich in der laufenden Finanzperiode auf 3'« Procent erniedrigen. Was die Steuern anlangt, so werden die Einnahmen in der laufenden Finanzperiode pro Jahr bet den direkten Steuern um 2'/, Millionen Mark und bei den Zöllen und Verbrauchssteuern um 464,000 M. gegen den Etat Zurückbleiben. Der Grund hierzu liegt darin, daß sich die industrielle Depression, verstärkt durch verschiedene Bankbrüche, in Sachsen wesentlich fühlbarer macht, als in anderen deutschen Staaten. Es wird sich nun leider ein Fehlbetrag sür die BerichtSzeit von 9,000,000 bis 10,000,000 M. ergeben. Derselbe würde diese bedauerliche Höhe nicht erreicht haben, wenn nicht auch in dieser Periode daS Reich als ein sehr lästiger Kostgänger der Einzelstaaten ausgetreten wäre und nicht so hohe Matrikularberträge gefordert Hütte. Für Sachsen kommt eine Mehr belastung von rund 5,000,000 M. dabei in Frage, welche Mehrbelastung wett mehr als die deS erwähnten Fehlbetrages bedeutet. Ueber die beklagenSwerthe Ge staltung der Verhältnisse zwischen Reich und Einzel staaten ist etwas Weiteres zu erwähnen überflüssig. Man kann sich nur damit trösten, daß die Uebelstände einen solchen Umfang angenommen haben, daß für die einzelnen Bundesstaaten die Gefahr einer finai ztellen Erdrosselung durch Matrikularumlagen nahe gerückt scheint und daß eine Reform im Interesse der Fern haltung von Erschütterungen in immer weiteren Kreisen Anklang findet. Der Reichskanzler wird sicher, sobald es die Umstände gestatten, mit entsprechenden Reform- vorsä lägen an die gesetzgebenden Faktoren deS Reiches herantreten und eS bleibt dann nur zu wünschen, daß solche Vorschläge von den maaßgebenden Parteien im Reichstage mit mehr Interesse als bisher erwogen werden möchten. Von dem vorliegenden Etat hat sicher Niemand ein erfreuliches Bild erwartet, vielmehr ist derselbe ein wahres Sorgenkind. Auch für die Finanzperiode 1902/1903 muß mit erheblichen Herauszahlungen an das Reich gerechnet werden. Bei der Ausstellung des Inferaten- «nnahmestelen: Invaliden dank, tzaastnstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L Daub« « Eo. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, KesselSdorf, Hugo Muchler, Kötzschenbroda u. s. w. r. -^.l« konnte diesmal auf eine nam- Ei enbahnkapit s lo ' « werden und H-II- Sl-ig-rung rund 3'1. Mill. drm,u,»Igr knd °u ^"°^,rnd.n Sial rtngrü-llt bl^uus dk g'Ä Ah U-gl °b,r E ->wa an una«rr<dll-rlial7n «uianben unsmrBrrwallung, ,°ud«n daß 1-chM- El°°t«bahn».rw°ilung ,m Mgem-inh-« m-hr Irtftrn muh, al« LVb-hn»-^ E- --uchM -in daß die sächsische Eisenbahnpolttik den Wohlstand de» Landes wesentlich gesteigert hat, daß der Einkommensteuer nicht auf seiner jetzigen Höhe wäre, wenn weniger Bahnen gebaut und dabei höhere Ueber- schösse erzielt worden wären. ES giebt und zwar besonders in anderen Bundesstaaten, Leute, die da* Bestreben haben, Sachsen durch den Anschluß an do preußische Eisenbahnnetz an der guten preußischen Else, bahnrente theilnehmen zu lassen. Die Regierung schlief sich aber solchen Bestrebungen nicht an, weil sie di begründete Ueberzcugung hegt, daß das abgerundet sächsische Eisenbahnnetz zu seiner Prosperität den »n- ftluß an ein großes Eisenbahnnetz nicht bedarf. Die jetzt zurück gegangene Prosperität unserer Bahnen wird sich, wenn der Tiefpunkt überschritten ist, zweifellos wieder heben. Niemals darf man vergessen, in wie hohem Maaße unsere Bahnen der Bevölkerung zur Wohlfahrt geworden find. Die S:aatSregierung hält daher unentwegt an der Ueberzeugung fest, daß unsere Eisenbahnen sür daS Land ein außerordentlich wichtiger Besitz find, dessen sich daS Land niemals entäußern kann und will. Sodann begründete Minister v. Watzdorf die