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Gtzped a. Nedecktto» Drrste»'Ne«fta»t K Meißner Gaffe S. Die Zeitung erscheint Die«»«,. Dmmertza, »»d Gmmadeud früh. Ado«ue«ems- werde» diS Montag, Inserate» -«»«rate werde» dis Montag, ätsche VocheltmGW Preidr »ierteljährl. M. 1^0. A« beziehen durch die kaiserlichen Post« «»statten und durch unsere Boten. Vei freier Lieferung tX Hau- erbebt die Pop noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr manu Müller in Dresden. A»nah»e»teUe»: Di« «rnoldtsche Buchhandlung Invalid endan( - Haasensttiu L Bögler, Rudolf Mosse, S. L. Daube « La. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlü^ Frankfurt a/M. u. s. «. 43. Jahrgang. Donnerstag, den 19. Mai 1881. Politische Weltschan. DeulscdeS Reich. DaS Verhaltrn der deutschen Regierung während des ganzen Verlaufes der tunesischen Angelegenheit hat in Frankreich grcße Befriedigung hervorgeruflN. Die Organe der preußischen Regierung dementiren zwar die Stachricht, wonach Fürst BiSmarck den Vorschlag Italiens abgelehnt habe, die tunesische Frage auf einem europäischen Kongreß zu ordnen, trotz dem hält Lie „Köln. Ztg." die Behauptung aufrecht, daß am 13. Mai eine solche Anregung auf telegraphischem Lege an alle italienischen Vertreter im AuSlande ge langte und daß noch an demselben Loge Fürst Bismarck an den deutschen Botschafter in Rom folgende Weisung «rtheilte: „Sagen Sie der italienischen Regierung, daß ich jeder Einmischung der Mächte in der französisch- tunesischen Differenz durchaus abgeneigt bin, indem eine solche Streitfrage nicht mehr besteht, weil sie unter gemein« schastlicher Uebereinstimmung bereits geregelt worden ist. Ich weiß nicht, wie die übrigen Mächte, welche den Berliner Vertrag unterzeichnet haben, die Sache auf- fassen werden, aber Sie können schon jetzt der italieni schen Regierung erklären, daß Deutschland auf einem Kongreß, der den Zweck hat, die von Frankreich in statthafter Weise erlangten Zugeständnisse zu ver nichten oder zu vermindern, nicht vertreten sein wird." Erst nachdem auch die österreichische und die russische Regierung in derselben Weise ablehnendm Bescheid er- ^theilt hatten, beschloß das italienische Kabmet seine Entlassung eiuzureichen. Die Wehrzahl „ der Mächte erkennt eben die in Tunis vollbrachte Lhatfache an und hält weitere Erörterungen über diese Frage als gegen standslos. Besonders aber hat Deutschland ein In teresse davon, Laß sich Frankreichs Stellung am Mittel« meere befestige und daß Frankreich statt das Ziel seiner Politik nach der Mitte Europas zu richten, sich ter Förderung seiner Seemacht zuwende, wodurch die eng lische Alleinherrschaft auf den Meeren gebrochen oder mindesten- eingegrenzt werden könnte. Der Berliner Korresp. der „Bohemia" meint, daß Fürst Bismarck die Gelegenheit eifrig erfasse, Frankreich einen wichtigen, diplo matischen Dienst zu leisten, wogegen man in Pari- nicht abgeneigt sein wird, sich durch Garantien für die Zukunft dankbar zu erweisen. „Warum", heißt es in dem Briefe, „sollte Deutschland nicht die Mißstimmung Englands und Italiens benützen? Die Garantien, welche Deutschland von der f-anzösifchen Regierung ver langt, bestehen in Freundschaft und Bundesgenossen schaft, welche die R alisiruvg jener Idee ermöglichen, die Fürst BiSmaick