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nm den Zweck haben, A urfäll- der regelmäßigen werk- tägigen Arbeitszeit, welche durch völliges oder theil- weise« versagen der Triebkraft verursacht werden, au«, zugleichen, soweit ein wirths chastltche» Bedürfntß hierzu vorlteat. Der Zollkrieg »wiscken Raßland und den Bereinigten Staaten wird nun auch schon für neutrale Staaten empfindlich fühlbar. Bisher war rohe« oder raffiuirie« Petroleum zollfrei mit der Ein- schräokang, daß, wenn in die Bereinigten Staaten rohe« Petroleum oder Produkte au« rohem Petroleum eingeführt werden, welche in einem Laude gewonnen sind, das auf amerikanische« Petroleum oder dessen Produkte einen Zoll gelegt hat, von diesem roheu Petroleum oder dessen Produkten ein Zoll in gleicher Höhe, wie der von dem betreffenden Lande darauf gelegte, erhoben werden soll. Nun hat sich die Union entschlossen, da« in England verarbeitete russische Petroleum nicht wehr al« englische- Fabrikat, sondern al« russische« Produkt anzusehen und demgemäß zoll pflichtig zu machen. Deutschland wird von ver Maaß, regel nicht berührt, da seine Au-suhr von Petroleum. Produkten in Amerika auch schon bi-yer zoll pflichtig war. Wir haben schon zu verschiedenen Malen darauf aufmerksam gemacht, wie wenig von den sogenannten »Hunneobriefen" zu halten ist, wie vielmehr die ganze Verleumdung de« deutschen Militär« nur systematisch unsere vaterländischen Einrichtungen unter graben und die ReichLregierung verhaßt machen soll. Nun brachte der »Vorwärts" in seiner Osternummer vnlrr der Ueberschnft »Christliche Kultur in China" em widerwärtiges Bild, da« Europäer neben einem Haufen von Ehinesenleichnamen zergr und nach der oanzen Ait der Darbietung und des begleitenden Texte« den Anschein erwecken sollte, al« ob damit ein unwiderlegliche«, photographische« Zeugniß für da« rohe Vorgehen der deutschen Truppen in China ge liefert würde. Zu dem Bilde wird bemerkt: »Mit vollen Backen werden die Hunnenbriefe zur Zeit als socialdemvkrattscheS Lügenwerk verschrieen und da der Chorus gar so laut sich vernehmen läßt, bleibt uns kein andere- Mittel, als ihn durch ganz unwiderleg liche Thatsachen Lügen zu strafen." Man könnte also meinen, daß zwischen den »Hunnenbriefen" und diesem Bilde ein direkter Zusammenhang bestehe, daß das Bild einen Beleg für das angebliche Vorgehen der Verfasser jener Briefe in den Reihen deutscher Truppen liefern. Aber daS Bild, da- so gerade zur Osterzeit zu schamloser Hetze gebraucht worden ist, hat, wie eine Berliner Korrespondenz aufsticht, weder mit den deutschen Truppen, noch mit den gegenwärtigen Vorgängen in China überhaupt irgend etwa- zu thun. Es ist einem Buche de- Weltreisenden Eugen Wolf entnommen und findrt sich unter der Ueberschnft: »Chinesische Köpfe und englische Zuschauer" in seinen Tagebuchsaufzeichnungen au- den Jahren 1896 und 1897. Indem diese letzte Kraftleistung de- soc aldemokrattschen Organ- gebührend niedriger gehängt wird, dürften die Akten über seine mit derlei Mitteln betriebene »Hunnen"-Hetze gegen die deutschen Truppen in China endgilng ge schlossen srin. Eine Mahnung zur Vorsicht ist die Nachricht, daß der Gewerkschaftsverband der Metallarbeiter bet seiner zu Pfingsten in Nürnberg stattfindenden General« Versammlung wahrscheinlich die Einrichtung von zehn Verwaltungsbezirken, Gauen, beschließen wird, an deren Spitze ein besoldeter Agitator gestellt werden soll. Der Gedanke begegnet mcht nur bet den Metallarbeitern lebhafter Zustimmung, sondern auch bei anderen großen GewerkSorganisattonen, die ihn aufgreifen und praktisch zur Geltung bringen wollen. Damit dürfte aber da- Reich mit einem Schlage um einige Hundert gut be zahlter, fest angestellter socialdemokratischer Agitatoren bereichert werden. In dem Großherzogthum Hessen ist man einen entscheidenden Schritt in der Arbetterfürsorge vorwärts gegangen, da dort am 1. April eine Versorgung«, anstatt für staatliche Arbeiter in'-Leben getreten ist. Die neue Einrichtung