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ächsische DarßeilmA Sonnabend, den 5. Movcmöcr !881. Ubonnemeut»- PreiSr ^ettel>ährl. M. 1^0. (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmanu Müller in Dresden. 43. Jahrgang dir kaiserlichen Post« «Halten und durch unsere Boten. Ari freier Lieferung tu- HauS erbebt die Pop noch eine Ge bühr von 25 Pfg. -»lernte werde» bi« Pkomag, Mittwoch » Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zelle 1b Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Lnseraten- Aunahmefteleur Die Arnoldische Buchhandlung ^i.valtdendank, Haasenstein L Bögler. Rudolf Mosse, G L Daube L Lo. in Dresden, Leipzig. Hamburg, Berit», Frankfurt a/M. u. s. w. »W«d. , R«d«Mo» - D»edde».«eusi»»t st. Meißner Gaste S Die Zeitung erscheint Dienst«,, ^»»urrsta, und Lonnabend früh. Feuilleton. Höhere Bestrebungen. Au- dem amerikanischen Leben von 3. Wackwitz-Susch. In einer der westlichen Großstädte befindet sich da» «tezautr Hau- de- reichen Mr. Palm. In demselben saß eine- Abend- in einem schön ausgestatteten Zimmer Vrs. Lamark am lodernden Kaminfeuer und la-. DaS Gemach wurde von den Hau-bewohnern der Hochreittparlour genannt, seit vor etnrm halben Jahre dir rmz'ge Tochter der genannten Dame sich rerheirathet «d zu diesem Ereigniß da- stattliche Zimmer eine neue, reiche Einrichtung erhalten hatte. E» lag im oberen Eestock und war da- eigentliche Wohngemach der jungen Eheleute. MrS. Lamark wartete hier auf die Heimkehr ihrer Lochter, die in eine Damenversammlung zu einer, wie fit geäußert hatte, sehr wichtigen Verhandlung gegangen »ar. Sie selbst führte ein stille-, beschauliche- WitMen» leben, ohne indessen da- häusliche Regiment au- der Hand gegeben zu haben. Im Gegemheil, seit der Ler- heirathung ihrer, allerdings noch sehr jugendlichen Lochter Mary mit Mr. Frank Palm, hatte sie die Zügel noch rin gute» Lheil straffer gefaßt, wobei sich alle Hausbe wohner nicht- weniger al- übel befanden. Mit einiger Hast legte sie plötzlich ihr Buch zur Seite, sah nach der Uhr und erhob sich, um den Griff der Klingel zu erfassen und herzhaft zu läuten. Eine WUNsche WeMLau. D-UtfckeS Reick. Oie halbamtliche preußische „Provinz.-Korresp." bespricht die Wahlergebnisse in ein gehendster Weise und klassificirt die 297 endgiltigen Kesultate in din 397 Wahlkreisen wie folgt: „Von den Gewählt cn gehören folgenden Parteien an: 44 den Deutschkonservauven, die zuletzt zählten 59 25 den Fre,konservativen (deutsche Reichspartri), dir zulitzt zählt»» .49 97 dem kaiholiscden C nirum, das zuletzt zählte 102 15 den Polen, die zuletzt zählten..... 14 30 den NationaUiberalen, dir zuletzt zähltrn . 62 2 drr librralrn Giuppe, die zuletzt zählte . 15 24 den Secession st<n, die zuletzt zählten . . 23 36 drr Fortschrittspartei, die zul'tzt zählte. . 28 0 den Socaldemokraten. die zuletzt zählten . 8 1 Len Wilden, die zuletzt zählten .... 