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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188612058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-05
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.12.1886
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M L8L. — 8. Jahrgang. Per jeden Wochentag Abend (mit Datum deS solgenden Tage») zur Versendung gelangende „Sächsische Landes-Anzeiger" mit täglich.xinem besonderen Unterhal- tungsblatte kästet monatlich «» Pfg. (mit Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 70 Psg.) bn den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postanstalten. Sächsischer 5. Deeerußer 188» Für Abonnenten erscheint im 2. und 4. OuartalÄsenbahn-KahrpinnheftfürSachsen, sowie im 4. Quartal dieWcihnachtsbeiaabe Jllustrirles Jahresbuch deSLandes-tinzeiaers und zu Neujahr Jllustr. Landboten-ikalender. §li»i>ks-Ai»eizer mit „Chemnitzer Stn-t-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen un-Thüringen. Verlag: Alexander Wiede, - «uckdruckeret, Lhemnttz. Theaterstraße ü (Fernsprechstelle Nr. 1SH. Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt — 2. Jlluftrirtes Unterhaltungsblatt — 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler - 5. Sächsische Gerichts-Zeitung - 6 Sächsisches Allerlei. Ertra-Beiblatt Luftiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Im Handelsregister sür den Stadtbezirk de- Unterzeichneten Amtsgerichts wmde heute auf Folium 296b die Firma Victor Schädlich in Chemnitz (Kdnigftraße Nr. 21) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Victor Adolf Schädlich daselbst, Besitzer eines Agentur-, LommissionS- und ZiegelsabrikationS- geschäst», eingetragen. Chemnitz, am 2. December 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk veS Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heut» auf Folium 2784 verlautbart, daß der Kaufmann Herr Gustav Max Harnack in Chemnitz aus der Handelsgesellschaft unter der Firma Carl Harnack in Chemnitz auSgeschieden ist, sowie, daß der seitherige Mitinhaber, der Schuhmacher Herr Richard Otto Harnack, da» HandelSgeschäst der auf gelösten Gesellschaft unter der bisherigen Firma fortsührt. Chemnitz, am 2. December 1886. Königliches Amtsgericht. Gegen den am 4. August 1862 in Frohburg geborenen, zuletzt in Löbtau aufhältlich gewesenen Bahnarbeiter und Fuhrmann Friedrich Wilhelm Steuer- uaael ist die Untersuchungshast wegen Betrugs vom hiesigen Kgl. Landgericht verhängt. ES wird um Festnahme desselben und Ablieferung in die hiesige Besangenanstal» ersucht. Kgl. StaatSanwaltsch. Chemnitz, den 1. December 1886. ^telegraphische Nachrichten. Bom 3 December. Darmstadt. In de« benachbarte« Odenwalddorf Lengfeld «schoß gestern der 20jährige Schulvikar Schröder die Tochter de» Gutsbesitzers Waliher, als da» Mädchen, an» Darwstadt znrückkehrend, der Eisenbahn entstieg. Darauf gab der Attentäter auf sich selbst «inen Revolverschuß ab, wodurch er sich am Hals« schwer verwundete, jedoch nicht tödtrt«. Schröder hatte «in LtebeSverhä'tuiß mit der Erschaffene«, welche» dnrch den Willen der Elter» derselben gelbst wnrde. Darmstadt. HI« macht eine Lei den Stadtverordneteuwahlen vorgekommene Fälschung von Stimmzetteln große» Aufsehen. Bo» wem dieselbe anrgegangeu, ist »och nicht eoustatirt. Hamburg. Bei der Strandung der norwegische» Bark «Valborg' vor der Elbemüudung find 6 Personen ertrunken; 7 wnrde« glücklich