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Lxp». u. Rchalttvn Dresdev-NeuftaV« I. Meitzner Gaffe 4. Lie Zeitung erscheint rt«ftag, Dauuersta» und rvuuadend früh. Adannement»- Prei»: vierteljährl. M. 1,80. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung inS Haus erhebt die Psit noch eine Ge bühr von 25 Pf. ach sischt Nacheilung. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in Dresden. Inserate »erde» bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die 1 spalt. Zeil« 20 Pf. Unter Eingesandt: 40 Pf. Anserat«- Annahmestellen: Anvalidendank, Haasenstein L Vogler, Rudolf Moffe, ». L. Daube L «o. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., ». Sohl, Kesselsdorf, Hugo Müchler, SStzschenbroda u. s. w. Wr. 6. Sonnabend, den 12. Januar 1901. 63. Jahrgang. Graf Bülow im preußische« Landtage. Sein Programm als preußischer Ministerprüfident entwickelte Graf Bülow in der MtttwochSfitzung deS preußischen Abgeordnetenhauses unter gleichzeitiger Ein bringung der neuen Kanalvorlage in etwa folgenden Züge«. Er bezeichnete e» nach seiner politischen Ge- sammtausfassung als die vornehmste Aufgabe der Re gierung, in dem wirthschastlichen Kampfe, der sich noch immer lebhafter gestaltet, die vorhandenen Gegensätze nach Möglichkeit zu versöhnen, einen möglichst gerechten Ausgleich -wischen den verschiedenen Interessen herbei- zusühren und diejenigen zu schützen, die sich mit eigener Kraft nicht helfen können. Line solche vermittelnde Politik darf freilich nicht einseitig einen Erwerbsstand auf Kosten deS anderen unterstützen; sie muß auch auf Augenblickserfolge verzichten, um dauernde Wirkungen -u erzielen, sie ist vielfach Mißdeutungen ausgesetzt und hat große Schwierigkeiten zu überwinden. Aber da- alle» kann nicht irre machen in der Ueberzeugung, daß, wenn ein großer Erwerbsstand im Lande leidet, alle leiden und daß namentlich das Wohl der Land wirt Hs chaft -um Wohle der Gesammtheit nothwendig iß. Alle großen ErwerbSstünde haben gleichmäßig Anspruch auf Hilfe in der Noth, in den gegenwürtigen Zetten aber bedarf vor allem die Landwlrthschaft, die so sehr leidet, thatkrästtger Unterstützung. De. halb steht der Gesetzentwurf über den Ausbau und die Ver besserung der Kanüle im Vordergründe, durch den aber durchaus nicht die Industrie aus Kosten der Land- wirthschaft, der Westen auf Kosten de» Ostens begünstigt werden soll. Nichts würe gefährlicher, al- ein Zwiespalt zwischen Industrie und Landwirthschaft, die auseinander ange wiesen find, wie et« Arm auf den anderen. MU Recht hat der Kaiser in Dortmund hervorgehoben, daß auf dem Jneinandergreisen von Industrie und Landwirlh- schaft da» Blühen und Gedeihen und der winhschaft- ltche Fortschritt unsere» Lande» beruhe. Ebensowenig find Lrnderungen zu begünstigen, die auf eine Trennung deS Osten» und Westen» abztelen, die von der Natur bestimmt find, einander zu ergänzen — der Osten mit seiner hochbedeutenden Landwirthschaft, der Westen mit seiner reich entwickelten Industrie; der Westen mtt seiner allen Kultur und geistigen Regsamkeit, der Osten, die Wiege der Monarchie, der dem ganzen preußischen