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AxptV u. Redaktion MresVen-Neuir-rkk U. Meißner Gasse 3. Die Zeitung erscheint Dienstag, L»»nerftaa und Mvunadeud f'^h- AtsnnemcntS- Preis: tzierieljthrl. M. 1,50. Zu Beziehen durch die kaiserlichen Post- «istalten und durch unsere Boten. Hei freier Lieferung in» Hau» erbebt die Most noch eine »e« Whr oon 25 Psg. ach fische N ocheilMS Lin unterhaltendes Blatt fiir den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die lgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. Laser«»» werden hi« Montag Mittwoch u. Freitag Mittag äugen omu« und kosten: dielspaltZeilelüP^ Unter «»gesaudt: SO Pl- guserate»- A»uatz«eftele»» Die «rnoldtsche Buchhandlung Jnvalidcndank Hassenstein LLoglo^ Rudolf Moste, H. L Daube K »» tu Dresden, Leipzig Hamburg, Berl«, Frankfurt » M. Wr. 101. Dienstag, den 29. August 1882. 44. Jahrgang. Abonnements-Einladung. «festellungeu auf die „Sächsische Dorszeitung" für den Monat September nehmen alle kaiserlichen Postanstatten und Posterpeditionen gegen Voraus bezahlung von 50 Pfennig entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Statt sich enger an einander zu schließen, wie dies von Len politischen Verhält» ssen bringend gebeten ist und auch von allen Seilen in letzier Zett pomphaft angekündigt war, scheiden sich jetzt bei dem Anfang der A ahlbewegung zum r ächsten preußischen Landtage die Parteien roch schroffer als bisher und droben sich noch mehr zu zersplittern. Wie es mit der Wahlvereinigung der liberalen Parteien in Preußen steht, zeigte sich so recht de.tiich in SchleSwig-Holstein. Dort hatten in Neumünster bei dem am vergangenen Dienstag stattgefunderen Parteirag die Nationalliberalen beschlossen, das von dem fortschrittlichen Führer Hänel vorgeschlagene Abkommen anzunebmen. Fast unmutel» bar darauf beeilte sich der bekannte Abgeordnete Eugen Richter gegen den gemeinsamen Kandidaten für Pinne berg in eigener Person aufzutreten, womit selbstverständ lich die Härel'iche Gruppe Ler Fortschrittspartei VeS- avouirt ist. Auch aus Hannover, der Provinz Sachsen, Schlesien und Rheinland werden Wahlkämpfe zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittspartei gemeldet. Das ist jedenfalls eine seltsame Art der Einigung. Ganz ebenso hat sich aber auch neuerdings die Kluft zwischen den Konservativen und dem Centrum erweitert Trotzdem die Regierung auf taS Fortbest-Hen der bis herigen Beziehungen zwischen diesen Fraktionen mit Bestimmtheit rechnet und bei den Wahlen eine gegen seitige Unterstützung in beiderseitigem Interesse liegt, klingen die Aeußer ungen der Mitglieder des Ccntrums durchaus nicht regürungsfreundlich. In einzelnen Wahl kreisen verbindet sich sogar die Fortschrittspartei mit den Klerikalen zur Bekämpfung ter Nationalliberalen, z. B. in Lennep-Solingen gegen die Abgeordneten von Eynern und von Cuny. Die Rede, welche kürzlich der klerikale Abg. I)r. Fran; seinen Wählern zu Frankenstein gehalten, beansprucht bei der jetzigen Stellung desselben als Domkapitular ter Oiöcesr Bres lau und bei seinen intimen Beziehungen zum Fürstbischof Herzog eine besondere Beachtung. Di. Franz führte u. Ä. aus: „Für das zweite Kirchengesetz konnten wir stimmen, weil Lie wenigen dazin enthaltenen Regie- rungtvollmachten der Kirche zum Vonheil, niemals aber zum Nachtheil gereichen würden. Der BischofS paragrapH ist jedoch noch nicht