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Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188812083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18881208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18881208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-08
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 08.12.1888
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Nr. 28K. — 8. Jahrgang. Der ieden Wochentag Abend (mit Datum de) folgenden Tages) zur Versendung gelanget«-- „rkchfische LandeS-Anzciger" »»it täglich einem Extra-Beiblattt 1. Meine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler ». Sächsische Gcrichtözeitnng 4. Sächsisches Allerlei b. JllnstrirtcS lintcrhaltiingsblatl K. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei den Ausgabestellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anstalten 75 Big. (Post-,Zeitungs-Preisliste Nr. -Mg.) Sächsischer Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdrnckerei» Chemnitz» Theatrrstratze Rr. S. Fernsprcch - Slnschlnß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Lander-Anzeiger, Chemnitz Sonnabend, 8. Decemver 1888. Bon den Hauptblättern des „Sächsischen LandeS-Anzeigers" erscheint (ohne dessen tägliche Extra - Beiblätter) eine billiger» Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Ehemnitze» General.Attzeiger für monatlich »nr --v.Pfg. mit Zntrage»; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (Zeitungs-Preisliste i>. Na htr. Nr. 1250».) mtz, Jllustr. llalender de» Sächsische» Sandbote», Jllustrirtes Jahresbuch des LnodeS-stuzeigerr. hrem >estört inchr- Irand - issirte ustav Zahre ss-ls. setzte Zasser brüht Hause hat sereS »kiter neu- nnen Nühe gegen rdarf Mithält direct Anzeigenpreis: Raum einer schmale» Corpus, den Cinrücknngöbetrag (in Briefmarke») beifügen Tie Arzeigen stiidcn ohne PrciSnusschlag gleichzeitig Neueste Nachrichten. Wien, 6. Deceinber. Gestern Abend veranstalteten in Preß bürg eine Anzahl Studenten eine Straßenkundgebung gegen den Bürgermeister und warfen in dessen Haus die Fenster ein, weil vor gestern bei einer Festvorstellung im Theater die Büste Kaiser Franz Josephs mit schwarzgelben Farbendrapirt war) die Polizei trieb die Dcmonstranteil auseinander. Politische Rundschau. Chemnitz, den 7. Deceinber. Deutsches Reich. lieber die Ausweisung französischer Officiere aus Deutichland bringt die „Nordd. Mg. Ztg." interessante Angaben- Nicht weniger als 13 französische Officicre, die sich verdächtig ge macht hatten, sind aus dem deutschen Reiche in den letzten paar Monaten entfernt. Das Organ des Reichskanzlers schreibt darüber: „Die französischen Zeilungen haben eine stehende Rubrik, in der sie ihren leichtgläubigen Lesern Fabeln von aktiven deutschen Officieren erzählen, die ans der Thal beim Spioniren ertappt, verhaftet worden sind und ihrer Bernrtheilnng entgegensetzen. In den meisten Fällen hat damit die Erzählung ihr Ende erreicht. Der in der Einbildungs kraft eines gewissenlosen Reporters anfgetauchte Spion verschwindet spurlos und inan hört nicht mehr von ihm sprechen; bei anderen Gelegen heiten entpuppt sich der Officier als harmloser Reisender, einem be liebigen Stande angehörig, dem schließlich kein anderer Vorwurf zu mache» ist, als daß er ahnungslos von den herrschenden französischen Zustände» angenommen hat, es sei einem besuchenden Fremden ge stattet, ohne Gefahr für Leben und Gesundheit, sich eine hübsche Landschaft anzuschen und davon eine Skizze zu entwerfen. Der deutsche Officier als Spion in Frankreich ist eine Mythe, denn jede, auch