gerettet. Kairo Der Miuisterrath genehmigte gestern da» Budget sür 1887, dessen Einnahmen auf 9,674000 u»d di« AoSgabeu auf 9,628,000 eghvtische Psd. veranschlagt find; der U-berschnß betrug demnach 46.000 Pfd. In de« Obige« ist di« volle Zahlung für den Eonpon eirgrschloffe«. Der amtlichen Schätzung znfotge wird da» Saldo d« Schnldkaffe am 28. Oct. 1887 etwa 400.000 Psd. betragen. Die Berliner Arbeiterinnen - Bewegung vor Gericht. Ueber diese Verba» dlungen, die viele» Jntreffaute bieten» ent nehmen wir dem ,B. T." Folgende»: Im große« Schwurgericht» saal« begannen heute Bormittag di« Verhandlungen gegen dir Vor standsmitglieder de» „BereinS zur Wahrung der Interessen der Ar beiterinnen" vor der dort tagende« 1 Strafkammer iefigeu Land- gericht» I Der anberauwte Termin hatte schon von früh an «ine wahre Völkerwanderung «ach dem KriminalgerichtSbände veranlaßt. Ans der Anklagebank nehme« Platz: 1) Frau Or. Hoffman« ged. TempSky, 1848 tu Prag geboren, bereit» wegen Vreßoe,gehen» vor- bestraft. 2) Frau Pantine Stägemann geb. Schuck, wegen Be- leidignng und B-rgehen» gegen da» Vereinsgesetz vorbestraft; 3) Frau Apotheker Emma Ihre» geb. Roch«, 1887 in Glotz ge- boren; 4) dir unverehelichte Näherin Johanna Jagert, 1862 zu Stavenhage« geboren, unbestraft. — Sämwtliche Angeklagte werde« beschuldigt, als Vorstandsmitglieder de» a« 18 März 1885 be gründete« „BereinS znr Wahrung der Interessen der Arbeiterinnen," welch« bezwecke, politische Gegenstände in Versammlung«, zu er örtern, a. Frauenspersonen al» Mitglieder aufgeuommen zu haben, i, mit anderen Vereine« gleicher Art zu gemeinsamen Zwecken in Verbindung getreten zu sein. Seiten» der Staatsanwaltschaft si,d 28 Polizeiosfiziere, welche den verschiedenen Arbeiteriuneuvirsamwlnngen als über wachende Polizriorgane beigewohnt habe», al» Zeugen geladen worden; die Bertheidignug hat ca. 40 Zeugen vorgrladen, darunter den Minister v. Puttkamer, den Polizeipräsidenten v. Richlhosen, den Polizridirektor Krüger, Frau Hofpredig« Stöcker, die Abgeordnete« Or. Windthorst, Rickert, Hinze und Singer, de« Prediger der frei religiösen Gemeinde Scharfer rc. Vom Minister v. Puttkamer ist «in Schreiben «ingegangen, in welchem er sich selbst sür sei» Nicht erscheinen ans den Befehl Seiner Majestät de» Kaiser» beruft, im klebrige» de» Polizeipräsidenten v. RIchtbofen, dem Polizetdirector Krüger und dem KriwinalkowrniffariuS Schöne aber seiversrit» die Erlanbniß, sich in dieser Sache vor Gericht vernehme» zu last.«, versagt Fra« Or. Hoffman«, welch« in einzelnen Punkten jede Au» knust verweigert, giebt zu, daß sie Vorsitzende de» Verein» znr Wahrung der Interesse« der Arbeiterinnen gewesen sei, behauptet aber, daß die allermeisten der in der Anklage aufgeführten Versamm lungen, in deuen übe« Politik gesprochen sein soll, nicht BcreinSver- sammluugen, sondern allgemeine öffentliche Versammlungen waren, in denen di« Wahl de» Bureau» der Versammlung frei staub. Sie könne nicht» dafür, daß sie zumeist znr Leiterin jrner öffentlichen Bnsamwlnnge« «wählt wurde. Der Verein selbst verzeichne iu seine« Statu» die wirthschaftliche Hebung der Lag« der Arbeiterinnen und dabei habe er auch wirthschaftliche Di»ge erörtern müssen» sich aber von Politik durchau» ferngehalten. Di« zweit« Angeklagte, Fran Stägemann, schließt sich der Borangeklagten durchan» dahin a«, daß der Verein al» solch« nicht» Andere» betrieben habe, al» die Hebung