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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880406
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-06
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.04.1888
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Sächsischer L and es. Sl nz e i g er. Nr. 79. Freitag, 6. April 1888. Ministerpräsident Crispi übergab die Summe dem deutschen Bot schafter, welcher ihn ersuchte, dem Könige im Namen der deutschen Regierung seinen Dank auszuspreche». — In Afrika gestalten sich die Dinge genau so, wie sich bei den jämmerlichen militärische» Ver hältnissen der Abessynier von vornherein voraussehen ließ. Der König Johannes hat nicht die mindeste Aussicht auf einen mili tärischen Erfolg. Da er sich aber gennt, die italienischen, freilich ctwaS harten Friedensbedingungen anzunehmen, konzentrirt er sich Mts.keiner ganzen Armee einfach tapfer rückwärts und überläßt de» Italienern da- Feld und das von jene» beanspruchte Terrain. Etwas Besseres können sich diese gar nicht wünschen, und der Krieg wird nun ohne Weiteres stillschweigend sein Ende erreichen. — Der italienische Obergeneral San Marzano hat dem Könige von Abcssynien als endgiltige Friedensbedingungen svlgende Punkte genannt, von welchen in keinem Falle abgegangen werden würde: Abtretung der Bogos-PlateauS und der Ortschaften Saati, Arafali, Nah. Außer dem soll der König für den vorjährigen verrätherischeti Ueberfall der italienischen Truppen durch Ras Alula Abbitte leisten, Rußland. Die russische» Blätter verwerthen die französische ^Krisis zunächst in dem Sinne, daß sie dem zurückgetretenen Kabinete TtHne nachwerfen, ein Beweis, daß sie das Hauptgewicht auf die Beseitigung eines Ministeriums legen, das sich von den Chauvinisten .nicht mit sortreißk» ließ, pnd daß sie erwarten, es werde aus dem LhäoS in Frankreich eine für die E^en Pläne günstige Gestaltung IherMgehen. — Kaiser Alexander von Rußland hat, so ilsird der „Köln. Zig." aus Petersburg berichtet, dem deutschen Militärbcvoll- mßchtigten, Oberstleutnant von Villaume, den Stern des Stanislaus- orhens verliehen. Eine solche Anszeichnung ist bisher noch keinem fremdländischen Osfizicr in dem Range Villaume's zu Theil geworden. Sie erklärt sich wohl dadurch, daß der Zar sowohl seine Freundschaft für Deutschland betonen, als auch die Gerüchte und Gehässigkeiten über., und gegen Herrn von Villaume zum Schweigen hat bringen wollen, die im Umlauf gewesen sind und so viel von sich reden ge macht haben. — Ein echt russischer, also ein Seusationsprvceß ersten ^Ranger wird eine neue Auslage erleben. In Folge eines Protestes des Staatsanwaltes des Moskauer Bezirksgerichtes cassirte der Senat „in PeirrSdurg da- Urtheil der ersten Instanz, durch welches der Post beamte freigesprochen wurde, der einen bei der deutsche» Versicherungs gesellschaft „Bictoriä" auf 120,600 Rubel versicherte», eingeschriebenen Brief Unterschlügen hatte. Eine nochmalige Vornahme des Prozesses wurde angeordnet und dem juristischen Personal der ersten Instanz eine Rüge ertheilt. Die Wiederaufnahme des Prozesses erfolgte haupt sächlich wohl um deswillen, weil jenes Urtheil einen außerordentlich schlechten Eindruck gemacht hatte. Orient. Unter Rosetti's Präsidium hat sich das neue rumäni sche Ministerium konstituirt. Die Seele des Kabincts ist der Minister des Inner», Carp, ein Altkonservativer. Ob sich die Regierung lange am Rüder halten wird, ist indessen sehr fraglich. — Bei einer deut schen Theatervorstellung in Belgrad, der mehrere hochstehende Persön lichkeiten beiwohnten, zettelten Panslavisten eine deutschfeindliche Demonstration an. Die Polizei mußte mit blanker Waffe einschreitcn. — In der berüchtigten Affaire des früheren rumänischen Kriegs ministers