die geringste thatsächliche Unterlage fehlt. Ganz anders liegen die Dinge in Bezug auf den Aufenthalt französischer aktiver Officiere in Deutschland. Bv» diese» sind in einem Zeitraum von nicht ganz zwei Monaten nicht weniger als 13 als verdächtig ausgewiesen worden. Sämmtliche Officiere hatten angegeben, daß sie nach Deutschland gekommen wären, um dort Sprachstudien zu machen, und alle, mit einer Ausnahme, hatten sich zu dem Zwecke in Sachsen, Hessen, Bayern und in den Rheinprovinzen niedergelassen. Die französischen Officiere gehören ohne Ausnahme der aktiven französischen Armee an. Auch Oberst Stoffel ist neben diesen wissensdurstigen Mitgliedern der Armee zu nennen, nur daß der ehemalige Militär- Attachv in Berlin nicht seine recht gute Kenntniß des Deutschen auf frischen, sondern in der Nähe der Grenze historische Studien über Cäsars Krieg gegen die Germanen vornehmen wollte. Herr Oberst Stoffel und seine jüngeren Kameraden sind hässlichst gebeten worden, ihre Geschichts- und Sprachforschungen auf anderem Boden anzu stellen, als auf dem deutschen. Deutschen Officieren in Frankreich würde es unter ähnlichen Verhältnissen wie den Studenten in Bclfort ergangen sein, und sie wurden von Glück zu sagen haben, wenn sie den Wuthausbrüchen des französischen Pöbels mit heiler Haut entgangen wären. Französische Officiere sind, wie wir wissen, von maßgebender Seite daraus aufmerksam gemacht worden, daß ihre Aufmerksamkeit und Anwesenheit in Deutschland nicht er wünscht ist. Wir hoffen, sie werden sich diesem berechtigten Wunsche in Zukunft gefügiger zeigen, als es seither geschehen ist." Das ist verständlich genug. — Der Rücktritt des spanischen Botschafters Graf Benomar in Berlin scheint noch allerlei Streitereien im Gefolge haben zu solle». Der Graf hat nach der Anzeige von seinem Rücktritt die Botschaftsgeschäfte noch provisorisch weitergeführt und die Rcichsre- zierimg hat natürlich den Berkehr weiter unterhalten. Dem Grafen, dem man in Madrid nicht gewogen zu sein scheint, macht man daraus ein Verbrechen und auch die deutsche Regierung hat bittere Worte zu hören. Franzosenfreunde haben aus dem Vorfall, der im Grunde genommen nicht der Rede Werth ist, großen Spektakel gemacht, und »un soll die Sache sogar in den Cortes verhandelt werden. Immer zu! — Das Militärwochenblalt schreibt über den Entwurf eines neuen Exercierreglements für die Fcldartillerie: „Zweifellos ist der Bedienungsmann der fahrendm Artillerie der wehrloseste Soldat der Armee; er ist in seiner jetzigen Bewaffnung jedem mit einer Heu gabel versehenen feindlichen Bauer gegenüber hilflos. Die Nothwen- digkeit der Bewaffnung mit einer Schußwaffe hat bereits der letzte Feldzug dargcthan. Es fragt sich nur, welche Schußwaffe zu wählen ist. Der Carabiner ist ausgeschlossen; denn er hindert an der Ge schützbedienung und verleitet dazu, im Nahangriff sich auf das Ge schütz nicht, sondern auf die Handfeuerwaffe zu verlassen. Mit dem Revolver ist die richtige Waffe gefunden, mit demselben sind bei der fahrenden Artillerie aber nur die Fahrer versehen. Daß wir uns in Zukunft häufiger als im letzten Kriege darauf gefaßt machen müssen, feindliche Cavallecie in unseren Batterien zu sehen, dem können wir uns wohl nicht verschließen. Man nehme also der Be dienung das jetzige, in jeder Beziehung unzweckmäßige Faschineumesser, gebe ihr ein kurzes Seitengewehr und den Revolver. Nachdem elftere durch die neue Ausrüstung der Infanterie, letztere durch die Be waffnung der Cürassiere mit dem Carabiner verfügbar geworden, würde diese Neuerung nicht einmal erhebliche