25 14 Protestler und Partikularisten aus Elsaß- Lothringen, die zuletzt zählten (4 erledigte Mandate) 9 6 Partikularisten auS Hannover, 3 von drr süddeutschen Volkspaetei, die zulrtzt zählte 3 297 397 ES findrn also 100 Stichwahlen statt und zwar kom men noch ungefähr 22 Demschkvnsrrvative, 12 von der deutschen Reichspartei, 20 vom Centrum, 4 von drn PoUn 30 von den Narionalliberal n. 18 von den Secessto« isten, einige 30 von der Fortschrittspartei, 20 von den Eocialdemokraten In die Wohl." „Dieses L'ahlergebe iß", fährt das amtliche Organ fort, „ist im Gongen hinter drn Erwartungen der Regierung zurück geblieben; wie sich aber die parlamentarischen Verhält nisse demnächst gestalten werden, daS ist noch keineswegs zu übersehm, eö hängt von der Stellung der Fraktionrn unter einander und zur Regierung, und auch von ihrer Stellung zu drn einzrlnrn großen Fragen ab. Die Re gierung ist nach wie vor von der Heilsamkeit ihrer Be strebungen im Interesse des Volkes überzeugt und wird auf die Verwiiklichung derselben trotz der gesteigerten Schwierigkeiten fort und fort bedacht sein. Je zerfah rener im nächsten Reichstage die Parteien in Bezug auf alle positive Schöpfungen voraussichtlich sein werden, desto mehr wird man erkennen, daß eine wirkliche För derung deS Volkswohls nur im festen Anschlusse an die Regierung möglich ist." Um die allerdings drohende Zerfahrenheit der Parteien zu vermindern, wird bereits von liberaler Seite ein Programm vorgrschlagen, welche- die Abgeordneten aller freisinnigen Fraktionen ebenso zusammenfaffen soll, wie einst die schvtzzöllnerische Ver einigung 204 Mitglieder zum gemeinsamen Werken brachte. Das neue Programm würde lauten: Ableh. nung deS LabaksmonopolS und Ler socialpolitischen Projekte deS Kanzlers, insoweit sie die staatliche Ver- sv'gung der Bürger bezwecken, Beseitigung der Zölle auf d>e > otdwendigen Lebensmittel und Abwehr aller Ver- s suche, die Rechte des Parlaments und deS Volkes weiter ei, zuschränken. Die Führung der neuen liberalen Partei ! im Rerchötage würde weder dem Leiter deS rechten ! Flü els derselben, v. Bennigsen, noch demjenigen deS lu ken Flügels, dem Abg. Hänel, übertragen werden > können, sondern daS Haupt der Secessiomsten, v. For- ! krnb.ck, müßte sich derselben unterziehen. Bei solchem ! Zusamme» stehen der Liberalen kör nte es nicht aus- bleiben, daß ihnen auch wieder die Besetzung der ersten Strlle im Präsidium zufüle und nur mit v. Forkrnbeck als ersten Präsidenten, v. Frankenstein als ersten und Acker mann alS zweiten Vicep äsidenlen würde die Signatur ; deS Reichstags dem Snmmcnvlrhältmß der Fraktionen vollständig entsprechen. Von den im ganzen Reiche Gewählten haben bereits 184 Mitglieder dim letzten Reichstage angehört; auß.rdem sind 105 neue Mitglieder gewählt. Im « Gegensatz zu anderen Mlttheilunzen wird berichtet, daß die Einberufung deS Reichstages für den 22. d. M. in i Aussicht genommen sei. — Der Verein deutscher Labaks- ! fabrikanten beabsichtigt, sich alSbald mit Petitionen ! über das G. bahren drr Straßburger LabakSmanufaktur an den Reichstag zu wenden. Ein ähnliches Vorgehen dürfte von dem am 9. und 10. December hier zu- sammlNtretend'N deutschen HandelStage beliebt werden, welcher diese Angelegenheit auf die Logessrenvng gesetzt bat. In der letzten Session deS Reichstag- konnte der B.richt der Pelitionskommission, welche sich mit großer Majorität gegen daS geschäftliche Verhalten der Straßburger LabakSmanufaktur erklärte, wegen Schlusses i der Session nicht mehr zur Berathung gelangen. Der deutsche HandelStag wird sich, außer mit dem Verfahren der Stiaßburger