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Gped. * R«d«Mo» rre-tzeu-Reuftatt ff. Meißner Gaffe S. Vie Zeitung erscheint Dienst«,, Ennner-u» und konvaheu» s^üh. U»o«e«eu1»- PretS: »«rtellLhrl.M. 1^0. 8» beziehen durch die kaiserlichen Post« «Pallen und durch unsere Boten. -ei freier Lieferung «t Haus erhebt die Saft noch eine Ge- »hr von 25 Pfg. ächsische VorhkitimS. Mittwoch n. Freitag Mittag angenommen und kosten: »ie1spalt.ZeUe15Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Zuserate»- 2«s»rate erden bi» Montag (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrma«« Müller in Dresden. A»uah»eftelen t Die «rnoldische Buchhandlung Jnvalidendank, HaÄenstein L Vogler, Rudolf Mofle, G. L- Daube L Es. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berl«, Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 113. Dienstag, den 27. September 1881. 43. Jahrgang. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für das vierte Quartal nehmen alle kaiserlichen Postanstalten und Posterpeditionen gegen voraus« bezahluug von 1 Mark 50 Pfennig entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltfchau. Deutsches Reich. Die Einführung der obli- gatorischen Arbeitsbücher für alle Arbeiter ohne Unter« schied deS AlterS ist im BundeSrathe bisher vergeblich von der sächsischen Regierung angestrebt worden, eS mehren sich aber jetzt die Anzeichen, daß sich die ReichS- regurung nicht länger gegen diese Forderung ablehnend verhalten, sondern dieselbe demnächst energisch befür worten werde. Bisher wurde von preußischer Seite behauptet, eS liege kein Bedürsniß vor, während jeder Untersuchungsrichter in Preußen, ebenso wie in Sachsen, doch wohl die Erfahrung gemacht haben muß, daß eS ohne obligatorische Arbeitsbücher immer schwerer wird, einen bedauernöwerthen, momentan bedrängten, wandern den Handwerker von dem arbeitsscheuen, bereits mit dem Gesetze in Konflikt gerathenen Vagabunden zu unter scheiden. Offenbar handelt es sich hierbei nicht um eine arbeiterfeindliche Reaktion, sondern um eine Maßregel die außerordentlich segensreich für den Arbeiterstand wirken muß. Die Ordnung im Arbeiterwesen und die Wiederherstellung deS Vertrauens zwischen dem Arbeit geber und dem Arbeitnehmer kann nur gewinnen durch die Arbeitsbücher, welche dem fähigen, fleißigen und treuen Arbeiter nur als Empfehlung dienen und ihn davor bewahren mit dem halbverkommenen Faullenzer zunächst bis zu Erprobung seiner Leistungen in eine Kategorie gestellt zu werden. In der Gewerbekammer-Konferenz zu Stuttgart stellte der Senator Or. Bremer auS Lübeck folgende Anträge: „1) für alle gewerblichen Arbeiter ohne Unterschied deS AlterS Arbeitsbücher durch RrichSgesetz einzuführen, 2) die Behörden schon jetzt zur Verabfolgung von Arbeitsbüchern an voll« jährige Arbeiter auf deren Ansuchen und zur Be glaubigung von Eintragungen in dieselben anzuweisen, 3) inzwischen eS aber als Aufgabe der größeren gewerb lichen Verbände zu erklären, Anordnungen zu treffen, daß die Gehilfen und Arbeiter der VerbandSmitglteder mit einem ArbeitSbuche versehen und die Mitglieder verpflichtet werden, nur Gehilfen und Arbeiter mit einem solchen Arbeitsbuch zu beschäftigen". Wir haben eS hier mit ejner Revision der Gewerbeordnung zu thun, die im praktischen Interesse unabweisbar erscheint und die Liberalen schaden sich selbst, wenn sie dieser