Kosten verursachen." — Im Geffckenprozeß hat auch in Hamburg ein Verhör statt- gesunden. Da Geffcken im Juni in Hamburg eine Kur gebraucht hatte, so wurde ei» dortiger Arzt im Entmündigungsvcrsahre» über dessen damalige» Geisteszustand vernommen und konnte bekunden, saß derselbe sich schon zu jener Zeit offenbar in einem Zustande hochgradiger Aufregung und Nervosität besimdeii habe. — Parlamentarisches. Die Budgetkommission des Reichstages hat am Donnerstag die Berathung der einmaligen Ausgabe» des Militäretats mit sehr geringe» Kürzungen beendet. — Die Sozialisten Wollen iin Reichstage eine Interpellation wegen der Haltung der Polizei bei ihrer letzten großen Demonstration in Berlin einbringen. Das ist nun allerdings nicht Sache des Reichstages, sondern des preußische» Abgeordnetenhauses. — Die deutsche ostafrikanische Gesellschaft giebt bekannt, daß ihre Beamten sich stets streng auf dem VcrlragSbvden gehalten haben, daß die Bebauvtimgen englischer Blätter über die Ausschrei tungen der Deutschen ganz unrichtig seien. Daß die Engländer gewaltig übertrieben haben, daran hat wohl Niemand gezweifelt, gut wäre es aber auch, wenn sich die Gesellschaft über die in deut schen Missionsblättern veröffentlichten Berichte unserer deutschen Missionare in Ostafrika äußern wollte, was bisher unterblieben ist. In den „Deutschen Missionsnachrichten aus Ostafrika" ist wiederholt mit Namensnennung der Missionare mitgetheilt, daß die Beamten der deutschen ostafrikanischen Gesellschaft die Eingeborenen nicht richtig behandelt und dadurch große Unzufriedenheit hervorgerufen hätten. Nu», aus den gemachten Erfahrungen werden jedenfalls die erforder lichen Lehren gezogen werde». — In Zanzibar ist ein großes arabisches Schiff mit Sklaven räubern und Sklaven angekommen, welches von dem deutschen Schiffe „Carola" aufgebracht ist. Die Zustände an der Zanzibar- küste sind leider recht traurig. Die Jahreszeit für die Bebauung der Felder ist erschienen, aber die Bauern wage» sich aus Furcht vor den aufständischen Stämmen nicht ans ihren Zufluchtsorten. Es droht eine Hungersuoth. In Bagamoyo sind zahlreiche Ein geborene ohne Brod und Obdach. Dort ist Alles ruhig, im klebrigen ist vo» einem Nachlassen der Bewegung noch nichts zu bemerken. Italien. Die Beziehungen zwischen Rußland und Frankreich und dem Vatikan sind in letzter Zeit als besonders gute bezeichnet worden, aber es scheint damit doch nicht so sehr weit her zu sein. Bei den Ernennungen neuer französischer und russischer Bischöfe haben sich solche Schwierigkeiten ergeben, daß das für den Dezember anbe raumte vatikanische Konsistorium um drei Monate verschoben ist. Frankreich. Bor dem Znchtpolizeigericht wird wohl noch vor Weihnachten gegen die Abgeordneten Gilly und Wilson verhandelt werden. Der Erstcre wird wegen seiner Schmähschrift verfolgt, und der Letztere, weil er dem Abgeordneten Veil-Picard öffentlich Ordcns- schacher vorgeworfen hatte. — In der Donnerstags-Nacht wurde ein Dynamitattentat gegen ein Kellner-Stellenvermittelnngsbureau in der Rue St. Denis versucht. Die brennende Lunte der Dynamitpatrone wurde noch rechtzeitig gelöscht. — Der Stadtrath will den Boulevard Hausmann in Boulevard Baudin umtaufen. Die Regierung ver weigert aber die nöthige Zustimmung. — Recht nett ist cs in der gestrigen Kammersitzung zugegangen. Es wird über diese Sitzung berichtet: Die Kammer genehmigte fast einstimmig nach kurzer Dis kussion das Gesuch um Erlaubniß zur Verfolgung Wilson's. Nur Thevenet sprach dagegen, weil nach dem Preßgesetz Wilson nicht ver antwortlich sei für die Publikation