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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188608147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860814
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-08
- Tag 1886-08-14
-
Monat
1886-08
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.08.1886
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Sächsischer Landes-Arr-eiger. Nr. 187. Sonnabend. 14 «ugnst 1886. Marknrukirche«, Rochlitz, Burgstädt. I« IS Städte« beträgt di» Einwohnerzahl 6600—7000 Einwohu«: Marienbng, Falkenstei» Penig, Roßwei«, vtollberg, Hohenstein, Orllnktz, Löba», Abenstock, Auerbach, Buchholz «ud Kilchberg. (Die Stadt OelSuitz i. B. hat B833 Anwohner, daß Dorf OelSnitz bei Stollberg dagegeu 8223.) S Städte giebt er, dir 7000—8000 Eiuwohuer Hab«: Borua 7349, «amenz 7212. Leiruig 731b. Radeberg 7387. Riesa 7390, Schurederg 7949, Eebuitz 7308, Zschopau 7879. Ferner find 4 Städte zu verzeichnen» die 8000—9000 Einwohner haben: «rlmwa 8592, Hainichen 8053, Oschatz 8720, Waldheim 8443. 1 Stadt hat über kOOO Eiuwohuer: Mittweida 9461; 2 Städte habe« über 10,000 Eiuwohuer: Frankenbeig 10.893, Limbach 10,497. Die noch fehlend« Städte habe« folgende Einwohnerzahl«, wob» bemerkt sei, daß 3 vorkomm«, bei denen sie über 11,000 und 2, bei denen sie über 19,060 betragen: Großenhain 11,542, Pirna 11,898, DSbel« 11.972, Wurzen 12.606, Aunaberg 13.822, Werdau 14,66b, Meißen lb.474, Reichrubach 18,330, Bautzen 19,098, Eriwmitschau 19 794, Glauchau Sl.bbO, Merraur 22,605. Zittau 23,216, Treiber« 27.042, Zwickau 39,245, Plauen 42.849, Chemnitz 110.808, Leipzig 170.076 und Dresden 245,b1b. Das find tu Summa 143 Städte. Dresden, die größte Stadt, hat über 440mal mehr Eiuwohuer als die kleinste Stadt Bärensteiu. E» geht aus dieser Aufzählung hervor, daß von den Siädten Sachsens S1 über 10,000, davon 9 über 20.000 Eiuwohuer haben, dagegen 122 Städte mit weuiger als 10,000 Einwohnern vorhanden find. — Schon längst ist Sachsen unter den sämmtlichen deutschen Bundesstaaten mit Ausnahme der freien Städte, bei denen indeß die Verhältnisse ganz ander- liegen, weitaus am dichteste« bevölkert Sachs« hatte bei einem Flächeninhalt von 14,992 Quadratkilometer «ach der Zählung von 188b 3,179,168 Einwohner, das ist 212 Bewohner auf einem Quadratkilometer. Am nächst« kommen die beiden Renß mit 170 bezw. 13b Bewohne« aus einem Ouadratkilo «etrr. Preußen hat i« Durchschnitt 81, Bayern 71 Bewohner auf einem Quadratkilometer Flächeninhalt. Die größt« BevvlkernngS- dichtigkeit weisen natürlich auch in Sachse« die großen Städte auf Au der Spitze steht die Stadt Leipzig, welche bei 16.41 Quadrat kilometer Flächeninhalt 170,076, das ist auf einem Quadratkilometer 10,370 Bewohner hat. Die Stadt Dresden beherbergt auf 26,11 Quadratkilometer 245,bI5 Bewohner. Hier kommen also auf rin« Quadratkilometer 9820 Bewohner Theumitz hat «inen Flächeninhalt von 1b,36 Quadratkilometer und hierauf 110,808, daß ist auf einem Quadratkilometer 721b Bewohner. — Dresden, 12. August. Wiederholt hat in den litzten Tag« eine unbekannte sich .Wilhrlmine Tauer* «enneude Frauen» Person unter Angabe nnbeglaubigter Privatzeuguiss» hier sich vermiethet, sogenannte» »Draufgeld* verlangt bezw. auch empfang«, d« Dienst aber nicht angrtrete». Die von dem Mädchen über