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Abend 10t Uhr wieder wohlbehalten in Berlin elnge- troffen. Da die hohe Krau jeden größeren Empfang abgrlrhnt hatte, so waren bei der Ankunft nur der Kronprinz und die Kronprinzessin mit dem Prinzen Heinrich auf dem Potsdamer Bahnhöfe anwesend. Bon dort auS begab sich die Kaiserin im zweispLnnigen königlichen Stadtwageu mit Spitzreiter nach dem könig- lichen PalaiS, wo der Kaiser sie erwartete. — Da- Reichttagspräfidium ist am Sonntag von dem Kaiser in feierlicher Audienz empfangen worden. Die „Slsaß-Lothringische Ztg." wendet sich gegen diejenigen Blätter, welche au- finanziellen oder poli tischen Gründen die Erbauung eines KaiserpalasteS in Straßburg bemängeln, indem sie schreibt, der Kaiser habe für seine Person an Elsaß-Lothringen keinen An spruch erhoben; er dürfe aber wohl beanspruchen, den Rechten und Pflichten, welche er im Jnterefle deS Reiche- wie deS Landes in Straßburg in eigener Person zu erfüllen habe, auch nachkommen zu können. Bei den jetzigen Unterkunft-Verhältnissen sei die- fast unmöglich, auch entsprächen dieselben nicht der Würde der kaiser lichen Majestät. Dasselbe gelte von dem Borschlage, dem Kaiser ein Absteigequartier in einem der etwa künftig beabsichtigten Gebäude einzurichten. Der Kaiser- palast in Straßburg habe nicht nur eine Bedeutung al- solcher, sondern die weitergehende der Umwandlung der ehemaligen Departement-Hauptstadt zur kaiserlichen Residenz. Damit steige Straßburg wieder empor zu der Würde und Bedeutung, welche eS ehedem unter den Städten deS Reiche- eingenommen. Der Artikel schließt mit den Worten: „Wir glauben übrigen- in der An nahme nicht zu irren, daß eS im Reichstage bei einer Frage, welche an die Person deS Kaiser- heranreicht, überhaupt keine Parteien geben, sondern der Beschluß so ausfallen wird, wie eS der Würde deS deutschen Reiches entspricht." Dasselbe Blatt erklärt sich er mächtigt, die Zeitungsberichte über die Absichten deS Statthalters von Manteuffel, die volle Konfesfionalität der höheren Lehranstalten der ReichSlante durchzufahren, ihrem ganzen Inhalte nach für unwahr zu erklären, ebenso wie die Nachricht, der Staatssekretär Hoffmann arbeite bei den Mitgliedern deS StaatSrathS für Elsaß-Loth ringen dahin, daß dieselben jenem Vorhaben zustimmen. Die damit dementirten Gerüchte hängen mit den fort gesetzten Angriffen der ultramontanen Zeitungen auf das höhere Unterrichtswesen Elsaß-Lothringen- zusammen. Gegen dieses Treiben haben mehrere Professoren der Straßburger Universität, Lehrer an dortigen Gymnasien, Alt-Straßburger und Alt-Deutsche Bürger in einer zu diesem Behufe stattgefundenen Versammlung die folgen den Resolutionen angenommen: Angesichts der fortge setzten Angriffe der ultramontanen Partei gegen die Unabhängigkeit deS höheren Schulwesens in Elsaß- Lothringen, erklären die Unterzeichneten im Interesse deS konfessionellen Friedens, der nationalen Gesittung und der ungestörten Fortentwickelung der Wissenschaft: 1) an den höheren Schulen ist mit Ausnahme der Religions stunden brr Unterricht wie bisher konfessionslos zu er- theilen; 2) eS ist zwar zweckmäßig, daß die Konfession der Lehrer nach Verhältnis der Konfession der Schüler Berücksichtigung findet, aber grundsätzlich sind die Lehrer nach ihrer wissenschaftlichen und pädagogischen Brauch barkeit und nicht nach ihrer Konfession zu wählen. — Die