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Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880610
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-10
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 10.06.1888
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«r. ISS. — 8. Myrgavg. «» PM Wochentag Abend («it Da»«« Men " " Mllmgende „Sächfifthe LanbeS-Anzelge »ft täglich einem besonderen Unter- rblatte und mit dem Lxtrabeiblatt Bilderbuch kostet bei dm Ausgabe- llen monatlich 70 Pfa., bei denPost-Anst. I Pf. (1888er Ztgs.-Preisliste Nr. 5035.) ur Abonnen ten erscheint je einmal iui Jahr: .ommer-Eisenbahnfahrplanhest für Sachsen. Sinter-Eisenbahnfahrolanheft für Sachsen. Mstr. Ikalender de- Sächsischen Landboten, gliustrirte- Jahre-tuch des Landes-Anzeigers. SSchsWe» §l»l!»es-A«rki!>er mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. SoiNttaz 1V. SMÜ18W. : schmalm torvu»»«ile 1« Stelle (Ispalt. PetstzeileM i LeiWiederholung großer Annoncen Ra«— Lei Bestellungen von Auswärts wolle ma» Aujertioadbetrag (in Briefmarken) beifüge« ge 8 Silben Torpusschrist bildm ca. 1 Zellt.) «nnoncmannahm« nur bis Vormittag. Lnl«: MM Mi. Buchdnickerei, Shemnit». Lheaterftraße 5 (Fern sprech stell« Nr. IW). Lelegr-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft - 2. Sächsischer Erzähler - 8. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 6. Illnsirirtes Unterbaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lusiiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Ueber das Vermögen des Handelsmanns Emil Bernhard Rinkleb in Neukirchen wird heute am 8. Juni 1888 Vormittags 11 Uhr das Konkurs verfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Justizrath llr. Ern»,am, in Chemnitz wird zum Konkursverwalter eruannt. Konkursforderungen sind bis zürn 6. Juli 1888 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines andern Verwalters, sowie über die Bestellung eines Glänbiger- ausschusses und cintrcteuden Falles über die in 8 120 der Konkursordnung bezeichneteu Gegenstände auf den 26. Juni 1888 Nachmittags 4 Uhr und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 17. Juli 1888 Vor- mittags 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, ivird aufgegebcu, nichts an den Ge- meinschulder zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auserlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursver walter bis zum 10. Juli 1888 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Chemnitz. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 1601 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Johann Gottfried Wols aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Ernst Pctzold in Chemnitz als Theilhaber ausgcschieden ist und daß der seitherige Mitinhaber, der Kaufmann Herr Ernst Petzold daselbst, das Handelsgeschäft der aufgelöste» Handelsgesellschaft künftig unter der bisherigen Firma sortführt. Chemnitz, am 6. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. In denr Konkursverfahren über das Vermögen des Fnhrwerksbesitzers und Kohlenhändlers Friedrich Ernst Grnhl in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Ver mögensstücke der Schlußtermin auf den 4. Juli 1883 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 7. Juni 1888. König!. Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das nachgelassene Vermögen des ver storbenen Schriftsetzers Otto Ernst Löffler in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Ver mögensstücke der Schlußtermin auf den S. Juli 1888 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königliche» Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 7. Juni 1888. Königliches Amtsgericht Telegraphische Nachrichte». ^ Vom 8. Juni. Wien. Aus Budua wird der „Polit. Corr." gemeldet, daß in Skutari Besorgnisse herrschen wegen eines Rachezuges der alba- nesischen Bergstämme gegen Montenegro, von wo aus der letzte Ueber- fall erfolgte. Die Lokalregierung sucht einen solchen Zug hintanzu halten, indem sie energische Schritte der Pforte in Cettinse verspricht. Belgrad. Sehr gut unterrichtete politische Kreise beharren auf der Behauptung, es bestehe eine