bezweckt die Gewährung von Ruhegehältern und die Hinterbliebenenversorgung für ständige und Saisonarbeiter, die in den dem Finanz- Ministerium unterstellten Betrieben und Behörden, be- sonder- der Forst- und Vauverwaltung, beschäftigt werden. E« erhalten z. B. Arbeiter, die wenigsten- vierzig Wochen jährlich vom Staate beschäftigt werden, nach einer Wattezett von zehn Jahren Aussicht auf Ruhegehalt und Hinterbltebenenversorgung; bei den Saisonarbeitern, die wmiger als 40, aber mehr al« 20 Wochen jährlich in einer staatlichen Verwaltung beschäftigt find, beträgt die Wattezeit 1b Jahre. Bet der Bemessung der Ruhegehalte u. s. w. geht man von vier Lohnklaffen (1200 , 900 , 600 und 300 M.) aus, wovon 30 Procent, also 360, 270, 180 und 120 M., zugebtlligt werden. Kramkreich. Die Begrüßung de» Präsidenten Loubet durch den russischen Admiral Btrilew gab natürlich die schönste Gelegenheit zu wohlklingenden Reden. Der Trinkspruch, den Präsident Loubet ausbrachte, hatte folgenden Wortlaut: »Admiral! Indem Se. Majestät der Kaiser von Rußland Ihnen den Befehl gab, hier den Präsidenten der französischen Republik zu begrüßen, hat er wieder einmal die Beständigkeit seiner Gefühle für die befreundete und verbündete Nation bewiesen. Ich bin sicher, der Dolmetscher aller Franzosen zu sein, indem ich einen Toast ausbringe auf den Kaiser, die Kaiserin, da- kaiserliche Hau-, auf da- große russische Reich und die Marine, die Sie hier vertreten." Admiral Birilew erwiederte: »Gestatten Sie mir, einen Toast auszubringen auf den Präsidenten der Republik und auf Frankreich, mein zweite- Vaterland." Der Hinweis Birilew'S auf Frankreich als sein zweites Vaterland findet allerdings wohl dadurch eine ungezwungene Er klärung, daß der russische Admiral Ehrenbürger von Brest ist. Nachdem noch Loubet den Russen einen Gegenbesuch abgestattet hatte, schiffte er sich nach Toulon ein, wo die italienische Flotte seiner harrte. Die freudige Erregung, die sich in Frankreich über den russischen Besuch in Nizza geltend gemacht hat, läßt die Bedeutung der Anwesenheit italienischer Schiffe in Toulon stark in den Schatten treten. Auch die That- sache, daß der Herzog von Genua sich vorläufig mit der Begrüßung durch den Marinepräfekten begnügen mußte, während Loubet in Nizza den russischen Admiral feierte, ist nicht geeignet, bei den Italienern besondere Genugthuung zu erwecken. Nichtsdestoweniger spinnen in Frankreich gewisse Kreise ihre Fäden, die ihren Aus gangspunkt von Toulon nehmen, immer weiter, wenn auch selbst in Frankreich die Mär, daß der Dreibund erschüttert sei, al- abgethan gelten darf. Wenn man aber gerade in den osfictellen Kreisen von den Loyalitäts- Versicherungen, mit denen der italienische Minister präsident Zarnardelli neuerdings die deutsche Regierung und speciell den Grafen Bülow überschüttet, nicht völlig abgekühlt worden ist, so liegt da- wohl daran, daß man glaubt, Zarnardelli spiele ein doppelte- Spiel; alle seine Versicherungen seien einstweilen mit Zweifel aufzufassen und eS sei bisher zwar noch nicht- ge wonnen, aber auch noch nicht- verloren. Die nicht- osficiellen französischen Kreise dagegen find kühl bis an'S Herz hinan und die Touloner Feste erwecken keine übertriebene Begeisterung und erzeugen keine über triebenen Hoffnungen. Die Touloner Feste gewähren im Uebrigen da bei solchen Anlässen übliche Bild: Bankette, Paraden, Ver- brüderungSreden, Begrüßung-depeschen — und schließlich bleibt alle- beim Alten Erwähnt sei nur die Aeuße- rung de- Bischof- von Toulon, der in einer Ansprache erklärte, der katholische Priester trenne nicht die Liebe zur Kirche von der Liebe zum Vaterlande, worauf Loubet erwiederte, daß die, welche von Vaterlandsliebe und religiösen Gesinnungen beseelt seien, für die Einigkeit der Franzosen wirken können und müssen. Auf eine Ansprache de- protestantischen Pastor- antwortete Loubet, daß Vie »u-übuna der von den Protestanten besonder- gepflegten Tugenden die Völker sowohl in moralischer, wie materieller