Generals Anghelescu ist jetzt der Bericht der Untersuchungs- kommission veröffentlicht worden. Aus diesem Bericht geht hervor, daß der Minister sich schwerer Mißbräuche bei der Zuwendung von Lieferungen seines Ressorts schuldig machte. Die schlimmste Anklage gegen den Minister wurde durch Mr. Broadwell, Bevollmächtigten des bekannten englischen Hauses Armstrong, erhoben, welcher angab, daß er am 31. März 1887 dem Minister 25,000 Franken gab und sich zur Zahlung weiterer 25,000 Franken verpflichtete, wenn bei dem Hause Armstrong der von der rumänischen Regierung benöthigte Panzerkrruzer sammt Ausrüstung bestellt würde. Die Bestellung ist auch richtig erfolgt. Allerdings soll der Minister, als die Sache ruchbar wurde, das Geld zurückgezahlt haben. — In Sofia hat am 4. April vor dem Militärgericht unter Vorsitz des früheren Kricgs- ministers Nikolajew die gerichtliche Verhandlung gegen Oberst und Brigadekommandeur Popow und gegen Major Bonew, den Platz- ckommandanten von Sofia, begonnen. Die Anklage gegen diese beide» hohen Offiziere der bulgarischen Armee lautet auf Diebstahl, Akten- fälschüng und Militärbefreinngsschwindel. Dem Ausgang des Prozesses wird in ganz Bulgarien mit dem größten Interesse entgegengesehen. Amerika. Der Finanzausschuß der Repräscntanlenkammer in Washington hat in dem Gesetzentwurf betr. die Ermäßigung der Zölle die Bestimmung gestrichen, nach welcher Zuckerausfnhrprämien künftig verboten sein sollen. Die Exportprämien sollen darnach also aufrecht erhalten bieiben. — In Chicago und Umgebung dauert der Streik der Eisenbahnbeamten immer noch fort. Die Streikenden mißhandeln vielfach die noch thätigcn Beamten und suchen dieselben von der Arbeit abznhalten. — Bei den Gcmeindewahlen in Oska- loosa wurde eine Frau zum Bürgermeister, mehrere andere Frauen zu Stadträthen gewählt. Das ist übrigens durchaus nichts Neues mehr, im Gcgcnthcil schon etwas recht Gewöhnliches. Sächsisches. — Dresden, 5. April. König Albert wird nächsten Sonntag Vormittags von Riva wieder nach hier znrückkehren und sich nach der kgl. Villa in Strehlen begebe». — Prinz Georg schenkte für die Ueberschwenimten an der Unterelbe, Weichsel und Oder 300 M. — Director Naumann von der hiesigen Maschinenfabrik von Seidel und Naumann spendete zum Besten der durch Wasser Heimgesuchlen die Summe von 5000 M. — Infolge von Pensionirungen, Todes fälle» und Neubcgründungen von Lehrerstellen sind jetzt 33 neue Lehr kräfte angestellt. — Die nächste hiesige Pferde-Ausstellung, die 13, ihrer Art, ist bereits, was die AusstellungSobjecte anlangt, total ge füllt; die Anmeldungslisten wurden bereits am 15. v. M. geschloffen, da mehr wie 618 Pferde nicht untergcbracht werden können und diese damals schon, also über 3 Monate vor Beginn der Ausstellung, än- gcmeldet waren Die überhaupt eingelaufenen Anmeldungen beziffern sich auf ziemlich 1000. — Aus der Lößnitz b. Dresden wird von einem.abscheulichen Unfug berichtet, den ein Unbekannter treibt. In verschiedenes Zwischen räumen erhalten Einwohner der Lößnitz durch die Post Briefe, deren Inhalt verschiedenster Art ist, so wurde ein Adressat aufgefordert» mit einem bestimmt ungegebenen Zuge nach Berlin zu den Beerdigungs- seicrlichkciten mitzufahren; andere Briefe enthalte» gemeine Bilder und gemeine Bemerkungen. Das Schlimmste an der Sache aber ist, daß zu den Briefe» Couverts mit Trauerrand benutzt werden, die Briefe ünfkMirt sind und die Bemerkung enthalten, „durch Eilboten zu bestellen". Da die Briefe meist Abends aufgegeben werden, so muß die Post diese in der Nacht durch Eilboten bestellen lassen, und da der Empfänger, in der Nacht aus seinem Schlaf geweckt, das Trauercouvert sieht, so zahlt er meist ohne Weiteres die 60 Pfennige Porto. Es ist vorgekvmmen, daß ein