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üchfische VorhkiliMA Lulerateu- Aunahmeftele»» Die «rnoldtsch» werden bi» Montag, Mittwoch ». Freitag Mittag angenommen und kosten: , die Ispalt. Zeile Lb Pf. Unter Eingesandt- 30 Pf. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanu Müller in Dresden. Buchhandlung,, Jnvalldendank, HaasenstetnLBogler, Rudolf Moste, ' O. L Daube « Es. in Dresden, Leip^ Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. m f. w. Ogped w Redaktion »reldeu-Neuktadt ».Mribner Gasse». Die Zeitung erscheint Dienstag, «ounerstag und Pouaabeu» früh. NdonueweutL Preis r »irrieltährl. M. Z, beziehen durch die kasterlichen Post« »nßalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins Haus erhebt die Lost noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Ar. 132. Donnerstag, den 1v. Wovemöer 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Wie wird sich Fürst Bis« marck der Situation geget über stellen, welche dir Reichs» tagöwahlen schaffen? Darüber liegen die verschieden» artigsten Kundgebungen vor, aut denen nur überein stimmend erhellt, daß sich der Reichskanzler die durch die Wahlergebnisse wesentlich vergrößerten Schwierig keiten seiner Stellung nicht verhehlt. Besondere- Auf» sehen erregt ein Artikel de- Organ- der preußischen Frelkonservativen, der „Post-, welcher ankünd'gt, Fürst BiSmarck beabsichtige im Laufe dieser Woche nach Brr» lin zurückzukrhren und dem Kaiser angesichts der Wahl ergebnisse über die zukünftige Gestaltung der Regierung Vortrag zu halten. Wie die „Post" erfuhr, äußerte sich der ReichSkanrler, er sei müde da- Stichblatt für alle Bosheit, Niederträchtigkeit, Verleumdung und nei» bische Vrrdächtigung zu sein, welche eine Bevölkerung von 45 Millionen ablagerte. Der Schluß deS sensatio» nellen Artikels lautet: „Nach parlamentarischen Grund sätzen müßte die ReichütagSmehrheit die Nachfolge de- KanzlerS übernehmen, indessen vermöchten Fortschritt und Eentrum wohl gemeinsam zu opponiren, aber nicht zu sammen zu regieren. Bei der Unmögllchkeit, in Preußen monarchisch und dennoch nach den Grundsätzen der Fort schrittspartei zu wirken, könne sich der Nachfolger de- KanzlerS bei der Wahl zwischen dem Centrum und der Fortschrittspartei nur zu Gunsten der ersteren Fraktion entscheiden und unter Mitwirkung der katholischen Pai tei »ine regierungsfähige Mehrheit bilden. Der lang jährig« Kampf mit dem Centrum laste hierzu andere an den bisherig«» Kämpfen unbetheiligte Personen geeigneter erscheinen alS den Kürsten BiSmarck, der jenen Streit, gestützt auf die frühere große nationalliberale Partei, glaubte führen zu können, ihn aber aufgeben mußte, alS ihn nach dem Mißlingen der Verhandlungen mit Bennigsen die liberale Partei im Stiche ließ. Nachdem dieselbe die Führung an radikalere Elemrnte verloren, ist der Weg, welcher der Regierung bis 1877 vorschwebte, ungangbar geworden. Für die neuen Wege dürfte die Verantwortlichkeit besser an einen Staatsmann übergehen, welcher die Antecedentien dlS Reichskanzlers nicht hat." Dagegen wird der Londoner „LimeS" von einem in Berlin woblinformirten Manne geschrieben: „WaS die innere Politik betrifft, so empfindet der Fürst die Ab weisung, die er soeben empfangen, sehr scharf, aber er wird sich weder hartnäckig noch schmollend benehmen, sondern geduldig den Andeutungen sich fügen, welche ihm dir