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Ächsische VochntlMK 63. Jahrgang Donnerstag, den 28. Movemöer 1901. Keuilleton da» die von ein» Inserate »erden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und losten: dieispalt. Zeile 20 Ps. Unter Eingesandt: M Pf. Freude machen. Wir rnsen sechs Wochen in hohen Berge. Morgen fahren wir nach Prag, dort nach Salzburg und nach Ischl. Seid Ihr vrtstandn?" denn morgen früh reisen wir mit dem ersten Zuge nach DltSden . . ." M den Wat December nehmen Bestellungen auf die „Sächsische Dorf zeitung" alle kaiserlichen Postanstalten und Post expeditionen, sowie auch alle Landbriefträger gegen Vorausbezahlung von Pfg. entgegen. Geschäftsstelle der „Sächsischen Dorfjeitung". Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. ForstrentLmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müsser m Dresden — .Karla! Resi!" rief sie. Die Verbindungsthüre zum Nebenzimmer öffnete sich und die Gerufenen, zwei reizende kleine Mädchen von sieben und acht Jahren, kamen hereingelaufen. »Kommt Herl* sagte tie Mutür und wie die Kinder neben ihr standen, zog sie die beiden lieblichen Lockenköpfchen in ihre Arme und küßte sie abwechselnd. Die klemen Mädchen schmiegten sich dicht an die Mama und umhalsten sie; eS war eine überaus an- w.uchige, reizende Gruppe zärtlichen Glückes . . . »Seit gestern habt Ihr Ferien-, sagte Frau Therese nach einer Weile. »Ich will Euch eine Die Kinder jauchzten laut vor Freude über bevorsteh« nde Vergnügen. »I tzt geht e- schleunigst an'- Packen", fuhr Frau Btyer fort, »bis heute Abend muß Alles fertig sein, Geld. Novelle von M. Böhme. (Nachdruck verboten.) (3. Fortsetzung.) Er war stets in leichtsinniger Gesellschaft zu sehen, spielte hoch, hatte galante Abenteuer, die ihm viel Geld kosteten und viele noble Passionen, ohne daß Jemand wußte, woher er das Geld dazu nahm. ES war bekannt, daß er nach einer reichen Partie fahndete, aber in seinem Wohnorte hatte er sich bereit» mehrere Körbe von vermögenden Mädchen geholt. Alle» in Allem konnte über Otto von Selm zwar nicht gerade etwa» absolut Schlechte», aber noch weniger etwa» wirklich Günstige» gesagt werde». »Summa summarum: ein Spieler, ein Rous, Mitglftjäger schlimmster Nummer", sagte Therese und in ihre erste Bestürzung über da» unerwartete Resultat ihrer Borfichtt maatzregel mischte sich zu ihrem eigene» Erstaunen ein merkbarer Schmerz: dte Bltter- kett der Entl Löschung. Gewaltsam drängte sie die aufsteigeuden Thiäueä zurück und versuchte zu lächeln ... Sie war wirklich um eine Illusion ärmer gr worden. Eire Weile war e» ganz still in dem traulichen, sonnenhellen Zimmer. Dan» hatte Therese ihre Fassung wieder erlangt und gleichzeitig ihren Entschluß gefaßt. Jahrhundertwende einen wesentlichen Fortschritt in den Dasetn-bedtngungen und in der Lebenshaltung der breiten Volk-massen, insbesondere der Arbeiterschaft, der eine umfassende und nirgend übertroffene Fürsorge aus socialpolitischem Gebiete gewidmet worden ist. Gegenüber dieser Entwickelung bietet die Gestaltung der Bilanz unseres auswärtigen WaarenhandelS, wenn, gleich derselbe im Jahre 1900 einen Einfuhrüberschuß von 1290 Millionen Mark aufwteS, keinen Anlaß zu Besorgnissen. Dilfer Ueberschuß beruht zum großen Theile darauf, daß zahlreiche Rohstoffe und Genuß- mittel im Zollgebiete nicht gewonnen werden können und vom AuSlande bezogen werden müssen; da- Zollgebiet hat allein für seinen gegenwärtigen Ver- brauch von Baumwolle, Jute, Rohseide, Chilesalpeter, Kautschuk, Kopra, Erdöl, Kaffee, Kakao und Süd früchten jährlich mehr als 800 Millionen Mark an da- Ausland zu zahlen. Zu dem Emporblühen von Gewerbe und Handel hat dte Politik der Tarifverträge wesentlich beige tragen. Nachdem die Industrie begonnen hatte, neben der Versorgung deS inländischen Marktes den Absatz in das Ausland zu steigern, konnte Deutschland nicht zurückstehen, als die Neigung hervortrat, die Bedingungen deS WaarenauStauscheS sür längere Zeit vertragsmäßig zu erweitern. Aus der Stetigkeit der festen- der Ber- tragSstaaten