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43. Jahrgang Sonnabend, den 12. Wovcmber 1881 Feuilleton werde» bi» Morria-, Mittwoch ». Freit», Mittag angenormme» »nb kosten: » die1fp.lt Zeile 15 Pf. Politische Weltschau. Deutsche» Reich. Wer von der neuesten Nummer der preußischen halbamtlichen „Prov.-Korresp." eine Auf klärung über die Stellung der Reichsregierung zu der künftigen Reichstag-mehrhrit und über den durch die »Post- in Aussicht gestellten Rücktritt des Kürsten Bis marck erwartet hat, dürfte von den Aufschlüssen de» RegrrrungSorganS kaum befriedigt werden. Der Leit artikel, betitelt: »Der neue Reichstag und die wirth- schaftlichen Reformpläne", ist offenbar noch unter der Vor aussetzung geschrieben, daß Fürst Bismarck an der Spitze der Regierung bleibt und ruhig abwartet, bi- das Cen trum oder sonst andere zur Bildung einer Mehrheit brauchbare Parteien auf seine Wünsche eingeheo. Der Schluß deS erwähnten Leitartikels lautet: »Fürst Bis, marck hat sich beim Beginn der Lirthschaftsreform sehr eingehend und klar darüber ausgesprochen, daß er, wenn seine bisherigen Freunde, auf die er zunächst gerechnet, ihn im Stich ließen, zur Durchführung seiner Pläne für daS LandeSwohl Hilfe aus anderer Seite suchen müsse und diese gern annehme, insofern er dabei ein Interesse des Landes nicht preiözugeben braucht. »Ich habe — sagte der Kanzler — positive praktische Ziele, nach denen rch strebe, zu denen mir mitunter die Linke, mitunter die Rechte geholfen hat und nach meinem Wunsch beide gemeinschaftlich helfen sollten. Aber wer diese Ziele mit mir erstrebt, ob man sie sofort erreicht oder nach jahrelanger gemeinschaftlicher Arbeit ihnen näher kommt und sie schließlich erreicht, darauf kommt eS so sehr nicht an, — ich gehe mit Jedem, der mit den Staats- und LandeSintereffen nach meiner Urberzeugung geht; die Fraktion, der er angehört, ist m>r vollständig gleichgiltig." Ob positive- Schaffen schon jetzt möglich ist, oder zunächst ein Stillstand rintreten soll, da- hängt nach Lage der Dinge vom Centrum ab. Die Regie rung wird durch diese Entscheidung in ihrem Unheil über das, was im Jntensse des Volkes zu erstreben ist, nicht beeir flußt. Virlleicht wird sie warten müssen, bi» die Nation mehr Lerständniß für die Reformpolitik zeigt und politische Interessen nicht mehr die Wahlen beherrschen, — jedenfalls wirb die Regierung aber an ihren Plänen festhalten und sie mit denen, die ihr folgen wollen, seiner Zeit durchzuführen suchen.- Unmittelbar dahinter wird aber der Artikel der »Post" abgedruckt, wonach der Kanzler seine Entlassung nachsuchen wird, weil er sich nicht für den geeigneten Mann hält, mit dem Centrum gemeinschaftlich zu wilken! Ueber die Eröffnung deS Reichstage- sind, «i» officiöS mitgetheilt wird, noch keine festen Bestimmung« gtlrofsin. Zu den Eventualitäten, welche däbei l» Betracht kommen, gehört vor Allem die Möglichkeit Lnferateu- «unatz»efte«eu t Die Araoldische Buchhandlung, ^nvalldnidank, HamensteinL Vogler, Rudolf Moffe, G. L. Daube w Lo» in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berle», Frankfurt a/M. u. s w. der Eröffnung durch den Kaiser in "a.