bisherigen Anfeulhalt gemachten Angaben Hab« sich als falsch erwies« und läßt sich wohl auvehmru, daß e» der Person «ur vm die Erlangung vou Geld zu thnu gewesen ist und daß sie hier »och weiter anftnteu dürfte. — Vermißt wird seit dem 9. d M. rin 13 Jahre alter Knabe. Derselbe hat sich ans der «lterltchen Wohnung heimlich entfernt und bei einem Beewaudt« eine schriftliche Notiz, de- Inhalts abgegeben, daß er di« Abficht habe, bei der Marienbrücke in dir Elbe zn gehen. — Am 7. d. M. ist auf bisher noch nicht ermittelt« Weise, ver- «nthlich aber infolge irrtümlicher SnShändignng an den Boten einer abholendru Torrespondente» bei dem Postamt« in Schandau ein Geldbrief mit 2500 M abhanden gekommen. Der Brief enthält, anßer 18 Hundertmarkscheinen, 4 Zwanzig- und 4 Fünfmarkschein«, «in« Bank note der SSchs Bank zu 500 M, auf der« Vorderseite oben recht» und links vom Mittelbilde die Zahl 500 mit Bleistift »iedergeschrieb« war. Ans da» Borkomm« dieser Banknote würde demnach leicht geachtet werden könne«. — Nachdem am vergangenen Sonnabend sämmtliche Kinder der Ferienkolonien (Sommerpflegen) glücklich und gesnnd hier angekomm« und vou ihr« Eltern und sonstigen Ungehörig« mit Jubel begrüßt Word« waren, wnrd« sie am Montag bez. Dienstag in der Tnrn- hall« der 7. Bürgerschule untersucht. Man konnte auch für diese» Jahr «inen sehr günstig« Erfolg de» LtebeSwerkS feststellt«. Abge sehen vou dem sonstigen erfreuliche« Ergebniß (kräftiger, Muskulatur, bessere» AnSseht« der Schleimhäute u. s. w.) betrug die dnrchschuitt- llche Gewichtszunahme 3^/, Pfund; bei de« Mädchen war sie, wie schon in früher« Jahr«, ein« größer« al» bei den Knabe«. Mehrere Kinder hatten 6 bi» 8 Pfund -»genommen. Die höchste Durchschnitts, zisfer «reicht« in dieser Beziehung di« Kolonien Nenhansr« (Knaben) und Mnlda (Mädchen). Nach d« hier und anderwärts wiederholt Freude« und Leide« der Jndiauer. Für de« Krieg gegen die Apachen läßt sich immer «och kein Ende absrh«, und dl« Rand- und Mordthat« der Rothhäute au der mexikanisch« Grenze werd« vou Tag z« Tag zahlreicher, selbst nachdem General Mike» den Oberbefehl über die Unioutruppr» über nommen hat. Ungeachtet der Energie, mit welcher er gegen di« einzelnen indianisch« Räuberbanden vorgeht, ist von irgend welchem nennenSwertheu Erfolg« bisher «och nicht die Rede gewesen, und die unschuldig« Opfer de» Rassenhasses zähl« nnn schon «ach Hnndrrt«. Ueber die Ursache« diese« Erfolglosigkeit äußert sich General Lrook dahin, daß seit Einführung der Hinterlader da» ganze Indianer- Problem eine vollständige Umwälzung erfahre« habe. Dem Indianer gab der Vorderlader, den er fich statt Pfeil und Bog« aneignete, «nr wenig Borthell über diesen sowohl wegen der Schwierigkeit de« Laden» zu Pferd«, al» auch wegen der größere» Deckung, die bei« Kampfe zu Fuß «forderlich war. In früheren Zeit« galt der Grund satz, daß 20 Soldaten 100 Indianern gewachsen seien, jetzt ist da» Umgekehrt« der Fall. Der Hinterlader hat dem Indianer dar Selbst- vertrauen gegeben; da» Wiederladen auf dem Pferde kann er mit größter Leichtigkeit vornehme» und ans dem Boden ist ihm jeder Felsblock von der Größe eine» Kopfes hinreichende Deckung, hinter welcher er liegend mehrere Mal« lade» und auf den an» einer Ent fernung von 150 Schritte» nahenden Feind feue« kann. Eine