Frage gewaltsam eine politische Bedeutung beizulegen suchen. Will die RrichSregierung aber den Arbeitern durch die Unfallversicherung ein besonderes Wohlwollen erweisen, so muß sie sich vorher der Ansicht der sächsischen Re gierung zuneigen, durch Wiedereinführung der Arbeits bücher den Arbeiterstand auch moralisch zu heben und dir Spreu vom Weizen zu sichten. Man erfährt jetzt über Wien Nähere- über die Ansprüche, welche die römische Kurie gegenüber der > preußischen Gesetzgebung bei den Verhandlungen mit Herrn v. Schlözer erhoben hat. Zunächst verlangt der Papst die Aufhebung deS kirchlichen Gerichtshofes, ist dagegen bereit, eine ähnliche Einrichtung, wie in Frank reich bei dem französischen Staatsrathe besteht, zu dulden. Von staatlicher Seite ist dabei die Uebertragung einer Kompetenz auf daS Oberverwaltungsgrricht in'S Auge gefaßt. Außer der Aufhebung deS Verbots der geist lichen Kongregationen und Orden verlangt die römische Kirche auch einen wesentlichen Einfluß auf daS Schul wesen. Urber diese zwei Punkte soll von Seiten deö preußischen Unterhändlers weder eine bestimmte Ableh nung, noch eine Zusage erfolgt sein, vielmehr habe er dem Fürsten Biömarck rin Verhandeln „von Fall zu Fall" Vorbehalten. Die nur formellen Bedenken gegen die Anzrigepflicht kann der Papst bekanntlich nach Gut dünken verschwinden lassen; waS die Vorbildung der Geistlichen betrifft, so wäre die Auffindung eines Mittel weges von Rom auS al- nicht unmöglich bezeichnet worden. Herr v. Schlözer hatte bereits vor seiner Ab reise nach Varzin eine Besprechung mit dem Kultus minister v. Goßler. Zur Zeit weilt der Botschafter am italienischen Hofe, v. Keudell, in Berlin, der bei den mehrfach unternommenen Anknüpfungen mit Rom un- betheiligt gelassen worden ist und bis jetzt auch noch keine Anstalten getroffen hat, sich in Varzin vorzu- fiellen. Man ist gespannt darauf, ob v. Schlözer direkt nach Rom zurückreist, waS für den Fortgang der Ver handlungen allerdings bedeutungsvoll erscheinen würde. Die ultramontanen Organe erklären Schlözer'S noch malige Rückkehr nach Washington, um sich dort officiell zu verabschieden, für eine überflüssige Cere« monie und für einen schädlichen Zeitverlust. Wie der „National Zeitung" geschrieben wird, ist bezüglich deS Unfall-Versicherung-gesetzeS Alles so eingerichtet, daß man in der Lage sein wird, dem Reichstage in der projektirten Frühjahrssession den Entwurf mit einem umfassenden statistischen Material wieder vorzulegen. Dagegen ist bezüglich deS AlterS-VersicherungSgesitzeS biS zu diesem Augenblick noch gar nichts vorbereitet und die Frage über die ersten GrörterungSstadien noch ! i nicht hinau-gelangt. Zunächst wird eS sich im Reichs tage um die Prüfung der Wahlakten handeln, welche die einleitenden Geschäfte einer neuen Gesetzgebungsperiode erheblich auSzudehnen pflegt; da man aber den größten Werth darauf legt, in der Zeit bis zum Eintritt der WeihnachtSferien den Etat fertig zu stellen, so liegt eS auf der Hand, daß man sich daneben nicht mit anderen wichtigen Dingen beschäftigen kann. Unverkennbar zählt das LabakSmonopol nicht nur Gegner in den Kreisen der Liberalen, sondern auch viele Mitglieder deS CentrumS und der konservativen Frak« tionen halten eS sür angezeigt schon jetzt sich den Gegnern LeS Monopols zuzugesellen. So erklärte vor wenigen Lagen vr. Lender, der Führer der