schon deS Oesteren angeregt hat: Lie Errichtung eines vorzugsweise auf wirthschaftlichen, über auch politischen Grundlagen beruhenden Bundes der drei mitteleuropäischen Staaten Oesterreich-Ungarn, Frankreich und Deutschland." Nach achttägiger Pause nahm der Reichstag am Montag wieder seine Sitzungen auf. Bei dem Aich- ungSgesetz hatte die Kommission die Ausdehnung der Aichung auf Fässer, die in der Regierungsvorlage ent halten war, mißbilligt, die Bezeichnung deS Raumge- haltes der eigentlichen Schankgefäße jedoch unverändert genehmigt. Das Haus nahm die Anträge der Kommission einstimmig an. Bei der dritten Berathung deS Gesetz entwurfs über die Budget« und Legislaturperioden be antragte Abg Or. Windhorst ein späteres Jnkraft- treten der bei der zweiten Lesung angenommenen Aen- derungen Ler Verfassung. Abg. v. Minnigerode er« blickte in der Fixirung deS EinberufungStermivS eine Beschränkung der kaiserlichen Rechte, empfahl Lagegen die Annahme der vierjährigen Legislaturperioden. Ädg. v. Lreitschke bat den Reichstag, den abgeänderten Art. 13 abzulrhnen, weil derselbe eine Bestimmung ent halte, Lie von der Reichsregierung nicht angenommen werden könne und eine Verletzung der Rechte Ler kaiser lichen Krone enthalte. Eine solche Bestimmung gehöre nicht in die Verfassung, sondern der Reichstag könne einen darauf bezüglichen Wunsch vielleicht in Form einer Resolution aussprcchen. Abg. Kayser wandte sich namentlich gegen die vierjährige Legislaturperiode, die eine Beschränkung der Rechte deS Volkes enthalte; wenn der Reichskanzler weniger Beamte im Reichstage wünsche, sondern mehr praktische Männer, dann solle er Diäten gewähren, die eS Männern auS dem Arbeiter stande u. f. w. ermöglichen, in den Reichstag einzu treten. Abg. v. Kardorff kann es wohl begreifen, daß die Sozialdemokraten für möglichst kurze Legis laturperioden sind; Diäten würden für Rcichstagsab- geordnete niemals bewilligt werden, so lange die direkten Wahlen aufrecht erhalten würden. Abg. Windt- horst erging sich in einer längeren Ausführung über die Ursachen des Kulturkampfes, der lediglich ter Herrsch sucht entsprungen sei und motivirte nochmals seinen Antrag. Abg. Marquardsen wieS den Vorwurf zurück, als ob die Aenderurg deS Art. 13 eine Ver letzung der Vorrechte der Krone in sich schließe und führte an, daß der Bundesrath in 10 Fällen von 17, weniger alS 4 Wochen vor dem Reichstage zusammen« getreten sei. Selbst wenn man den Art. 13 dahin auslegen wolle, daß auch der BundeSrath im Oktober zufammenberufen werden müsse, trotzdem seiner Berufung zu einer andern Zeit nichts entgegenstehe, so habe doch die Erfahrung gelehrt, daß auch die Zeit von 4 Wochen vollständig auSreiche, um die Vorlagen für den Reichs tag fertigzustellen. In namentlicher Abstimmung wurde i darauf der Art. 13 nach dem Beschluß zweiter Lesung wiederum genehmigt und zwar mit 147 gegen 132 Stimmen. Der Art. 24 (vierjährige LeziSlaturp-r'ode) wmde mit 155 gegen 122 Stimmen angenommen, eben so der Antrag Windthorst über die Hinausschiebung Ler EinführungStermine. In der Gesammtabfiimmunq über das ganze Gesetz wurde jedoch die Vorlage saft einstimmig vollständig abgelehnt und an deren Stelle die Resolution deS Abg. Rickert gesetzt, durch welche der Reichskanzler aufgefordert wird, dahin zu