Manufaktur und dem Labaksmonopol, auch mit d m Einfluß der neuen Veränderungen im Lerk.hrSwesen auf die Leistungen und Werthe der Eisen bahnen beschäftigen. Kerner tst von den würtembergi- schen und heisischen Handelskammern der Antrag gestellt worden, die Export- und Auswanderung-frage auf die Tagesordnung zu setzen. Der osficiöse Berliner Korrespondent der öster reichischen „Politischen Korrespondenz" richtete vor einigen Tagen eine Mahnung an daS Centrum, die durch da- Wahlergebniß errungene Macht nicht zu miß brauchen und statt den voraussichtlich nutzlosen Versuch zu machen, dem Reichskanzler Bedingungen vorzu- schr.iben, sich mit erreichbaren Dingen zu begnügen. DaS Centrum könne jetzt unter recht günstigen Ver ¬ hältnissen die Stellung einnehmen, welche die National lideralen zwölf Jahre lang innegehabt hätten. Die klerikale ..Germania" weist mit großer Entrüstung dieses Anerbieten zurück, indem sie schreibt: „Für die Rolle dcr natwnaMb ralen Partei werden sich unsere Freunde im Parlamente vermuthlich herzlich bedanken. Das Geschick der NationaUiberalen reizt wahrl ch nicht zur Nachahmung." Zudem meint daS O-gan deS Centrums, ohne Selbstüber hebung sagen zu dürfen, daß seine Partei bisher Nie mandem ein Recht geg'ben habe, ihr diese nicht gerade höfliche Zumuthung zu stellen. Sin anderes ultramon- taneö Blatt, der „Wests. Merkur", erklärt dagegen, da» Crnlrum könnte wenigstens versuchen, die frühere Stelle der Nationalliberalen auSzufüllen. Nach einer Mitthnlurg der „B. P. N." wird sich der Fmanzmin ster Bitter in Len nächsten Lagen nach Bremen und Bremerhafen begeben und eS ist wohl an- -unrhmen, daß damit die Frage deS ZollanschlusseS de» Bremer Freihafeng-biels an daS deutsche Zollinland einer baldigen Lösung zugeführt werden dürfte. Wie die „Karlsruher Zeitung' vernimmt, beab sichtigt die badische Regierung den Landtag auf den 15. d. M. einzuberufen. Für drn Fall, Laß auch der Re-chttag diesen Monat zusammentreten sollte, würde die Kammer nur die dringendsten Geschäfte erledigen, um im Januar ihre Lhätigkeit wieder aufzunebmen. Aefterr «Ungerr. ÄXonurckr«. Der Ausschuß der österreichischen Delegation genehmigte am Mittwoch drn Bericht über Las Budget des Aeußern mit einigen von Lem Sektionschef von Kallay befürworteten Aende- rungen. Dieser Bericht erwähnt mit Befriedigung de- BesucheS Les Königs von Italien und bezeichnet die Danziger Zusammenkunft alS einen Ausdruck der fried lichen Tendenz,n Rußlands. ES sei nur zu wünschen, daß dieses Verhältmß sich gut in den JnterrssenkreiS der österreichisch-deutschen Beziehungen einfüge. Der Ausschuß verhandelte sodann über daS Ordioarium de- HeereSbudgetS. Der Kriegsminister gab im Laufe der Debatte Aufklärungen über die Stellung de- General- flabS-Chef- und sagte, daß demselben zwar da» Recht zustehe, über militärische Angelegenheiten dem Kaiser direkt zu referiren, daß aber alle Maßnahmen der Zu stimmung deS vrrantwo-tlichen Reich-kriegSminister- unterbrritet werden. — Von wohlunterrichteter Seite behauptet man, dem Grafen Andrassy sei thatsächlich drr Wiedereintritt in den Staatsdienst angeboten worden, derselbe habe auS rein privaten Gründen bi- jetzt nur noch nicht angenommen. Ob diese persönlichen Schwierig keiten überwindbar