der „Petite France". Wilson wohnte der Diskussion bei, ohne eine Miene zu verziehen. — Floquet ergreift hieraus das Wort, um sich über Gerüchte, welche in Folge der gestrigen Kammersitzung verbreitet sind, anszusprechcn. Wenn in dieser Sitzung, so bemerkt er, der Justizminister gesagt hat, daß die Negierung die Trennung von Kirche und Staat wolle, so habe er im Namen des Ministeriums gesprochen. Man habe gesagt, die Regierung habe sich gestern aus Furcht der Abstimmung enthalte». Das sei vollkommen unwahr. Er sei durch wichtige Geschäfte fern gehalten worden. Nur wenn es sich um ein Vertrauensvotum han dele, enthalte sich das Ministerium der Abstimmung und wen» Herr Laroze, wie er gestern beabsichtigte, dem Ministerium ein Tadclsvotum ertheilcn wollte, so würden es nicht die Stimmen der Minister sein, die seinen Erfolg verhindern. Nachdem Floquet die Tribüne verlassen hat, will Laroze das Wort ergreifen, worauf sich ein furchlbares Geschrei der äußersten Linken erhebt. Basly bemerkt, das Benehme» des Herrn Laroze erfreue die Boulangisteu, worauf Susini ihm zurust: „Was hat Boulanger damit zu thun?" Vasly antwortete: „Sie sind ein Esel", worauf Susini mit geballten Fäusten auf Basly losstürzt. Nur mit Mühe werden die wülhenden Abgeordneten durch einige College» getrennt. Unbeschreiblicher Tumult. Die Rechte applaudirt ironi'ch. Erst nach einigen Minuten kommt der Präsident zu Wort und sagt: „Ich erröthe angesichts dieses Zwischenfalles für die Kammer und appellier an die Selbstachtung der Aolksverlreler." Endlich kann Laroze sprechen. Er sagt, er habe vielleicht nach der Form Unrecht, allein die Frage der Trennung der Kirche vom Staat sei so wichtig, daß sie einer besonderen Diskussion würdig sei, aber jetzt sei dieselbe nicht opportun. Darauf wurde die Berathung des Kultusbudgets fortgesetzt.—Basly und Susini haben sich gegciiseilig gefordert. Die beiderseitigen Zeugen sind bereits mit einander in Verhandlung getreten. Portugal. Italienische Blätter berichten von einem Ehezwist im portugiesischen Königshause. Die Königin Pia, eine Schwester König Humberts, soll schon lange mit dem König Dom Lniz in Unfrieden leben und nun darauf bestehen, das Land zu verlassen, um sich nach Moncalieri bei Turin zu ihrer Schwester, der Prin zessin Jerome Napoleon, zurückzuziehen. Der König wolle aber nichts davon wissen. Belgien. Die Dynamitattentate sind jetzt in Belgien z» Hause. In der Nacht zum Donnerstag wurde vo» den Anarchisten versucht, die Glasfabrik in Mariemont und die Wohnung des Polizeikpmmissars in Morlawelz in die Luft zu sprengen. Rußland. Zahlreiche Truppenbewegungen finden gegenwärtig nach vielen Orten Rußlands statt. Nach Pultawa sind die kom pletten RescrvekorPS verlegt und aus de» asiatischen Gouvernements »ach den europäischen während der letzten Zeit 45000 Man». 108 Geschütze und 4000 Pferde gezogen worden. — Ans Wol hynien sind neulich eine Anzahl von deutschen Familien aus gewiesen worden. Dieselben mußten ihr Hab und Gut für Spott preise verkaufen und begaben sich nach Deutschland, theilwcise auch nach Amerika. Deutscher Reichstag. —NN. Berlin, 6. Decembcr. 