Wohnungsgeldervorlage, die einem von den Ständen ausgesprochenen Wunsche entspreche und wendete sich den einzelnen Postulaten deS außerordentlichen Etats zu, dabei im Allgemeinen bemerkend: eS ist dem Finanzministerium nicht unbekannt geblieben, daß die Bahnhofsbauten zur Kritik Anlaß gegeben haben, daß die Bahnhöfe unzweckmäßig oder unpraktisch auSgesührt worden seien. Die Regierung ist gern bereit, wenn solche Anfichten zur Sprache gebracht werden sollten, Rede und Antwort zu stehen und Ausklärung zu geben, doch müssen einzelne Fälle namhaft gemacht werden, damit dieselben geprüft werden können, denn auf all gemein gehaltene Anschuldigungen einzugehen, ist un möglich, eS find vielmehr, wenn nicht konkrete Fülle genannt werden, die erhobenen Vorwürfe als unbe- GtaatSminifter v. Watzdorf S Rede in der zweiten Kammer über die sächsischen Finanzen. Am Donnerstag begann im Landtage die allgemeine Borberathung de- StaatShauShaltSetatS in Ver bindung mit dem Rechenschaftsberichte und dem Gesetz entwürfe über Gewährung von Wohnungsgeld zuschüssen, eine Sitzung, der sämmtltche Minister beiwohnten. Als einführender Redner ergriff der GtaatSministcr v. Watzdorf das Wort und äußerte sich etwa folgendermaaßen: Der im November 1898 für die Finanzperiode 1898/1899 in Aussicht gestellte Ueberschuß von 12,000,000 Mark ist nicht erreicht worden, sondern stellt sich auf nur etwas mehr als 11,000,000 M. Wett ungünstiger stellt sich daS Verhällniß für die laufende Finanz- Periode. Im Jahre 1900 ist der Mehrbetrag der Matrtkularbeiträge auf rund 2,203,000 M. gestiegen und 1901 wird der Staat in noch größerem Umfange mit Matrikularbeiträgen von über 3,000,000 M. belastet werden. Was die sonstigen Ergebnisse der lausenden Finanzperiode betrifft, so lassen die Forsten wahrschein lich einen Minderertrag von 400,000 M. pro Jahr, als etattfirt, erwarten. In den wesentlichen Differenzen zwischen den Soll- und Jstbeträgen in der Finanz- Periode 1900/1901 spiegeln sich die ungünstigen Verhältnisse unseres gejammten Erwerbslebens wieder, die sich besonder- durch Mindererträg- nissc bei fast allen Kapiteln deS Etat- der Ueber- schüffe geltend machen. Eine Ausnahme bildet dabei nur das Stetnkohlenwerk Zauckerode. Die fiskalischen Hüttenwerke, welche 1900 noch einen kleinen Ueberschuß lieferten, werden im Jahre 1901 sehr ungünstig ab schließen, nemlich mit einem Minderüberschuß von mehr als 400,000 M. Die planmäßige Abrüstung deS fiskalischen Bergbaues ist fortgesetzt worden und hat günstig auf den Stand der Betriebsverluste eingewirkt. Besonders ungünstig hat sich der Reinertrag unserer Eisenbahnen gestaltet. Die Erwartungen der gegen wärtigen Finanzperiode find erheblich getäuscht worden infolge der unverhältnißmäßigen Steigerung der Aus gaben. Im Jahre 1900 find die Bruttoeinnahmen um 3 Millionen Mark gegen den Voranschlag zurück- geblieben. Trotz dieses Zurückbleibens würde aber der eingestellte Ueberschuß erreicht worden sein, wenn nicht die ungeheuere Preissteigerung für Kohlen eine Mehrausgabe von 2 Millionen Mark erfordert hätte. Demnach schließt das Jahr 1900 im Eisenbahn etat mit einem Ausfälle von rund 2,800,000 Mark gegen den Voretat ab. Mehr al- dreivtertel Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften deS kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden Keuilketon. Geld. Novelle von M. Böhme. (Nachdruck verboten.) (10. Fortsetzung.) »'ne Schande, den jöttlichev Abend in der WirthS- sinbe zu vertrödeln", rief der Berliner. »DaS Mainzer Phivchen und die Jeuerei laufen nicht davon. Setzen wir uv- lieber ein Bissel auf die AursichtSterrasse am Rhein und trinken 'n Bierleichen. Ihre junge Frau begleitet un- vielleicht, ist so den ganzen Tag allein gewesen.