badischen Ultra- montanen, in einer Wählerversammlung, die Arbeiter versicherung sei zwar ein schöner Gedanke, dieselbe aber mit Hilfe deS TabakSmonopolS inS Werk setzen zu wollen, da- halte er für ein Experiment, welche- direkt zum Socialistenstaat führen müsse. Wenn die Regierung glaube, für den Frieden mit Rom da- Monopol vom > Centrum einhandeln zu können, so täusche sie sich; um eine- angeblichen VortheilS willen werde da- Centrum i niemals daS Opfer seiner Ehre und seines Ansehens i bringen. Aber auch von konservativer Seite ertönen ! ähnliche Stimmen. Der „ReichSbote" schreibt, eS widerstrebe ihm, daß man eine große blühende Industrie verstaatliche und dadurch viele Menschen in ihrem Er werb schädige. Für die großen Fabrikanten fei eS ihm nicht bange, wohl aber für die kleinen und außerdem für die zahlreichen Arbeiter, die bei dem Monopol über flüssig werben. DaS konservative Blatt meint ferner, daß > wenn die Erträge deS Monopols nicht sehr bedeutend auSfallen würden, höchst unangenehme Folgen darau- ent stehen könnten, daß durch die Versprechungen der „Nordd. Allg. Ztg." so große und dann unerfüllbare Hoffnungen er regt worben wären. In demselben Blatte ist die Grün dung eines evangelischen CentrumS in Anregung gebracht worden, um alS kompakte Partei di« Interessen der pro testantischen Kirche ebenso erfolgreich zu vertheidigen, wie da- katholische Centrum die- in den gesetzgebenden Körperschaften für seine Kirche gethan hab,. Die evangelische Kirche, vertreten durch ihre Geistlichen, müsse auch im öffentlichen Leben in die ihr gebührende Stel lung eintreten. Das Hochzeit-fest in Karl-ruhe hat zu einem be- merkenSwerthen Austausch freundschaftlicher Bemerkungen zwischen dem Kaiser Wilhelm, dem Großherzog von Baden und dem Vertreter Frankreichs Anlaß gegeben, worüber der „Figaro" Folgende« berichtet: Auf die Glückwünsche, welche St. Vallier im Namen deS Präsi denten Gr^vy auSsprach, erwiederte der Großherzog mit gewinnender Leutseligkeit, indem er meinte, daS Er- LcuiUctou. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. l44. Fortsetzung.) „Ich habe die Fabrik in Brand gesteckt," fuhr Sinell fort, „ich habe eS auf Befehl der beiden LoppinS gethan. ES war die- schon lange vorher verabredet und vorbereitet, eS war dies schon beschlossen, ehe sie die Fabrik kauften, haha! Sie hatten ja kein Geld um sie zu bezahlen. Sie hatten die Fabrik hoch versichert, na mentlich die Borräthe, von denen nicht der zehnte Theil von dem vorhanden war, waS in den Büchern steht. Die Bücher find gefälscht, von beiden — auch von mir. Ich sollte rin Dritttheil deS Gewinns empfangen, allein ich bin überzeugt, daß sie mich darum betrogen hätten. Sobald sie die versicherte Summe erhielten, wollten sie fliehen — auch zur Flucht war bereits Alle- vorbe reitet. Beide Brüder haben den Plan auSgesonnen und derselbe war nicht schlecht, ich selbst war fest überzeugt, daß er gelingen müsse. Auf ihre Veranlassung mußte ich mit Wendel Streit beginnen und ihn au- der Arbeit entlassen, denn wir mußten Jemand haben, auf den wir den Verdacht lenken konnten und auch die- war unS zum Lheil sehr gut gelungen. — Um jeden Verdacht von sich fern zu halttn, reiste der Aeltere mit seiner Fiau in- Bad. Die Frau sollte von dort weiter reisen, um später bei der Flucht nicht hinderlich zu sein. Sie nahm sogar ihre Werthsachen mit