12'/« Uhr. Präüdent: von Levetzow. Vertreter der verbündeten Regier, ungcn: Staatssekretär von Bötticher. Bniidesrathskoiiimiffarlen: Bosse, Lot, mann, von Wodlke. Das Hans ist gut beseht. Eingegaiigen ist der neue Handelsvertrag mit der Schweiz und der Geietzcittwurs detr. die Vorarbeiten zn einem Naiioiial-Denkmal für Kaiser Wilhelm 1. Auf der Tagesordnung steht: Erste Berathung des Gcsetzentwnrss bctr. die Alters- »nd Jnvalideii- versichernng der Arbeiter. Staatsjekretär von Bötticher: DiegrosteMehr- beit des denlscheu Reichstages hat sich auf den Bode» der SociatpolmI ge stellt und eine Reihe vo» Einwendungen gegen die Vorlage wird hier kam» wiederholt weide», nachdem sie in der Presse bereits ihre Erledigung gef,mee», haben. Die verbündete» Regierungen sind für die in der Presse stattgebabte, Kritik sehr dankbar. Nur v r einer Art Kritik ist zu warnen, nämlich vors der »ach dem Grundsätze aeübten: ich kenne die Absichten der Regierung nicht, aber ich mißbillige sie- Bedenklich ist cS mich, Einzelheiten dcS Entwurfes aus dem Zusammenhänge heranszureißcn und sie besonders z» zergliedern. Man hat, was Einzelheiten anbelangt, gewünscht, die neue Einrichtung zu nächst auf einen engere» Kreis von Personen, etwa aus die der Unfall versicherung »nterstehcudcn, z» beschränken- Diesem Wuiische widersprechen aber Gründe der Billigkeit. Wir werden etwa 13'/, Millionen Arbeiter haben, welche die Vortheilc des Gesetzes genießen werden. Man hat ferner gesagt, die Vorlage könne sich a»f die JnvaliditälSvcrsicheriing beschränken, allein die Altersversorgung würde 'gerade einen sehr heilsamen Einfluß auS« üben, denn alt zu werden hoffen Alle. Man hat weiter die Rente zn niedrig befunden, sie ei» Butterbrot genannt. Aber bedenken wir die Belastung der Industrie. Lieber mit einer geringeren Last eine leistungsfähige Industrie, als mit zn hohen Rente» den Ruin der Industrie und die Enttäuschung der Arbeiter. Bei Einrichtung der Ortsklaffen schloß sich der Entwurf der bereits, bestehenden Einrichtuitg der Krankenversicherungen. Nn» wird gewünscht,. die Ortsklassen durch Lohnklassen zn ersetze». Die Regierung wird gewiß für jede Berbcssernug des Entwurfes dankbar sc!» (Bravo), abei^ ich glaube, diese Lohnklasse» werden große Schwierigkeiten haben. Die Löhne ändern sich, sic werden znm Theil in Naturalien gezahlt, wie sollen die Schwankungen da berücksichtigt werden'? Wie soll sich »amentlich das Marken- wescn gestalte»? Eine Lohnstalistik existirt nicht. Trotz alledem halte icb.die Lohuklnssen sür diskutabel. Nun wird cine Herabsetzung der Altersgrenze gewünscht! Aber wenn Sie diese aus 65 Jahre normire», so müssen Sie die jetzigen Beiträge um 13Vo» bei-60 Jahren sogar um 36°/, erhöhen. Hier ist also Vorsicht geboten. Sehr bedauerlich ist die Haltung einer gewissen Presse, welche die Absichten der Regierung so darstellt, als wolle diese nn» cine Ausbesserung der Armenpflege. Dieses agitatorische Verfahren wird w-dcrlcgt durch die vom Reichskanzler bei der Berathung der Unsalloersicher- nng gegebenen Darlegungen über die Ziele der Sozialgesetzgebung. WaS die mehrsach gewünschte Aendcrnug des Prämicn-DeckiingsvcrfahrcnS durch ein Umlaye-Äcifahren betrifft, so muß man bedenken, daß letzteres die Arbeiter und die Industrie für die Zukunft, für den Fall eines »»glücklichen Kriege-, bei Seuchen »nd bergt, zu schwer belastet- Auch untcr normale» Verhält nissen wird der Arbeiter durch das Umlageversahrcn geschädigt, weil es höchst tiitglcich belastet. Die im Dccknngsversahreii gesammelten Kapitalien wird man in der Weise wieder nutzbar machen, daß sie den Kreise» wieder zn> fließen, denen sie ent.ogen sind. Ein solcher Modus wird sich ja wohl finden lasse». Zu große Kapitalieiiansainmlii! ge» sind nicht z» fürchten: sie werden etwa 2'/z Milliarden betragen, während Sparkassen und Slifiunge» fünf Milliarden solcher Kapitalien besitzen, ohne daß Schwierigkeiten entstehen. Die preußische Regierung würde es gern gesehen haben, wenn die Bcri.fs- gcnosscnschaslen Träger