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Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188812083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-08
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.12.1888
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^e« «chten Wege sind. Die Arbeiter werden bald Ansehen, daß dies Gesetz ihnen ln tlnem Jahr« mehr bringt, als ihnen die Sozialdemokratie bisher i» O«qen gebracht hat. Hierauf wird die Beratung abgebrochen. Um V«b Uhr vertagt daS HanS die seruere Debatte ans Freitag Vormittag 11 Uhr' Sächsisches. — Nach einer statistische» Zusammenstellung über die Leiter der Lollsschulen in den 3 größten Städten Sachsens ergiebt sich, daß in Leipzig — obwohl Universitätsstadt — von 20 Schuldirigenten nnr k Dirätoren Gymnasialbildung haben; in Chemnitz kann von 14 Direktoren nur einer Anspruch auf Universitätsbildung er heben, und in Dresden findet man in der bedeutenden Reihe der 29 Direktoren keinen, den man zu den „Studirten" zählen könnte. Be- merkenswerth ist auch, wie Dresden seine Direktoren durchschnittlich «st mit 45,14 Jahren beruft, während in mittleren und kleineren Städten oft Direktoren gewählt werden, die noch nicht dreißig Jahre alt sind. Dresden nimmt für seine Schulen nur solche Leiter, die in gesetztem Mannesalter stehen und im Volksschuldienste ca. Jahr hundert hindurch Erfahrungen uud Kenntnisse für ihr verantwortungs reiches Amt hinreichend sammeln konnten, zugleich auch älteren Lehrern gegenüber auf Anerkennung ihrer Autorität als Vorgesetzte rechnen dürfen. Umsomehr ist es zu verwundern, wenn in kleineren Städten »eist Männer gewählt tverden, die in einer Volksschule noch nie eine Stunde Unterricht gegeben haben und obendrein auch noch sehr jung sind. Wenn akademisch gebildete Männer wirklich für die Volks schulen Neigung haben — es sind ja solche oft tüchtige Schulmänner geworden — dann sollten sie aus Liebe zur Bollsschule zuvor eine Reihe von Jahren als Lehrer arbeiten, als Direktoren lernen sie das Unterrichten an der Bollsschule nicht mehr. Dressen mag mit seinen statistischen Zahlen allen mittleren und kleinen Städten als Muster -dienen. Diese Zahlen find lautredende Zeugen dafür, daß die Haupt stadt Sachsens tresflich orgonisirte und gutgeleitete Schulen besitzt, deren Ruf in allen deutschen Staaten — auch darüber hinaus - anerkannt wird. Auch der fremdsprachliche Unterricht wird in rechter -W«se uud im richtigen Maße geboten. — Die König!. Kreishauptmannschaft Bautzen hat die Druck schrift mit der Ueberschrift: „Mitbürger! Wähler!" welche mit de» Worten beginnt: „Seit wenigen Tagen ist der Reichstag" und mit den Worten schließt: „Nieder mit den Kartcllbrüdern! Hoch di- Sozialdemokratie!" Verleger: Reinhold Lucke, Neugersdorf. Truck von Schönfeld und Hämisch, Dresden, auf Grund des Sozialisten gesetzes Verbote». — Die köuigl. Amtshanptmannschaft Chemnitz macht bekannt, daß die Maul- und Klauenseuche unter dem Viehbestände des GartengutSbcsitzers Friedr. Eduard Körner in Löbenhain er loschen ist. — Dresden, 7. Dccembcr. König Albert hat zu den Her- stellunas osten eines Ludwig Richter-Denkmals einen Beitrag von 1')00 M. gespendet. — Vorgestern Nachmittag gegen halb 5 Uhr ist iur dem Schiffseigner Lehnert hierselbst gehörige und mit circa 