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Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188802018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-02
- Tag 1888-02-01
-
Monat
1888-02
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.02.1888
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«Schf«sch-r Landes.«n,e«g,r. Rr. 36. MittN'vch, I. Frbniar 1888. ist -er Ansicht, daß das Socialistengesetz völlig korrekt durchgeführt «nd auch beizübehalten sei, da an dem revolutionären Charakter der Eocialdemokratie nicht groß zu zweifeln sei. Der, Expatriirungsmaß- nahm« kann Redner nicht znstiinincn, weil durch dieselbe die Social demokraten nur als Märtyrer hingcstellt würden. Zum Schluß be antragt Redner Verweisung der Vorlage an eine Kommission von 38 Mitgliedern. Abg. Windthorst erklärt, seine Freunde seien immer noch der Meinung, das Socialistengesetz habe keinen Segen, sondern Unheil gebracht. Er werde aber für eine Verlängerung auf zwei Jahre stimmen, falls der Ausweisungsparagraph aufgehoben werde. Geschehe das nicht, werde ein Thcil seiner Partei gegen jede Ver längerung des Gesetzes stimmen. Der Entwurf wird daraus an eine Kommission von 28 Mitgliedern verwiesen. Die Rechenschaftsberichte über wie Aussührung des kleinen Belagerungszustandes in Frankfurt a. Pt-, Leipzig, Hamburg geben zu keiner Debatte Anlaß. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr. (Kleine Vorlagen, Etat.) Vom sächsischen Landtag. In der Sitzung der II. Kammer am 30. Januar legte der neugewählte Vertreter des 7. ländliche» Wahlkreises Or. uiock. Minck Witz den vorgeschricbeuen Eid auf die Verfassung ab. Aus der Tagesordnung standen drei Petitionen, von denen die erste, eine Ein gäbe der Ortsrichtcr des Amtsgerichtsbezirks Zittau um Aufhebung bez. Erweiterung des tz 3 des Gesetzes vom 10. Tccembcr 1670 über die Sonn-, Fest- und Bußtagsfcier, zu lebhaften Er örterungen führte. Die Petenten wünschen entweder die gänzliche Abschaffung der jetzigen Ausführungsbcstimmung des erwähnten Para graphen, nach welcher an Sonn- und Festtagen mir Auktionen von Nachlaß-Gegenständen, deren Werth 75 Mark nicht übersteigt, statt- finden dürfen, oder Festsetzung der Grenze auf 300 M. Die Depu tation beantragt aus materiellen wie prinzipiellen Gründen, die Petition auf sich beruhen zn lasten, während eine Minorität, vertreten durch Abg. Böhns, den Antrag stellt, die Petition der Regierung zur Kenntnißnahme zu übergeben. Abg. Philipp führte aus: Er begreife es nicht, wie man zu der Bestimmung kommen kann, daß cs erlaubt sein soll, für 75 Mk. zu verauktiouircn, nicht aber für 300 M. Entweder solle man die Auktionen au Sonntagen ganz verbieten, oder dieselben ganz freigeben, Thuc man das ersten, so dürfe man aber auch an Sonntagen keine Extrazüge einlcgen, müsse die Gast häuser schließen und überhaupt den Standpunkt der englischen Sonn- lagsheiligung einnehmen. Bei unserem deutschen Volkscharaktcr sei dies letztere aber ganz unmöglich. Abg. Fischer erklärt, aus seiner Erfahrung die Ueberzeugung gewonnen zu haben, daß ein Bedürfnis; zur Abänderung der gesetzlichen Bestimmungen im Sinne der Petenten nicht vorliege. Er könne auch nicht zugebcn, daß durch größere Auktionen keine Unzuträglichkeiten entstünden. Die Bevölkerung habe sich bei dem jetzigen Zustand recht wohl gefühlt und er glaube, daß sich die Grenze von 75 M. sehr gut bewährt hat. Ter Dcputations Antrag wurde schließlich einstimmig angenommen. Die übrigen beiden