sich. — Damit die Arbeiter, von denen ein großer Lheil in der Nähe der Fabrik wohnte, nicht rechtzeitig zur Hilfe eilten und daS Feuer vielleicht im Entstehen dämpften, wurde der Ball veranstaltet, absichtlich wurde ein am entgegenge- setzten Ende der Stadt liegende« Lokal dazu gewählt. Viktor nahm an dem Balle Theil, um gleichfalls jeden Verdacht von sich fern zu halten. Ich mußte daS Schlimmste thun und den Plan auSführen. Ich stellte mich schon am Lage vorher krank und legte mich in« Bett, obschon ich mich sehr wohl fühlte. Und auch dieS gelang mir; ich täuschte sogar den Arzt, den ich rufen ließ. Die- hatte Arthur mir gerathen. Durch daS Fenster meiner Kammer verließ ich in jener Nacht daS HauS — auf demselben Wege kehrte ich zurück. Ich hatte Alle- so gut angelegt, daß die Fabrik noth wendig niederbrennen mußte, wenn nicht augenblicklich Hilfe erschien, ich öffnete die Gasleitung und ließ daS GaS auSströmen, daS mußte daS Feuer rasch weiter ver breiten. In meinem Bette liegend, nahm ich bald an dem röthlichen Scheine deS Himmels wahr, daß Alles gelungen sei; die Fabrik brannte sehr hell. Ich bedauerte, daß ich daS Feuer nicht,selbst sehen konnte, allein ich mußte die Rolle deS Kranken weiter spielen. Meine Wirthin brachte mir erschreckt die Kunde von dem Brande; mit Mühe mußte ich ein Lächeln unterdrücken, denn ich wußte ja Alle» besser«" Er hielt erschöpft inne. Wieder trank er einige Schluck Wasser. Sein Kopf sank auf die Brust herab. Der Protokollführer hatte Alle« genau ausgezeichnet. Nach wenigen Minuten erhob er den Kopf wieder. „Wir hatten nicht erwar tet, daß die Feuerversicherungs- Gesellschaft unS irgend welche Schwierigkeiten machen werde," fuhr er fort. „Die wohlerhaltenen Bücher waren ja in bester Ordnung; daß sie gefälscht waren, konnte außer unS Niemand wissen. Anfangs war der Agent der Versicherung auch sehr entgegenkommend, plötzlich wurde er kälter und befangen, mit Ausflüchten suchte er unS hinzuhalten. Ich sah ihn zufällig eine« TageS mit Ihnen" — er blickte Heinrich bei diesen Worten an — „verkehren und sofort stieg der Verdacht in mir auf, daß Sie ihm den Rath ertheilt, die Ber- sicherung-gelder nicht auözuzahlen. ES kam noch hinzu, daß Sie gegen Jemand geäußert hatten, Wendel sei un schuldig. Sie mußten also einen Anderen im Verdacht haben und nur zu halb merkten wir, daß Sie ihr Auge auf LoppinS gerichtet hatten. Diesen war die- noch peinlicher al- mir. Sie wurden auf da- sorgfältigste überwacht, um zu erforschen, ob Sie irgend! einen Be« wei- gegen LoppinS in Händen hätten oder ob Ihr Verdacht nicht mehr sei, alS eine Bermuthung. E- wurde nun Alles vorbereitet, um noch in derselben Stunde, in welcher die «Versicherungssumme auSgezahlt würde, zu entfliehen. Viktor verlobte sich mit der Lochter de- Kaufmanns Gaßmann, obschon er sie nicht liebte. Er dachte auch nicht daran, sie zu heirathen, sondern wollte dadurch nur sein Ansehen in der Stadt befestigen und ihren Vater benutzen. Wäre Viktor nicht verhaftet, so würde Gaßmann jetzt wahrscheinlich um eine beträcht liche Summe ärmer sein. Die Besorgniß der LoppinS stieg mit jedem Tage, sie wußten, daß Sie Verdacht gegen sie hegten und bereits auf ihrer Spur waren — da kamen sie auf den Entschluß, Sie unschädlich und Ihren Mund für immer stumm zu machen. Mir fiel auch diese Aufgabe wieder zu und Sie wissen, wie unglücklich