Beamtenthnm und Mtlttürwesen semen Stempel auf. i gedrückt und in kritischen Stunden da» Vaterland durch seine Haltung gerettet hat. Die in der Vorlaae ent« haltene neue Verbindung zwischen Rhein und Lide soll vielmehr nicht nur dem Osten, sondern auch dem Westen nutzen. Sie wird dem Osten den Absatz seine» Ueber- schuffe» an landwirthschastlichen Produkten im Westen erleichtern, namentlich unter einem verstärkten Zoll- schutz nach außen, sür den gesorgt werden muß und werden wird. Die Staat»regierung hofft umsomehr aus eine zu stimmende Ausnahme der Vorlage, al- hinsichtlich der Ausführung der geplanten Bauten verständige Rück sichtnahme obwalten soll auf die finanzielle Lage de» Staates wie aus die Steuerkraft de» Lande-. Die Au-tührung der Bauten soll nur allmählig erfolgen; eS ist hierfür ein längerer Zeitraum in Aussicht ge nommen und eine Verständigung hierüber im Einzelnen wird sich unschwer erzielen lassen. Die königliche StaatS- regierung giebt sich der Erwartung hin, daß diese Vor lage, welche nach Inhalt und Bedeutung wirthschaft- ltcher Natur ist, eine günstige und von Partetgegen. sähen freie Beurthetlung finden wird. Dann werden auch die Beratbungen zu dem positiven Ergebniß führen, welches die Regierung deS Königs mit Zuversicht erwartet. Ein preußischer Ministerpräsident hat die Pflicht, Preußen wirthschaftlich und politisch auf der Höhe zu erhalten, welche ihm seine Geschichte, seine ruhmvolle Geschichte zuweist; diese Pflicht kann er nur erfüllen, wenn er die vertrauen-volle Unterstützung de» Landtage» findet. Diese Unterstützung wird aber sicher nicht fehlen, denn die Wohlfahrt der gesammten Volks gemeinschaft, das Wohl der ganzen Monarchie ist der Leitstern der Berathungen de» Landtage». politische Weltschrm. Deutsches Reich. Bor wiederum fast leeren Bänken wurde im Reichstage am Mittwoch die erste Berathung de- Urheberrechte- und de- verlag-rechte» fortgesetzt und e- wurde im Allgemeinei» anerkannt, daß der Gesetzentwurf lanae gehegten Wünschen entgegen komme und da-Ergebmß eingehendster Berathung der Re. gterung mtt Sachverständigen sei. Im Einzelnen wurden aber verschiedene Aussetzungen laut. So verlangte Abg. I>. Müller (fretf. Bg.), daß die Verfasser bei Auf. nähme von ihren Dichtungen in Schulbücher vor leider nur zu häufig vorkommenden Verhunzungen geschützt werden. Staat-sekretür vr. Nieberding schöpfte au» dem Gange der Verhandlungen die Hoffnung, daß die Gesetze zu Stande kommen würden. Der Wettbewerb sei so übermäßig gestiegen daß gesetzlicher Schutz ge währt werden müsse. Schließlich wurden die Gesetz, entwürfe einer Kommission von Mitgliedern über wiesen und darauf der Etat de» Reich»tage» in zweiter Lesung ohne Debatte genehmigt. Die 22. Sitzung de-Retch-tage- vom 10. Januar beschäftigte sich mit der zweiten Berathung de» Etat» deS Reichskanzler- und dabei fanden verschiedene Abge ordnete Gelegenheit, ihrem Herzen Luft zu machen. Abg. Graf Klinkowstrvm (kons) wünscht bei Ab schluß neuer Handelsverträge dle Aenderung de» Ber- trage- mit Rußland, betreffend die Frachtsätze für Ge treide. Abg. Molkenbuhr (Zoc.) verlangt, daß die von dem