Ehepaar durch solche» Brief in großen Schrecken versetzt wurde, da die Tochter krank In Dresden liegt und man die Todesnachricht als Inhalt des Briefes vermuthete. Die Briefe sind meist noch gesiegelt mit L. und in Radebeul oder i» einem Postzug aufgegeben. — Pirna. Im Gasthofe zu Sporbitz ist in der Nacht zum 23. v. M. mittelst Einbruchs einem daselbst seit längerer Zeit logirenden älteren Mann die Summe von 11,500 M. gestohlen worden. Die selben bestehen in Staats- und anderen Werthpapieren, welche in dem verschlossenen Kasten einer Kommode aufbewahrt gewesen sind. Es erregt begreiflicherweise in Sporbitz sowohl, als auch in unserer ganzen Umgegend dieser Fall allgemeines Aufsehen. Die Gendarmerie hat ihre Recherchen entsprechend eingeleitet. — Leipzig. Am Freitag, den 6. April, hält Altmeister Renz mit einer bewährten Künstlertruppe seine» Einzug in die Alberthalle des Krystallpalastes, um Sonnabend, den 7. April, die erste große Gala-Vorstellung zu geben. Dem Ensemble sind viele für Leipzig vollständig neue Kräfte einverleibt, ebenso ist das Pfcrdematerial durch verschiedene hochedle Schul- und Freiheitspferde bereichert worden. Das neue Ausstattungsstück: „Japan oder die neckischen-Frauen", welches in Berlin vor stets ausverkauftem Hause zur Darstellung ge langte, übcrtrifft an Glanz und Pracht der Dekorationen und Costüme alles bisher Dagewesene. 8—. Pegau, 4. April. Heute Mittag wurde der seit dem 19. Febr. d. I. vermißte Expedient O. K. von hier im Elstermühl graben bei Zauschwitz todt ausgefunden und nach Pegau zur Be erdigung gebracht. Derselbe ist, wie vermuthet wird, verunglückt, da in der Nacht des genannten Tages bedeutendes Schneetreiben herrschte. — Der kürzlich in Altenburg wegen Bier-Panscherei zu 2 Monaten Gcsängniß verurtheilte Lohnkellner Julius Fritzsche war früher Raths- keller-Pachter in Pegau.'— Der Gasthof in Hohendorf bei Lucka kam gestern zur zwangsweisen Versteigerung und wurden die Hypotheken nebst Zinse» und Kosten durch das Erstehungs-Kapital von 26,600 M. nicht vollständig gedeckt. — Die hier abgehaltene Geflügel-Ausstellung war sehr gut besucht. — Osch atz, 4. April. Ein schreckliches Familicndrama ereignete sich gestern in Alto sch atz. Der Kleinbauer Härtig, welcher als geizig bekannt war, wurde seit einiger Zeit gegen seine Frau von blinder Eifersucht erfaßt. Infolge Kalbens muhte dem H. eine Kuh und ein Kalb getödtet werden. Gestern Morgen in der siebenten Stunde nun gerieth Härtig über den erlittenen Verlust in solche Wuth, daß er mit zwei Terzerole» bewaffnet nach dem Kuh stalle stürzte und seine dort beschäftigte Frau durch einen Schuß in die Schläfe tödtete. Hierauf versuchte er sich selbst durch einen Schuß zu ent leiben, da jedoch das Terzcrol nicht los ging, so schnitt er sich mit einem Rasirmesser die Kehle durch. Infolge des Schusses kam die achtzehnjährige Tochter des H. die Treppe herab und sah, wie sich der Vater mit dem Rasirmesser entleibte, sie stürzte nach dem Stall und fand ihre Mutter unter der Kuh im Blute liegend vor. Härtig hinterläßt 3 unmündige Kinder. L—. Stein b. Cossen. Am 1. Osterfeiertag verunglückte hier der Fabrikarbeiter Otto Richter von hier in der Fabrik des Herrn Die Hasenfüßigkcit der Landleule in den böhmischen und bayerischen Waldungen war uns. Dank unseren Strcifzügcn, längst schon nichts Neues mehr; wir statteten daher mit wenige» Worten von unserer Verirrung Bericht ab und erbaten uns die Gunst, in A gegen angemessene Bezahlung ei» Quartier für die Nacht zu erhalten. „Hahaha!" lachte, immer von Angst bewegt, das Bäuerlein; „ein Nachtquartier, meine Herren? Zu so später Stunde wird das nicht möglich sein. Wer sind Sie denn?" „Touristen", gaben wir zur Antwort. Und da der wackere Schulze von A. den Sinn dieses