Beziehung groß gemacht habe. Erwähnt sei ferner noch aus dem Gespräche zwischen Loubet und demtzerzogvon Genua dieAeußerungder beiden Staat-männer über die Möglichkeit eine« Krieges. Seide sprachen von der Entwickelung, die in allen Ländern die Rüstung zu Lande und zu Wasser genommen und von der Vervollkommnung der modernen Waffen. Präsident Loubet bemerkte: ES läge eine schreckliche Verantwortlichkeit darin, einen Krieg zu provoctren. Der Herzog von Genua erwiederte: »Eie haben Recht und ich glaube, daß solche Besuche geeignet find, die Beziehungen der Völker unter einander herzlicher zu gestatten." Während aber die französische Flotte abwechselnd mit der russischen Verbrüderung-feste feiert, scheint ein Prätendent auf den französischen Thron an eine Ehe schließung zu denken, die unter Umständen für den Bestand der Republik nicht ungefährlich sein könnte. AuS Petersburg wird gemeldet, daß Prinz Loui- Napoleon von dort tn'S Ausland abgereist ist und wie eS heißt, nach der Riviera, wo augenblicklich die Groß, sürstin Marta Pawlowna mit ihrer Tochter Helene weilt. Wenn die in der evangelischen Konfession ge- borene, dann zur russischen »orthodoxen" Kirche über, getretene frühere mecklenburgische Prinzessin ihre einziae Tochter mit dem römisch-katholischen Prinzen Loui- Napoleon vermählen will, so hegt sie, welcher ehrgeizige Bestrebungen zugeschrieben werden, jedenfalls die Ueber- zeuzung und den Wunsch, daß ihr zukünftiger Schwieger sohn seine Karriäre nicht als einfacher russischer General beenden, sondern thatsächlich den französischen Thron besteigen werde. Ein russischer General aus dem Hause Bonaparte als französischer Thronprätendent wäre jedenfalls ernster zu nehmen als der Herzog von OrleanS oder gar Paul Därouläde. DaS jüngste Komplott, da- diesen in die Verbannung geführt, hat jedenfalls gezeigt, daß Versuche, die bestehenden republikanischen Einrichtungen in Frankreich zu beseitigen, keineswegs ausgeschlossen sind. Zu den Ironien der Weltgeschichte würde eS aber gehören, falls gerade zu derselben Zeit, wo die Republik an der französischen Riviera Ver- brüderungSfeste mit Italien feiert, an der italienischen Riviera der Keim zum Untergänge dieser Republik ge legt werden sollte. RuGland. Sehr trübe Nachrichten über russische Arbeiterkrisen kommen aus den Jndustriebezirken Je- katerinoSlow und Charkow. In ersterem Bezirkt sind die meisten Fabriken gezwungen, ihre Arbeiten beträcht lich einzuschränken, sodaß schon mehr als 10,000 Ar beiter entlassen werden mußten. Im letzteren Bezirke herrschten gleiche Zustände und man besürchtet, daß namentlich die Maschinenfabriken in Tula, Moskau, BrianSk und Petersburg zu umfassenden Arbeiter- entlaffungen gezwungen sein werden. Die russische Regierung hat Vorkehrungen dafür getroffen, daß von diesen arbeitS- und hilflosen Arbeitern soviel als möglich auf Staatskosten in ihre Heimathsorte befördert werden, damit nicht die Massenansammlung von Arbeitslosen Störungen der öffentlichen Ordnung herbetsühre. — In Londoner Blättern war die Nachricht von einem durch einen Gardeosficier auf den Kaiser Nikolaus verübten Attentat verbreitet, die von Petersburg aus als völlig aus der Luft gegriffen bezeichnet wird. Ueberhaupt seien alle die verschiedenen in letzter Zeit aufgetretenen Gerüchte von Anschlägen auf die Person des Kaisers oder hochgestellte Staatsbeamte mit größter Vorficht aufzunehmen. So wird auf das Bestimmteste versichert, daß niemals ein Attentat aus den Minister des Innern Sfipjagin versucht wurde. Im Allgemeinen konnte bei einigen ausländischen Blättern die Neigung zu tendenziöser Berichterstattung beobachtet werden, die nur geeignet ist, die Gemüther zu beunruhigen und von der wahren Lage im AuSlande ein völlig falsche- Bild zu geben. verrätherisch in die Wangen — »und nicht Mann und Frau, wie Mr. Herbert- und Mr. Hazeltine glaubrn? We-Halb aber wollen Sie mir durchaus verschweigen, wo wir einander schon früher begegnet sind? Auch mir ist e« jetzt, al- wären