wirke», daß der Etat de» Reichs vor den Etat» der Einzel- staaten festgrstellt «erde. — Der Reichstag beschäftigte sich am Dienstag mit der Vorlage über Aufnahme einer Anleihe für die elsoß-lothringischen ReichSeisenb hnen, welche in zweiter Lesung genehmigt wurde und erledigte in erster Lesung den Zusatz zum chinesischen Handels vertrag, worauf die dritte Berathung deS AichungS- gefetz-S erfolgte. Da über den Sinn dir Bestimmung, daß eine Aichung nicht erforderlich, wenn Flüssigkeiten in festverschlossenen Flaschen verkauft werden, eine Einigung nicht zu erzielen «ar, so wurde die Kommission mit der nochmaligen Berathung derselben betraut. Bei der zweiten Berathung der Brausteuer bestritt der BundeSratbskommissar BoretiuS, daß von einer An nahme der Vorlage eine Zunahme des Branntwein- gmuffeS zu fürchten sei. Abg. Witte berief sich da gegen auf mcdicinische Autoritäten, welche das Bier als den besten Bekämpf» de- Branntweins hinzestellt haben und empfahl statt der bisherigen Maischraum- fieuer und Zuck»kübensteuer die Einführung rationeller Branntwein, und Zucker-Fabrikatsteuern. Gegen de Letzteren erklärte sich ^«r Schatzsekretär Scholz au? das Entschiedeuste, weil sie die Landwirthschaft schädigen würden. Nach längerer Debatte, in deren Verlaufe von Seiten der rationalliberalen Partei die Erklärung abgegeben wurde, daß sie bereit sei, in eine Erhöhung der Getränk,steuer auf Bier und Branntwein zu willigen, wenn gleichzeitig eine Entlastung an drückenden Steuern, d. h. eme Beseitigung der Zölle auf Leben Smitttl, na mentlich auf Getreide, erreicht werde, wurde die Brau- steuer in allen ihren Theilen abgelehnt. Es folgte tue erste Berathung des Antrages der Abgg v. Below und Genossen, betreffend das Verbot der Malzkurrogate, welcher nach längerer Debatte an eine Kommission von vierzehn Mitgliedern verwiesen wurde. Wie im Reichstage bekannt wurde hat Fürst Bismarck alS Reichskanzler den Komprtenzkonflikt erhoben gegrn den bekannten Beschluß deS Berliner Landgerichts, Arrest auf kaS Guthaben der rumänischen Regierung bei mehreren Bankhäusern zu legen. Wie ferner in parlamentarischen Kreisen verlautet, soll versucht werden, die Arbeiten deS Reichstages doch noch vor Pfingsten zum Abschluß zu bringen. Zu diesem Feuilleton. Der Bruder seiner Mutter. Erzählung von Karl Schmeling. (19. Fortsetzung und Schluß.) „Gewiß will ich!" erklärte Elisabeth seufzend, „es bleibt mir ja nicktS Anderes übrig. Aber sage mir, theurer George, was gedenkst Du wegen der Dir von Edgar zugesügten Beleidigung gegen ihn zu unterneh men — ?" „Schnell zu handeln, sobald wir über die erste Nothwendigkeit hinweg sind," erwieverte der Major. „Er wird keinen Anstand nehmen, sich seines Benrh- mens gegen mich zu rühmen. Es ist daher geboten, ihn kurz und bündig aufzuklären. Ueber das „wie" bin ich mit mir indessen noch nicht einig. Lassen wir jedoch weitere Erörterungen über diesen Gegenstand, sie können augenblicklich zu nichts führen. Ehe ich handelnd eingreifen kann, mußt Du in Sicherheit, vielleicht schon auf dem Wege nach dem Kontinent sein. Mein Fuhr werk hält hinter dem Parke. Ich Lachte, Dich erst nwrgen nach LonLon zu bringen; doch unter den obwal tenden Umständen muß eS noch während der Nacht ge schehen. Rüste Dich also, L ebe; eS bleibt