Petitionen, darunter diejenige von 81 Kirchschullchrern um Erhöhung des Einkommens vom Kirchcndienst, ließ die Kammer ebenfalls auf sich beruhen. Die I. Kammer erledigte in ihrer Sitzung am 30. Januar ebenfalls ausschließlich Petitionen. Sächsisches. — Die im Monat November 1885 seitens des Vereins sächsischer Gemeindebeamteu an die beiden Ständckammeru und die königliche Staatsregierung gerichtete Pc'-'i.vi wegen Ver leihung der Pensionsberechtigung an die Geiueiudebeamten in mittleren und kleineren Städten, sowie den Gemeinden mit der rcvi- dirtcn Landgemeindeordnung hat den gewünschten Erfolg bis jetzt noch nicht gehabt, da, wie uns mitgethcilt wird, das königliche Ministerium des Innern das Vorhandensein eines unbedingten und allgemeineren Bedürfnisses nach Revision der bestehenden be züglichen Gesetzgebung zur Zeit nicht anzucrkeunen vermocht hat. Der gedachte Verein hat sich deshalb von Neuem mit einer Petition an den Landtag gewendet, welche in diesen Tagen zum Ab gang gebracht worden ist. — Cuncwalde, 30. Jan. Die Zahl der an der Trichi nose erkrankten Personen in Obercunewalde und Cuncwalde hat 180 schon überstiegen, 15 Todesfälle sind bereits zn verzeichnen. Mancher mag wohl, wenn er die Zeitungsberichte über die hiesige Trichinose und über das Elend, welches dieselbe hcrausbeschworcn hat, liest, glauben, es sei viel Uebertreibnng dabei; dem ist nicht so. Die Feder ist gar nicht im Stande, das Elend nur einigermaßen zu schildern. Man muß es mit durchleben, man muß cs mit Augen sehen, um nur einen Begriff zu haben. Furchtbar sind die Leiden, Ein leises, silberhelles Lachen weckte ihn aus seiner Erstarrung; der Zauber war gebrochen; er vermochte cs, sein Auge wieder auf andere Gegenstände zu lenken. Vielleicht war es aber nicht nach dem Geschmack der hohen Frau, daß man diejenigen störte, die in stummer Bewunderung ihrer Schön heit den schuldigen Tribut zollten. Sie runzelte die leicht geschwunge nen Brauen und sagte in verweisendem Tone: „Ich sehe, cs füllt Euch schwer, Ilse Fryberg, Euch der höfischen Sitte zu fügen; cs stände Euch wohl an, Euch darin besser zu unterrichten, welches Gebühren an unserem Hofe geziemt." „Wollet es gnädigst verzeihen, durchlauchtigste Frau, wenn ich dem höfischen Brauche noch fremd bin," antwortete das Fräulein, an welches dieser Verweis gerichtet war, und man sah es den kindlich liebreizenden Zügen an, daß sie solch scharfen Tadel nimmer gewohnt sein mochte, „mein Vater hat es Euch wohl vorher gesagt, daß mir die zierliche Weise der Fräulein am Hofe nicht geläufig sei und daß ich sie wohl kaum so bald erlernen würde." Sie sprach diese Worte i» bescheidenem, sittigcm To», wie er einer Jungfrau aus gutem Hanse geziemte, aber es zuckte dabei etwas Wie Muthwillcu und Schelmerei über das rosige, frühlingsfrischeAngesicht. „Kaiserliche Gnade»'" wandte sich jetzt ein Ritter aus dem Gefolge an die Fürstin, „das Fräulein von Fryberg dürfte doch wohl viel eher zu entschuldigen sein, als der steche Geselle, der in so wunderlicher und närrischer Haltung vor seiner Kaiserin stand, daß man darüber wohl einen Augenblick die Ernsthastigkeit verlieren konnte, die man der Gegenwart unserer erhabenen Gebieterin schuldig ist." Es war ein sehr zierlicher, feiner Herr, der so gewandt zu reden wußte; sein glattes^ hübsches Gesicht sah schlau und verschlagen aus . und die überaus reiche Kleidung deutete auf eine vornehme Herkunft. Er trug einen engen, ziemlich langen Rock mit kostbare» seidenen