85,000 Stück Mauerziegeln beladene Schleppkahn am linken Elbnfcr unterhalb der Albertbrücke total havarirt. Das Fahrzeug lag behuis Ausladung dicht am Ansschiffuugsplatze vor Anker, als um die oben erwähnte Zeit der ans der Thalsahrl begriffene und mit 11,000 Ctr. Rohzucker beladene Schleppkahn der Schiffseigner Schaller n. Co. in Zerpenschlenße wegen eintretender Dunkelheit kurz unterhalb der Albertbrücke am lin'en Elbufer beilegte. Hierbei ist jedoch derselbe derart gegen den Lehuert'scheu Kahn ungefähren, daß bei letzterem die linksseitige Bordwand sofort zertrümmert wurde und das Fahrzeug infolge dessen binnen wenigen Minuten zu Grund ging. Kahn sowie Ladung sind versichert. Das wird ein hübsch Stück Arbeit sein, die Zille zu entlasten uud zu heben. — Riesa, 6. Dcc. lieber den in „Stadt Leipzig" gestohlenen Geldschrank ist heute noch Einiges nachzutrazcn. Nachdem die Diebe die gut verwahrte Ladcntbür aufgcspr ugt hatten, Hollen die selben aus dem verschlossenen Hofe einen Hnndcwagen, fuhren den selben bis dicht vor die Thür, luden den Schrank auf, aßen und tranken erst noch uns fuhren dann weg. In der „Stadt Leipzig" selbst hatte man von dem ganzen Vorgänge nichts bemerkt. Erst durch de» Nachtwächter wurde die Thal e. tdeckt. Am Morgen wurde der Geldschrank in der an der Lommatzschct Bahn und am Pausitzer Wege gelegenen Kiesgrube verschüttet vorgefnndcn. Der Schrank war anch, jedoch ohne Erfolg, auf der Rückseite angebohrt worden Hat man die Diebesbande — dann mehr davon. — In Dittersbach a. d. Eigen (Lberlausitz) brannte am 2. Decbr. ein Stallgebäude des Kretschmer scheu Gutes ab. Bei den Ausräumung-arbeiten fand man anvercu Tags in den in den Boden räumen ausbewahrtcn Henvorräthen den an Kopf und Füßen ange kohlten Leichnam des dort bcdicnstet gewesenen Knechtes K. Hern,. Malke, welcher sich »ach einer am vorigen Tage erhaltenen Zurechtweisung entfernt hatte und hier seinen Tod durch Erstickung fand. Maike ist 1809 in Oschatz geboren und war Zögling der Landesanstalt Grvßhennersdorf. Ob Malke das Feuer aulcgte und dann in demselben verunglückt ist oder ob er im Schlafe von dem selben überrascht wurde, ist wohl nicht ermittelt worden. — In Kle iura schütz bei Großenhain ereignete sich insofern ein Unglückssall, als dem Gutsbesitzer K. A. Trensch, welcher in seinem Gehöft auf Sperlinge schoß, das Gewehr zersprang und hier bei ein Eisensplittcr ihm so in den Kopf lindrang, daß er auf der Stille seinen Tod fand. — Leipzig. Ans Veranlassung des fünfzigjährigen Bestehens der Gasanstalt in Leipzig hatte der Rath beschlossen, den Anstalts- beamlen 2 Proz. ihres Jahresgehaltcs und den Arbeitern den ein fachen, bezw. doppelte» Betrag des Tagelohncs zu gewähren Diesem Beschluß trat das Stadtvcrordnetcncvllegium dieser Tage bei. Da gegen lehnte cs mit 21 gegen 16 Stimmen einen weiteren Raths- bcjchluß ab, nach welchem ei» Vortrag von 20,060 Mk. zur Er richtung, bezw. Dvtirung einer Kasse behufs Unterstützung alter, arbeitsunfähig gewordener Arbeiter der Gasanstalten ausgesetzi Werdcn sollte. Die Ablehnung erfolgte hauptsächlich mit Rücksicht auf den bevor stehende» Erlaß des JnvalidcngcsetzeS, da sich noch nicht übcrsehcn läßt, welche Beiträge nach demselben von den Ar beitgeber» zu zahlen sein werden. — Die erfolgte Wiederwahl des