^z^ur- alS es sich um den Beginn einer LegiS^ Periode handelt. Jedoch wird es namentlich Gesundheitszustände deS Kaisers abhängen, Absicht verwirklicht wird. Offenbar oppeM'te» Bismarck an den Kaiser s.lbst, um fernen Grgnern z zeigen, wo sein festester Halt sitzt, «uf d" « uß"ung der »Köln. Ztg.», »der Kaiser werde d" Leitung der auswärtigen Politik auch ferner dem F fi Bismarck belassen, die innere sociale Politik aber möge in Gottes Namen minder hastiger, sachkundigerer H anvertraut werden, denn das Reich brauche auck Innern Ruhe", antwortet die "Nordd. Allg. s g- ' „Diese Redensarten ändern an den Entwickelung nicht«; nur das Wort deS Monarchen kann uns leyr wie stets seit 20 Jahren vor falschen Wegen und m N- mörderischen Zielen retten. Daß sich "^"kaiserlicher Herr niemals Rath aus den Spalten der „Köln. Slg holte, ist hinlänglich bekannt." , , Im Ganzen fand die Ankündigung emes Ent- lassung-gesucheS deS Fü.sten BiSmarck, sowohl m Berlin wie im AuSlande eine äußerst skeptische Aufnahme. Die liberalen Blätter halten den Artikel der „Post )"ar für etwas mehr als die ultramontane „Germania-, die ihn nur alö Schreckschuß bezeichnet, aber sie glauben nicht, daß der Kaiser den Rücktritt deS Reichskanzlers gestatten werde. Die „Neue Preuß. Ztg." bemerkt: „Wir stimmen mit der „Post" darin überein, daß ein Entschluß deS Reichskanzlers, zmückzutreten, um unseres Vaterlandes willen auf daS tiefste zu bedauern fern würde. ES ist aber zu hoffen, daß sich trotz der ob waltenden Verhältnisse ein Weg finden werde, welcher eö dem Fürsten BiSmarck auch fernerhin ermöglicht, dem Kaiser zur Seite zu stehen und die Geschicke de» deutschen Reiches in segensreicher Weise zu leiten." Da» klerikale Wiener Blatt „Vaterland" erinnert daran, daß Fürst BiSmarck schon am 8. Mai 1880 für den Fall, daß sich die Macht des Centrum- unüberwindlich er weisen sollte, mit fernem Rücktritt gedroht habe. Ist dieser Fall nun auch eingrtreten, so übersieht daß Blatt jedoch, daß j.tzt ein ultramontaner Minister noch wen'ger regieren könnte als Fürst BiSmarck, da auch das Cen- trum im neuen ReichSkaae nicht mit den Konservativen über eine Majorität verfügt. Berechnet man nach dem Verlaufe der Stichwahlen die Tesammtstäike beider Fraktionen etwa auf 154 Mitglieder, so fehlen zur Kam- mermehrheit immer noch nicht weniger al- 45 Stimmen. Wie die „Provinzial-Korresp." meldet, empfing der Kaiser am vergangenen Sonru-G den Staaiemmister v. Bötticher, welcher über die bevorstehende Eröffnung der ReichStagSsession Vortrag hielt. DaS Befinden de» Kaisers ist gegenwärtig em ganz vortreffliche-. Die Höhere Bestrebungen. A»S dem amerikanischen Leben von I. Wackwitz-Lusch. S. Fottletzung.) „O, Mary," sagte MrS. Lamark, „wenn er wrviger gut und weniger zärtlich wäre, wie sehr müßte Dein Betragen ihn beleidigen. Und in jedem Falle solltest Du tausendmal rücksichtsvoller sein; die wahre Liebe verlangt keine Opfer, sie opfert sich selbst. Du weißt, «elcke unberechenbare Dienste un- dieftr Mann seit langen Jahren geleistet hat. E- sind nun neun Jahre, seitdem er al- rettender Engel zu un- kam. Wie hat er uns damals gefunden, in welch' entsetzlichen Ler- häliviffen!" „ES war gerade mein zehnter Geburtstag, als er bei uri» eintrat. Ich bildete mir damals ein, er sei mein GrburtStag-gescherk, da ich sonst weiter nicht- er hielt. Ich mochte ihn schon damal» gern leiden, so daß er meine erste und einzige Liebe geblieben ist. Uebrigen» fühlt er sich von mir nicht verletzt, gar nicht und nie- «al-." „Da- kannst Du nicht behaupten; Du solltest