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-Me Absicht zu verzichten und dem Grsetze seinen Lauf m taffen. Suleiman Pascha, der Vertheidiger des Ochipkapaffes, der alS Verbannter in Bagdad lebt und bar ehemalige Großvezier Mohamed Ruschdl Pascha, der mich Smyrna verbannt war, sind nach Konstantinopel berufen worden, um in- Verhör genommen zu werde». Lie türkische Presse hat den schärfsten Befehl erhalten, der Untersuchung in keiner Weise zu erwähnen. Griechenland. Die Antwort auf die Mitthei- lung der Mächte an Griechenland ist auf Wunsch der Ersteren mündlich erfolgt, wozu besonder- die Anregung von dem deutschen Reichskanzler auSging. Die Mächte haben Griechenland ihrer Sorgfalt für ÄpiruS versichert und die Antwort Griechenland- spricht sich dagegen be- dingungsloS für Annahme der Grenzlinie unter AuS- sprechung de- Wunsche- baldigster Erledigung auS. Um so räthselhafter ist eS, daß trotzdem der griechische Kriegsminister die provisorisch vom Kriegsdienst Be freiten zum sofortigen Dienst bei der Kahne einberief. Tunis. Am 28. April fand bei Oum-Theboul in der Nähe von Souarakh gegenüber der Insel Labarka ein größere- Gefecht mit den KhumirS statt, in welchem die Franzosen 30 Mann verloren, während der Verlust der Gegner viel höher geschätzt wird. Bei der Besetzung von Krf wurde nur ein Araber getödtet, die tunesische Besetzung entwaffnet und dem Gouverneur freigestellt, sich zu entfernen. General Ritter, der unmittelbar, nach dem er am 26. d. M. eine Unterredung mit einem Schelk der KhumirS gehabt hatte, der die Unterwerfung seine- Stammes anzcigte, von einem Gehirnschlag betroffen wurde, ist ein kaum fünfzig Jahre alter Elsässer, der seine ganze Karriöre in Algerien xemacht hat. Der selbe galt als ein sehr energischer Offizier, der Land und Leute wie kein anderer kennt. Seme Erkrankung ist daher ein schwerer Verlust für daS Expeditionskorps. General Bröart, bisher Kommandant in Lyon, ist designirt, um das LandungskorpS zu befehligen, daS augenblicklich in Marseille gebildet wird und nach Bizerta (unweit des Kap Blanco an der tunesischen Küste) ge schafft werden soll. Die Truppenabtheilung deS General Logerot hat ihren Marsch nach dem Lhale deS Medfcherda- fluffeS, ohne auf Widerstand zu stoßen, fortgesetzt und ist am Freitag in Souck-el Arbe eingetroffen. Die übrigen Kolonnen sind durch daS Regenwetter aufge halten worden. Die KhumirS haben Bab Ouchon geräumt. ES wird angenommen, daß der Bey die be vorstehende Annexion des KhumirlandeS an Algerien werde zugestehen müssen. In einem Schreiben an den Generalkonsul Rouston lenkte er bereits ein und erklärte, daß trotz deS Einmarsches der französischen Truppen in sein Gebiet seine hohe Achtung für die französische Re gierung nicht vermindert worden sei. Deutsche Arbeit in fremden Erdtheilen. Es giebt kaum einen Punkt der bewohnten Länder räume unseres Planeten, wo nicht der Gruß der deutschen Sprache «inen Widerhall fände, wo nicht Deutsche sich angesiedelt hätten, wo nicht Deutsche die Träger der vorhandenen Kultur, die Vermittler nützlicher Kenntnisse und Fertigkeiten, die Förderer deS Gemeinwohles frei heitlicher Institutionen bereit- geworden sind. Wie seit den Zeiten der Völkerwanderung in Europa kein epoche machendes Ereigniß, weder auf politischem, noch auf religiösem und allgemein geistigem Gebiete, ohne die direkte oder indirekte Betheiligung deS deutschen Volke- eingetreten ist, so treten auch auf dem weiten Plan der Festländer der Erde überall die Spuren