Polizeidirectvrs Brclschneidcr auf Lebenszeit hat die Bestätigung der Kreishanplmannschast gefunken — Die leichtsinnige Angewohnheit vieler Fuhrwcrksführcr, während des Fahrens vom Wagen zu steigen, hat schon viele Un glücksfälle nach sich gezogen. Dennoch läßt man nicht von dem ge fährlichen Branche. Anch der Botenfuhrmann Wolf aus Kreischa ist ein Opfer seiner dicsfallsigen Unvorsichtigkeit geworden. Er kam beim Herabsteige» vom Wagrn zum Falle», wobei ihm durch die Räder des schwcrbeladencn Wagens der Oberarm gänzlich zerbrochen, die Nippen eingedrückt »nd der eine Unterschenkel und der Fuß zer malmt wurden. Mittelst Geschirres wurde der Verunglückte »ach seiner Wohnung geschafft, wo er z. Z. hoffuungsles darniederliegt. - Adorf. Sicherem Vernehmen nach wird der bisher in Adorf stationirle Obergreuz-Kontroleur Herr Freihcrr von Secbach als Obeist-uer-Kontroleur nach Chemnitz versetzt. An seine Stelle tritt der bisherige Hauptzollamls Assistent und stellvertretende Over aufseher Herr Meyer aus Plaue». — An naberg. ES dürfte gewiß im deutschen Reiche einzig dastehen, daß in einer Stadt von ca. 14,600 Einwohnern die Fcrn lvrechanlage mit 122 Theilnehmern eröffnet werden konnte. Der Fall ist hier zu verzeichnen »nd gewinnt noch dadurch an Bedeutung, daß unsere nur wenige Kilometer entfernte Nachbarstadl Bnchholz sich gleichzeitig mit 23 Jnleressenten unserem Siadt-Fernsprcchnctz angeschlcss.n hat, sodaß dasselbe 145 Thcilnehmer zählt. Zur Feier dieses Ereignisses hatte unser „Kaufmännischer Verein" eine» Com- mcrs veranstaltet, der sehr zahlreich besucht war und in dessen Ver laufe sowohl an den Herrn Staatssccretär v. Stephan, wie an den Oberpcstsüeclor Herr» Walter i» Leipzig Begrüßungs- und Dank- Telegranime abgesandt wursen, welche beide Heren umgehend sehr srenndlich erwiderten. — Wie man hört, haben eine Anza.-l Ge schäftsinhaber in Schlettau die Absicht lundgegebe», sich an unser Stadtfernspr.'chnctz anzuschlicßen, und haben diewrhalb bereits eine dahingehei.de Petition an das Reichspostamt in Berlin gerichtet. Die Herren beabsichtigen nicht eine einzelne telephonische Verbind ung, sondern habc» die Einrichtung einer öffentlichen Fernsprechstclle im dortigen Postamtc beantragt, welche gegen eine jedesmalig z» zahlende Gebühr Jedermann zur Benutzung srcisteht. Bei der Unter stützung, die Herr v. Stephan allen solchen Wünschen entgegenbringt, dürfte die Pitition, sobald die Petenten sich zur Zeichnung eines noch zu bestimmendcn Garantiefonds verstehen, von Erfolg sein. — In der Fundgrube „Bergkappe" bei Neustädtcl wurde am 4. Deceniber früh durch die vorzeitige Entladung eines mii Dynamit gefüllten Bohrloches wahrend des Besetzens der Bergarbeiter Karl Richard Meyer ans Albernan so unglücklich durch fortgcschlenderte Gesteinsmaffen verletzt, daß der Tod des BernngUickten sofort ein trat. Meyer war erst in diesem Herbste vom Militär entlassen worden. — Zwickau. Einen Selbstmord seltener Art hat der Kauf mann Würckcr hier ausgesührt. Derselbe hat »ach Oeffnen des Hanpthcihncs der Gasleitung einen an letzterer angebrachten Gummi- schlauch in den Mund genommen und durch denselben das Gas in den Körper einströmen lassen, wodurch Vergiftung cintrat, die seine» Tod herbeiführte. — In einem größeren Schnittwaarengcschäst in Zwickau