Militarkonvention zwischen Ruß land und Montenegro, wonach im Kriegsfälle zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn Montenegro mit 30,000 Mann in die Herzegowina einfallen solle. London. Der „Daily News" wird aus St. Louis gemeldet, daß die von der Demokratischen National-Convention angenommene Platform die demokratische Partei einige und die Mehrzahl der Unab hängigen, welche Cleveland im Jahre 1884 unterstützten, vollständig befriedige. — Gestern fand ein großartiges Meeting in der St. James Hall unter dem Vorsitze Morley's statt, um gegen die Verge waltigung Irlands zu protestiren. Berlin, den S. Juni, 8 Uhr 3S Min. Vormittags. Seine Majestät der Kaiser genehmigte den Rücktritt des Ministers von PnttkaMer unter Berleihnng des Grotz- kreuzes vom Hohenzollern-Srden. Potsdam, den S. Juni, 1i Uhr SO Min. Vor mittags. Der Kaiser hatte eine gute Nacht, er fühlt sich nach kräftigendem Schlaf recht mnnter. Er weilt jetzt im Park und wird mehrere Borträge entgegennehmen. Mabel Meredith's Liebe. Novelle von Mrs. Leith Adams. Autorisirte Uebersetzung von M. D. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Hier nahm ich Hut und Mantel und lief aus dem Hause hinaus ins Freie, unbekümmert um die bis jetzt noch so wenig gelungene Siaatshaube, um Tante Janet und Naunie, welche ich in der Küche lebhaft und angelegentlich reden hörte. Ich ging an der gemähten Wiese vorüber, wo die Arbeiter mich freundlich grüßten, und schlug einen schattigen, den Fluß hin abführenden Pfad ei». Langsam an seinem Ufer dahinwandelnd, vernahm ich nach einer Weile ein mir nur zu bekanntes, munteres Pfeifen, bei dessen Schall mein Herz lebhaft zu klopfen begann, während schnell das Blut in meine Wangen stieg. Bald sprang auch eine jugendliche stattliche Gestalt über die Umzäunung, und nach wenigen Sekunden stand Donald Foresythe vor mir. Wir begrüßten uns in gewohnter Weise und er fügte heiter hinzu: «Hier also treffe ich Sie, Miß Meredith? Ich bin schon in Whitcgates gewesen und fand Miß Jonson im Wohnzimmer, eine hellfarbige Haube in der Hand haltend, welche sie mit verzweiflungsvollen Blicken von alle» Seiten betrachtete. Es ist sicherlich ein Unfall damit geschehen, nach dem ich jedoch nicht fragte, sondern ich erkundigte mich nach Ihnen und erfuhr, daß sie nicht wisse, wohin Sie gegangen seien." Die höhere Farbe wollte nicht aus meinen Wangen weichen, doch gab ich einen glaubhaften Grund dieses Spazierganges an, von dem Tante Janet vorher nichts erfahren hatte. Dann wandelten wir Weiter an, User des Flusses entlang, bis der ansteigende Weg Donald, veranlaßte, mir seinen Arm als Stütze anzubieten. Unsere Unter haltung stockte nicht auf diesem Wbge, was wir aber gesprochen haben, vermag ich nicht mehr zu sagen, es ist sicherlich auch nur für uns von Interesse gewesen. Plötzlich aber hielt Donald im Gehen inne, ergriff meine beiden Hände und blickte mich voll liebender Zärtlichkeit fragend und forschend an. Meine Augen und Züge mußten ihm die gewünschte und begehrte Antwort gegeben hasten, denn er neigte sich zu mir und unsere Lippen begegneten sich zu einem langen und pmigen Kusse. Wir standen neben einem hohen Strauche wilder, «ofen in üppigster Blüthe, an dem noch die Tropfen des am Morgen gefallenen Sommerregens hingen und der den lieblichsten Wohlgeruch verbreitete. Jeder wilde Rosenstrauch aber und der liebliche Duft Heiner zarten Blütheu hat von dem Tage an und während lanaer Russische Umtriebe im Orient. sH Chemnitz, den 9. Juni. Ein schlauer Plan, der einen großen Krieg mit leichter Mühe hätte herbeiführen können, ist erst nach und nach in seinen Einzel heiten bekannt geworden, und heute etwa kann man wirklich über sehen, wie die Dinge gelegen haben. Natürlich handelte es sich wieder um eine mit russischem Gelde bezahlte und von russischen Agenten angestistete Idee. Als König Milan von Serbien vor zwei Monaten etwa dem radikalen Ministerium Gruitsch urplötzlich den Laufpaß gab, wurde der Grund allgemein angegeben, das Ministerium habe aus Ersparnißrücksichtei» den Armeestand vermindern wollen, und sei dabei auf den entschiedenen Widerspruch des Königs gestoßen. Die Folge