Borten besetzt und einen mit Marder gefütterten Sammetmantel dar über. Eine schwere goldene Kette hing um seinen Hals, und den spitzen hohen Hut zierte ein Schmuck von Pfauenfedern. Die Schuhe waren von jenem, schon damals viel gerühmten Leder aus Cordova und die Sporen daran von Gold. Seine ganze Erscheinung schien mehr die eines Höflings, als eines Kriegsmannes, und es sprach ein große- Selbstbewußtsein aus seinem ganzen Wesen. Trotz dieser Zuversicht mußte dem Fräulein seine Einmischung wohl nicht gefallen. „Junker von Dassel", rief sie erglühend, und ihre Augen, hell braun und leuchtend wie die des EdelfNke», flammten auf, „ich be darf Eurer Verthcidignng nicht! Namentlich nicht, wen» Ihr damit Starr liege» die armen Opfer da, nicht fähig, sich zu rühren, sie müssen gehoben und getragen werde». Fieberhitze in hohem Grade nimmt den Kopf gefangen, die Kranken phaniajire», Husten und Athnnlngstnschwerden stellen sich ein, furchtbare Schmerzen »u allen Gliedern gehe» nebenher. So matte» die Unglücklichen allmatich ab. Immer noch treten neue Erkrankungen dazu, lecher »»ehren sich aber auch die Todesfälle. Ganz still und ohne alle Eeremonie» werden die Tobten bestalter. Fast unheimlich bewege» sich die Leirhenzüge durch das Dorf. — Potichapvel. Der Häuer Theodor Mühlstädl in Niederhäßlich verunglückte an» Sonuabend ani dem SegengotteSschacht des Herrn Baron von Burgk durch hereingedrocheneS Gestein. Der Unglückliche starb aus de». Transvoll nach den» Burgker Krankenhaus. — In HartlnannSdors bei Frauenstei» brannte am 30. d. M. 3 Uhr die aus 3 Gebäuden bestehende Wirthschasi der verw. Kaden aus noch unbekannter Entstehungsursache nieder. Die dasigc Einwobnerichafl befindet sich in großer Aufregung, da dies seit JahreSirisl der fünfte Brand ist, bei welchem böswillige Brandstiftung vermulbel wird, ohne daß man dem Thüler bis jetzt aus die Spur gekommen wäre. — Leipzig, 30. Januar. Der am 1. April d. I. in den Ruhestand tretende Erste Staatsanwalt beim Köuigl. Landgericht Leipzig, Herr Sbcr-Justizralh Ober-Staatsanwalt Hoffman», ver läßt, da er durch ein hartnäckiges Augenleiden fortdauernd an der Leitung der Geschäfte verhindert ist, bereits morgen Leipzig, um seinen künftigen Aufcuthall in Plaue» bei Dresden zu nehme». HcrrOber- Justizrath Hofsmanu hat volle 24 Jahre, seit dem 1. Februar 1864, an der Spitze der Leipziger Staatsanwaltschaft gestanden. — Die städtischen Kollegien von Glauchau haben in gemein schaftlicher Sitzung am 27. d. den Antrag des Stadtverordneten Böß- ncck: „Nach definitiver Ablehnung jeder weiteren Verhandlung mit der Glauchaucr Gasanstalts-Gesellschaft zu beschließen, den Neubau einer eigenen Gasanstalt in entsprechender Zeit vor Ablauf des bereits gekündigten jetzigen Kontraktes mit genannter Gesellschaft in Aussicht zu nehmen und zu diesem Zwecke für das laufende und die nächst folgenden Wirthschaftsjahrc je 30,000 Mark in den Etat aufzunchmen zum Beschluß erhoben. — Annaberg. Am Mittwoch Vormittag erhängte sich in Arnsfeld der Ziegclarbeitcr Weißbach. Vergangenen Herbst wurde derselbe durch eine Lehmwand in einer Ziegelei bei Wvlkcnstein ver schüttet, trug schwere Verletzungen davon und blieb seit der Zeit sein Geist etwas umnachlct; in einem unbewachten Augenblicke machte er seinem Lebe» ein Ende. — An demselben Tage wurde der Stellmacher Siegel aus Mildenau in einer Privatwaldung erhängt aufgefunden. Siegel ist ein Opfer der Winkclkueipen. Nachdem ihm vor Kurzem die Frau gestorben