der wirthschaftlicheu Lage der Arbeiterinnen. Sie bestreitet auch, daß jener Verein durch die Leiterinnen «ach und nach in da» sozialdemokratische Fahrwasser hinübergeleitet worden sei, vielmehr haben sie in dem Strrdeo, ihren armen Mitschwestern zu Helsen, ihre Hilfe von allen Parteien geholt, die znr Hilf« bereit waren. ES sei zu bedauern» daß durch die Schließung d« Vereine e» diese Weihnachten nicht möglich ist. wie früher Hunderten von Kindern armer Arbeiterinnen eine WeihuachtS- frende zn bereiten und die Noth in den Familie» z« lindern. Die dritte Angeklagte, Frau Apotheker Ihrer, stellt sich genau aus deuselbe« Standpunkt, wie ihr« vorgenannte» Mitangeklagten. Auch Frl. Jagert bestreitet oll« Beschuldigungen der Anklage. — Präs.: Sind Sie nicht eine begeisterte Auhäugeriu der Sozialdemo kratie? — «ngekl.: Herr Präsident, ich weiß nicht, wa» diese Frage mit dem Vereine und dieser Anklagesache zu thuir hat. Ich denk«, d« Gerichtshof wird ««parteiisch genug sein, um zu prüfen, ob der Verein al» solcher gegen die Besetze verstoße« hat, ohne vo» un» ein politische» Glauben-bekenntniß zu verlangen. — Präs.: Der Gerichts hof hat da» Recht, derartige Fragen zu stellen, Sie haben da» Recht «ine Antwort darauf zn verweigern. — Angekl.: Ich habe kein« Veranlassung, darauf «ich zu äußer«. — Präs.: Dem Gerichtshof kommt e» darauf an, zu erörtern, ob der Verein Politik getrieben «,d in welcher Weis« diese Politik getrieben worden ist. Geben Sie zu, daß bei Ihnen an Schriften gesuudrn wurden: .Die Franeu der Ver gangenheit' von Bebel» da» .sozialdemokratische Liederbuch,' da» .sozialdemokratische Lieder- und DeklamationSbnch', da» Buch „Oetsrum ososeo", «in« Nummer de» .Sozialdemokrat' rc. — Angekl : Da» gebe ich gern z«. Ich lese dies« Sachen in meinen Mußestunden geru; bleibe aber dabei, daß «ach meiner Meinung e» mit de» Verein Nicht» zu thuu hat. wa» ich al» Privatperson lese. — Damit ist di« Vernehmung der Angeklagten beendet. Urbe, die Fortsetzung de» Prozesse» werde« wir de» Wetteren berichten. Politische Rundschau. Chemnitz, den 4 December. Deutsches Reich. Ein sogenannter Schwerinstag, d. h. «iu, Sitzung znr Berhaudlungvo« Anträgen au» dem Hause selbst, wird in der kommende« Woche im Reichstage abgehalteu werden Au Anträgen fehlt «S ja schon jetzt nicht, jede Partei ist mit solchen bereit» hervorge- treten. Am bedeutsamsten find dir Arbeitrrschutzanträg« de» Adg. Lieber. (Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf 11 Stunde», Frauen-, Kinder-Arbeit er ) Die Sozialkomwisfion de» Reichstage» hat in der vorigen Session bereit» eine Reihe von Beschlüssen zn diese» Anträgen gefaßt, «» werden dieselben also diesmal die Arbeit „leichtern helfen. E» ist soweit zn hoffen, daß die AnIrSge an» der Kommission an de« Reichstag selbst zur Entscheidung zurückkommen werde». Zu entscheiden bleibt außerdem di« Frag« de-Verbote» der SonutagSarbeit, über welche ja »«fassende Erhebnugrn stattgefundeu haben. , ' — Nach MeMgung der ersten Lesung de« Militärvorlage bleiben dem Reichstage von Vorlagen der Reichsregleruug nur kleinere Gesetzentwürfe zu berathe» übrig; e» kann daher schnell au di« zweite Berathnng de» Relchrhau»halt»etat» herangetrete» werden, mit dem sich zu beschäftigen die Budgstkowmisfion am Donnerstag bereit» begonnen hat. Die Arbeit wird in der Kommission eifrig gefördert werden müsse«, damit ,» dem Reichstag selbst nicht au Material