deutscher Arbeit, deutschen Fleißes, deutschen Geiste- uns entgegen. Wir mögen in der Richtung eines Längenkreises die Länder Amerikas von QuebeckS überlisten Wäldern bis zu den Feuerlandsinseln durchwandern oder den Breitenkreisen folgend die Küsten-, Binnen- und Jnselländer der alten Welt und Australiens aufsuchen, überall werden unS Deutsche die Hand zum Gruße reichen und unS mit berechtigtem Selbstbewußtsein von ihrem Einflüsse auf Verbesserung deS Gemeinde- unb StaatSwesenS, der Arbeit, der natürlichen und künstlichen Produktion u. s.«. erzählen. Mit Stolz können wir auf die Leistanaen de- deutschen Geiste- in femen Welttheilen Hinweisen, mit Stolz trotz der Thatsache, daß Deutschland allein unter den Großmächten, welche in hervorragender Weise an dem Schifffahrt-- und HandelS-Lerkehr aller Oceane betheiligt sind, kein selbstständige- StaatSwesen im fremden Lande hervoraebracht hat. Einzelne arme, ver lassene Auswanderer vrachten ohne jegliche Staat-Hilfe durch eigene Kraft und Au-dauer deutschen Geist zu so hohen und allgemeinem Einflüsse. Selbstverständlich muß der Einfluß deutschen Geiste- in den Ländrrn am deutlichsten hervortreten, in welche sich die stärksten Ströme deutscher Auswanderer er gossen haben, nämlich in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika Seit dem Ende deS 17. Jahrhundert- haben diese Länder gegen 4 Millionen Deutsche ausge nommen, die von Anfang an sich al- tüchtige Arbeiter und gute Staatsbürger erwiesen. Ein Deutscher, namens Zenger, legte in seinem umS Jahr 1730 her- auSgegebenen Wochenblatte freimüthig die Mängel der englischen Verwaltungen dar und wurde so nach dem Zeugnisse deS damaligen englischen Statthalters der eigentliche Vorkämpfer für die Unabhängigkeit der UnionSstaaten, für ihre geistige und religiöse Freiheit. Deutsche erhoben bereit- 1688 ihre Stimme gegen den schändlichen Sklavenhandel. Deutscher Fleiß und Ver stand machte Pennsylvanien zu einem landwirthschaft- lichen Musterstaate. Deutsche gründeten in Nordamerika die ersten Eisengießereien, Papiermühlen, Glasfabriken und Tuchwebereien. Unzählig viele Bauwerke, welche der Industrie und dem Verkehr, dem Vergnügen wie der Gotteöverehrung dienen und durch ihre Zweckmäßig keit, Schönheit und riesenhafte Formen Anerkennung, Bewunderung und Staunen Hervorrufen, wurden durch deutsche Ingenieure und Baumeister entworfen. Der erste von den tausenden von Dampfern, welche durch die Wasserstraßen deS Mississippigebietes in daS Herz Amerikas eindrangen und jetzt einen tausendfach ver zweigten Handel vermitteln, war von Deutschen auS- gerüstet und bemannt, wie überhaupt Deutsche zuerst von Pittsburg den Ohio hinab in daS Bett deS Missis sippi einlenkten und so den billigen Wasserweg nach New Orleans eröffneten. In allen nur denkbaren Be- ' ruf-arten, durch deren Lhätkgkeit der Mensch in den j Bereinigten Staaten von Nord-Amerika den Kampf ums i Dasein zu bestehen sucht, finden wir den Deutschen, wenngleich allerdings das Hauptkontingent der deutschen Einwanderer sich der Landwirthschaft zugewendet hat. Deutscher Arbeit begegnen wir aber nicht bloS auf dem nördlichen Theile deS zweigetheilten amerikanischen Kontinentes; auch die Staaten deS isthmischen Central- amerikaS, dessen Klima durch die Nähe deS Oceans auf beiden Seiten und durch die nicht unbedeutende senk rechte Erhebung des BodenS außerordentlich gemildert wird, beherbergen gegen 2000 Deutsche, welche als Landwirthe und Handwerker, Ingenieure, Aerzte, Apo theker und