am vorigen Donnerstag von der baierischen „Post- zeitung" gebrachte Nachricht, daß Freiherr v. Francken- stein mit dem Kabinetösekretär v. Ziegler nach Hohen schwangau zu dem König Ludwig gereist sei, wird von der „Allgem. Ztg." für unbegründet erklärt. Auch in Darmstadt steht eine Ministerkrisis in Aussicht, weil der Finanzausschuß der hessischen Kammer, an dessen Spitze sich der Präsident Kugler befindet, nicht länger die Mittel für das Polytechnikum in Darmstadt bewilligen will, während die Regierung auf die Erhaltung der in ihrer Frequenz allerdings sehr zurückgegangenen Anstalt großen Werth legt. In der hessischen Landeshaupt stadt beschäftigt diese Frage alle Gemüther, da die Stadt daS AnstaltSgebäude errichtet und vor wenigen Monaten noch bedeutende Erweiterungen desselben vorgenommen aber — sonst braucht da- Niemand zu wissen, Kirchner, hören Sie, ich sage Ihnen, Niemand!" Die Wärterin nickte dienstfertig. „Wenn nur der junge Herr zu Hause ist!" stammelte sie. „Ich weiß nicht, ob " „Fort!" befahl mit heiserer Stimme die Kranke. „Kort! — Keine Widerrede!" Krau Kirchner verschwand gehorsam, aber im Vor zimmer ballte sie die Faust. „Werde ich eine Närrin sein!" sprudelte sie zornig mit halber Stimme. „Pah, bei den seltsamen Verhältnissen hier im Hause, bei Allem waS die Leute flüstern und was ich selbst gesehen habe! Nein, meine Gute, jeder ist sich der Nächste und Ge storbene können gar nichts mehr nützen, wissen Sie daS wohl? Ich werde nicht so dumm sein, mir die Gunst der Frau Kommercienräthin muthwillig zu verscherzen!" Sie schlüpfte die Treppen hinab und klopfte an eine Thür de- Erdgeschosses. Auf daS einladende: Herein! einer Frauenstimme erschien die kleine magere Gestalt in dem Zimmer, an dessen Straßenfensterv, von der Spitzengardioe halb verborgen, eine ältere Frau strickend saß und gleichgiltig aufblickte! Die weißen Finger schlugen langsam Masche an Masche, ein Paar dunkle, tiefliegend« Augen musterten heimlich spähend die ver schmitzten Zuge der Wärterin, allmählig schien sich in der Seele der Dame etwa- wie Neugier oder Unruhe zu regen. „Nun, Krau Kirchner," sagte sie, „wa- giebt'S?" Die Wärterin seufzte: „Krau Kommercirnräthiu mögen gütigst verzeihen, — vielleicht begehe ich eine arge Dummheit, aber — wenigstens wollte ich der Frau Kommercienräthin überlassen, die Sache selbst zu ent- hat. Ole Anhänger de- Polytechnikums leiten die Existenzberechtigung auS den vorzugsweise ethischen Auf gaben her, welche die Kleinstaaten fast ausschließlich noch zu erfüllen haben: die Gegner verweisen aber auf da» nahegelegene badische Polytechnikum in Karlsruhe zum Beweise für die Möglichkeit, daß der Hessen- Darmstädter in der Nähe seiner Leimath dem Studium der technischen Fächer obliegen könne. AuS denselben Gründen empfehlen nun die Freunde deS technischen Institut» die Aufhebung der LandeSuniversität Gießen in der Weise, daß jedem der 200 Studirenden Hessen» au» der Staatskasse 500 M. jährlicher Zuschuß gezahlt werden sollte, damit er draußen im Reich seine Studien absolvire, wobei der Staat, dem die Universität Gießen 300,000 Mk. Kosten verursacht, 200,000 Mk sparen würde. DaS ist selbstverständlich nur ein Spaß, den die Darmstädter sich auf Kosten der Oberhessen machen, er ist aber bezeichnend für den mißlichen Stand einzelner kleinen Universitäten. Oesterr-Ungar. Monarcdi». Die Sonn abend-Sitzung