war, ging es sichtlich immer weiter mit ihm ab wärts. — Letzten Sonnabend endlich wurde der seit Donnerstag vermißte Fabrikarbeiter Schreitcr aus Mauersberg in Mildenauer Flur erfroren aufgcfnnden. Schreitcr hatte sich ebenfalls dem Trünke ergeben und war auf dein Nachhausewege von seiner Arbeitsstätte begriffen. Alle drei Verstorbene hintcrlasseu unerzogene Kinder. — Limba ch. In nicht geringe Verlegenheit kam der Vorstand des Kaufmännischen Vereins vorige Woche. Für Donnerstag, den 26. Januar, war Vortrag des Herrn Stiftspfarrcrs Kühne aus Ebersdors über: „Serbien und Rumänien" augcsctzt. Ein zahlreiches Publikum hatte sich auch eingcstnidc», allein, »vernicht kam, war der Redner selbst. Selbstredend dann brieflich über dies dem Vorstände fatale Vorkominniß zur Rede gestellt, gicbt Herr Kühne unter Aus druck tiefen Bedauerns zu, den Vortrag rein vergessen zu haben u. s. w. Die Hochstuth der auf ihn jetzt lastenden Arbeiten und seine demnächst bevorstehende Ucbcrsicdelung nach Ungarn mögen dafür als Entschuldigungsgrüudc angeführt werden können. Als einer der ersten Pioniere des „Deutschen Schulvcreins" ist Herr- Kühne von Anfang an hervorragend für diese edle Sache thütig ge wesen und will nun seinen Worten die Thatcn folge» lassen. Mit Land und Leuten der Donau-Gegenden vollständig bekannt, wird sein Entschluß gewiß auch die gehofften Erfolge zeitigen. — Immerhin war der Vorfall vorigen Donnerstag für die zum Vortrage Erschie nenen kein angenehmer, möge vorstehende Notiz aber zur Aufklärung der Angelegenheit beitragen. — In der Gcmcindekassc znRcichcnbrand bei Chemnitz soll, wie das „Hohenst. Tgbl." mitthcilt, ein Fehlbetrag von 1500 M. ent deckt worden sein. Man habe aber, so fügt das genannte Blatt hinzu, dem wir die Verantwortung dieser Nachricht überlassen müssen, wcder cine Ahnung davon, wie der Fehlbetrag entstanden sei, noch wer ihn verschuldet habe! — Zeulenroda. Gegen den Strumpsfabrikantcn Hermann Schreck von hier, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft ver hängt. Die Fürstl. Staatsanwaltschaft hat deshalb gegen ihn einen Steckbrief erlassen. Aus Nah und Fern. — In New-York brach am Montag früh ein Feuer auf dem Broadway aus, zerstörte ein Quarree hoher Gebäude zwischen der Princestrcet und Springstreet und dehnte sich bis zur Mercerstreet aus. Der Schade» wird auf 2 Millionen Doll, geschätzt. Einige Feuerwehrleute wurden verletzt. diesen Fremdling verhöhnen und »»»klagen wollt, der, so bin ich ge wiß, weder unsere durchlauchtigste Kaiserin, noch sonst Jemanden hat kränken »vollen. Habe ich aber durch mein kindisches Lache» nnscrc hohe Gebieterin erzürnt, so möge sie mich aus der Zahl ihrer Jung frauen verbannen und mich daheim bei meinem Vater lassen; ich werde die Strafe ohne zu murren, hinnehmcn." Sie sagte das ohne Trotz, aber auch ohne Scheu — es war der edle Stolz der frcigebvrcncn deutschen Frau, der aus ihre» Worten und ihrer Haltung sprach, ein Stolz, den damals noch, selbst Fürsten gegenüber, der frei- und edclgeborcne Deutsche zn behaupte» wagte und der leider nur zu oft später in dcmüthigem Kncchtssinn uutergegangcn ist. „Laßt cs gut sein, Ilse," sprach die Kaiserin, schon wieder be sänftigt, „Ihr seid ein böser Trotzkvpf, der seine eigenen Wege geht." Heute zum ersten Male hatte die hohe Frau für das junge Mädchen, das seit Kurzem ihr verzogener Liebling war, ein unfreund liches Wort gehabt, und diese böse Laune verflog offenbar ebenso rasch wieder, wie sie gekommen. „Doch