schlich sich neulich eine der daselbst beschäftigten Verkäufer innen in einem unbewacht, n Augenblick in das an den Verkanfsladc» anstoßende Contor und entwendete von dem fr.ilicgcndcu Gelde eine Geldrolle ini Betrage von 500 Mark in Gold. Als Abends beim Kassenschlnß der Geschäftsinhaber das Fehlen des Geldes bemerkte, fiel der Verdacht sofort ans die bctr. Verkäuferin, da schon seither deren ungewöhnlich große Geldansgaben ausgefallen waren; de.» Geschäftsinhaber gelang cs auch, die Verkäuferin noch an demselben Abend in einer Conditorei aufzufinden und ihr die Gcldrolle, welche sic im Oberkleide versteckt hatte, abzunehmcn. Obwohl der Bestohlene Anzeige bei der Polizei nicht erstattet hat. werdcn aber doch die un angenehmen Folge» für die Verkäuferin nicht ansbleibe», da die Sache Stadtgespräch geworden und anch zur Kennlniß der Polizei gekommen ist. 01.— Gornsdorf. Nach einem am Gemeindeamt hier au - häugenden Wahlanschlag scheidet mit Ende d. I. aus dem Gemeiudc- rath ein Drittlheil der Ansschußpersone» aus und macht sich dem zufolge die Wahl von 2 Ausschußpcrsoneu ans der Klasse der Be güterten, 1 Ausschnßperson aus der Klasse der Gärtner »ud Haus besitzer, sowie 1 dcrgl. ans der Klasse der Uncinsässigcn und für jcd. der genannten 3 Klassen ein Ersatzmann uöthig. Die Wahl findci Sonntag, den 23. December d. I., im Müller'schen Gasthofe hiev dergestalt statt, daß von 1—4 Uhr Nachmittags für die Ansässigen und von 5—8 Uhr Abends für die Unaiisässigen zu wählen ist, und wird hierbei »och darauf aufmerksam gemacht, daß später als zu oben genannten Stunden Erscheinende znr Wahl nicht mehr zugc lassen werde», sowie daß die Wahlzelle! so genau und deutlich zu beschreiben sind, daß über die zu wählende Person kein Zweifel übrig bleibt. Stimmberechtigt sind alle Gemc.iidemitglieder, welche die sächsische Staatsaiigehöugkeit besitzen, das 25. Lebensjahr erfüll! haben und im Geineiudebczirke ansässig sind oder daselbst seit wenigstens 2 Jahren illrcu wesentlichen Wohnsitz haben. Wählbar aber ist jedes stimmberechtigte Mitglied, welches im Gcmeindcbczirt seinen wesentliche» Wohnsitz hat. Tie hierzu ausgestellten Walillisten liegen lei dem Gemeindeamt innerhalb der vorgeschriebcnen Zeit und während der gewöhnlichen Expeditionsstundcu zur Einsicht für die Betreffenden ans und es hat jeder Wahlberechtigte in seinem eigenen Interesse etwaige Berichtigungen u. s. w. sofort mit anzubringe». — Ho h eilst ein, 6. December. Gestern wnr en auf hiesigem Bahnhofe ein Paar prächtige lebende Edelhirsche, dem zoologische» Garten zu Münster i. W. entstammend, verladen und nach Falke» in den Geslügel- und Wildpark des Gemeindevorstands Martin üder- gcsühct. Biele Leser dieses Blattes, welchen genannter Park bekannt, werden diese Nachricht mit Freuden begrüßen. — Das Bahn Projekt Großbartmannsdorf-Eppen- dorf, das erst seit Kurzem wieder lebhaft besürworiet wird, hat auch die weiter oben im Gebirge wohnenden Industriellen veranlaßt, dafür einzutrctcn, daß diese Linie von Eppendorf weiter durch das Lößnitzthal nach Hohenfichte gebaut und an die Linie Flöha-Rcitzcn- hain angeschlossen wird. Es würde allerdings zwischen dem Lößnitz und Flöhathal ein tiefer Einschnitt für die Bahn uolhiveudig werde». Aus Nah und Fern. — Der Eiffel-Thurm in Paris hat unnniehr