war dann ein Bruch. Dieser Beweggrund hat vielleicht Vor gelege»; er war indessen nicht der ausschlaggebende, und wenn von serbischer Seite vermieden worden ist, die Wahrheit zu sagen, so ist das, wie die nachstehenden Ausführungen zeigen werden, sehr erklär lich. Die radikale serbische Partei, aus welcher das Ministerium Gruitsch gebildet war, ist ursprünglich stramm russcnfreundlich, sogar ziemlich stark panslawistisch gesinnt. König Milan erklärte schon bei der Berufung des Ministeriums, daß er nie und »immer seine fried liche auswärtige Politik ändern werde; an eine Regieruugsfähigkeit der Radikale» sei also nur zu denken, wenn das Kabinet Gruitsch diese Politik unberührt lasse. Das wurde von den Radikalen hoch und theuer versprochen. Wenn versprechen und halten schon im Abend land zweierlei ist, so sind es im Orient ganz verschiedene Dinge, und wenn der türkischen Paschawirthschaft von den orientalischen Christen Treulosigkeit und sonst noch alles Mögliche vorgewvrfen wird, so ist daran zu denke», daß die Christen dort auch nicht besser sind. Die bekannten bulgarischen Ereignisse habe» sehr traurige Streiflichter auf die Treue und Gewissenhaftigkeit der orientalischen Christen geworfen, und den bulgarischen Vorkommnissen reihen sich die bekannten Revo lutionsversuche in Bukarest und diese serbische Affaire würdig' an. In Südserbie» herrschte unter dem Ministerium Gruitsch lebhafte Unruhe; man sprach von Einfällen der Montenegriner, unter welchen die serbische Grenzbevölkerung viel zu leiden haben sollte, auch tür kische Arnaute» sollten Raubzüge unternehmen auf serbisches Gebiet; statt nun ein paar Bataillone in diese von jeher unruhige Gegend zu schicken, gebot das Ministerium Gruitsch Volksbewaffnung, ließ sogar Waffen vertheilen. An dreitausend, viertausend krustige Männer wurden aus diese Weise mit Waffen versehen. Als die Dinge so weit gediehen waren, erfolgte plötzlich der Ministersturz; der energische und rücksichtslose Christitsch wurde an's Ruder berufen, schickte sofort ei» paar zuverlässige Regimenter, nicht alle serbischen Regimenter verdienen das Prädikat der Zuverlässigkeit, in jenes Grenzgebiet und ließ de» Bauern in ruhiger und unauffälliger Weise die Waffe» wieder abnehmen. Seit jener Zeit war Alles still. Und nun die erst sehr allmählig gekommene Aufklärung: Auf montenegri nischer Seite war die (abgekartete) Ansammlung eines vortrefflich be waffneten Gewalthaufens im besten Gange, welcher über die Grenze brechen, sich mit der unzufriedene» serbischen Grenzbevölkerung ver einigen und den Fürste» Peter Karageorgewitsch zum König von Serbien ausrufen wllte. Der Plan war sehr schlau und sein Ge lingen hatte viel für sich. Die Aufständischen repräsentirten eine stattliche Macht und konnten leicht die nächsten Bataillone über den Haufen rennen. König Milan ist nicht eben populär, das Ministerium hätte gewiß nicht die nothwendige Energie gezeigt, und wer weiß, wie Alles gekommen wäre, wenn die Sache nicht rechtzeitig von Bel grad ans entdeckt worden wäre. Ob nun Fürst Peter Karageorgewitsch oder der Kronprinz Alexander unter Regentschaft der Königin Natalie Herrn Milan gefolgt wären, in jedem Falle wäre ein panslawistisches Regiment in Belgrad entstanden, das Oesterreich-Ungarn nicht auf die Dauer hätte dulden können. Oesterreich kann Serbien nicht russischem Einflüsse unterstehen sehen, denn auf Serbien beruht zum Wesentlichen seine Machtstellung im Orient und gegenüber Rußland. vereinsamter Jahre in mir die Erinnerung an diese Stunde zurück- gerufen, in welcher wir, ein glückliches Brautpaar, unter zärtlichem Liebesgcflüster am Ufer des leise rauschenden Flusses dahinwandeltcn, in welcher ich alles, alles in der weiten Welt und um mich her vergaß, auch des Frühlings, der jedem Menschenleben nur einmal erblüht und dem meinigen schon entschwunden war. Eine glückliche, selige Zeit folgte dem Spaziergange, und jeder neue Tag schien fast zu kurz für all das Glück, welches er uns brachte. Oft, gar oft legte ich mir die Frage vor, ob dieses Glück Wahrheit und alles, was mich so unbeschreiblich beseligte, kein Traum sei, so weit entrückt war mir mein