civi- lifirte Arme« wird zudem dnrch die Menge von Borräthen au Leb«»- mittel«, Munition re., welche sie mit fich zu führe« genöthigt ist, im höchst« Grade in ihre« Bewegung« verhindert. Im Gegensatz zu den anderen Indiane»«, di« wenigsten» im Winter an fest« Wohnplätz« gebunden war«, also znm Kampfe ge- zwnngen werde« konnten, liegt das Berhlillniß für di, Apachen weit, ans günstiger, denn sie verfüge« über «in Gebiet, da« fast halb so groß wie Europa ist und rin Klima besitzt, da» ihnen i» Winter wie im Sommer gleich günstig ist; zudem ist eS ihnen «in Leichte», für Wohnung und Kleidung zn sorgen, waS fie den Weißen abnehmen, dient darum mehr de« Lnxu» al» dem Beda.f. Sie besitzen daher eine Beweglichkeit, d e eine civilifirt« Arme« nie w'rd erreichen können; deshalb erscheint ihre beständig« Verfolgung anch gänzlich auSfichtSlo», «nd wäre die einzig« Möglichkeit, n« ihren Unthaten ein Ende zn mach«, der Weg der Unterhandlungen. Wer di« un geheueren natürlichen Schwierigkeiten kennt, welche sich einer geregelten Kriegführung gegen die Apachen entgegeustelleu. wird der Ansicht de» General» Crook in der Hauptsache belzupfllchtru geneigt sein. Einen besonder» ernst« Anstrich erhalten die nenrsten Nachrichten au» Arizona nun aber noch dadurch, daß auch schon die läng» der Pacific- eisrnbahn wohnenden Indianer, die fich bi« dahin ruhig verhalten gemacht« Erfahrungen ist der erzielt« gesundheitlich« Gewinn «in dauernder. — Di« Gewitter in der Nacht vom Dienstag bi» zu» Mittwoch find nicht nur i« Elbthal« «ud nördlich von Dresden, sondern namentlich anch in der Umgegend vou Schmiedrberg, Frauenstriu, böh misch Moldau und Nrnstadt mit großer Heiligkeit und unter den stärksten Regengüssen ansgetreten. Der Blitz hat wiederholt Ungeschlagen. — Di« Feier de» 50 jährig« Jubiläum» der SocietätSbranerri znm Waldschlößch« wurde gestern Nachmittag mit eine« Ftstmahl in dem Saale de» Brauerei-Etablissement» begangen. Der Saal war aus'» Festlichste mit Gnirlande« nvd Fahn« geschmückt. Al» Vertreter der Regierung war Geh. Finanzrath v. Kirchbach, al» Repräsentanten der städtisch« Behörden Bürgermeister Bönisch und Stadtrath Hendel, ferner Siadtverordnetenvorsteher Geh. Hofrath Ackermann, Schulrath Heger und andere anwesend. Bon der Terrasse heraus, aus de, sich «in zahlreiches Publikum klngefnnd« hatte, drangen dir vorzüglich »xecutirt« «eisen de» 103. (Bautzner) Regimentes. Mit eine» Reihe trefflicher Reden wurden die Festtheilnehmer erfreut. —- Königstei«. Auf der Festung ist jetzt der mit große« Kosten auSgrfkhrte Kasematten Umbau, wobei theiweise die Einricht ung zu Kaserneweut» erfolgt, soweit vorgeschritten, daß an di« innere Ausstattung gegangen werden kann. Die neuen Ausmauerungen lasten wuchtige Steinmaffen in Betracht kommen, da e» ja gilt, die um sasseud« artilleristischen Errungenschaften unserer Zeit in Berückfich tignng zu ziehen. Di« FortifirationStechnik in ihrer Allgemeinheit ist damit auf ganz neue Bahne« gekommen. — Pirna, 12. August. Der Nachmittag 4 Uhr 47 Mi» hier verkehrende Bodeubacher Zug wußte gestern knrz vor der Einfahrt in den hiesigen Bahnhof zum Halten gebracht werden, da »iue ältere Frau, welche von der Elbseite her den Bahnkörper erstiegen hatte, direct in den Zug gelaufen war und dabei vou den Räumern der Locomotive bei Seite