die Höhe von 200 Metern erreicht, er nst also jetzt das höchste Bauwerk der Erde, aber anch das geschmackloseste. — Wenn es den Franzosen nur nicht bei ihrem Eissel-Thnrmbau ähnlich ergeht, wie weiland den alten Babyloniern! — Aus der Mode gekommene Theatergeste». In seiner jüngsten Theatcrchronik kommt Francisque Sarccy in geist voller Weise daraus zu sprechen, wie manche Geste auf der Bühne mit der Mode, die ihn gebracht, wieder verschwindet. Bor etwa fünfzig Jahren — erzählt der berühmte Kritiker — pflegte der Schauspieler, der auf der Bühne zeigen wollte, daß er sehr zornig sei und sofort einen Unverschämten zur Rechenschaft ziehe» werde, seinen R ck wüthcnd znznknöpsen, den Hut auf die Seite z» schieben »nd ihn wie mit einem Faustschlage tief auf den Kopf zu stülpen. Die Gcste niag ans der Zeit der Restauration stamme», in welcher die alte» Soldaten lange, bis an'S Kinn zugeknöpfte Röcke und den Hut schief auf dem Ohre trugen. Aber die Bewegung ist verschwun den. gerade so wie die Gewohnheit, sich, wenn man elegant Ihn« wollte, ein Stäubchen von der Krause zu blase», was an die Zeit mahnte, da die Dandys Tabak schnupfte». Vor dreißig Jahren drückte» die Schauspieler die Idee, daß sie Don Juans seien, denen die Weiber »achlaufcn, dadurch aus, daß sie die Spitzen ihrer steifen Hemdkrägen in die Höhe zogen. Sicherlich kam die Geste daher, -aß die Mvdchelde» der Zeit kolossale Vatermörder trugen und sich um so eleganter dünkte», je höher die Spitzen derselben reichten. Wieder später steckte man die Daumenfinger in die Westentaschen und drehte sie selbstgefällig, wenn man seine Unwiderstehlichkeit darthun wollte. Die Manier kam aus der Zeit» in der es Mode war, bei Sommcraiisflügen den Rock abzulegeii, im Grase zu dejeuniren und sei» Mvdeheldeiithum in der Westentasche zu bezeugen. Die schönen Zeiten sind vcrübcr, kein Schauspieler von gutem Geschmack wendet mehr diese Geste an. Ebenso wenig will man mehr damit Effekt machen, daß man die Hände in die Hosentaschen steckt und sich breit auf die Bühne hinpflanzt, als ob man sagen wollte, mir kommt Niemand nahe, ich stelle meinen Mann Jedem gegenüber. Man trägt keine weiten Beinkleider mehr und so wäre die Pose lächerlich Chernniher Stadt'Airzelgcr. Die grcuiNt imskrcö Blaues werde» ersucht, uilZ w ch ige Beztbeiik-iten güliz: m >;»« -eile». Cbeinnitz, de» 7. Dccembcr. —s. DaS neue Ca li» ogcbäude. Berciis i.i der zweiten Hälfte dcS vorigen Jahrhunderts mach c sich in den hiesigen höher» Kreisen das Bedürsniß »ach zwanglose» geiellichalilichen Vergnügungen geltend. Es entstanden mithin in jener Zeit verschiedene Gesellschaften, deren Mitglieder sich nach des Tages Last und Mülle» durch frenndschastliche Zniamuienkünste zn erhole» suchten. Tie erste geschlossene Gesellschaft dieser Art trat am l. April 1786 unter dem Namen „Casino" ins Leben. Sie baute a» der Lobgasie und zwar an der Stelle des im J ihrc 1772 abgebrannten Tuch- machermeister-Hauses ein sür die damaligen Verhältnisse stattliches Gcicll- ,'chaftS-Local — es ist dies das jetzige Wcbcr-Jnnungshans — und hier sauden in jener Zeit die gesellige» Zniammenkuuste der Casino-Mitglieder statt, deren Zahl anfänglich ans 85 festgesetzt war. Bei dein rapiden Wachs- ihum unserer Stadt in den späteren Jahre» war auch eine Vermehrung