uns später Zeit zur Ueberlegung!" Während Elisabeth ihre Vorbereitungen zur Ent fernung aus dem Hause traf, näherte sich der Major dem Fenster und lüftete den Vorhang. Die Nacht «ar noch immer so finster wie vorhin, als er LaS HauS be treten. Schwarze Wolken hingen am Himmel und ver ¬ kündeten Unwetter. Vorsichtig beugte George sich hinaus und lauschte. Kein Geräusch traf sein Ohr, al« daS Tosen des WindeS, daS Rauschen des Laubes. Kein Späber schien in der Nähe. Befriedigt schloß Sir George Rowe das Fenster und wendete sich seiner Geliebten zu. „Eile, Elisabeth, wir müssen den Wagen noch vor dem Äuöbruche des Unwetters zu erreichen suchen." „Ich bin bereit", antwortete die Dame, indem sie sich furchtsam an den geliebten Mann schmiegte. „Du zitterst, Elisabeth, wird Dir dieser Schritt so gar schwer?" „Es bedrückt mich, daß ich dieses Haus im Dunkel der Nacht wie eine Fliehende verlassen muß, fliehend vor — dem eigenen Sohne!" flüsterte sie, ihr Antlitz schamhaft an feine Brust schmiegend. „Banne diese Skrupel," entgegnete er, sie sanft an sich ziehend; „die Verhältnisse erheischen eS einmal, daß wir so und nicht anders handeln." Und den Arm fester um die zitternde Grstalt schlingend, zog er sie mit sich fort. Einen Augenblick hemmte er seinen Schritt, a<» sie de» Gang betraten, welcher nach dem Garten führte; Lodtenstille herrschte. „Komm!" flüsterte er. Sie gin gen. Seine Schritte hallten an den hohen Wänden wieder, so sehr Sir George sich auch bemühte, sie zu dämpfen. „Wenn man uns hörte", flüsterte Elisabeth; „wenn man uns überraschte „Sei unbesorgt, Geliebte; Niemand wacht um diese Stunde im Schloss«." Sie hatten die Lhüre, durch welche sie in den Garten treten sollten, erreicht. „Mir ist so bang," schluchzte Elisabeth; mir ist S als sollte diele Stunde über unser ganze« Leben ent scheiden." Und wie im Uebermaße ineS großen seelischen Schmerzes, warf sie sich an seine Brust und ein Lhränen- strom überfluthkte ihr Antlitz. „Fasse Dich. Elisabeth, fei stark, stehst Du erst unter meinem Schutz, so soll unS nichts mehr trennen." Und alS hätten diese Worte ihr reue K'äfte ver liehen, löste sie Lie Arme von seinem Nocken und einen Schritt vorwärts tretend, sagte sie mit fester, energischer Stimme: „Komm!" Sie trat hinaus in daS Dunkel der Nacht, der trübe Lichtschimmer ließ ihre Gestalt in verschwommenen Umrissen erscheinen, hell genug, um der Verrälherhand alS Ziel zu dienen . . . Ein Knall — ein Aufschrei — ein wilder Fluch — dumpfe» Stimmrngeschwirr sich nahender Personen Sir George beugte sich über die theure Gestalt. „Lebst Du, Geliebte?" rang e» sich in wilder Verzweiflung von seinen Lippen. „Du lebst," beschwichtigte er sich, „e» kann nicht sein, daß Du mir entrissen werden solltest, entrissen jetzt, da wir unS soeben gefunden!" Mit na menloser Angst harrte er eine» Worte», eine» Hauches. Da» Antlitz war starr und kalt, die Lippen blieben ge schlossen. Mit wildem Schmerze richtete fick George empor; seine Augen schweiften wie geistesabwesend in die Ferne, b,S sie auf einem Antlitze hasur.n, dessen Anblick ihn zu sich selbst zurückführte, das ihn zur Er- kcnntniß der Situation, zur Erkenntniß deS Vorgefallenen brachte. Ahnte Sir Edgar, wa» ihm kevorstand? Sagte ihm eine innere Stimme, daß er fich einer Katastrophe