geworfen wurde, wodurch die Betreffende, welche nach de» weiteren Ermittelungen von einer selbstmörderischen Absicht geleitet wurde, bedeutende Kopfwunde« davontrug, so daß sich die Urbersührnng nach dem Stadtkrankenhause nöthig machte. Die Frau ist die Schwiegermutter eine» im nahen Berggießhübel statio- nirten StraßrnwärterS. Nähere« über die Beweggründe de- unter- nommenen Selbstmordversuchs ist aber noch nicht bekannt. Man weiß nur soviel, daß die Unglückliche schon den ganzen Nachmittag über au der Elbe gesehen worden war «nd fie wiederholt Personen bezüglich de» Eintreffen« deS gedachten Zuge» befragt hatte. — Brand, 10. Sngnst. Da- am 8., 9. und 10 Angust von der hiesige« Schützrngilde abgehalteue Haupt- «nd LönigSschießen hatte fich diese» Mal ausnahmsweise der ganz besondere» Gnade de» immer ziemlich rücksichtslosen Jupiter Pluvlu» z« erfreuen. Nach, dem da» Fest Sonntag früh dnrch ein« Reveill« eingrleitet, fand Nachmittags unter der ehrend» Theilnahme der städtische« Collegien, der Schützrngilde von Langenau und der Mitglieder de» hiesigen Militärverrin» und de- Gesangverein» „SLngrrkreiS* mit ihre« Fahnen, sowie der freiwilligen Feuerwehr ein Frstzug statt. Bei dem darauf folgenden Hirschschießen errang fich Herr Restaurateur Helbig von hier die KöuigSwürde. Bei dem Montag «ud Dienstag stattsindrnde« Schieße» auf die Königsscheibe und die Lustscheibe gingen al» König hervor die Herren Seifert von Langenau «ud Baumeister Börner von hier. De« Schluß dieser Festlichkeiten bildete ei« am Dienstag Abend abgehaltenes Konzert mit darauffolgendem Ball. — Bereit» seit voriger Woche hat anf den hiesige» Fluren der Roggenschuitt begonnen. Zur allgemeinen Freud« kann man sagen, daß trotz der in diesem Jahre nicht immer günstige« Witternng di« Frldfrüchte fast ausschließlich anSgezelchnet stehen. ES ist «nr zu wünsche«, da» recht andauernd gute Witternng dazu beitragen möge, um den reichen Erntesegen rechtzeitig berge« z« können. — Rötha, 11. Angust. Der Blitzstrahl, welcher gestern Abend ohne z« zünde« eine« der beide» Thürme anf der St. Georgrnkirche traf, hat seinen Weg am Thurm herab genommen und auf dem Dache dnrch Lossprengung der Schieserplatten bezeichnet. Sonderbar ist, daß er in Sprüngen herobgefahreu zn sei« scheint bi» an den Anba» über der frühere« Saeristei, jetzigen herrschaftlichen Toprlle, wo seine Spur verschwindet. Die berühmte Silbermaun'sch« Orgel war also » Gefahr, wen« fie anch an der entgegengesetzte« Orgelseit, steht — Oederan. Am Dienstag Abend in der 11. Stunde wurde Pastor Kretzschwa» in Gahlenz in arge« Schrecken versetzt durch eine große Mannsperson, welche sich eiugrschlichen und anf de» Borsaal dnrch da» knurren des Hunde» bemerkt wnrde. Noch rechtzeitig war e» dem Bedrängte« (?) möglich, die Stube, in welcher er mit seine Tochter und Wirtschafterin fich befand, zu verriegeln, zwei Nothschüffe hatten, eine drohend« Haltung angenommen haben, so daß die Bahn- Verwaltung ihre Beamte« mit Büchsen hat e«»rüsten wüffe». Aus Aah ««- Fern. — Verweigerung «ine» Trunk« Wasser. Daß deutschen Soldaten von einem deutsche« Gutsbesitzer, der sogar selbst Reserve Offizier ist, «ach einer anstrengende« Felddienstübung ,i« Trunk Waffe» verweigert wird, ist ein Borkoawniß, welche» glücklicher Weise z« den größte« Seltenheiten