fehlt. — Der BundeSrath überwie» am Donnerstag eine Reih« kleinere Gesetzentwürfe den Ausschüssen. — Die wenig erfreuliche Lage de» ReichShanShaltSetat» übt naturgemäß auf die Etats der Elnzelstaatrn und am »eisten ans de« preußischen Etat ihre Wirkung an». Der letztere wird jetzt definitiv festgtflellt und sollen alle nicht ganz «»bedingt nothweudigen An gaben streng vermieden werden. Der preußische Landtag wird übrigen» kaum vor dem 18 Jaunar in Berliu znsammeutreten — Gegen die Aeußernnge» de» FinauzministerS von Scholz über die Defraudationen bei der Börsensteuer in der Dien-tagSfitzuug de» Reichstage» hat außer den Aeltesteu der Berliner Kaufmannschaft «nd der Handelskammer in Franksnrt a. M auch die Handelskammer in Hamburg z» Protest!«» beschlossen. — Der Bischof Or. Redner von Kulm hat die Verwaltung seiner Diöcese übernommen. Eämmtliche preußisch« BischosSstühle find damit wieder definitiv besetzt. — Dir LandeSvrrtheidignugSkommisfion beschäftigte sich am Donnerstag iu Gegenwart de» Kaiser» und de» Kronprinzen ange legrntlich mit der neuen Militärvorlage E» dürste auch die Richt schnur der Darlegungen de» Kriegsminister» Bronsart von Schellen- dors für den Reichstag klar gestellt worden sein. — Der Vorstand der deutschen südwestastikanische« Gesellschaft berichtet üder die Erfolge de» ersten BerwalrungSjahre». Der Besitz der Gesellschaft, Aagra Peqnena, ist bekanntlich voa Herr» Lüderitz in Breme» erworben worden. Eiugrzahlt waren 1,191.000 Mark. BerauSgabt find an Kausgelderu für die Ländergebiete 722 711 Mk. sür Organisation der Gesellschaft und HandelSunkosten 18 804 Mk., an Ausgaben sür Minenkonzrsfiouen 1636 M, für di« Expeditionen 118,031 Mk.. sür Ansrüstung der Expeditionen 31,386 Mk. Nach dem Bericht stellen di« erworbenen Landbefitzungen und Grundrechte vorläufig »och keinen NutzungSWerth dar. Die Gesellschaft hat während des ersten Jahre» Einnahmen also »och nicht gehabt Bon Au» Übung von Hoheit-rechte» und Einrichtung einer Lande»verwaltung mußte abgesehen werde«, auch die Nachsuchung eines kaiserliche« Schntzbriese» ist noch unterbliebe». Bezüglich deS Vorkommens von Mineralien habe« die Expeditione« zu keinem verwerthbare» Resultat geführt. ES sind nicht genügende Erzmittel festgestellt, um den Ab da» lohnend erscheinen zu lassen. Die Landwirthschaft muß sich wegen der Seltenheit der atmosphärischen Niederschläge au die Flußbetten und iu die Nähr der wenigen pereunirenden Quellen zurückzieht». Wa» die Viehzucht be« risst, so ist der Absatz de» Rindviehes kein leichter. Di« Anlage von Straußenfarme« ist weniger lohnend g, worden. Der Handel iu dem Gebiete der Gesellschaft ist »nr unbe- deutend und die letztere kau» sür eine Organisation der Auswanderung «ach ihrem Territorium die Verantwortung nicht übernehmen. Arankreich. Ministerpräsident Freyciuet hat im Miiisterrath zugestandeu, daß t« Toukiu rin srauzöstscher Dolmetscher der Grenz regnliruugSkomwisfion mit seine« Secretär und seiner Bedeckung von 8 Kavalleristen ermordet sei. Da» ist aber nicht Alle». Nach Privatbrrichte« ist «in« halbe Kompagnie französischer Jufauterie von de« Schwarzfiaggrn überfallen und bi» auf einige wenige Ma»n «iedergrmacht worden. Da» ist also die Ruhe, die nach de« Worte« de» Herr« Minister» io Tonkin und Auam herrscht; eine sehr uu- ruhige Ruhe! Die Piraten werden de« Franzosen noch sehr viel zu schaffen machen. — Die Kammer hat sich bezüglich