fest gelegten Zollsätze hat unsere Industrie durch Ausbau der alten und durch Anknüpfung neuer HandelSbeziehungeu im weitesten Umfange Nutzen ge zogen. Allerdings mußte dieser Vorthetl durch eine Abschwächung des Zollschutzes wichtiger Erwerbszweige erkauft werden. Damit ist der Uebergang zu der eingehenden Be- schLstigung mit der Landwirthschaft und deren Bedürfnissen gegeben. Sie hat neben anderen Miß ständen auch unter einer Verschiebung der Vertheilung der erwerbsihätigen Bevölkerung auf die großen Berufs- zweige zu leiden, da den 43,38 Procent der Bevölkerung, die im Jahre 1882 landwirthschaftlich thätig waren, im Jahre 1895 nur 36,19 Procent gegenüberstanden, während die Zahlen der im Gewerbe, beziehungsweise im Handel und Verkehr Thütigen von 33,69, bez. 8,27 Procent auf 36,14, bez. 10,27 gestiegen find. Aber nicht nur im Verhältnisse zu der jeweiligen Ge- sammtbevölkerung, auch ziffernmäßig hat die landwirth- schaftliche Berufsbevölkerung einen Rückgang erfahren. Dte Zahl aller Personen, welche im Jahre 1882 ihren Lebensunterhalt aus der Landwirthschaft ge wannen, hat sich bis 1895 durch Uebertritt von Erwerbsihätigen zu anderen Berufen um über 700,000 vermindert. Dieser Uebertritt mag zum Theil auf anderen als wirthschaftlichen Gründen beruhen, Frau Therese Bey r ist so gut wie komplett, eine ver neinende Antwort ihrerseits ist ausgeschlossen. Wenn ich bisher die entscheidende Frage noch nicht that, jo haste die- darin feinen Grund, daß ich den Eindruck der Ueberstürzung — die in der ebenso klugen, wie hübschen und netten Frau Verdacht erwecken könnte — um jeden Preis vermeide» will. Morgen, oder viel leicht schon heute, kommt Alle- zurecht. In allem Uebrigen könnt Ihr unbesorgt sein; ich habe wich ge nau erkundigt und nfahren, daß Teelen eher zu wenig als zu viel gesagt hat. Die Frau hat mindtsten- ein Vermögen von hundertundsünfzigtausend Mark, da- sie unverkürzt bl» an ihren Tod behält. Selbstverftänd. lich werde ich mir meine Rechte al- Mann nicht durch kontraktliche Bestimmungen oder gar Gütertrennung beeinträchtigen lassen. Alle Sorgen werden dann ein Ende nehmen. Du wirst Deine Auslagen auf Heller und Pfennig zurückerhalten, ich werde Dlr ein Kapital geben mrt dem Du Dir eine Leibrer.te kaufen kannst und Dora wird jede» Jahr ein Bad besuchen. Aljo macht Euch keine unnöthigen Sorgen. MÜ herzlichen Grüßen verbleibe ich Dein dankbarer Sohn Otto." Nachdem er den Brief geschloffen und mit einer Freimarke beklebt hatte, legte er die letzte Hand an tu de« er mit der Bürste über de» kurz- geftutzten blonden Bart und durch da» an den Vchiäs.a schon ein wenig gelichtete Haupthaar fuhr, eine zu ^legte Tuberose tu» «oopfloch lem seine» Batrfttascheutuch und den ^^^klegauteu schwarzen Anzug» fp'itzte uud eiu Paar tadellose Helle Gt"S« Uder die Hande streifte. 3. Otto von Selm hatte in seinem einfache» kleinen Zimmer eine» Gasthofs zweiten Ranges, in dem er wohnte, soeben einen Brief an seine Mutter ge schrieben. Bevor er denselben kouvertirte, la» er ihn noch emmal durch; da» Schreiben enthielt nur wentge Zelle«. »Mein liebe» Mütterchen!' begann eS, »Deine Zeile» vom Sooutag habe ich erhalte». Du kannst tmrchau» beruhigt sein, die Aa»gabeu weiner Reise wer den sich gut verztnfen, denn «eine Verlobung mit Jufernten- «»nahmefteleu: Fnvalidendank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Daube « To. tu Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., G. Kohl, AesselSdorf, Hugo Müchler, ALtzschenbroda u. s. w. 77—wird jedoch darin zu erblicken sein, ^"ÄbeÄ «ne Verbesserung ihre- Sin- datz dre Arbetlj w Baarlöhne erwarteten, kommen- Industrie bewilligen konnte und welche die aufbluhenbe Hmiakhaltung einer in d" Thal b»E d„b°!v auch di/ Landwirchschalt g-nSch«»«, di« Lohnzahlung B-L'bN^ Valks rnübrE wichtigsten Zweige der Landwirthschaft, kem«^ die^Menaenei^ unter Schwankungen von Jahr ^^abr i nÄ dem Ausfälle der Ernte - im Ganzen "Ä a°ngm I- mehr dl- w-il-n üb-rs--l,ch-n Land-rüA »--bau« von B-olg-lr-id- ». schloffen ie mehr der Ausbau ihres BahnnetzeS