ihm »ie etwa- zumuthen, da- er nur mit Ueberwindung thun kann. Du bist ihm Dank und nur Dank schuldig, denn ohne ihn wären wir jetzt armselige Bettlerinnen. Dein Later gab mir in feiner letzten, schweren Krank heit die Adreffe feines jüngsten und liebsten Freundes, Mped ». RedaMr» Hvelden.Neuftadt «.Meitzner PasseS. Die Zeitung erscheint Dienstag, Dmenerstag und ronnabeud früh. «tennewent»- PreiSr Metteliährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Poß- »npaüen und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung iuS HauS erbebt die Post noch eine Ge bühr von 2b Pfg. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschastm Dresden-Altstadt und für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müller in damit ich wich im Fall der Noth an ihn wenden sollte. Die Roth brach über un- herein, schrecklicher, al- ich je für möglich gehalten. Du verlorst den Vater, ich den Gatten und wir standen an dem Abgrunde des BanklrottS. Unsere Geschäft-Verhältnisse wann die entsetzlichsten. Ich schrieb an Fra,k Palm, der sich damals in San Franzisko al» Geschäftsführer eine- Hause» von glän zendem Rufe befand. Der edle Marn riß sich dort loS und kam un» Armen zu Hilfe. Mit seinem eigenen vermögen und mit überme, schlicker Anstrengung richtete er unser gesunkene- HandlungShauS wieder empor, rettete die Ehre meine- unvergeßlichen Gatten, Deine» Vater-, Mary und schaffte unS neuen Wohlstand. O Kind, Kind, ich weiß wohl, daß ich Dir diese Geschickte schon hundertmal erzählt habe, aber ich erzähle sie Dir noch tausendmal, damit Du den Werth Deine- Gatten immer mehr würdigen, seinen hohen Charakter immer besser be- greifen, immer höher schätzen lernst." »Du tarnst sie mir noch millionenmal erzählen liebe Mutter, ich werde Dir stet« mit de.selben Andacht zuhören, denn meine» Manne» Lob ist mein eigene» und da Du Deine Tochter doch nur immer tadelst, so muß ich jene» al» Vergütung für da-, wa« mir versagt wird hinnehmen." „Unv Du darfst Deinen Mann nicht mit Deinen thSrichten Ansprüchen quälen; zu wa» den arbert-vollen fleißigen Geschäftsmann in Deine einfältigen Klubae^ schichten verwickeln. Sei froh, daß er so musterhaft lebt, andere Frauen wären überglücklich an Deiner Stelle Ja, da wir einmal dabei find, muß ich Dir saeen Mary, baß Du eine wahre Närrin bist mit Deinen WeltvrrbefferungSplänen, bei welchen doch gar nicht» herau». ächsischr DoWlmA.. > Kaiserin ist in der Wiederherstellung ihrer Gesundheit jetzt so weit vorgeschritten, daß sie in naher Zeit Baben- Baden verlassen und sich zunächst voraussichtlich zu kurzem Aufenthalt nach Koblenz begeben wird. Die Abreise litt durch die betrübenden Nachrichten auS Karlsruhe einen Aufschub, da man nicht ohne Besorgniß über die Erkrankung deS GroßherzogS von Baden ist, welche al» ein Rückfall deS schon vor mehreren Wochen überwun denen Zustandes sich zu einem gastrisch-nervösem F eber entwickelt hat. Nach dem amtlichen Bulletin verbrachte der Großherzog die Nacht zum Mittwoch unruhig, den Tag besser, aber gegen Abend hat daS Fieber wieder zugrnommen und war die Benommenheit größer. Der Erbgroßherzog ist von Potsdam in Karlsruhe ein- getrvffen. Die Erhebungen, welche der große Generalstab über die Landbefestigung Kiels macht, werden zu einrr Denk schrift als Unterlage erneuter, demnächst unter dem Vorsitze deS deutschen Kronprinzen