Ihr," fuhr sie fort, indem sie sich an den Fremden wandte, der jetzt, nachdem der erste überwältigende Eindruck vorüber war, seine freie und natürlich vornehme Haltung iviedergewonnen hatte, „wer seid Ihr und woher kommt Ihr? Könnt Ihr es unter nehmen, uns sicher durch die Furt zu führen?" Während sie sprach, ruhte ihr Auge mit sichtlicher Theilnahme auf de» edlen Zügen seines Gesichts und auf seiner hohen recken haften Gestalt. Es schien nicht seine Art zu sei», sich lange auf das, was er lagen wollte, zu besinnen, er war auch rasch mit der Antwort fertig. „Frau Kaiserin," erwiderte er, „ich bi» der " Hier aber stockte er doch plötzlich; es war, als ob er die Worte, die er soeben zu spreche» beabsichtigt hatte, mit einem Male nicht mehr über die Zunge bringen könnte; er stotterte und seine Verwirrung war augenscheinlich. Ob es die klaren, braunen Mädchcnaugen waren, denen er in diesem Augenblick begegnete — ob nur ein plötzlicher Einfall ihn veranlaßte, zu verschweigen, was er eben noch hatte sagen wollen — wir wissen es nicht; vielleicht hätte er sich selbst kaum Rechenschaft darüber geben können, warum er plötzlich unk keinen Preis der Erde verrathe» mochte, was ihm eben noch ganz natürlich schien zu offenbaren. „Frau Kaiserin", begann er endlich von neuen», „ich kenne die Gegend genau und vermag Euch »nd Euer Gefolge sicher durch den Fluß zn führen. Wer ich aber bin, hohe Frau, das erlaßt mir Chemnitzer Stadt Anzeiger. »tie tzrrmidc imIkikS Blalteö wert«» ersucht. uuS »richtige Begebenheiten gütig» mitzutheNel«. Chemnitz, den 31. Januar. — Im Kauf»» ä» nt scheu Verein kan» uiivorhergesehener Hindernisse halber der Vortrag des Herr» Stistspsarrer Kühne, Ebersdors, nicht stattfinden. Nach vielseitigen vergeblichen Bemühungen ist cs dem Vorstand endlich doch »och gelungen, einen ausgezeichneten Ersatz für genannten Redner zu gewin ne», indem Herr Rector Pros. Ile. Gehlert vom hiesigen Gymnasium in letzter Stunde sich noch in liebeuswiirdiger Weise bereit erklärte, mit einem Vortrag cinzutrcten. Derselbe wird sprechen über: „Eine Dichterin des 10. Jahrhunderts" «Roswitha, die Nonne von Gandersheim). Der Kauf männische Verein ist Herr» Rector Prof. 1>r. Gehlert für dieses freundliche Entgegenkommen zu großen» Danke verpflichtet. Der Vortrag findet Donners tag den 2 Februar (Fraueuabcnd) im Saale der „Linde" statt. — Die hiesige Stadtbibliothek ward durch gütige Schenkungen »m folgende Werke bereichert: 'lös 6r»pl>i<-. Vol. XXXVI. London 1887. — '1>IS Xnntwnl -Vlmnnne aixl Xstroaomieal lüplismsrin kor tlio z-ear 1886 »»,1 1887. London 1882—1883. — Naturstudie». Skizzen von H. Masius. 1. Bd. 9. Afl. Lpz. 1880. — Zeitschrift des deutsch-österreichischen Alpcn- vereins. 18. Bd. 1887. — Drei Sommer i» Norwegen. Reiseerinnerungen und Cnllurstndicn, von L. Passarge. Lpz. 1881. — Der Sudan »nd der Mahdi. Das Land, die Bewohner und der Aufstand des falschen Propheten. Von R. Bnchta. Stuttg. 1884. — Altes und Neues über Karl Stülpner. Mitgct. v. H. Lnngwitz. Ehrenfriedersd. 1887. — Geschichte des Consulats und Kaiserreichs von A. Thiers. Deutsch v. W. Jordan. Th. 1-4. Lpz. 1845, — Historisches Taschenbuch. Hsg. v. W. Maurcnbrecher. VI. Folge. 3. Jahrg. Lpz. 1884. — Geschichte der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Von C. W. Zöllner. Elitz. >888. — Rafael »nd Cornelius. Vortrag v. F. Fischbach. St. Gallen 1884. — Pä dagogische Frage». Von E. Ackermann. Dresden 1884. — Das Wasser als Hausfreund in gesunden und kranken Tagen. Von W. Wurm. Stuttg. — Für ernste Stunden. Betrachtungen »nd Erinnerungen von P. Cassel. Berl. 1870. — Gedichte von Jnl. Stur»». 