Bunde-rathe für da» Reich geschlossenen Ver träge auch gehalten werden, da entgegen den gesetzliche« Bestimmungen im Freihafengebiete von Hamburg Ar beiter angefiedelt worden seien. Schließlich wurde der Etat bewilligt und e» folgte die zweite Berathung de» Etat- deS Reich-amt- deS Innern. Abg. Basser, mann (natl.) erkannte namens seiner Partei an, daß auf dem Gebiete der VerficherungSgesetzgebung große Ausgaben ihre Erledigung gefunden haben, findet aber dagegen auch noch manche- unerledigt; vor Allem find die Zustände auf dem Gebiete der Kinderarbeit be- jammern-werth. In seiner Entgegnung theilte Staats sekretär Graf Po sadowSky mit, daß über die sanitäre» Verhältnisse der Ltgarrenarbelter in der HauSrndustrie Erhebungen statlfinden; ebenso wegen der Mindrstarbett»- zeit in der Binnenschiffahrt. Ueber die Beschädigung der verheiratheten Frauen wird eine Denkschrift noch t« Laufe des Januar dem Hause zugehen. Ueber die gewerbliche Arbeit der Kinder find Erhebungen ange stellt, die zu mancher Kritik Veranlassung geben. Eine« Anträge de» Abg Beckb (freis. Vo kp.) aus endliche Ratifiztrung ber bereit» 1895 vereinbarten Vogelschutz, konvention setzte er die Mutherlung entgegen, daß da» Abkommen -wischen Deutschland, Frankreich, Italien, Oesterreich und Griechenland demnächst getroffen »erden würde. Nachdem noch Abg Speck (Err.) die Au»- führung de» Fleifchbeschaugefttze» bemängelt hatte, ver tagte sich da» Hau». Im preußischen Landtage legte nach der Rede de» Grafen Bülow über die an anderer Sülle dieser Nummer berichtet wurde, Kmanzmintster vr von Miquel den Etat vor, welcher der reichste aller Etat» ist, die je dem preußischen Abgeordnetenhaus« zugegangen sind. Er beträgt im Ordtnartum in Einnahme und Ausgabe 2 Milliarden 431 Millionen Mark, während die einmaligen Au»gaben nicht weniger betragen al» 217 531,000 M. Der Etat veihält sich gegenüber dem schon sehr reichen Slat von 1900 in folgender Weise: E» hat in diesem Jahre eine Erhöhung »n den Einnahmen von 176 Millionen stattgefunden, die dauernden Ausgaben sind gegenüber dem laufend« Etatjahre höher um 120 Millionen, die einmalige» außerordentlichen Ausgaben sind höher u« 51 Million«. Bezüglich der Wohnung»noth theilte sodann der Minister Kmilleton. Kalliope Mavros. Erzählung von Adolf Flach». («achdruck verboten.) tb. Fortsetzung.) Doktor Kärwhuer mochte i» dem lang« Schweig« ESantSla»»' eure Berurthellung seiner List seh«; er «tzstrach nun weiter: „Eme solche Rothlüge, denke ich, darf mau mir nicht übel nehmen; fie ist harmlos, schadet Niemand und bildet für mich ein« Schutz geg« kUiustädtlsche Unarten. Um Diskretion brauche ich S»e nicht erst ausdrücklich zu bitte». WaS um» das Wettere betrifft, so wäre wool Abwarte« da» einzig Entsprech«»«.