der Mitglieder der Casinogesellichast unausbleiblich. Der einfache, schlichte Ban an der Lohgasse erwies sich bald als z» klein und cS »mßlc demnach an einen Localwechsel gedacht werden. Die Gesellschaft iah sich dem zufolge veranlaßt, im Jahre 187g ei» Gartengrundstück zn erwerben, Vas am Stadt graben zwischen dem Kloster-und I channiSlhore gelegen war. Ans diesem Grundstück wurde alsbald mit dem Bau eines neuen GeseUschasiShanses be gonnen, das daun am -9. Mürz 1822 seiner Bestimmung übergebe» tverden lonmc. Dreinndse.bzig Jahre stand dieser Ban, innerhalb dessen Mauer» Frohsinn und Heiterkeit geierrscht hatte», in dessen Räumen Geichästslenle, Künstler und Gelehrte in frohem Bcreinisein ungezwungen verkehrten. Da zerstörte in der Nacht zum 6. Januar t885 ein tückischer Brand einen Theil dcS Gebäudes, dessen rauchgeschwärzte Mauern ein trauriges Bild irdischer Vergänglichkeit boien. Man beschloß nn», das zerstörte Gebäude völlig ab zutragen »nd an dessen Stelle einen den großstädtischen Verhältnissen nnicrcr Stadt entsvrechenden Neubau z» errichten. Es galt hicrvei auch den groß artigen Aufschwung zu berücksichtige», den Chemnitz in den letzten Jahren ans dein Gebiete der Baukunst genommen hat. Diese» Umstand in Betracht gezogen, sollte auch das neue Casinogcbände ein Prachtbau werden, sowohl hin sichtlich seiner zweckentsprechenden Bestimmung als auch >n seiner architectouischen An-sührnng. ES wurde mithin zur Erlaugun l von geeigneten Plätten zn eitler allgemeine» Concnnenz nnter den deutschen Architectcn geschritten, ans welcher die Herren Architekten Welkenbach und Käppler ans Leipzig als Sieger hcrvorgingcn. Diesen beide» Fachmänner» wurde auch vou der Casino Gesellschaft die AnSsnhrmig des Neubaues übertraget,, der« dinu im Monat Mai des Jahres 1886 in Angriff genommen ivurde. Es wurde im» zunächst der nach der Brückcnstraßc zn gelegene große Sualbau nnter Dach gebracht und hierauf im Frühjahr 1887 mit den, Vorderban be gonnen. Die specielle Leitung des gesammicn Baues lag in den Händen des Architekten Herrn Ritter. Ein stolzer, prächtiger Ban, eine Zierde für unsere Stadl, ist »nn an Stelle des abgebrannten Casinos entstanden. Freilich gehörten viele Mcnschenhätide daz», che das tresflicbc Werk vcllendet und ieiner Bestimmung nt ergeben werden konnte. Es dürste für manchen unserer Leser nicht uninteressant sein, wenn wir in Nachstehendem die Namen der jenigen Äeschäflsieutc veröffentlichen, die an der Aussührnng der einz. lncn Ban-Arbeiten bcttieiligt waren. Die Maurerarbeiten führte T. Doderlein und die Zitnmrrarbciten C. H. Beher, beide vo» hier, an-; die Sleiumetz- arbeilen C. Helm uns Dresden; Dhckcrhoss und Widmann die Cemem- »nd Letonarbeite», F. H. Neume ster (jetzt Löffler L Bilz) hier die Schieferdccker- arbcilcn, C. F. Weber aus Leipzig dic Holzcemeiitdecknngsarbeiteii. Fe. Mosen« ihm ans Eutritzsch b. Leipzig die E icukon truktionc». I. Wolf h er die Nleinpnerarbettcu, C. Helm aus Dees c» die Bildhauerarbeileu des Saal baues, Otto Schütz aus Leipzig die Bilbh merarbeitcn des Borderbanes. Für oeu iunereu An-bau lieferten die Tischlcrar eiten sür den Saalbau nnd die öffentlichen Schanklokalitüteu (DeutscherKaiser) Rob Arncinau», Leipzig ; für den Bordcrba» Her»,. Klemm hier und für daS Wirthschastsgeschoß