früheres Leben; es schienen fast Jahre, viele Jahre darüber hingegangen zu sein. Ruhig, aber voll Liebe und Herzlichkeit hieß Mrs. Foresythe mich als künftige Tochter des Hauses willkommen. Ob sie überrascht gewesen ist, als Donald ihr unsere Verlobung mitgetheilt hat, vermag ich nicht zu sagen, wohl aber weiß ich, daß die leise Trauer, welche ich stets in ihren Zügen bemerkte, nicht aus diesen entschwand. Oft bemerkte ich, wenn ich zufällig sie anblickte, daß sie ihre ernste» Augen fest auf mich richtete, ja, diese ernsten Augen verfolgten mich sogar in meinen Träumen, während sie in der Wirklichkeit mir unerklärlich waren. Tante Janet war durch mein Glück und durch die unerwartete Wendung meines Geschickes auf's Höchste befriedigt und erfreut, und als die treue Nanni die Nachricht von meiner Verlobung vernahm, brachte sie mit sichtlicher Rührung und unter Thränen ihre Glück wünsche und fügte hinzu: „Hatte ich damals, als ich Ihnen wieder- erzählte, was ich von den Leuten im Dorfe gehört hatte, nicht Recht, Miß Mabel? Ich wußte wohl, daß es so kommen würde, wenn Sie es auch noch nicht zugeben wollten." Die Beglückwünschung meines theuren Lehrers vermag ich nicht zu wiederholen. Es giebt im Menschenleben Augenblicke, für die die Sprache zu arm und zu kalt ist und die wir nur zu empfinden ver mögen. Seine kranke Gattin vergoß Thränen der Freude über mein Glück und segnete mich mit leisen bewegten Worten. Der Himmel weiß es zur Genüge, daß, wenn herzliche Wünsche und inbrünstige Gebete im Stande gewesen wären, mich hinfort vor Kummer und Gram zu bewahren, so hätte mein Leben ein ununter, brochener Traum von Glück und Seligkeit werden müssen, und jetzt weiß ich, daß ich damals alle mir erwiesene Liebe und Güte nicht dankbar genug ancrkannt habe. Ich lebte eben nur in dem einen Man will von Wien aus schon die Rückkehr Bulgariens unter russische Vormundschaft nicht mehr dulden, würde sich also nie zu- frieden gegeben haben, wenn in Belgrad Tendenzen zur Herrschaft gelangt wären, die Oesterreich-Ungarn direct feindlich sind. Ueber. lang oder kurz wäre also sicher ein blutiger Conflict entstanden, wenn König Milan mit russischem Gelde vom Thron gestürzt worden wäre. Die öffentliche Meinung hält von dem Genie des Königs von Serbien nicht allzuviel; man unterschätzt König Milan indessen. Ein General ist er freilich nicht, aber in den gefahrvollen inneren Wirren seines Landes hat er doch eine Ruhe und Energie besessen und angewendet, die zur Achtung zwingt. Politische Rundschau. Chemnitz, den 9. Juni. Deutsches Reich. Aus Schloß Friedrichskron. Ueber das Best -den des Kaisers werden wieder beunruhigende Nachrichten ver breitet, die aber den Thatsachen nicht entsprechen. Ein Leiden, wie das des Kaisers, bringt häufigere Schwankungen mit sich, die aber an und für sich durchaus nichts Gefährlicheres bieten. Im Kehlkopf sind Neubildungen nicht eingetreten, es scheint im Gegentheil eine Ablösung eines Thcils der Schwellungen vor sich zu gehen. Momen tan rief dies stets etwas Ermattung hervor. Da der Kaiser in den Nächten zum Mittwoch und Donnerstag nicht sehr gut geschlafen hat, am Donnerstag auch durch Regenwetter ans Zimmer gefesselt war, so macht sich jetzt ein etwas größeres Rnhebedürfniß wohl geltend, doch ist nicht der geringste Anlaß zu Besorgnisse» vorhanden. Wenn der Kaiser geruht hat, ist er stets recht munter und erfrischt. Am Freitag Vormittag war er durchaus wohlauf, nachdem er in der Nacht befriedigend geschlafen. Die Eiterung ist immer noch etwas stärker, doch war der Kanülcnwechsel nicht nöthig. — Die „Post" schreibt: Am Donnerstag Abend begab sich der Kaiser früh zu Bett, hat aber den ersten Theil der Nacht in Folge vermehrten Hustenreize- und Eiterauswurfes wenig schlummern können; erst gegen Morgen trat erquickender Schlaf ein. Schon um 6'/, Uhr begab sich die Kaiserin am Freitag Morgen in das Gemach ihres Gemahls und verweilte längere Zeit am Bett sitzend. Die Arzte werden ihr Haupt bestreben jetzt darauf richten, den etwas verminderten Appetit wieder zu heben. Die Stimmung des Kaisers ist geradezu bewunderns würdig. Die augenblickliche Verschlechterung