Wortes nicht zu begreifen schien, so erzählten wir ihm, daß wir Vergnügungsreisen!»: seien, die von R. gekommen und nach X. gewollt hätte», und daß cs uns nicht darauf ankäme, eine Lagerstatt für die Nacht mit blitzblanken Thaler» zu lohnen. Nach solcher Erklärung erwarteten wir nun selbstverständlich den gewünschten Erfolg; zu unserem Erstaunen aber rief die letztere Be merkung bei dem Männlein eine eigenthümliche Wirkung hervor. Mit der größten Vorsicht öffnete er das Fenster ein bischen weiter und steckte in zäher Neugierde behutsam den Kopf hervor, so daß wir uns beim Scheine des ausgehenden Mondes von der Grau Haarigkeit des Helden überzeugten, während er mit von Gier er füllten und dabei in Furcht zitternden Augen auf uns stierte; dann zog er den Kopf wieder nach hinten und bekreuzigte sich dreimal; „Herr", murmelte er dabei halblaut, „in meinen alten Tagen sollte -mir so etwas geschehen!" i Hans Rottmann, einer meiner Kameraden, brach hierüber in >ein schallendes Gelächter aus, was er jedoch späterhin ernstlich be reute, deun es erschwerte uns die Zugänglichkeit des alten Hüters Von N- nur »och mehr. Wir sahen nämlich, wie das Männlein zurückwich; ich glaube sogar, er war im Begriff, das Fenster zu schließen, wenigstens verbarg er sich hinter der Scheibe, sprach etwas in die Kammer, verzog wieder eine Minute und rief dann mit hohler Stimme: „Hier in Y- giebt es kein Nachtquartier." Das war zu viel! Ob im Leben, so fragten wir uns, etwas Gleiches passirte. Ich glaube, der Schulze hätte uns allen Ernstes -aus dem Dorfe gewiesen, wenn nicht das Glück mich auf die Fährte gebracht, die ihm geläufig war. „Heiliger Crispinus!" quoll es mir im Zorn von den Lippen, »ist es denn für ehrliche Christen nicht möglich, gegen Nacht und Wetter beherbergt zu werden? Weist uns einen Stall an, wenn ihr -lein Bett habt; wir müssen auSruhen und wäre eS auf Stroh!" Max Schwalbe, indem derselbe beim Abstellen des Wassers in dem Mühlgraben stürzte. Trotz sofortiger Rettungsversuche wurde sein. Leichnam erst am Spätnachmittage im Wasser aufgefunden- Richter hinterläßt eine Frau und 5 Kinder, von denen das jüngste erst 14 Tage alt ist. -Altstadt-Waldenburg. Die hiesigeTöpfer-Jnnung- begeht heute, 5. April, die Jubelfeier ihres 500jährigen Bestehens mit Reveille, Fahnenweihe, Festrede, Tafel und Concert. Im Jahre- 1388 hatten sich viele Töpfer in Waldenburg in der Mittelstadt an« gesiedelt und erhielten dieselben durch den damaligen Besitzer vom Glauchau, Waldenburg, Lichtenstein, Borna, Kohren, Geithain un!> Waldheim, Friedrich III. von Schönburg, einen Jnnungsbrief aus gestellt, welcher ihnen mancherlei Rechte gewährte. Bis zum Jahre 1403 hatten die Töpfer mit den Schuhmachern und Schneidern zu sammen eine Lade. Als im Jahre 1483 durch Vernachlässigung eines Töpfers die ganze Mittelstadt sammt der Mühle abbranute„ wurde den Töpfern der Wiederaufbau ihrer Töpfereien verboten und- mußten sie sich jenseits der Mulde ansiedeln. Seit jener Zeit bis auf den heutigen Tag wird die Töpferindustrie in Altstadt-Walden burg betrieben. — Adorf, 3. April. Mit beginnender wärmerer Witterung, und der davon abhängigen Banthätigkeit in den größeren Städten^ zeigen sich auch die böhmischen Bauarbeiter in großen Waffen. Schon - gestern, am 2. Feiertage, langten größere Schaaren der Leute mit: Weib und Kindern, Körben und Kästen hier an, die heut« früh mit dem 8-Uhr-Zuge nach Chemnitz ihre Reise fortzusetzen beabsichtigten.. Fast unmöglich schien es den Bahnbcamten, das nach Hunderten, zählende Menscheymaterial unterzubringen. Doch dürsten Dies immer nur Vorauszügler sefq und sich die Hauptmasse erst nach einiger Zeit, einstellen. Eine interessant? Aufgabe wäre es, statistisch.nachzuweisen,, wie viel deutsches Geld durch diese