der Versicherung geworden wäre». Sie kann sich aber auch den ge.c» cine solche Einrichtung sprechende» Gründen nicht ver schließen und deshalb war der abweichende Bnnocsrathsbeschlnß annehmbar. Die Idee einer obersten NeichSanstalt stieß, so sympathisch sie auch ist, doch ans große Schwierigkeiten. Der vorgcschlagcne Anschluß a» die Communal- vcrwalunigen erscheint deshalb als der billigste und beste. Die namentlich von sozialistischer Seite erhobenen Bedenken gegen Marten nnd Quittungs- bnch sind wohl übertrieben nnd beruhen wohl nur auf politischen Tendenzen- Es sind alle Bestimmungen zum Schutze der Arbeiter nnd gegen den Mißbrauch der Quittungsbücher getroffen. Die Quit» tmigSbücher sind für den Nachweis der Zahlung »»entbehrlich, weil man sonst eine Prämie ans Faulheit und Vagabondage setzen werde. Wisse» Sie bessere Borschläge, als gemacht sind, wir nehme» sic gern an- Eine absolut endgiltige Lösung des gesetzgeberische» Problems kann die Vorlage ' nicht bringen. Was Kaiser Wilhelm 1. angestrebc, Kaiser Friedrich i» sein« März-Kundgebung ausgenommen, das zn verwirklichen erstrebt der regierende Kaiser und seine hohen Verbündeten- Diese Gesetzgebung wird eins der schönsten Blätter der deutschen Geschichte bilden. Lassen Sie sich, meine Herren, bei Ihre» Arbeite» leiten vo» dem Satze: Liebet die BrüderI (Bravo!) Abg. Grillenberger (Soz.): Goldne Worte haben wir genug gehört, aber goldene Thatcn schien immer »och. Sie wolle» den Pelz wasche», ohne ihn naß zu machen. Sozialres rm heißt bei Ihne» nicht, was cs heiße» muß, den Antheil des Arbeiters an der productiven Arbeit erhöhen; Ihre Sozialrcsorm ist nur eine kleinliche Arniengesetzgcbnng. Die Unfall- und Krankeuversichernng sind doch zu gut, icm diese Vorlage als Krönung jener zu bezeichne». Am liebsten wäre es mir, wen» diese Vorlage einsach abgelehnt würde, denn thatsächllch handelt cs sich dabei nur »in eine anderweite Regelung der Armenpflege, zu welchem Zwecke der Arbeiter mehr belastet wird. Bei einer Altersversorgung muß mau auch die Versorgung Derjenige» anstrebe», zu deren Unterhalt der Unterstützungsbedürftige verpflichtet wird. Außer der vom Herr» Vorredner bereits erwähnten Ausstellung vermisse» wir noch jede Garantie sür eine Rück- gewähr der Beiträge. Mit der Beseicignnz der Berufsgeiiosseiis,basten als Träger dieser Versicherung sind wir einverstanden, denn diese sind nur Organi- salionen vo» Untcrnehmern nnd haben es auch vielfach dahin gebracht, daß als Entschädigungen bei Unfällen ganz unzureichende Sätze gezahlt werden. Ließe man den Berussgeiiosseuschasten die Verwaltung der Alters- und Jnvalideiwersorgnug, so würden sich diese bemühen, alle Lasten der Unfall- Versicherung aus die Invalidenversicherung nbzuwälzen, namenllich wen» für letztere das Umlagcvcrfahrcn angenommen wird- Das Markensystem ist nicht praktisch, seitdem i» dem Gesetze Ortsklassen vorgeschlagc» werde»; eS wäre nur bei einem einheiilichcn Enischädignngssatz verwendbar. Die gauze vorgcschlagcne Organiiauonsforin bekundet, daß das Wahlrecht der Arbeiter gefürchtet wird. Wir werde» eine RelchsveesichernngS-Anstalt ans der Grundlage der commnnalcn Verbände nach Art der Oiganisation der freie» Hilfskasse» beantrage». Der Reichsbcitrag ist uns nicht hoch genug Arbeiter mit einem Einkommen bis 750 Mark innssen bcUrag-frci bleibe», ihre Beiträge muß das Reich zahlen. Was die Beiträge betrifft, sind die »litgctheüte» Berechnungen unrichtig und nicht maßgebend. Sie sollte» zu nächst eine umsaffende und gründliche Arbeiterstalistik veranlassen. Jedenfalls werde» die Arbeiter