von der Regierung angewendet worden, selbst die Bischöfe von Limburg und Münster sind noch nicht zurückberufen. Warum sollte au^/ bei ihnen eine Ausnahme stattsinden, sie haben alle nicht mehr als ihre Pflicht gethan. Das Gesetz hat ferner anerkannt, daß daS Institut der StaatSpfarrrr, von denen wir 9 Exemplare besitzen, abzuschaffen sei. Dem eigenen Bischof sind die Hände aber immer noch so gebunden, daß er nicht einmal diese Leute beseitigen kann. Wenn eS dem Staate darum zu thun wäre, Frieden zu schaffen, so müßte er hier vor allem Abhilfe schaffen". Klerikale Blätter veröffentlichen jetzt ein ! Dankschreiben des staatlich abgesitzren Bischofs Brink- ! mann auf einen ihm von Mitgliedern seiner D öcese . Münster an s-inem Namenstage zugegangenen Glück wunsch. In demselben sind besonders die folgenden Sätze brmerkenswertb: „Vor wenigen Monaten durften wir noch hoffen, daö Fest deS heiligen Bernhard in die'em Jahre unter günstigeren Veihältnissen feiern zu können. Ihr seid den letzten LandtagSvcrhandlungrn gefolgt und ' habt die Worte gehört, welche bei denselben gesprochen wurden — Worte, so roll Anerkennung unserer Noth und Bedrängn ß — und der Erlaß eines neuen Gesetzes hat ei:e frohe Hoffnung in Euch hnvorgerufcn. DaS- ! selbe schien den Rätben deö Königs die Möglichkeit i zu bieten, das Hemmniß zu beseitigen, welches Diversen und Bischöfe von einander trennt. Inzwischen aber ist diese Hcffnung, wie'sie sich wenigstens damals gestaltet hatte, vernichtet. — Welcher M'Nscheneinfluß diesen Umschwung, diese — soll ich sagen, Zerstörung oder vorübergehende Störung unserer Hoffnu g — herbei- § geführt, wer mrmag das zu sagen? Aber das wissen wir: wenn der Kulturkampf und mit ihm unsere Noth und Bedrängniß länger fortdauern, so geschieht etz nach GotteS weisem Rathschlvsse " Wenn auch die preußische Regierung nach Mittheilunzen gutunterrichteter Personen bereit ist, die StaatSpfarrrr fallen zu lassen, so ist dies doch in Bezug auf die Mischehen unmöglich, weil man bei Dingen, welche Vie Landeskirche berühren, in Berlin an hoh-r Stelle ungemein empfindlich ist. Wie der Reichskanzler den Widerspruch kesCe: trumS zu brechen ge- denkt daS läßt ein anscheinend osficiöser Artikel der „Deut- scheu Revue" durchbacken, der sich lebhaft gegen die Wähl- barkeit der Geistlichen zu Abgeordneten erklärt. Der l betreffende Artikel hebt hervor, daß, wenn jetzt die mit j Rom angeknüpften Verhandlungen, ungeachtet der viel- ! leicht schon allzu großen Nachgiebigkeit der preußischen < Regietui g, scheitern, die Nichtwählbaikeit der Geist lichen für den Reichstag und daS preußische Abgeord netenhaus von einer politischen Autorität verlangt werte, welche ihre Forderungen durchzusetzen gewohnt sei. Der Kaiser soll, wie die Post erfahren haben will, dem durch den schonungsbedürftigen Gesundheitszustand begründeten Ersuchen deS komma,.direndeo Generals deS Gardekorps, des Prinzen August von Würtemderg, nr- sprvchen und beffm Abschied bewilligt haben. — Die von uns bereits erwähnte auffallende Rede dcS früheren französischen UnlerrichlbmiristerS Paul Bert, worin der selbe den Knaben Frankre chs daS AuswencigUrnrn von Schriftstücken empfahl, welche den Deutschenhaß anregen, wird jetzt nachträglich von der „Nordd. Allg. Ztg." in einer Weise vorgenommen, die auf «inen empfangenen Auftrag schließen läßt. Die von dem intimen Freunde Gambrtta's zum .Auswendiglernen" hervorgesuchlen Er zeugnisse enthalten, was man alS den Katechismus der Chauvinisten bezeichnen könnte, und unter diesen drei Hauptstückrn deS nach Vergeltung dürstenden Fanatis mus ist, nach der ausdrücklichen Erklärung deS preußischen Rcgierungsorgans, taS zweite eine einzige freche Luge vom ersten bis zum letzten Wort. GS ist dies die, selbstverständ lich von A vis Z erfundene angebliche Proklamation des Prinzen Friedrich Karl, welche Paul B^rt öffentl ch zu verlesen sich erdreistete und die u. A. zur Vernicklung sämmtlicher Franzosen auffordert. D e Erfindung ist so plump, daß man billig über den Muth Paul BerlS, sei, en Landsleuten so etwas ausbinkrn zu wollen, staunin muß. Sö ist jedoch bezeichnend für dir Wichtig keit, die man in Berlin den neuerlichen deutsch - feind lichen Kundgebungen der Freunde Gambettas beilegt, daß dieselben in dem Lieblmgödlatte des Kürsten Bis marck eine so eklatante Wieberlegung finden. — In der preußischen Lausitz werden, nach einer Mittheilunz Ler „Berl. Pol. Nachrichten", Eingaben an den Kaiser und den Kultusminister vorbereitet, in denen — gegen über gewissen Gerüchten über slavische Regungen — der unverbrüchlichen Treue der wendischen Bevölkerung für Kaiser und Reich Ausdruck gegeben wird. In der Eingabe an den Kultusminister wird außerdem lebhafter Dank für die Bewilligung ausgesprochen, daß der Re ligionsunterricht in wendischer Sprache erthitlt werde, zugleich aber auch Lem Bedauern darüber Ausdruck gegeben, daß von mancher Se.te der Ausführung dieser Anordnung Schwierigkeiten bereitet werden. — In den lhierärzt- lichen Vereinen brreit.t sich eine lebhafte Agitation wegen Verbesserung der Stellung der Militär-Roßärzte vor. ES wird der Nachweis geführt, daß, trotz einer sehr mühsamen und anstrengenden Studienz-it, dir Be soldung auf Jahre hu aus nicht mehr alS monatlich 90 Mk. beträgt und daß daS höchste Gehalt sich auf nur 150 Mk. monatlich oder 1800 Mk. jährlich beläuft. In Nürnberg eröffnete am 25. d. M. der Minister des Innern, von Feilitzsch, die Preicoertheilung bei ter Landesausstellung mit einer längeren Rede, welche au Feuilleton. Don -er Rache des Waldes. Bon Mitz Breutuno. l4. Fortsetzung.) „Unsinn!" lenkte der andere ein, „wer spricht von einem Mord? Glaubst Du, ich will mit Gewalt in deS Leusels Küche kommen? Sei ohne Sorge, die Ge schichte geht glatt ab und Geld liegt dort die Fülle. Haben wir'S test, dann ist alle Noth vorbei und Heidi, grhl's über die Grenze doch, st ll, waS ist bas?" Deutlich tönte durch die Nacht, welche längst her- eivgebrochen war, der Schritt eineS Menschen, unter dessen Küßen daS gefallene Laub knisterte, während von Zeit zu Zeit daS Krachen eines dürren AsteS dir Richtung kundgad, aus welcher sich derselbe nahte. Der Alte faßte seinen Gefährten am Arm und zog ihn lautlos tiefer in daS Gebüsch zuiück, von wo aaS sie, ohne selbst gesehen zu werden, den Ankömmling beobachteten. Jetzt trat dieser zwischen den Bäumen hervor in das Niederholz und überrascht flüsterte Dieter seinem Ge nossen zu: „Alle Wetter, eS ist der Bauer vom Hof drüben!" — Ja es war brr Ulrich vom Schwedenhof. Die Büchse über die Schulter geworfen — den Hut tief in daS Gesicht gedrückt und wilden Grimm im Herzen, so war er in den Wald geschritten — unbekümmert ob ihn der Förster treffe oder nickt. Er war hinauSg,gangen, um dal Heer verwüsten Gedanken