deS österreichischen Abgeordnetenhauses nahm einen sehr stürmischen Verlauf und war gleich bei dem Beginn eine hochgradige Spannung bemerkbar. Nachdem der Abg. JacqueS seinen Antrag auf Ein schränkung deS objektiven Verfahren» begründet und der Abg. Lienbacher und der Minister Prazak die Angriffe der Abg. JacqueS und Ruß zurückgewiesen, erklärte der Justizminister, er stehe für die Objektivität der Richter ein und bemerkte, die Bewegung in Böhmen sei von gewissen Seiten genährt worden. Der durch mehrere Aeußerungen deS Ministers empfindlich verletzte czechische Abg. Rieger empfahl dringend, man möge die gegen seitigen Vorwürfe aufgeben und sich lieber über die Bedingungen deS Friedens in Böhmen verständigen. Abg. Ruß beantragte jedoch auf Grund der Geschäfts ordnung die Wahl eines Ausschusses wegen der Aus drücke, welche der Minister Prazak gegen die deutsch-böhmi schen Abgeordneten gebraucht hatte. Der betreffende Aus schuß ist inzwischen gewählt worden. In derselben Sitzung suchte Graf Laaffe die der Länderbank gewährten außer ordentlichen Vergünstigungen zu rechtfertigen. — Bi- jetzt liegen auS der KrivoScie nur sehr spärliche Nachrichten vor, doch steht eS außer allem Zweifel, daß es sich nicht um vereinzelt auftretende Räuberbanden, sondern um einen förmlichen Aufstand handelt, den man allerdings gegründete Hoffnung hat, in kurzer Zeit zu bewältigen, da eS gelungen ist, den Aufrührern die Zufuhr an Menschen und Material abzuschneiden. — Die amtliche „Wiener Ztg." veröffentlicht den von dem Kaiser genehmigten gemein, samen StaatSvoranschlag für daS Jahr 1882. — Mehrere österreichische Journale drucken ein Schreiben der deutschen Kaiserin an den Erzherzog Karl Ludwig ab, mit wel chem 1000 Gulden zur Stiftung eine- Krankenbette- für daS neu zu gründende Elisabeth-Krankenhaus in Pest übersendet wurden. — Die amtliche „Pol. Korresp." brachte eine sensationelle Mittheilung, nach welcher die diplomatischen Beziehungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Rumänien so gespannte geworden seien, daß nur noch ein Schritt bis zum vollständigen Abbruche derselben mangelt. Die betreffende Mittheilung lautet: „Wie unS auS Bukarest gemeldet wird, erhielt der k. und k. Gesandte in Bukarest, Graf HoyoS, den Auftrag, sich im Hinblick aus Lie jüngste rumänische Thronrede, bis zum Eintreffen weiterer Weisungen, vorläufig jedes persönlichen Verkehres mit der k. rumänischen Regierung zu enthalten und sich auf die Erledigung der laufenden Geschäfte zu beschränken". Italien. Mit den bei der aegyptischen Regierung wegen der Niedermetzelung der Guilettischen Expedition gemachten ernstlichen Vorstellungen erreichte die ita lienische Regierung wenigstens so viel, daß eine neue gründlichere Untersuchung eingeleitet ist, bei welcher der italienische Kommissar gleich dem aegyptischen, mit der weitestgehenden Vollmacht behufs Ermittelung der Schuldigen auSgrstattet wurde. Ueber die Art und Weise der zu leistenden Genugthuung behält sich Italien ' seine Entschließung vor. — In dem am 25. November abgehaltenrn Konsistorium bat, nachdem der Papst im scheiden. Mein armeS Fräulein glaubt sich dem Tode nahe — sie ist eS wohl leider auch — und da erhielt ich denn den Auftrag, den jungen Herrn Wolfram herauf zu bitten. Fräulein wünscht ihn sogleich zu sprechen." Jetzt bekam daS Steinbild Leben. Die schwarze Seidenrobe krachte, daS Strickzeug