letzten Wahlen gegeben haben. Vielleicht wndrn ihn die inneren Nothwendigkeiten zu einem Wechsel seiner Politik nach einer auswärtigen Richtung hin veranlassen; aber er wird dabei viel Geduld und Ruhe zeigen und keinen offenen Kampf versuchen." Fürst Bismarck dürfte also voraussichtlich zur Eröffnung deS Reichstags nach Berlin kommen, sich an der Berathung deS ReichShauShaltS betheiligen und dabei seine Auffassung der inneren Lage au-ein«nder- fetzen. Die Etareberathung muß diese- Mal im Reichstage besondere Bedeutung und Ausdehnung gewin nen, da alle Parteien nach dem überaus heftigen Wahl» kämpfe da- Bedürsniß fühlen, ihre Stellung zur Po litik d«S Fürsten BiSmarck in möglichst Helle- Licht zu setzen. Die Crkläiung'N deS sächsischen Finanzminister in der MontagSsitzung der 2. Kammer lassen darüber keinen Zweifel, daß die Erträge der Reichesteuern hinter dem Voranschläge zurückgeblieben sind und daß sich deshalb die Matrikularbeiträge im Reich-hauShalt-etat pro 1882/83 erheblich höher stellen müssen. In den Motiven zu dem sächsischen Etat heißt e» überdies aus drücklich: „Der Bemessung der Ueberschüsse auS Zöllen und der Labakssteuer ist der in dem ReichShauShaltSetat für da- EratSjahr 1881 82 eingestellte Betrag zu Grunde gelegt. Auf die zu erwartenden höheren Erträge der Labakssteuer ist aber um deswillen keine Rücksicht ge» nommen, weil sich annehmen läßt, daß in gleichem Ver» hältniffe auch die Matrikularbeiträge anwachsen werken." Die dadurch geschaffene Situation ist einem Zusammen gehen der Klerikalen mit den Konservativen so ungünstig ! alS möglich. DaS bedeutend erstarkte Centrum ist eben ! so wenig geneigt zur Vermehrung der Steuern alS zu einer weitgehenden Förderung der Socialpolitik de- ReichSkanzlerS brizutragen. Eine Vorlage der Ver- ficherungSprojekte und eine solche wegen Einführung deS LabakSmonopolS hätten, soweit sich die Zusammensetzung deS nächsten ReichStagS übersehen läßt, nur sehr geringe Chancen. Vielleicht verschiebt Fürst BiSmarck die Ent scheidung bis zum Anfang deS nächsten Jahre-, wo der Ausfall der Neuwahlen zum preußischen Abgeordneten- hause ihm G wißbeit darüber verschafft, welchen Ein druck eine Auflösung deS Reichstages hervorbringen könnte. Inzwischen werben die Organe deS Reichs kanzler- unermüdet weiter für da- Universalmittel de- TaraksmonopolS. Die „Nordd. Allg. Ztg." meint, eS sei vor den Reichstagswahlen da- Gerücht auSgesprengt worden, der Preis der geringsten LabakSgattung werde nach Einführung deS Monopols nicht weniger alS 5 Mark betragen. Seiten- der Vertreter der deutschen Reich-- rrgierung sei vielmehr wiederholt die Absicht au-ge sprochen worden, bei Einführung deS Monopol- den Tabak, namentlich die geringeren Sorten desselben, nicht theurer zu verkaufen, alS er gegenwärtig im Einzelver kaufe den Konsumenten geliefert wird; in Deutschland soll demnach die Einnahme au- dem LabakSmonopol nicht durch Auflegung einer neuen Steuer wie in Frank reich, sondern nur dadurch erzielt «erden, daß der gegen wärtig unverhältnißmäßig große, in den Händen der Tabakehäntler, Agenten und Detaillisten verbleibende Gewinnst zum Besten deS Staate- vereinnahmt wird. Nach zuverlässigen Berechnungen werde da- Deutsche Reich, ohne daß der Labak eine Verlheuerung über den gegenwärtigen Preisstand hinaus erfährt, über 150 Millionen Nettoertrag auS dem LabakSmonopol