seines Gesundheitszu standes erträgt er mit unerschütterlicher Seeelenruhe. Er ist stets be müht, seine Umgebung aufzuheitern, und lächelnd giebt er zu ver stehen, daß es ihm ganz gut gehe, daß er keine Beschwerden habe und sich wohl fühle. — Die Aluminiumkanüle ist jetzt wieder mit der silbernen Kanüle vertauscht worden. — In dem Danke der Kaiserin Viktoria auf die Adresse der Frauen und Jungfrauen zu Görlitz heißt es: „In der Anerkennung meiner Pflichterfüllung bei der Pflege der hohen Kranken erblicke ich nur die Aufzählung einer der vielen Obliegenheiten, welche den Be ruf der Frau undDattin beseelen sollen, und es bedarf der Versiche rung nicht, daß meine Thätigkeit stets darauf gerichtet sei» wird, auf allen Gebieten Frauen und Jungfrauen in der Vervollkommnung ihrer, unsere Nation veredelnden Stellung fördernd zur S.-ite zu stehen." — Zum Grundleiden des Kaisers schreibt die „Boss. Zig.": Der „Hamburger Korrespondent" stellt die Behauptung auf, daß von einer hoffnungsvolleren Beurtheilung des Krankhettsziistaiides des Kaisers erst die Rede sein könne, wenn die Absceßbildung, die bisher nicht anfgehör! habe, wirklich einmal aufhören sollie, wofür bisher keine Aussicht sei. Demgegenüber wird uns von berufener Seite ver sichert, daß die seit Wochen vorhandene Eitcrabsonderung mit dem Grundleiden in keiner direkten Verbindung steht, sondern ihre Ursache i» Eingriffen im Wnndkanal und in dem unteren Theil der Luft röhre hat, deren Folgen immer schwinden. Der Grund für die letzten unruhigen Nächte ist in dem Zerfall des wilden Fleisches zu suchen, welches sich seit der Rückkehr aus Italien gebildet hatte. Lichte, das alles Andere überstrahlte und verdunkelte, und mein Ber- lodier — Donald — machte meine ganze Welt aus. Wie schnell entflieht doch im Glücke die Zeit, wir begreifen nicht, sondern empfinden nur, daß die Stunden des Tages verfließen! — Kaum wußte ich, wie der Frühling vergangen war, so stand um uns her auch schon der Sommer in der höchsten Pracht, und nie war mir die Natur in so vollkommener Schönheit erschienen. An unsere ehe liche Verbindung wurde nach und nach auch gedacht, und die Gattin des Predigers fertigte mit ihren zarten, schwachen Fingern einen wunderbar schönen Brautschleier für mich an, während Tante Janet vom Morgen bis zum Abend strickte und jeden für meine Ausstattung bestimmten Gegenstand mit befriedigtem Lächeln in einen besonderen Schrank legte. Was mich anbetrifft, so muß ich gestehen, daß mir wenig Zeit zur Ruhe und Arbeit übrig blieb, sondern daß fast jede meiner Tagesstunden von Donald in Anspruch genommen wurde. Bei schönem Wetter durchwanderten wir vielfach die weitere Umgegend von Abbeylands und Whitcgates und brachten zuweilen von diesen Spaziergängen für meinen Lehrer Pflanzen und Blumen für seine schottländische Flora mit. Selten aber fanden diese als besondere Exemplare Gnade vor seinen Augen, und mit gutmüthigem Lächeln sic stets beiseite legend, meinte er zugleich, daß für ein Liebespaar das Botanisiren eine schlechte Arbeit sei; er lobte aber unseren Eifer, seine Sammlungen zu vermehren. Als dies eines Tages wiederum geschehen war, fügte er mit ernstem Blicke hinzu: „Sie, junger Mann, haben in unser» nordischen Bergen eine seltene Blume gefunden, die unter meinen Augen ausgewachsen und mir sehr, sehr theuer ist. Lieben Sie sie als Ihr höchstes Gut und hüten Sie sie als Ihren besten Schatz " und der tiefere Klang seiner Stimme ließ mich ahnen, daß er schon an den Platz in seinem Herzen dachte, der bald wieder verlassen und leer sein würde. Tiefbewegt, wie auch wir bei dieser ernsten Mahnung waren, wollte Donald ihm antworten, Mr. Malcombe aber unterbrach ihn, und die Hand auf seine Schulter legend, fügte er ernster noch hinzu: „Keine Versicherungen und Bctheuerungen, junger Mann! — Doch hege ich die feste Hoffnung, daß, wenn ich Mabel später alS Ihre Gattin wiedersehe, sie ihre kleine Hand in die meinige legen und aus vollem befriedigtem Herzen mir die Versicherung geben wird: „Ich habe nie die Liebe entbehrt, welche ich hier zurückgelassen Habel" Fortsetzung folgt.
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