entfiel der emsigen Hand. „Meinen Sohn?" fragte hastig die Dame. „Unmöglich!" „DaS dachte ich im Anfang auch, aber der Befehl lautete ganz bestimmt." Ein mißtrauischer Blick streifte daS unterwürfige Gesicht, — die Kommercienräthin wandte sich wie zu fällig ab, ihre Fingerspitzen zitterten. „ES ist gut, liebe Krau. Gehen Sie einstweilen in die KücheK^Man wird klingeln, sobald man Ihrer bedarf." Der dienstbare Geist verschwand geräuschlos und sobald sich die Thür geschlossen, ließ Frau Klara Wolf ram plötzlich beide Arme schlaff herabsinken, ihr Blick suchte den Spiegel, sie musterte prüfend daS eigene hoch- mülhige, eiskalte, aber doch von geheimer Unruhe durch bebte Gesicht. Leo sollte zu ihr kommen? — Leo? — Weshalb? - Ein Schauder überrieselte alle ihre Glieder, aber gerade durch diesen Anflug nervöser Schwäche wurde der Charakter von Stahl plötzlich gleichsam zu sich selbst zurückgeführt. DaS Knäuel fiel in ein Handkvrbchen, um di« Lippen spielte sekundenlang ein harte-, haß- erfüllte- Lächeln. „Rie, Ernestine, nie," murmelte sie. „Wa- ich sechs Jahre lang ungebeugt ertrug, daS findet mich auch heute bereit." Und dann ging sie die rreppt» hinauf, um sich — weißen Seidenkleid«, mit der dreifach«» Krone ge schmückt, auf dem Thronseffel Platz genommen, Lee Arlteste der päpstlichen Advokaten de Dominics in einer lateinischen Rede um die Heiligsprechung folgender vier Kandidaten: Johann Baptist de Rossi, Kanonikus an der Basilika von Santa Maria in KoS- media; Laurenz von Brindisi, Kapuzinerpriester; Bene dikt Labrö, Laienbruder m Boutognr sur Mer, der durch die äußerste Verachtung aller Toilette-Hilfsmittel be kannt geworden, und Klara della Kroee au- Montefalso vom Orden de- heiligen Augustin. Msgr. Merkurelli erwiederte im Namen deS Papste- und da von keiner Seite ein« Einwendung g«schah, werden am 8. December die Heiligsprechungen vor sich gehen. — Mehrere bei dem Vatikan beglaubigte Diplomaten bezeichneten die an gebliche Verhandlung wegen Ueberfledlung de- Papste» nach Fulda al- ein aussichtslose- Projekt de» jetzt von Rom abwesenden Kardinal- Hohenlohe. Ernstere Be deutung legt man den anti-italienischen Aeußerungen deS Fürsten BiSmarck im deutschen Reichstage bei. Dieselben versetzten die italienischen Abg«ordneten in unendliche Aufregung, jedoch unterblieben auf private Beschwichtigungen der Minister darauf bezügliche Inter pellationen. Anläßlich der Rede Gambetta - bei der Kreditforderung für Luni-, meint daS Journal „Di- ritto", eS sei auf eine solche Unterscheidung zwischen dem Protektorat und der Annexion gefaßt gewesen. Für einen Diplomaten und Advokaten erscheine sie geschickt, aber für Europa im Allgemeinen und für Italien ins besondere sei daS Protektorat nichts als die Annexion ohne den häßlichen Klang ihrer Verantwortlichkeit. Frankreich. Die Chancen Gambettas im Senate sind im entschiedenen Steigen. Die republikanische Linke de» Senats entschied sich bereits für eine theil weise Umänderung der Verfassung. Um so empfindlicher berührt die nächsten Freund« d«S Präsidenten Grövy der sich steigernde Uebermuth deS gambettistischen An hänge-. DaS Journal „Paix" bezeichnet eS nicht ohne Grund als eine Taktlosigkeit der „Röpublique franyaise", daß dieselbe Gambetta den „Chef der exekutiven Gewalt" nenne. Eine solche Stellung weist die französische Ver fassung freilich dem Ministerpräsidenten nicht