abzuschülteln, welche ihn drinnen in der engen Stube des SchwedenhofeS über- fluthete, aber als ihn die frische WaldeSluft umwehte, - die nächtliche Ruhe und Stille ihn umfingen, da legte sich nach und nach die Brandurg in seinem Jnmrn und die alte Jagdlust regte sich leise. Der Hirsch kam ihm zu Sinn, de» er seit Wochen wiederholt dort unten am Quell bei der Mordeiche hatte äsen sehen — das prächtige Thier, dessen Spur er erst am Morgen wieder entdeckt batte und daS zum Schuß zu krirg-n, se'n einziger Gedanke war. Er nahm unwillkürlich die Büchse von der Schulter und machte sie schußfertig. Dann stand er einen Augenblick still und spähte mit scharfem Auge durch dcn Dämmerschrin Ler Nacht umher, wo er sich befand. Sein kundiger Blick ließ ihn sofort die einzuschlazende Richtung erkennen und ohne Zögern wendete er sich nach links und schritt nach der Gegend der Mordeiche. Er nahm sich keine Mühe, keine Schritte zu dämpfen — wer konnte ihn auch hören? Der Förster? Pah, der wich ihm auS und wenn er ihn auch traf — nun ja, dann mußte der alte Groll endlich einmal auSgefochten werden — mußte sich daS Schick sal eines von ihnen erfüllen. Wieder stieg ihm heiß das Blut zu Kopf und fester umspannten seine Hände die Büchs,; aber der Nachtwind, welcher leise durch Lie Bäume strich, kühlte nach und nach seine glühmde Stirn, er athmete ein paar Mal tief auf und schritt ruhig - welker. Wie die Leidenschaft in der Brust deS einsamen NachtwandererS unten, so rangen oben am Himmcl die Wolken einen schwer » Kampf. Bald jagten sie in Lichten, bleischweren Maffrn über einander hin, so daß auf Augenblicke vollständig« Finstnniß eintrat, tarn kamen wieder einzelne leichte Nachzügler hinterdrein, nur halb und halb die bleiche Mondscheibe verhüllend, bis endlich der Herdststurm deS Spieles müde, die Backen aufblieS und mit »i^em mächtigen Hauch die ganze gespenstische Ge- skllschaft vor sich hertrieb, daß sie erst langsam und widerwillig, dann rascher und rascher abzog und endlich vom nächtlichen Horicont verschwand. Der Mond — er w«r roch nicht ganz voll, aber gab schon lichten Schein — behauptete alS Sieg,r daS Feld und sandte seine bläulichrn Strahlen hinunter auf Busch und Bäume, daß eS gar seltsam glitzerte und funkelte in den herbstlich rothrn, vom Nachtthau getränktcn Blättern — wie Blut und Thrären. Jetzt hatte der Uli ich den Rand deS Dickichts er reicht, welche- die Wasserlache umsäumte, die vom Aus fluß der Quelle gebildet wurde. Sie enthielt nur wenige Schritte im Geviert und ihr Spiegel verichwand unter den wuchernden Wasserpflanzen und ener Lage falber Blätter, welche die mächtige E.che auf daS Ge wässer hcrabg,streut hatte. Der hundertjährige Baum war nicht besonders hoch, aber weitverzweigt und strrckte seine knorrigen A,ste nach allen Seiten aas. Der Wilderer trat in ihren Schatten, spähte scharf nach der Seite, von woher er den Hirsch erwartete und horchte dann, a'S sich seinen Augen nichts zeigte, gespannt in die Recht hinaus, jedrn Augenblick bereit, krm soraloS nahenden Lhiere den bleiernen Todtsbocen aus dem schuß- fertigen Gewehr entgrgenzusenden. Aber rS blieb lange — lange still. Nur dir Aeste rauschten vom Wind de- wegt zuweilen auf und ein einsamer Vogel gab ver schlafen einen kurzen, krächzend,« Laut, während in Ulrich jems ne venaufreg nbe Gefühl sich regte, welches nur der kennt, der in athemlosrr Erwartung aus dem