4. Afl. Lpz. 1873. — Gockel, Hinkel und Gackeleia. Märchen von C. Brentano Bert. 1872. — Saphir's ausgewählte Schriften. Bd. 1—4. Wie». 3. Afl. — Don Carlos, Jnfant von Spanien. Von Schiller. Mit Zeichnungen von A. Schmitz und P. Thn- niann »nd einer Einl. von G. Wcndl. Berl. 1873 — Wilh. Meister'S Wandcr- jahre. Von Goethe. Mit Zeichnnnge» von W. Friedrich »nd einer Einleitung von E. Hermann. Berl. 1873. — Michael Kohlhaas. Hist. Erzählung von H. v. Kleist. Mit Zeichnungen von P. Thnmanu, in Holz geschn. von H. Günther. Berl. 1873. — Angekanft wurden: Vlonumenta Oernnuniw i,ist>.> I'lva. Karijitorum tomus XXVIII. Hann. 1888.— dIanamentL OsemLniat Iiistoriea. Lnvtornm nntignlss. tomnü VIII. .Vpollinarly 8ickonH spistolaa at earmina. Berl. 1887. — Hist. Untersuchungen. Hsg. v. I. Jastrow. Heft 1—6. Berl. 1886—87. — Bilder ans der deutschen Culturgeschichte. Von A. Richter. 2 Bdc. Lpz. — Griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Chaironcia. Von G. Bnsvlt. Th. 1—2. Gotha 1885 und 1887. — liean- »laeeluris. Eine Biographie. Von A. Bettelhcim. Frkf. a. M. 1886 — Handbuch der Poetik. Von H. Baningart. Stuttg. 1887. — Etymologisch- geographisches Lexikon. Von I. Egli. Lpz. 1880. — Handbuch der Oceano- graphie. Von G. v. Bognslawski und O. Krümmel. 2 Bde. Siuttg. 1887. — A. F. Möbius gesammelte Werke. 4. Band. Hsg. von W. Scheibner. Lpz. 1887. — Encyklopädie des gesamnitcn Erziehnngs- und Unterrichts wesens. Hsg. von K. A. Schmid. 2. Afl. Bde. 9—10. Lpz. 1887. —gis. Die Benutzung der hiesige» Stadtbibliothek betreffend begegnet man zuweilen der Ansicht, als müsse Derjenige, wclcher'dnrch seine Persönlichkeit allein keine genügende Garantie bieten kann, unbedingt die Bürgschaft eines hiesigen Bürgers beibringen, wen» er überhaupt Bücher aus dem Institute geliehen bekommen »volle. Diese An»iahi»e ist aber insofern nicht zutreffend, als >»ach dem Regulativ über die Stadtbibliothek schon die Stellung einer Caution genügt, wo nicht auf andere Weise Sicherheit geschafft werden kan». 8 19 des Regulativs lautet nämlich: „Das Recht, Bücher aus der Stadtbibliothek zu entleihen, steht Jeden, zn, der durch seine Persönlich keit oder durch Stellung einer Canlion der Bibliothek genügende Garantie bietet." Es ist das auch ganz natürlich: hinterlegt der Empsängcr des Buches den vollen oder den annähernden Geldwert» des Buches, so würde er sich keinen Vortheil verschaffen, wenn er das Entliehene unredlicher Weise zurück- bchalten wollte. Die Verleihung der Bücher erfolgt im übrigen »incntgeltlich und dauert für gewöhnlich nicht über vier Wochen. Wer nach Ablauf dieser Zeit c>» oder mehrere Bücher noch länger zn behalte» wünscht, hat um die Verlängerung nachzusiichcn, welche jedoch nur dann gcwährt werden kan», wen» inzwischen nicht andere Personen diese Bücher zu leihe» gewünscht habe». Die Verabfolgung der zu entleihenden Bücher erfolgt nur gegen Abgabe eines vom Entleiher unlcrschriebcncn Empfangsscheines, ans welchem der Titel des BncheS, die Entlcihungsfrist und der Name »nd Stand, sowie die Wohnung des Empfängers anzugcben sind. Für Verlust und Beschädigung entliehener Bücher haftet der Entleiher bczw. dessen Bürge. Außer der Entleihung in die Behausung können Bücher auch in» Lesezimmer der Bibliothek benützt werden. Wer dies zn der dazu bestimmten Zeit zn thun