Kaufleute inländische und europäische Pro dukte anbauen und den Verkehr mit Europa vermitteln. Ein Deutscher gab dem Staate Kosta Rica ein Straf gesetzbuch. Unstreitig muß das deutsche Element hier noch gewinnen, wenn die Durchstechung der Landenge von Panama vollendet sein wird. Unter den südameri- kanischen Staaten, in welchen deutsche Arbeit und Kraft eine Bedeutung gewonnen haben, tritt in neuerer Zeit ganz besonder- Südbrasilien hervor. Während in Nord amerika daS Deutschthum nicht die zweite Generation erlebt, sondern ganz im anglo - amerikanischen Wesen aufgeht, erblüht in den südlichen Provinzen Brasiliens da- an 130,000 Köpfe zählende Deutschthum herrlicher, alS irgendwo. Die Urberzeugung, daß die deutschen Kolonisten die besten, intelligentesten Unterthanen deS großen brasilianischen Kaiserreiches sind, hat neuerdings seinen Ausdruck darin gefunden, daß die Deutschen in allen Stücken den übrigen Staatsbürgern gleichgestellt worden find. DaS Verdienst, daS deutsche Element zur endlichen gebührenden Anerkennung gebracht zu haben, gebührt dem unermüdlichen Redakteur der deutschen Zeitung in Porto Allegre, Karl von Koseritz. Seiner Energie und der Protektion einsichtiger brasilianischer Staatsmänner ist eS zu danken, daß in nächster Zelt eine deutsche brasilianische Ausstellung in Porto Allegre er öffnet wird, welche der deutschen Industrie dieses Land für immer al- höchst willkommnene- Absatzgebiet sichern wird. Bereit- ist die Schifffahrt an der Südostküste Brasilien- ganz in deutschen Händen. Richten wir unsern Blick auf den „schwarzen Erd theil-, so können wir uu- mit Stolz rühmen, daß an der Entschleierung und Aufschließung diese- Srdtbetls für europäische Kultur auch eine Reihe deutscher Forscher in ruhmvollster Weise tbeilLenommen hat. AlS Ansiedler treten unS hier Deutsche namentlich am Kaplaude ent gegen, wo sie theilS alS Missionäre den Segen christ licher Civilisation unter den Eingeborenen verbreiteten, theilS al- Landwirthe die Schafzucht veredelten, die Straußenzucht förderten und die heimische Weinrebe bauten. Sporadischer, al- in anderen Erdtheilen, tritt uns in Asien die Spur der deutschen Arbeit entgegen; aber kaum wird eS einen größeren Hafenplatz geben, wo nicht Deutsche unter eigener oder fremder Flagge Handel trieben. In der Verwaltung Indien- stehen Deutsche an der Spitze wichtiger Departement-. Mehr alS irgend ein Forscher einer anderen Nation haben die Brüder Schlagintweit zur Erforschung de- Wunder landes Indien und deS erhabenen Himalaya gethan. Der deutsche vr. Junghuhn pflanzte den für die kranke Menschheit so wichtigen Chinarindenbaum in Java an, deutsche Forscher durchwanderten da- kolossale Chinesen reich und brachten dem Abendlande Kunde vom Innern desselben. Im Dienste chinesischer Zollbehörden stehen zahlreiche Deutsche. Große Erfolge hat die deutsche Arbeit bereit- in Japan, dem Lande „nach dem Auf gange der Sonne", errungen. Der deutsche vr. Wagner gründete die polytechnischen Schulen in Kioto und Tokio, der deutsche vr. Naumann steht an der Spitze der geologischen Landesuntersuchung; japanesische Truppen werden nach deutschen Reglement eingeübt. In Australien treten unS die Spuren deutscher Arbeit am deutlichsten in Lüdaustralien entgegen, wo zwei Deutsche im Parlamente sitzen und der deutsche vr. Schamburgk Direktor deS botanischen Garten- ist. Die deutschen Dörfer diese- KoloniestaateS haben ganz da- Ansehen unsrer schwäbischen Bauerngeböfte. Wein kultur, Feldbau und Schafzucht