Leute alljährlich ins'Auslaute- wandert. ' — Plauen, 4. April. Gegenwärtig treibt hiev eine Diebes-- bande ihr Wesen. Heute Nachmittag gegen zink! Uhr M um Haust-' des Herrn Uhrmacher Fernbacher im Braugäßchen von e»7k2" Dva- die von der Hausflur in den Uhrenladen führende, versperrt ge wesene Thüre mittels Nachschlüssels anfgesperrt und sind auS den» Kasten im Schaufenster eine Anzahl Uhren — die schönsten — ge stohlen worden, darunter eine goldene Remontoiruhr. — In ver gangener Nacht bereits wurde in einem Uhrengeschäft an der Straß berger Straße einzubrechcn versucht. Die Diebe haben zu diesem Behufs aus dem Rollladen ein Stück herausgeschnitten, die dahinten befindliche Glasscheibe jedoch nicht eingestoßen, sie scheinen gestört: worden zu sein. Wäre ihnen das Einstoßen der Scheibe gelungen,, so würden sie eine große Anzahl werthvoller Uhren erbeutet haben. Ferner ist in einer der Feiertagsnächte in einem hiesigen Stickerei-- geschäft ein Einbruchsdiebstahl verübt, dabei aber nur ein Geldbetrax von etwas über einer Mark erlangt worden; ob außer diesem gering fügigen Betrag auch noch andere Sachen gestohlen worden sind, iss. zur Zeit noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Der oder die Diebe.- hatten eine fürchterliche Arbeit, bevor sie an den Ort kamen, am welchen sie wollten, sie mußten einen Zaun übersteigen, drei Thüren- mittels Bohrarbeiten öffnen u. s. w. — Zu der am 3. April in Rentschmühle stattgefundencm. geselligen Versammlung der Vogtländischen Gebirgsv ereine hatten sich, wie zu erwarten stand, nur die Vereine der Umgebung^. Elsterberg, Greiz, Plauen und Reichcnbach, eingefundcn;' besonders stark auch durch Familien waren vertreten die Touristcnvereine dev letzten beiden Städte, so daß sich der Saal im „Hotel Steinicht"' säst vollständig füllte. — Meerane. Von dem am 3. April gezogenen 60,000-Mark-- Gcwinn der königl. sächs. Landcs-Lotterie fielen 5 Zehntel in die- Collection von H. Giese hier. — Buch Holz. Der Fuhrwerksbesitzer Otto hier, welcher anv 31. März durch sein eignes Geschirr überfahren wurde, ist am 4. tk- M. im Stadtkrankenhause seinen Verletzungen erlegen. Aus Nah und Fern. — Vom Hochwasser. Die Noth ist immernoch recht gross. Es sind neue Ucberschwcmmnngsgebicte hinzugetreten im Netze- u»d> Memel-Gebiet. Laute Hilferufe erschallen von allen Seiten, es Wird- noch viel gethan werden müsse», um der Noth zu steuern. Minister, von Putlkamer hat Bromberg besucht, wo die Gefahr vorüber ist„ und ist dann nach Schneidemühl und Küstrin gereist. Bei Lands- berg a. W. sind eine größere Zahl von Dörfern durch die Netzefluthem unter Wasser gesetzt, ebenso steht ein Theil der Vorstädte von Lanos- bcrg unter Wasser. Acht Menschen sind umgckommen. Auch an der unteren Weichsel ist der Damm an einigen Stellen durch die reißende- Strömung gefährdet, im Mündungsgebiet sind mehrere Häuser vom den Fluthen fortgerissen. Im Danziger Werder hat das Hochwasser: gewaltigen Schaden an Land und Saaten angerichtet. In der Dan- zigcr Niederung allein wird der Schaden auf 30 Millionen geschätzt. Das Bäuerlein grinste. Ungläubig steckte er noch einmal die Nase hervor. „Wer sind denn eigentlich die Herren?" fragte er elwas weicher. „Reisende, ehrliche Reisende," versicherten wir ihm. „Begehrt, was ihr wollt, aber eilt Euch, es ist nicht angenehm, während der Nacht hier auf der Gasse.zu stehen." Das Männlein, gedankenvoll in den Mond hineinblinzelnd, ließ einige Minuten in Schweigen vergehen. Dann erzählte er uns lang sam, daß am unteren Ende dec Straße eine Dorfschcnke sei, wo er uns, im Falle wir uns dorthin begeben wollten, einhvlen werde. Froh, überhaupt etwas bezweckt zu haben, sagten wir zu. Der Graukvpf schloß das Fenster und bald überzeugte uns auch ein Ru moren im Innern