der iu der vorige« Woche bei de» Unterstaat-sekretarlatSsteK«« vorgenommeuen Abstriche eine» Besseren auf Zurede« de» Ministerpräsidenten Frey cinrt besonne« und die geforderten Summen voll bewilligt. Damit ist auch der Zank vorüber. England. Die ägyptischen Aeqaatorialprovinze» werden be kanntlich immer noch von dem Oesterreich« 0r. Schnitzler (Emiu Bey). den General Gordon znw Gouverneur «nannte, mit einig« Tausend Mann Regertrupp«« gehalten. Emin Bey ist der Zugang zur Küste versperrt, und e» war deshalb kürzlich zu einer Expedition aufgrfordert, welche ihm den Weg öffnen sollte Di« Afrikartiseud« Stanlay nud Jobustou wollten sich an di« Spitz« der Expedition stellen. — Au» London wird jetzt gemeldet, die englisch« Regierung wolle da» Unternehmen finanziell untcrpütze«; dasselbe werde natür lich aber keine« militärischen Eharacter tragen, sonder» einfach« Privatlach« bleiben. Rußland. Alexander HI. hat dem General Kaulbar» persön lich seine« Dank für dessen gloriose Thätigkeit iu Bulgarien auSge- pioche«, und dann hat die russische Regierung noch durch ,i» Rund- chreibeu an die Großmächte ihn belobt. Sie sagt, Kanlbar»' Mission « Bulgarien sei nicht mißglückt, i« Begentheil Hab« sie bewiese», daß da» bulgarische Volk den Abentenrern. welche die Macht in de» Hände, hätten, feindlich gegenüberstebe. Im klebrigen hoffe Rußland, a»f «in« Lösung der bulgarische« Frage dnrch friedliche Mittel. E» muß doch erst untersucht werde», wer der Abenteurer war l Kaulbar» hat «ehr davon au sich, al» d>« bulgarischen Regenten — Rußland hat de« Vorschlag Oesterreich'», die türkisch bulgarische Tommissio» zur Revision de» organischen Statut» für Ostrumrlien dnrch «tue internationale zn ersetzen, «m die Beziehungen Bnlgarien» und Ost« rnmelitnS vor de» Fürstenwahl zn regeln, mit dem Bemerke« abge- lehut, di« Fürstenwahl müsse de« ersten Schritt zur Lösung de» bulgarische« Frag« bilde». Frankreich und di« Türkei antwortete« ttr ähnlichem Sinne, Italien «nd England dagegen zustimmend. — Ueber London wird gemeldet, der derzeitige russische Botschafter in Wie», Fürst Lvbanow, soll« znm »nsfischen StoatSkauzle» «rnanut werden, um de« verfahrenen Karren der russischen Politik wieder in» rechte Blei» zu bringen. — Au» Petersburg heißt es, daß doch di« Kaisen« mit dem Großfürsten-Thronfolger nach Cannes reisen wird. Orient. Die bulgarische Deputation «u di« Großmächte ist in Belgrad angekomme«, von wo sie morgen nach Wien weiter geht. Dort wird sie mit dem russischen Botschafter Lvbanow in Unter« Handlung darüber treteu, ob er «»»ficht auf ejue« Empfang 1» Petersburg eröffne» könne. Lautet der Bescheid ablehnend, so acht di« Deputation vo« Berlin gleich nach London. Die Bulgaren wolle« vor Allem gegen di« Caudtdatur de» Fürste« von Miugrelie» Protest»««, vo« dem st, absolut nicht» wissen wolle«. — Die türkische» Anthril« der Anschlußbahnen nach Oesterreich find so weit gediehe», daß iu drei Wochen die Schienen auf der ganzen Strecke liegen werde». Rnr zwischen Wranja und UeSküb auf der Anschluß- linie, di« nach Salonichi führt, verlangt di« Pforte, daß di« Legung de. Schienen noch nicht vollstäudig vorzenomme« werde; «iu kurzer Theil der Strecke soll vielmehr mit Absicht unvollendet bleiben. Der Grund diese» Verfahren» liegt in der alten Besorgniß, Oesterreich möchte die Bahn sofort benntzeu, nm mit seine» Truppen nach Salonichi zu fahre«. Die Bulgaren haben an ihrer