sind hier durch Deutsche zu hoher Blüthe und Einträglichkeit gebracht worden. Ueber 1000 Deutsche sind in Melbourne angesiedelt, wo der Direktor deS botanischen Garten-, der deutsche Baron von Müller ein unermüdlicher Vorkämpfer deS Deutschthum- ist. Ohne Zweifel wird der unbedingte Sieg, welchen die deutsche Industrie in Sidney und Melbourne errungen hat, nicht wenig zur Kräftigung deS DeutschthumS in Australien überhaupt beitrage». An der Spitze der Schulbehörden verschiedener Distrikte stehen Deutsche. Der deutsche Forscher Leichhardt wird zu allen Zeiten alS einer der verdientesten Männer in die Annalen dieser Kolouialländer eingeschrieben sein. Die wissenschaftlichen, wirthschaftlichen und politische» Resultate seiner ersten Entdeckungsreise, auf welcher er in 7 Monaten (1844—1845) 3000 englische Meilen zurücklegte, waren von solcher Bedeutung, daß sich alle Stände beeiferten, ihm durch eine Ehrengabe einen sicht baren Ausdruck ihrer Dankbarkeit zu geben. Er hat im Dienste der ErforschungSreisen sein Leben gelassen. Auch unter unseren neuseeländischen Gegenfüßlern wandeln Zahlreiche Deutsche al- Landwirthe, Hand werker, Kaufleute, Aerzte, Geistliche, Photographen. Ein Deutscher war lange Zeit Premierminister i» Wellington auf Neuseeland. Deutsche finden sich auch auf den gesegneten Inseln der Südsee. Möchte endlich einmal die Stunde kommen, da die deutsche Regierung eine ihrer Hauptaufgabe darin erblickt, den Segen, welcher bisher die deutsche Auswanderung über fremde Nationen brachte, auf daS eigene Vaterland zu leiten. Or. der Humanität und Kultur nur gewünscht werden könne. Ueber die gräuliche Finanzwirthschaft heißt eS unter Anderem: Da- tunesische Volk ist nun glücklich so weit gekommen, da- elendeste unter der Herrschaft de- Halbmonde- zu sein. Mit Schaudern denkt eS an die Gewaltlhaten de- KrlegS- mtnisters Saruk, der noch vor einem Jahrzehnt jede Steuer- Razzia militärisch organisirt und behuf- au-giebiger Erpres sungen die sinnreichsten Torturen ersonnen hatte. Mit den gewöhnlichen Barbareien: Zwicken mittelst glühender Zangen, Verstümmelung, Fesselung in Nachbarschaft von Ameisen haufen oder Anzünden von Strohfeuer unter den mit dem Kopfe abwärt- hängenden Opfern, mit solchen „Lappalien" gab sich der edle Menschenfreund gar nicht ab. Er war der Erfinder einer ganz besonderen, au-erlesenen Tortur, der sogenannten „Schlangengrube." Wie au- den Mittheiluugen anderer Gewährsmänner hervorgeht, wird der Ruhm dieser Erfindung dem Saruk streitig gemacht und einem gewissen Sadik Ibn Ali Hassan, der in den 70er Jahren Gouverneur auf der Insel Dscherba (in der kleinen Syrte) war, zuge- schrieben. Wir denken, diese Ehre wäre leicht jedem tunesischen Würdenträger zuzumuthen, denn im Punkte der Grausam keit und unerhörten Bedrückung gleichen sie sich alle. Genug, die „Schlangengrube" that ihre Schuldigkeit. Schon der Anblick derselben, in deren Tiefe alle- giftige Gewürm, „zu scheußttchen Klumpen geballt", sich tummelte, preßte Geständ nisse auf di« Lippen. In Fällen, wo die BedauernSwerthen - nicht- zu gestehen hatten, konnten sie freilich diese entsetzliche Procedur nicht von sich abwenden und da- nächste Opfer konnte dann — von dem grauenhaften Anblick der von Skorpionen, Schlangen und Kröten bedeckten Leiche über wältigt — um so leichter zu Geständnissen oder Denuncia« tionen gebracht wnden. Ueber da- tunesische Militär ur- theilt der Verfasser de- Artikel- also: DaS Militär ist das elendeste der Welt, eine Horde von