* »Die habe ich mir gut gezogen", lachte Selm, »beim ersten Stück Brot eingewöhnt. Liebe eS nicht, »ich mit Gepäck zu beschweren." »No, na, wer wird so sein! So'o junge- Frau chen braucht doch auch mal 'n Bissel Zerstreuung." Ein lange-, undeutliche- Gemurmel, dann schallen- des Auflachen. »Schneidige- Kerlchen, unser Ottochen. Er soll leben " Um neun Uhr war da- Hau- wieder still wie au-gestorben. In seinem Wchnzrmmerchen im ersten Stock saß der alte Preetzmann am offenen Fenster und trank seinen Thee; er hatte sich heute zu müde gefühlt, um io Gesellschaft zu speisen. Da- letzte Zwie- licht de- scheidenden Tage- schwankte üb r da» weiß- gedeckte Tischchen; die Ecken uni Wände logen schon im Schatten. Helene saß auf dem Schooße deS Vater-, so wie sie eS als ganz kleine- Mädchen gethan hatte, die Arme um seinen Hol« geschlungen, den Kopf an seine Schulter gelehnt. Und so beichtete sie ihre Last vom Herzen herunter, Alle-, wa« man ihr angethan diesen Nachmittag und dabei stieg wieder da- wilde, heiße Schluchzen in ihre Kehle, so daß sie nur stoßweise die Sätze hervorbrachte. Sanft streichelte die weiche, kühle Hcnd de- Greise- ihre erhitzte Stirn, ihre brennenden Wangen. Als sie, endlich ruhiger werdend, ausblickte, sah sie, daß seine Augen naß waren und ein wunderliche» Zucken durch seine Züge ging. Nun habe ich ihm auch noch das H'rz schwer ge macht, dachte sie, wie egoistisch! »Verzeih, Haler!" flüsterte sie. »Zu dumm ist eS, daß ich wich deswegen so ausrege. So lauge wir Beide un- haben, sehlt uns nichts; ich will auch ganz zufrieden sein, wenn der liebe Gott Dich mir nur noch viele Jahre erhält. Gute Nacht, mein Vater ... ich bin müde . . . gute Nacht!" — ES war mittlerweile dunkel geworden. Helene ging gleich in ihr Schlafzimmer. Im fahlen Dämmer, schein nahe dem Fenster sah sie einen Gegenstand auf dem Boden liegen — Otto'» Brieftasche, die er — als er vorhin den Rock wechselte — wahrscheinlich ver loren hatte. Sie zündete eine Kerze an. Eine kindliche, auf geregte Neugier packte sie p!ötzlich und, auf dem Rand deS für die Nacht hergenchtet«n Bette- sitzend, schüttelte sie den Inhalt der Tasche in den Schooß und laS die die einzelnen Blätter. Biel Erhebliche- war nicht da, runter: ein paar Banknoten, belanglose Quittungen, Rechnungen, dann der Brief eine- Frankfurter Börsen makler», der »die unvorhergesehene Baisse ewiger Papiere" anzeigte und zu »neuen Aktionen rieth, um den Verlust einzuholen". Börsenspiel — aha! dachte Helene und e- wurde ihr plötzlich noch schwerer un»'S Herz; sie ahnte läagst, daß er spiüte. Zu allerletzt siel rhr ein aufschrift-lose-, ungeschloffeve» Kouvert in die Hände, da- ein Billet und eine Postquittung ent hielt. Staunend überflog Helene die fester, steilen Schriftzüge, die die Karte bedeckten. »Geehrter Herr! Zum letzten Mal forlere ich Sie auf, mir die noch ausstehende Hälfie meiner Gebühr für die Vermittelung Ihrer Heirath, in Summa 3250 M., einzufenden. Sollte das Geld innerhalb drei Tagen, also bi- zum 10. Februar, nicht rn meinen Händen sein, werde ich, bevor ich wertere Schritte unternehme, die Angelegenheit Ihrem Schwiegervater, dem Herrn Konfistonalrath Preetzmann, unterbreiten. Ergebenst . , _ Adelheid Schützel-Warren." Helene mußte da« ominöse Schreiben mehrere Male lesen, bevor sie den Sinn begriff; dann endlich tag e e- in rhr. Nun begriff sie Alle». Die Post- b- Frbruar ausgestellt: 3250 M. Schütze!,Leipzig. " . H Die »Etift-dame" hatte ihn ; ged acht Da- Geschäft war komplett geworden. nÜ!» Handel mit Makler und Zubehör, vblekt, der Gegenstand, die Waare. Oder doch nicht - sie nicht, nur ihr Geld. Sie ge-