Streck« neuer» ding» weiter arbeiten lasse«; aber die Arbeiter find ihnen fortge- laufen, weil wa» sie nicht bezahlen konnte. So liegt die Bahn dort dort noch im Argen. — An» Belgrad wird gemeldet, die beschleunigte Rückkehr de» König» von seinem Jagdau-flage »ei Wranja sei nur durch die choleraverdächtige« Erkrauknugeu veranlaßt, welche iu der Belgrader Festung zum AnSbrnch gekommen find. Der König be suchte, trotz de» Abratheu» der Arzt«, täglich die kranke» Soldaten und sprach denselben Trost zu. Auf seine Anordnung wird de« Patienten alter Wein au» den königlichen Kellern znr Labung gereicht. Oerrtscher Reichstag —NN. Berlin, den 3. Deeemier. Iss» Uhr eröffnet Präsident von Wedel! - PirSdorf die Sitzung. Am BnudeSrathStische: von Bötticher, Bronsart von Schellendorf u. S. Bor vollem Hause wnrde in die erste Berathnng de» Gesetzentwürfe» über die Erhöhung der Frieden-Präsenzstärke der RelchSarmre eiug«. treten, die KriegSminister Bronsart vo« Schelleudorf «öffnete. Nach mehrstündiger Debatte wird die Weiterberathuug auf Sonuabeud 12 Uhr vertagt. Der KriegSminister führt an», daß di« Armeeverstärkung unbedingt «öthig sei. E» bestehe ja keine drohend« Kriegsgefahr, aber wir lebten iu einer Zeit, wo mau auf die Dauer de» Frieden» nicht rechnen könne. Frankreich habe seine Armee fortwährend ver mehrt, e» sei »»möglich, dahinter zurückzubleibeu. Sehr wüuschenS» werth sei die Erledigung der Vorlage noch tu diese« Jahr«, da die Vorbereitungen zur neue« Ordnung viel Zeit erforderten. Bei der Ausstellung de» Gesetze- sei mit der größte» Sparsamkeit zu Werk gegangen, Frankreich trage ja auch viel größere Lasten al» wir. Mau habe gesagt, di« Regierungen würden üb« die Dauer der Be willigung mit sich reden lasse«. Die Regierungen müßten aber unbe dingt an einer Fassung festhatte», welche eine sichere Eutwicklnng ge» währleiste Er erbitte möglichst einstimmig« Annahme. Abg. Richter- Hagen (freis.) betont, di« hier geforderten Verstärkungen könnte» im Kriegsfall ja binnen acht Tagen geschaffen werden. Handle e» sich um eine« drohenden Kriegsfall, würde der Reichstag sofort die MobilifiruugSkosten bewilligen; da» sei doch aber nicht der Fall, mithin sei da» Gesetz genau zu prüfen. E» werde auf Frankreich und Rußland hingewiesen, aber wir hätten doch da» Büudniß mit Oesterreich, da» müsse doch auch in Anrechnung gebracht werde«. In Frankreich stehe manche» ans dem Pap er und daß in Rußland die Zahl allein e» nicht au»wache, habe der letzte Türkenkrieg gezeigt. Revier befürwortet dann ausführlich die Einführung der 3jährigen Dienst- zett. wa- vielenjnngen Leuten zu Gute komme« werde Die höheren Militär- lasten in Frankreich seien erklärlich, dort koste der Uuterhatt eben mehr. Daß da» Prozent der französischen Präsenzstärke größer al bet «>» sei. sei erklärlich, Frankreich hebe auch lange nicht so viel Einwohner wie Deutschland. ES müsse noch viele» aufgeklärt werden, und de-halb empfehle er Comwissiou-berathnag. Li« Nothweudigkeit einer Bewillignng für 7 Jahre habe der Minister nicht nachzewtese«. KriegSminister Bronsart von Schellendorf betont, die Ein bringung d« Vorlage sei dnrch di« Entwicklung der politischen Lage veranlaßt. (Hörtl Hört!) Auf die Stärke der französtschen »nd russischen Armee will Redner in der Commission anMhrlich zurück- kommen. Daß di« Militärverwaltung sparsam wirthschaste, fei
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