und dte Verbilligung der See- und Bahnsrachten den Ab. saü ibrer Srieugntsse auf große Entfernungen erleichterte, um s"^ ihr Wettbewerb den Welt- marktSpreiS für Getreide, von welchem die annähernd um den Betrag deS eweiltgen ElngangSzollS höhern Inlandeise abhängig find. Aus beiden Ursachen ergab fick ein zunehmende- Mlßverhältniß zwischen den Herstellungskosten und dem Berkauf-werthe. Dem Versuche, den Mindererlös durch Vermehrung der Erntemengen einigermaaßen auSzugleichen, waren durch den Mangel an Arbeitskräften und Betriebskapital Schranken gezogen. Gleichwohl ist dem deutschen Ge treidebau, welcher an technischer Leistungsfähigkeit dem- jenigen anderer Kulturstaaten durchaus ebenbürtig ist, sowohl die Vergrößerung seiner Anbauflächen als die Steigerung deS Körnerertrages auf die Flächeneinheit durch verbesserte Betriebsweise gelungen. Eine ein gehende Darstellung der gegenwärtigen Lage der deutschen Landwirthschaft ist in dem besonderen Theile der Be- gründung gegeben und wir werden noch darauf zurück kommen. Daraus ist zu entnehmen, daß die Ungunst derVerhältniffe auch andere landwirthschastlicheBetriebs- arten in Mitleidenschaft zieht. Ueber die Handelsverträge äußert sich schließlich der Bericht solgendermaaßen: Die Aussichten auf den Abschluß neuer Tarifverträge können zur Zett noch nickt überblickt werden. Auf Seite Deutschland- be steht die Bereitwilligkeit, nach der Verabschiedung deS vorliegenden Entwurfes rechtzeitig in Vertrag-Ver handlungen mit denjenigen Staaten einzutreten, die zu solchen geneigt find. Deutschlands künftig Handelspolitik wird zwar von dem Grundsätze auS- zugehen haben, daß ihre Maaßnahmen zu Gunsten der AuSsuhrindustrie nicht zu einer Beeinträchtigung des sür die Erhaltung deS Ackerbaues unentbehrlichen Zoll- Die Begründung des ZolltarifentwurfS. Der wichtigste Punkt der dem Reichstage zuge- gangenen Begründung deS neuen ZolltarisgefetzeS, die Entwickelung der Gründe, welche die ReichSregierung auf den Vorschlag einer Erhöhung der Getreidezölle hin geführt haben, ist bereit- in der vorigen Nummer berührt worden. Die höchste umfangreiche Begründung enthält aber so viel de- WiffenSwerlhen, daß sich rin nochmalige- Eingehen auf sie nicht umgehen läßt. Vor Allem ist eS die Stellungnahme der Reichs- regierung zu dem gegenwärtigen deutschen Wirth- schaftSleben, die von allgemeinster Bedeutung ist. ES ergtebt sich, wie die RegierungSschrist auSsührt, bi- auf die allcrneueste Zett, in der allerdings ein empfind licher Rückschlag eingetreten ist, seit dem Jahre 1879, der Wendung Deutschlands zur Schutzzollpolitik, da- Gesammtbild eine- erfreulichen Aufschwungs in der wirthschaftlichen Entwickelung. Der Ertrag der Wirth- schastlichen Arbeit hat im Großen und Ganzen zuge- nowmen, im Einzelnen allerdings bet wichtigen ErwerbS- zweigen, namentlich bet dem Ackerbaue, eine Beein trächtigung erfahren. Die Fernhaltung von Störungen der friedlichen Beziehungen Deutschlands zum AuS lande ermöglichte eine immer regere Entfaltung deS Unternehmungsgeistes im Gewerbe und Handel, dessen Erfolge für dte Gesammthett gewinnbringend waren. Unter dcm Zollschutze erstarkend, konnte die Industrie die Herstellung von Handelsgütern erheblich erweitern und damit den arbeitenden Klassen Beschäftigung und Verdienst zusühren. Mit dem Waarenumsatze hob sich der Verkehr auf Eisenbahnen und Wasserstraßen, die Handelsflotte erfuhr eine bedeutende und stetig zu- nehme, de Vergrößerung und ihre Frachtdienste für das Ausland find dte Quelle reichlicher Erträge. Ebenso hat die Betheiligung deutschen Kapitals an aus. ländischen Unternehmungen zugenommen. Die über seeische Auswanderung ist erheblich zurück gegangen. AIS Wirkung de- steigenden Volkswohlstände- zeigte dte kxped. u. Redaktton TreStzen-Nenft«»« kl. Meißner Gasse L. Die Zeitung erscheint Ttenftn«, Tonuerfta« und Sonnahen» früh. Abonnement»- Pret»: vierlekjShrl. M. 1,8k Zu beziehen durch die kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in- Hau» erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Ps.