find, bleibt abzuwarten, jedenfäll- ist die Entscheidung zur Stunde noch nicht erfolgt. — Auf Grund von Aussprüchen de- Grafen Laaffe be zeichnet daS jungczechische Organ „Narodni Listy" die alte Mulattin, ganz und gar in steifem Kattun gekleidet, erschien sofort und fragte mit der ergebenen Zutraulich keit, die ihrer Rasse eigen ist, nach dem Befehle der Herrin. „Ich denke, wir haben lange genug auf meine Lochter gewartet, Sarah; richte da- Abendessen an und gieße den Lh»e auf SS wäre zu rücksichtslos gegen Mr. Palm, der so außerordentlich pünktlich ist, wenn wir noch länger »arteten und —" „Entschuldigen Sie, Madam, aber unser Honigkind fitzt schon seit gewiß zehn Minuten bei unserem Herrn im Vidliothekziwmer und daS Supper habe ich gerade jetzt aufgetraaen und den Lhee wollte ich aufgleßen ganz genau in dieser selbigen Minute." „S — o?" kam eS langsam von den Lippen der Dame, „Du kannst mir voran iu'S Speisezimmer gehen, Sarah, ich will selbst sehen wo sie bleiben." Sie trat auf den Flur hinaus und ging — da überall weiche Teppiche lagen — unhörbaren Schritt» die Lreppe hinab. Vor der LHÜr deS BibliothekzimmerS blieb fie stehen. „Sie streiten wieder einmal," flüsterte sie und schon den Lhürdrücker in der Hand, ließ fie letztere wieder herab finken und lauschte. „Da- ist keine Frage, lieber Frank," sagte eine sehr wohltvnende Frauenstimme, „daß Männer, wie Du bist, in so manchen Dingen von unS Frauen übertroffen und beschämt werden. Wie ist eS möglich, daß Du in einer Zeit der Bewegung, wie die jetzige, so ruhig und gleich, mäßig dahinlrben und an Nicht- dcnken kannst, al- an Deme, im ewigen Kreislauf sich drehenden, schrecklichen, gristtödtenden Geschäfte." MrS. Lamark wurde noch blässer, alS fie ohnedie» immer war und eine tiefe Bettübniß breitete sich über ihr ausdrucksvolle» Gesicht. „Mein liebe» Weibchen, wa» willst Du denn eigent lich, daß ich thun soll?" versetzte eine Baßstimme, au» welcher ein recht herzlicher Humor herau» zu hören mar. „Daß Du Dich einem Vereine anschließest und eioe ehrenvolle Stellung in der politischen Welt erwirbst und behauptest." „Aber liebe Mary —" „Jeder Staatsbürger hat die Verpflichtung ei» Glied der Kette zu bilden, welche mit eisernen Banden die Rechte umschließt, die wir Freiheit nennen und für welche wir Amerikaner leben, kämpfen und sterben. Ohne Bereinigung kein Erfolg. WaS willst Du Große» in Deiner Office, in Deinem Waarenhaufe au»richten und leisten? Und Du, Frank, Du vor allen Andern, mit Deiner Un gewöhnlichen Bildung, Deiner stattlichen Persönlichkeit, Deinem schönen, ach so wunderschönen Organ und vor Allem al» mein Mann —" Ein ungemein behagliche- Lachen unterbrach die Sprecherin. „Wa- Ihr Töchter Eva'- doch für schlaue kleine Hexen seid! Erst beschämst Du mich durch Dßine eben so tief begründeten al- erschütternden Vorwürfe und dann gießt Du plötzlich über den gedemüthigten Sünder eine ganze Zuckerbrühe süßer Redensarten au». Aber Recht hast Du, ich glaube Dir Alle» auf'» Wort und fühle bereit» ganz deutlich, daß ich nach einer Richtung > hin ein ruchloser Verrälher de» Vaterlandes, nach der andern ein ganz ausgezeichneter Kerl bin." „S>n ausgezeichnet lieber Mann bist Du auch wirk- lich, trotz alledem." DaS wurde in einem so weichen,