an, that- sächlich hält jedoch Gambetta die vollziehende Macht in seinen Händen. General Chancy, dem Gambetta die gewünschte Abberufung zustellte, begab sich bereit- zur Ueberreickung dieses Abberufungsschreibens über Berlin nach Petersburg, wird aber nach seiner Rückkehr nicht in den Ruhestand treten, sondern ein wichtiges Kommando in der Armee übernehmen. Angeblich ist ihm da- sechste Armeekorps (ChalonS sur Marne) be stimmt. — Der ehemalige Minister JuleS Ferry soll zum Präsidenten deS BudgetauSschusse- der Kammer ernannt werden. Präsident Grövy unterzeichnete am 3. Dec. das für die Fortsetzung deS Kulturkampfes bedeutsame Dekret, wonach in den Lyceen und Lehranstalten zweiter Ordnung der Religionsunterricht als pflichtmäßig auf hört; die Eltern haben zu Anfang deS Jahre- anzu, geben, ob ihre Kinder dem konfessionellen Unterricht bei wohnen sollen oder nicht. Großbritannien. Da der Fürst von Waldeck sich damit einverstanden erklärte, soll vie Hochzeit deS Prinzen Leopold mit der Prinzessin von Waldeck auf Wunsch der Königin Viktoria im GeorgSsaale deS Windsorschlosses statifinden. Am vergangenen Donnerstag traf der britische Premierminister Gladstone im Windsorschlosse ein, um der Königin einen Besuch abzustatten. — DaS über die afghanischen Angelegenheiten veröffentlichte Blaubuch ent hält den auf die Uebertragung der Verwaltung von Kandahar an Abdur Rahman bezüglichen, in der Zeit vom 11. Januar bis 20. Juli d. I. ergangenen diplo matischen Schriftenwechsel und darunter einen Brief deS EmirS, worin derselbe sich verpflichtet, ohne Zu stimmung England- nichts zu unternehmen und ver spricht, die britische Regierung stets von den Zuständen in Afghanistan zu unterrichten. — Wie wenig beruhigt die Stimmung in Irland bis jetzt noch ist, zeigte eine ungewöhnliche Scene, die sich am vorletzten Sonntag in der katholischen Kirche in Kanturk abspielte. Kanoj seit langer Zeit zum ersten Male — vom Mittelbau in den Flügel zu begeben. WaS jetzt kommen würde, daS erforderte ihre ganze geistige und körperliche Kraft, sie wußte eS, sie mußte gelassen bleiben, mußte vielleicht kämpfen. — DaS Blut hämmerte in ihren Schläfen, die Zähne waren fest aufeinander gepreßt. So erschien sie im Zimmer der Kranken, die fortwährend unruhig zur Thür sah und bei ihrem Anblick abwehrend die Hände erhob. „Du, Klara, Du, — we-halb kommt Dein Sohn nicht zu mir? — Ich muß mit ihm sprechen!" DaS wurde in abgebrochenen Lauten hervorgestoßen, die Kranke streckte jetzt gebieterisch den Arm auS. „Geh foit, Klara! Siehst Du nicht, daß ich sterbe? — Laß mir die letzten Minuten, schick« Deinen Sohn hier her, — um Gotteswillen, schicke ihn. Ich kann daS, waS er wissen muß, nicht mit mir hinübernehmen in die andere Welt, wo vielleicht daS Gericht kommt, — da» Gericht!" — Sie wiegte den Oberkörper von einer Seite zur anderen. „Leo? — Wo ist Leo? — Ich muß ihn sehen" Die Kommercienräthin hatte draußen im Vorzimmer gegen den Korridor hin abgesperrt, sie wußte, daß daS, waS hier jetzt gesprochen werden würde, zu keine» Menschen Ohr gelangen konnte, daher war sie ruhig. Langsam in einem der altväterischen Sessel Platz nehmend, setzte sie sich in die Nähe de- Bette« und legt« gelafft» ihr« jawelenblitzenden Hände über einander. „Leo ist nicht zu Hause, meine gute Erna. Vielleicht siehst Du ihn morgen, oder noch besser, sagst mir, wa» Du ihm mittheilen wolltest."