Fr.W.Liemng hier. Die Schlosserarbciteu sür den Saalba» lieferte Herui. Forberg hier; sür den Vorderbau Carl Roeßlcr hier und sür das Wirthschastsgeschoß Fr. Günther hier. Schmiedearbeiten lieferte: Br. Böttger hier. — Glascrarbcilen: F. A Schubert .ner. — Parquctlböden: Adolph Hehm a- Plagwitz-Lcipzig. — Terazzoböde»: Joh. Osorico ans Frankfurt a. M. — Plattcnbödcn: V lleroy k Bach aus Dresden. — Gasleitung: A. Wagner hier. — Belenchtnngskörpcr: K. A. Seifert ans Wnrzen. — Stückarbeiten im Saalban, sow e die Modelle sür die Bildhauerarbeite»: O. Damm nur A. Liegert ans Leipzig. — Stück arbeiten im Borderbau: C. Hauer aus Dresden. — Fignren-Äruppcn im Hauptsaat: Jos. Ungerei ans München. — Malerarbeiten im Saal und Vorderoan: R. Schultz aus Leipzig. — Malerarbeiten im Wirthschastsgeschoß: P uizza S Rüder hier. — Electrische Beleuchtung Siemens Halolc aus o-rli». — Gasm goren: Gasmotorcnsabrlk in Deutz (durch Herrn Ingenieur Bert hier). — Ceuiralheizung nnd Ventilation: Riet-chel L Hcnncberg aus Dresden. — Electrische Klingelzüge und Blitzableiter: Herm. Pöge hier. — Wasserleitung und Beschleußung: E. Nohloff ans Leipzig. — Pslasterarbei'tcn und Garteiircgulirung: R. Lrübcnbach h er. — Polster-Möbel > nd Stosf- dccorationen für de» Saalbau: F. A. Stütze ans Leipzig, für de» Vorderda»: Zieger und Stellmacher hier. — Man ersieht hieraus, daß cs eine stattliche Reihe von Geschäftsleuten ist, die au dein prächtigen Bane beschäftigt wäre». Möge er lauge, lange bestehe» nnd den spätesten Geschlechtern noch als Ställe der Freude, ces Frohsinns »nd des zwanglosen Verkehrs dienen. — Akticn-Bicrbranerei zn Schl ob hemnitz. llnierem gestrigen Bericht über die Äcncralveriammlmig des vorgenannten Etablissements ist Noch »achznirageii, daß die Dividende in Chen,nitz an der Kaffe der Brauerei sowohl, wie an der Kasse der Herren Kiinath k Nicritz gegen Avgabe des Dividendenscheines zur Auszahlung gelangt. — Ein Eisenbahntlnsa ll, der sich gestern Abend bei Tharandt ereignete, wurde schnell in der Stadt bekannt. Wir konnten über das Vor- lommniß bisher nur Folgendes i» Erfahrung bringen: Gestern Aocnd in der 6. Stunde entgleisten kurz vor dem Tyarandter Bahnhof nahe einer kleineren Brücke von eincm von Freiberg her kommenden langen tzüterzng eine grö ßere Anzahl Wagen (man sagt 21), glücklicherweise ohne daß ein Verlust au Menschenleben z» beklagen ist: es kamen nur einige Verletzungen vor. Da die nachfolgenden Wagen infolge der Schwere des Zngcs nicht schnell zum Hillen gebracht werden konnte, wurden der entgleiste Theil des Zuges derart durcheil,andcrgeschobcn, daß der Verkehr ans beiden Geleisen vollständig gehindert war. Bis heute, Freitag, Mittag hatte man noch nicht vermocht, ein Gelcis wieder fahrbar zu machen. Der Güter verkehr ruhte aus der beschädigte» Strecke gänzlich, der Pertouenv.rkchr wird durch Umsteigen an der llnsallstelle vermittelt. Dadurch treten natürlich be trächtliche Verspätungen ein- «o kam gestern Abrnd der gegen 7 Uhr hier sällige Schnellzug'fast drei Stunden zn spät hier an und der heute Mittag 11 Uhr 37 Mi», hier fällige Pcrioncuzug halte gleichfalls eine Verspäinng »ou säst 1 Stunde. —Lu. lieber das hiesigcFeuerwchrwese» vom Jahre 1887 dürften »och folgende Mitthcilungcn von Belang sein. Die Zahlen der Mannschasls- stände