ziehen. Die Konsumenten hätten außerdem bei dem Staatsbetriebe den Vortheil, eine solide unverfälschte Waare zu erhalten, mährend sie jetzt oft unter dem Namen „Labak" eia Produkt einkaufen, in welchem zwar kein Blatt jener Pflanze, dafür aber desto mehr getundheitSgefährliche und ekelerregende Substanzen enthalten sind. Da» gouvernrmrntale Blatt meist darauf hin, daß in Oester reich trotz de» Monopol- daS Pfund Labak geringerer Gattung schon zu 86 Pfennig zu haben ist und daß die Labakspflanzer im Elsaß einstimmig die Lage de- TabaksmonopolS zurackrufen, da sie nach Aufhebung deff.lben nicht mehr einen lohnenden Verdienst finden und den LabakSanbau daher bereit- bedeutend einge schränkt haben. DaS am Sonntag in München durch die Ultra» montanen verbreitete Gerücht, der Minister von Latz sei entlassen, wurde durch Plakate in den liberalen Wahl lokal«» sofort alS Unwahrheit bezeichnet. Die „Süddeutsche Presse" stellte da- Gerücht alS rin klerikale» Vahl- manöoer hin, die Stellung deS Ministers sei im Tegen- theil durch die jüngsten Kannnerbebatten neu befestigt. In ganz ähnlicher Weise beharrt die badische Regierung bei dem bisher befolgten liberalen System. Nach einer Meldung deS „Frankfurter Journals" find die acht von dem Großherzog von Baden neu ernanr.ten Mitglieder der ersten Kammer sämmtlich Nationalliberale und ge hört auch der neue Präsident de- badischen Oberland»-- gerichtS dieser politischen Richtung an. Der „Karls ruher Zeitung" zufolge besteht die Krankheit de- Groß- herzogö in einem gastrischen Fieber. Sonntag Abend trat eine Erhöhung der Körpertemperatur ein, welche auch am Montag anhielt. Alle übrigen KrankheitSrrschei- nungen halten sich in mäßigen Schranken. WaS die am Montag vollzogenen Stichwahlen be trifft, so drang in Bingen der Secesfionist Bamberger mit 450 Stimmen Majorität durch; im 6. hessischen Wahlkreise (Ben-Heim) der liberale Kandidat v. Löw, im erst«» Münchner Wahlkreise besiegte der Klerikale Ruppert den nationalliberalen Gegner. Höchst bedauer lich erscheint der Ausfall der Stichwahlen in BreSlau, woselbst die beiden Fortschritt-männer Keblo und Freund den Socialdemokraten Hasenklever und Kräcker unterlagen. Feuilleton. Höhere Bestrebungen. AuS dem amerikanischen Leben von I. Wackwitz-Lasch. .,2. storNevung.) Auf dem Antlitz deS Gatten spielte ein halb weh- müthigeS, halb humoristische- Lächeln, wie rS ihm, wenn sich mit seiner stillen Freude ein Aber mischte, eigen war. „Natürlich," virsetzte er heiter, „Du gehörst ja dazu, mein kluge- Frauchen und was Du mir da sagst, ist ja All,- recht schön, recht erhaben. Ich sehe ein, daß ich bisher ein thörichter Mensch gewesen bin, denn ich — der ich doch, wie Du, in diesem Lande geboren und erzogen bin und die B«rhältnisse kenne — zu krnnen meinte — ich bildete mir immer ein, daß die Frauen nicht nur die gleiche, sondern eine noch viel höhere Berechtigung genossen, al- wir Männer, wenn man sie auch di-h«r lür zu wetthvoll erachtete, um sie in den Unreinen Strom de- politischen Stimmrecht- mit hinein schwimmen zu lassen. Der Einfluß der Frauen ist bei «n- »in ganz außerordentlich großer und wir Männer find ihm unterworfen, so lange wir leben." Mary lachte laut auf. „Ist e- nicht so?" fuhr ihr Gatte fett. „Venn wir Männer noch ganz kleine Buben find und unsere Eltern uo», au-gestattet mit dem ersten Lesebuche und