wahren Hungergestalten, ohne Beschuhung, mit zerrissenen Uniformen und verrosteten Waffen. Man sieht diese Vaterlandsvercheidiger selbst vor den Wachtstuben der Residenzen deS BeyS Strümpfe stricken und Körbe flechten, womit sie sich einige Piaster verdienen. Auf die Offiziere, welche selbst elend und verlumpt sind, achtet Niemand und häufig genug haben europäische Tou risten den Skandal mit angesehen, wie die Ehrenwache Sr. Hoheit vor dem Bardo-Schlosse sich katzbalgte und für Er mahnungen ihrer Vorgesetzten nur ein ironische- Lächeln hatte. Bor etwa 10 Jahren dachte übrigen- der Bey daran, seine „Armee", die in allen Zeiten barfuß gegangen war, be schuhen zu lassen. Etwa 10,000 Paar Schuhe sollten be schafft werdrn und der jüdische Spekulant, dessen Offerte an genommen wurde, erhielt ungefähr 7 Millionen in Schatz scheinen. Wie man sieht, war eS für den Bey, der seine Schuhe für etwa 50,000 Krank- hätte haben können, ein ziemlich schlechte- Geschäft. Die Lieferung kam aber oben drein gar nicht zu Stande, da Mohammed e- Saddok bei demselben Lieferanten eine Gala-Uniform für sich bestellt hatte. Der Jude meinte aber, die goldstrotzende Uniform habe allein 7 Millionen verschlungen! Und damit hatte es sein Bewenden. — In Ar gen au, einem Stäbchen von circa 2200 Einwohnern, in der Nähe von Thorn, habm am 27. April, wie da- „Berl. Tgbl." mitthellt, gelegentlich der dort abge- haltenen Kontrolversammlung der Reservisten, arge Unruhen stattgefunden. Die Reservisten kneipten am Nachmittag, wie dir- bei solchen Versammlungen üblich ist und sangen schließlich Lieder, von denen ein- mit dem polnischen Refrain schloß: „Wir gehn nach Palästina." — Oie anwesenden jüdischen Gäste griffen darauf die Reservisten thätlich an und kam eS zwischen 3 Christen und 4 Juden zu einer große« Prügelei, bei welcher auch mit Messern gestochen wurde. Nachdem man die Tumultanten getrennt, e- war die- gegen tz Uhr Abend-, schien die Ruhe wieder hergestellt zu sei«. Nach den übereinstimmenden kursirenden Versionen geschah nun Folgende-: Bor der Thür eine- jüdischen Einwohner stand gegen 10 Uhr Abend- eine Gruppe von harmlosen Einwohnern, welche sich unterhielten, al- plötzlich au- dem Fenster de- jüdischen Einwohner- ein Schuß fiel, welchtr jedoch keine üblen Folgen hatte. Der Schuß rief eine ungeheure Er regung hervor und die Bewohnerschaft wurde durch den Ruf erschreckt: „Die Juden schießen auf die Christen! ES sam melten sich darauf Tumultuanten und warfen bei 7 jüdischen Einwohnern, die in der Stadt verlheilt wohnen, die Fenster scheiben ein; zu weiteren Gewaltthätigkeiten kam eS nicht. Militär ist bisher nicht requlrirt worden. Nach der „Tri büne", der wir die Verantwortlichkeit durchaus überlassen müssen, hätten schon geraume Zeit in Argenau Hetzereim gegen die Juden stattgefunden. Die „Tribüne" veröffmtlicht namentlich da- folgende Plakat, daß in Argenau unbean standet angeschlagen gewesen wäre: Aufruf an die Christen heit! Wachet auf, ihr Christen all« und schüttelt ab da- Judenjoch. Treibt sie herau- nach ihrem Palästina, die Unterdrücker der Christenheit, sammelt, sammelt euch; zu Hülfe Alle, Alle au- Dörfern und Städten, All« in-gesammt. Haut die Juden, haut die Hunde, haut die Betrüger, stür met die Höllenbrut. Fürchtet nicht-, ihr unterjochten Christen, denn ein gut«r Held geht un- voran. Nun, so seid nicht feig, «S gilt ja nur zu retten unser bischen Hab und Gut. Raus mit den Juden. Bismarck leb« hoch! vr Henrici lebe hoch! vr. Stöcker lebe hoch!