zählt. Anf dem Dominium Gnstau bei Glogau ist indessen, dem »Niederlchl. Auz." znfolg», dieser Fall kürzlich wiederholt vorgekommen, indem der Besitzer manövrirende» Soldaten die Benutzung de» Trinkwafsrr» in seinem Gehöft« unter- sagte. Bald hinterher hat nnn da» dortige LaudrathSamt folgende Bekanntmachung erlassen: „An» A«laß eine» Specialfalle» bring« ich hierdurch in E^nuernng, daß «ach tz 12 de» ReichSgrsetze» über die Naturalleistungen im Frieden Besitzer von Brunnen «nd Tränke» verpflichtet find, «arschireude, bivonakirende, cantonoirende «nd übende Truppen znr Mitbennhnng der Brunne« und Tränken znznlaffe«, anch wenn zu diesem Zwecke Wirtschaft», und Hoftäum« betreten werdrn müsse«.* — Die Löbaner Ohrfeige. UosereLrscr werde« fich de- Vorfälle» in Löbau während der Feie, de» Geburtstage» de» Kaiser» erinnern, bei welche« der Amtsrichter Kretzschwa» einen poli tische« Streit mit dem katholischen Pfarrer Ebel hatte, der mit einer Ohrfeige endete, welche der Amtsrichter dem katholischen, und darnm »kaiserlost«* Pfarre« gab. Diese patriotische That hatte den Amtsrichter wegen vorsätzlicher Körperverletzung anf die Anklagebank gebracht. Sein vor dem Landgericht vorgebrachter Vorwand, daß er fich in der Rothwehr besnnden hätte, wurde vom Gericht al» that- sächlich begründet nicht anerkannt, »nd der Amtsrichter wnrde zu 160 Mark Geldstrafe vernrtheilt. In der von chm eingelegten Revision, die neuerdings vor de« II. Strafsenate de» Reichsgericht» znr Verhandlung kam, behauptet« der Angeklagte, e» sei vom Gericht alle« da» unberücksichtigt gelassen, wa» gegen ihn selbst geschehen war, di« Bestimmungen über die Rothwehr seien verletzt, und er beantragt daher Lompensation der Beleidigungen. Der Reichtanwalt erklärte jedoch die Revision für unbegründet. Nochwehr sei in der Haupt- verhandlung gar nicht behauptet worden, er könne also jetzt «in« etwaig« Verletzung diese» RechtSbegriffe» nicht rüge«. — Gemäß diesen Anssührnngrn verwarf dann da» Reichsgericht die Revision de» Angcklagten. — Znr NahrungSmittelfälschnug. In eine recht un angenehme Lag« werden demnächst zwei Hananer Gewürzfirme« komme», welch« Pfeffer an den Großhändler M. Weymann in Dortmund geliefert haben. Dieser Pfeffer hat fich nämlich, »ach de« Gutachten de» GerichtSchemiker» Herrn vr. Kayffer, al» gefälscht abzngebt« und um Hilf« zn rufen Trotz der sofort herbeigeeilte» Hilf« war von de« Eindringling kein« Spur »ehr vorhanden. (?) — Leipzig, 12 August. Gestern Abend halb 12Uhr wnrde au» einem Hause der Tauchaer Straße Feuer gemeldet. Dort war im Keller eine Partie Petroleum, welche» fich in eine« Topfe, der unter dem Hahn eine» Petroleumfaffe« stand, befand, auf unermittelte Weise in Brand geratheu. Der alarmirteu Feuerwehr gelang «» bald, den Brand zu beseitige«. — Der am 7. d. M. i» Kranke». Haus« untergebracht,, 14 Jahre alte Steinsetzer» - Sohn Baum von Zweinaundorf, welcher fich beim Baden einen Schädelbruch zugezogen hatte, ist in Folge der erhaltenen Verletzungen verstorben. — Heute Vormittag fand im KraukeuversichernngSamt« in der West- straße, wo man verschiedene Gasrohre verlegt hatte, «ine Gas explosion statt. Man war mit den Arbeiten fertig und wollte nur noch die Dichtigkeit prüfen, al» in einem der Zimmer, in welche» der betreffende Arbeiter mit brennendem Licht