gedenk», hat es dem Bibliothekar anznzeigen und beim Empfange des Werkes den Titel desselben sowie seinen Namen und Stand in das in der Bibliothek anslicgende Jour nal cinznschreiben, nach geschehenem Gebrauche das Buch an den Bibliothekar zurückzngebcn, der dasselbe in» Journal als wiederum cingchändigt bezeichnet. I» der Regel werde» nicht ansgeliehcn: seltene und kostbare Werke, unein- gcbllndene und in die Kataloge noch nicht eingetragene Bücher, sowie Nach schlagewerke und bibliographische Hülfsmittel. — Frl. Arma Senkrah, grobherzoglich sächsische Kammcrvirtnosin, die berühmte, auch hier schon bestens bekannte Vielin-Künstleri», wird im Vereine mit dem bcstbekannte» Pianisten Herrn W. Dayas aus Weimar nächstcn Donnerstag Abend im Börsensaalc ein Concert veranstalten. Uebcr Arma Senkrah schreibt ein geschätzter Mnsikschriftsteller n. A. folgendes: Sie zeigt sich als echte, vornehme Künstlerin, die in ihrer bedeutenden Technik gnädig zu sagen; »»ein Name paßt nicht hierher in diese» sonnig Hellen Tag, nicht in die Schaar der Glücklichen, die Euch umgicbt; er gehört nicht vor das Ohr der Kaiserin, denn sein Klang vringt Schrecken und Grausen." „Graf von Ravensburg", flüsterte halblaut der Junker von Dassel dem stattlichen Manne im scharlachrvthen Waffcnhemd zn, „ich Ivette meine goldene Kette gegen Euren Sattelknopf, der freche Geselle da ist ei» ganz gefährlicher Lotterbube!" Der Freindc hatte diese beleidigenden Worte gerade so gut ver nommen, wie die Ucbrigc», eine dunkle Röthe flammte über sein gebräuntes Gesicht und die Hand griff nach dem Schwert; aber nvch ehe es zu einein feindseligen Ausbruch kam, gab ihn» die Kaiserin den Befehl, aufzubrccheu und ihr Pferd durch die Furt zu leiten. Indessen hatte es den Anschein, als ob die Weiterreise durchaus nicht in Ruhe und Frieden vor sich gehe» solle. Wie es ihm be sohlen war, nahte sich der Fremde der Kaiserin, ihr Pferd durch den Fluß zu führen; aber kaum hatte er die Hand erhoben, so wurde er, che er es sich versah, von dem Ritter von Ravensburg zur Seite geschleudert, der wie ein Rasender von seinem Rosse sprang, den Zaum desselben einem Reisigen zuwarf und, ohne zn fragen, die Zügel der Kaiserin ergriff. „Elender Knecht", schrie er dabei, außer sich vor Zorn, „wage es, Dich meiner Gebieterin zu nahen, Du sollst mich kennen lernen". Der in so beleidigender Weise Angcredetc hatte aber offenbar nicht übel Lust, zu zeigen, daß er sich wenig aus dieser Drohung mache, als sich die Fürstin zum zweiten Male in's Mittel legte. Seltsam genug schien sie cs zu übersehen, daß in der leidenschaftliche», Art und Weise des Grafen von Ravensburg etwa- lag, das nicht ganz zu der Ehrerbietung paßte, die der Vasall seiner Kaiserin schuldete, ebenso wie auch, daß er sich dadurch einem von ihr ge gebenen Befehl geradezu widersetzte. Sie lachte nur etwas gezwungen auf und sagte dann leichthin: „Wohl, es mag so sein, und da wir ohnedies dem hochweiscn Reichsschultheißen von Frankfurt für das kostbare Leben seines einzigen Kindes ganz besonders verantwortlich sind, so möge dieser Fremdling hier, der den Fluß jedenfalls am besten kennt, das Fräu lein von Fryberg hinüber führen. Wir aber wollen uns Euch an- vcrtrauen, Graf von Ravensburg!" Der Graf von Ravensburg triumphirte; er ließ de» Fremdling, der das junge Fräulein führen sollte, vorausgehc», den Weg zu zeigen, und folgte, indem er den Zelter der Kaiserin leitete. Diese
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