beginnender Be- ralhun^en der LandeSvertheidigungS-Kommission bear- ! beitet. — Der Etat de- ReichSsckatzamteS fordert 2.600,000 Mark für die Erbauung eine» Kaiserpalaste» in Straßburg, was darauf deutet, daß der Gedanke de» Fürsten BiSmarck, dem deutschen Kronprinzen die Statt halterschaft von Elsaß-Lothringen zu übertragen, nicht aufgegeben ist. In dem neuen Etat deS Schatzamtes sind im Ordinarium 85.000 M. für die an die Mit glieder des deutschen Volkswirthschaftsrathes zu zahleu- 1 den Diäten eingestellt. Hierbei wird da» Centrum seine , erst« Feuerprobe zu bestehen haben, da eine adrrmalige Ablehnung diese» Posten» regierungsseitig sehr Übel vermerkt würde. — Nach der „Kons. Korresp." soll der preußische Landtag am 10. Januar eröffnet werden. Der Fortgang der Stichwahlen zum deutsch« Reichstage stellt die Niederlage der jetzigen Wirthschaft»- politik, deren hervorragende Vertreter selbst die Mandate der Hauptbezirke der Elsen- und Kohleaindustrie ver loren, immer deutlicher heraus. In Bochum verdrängte der klerikale Führer, v Schorlemer-Alst, den schütz- zöllnerischen Llbrralen I)r. Löwe; Solingen wählte den Socialdemokraten Rittinghausen; Lennep den Fort schrittler Sch ürer und in Dortmund unterlag der Schutzzöllnrr Berger dem Fortschrittskandidaten Lcnz- mann. In Dessau besiegte der Seceisionist Sello den Nationalliberal« n v. Cuny, in Darmstadt der fortschritt liche Fabrikant Büchner den nationallrberalen Professor I)r. Thiel; in Erfurt der Fortschritt-manu Stengel den Kreikonservativen, Minister LuciuS; in Nürnberg drang der Socialist Grillenberger durch; im 9. großherz, hessischen Wahlkreise der Socialist Liebknecht; in Hanau der Socialist Frohme; in Mannheim Köpfer, von der Volkspartei. D»e Forti'ckrinspa.tei gewann die ferneren Mandate; kommt. Du bist Deinem Manne gegenüber eine herz lose Egoistin, welche, wenn sie auf diesem Wege bleibt, weder glücklich werden, noch glücklich mache» kann. Merke Dir daS." Mary zuckte wie von einem heftigen Schmerz er griffen zusammew; wie von Entsetzen übermannt, sank sie in einen Sessel, schlug die Hände vor da» erbleichte Antlitz und schrie: „Sine herzlose Egoisten? Ich — und unglücklich Er? das ist zu viel! Du bist ungerecht, Mutter, Du vergißt, daß er für da», wa» er für un» gethan, seinen Preis erhalten hat. Habe ich ihn nicht geheirathet, den viel älteren Mann? Besitzt er mich nicht? Opfre rch ihm nickt meine Jugend? Ist e» zu viel ver langt, wenn ich wünsche, baß rr sich auch einmal nach mir richtet, wo ich mich nur immer nach ihm gerichtet habe? Hat er un» Opfer gebracht, so bringe ich ihm wahrhaftig deren auch genug, alle Tage, Mutter, alle Tage!" Die junge Frau brach in Lhränen au», sie weinte entsetzlich. An der anderen Seite der Thüre hatte ihr Gatte dem armen Einwand«rer freundlich Rath ertheilt und ihm einen guten Trost mit auf den Weg gegeben. Als derselbe gegangen «ar, wollte er selbst sich nun auch zum Fortgehen anschicken, da vernahm er plötzlich Marien» auf geregte Stimme. Unwillkürlich horchte er auf: „Habe ick ihn nicht geheirathet, den viel älteren Mann? Be sitzt er mich nicht? Opfere ich ihm nicht meine Jugend?" Ein heftiger Schmerz schnitt durch de» armen Manne» Herz, eine große Schwäche kam über ihn, er streckte die Hand nach einem Gegenstände au» an welchem er, der Schwindelnde, sich fest halten könnte. Wenn