eiutrat, di« Gas«, welche fich dort in Folge nicht gehörigen BerschlnffeS «ine» Leitung-rohre» angesammelt hatten, explodirteu und die Fenster scheiben hinanSdrückten. Der betreffende Arbeiter wurde dabei zurück geschleudert, ohne verletzt zu werde», ebenso war weiterer Schaden nicht entstanden. — Au« heitere Bffair« spielte fich am letzte» Sonntag ln Lindenau ab. Daselbst war in einer Restauration Prämien-Aul- kegeln, wobei zum Hauptprei» ein Hammel bestimmt war. Der Zufall wollte nun, daß zwei Herren gleichviel schoben, infolge dessen e» zum Stechen kam. Der nunmehr Gewinnende bekam eine» kräf tigen Tnsch, und alle Anwesende« ««schwirrten ihn, um ihn zu be glückwünschen. Auf rluwal, als aller Augen den entscheidenden Moment abwarteten, machte fich MnSjö Schöps mit zerrissenem, resp. zerschnittenem Stricke auf und davon seinen Weg dnrch Lindenau, Lindenaner Thansse« «ach Leipzig, Westfiraß« u. s. w. nehmend, bi« er endlich in der Braudvorwertstraße von fünf Männer« etngefangen und anderthalb Stunde später seinem Besitzer gegen ein Entgelt» von 2 Mk. und einigen GlaS Bier abgelirsrrt wurde. — Planen i. B, 12 August. Herr Kanfmauu B., Mitin haber der Firma P. «. Co. hier, hatte gegen Mitte voriger Woche mit 3 Kinder» «ine Fußwanderung über GottliebSthal nach Burgk bei Schleiz angetrete«, um fich z« stärken und z» kräftigen. Bon Bu»gk au» unternahm B. auderu Tag» «kuru Ausflug in die Um gebung, wo er «ach halbstündiger Tour von Uebelkeit befallen wurde, der ein Bluterguß folgte. B., seit längerer Zeit magenleidend, hatte ein Magengeschwür, da» plötzlich aufgegangen war. E» folgten noch einige Blutergüsse »ach, und gestern ist B. — ei» strebsame« Kanf mauu in den beste« Jahren und großer Naturfreund — in Burgk verstorben. — In der Altstadt in OelSnitz i. B. steht «in alte», bau« fällige» Hau», von de« man annahw, daß es für Niemand ein Gegenstand de» Begehren» werden würde. Und doch! L» fand sich ei« Deutschamtrikauer, der die halbe Ruine um den Preis von 5325 Mark zu seinem Sigruthu« macht«, um darin ein Materialgeschäft zu errichten. Die» konnte aber einer Nachbarin nicht gleichgültig sein, nicht gleichgüllig au» geschäftlichen Rücksichten. Dieselbe steckt« fich hinter einen guten Freund, welcher da» Han» für fie erstehen sollt«. Der Freund kauft de« Deutschamerikaner da» Han» um 7500 Mark ab. Di« Anftraggeberiu zahlt« aber 9600 Mark und ihr Wunsch, Besitzerin zweier Hänser z» sei» und keine« Konkurrente« in der Nachbarschaft zu Hab«, ist «füllt. In Zeit von zwei Tagen find also 3675 Mi. verdient worden. Da» Geld lag hier freilich nicht auf, sondern an der Straße, und wie Biel« find vorbeigegange» und haben e» nicht aufzuhebeu verstanden. — Oel»uitz i. B. Eine unliebsam« Brgegunng mnßte ei« hiesiger Handarbeiter Namen» Klee erfahren. Al» derselbe am ver gangenen Sonntag früh in der 4. Stunde die hiesige Bahnhofstraße pasfirte und in der Nähe de» Bahuhofe» an zwei unbekannten Manns personen vorbeiging, wnrd« Klee von den Letztere» erfaßt und ohne irgendwelche Veranlassnng «!t Meffersticheu traktirt. Herdeigreilt« Bahnbedirnstete befreite« den Angefallenen an» seiner Nothlage. Di« Strolche, welch« flüchteten und da» Messer bei Seite warfen, wurde« als zwei hier in Arbeit stehende böhmische Arbeiter erkannt, wovon einer bereit» zur Verhaftung