der Hütte, daß er sich zur Erfüllung seines Ver sprechens bereite'. Wir wandelten daher langsamen Ganges der Dorfschenke zu.f Wer niemals jene böhmisch-österreichischen und baierischen Gc- birgslande besuchte, hat keine Vorstellung von dem Ueberhandnehmcn des Aberglaubens, welchem die Bevölkerung, der kleineren Orte vor nehmlich, ergeben ist. Spukgeschichten, Hexereien in den Kuhställcn oder auf den Feldern werden in die hinterste Reihe gestellt; Teufel sehen, Geistern begegnen gehört nicht zu den seltensten Tagesgeschich ten; deshalb erstaunten wir auch nicht, daß, als wir in der bezeich- ncten Dorfschenke ankamcn, man in der Spelunke just der Erzählungen über derartige Erscheinungen voll war: lebten wir doch seit Wochen bei dem Volke und waren somit an die Außerordentlichkeit dessen, was sich in jener Gegend alles zuzutragen pflegt, längst gewöhnt. „Herr meiner armen Seele!" meinte eben ein Bauer, der mit funkelnden Augen und kreidebleichen Zügen ein paar anderen gegen über vor einem Tische saß; „wer das nicht gesehen hat, dem fehlen die Augen im Kopfe! Ich sage, der Geist, der auf dem Dache ge sessen, hätte mich nicht so erschreckt! „Der Herrgott bewahr uns!" entgegnete bebend ein Zweiter. „Beim Jesus!" warf ein Dritter ein, „Ihr habt Recht. Es nimmt überhand mit den Geistern! Wen's da nicht grauset —" „Der hat keine Seele im Leibe," meinte der Erste. „Der Danal sagt, daß der Gottseibeiuns auch vor seiner Thür war," bemerkte ein anderer. „Darüber ist kein Zweifeln. Lange noch, als er fort war, hat er die Spuren von seinem Hinkefuß auf dem Sande verwischt." „Herr!" ertönte «ö mehrfach. „Wenn uns das heute abend noch einmal passirte," beganr wieder einer. „Es wird kein Ende nehmen, so lange die Böhmerhütte vo dem Dvrse steht," riefen zwei mit einander. „Wenns nur die Herrn einmal zugestehcn wollten, daß das Tenfelsding abgerissen wird uni der Schutt iu alle Winde verstreut!" „Das Absperren hilft nichts —" „Ei, freilich nicht." „Haha," meinte jener, „die einmal da drinnen eingebürger sind, gehe» ein und aus." „Sch—" mahnte beruhigend der Bräner. „Ihr habt Recht.' „Ueberhaupt sollte man von solchem Zeug zur Nachtzeit gm nicht einmal reden," überzeugte sie der Wirth. „Wer den Teufe an die Wand malt, dem kommt er." Die Bauern gafften. „Mag sein," brummte einer. „Behüt' uns der Herrgott!" rief bebend ein anderer. Un! dieser schaute nach den Fenster», jener nach den Winkeln, ab und zr fiel noch eine Bemerkung, dann endlich schwiege» sie alle, sichtbai unter Grausen, und jeder steckte seine Nase in den Bicrkrug, dessen Inhalt ihnen vielleicht mehr als nöthig in die Köpfe gefahren war Uns, die wir nichts zu thun hatten, als den Schulzen zu er warten, amüsirte der Spaß. Wir bestellten daher Wein, den wir, um die Zunge des Brauers geläufiger zu machen, mit gutem Trink geld bezahlten, und spielten, behutsam »ach der Seite sprechend, aus die Begebenheit an. Der Wirth, ein feistes Männlein, war von ge- müthlicher Art; er nahm das Geld und ließ sich in jovialer Wirths Manier bei uns nieder; doch konnten wir bemerken, daß er, inden er uns erzählte, uns ab nnd zu mit scheuen Blicken beobachtete. „Es hat seine Gründe mit der Hütte", meinte er, nachdem wn die Unlerhaltiing so ziemlich in Fluß gebracht; „uni»' gut wäre es schon, es würde dem Treiben da drinnen einmal der Kehraus ge macht. Aber so geht es; bei großen Veranlassungen fehlt es imme an Leuten; man fürchtet sich und das nicht mit Unrecht, Herr!' sagte er mit Beben, „es treibt niemand, der eine Seele hat, gern mit Hölle und Teufel sein Spiel!" Schluß folgt. Anfang nächster Woche beginnen wir mit dem Abdrucke des spannenden Sensations-Romanes r „Im unheimlichen Hause" von Friedrich Berner..
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