einer Schiefertafel, in die Schule schicken, so empfängt »n- nicht ein Schvlmonarch, sondern eine Schulmonar» > chin. Die oft noch sehr junge, aber um so strengere Lehrerin lrhrt un» buchstabiren und je mchr wir auch wachsen, je höher wir auch rücken, in allen Klassen finden wir eine Dame, die un- durch die Macht ihrer Kenntnisse imponirt und un- die Zügel einer unbeug samen Di-ciplin fühlen läßt. Selbst tds krivoipal ok sekooi ist eine im Dienst ergraute Schulmamsell und wehe dem, welcher alS bestrafung-würdiger Sündev vor ibr erscheinen muß. Ja, auch dann noch, wenn un» der Bart zu keimen beginnt und wir in einer Hi^ir sctrooi unsere Studien forlsitzen, haben wir un» vor weiblicher Gelehrsamkeit zu beugen. Ich erhielt zum Beispiel Unterricht im Lateinischen und Griechischen von einer sehr liebenswürdigen, jungen Wittwe." „Du Ungeheuer!" warf Mary ein. „Und nun erst unsere Mitschülerinnen," fuhr der Gatte fort, „übrall, nicht nur in den/Volk- und Hoch» schulen, auch auf allen Oolisxes und Universitäten haben wir Mädchen oder junge Damen neben un-, die onS durch ihre Erfolge desLLmen. Wir finden Frauen in den schwierig en Stellungen, die außervrdenttichste Ver antwortung liegt nicht selten in ihrem Berufe. Ach, und wie lassen sie un- arme Männer ihr gesellschaft liche» Uebergewicht fühlen! In der Ehe, zum Beispiel, Ma>y — aber man läßt sich ja gern beherrschen, wenn man nur dabei recht sehr g«l ebt wird." „Du kannst rmt letzterem wahrhaftig zufrieden sein," versetzte Mary hocherrvlhend, „Du wirst sogar geliebt, ohne beherrscht zu sein. Ich wollte e- erst allerbing- versuchen, wie Mr-. Freld, und meinen Ehemann kontrolirea, überwachen, nachspioniren und dergleichen mehr, doch mein Herz rieth mir davon ab." „Da hatte Dein Herz auch ganz recht; der arme Mr. Field ist furchtbar unglücklich. Aber, um wieder auf Eure höheren Bestrebungen zu kommen, im Ganzen genommen scheint Ihr doch der Ansicht zu sein, daß Ihr da- männliche Geschlecht noch nicht so ganz nach Euerm Bedürsniß erzogen habt und daß Ihr eS nun auf andere Weise versuchen müßt. Denn, ehrlich gestanden, ist rS doch nicht- weiter alS Herrschsucht über un- Männer, wenn Ihr auch noch in die Region der Poli tik Hinern geralhen und dort die Zügel erfassen wollt, die für Sure Händchen wahrhaftig zu rauh find. In dessen da- Erziehung-institut, für dessen Gründung Ihr in Euerm Verein arbeitet, ist gar nicht so ohne. Steigt nur nicht gar zu hoch, denn die Anbetung, die Ihr doch auf allen LrbenSstufen von un- armen Teufeln beansprucht, möchte nicht so hoch h nauf reichen." „Pfui, Frank, Du verleumdest unser Geschlecht. Uebrigen- — wa» mich betrifft — ich danke für eine Verehrung, die nicht von oben herab kommt, von unten hinauf ist auch nicht- weiter wie Hünbcheng, kläff. Aber» nun, Scherz beiseite, lieber Mann, ich habe Dir noch eine Entdeckung zu machen, die mit dem Besprochenen in genauem Zusammenhang« steht. Du mußt mir einen großen Gefallen erweisen." „Recht gern, wenn ich vermag." „E- hat sich ein Verein von Männern gebildet, Frank, der mit dem unsern ganz und gar Hand in Hand geht, un- gewissermaßen unterstützt und un» vollständig ergeben ist. Er nennt sich der „UniouS-Klub" und—Fran( ich war überzeugt, daß Du beitreten würdest und habe selbst Deinen Ramen mit in die Liste eingetragen. Heute Abend ist die erste Zusammenkunft in Madison-Hall,