lieber einen höheren Beitrag zahlen, wenn sie dafür früher i» de» Genuß der Rente komme». Nach den Hirich'ichcn Tabellen der Hilfskassen erreicht das Dnrchschuiitsalier der Versicherte» überhaupt nicht 70 Jahre, so daß diese ganze Altersversicherung nur geringen praclischen Werih hat. Die richtigste Altersgrenze wäre das 60., besser »och da- 56. Lebensjahr. Die Ncule ist so gering, daß damit der Unterhalt für eilten Arbeiter an keinem Orte gedeckt werden kann, selbst säe die Armenpfiegc »lnß mehr nilfgewcndet werde». Mau häoc 1-0 Mark als niedrigste Rente stehe» lasse» nnd von da anfstcigcnd die Sätze »o'Mtren sollet«, statt sie bis ans 72 Mark zn ermäßigen. Das ist nicht einmal cine Verbesserung der Armen pflege. Und mit solchem Elende, welches Sie dem Arbeiter zeigen, hoffen Sie ihn der socialistischei, Bewegung zu entfremden? Die Lvhnkl sic» begeben ganz gut sür die Arbeiter der bayerische» Staatsinstilute, »nd es wäre leicht, eme Lohnstalistik von den Bernssgcnossenschasle» zu bekomme». Der Begriff der Invalidität ist nach der Vorlage ein sehr dehnbarer. Invalide wird, wer täglich nicht mehr den Satz der Rente verdienen kan». Kan» er nur wenig mehr verdiene», so ist er nicht invalid. Es wird sich die Gelegenheit finden, einem solchen allen Arbeiter eine» Tagesverdienst von 30 -40 Pf. zuznwcnde» Erdarssichdieset Arbeitnichl entziehen,wenn er »ichtals arbeitsjcheu behandelt werde» will. Dadurch wird aber i» lchäc licher Weise ans die Löhne ge drückt. GarttichtistjürdicHaltii valtdengeiorgt. DasJahr istni!i47Atbkit>wochen zn lang berechnet, man kau» im Dnrch,ch»itt höchstens nne 40 Wochen an« uchmen. Jugendliche Arbeiterinnen, Dienstboten, die sich später vcrhciratheten, sollten die Halste ihier Beiträge zurückerstattet erhalte». Durch die Kapital- ailjainmlttngcn wird »nr der Zinsfuß gedrückt, »nü die Edelsten der Nation werde» daraus billige Hypotheken auf ihre Güter bekomme»: aber wenn nun einmal eine sozialistische Regierung käme nnd einen Struh durch diese Hypo.Helen machte, könnten da nicht diese Edelste» auf der Strecke liegen btcide»? Mißbrauch des Quitlungsbuches läßt sich nicht verhindern, so lange der Arbeitgeber dies Buch in die Hände bekommt. Das Quiltnugsonch allein würde uns das ganze Gesetz iliiannehmbar nincho», obwohl wir bereit sind, überall da mitznarbciten, wo es möglich ist, Verbesserungen für die Ar beiter zu schassen. Tragen Sie den berechtigten Wünschen der Arbeiter Rechnung, so werdet, wir zu dem Znstandekommc» des Gesetzes beitrage». Ater glaube» Sie nicht, daß die Arbeiter jemals die Hand küssen werden, welche das Ausnahmegesetz schuf, die Brod verspricht und einen Stein giebt. Badischer Bundesbevollmüchtigter vo» Martchatl: I», Ernste glaubt vch wohl Niemand daran, daß hier eine verbesserte Armenpflege sür 13 MtlUone» deutsche Bürger geschaffen werde» soll, Der Unlerichicd zwischen Atmosc cmpsänger» nnd invalide» Arhcitem ist so groß, daß Beide gar nicht miteinander verwechselt werden könne». Die Haltung des Herrn Vorredner- und keiner Partei beweist am allerbesten, daß wir mit der Sozialrcsorm aus tl d >d«' ge teil ter eine »iitelt eblich 562 früh 13. T. Fr. dem es zu st der ihrer Be- > -die !cherl. i. ist tderS, 1 Hanse tcrden der Wchsah, offene geben und ürtcge dem cistcs- ,that. beiten estcrn Ge- Ver- sein, wurde ührige Hitze,!- vsr- keine uiigen lv ahn te sich „Das oll in icsicht. es seinem Icwirk- sf, de, durch . daß selben oar in stern- r lese» ranen gt ver- rndes: kleine Ob Heben- enheit, Aries, Tage- glichen nach
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