der Chemnitzer freiwilligen Fenerwehren ergaben Ende 1837 einen Geiammtbcstaud von 8l2 Man». Die ganze verfügbare Feuerwehr nnscicr Stadt zählte mit Einrcchnuug der zwei Fabrikfcucrwehrcn 508 Mann. Die z» Anfang des Jahres 1862 gegründete Turnerfeuerwehr feierte gegen Ende Februar >887 ihr 25jähriges Bestehen. Mit der durch Herrn Branddirektor Weigand veraulaßlcn und dnrchgesnhrte» Bildung einer Sanitätskolonne für die sreiwilligeu Fencnvebrkorps stieg anch der Uebunzsbetrieb bei diesen -ehr bedeutend. Tic Feuer>ch»tzbesetziing wurde im Siadtthealcr bei 2<>o Vor stellungen, im Thaliathcater bei l?1 nnd im Cirens Corth Allhoff bei 85 Vorstellungen gestellt. Erfreulicherweise verunglückte >887 lei» Fenerwehr- tnan». Zit der bisherigen Hydranteuzahl von 875 kamen im Laufe des Jahres l6 »cn hinzu, sodaß danach im Ganzen 891 Hhdranlc», darnnrcr 583 gr»ßc Fcnechydrante», vorhanden waren. Die Zahl der eingelaufcnen Feuer Meldungen war um eine Kleinigkeit geringer als im Vorjahr, denn sie be trug nur 131, gegen 141 im Jahre 1886. 117 Meldungen kamen aus die Stadt, 17 auf die Umgebung der Stadt. Der Groß« uud Alarmseuer waren 6, der Mittclfcuer 8, und Klcinseucr fanden 98 statt. In 25 Fällen hatte die Maunschast der Verufsfencrwehr bei den 98 Klcinfeuern in der Zeitdauer von einigen Minuten bis zn 16. Stunde thätig zu sein. Die größere Masse der Kleinfeuer wurde von de» Betroffenen selbst nnterdrückt. Die Brandsälle vertheillen sich ans 51 Zimmerbrände, 10 Fadrikbrände, 6 Esjendründc, 5 Küchenbrände, 4 Bnudwandbrände, je 3 Brände in Eijcngicßereien, Lchan- scnstern, Vorsälcn ». s. w. lieber die Uriache» der Brände ist zn bemerken, daß 16 derselben durch Zunahebringen von Lampen an Vorhänge, 15 durch Explosiv», je 14 Lurch leichtsinnigen Umgang mit Feuer nnd durch Ueber- hitznug, 6 durch Spielen der Kinder mit Streichhölzchen entstanden rc. -Stadt-Theater. „Die Grille", Schauspiel in 5 Akten von Charlotte Birch Pfeiffer, wird morgen Sonnabend in dieser Saijo» znr Ausführung gelangen nnd bei der Beliebtheit, der sich die Birch Pfciffer'schen Stücke in Chemnitz allgemein erfreuen, gewiß auch einen guten Erfolg erzielen. —cl>. Ernsthaft Winter schcints werden zu wollen, nnd bereits hat cs seit einigen Tagen des Nachts gereift und gefroren; auch empfindlich kalt ists, namentlich des Morgens, schon gewesen. Da möchten wir denn ans etwas Hinweisen, an das schon oft genug erinnert worden ist dessen aber vo» verschiednen Leuten imitier wieder vergessen wird. Bei der wöchentlich zweimaligen Reinigung der Trottoire, Mittwochs »nd Sonnabends, werden vielfach anch bei Temperaturen wie der gegenwärtige» die Fußsteig- platten mit Wasser gesprengt, damit das Aufwirdeln des trockenen Schmutzes beim Kehren vermieden werde. Die Absicht ist gut und lvbenswerth, aber ihre Ausführung ist an Tagen, wo das Thermometer unter Null sinkt, ein schlecht angebrachtes Beginnen. Die dünne Wasserschicht gefriert, wie Jeder weiß, aus den glatten Granilplalten augenblicklich, und die Passanten haben dann daS Vergnügen, über die ihnen bereiteten Eisbahnen vorsichtig hinweg seiltänzern zu müssen, anstatt in den Trottoire» — was deren eigentlicher Zweck ist — einen stets sicheren, zuverlässigen Fußweg zu haben. An solche«
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