Ihre Züge mir nicht mehr fremd." »Bemühen Sie sich nicht, in Ihrem Gedächtniß zu forschen, Miß Bäraud! — Ls wäre eine frucht lose Anstrengung, denn Sie können mich unmöglich kennen." Er hatte e- eigenthümlich hastig und eindringlich gesagt, wie wenn ihre letzten Worte ihn unangenehm berührt hätten. Und da- junge Mädchen verzichtete denn auch darauf, noch weiter der geheimnißvollen Quelle nachzuforfcheo, au- der dieser Fremde seine Kenntniß iqrer persönlichen Verhältnisse geschöpft Haden mochte. „Ich glaube eS, da Sie e- sagen", erwiederte sie einfach. »Aber ich fürchte, Mr. Herbert», der sich unser so freundlich annahm, wird eine sehr schlechte Meinung von «einem Bruder und mir gewinnen, wenn er erfährt, daß Charle» ihm die Unwahrheit sagte." »We-Halb aber soll er e» erfahren- Wenn Ihr Bruder ihm mitgttheilt hat, daß Sie Mano und Frau seien, so mag er ruhig auch weiter in diesem Glauben blerben. Mr. Herbert» hat gewiß mancherlei gute Eigenschaften, aber nach den Geschichten, die ich zu. fäll,« au» seiner Vergangenheit und seinem Leben hier in Klovdyke gehört habe, w,ll e» wir doch scheinen, al» ob em junge« Mädchen ihm gegenüber einigen Grmvd zur Vorsicht hätte." Der Ausdruck de« Befremden- in ihrem Antlitz und ihr kühl abweisender Blick verriethen ihm, daß er eme Ungeschicklichkeit begangen. »Ich verstehe da« nicht recht, aber ich verzichte sehr gern auf eine nähere Erklärung. Und ich werde e- meinem B uder übcttasfen, ob Mr. Herbert» die Wahrheit erfahren soll oder nicht." »Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie verletzt habe! ES geschah sicherlich sehr gegen meinen Willen. Denn rch habe keinen aufrichtigeren Wunsch al» den, Ihnen dienlich und nützlich zu sein." Sie mochte sich erinnern, daß e« einzig Mr. Tit- herington'S Freigebigkeit gewesen war, die ihren Bruder und sie vor dem sicheren Verderben bewahrt hatte und der stolze, fast herbe Zug verschwand wieder von ihrem Gesicht. »Wir verdanken Ihnen sehr viel, ich weiß e«. Aber auch Mr. Herbert- hat großmüthig an un» ge handelt. Und e« ist mir peinlich, etwa» Schlechte- über ihn zu hören." »Run, er selbst würde da», wa» ich über seine Liebesabenteuer gesagt habe, wahrscheinlich eher sür eia Kompliment al» sür eine üble Nachrede hatten. Sind Sie mir deshalb denn wirklich böse?* Mit niedergeschlagenen Lugen schüttelte sie den Kopf. »Rein, ich glaube Ihnen, daß e» gut gemeint war, Mr. Titheriuatoa!" Ehe sie im Stande gewesen «ar, e« zu hindern, hatte er sich ihrer Hand beinächtigt und hielt sie mit festem Druck umschlossen »Ach, wie hübsch da- von ihnen ist. Miß Bsraud! Und Sie vertrauen mir, nicht wahr? Sie weisen meine Freundschaft nicht zurück? Seien Sie versichert, daß eS die Freundschaft eine» redlichen und uneigen nützigen Manne« ist — eine- Manne«, der " Da- Weitere mußte vorläufig noch unaus gesprochen bleiben; denn in diesem Augenblicke entriß ihm da- verkleidte Mädchen, sich hastig abwendend, fast ungestüm ihre Hand und gleichzeitig ertönte von der offenen LingangSthüre Herrn Georg Herbert- merkwürdig hart und rauh klingende Stimme. »Verzeihung, Mr. Titherington, wenn ich störe. Aber ich kann bei der Besorgung, zu der Sie wich fortgeschickt haben, Ihren Beistand leider nicht ent behren." Für einen Moment hatten sich die Brauen de- Amerikaner- zornig zusammengezogen. Aber al- er sich dann langsam nach dem Eintretenden umwandte, war sein Gesicht wieder gleichmüthig und ruhig wie immer. »Ich bin selbstverständlich ganz zu Ihren Diensten, Mr. Herbert-. Lassen Eie un» also gehen!" 4. Selbst in den Tagen seine- höchsten Glanzes hatte Bill Mc. Carthy'» Kunstinstitut kau« jemals eine so dicht gedrängte Zuschauermenge zwischen seine» vier hölzernen Wänden gesehen, al» sich heute zur Eröffnung de- neuen Olympia-Theater- eingefunde» hatte. Robert Titherington'- Genie und seine un erschöpfliche Brieftasche hatte» da- anscheinend Unmög liche zu» Greigniß werden lasten und e« gab nur eine einzige Stimme bewundernden Staunen- über die