gelaugt sei« soll. Di« Messerstichwnoden welche in de» Kopf gingen, find zwar von Bedeutung, indeß nicht lebensgefährlich. — Bei de« am DIeuStag in OelSnitz stattgehabte» Biehwarkt versuchten auswärtige Känfer einen in Bergen bei Adorf wohnende« GutSbefitznc um ein Paar Ochse« im Werth« von üb« 660 Mark z» beschwindeln. De» Verkäufer aber »och davon recht« erwiesen »nd zwar in grob« Weise gefälscht, da demselben mindesten» 23 Procent gemahlene» Holz beigesügt war. Der Pfeff« war gelegentlich »in« Revision der Läden durch Herrn vr. Kayffer beschlagnahmt worden, worauf, nachdem di« Fälschung dnrch die Untersuchung constatirt war. gegen den Verkäufer Anklage wegen Feilhalt,u» gefälscht« Geunßmittel erhoben wnrde. Da» Gericht hat den Berlänfer jedoch freigesprochen, weil derselbe bewies, daß « bei d« Firma Weymau« reinen Pfeffer bestellt «nd ihn somit verkauft habe, wie er ihm geliefert worden sei. Die Firma W. hat, wie st« klar bewiese«, auch keine Fälschung vorgenommen, so daß der Pfeff« bereit» in Hanau gefälscht worden sein »nß. Da» Gericht beschloß die Ueberweisnng der Acte« an die Staatsanwaltschaft in Hana«, damit dies« die Fälsch« znr Bestrafung zieh«. — E» ist leider nicht allgemein genug bekannt, daß vou Gewürze» namentlich der Pfeffer in geradez« unverschämtester Weis« vielfach gefälscht wird; die Staats anwälte sollten allerort» in energischer «eise gegen di« Nahrungsmittel« fälsch« Vorgehen. — Ei« au» Menschenleiche» zusammengesetzter Tisch, an dessin Herstellung Gnisrppe Sagatti mehrere Jahr« ge arbeitet hat, wird, wie die »St. Pet. Med. »ochenschr * berichtet, wahrscheinlich auf der AnSstelluug in Florenz gezeigt werde». Der Tisch wird znr Zeit i« Palazzo Pitti dortselbst aufbevahrt Dl« 1 Meter im Durchmesser haltende Tischplatte ist an« Mu»keln,«. sammengesetzt «nd trägt «inen Raud von Angen und Ohren, di« Bein« find mit Därmen auSgelegt, die Verzierungen bestehe» au» Leber», Herzen und Lunge». Alle Lrlchrutheile wurden vor ihrer Verarbeit ung mit mineralischen Stoffen getränkt «ud sehr», nachdem fie polkrt worden, auf de« ersten Blick Marmor ähnlich. Nach de« Tode de» Sagatti hat der Tisch bereit» drei Besitzer gehabt, von denen einer, an ihm fitzend, fich den Hal» abschnitt. — Ein ziemlich arger Fall von Mißbrauch der Polizeigewalt ist in Elbing verhandelt. Ei« OOjähriger Arbeit« beging die Unvorsichtigkeit, da» anf d« Straße zu thu«, wofür man in größeren Städten AnStrittSstellen errichtet hat. De« herantreten- den Polizeisrrgeanteu weigert, er fich, seinen Name» z« sagen und wollte auch nicht znr Wach« folgen. Er wmde aber doch dorthin gebracht und nun fürchterlich tractirt. Da» Gericht verurthrllte den Polizeisergeanten zu 26 Monaten Gefängniß, den Schließe» zu 12 Monaten «nd Unfähigkeit, in de« nächsten 3 Jahre» «in öffentliche» Amt zu bekleiden und einen anderen Polizisten zu 9 Mo naten Gefängniß. — ». o. Ein deutscher Flüchtling abgefaßt. Im An« fang diese» Jahre» stellt« bekanntlich Herr Justizrath Panlsou in Kiel seine Zahlungen «in, hierz« gezwungen dnrch namhafte Veruntreuungen, die sich sein Bnreauvorstand Namen» Fritz Schneck hatt« zn Schulden kommen lassen. Schneck war «» gelungen, nach Amerika zu ent komme» «nd fich verborgen z« hatten» bi» e» jetzt nach «in« an»
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