* Der Arzt lehnte sich zurück, sah dre Decke au und wartete auf eine Aeußerung seine» Gegenüber«. E» kam kerne. Stauislou» hatte de« Kopf auf die Brust fiuken lass« und blickte, schwer athmeud, vor sich hm. Er fühlte sein« Groll immer stärker geg« Doktor Kärnthoer wachs« und besaß doch auch so viel Ge- recht«gkeitSfiun, um eiozuseheu, daß er ihm mcht gram sein durfte. Lange blieb er in dieser Stellung, in NeskS B'üten versunken. Dann richtete er sich plötz lich auf, seine Lippen bebten, die Augen flammten in unheimltchem Feuer und keuchend sprach er: „Herr Doktor . . . Sie haben früher gesagt: ehr- liche, offene Feindschaft! Gut! Ich kann nicht ander», ich hoffe Sie, weil Sie . . . Und ich kann nicht ruh'g raifouuiren und ich kann nicht wart«. Sie oder ich — da» Loo» «tfcherde! w« e» trifft, der muß sich salbst befetttg«.- „Und w«u e» d« trifft, dem fie gut ist? »ff« wir aber überhaupt, ob Emer von Beide« ihre« Herz« «ah« stedt oder je nahe steh« wird?* „Ich weiß vicht» «ab ich well «icht» wisse«", schrie StauiSlav», über den Tisch sich vorbeugend, mit de« Blick uvd den Geberd« eine» Wahnsinnigen. „Ich weiß nur, daß ich Sie nicht avfeheu kann, daß ich Sie hasse, daß ich nicht gnt steh« kann ftk «ich . . . wem» ..." Er wurde mtt einem Male bleich, sa«k o«f d« Stahl zurück, ließ d« Kopf häng«, die Hände fiel« ihm zu beiden Setten herab, sei»« Augen schloss« sich. Doktor Särvthner sprang zu ihm btt» . . . Sto«r»la«» war ohnmächtig geword«. Der Urzt schrie nach de« Kellner. Ma» brachte Essig, kalte» Wasser, man befirrengte «nd rieb ch» damit. Rach einig« Mwut« schlug Staui»lan» die Augen wieder auf. „Sie find übermüdet, lieber Stani-lauS", sagte mttletdSvoll Doktor Käruthner. „Ich dringe Sie im Wagen nach Hause. Sie wüfseu euftge Tage im Bett bleiben.* 7. Kalliope erholte sich außerordentlich rasch. Bor vierzehn Togen hatte fie sich zu Bett gelegt; j tzt fühlte fie sich schon ziemlich wohl, ihr Gesicht d'kam wieder den sonnigen Schimmer der Jugend, thre Augen waren wieder hell. Doktor Aarnthuer hatte ihr gestattet, da» Bett zu verlassen, doch sollte sie nicht so viel umyergehen, son- dm» mehr auf dem Diva« ruhen. Die Rekonoalesz utia «id der Arz», der ihr jetzt innrer lauge Gesellschaft leistete, saßen wieder »eb«- einander auf dem Divan. Auf Kalliope schien e ne Sorge zu lasten; fie nah« öfter den Aulauf, e «e Frage au den Freund zu richte» u»d blieb immer auf H Uden» Wege steh ». Endlich, heute wogte fie e». „Herr Doktor", fragte Ke zöqerud, besang«, „habe ich während de» Feber» etwa» verrath»«?" „Et — verralb » —l" ««ederte er lustig. „Mio^ «an Hot Geheim« ff! Ich habe nichts B «der« vernommen. Sie n»f« oft »ach ihre« V«-r uvd auch »och einer gewiss« oder »we« ge» ff a Zappa io Kaustantivopel. Steckt «elleicht hrer das Geheuu- nitz-- Ltlliope athwete ans. Er fad sie »re fragend au, ergriff ihre Hind und sprach erregt: „Fräulein K llwve . . . e» drückt Sie etwa» ... darf »ch'S nicht w ff n? Da» erleichtert, w«n «a» sich e ne« F eaud« . . . eine« treu«, ergebe»« Freunde anver traut. - Kalliope b lckte mit Befremden zu rhm au»; wa» bedeutete diese seltsame Arfreguna, was drese >m in nigen Ton und brdrunaw g sprach,n-n he z lche« Woite? Er hat ja »n Wien e>. e Er wird sich doch in mich . . . und seine BrZ"» . . . Nein, um de» Himmel» willen, nur kernen Romun, IN dem sie unftelDlllig mitsprelr. 2 Sre earzog ihm letzt sachte dre Hand und er- wiederte verlege«: „Ich danke Ihren herzlich, Herr Dol or . . . allein r» ist mein Geheim vrß."