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43. Jahrgang zu er Abonnements - Einladvng. Bestellungen aus die „Sächsische Dorfzeilung" sür das vierte Quartal nehmen alle kaiserlichen Postanstalten und Posterpeditionen gegen Voraus bezahlung von 1 Mark 5Ü Pfennig entgegen. Die Verlags-Expedition. Anserate - erd-n bi« Momag, Mittwoch u Freitag L ittag angenommen and kosten: die Ispalt. Zeile 15 Ps. Unter Eingesandt 30 Ps In g,oßer Eilej Dein Heinrich. Mit diesem Briefchen sandte er sofort einen Boten Toni und legte ihm die größte Eile ans Hrr,. Unruhig, gepeinigt durch die Ungewißheit, durchmaß das Zimmer wieder. Er glaubte sich zu entsinnen, daß iene Zeilen, welche Arthurs Frau an Toni gerichtet hatte, mit dm Schriftzügen diese» Briefes Sehnlichkeit hatten. War r» unmöglich, daß diese Frau, nachdem mit diesem Briefe in Berührung bringen konnte. Der konnte wagen, LoppinS noch in Schutz zu nehmen? Daß der Brief darauf berechnet war, ihn zu täu schen, bezweifelte er keinen Augenblick. Enthielt er wirklich die Wahrheit, so würde Ler Schreiber desselben seinen Namm unterzeichnet haben. Er fuhr mit der Hand über die Stirn hin, ohne daß er dadurch Aufklärung erhielt. Dann trat er an das Fenster, um die Schriftzüge noch einmal zu betrachten. Einige derselben schienen ihm bekannt und doch konnte er sich nicht entsinnen, wo er dieselbrn gesehen hatte. Endlich tauchte eine Vermuthung in ihm auf. Er schien selbst durch dieselbe überrascht zu werden, denn unschlüssig stand er da, dann sitzte er sich rasch an den Schreibtisch und schrieb folgende Zeilen: Liebe Loni! Hast Du noch irgend eine Zeile von LoppinS Frau, so bitte ich Dich, mir dieselben umgehend Lurch Len Ueberbringer dieses Briefe- zu senden. Es liegt mir sehr viel daran. Durchsuche all' Deine Briefe sorgfältig. Ich erinnere mich, daß sie Dir einst einige Zeilen sandte, in denen sie Dich bat, sie zu besuchen. Der König, die Königin, der Kronprinz Prinzen OSkar, Karl und Eugen von Schweden traten am Montag Nachmittag in Karlsruhe em und wur am Bahnhofe, auf welchem eine Ehrenkompagnie aus gestellt war, von dem Großherzog, der Großherzog , dem Erbgroßherzog, dem Prinzen und d" Wilhelm, den Prinzen Karl und Ludwig, der Generalität und dem Staatsminister Turban begrüßt. Der Empfang war ein äußerst herzlicher. Die nach Lausenden zählende Volksmenge begrüßte die Herrschaften mit mlhusiastnmtn Hochrufen, die sich auf der Fahrt durch die Stadt nach dem Schloß ununterbrochen fortsetzten. Noch an dem selben Nachmittag trafen die deutsche Kronprinzessin, der Großherzog und die Prinzessinnen Viktoria und Elisabeth von Hessen, der Kronprinz von Dänemark und zahlreiche andere fürstliche Gäste ein, so daß die Zahl der letzteren am Montag Abend bereits zwelund- dreißig betrug Um 6j Uhr läutetlN alle Glocken den Hochzeitstag feierlich ein und gleichzeitig wurden 101 Kanonenschüsse gelöst. Die Civiltrauung des Kron prinzen von Schweden mit der Prinzessin Viktoria von Baden fand am Dienstag nachmittags '/z5 Uhr statt und um '/,6 Uhr erfolgte die kirchliche Trauung, welcher die deutsche Kaiserin in einer verdickten Loze beiwohnte. Sowohl der Kaiser als auch die Kaiserin erfreuen sich eines erwünschten Wohlseins. Während seines Aufenthalte- in Kiel nahm der Kaiser Veranlassung dem Chef der deutschen Marine v. Stosch in einem Handschreiben feine unbedingte An erkennung über die bei dem letzten Flottenmanöver deutlich erkennbar gewordene großartige Entwickelung der deutschen Kriegsmarine au-zudrücken. Zugleich ent hielt daS Schreiben die Mittheilung, daß dem Chef der Marine, v. Stosch, für seine vorzüglichen Leistungen der schwarze Adlrrorden verliehen worden sei. Der Kronprinz verkündete, der „N. Pr. Ztg." zufolge, dem General zuerst die hohe Auszeichnung und umarmte und küßte denselben. Bald darauf trat auch der Kaiser an den Chef der Admiralität heran, umarmte ihn ebenfalls und küßte ihn zum Zeichen besonderer Huld wiederholt. Diese hohen Auszeichnungen wurden dem General v. Stosch vor Aller Augen vor dem Kaiserxavillon zu Theil. Der von dem CentralauSschuß der national-liberalen Partei erlassene Wahlaufruf führt zwar keine besonder- scharfe Sprache, jedoch auf die notorischen Pläne der deutschen Regierung angewendet, erscheinen die einzelnen Sätze unverkennbar als Ausdruck desselben Widerstandes, welchen gegen diese Pläne auch die anderen Liberalen leisten. Die offene Erklärung, mit andern liberalen Richtungen fest zusammenzustehen in der entschlossenen Abwehr klerikal-konservativer Angriffe auf Verfassung sie da- Geschick ihre- Mannes erfahren, herbeigeeilt war um ihn zu retten? Die Kühnheit diese- Unternehmen- traute er ihr zu. Als er aufs Neue die Züge dieses Briefes prüfte, glaubte er wieder eine AehnNchkeit mit ArthurS Hand schrift in ihnen zu erkennen. Sollte er diesen Brief geschrieben haben? ES war nicht möglich. Woher konnte er in seiner Gefängnißzelle Papier, Feder und Tinte erhalten haben Wer hält, den Brief befördert? Der Gefängnißwärter, dessen Obhut er anvertraut war, war ein durchaus bewährter und zuverlässiger Mann, dem ohnehin die größte Vorsicht und Strenge anem- pfohlen war. Derselbe würde seine Stelle einbüßen, wenn er sich hierzu hätte mißbrauchen lassen. Arthur besaß ohnehin keine Mittel um ihn zu bestechen. Und doch konnte er die Sehnlichkeit mit ArthurS Handfchnft mcht leugnen. Immer mehr drängte sie an« a"'' '"d'd nicht noch eine andere Möglichkeit vorltkgen? Uebt nicht daS jahrelange Zu- tammenlebrn mit einem Manne, daS Theilnehmen an lewen Ideen auch einen Einfluß auf die Handschrift au - Hatte nicht schon Goethe die- in seinen ^oben gleichsam bewiesen? Kannte er mcht selbst mehrere Fälle, in denen di- Handschrift emer Frau von Jahr zu Jahr ter ihre- Manne» ähn» Itcher geworden war. i. diese Möglichkeiten abwog, um so mehr befestigte sich seine Vermuthung, daß Arthur» Frau den Brief geschrieben habe. .. r ?" E°m gesandte Brief kehrte zuruck. Toni lchr,eb ,rm, daß sie teire Zeile von Arthur « Frau mehr vesitze, daß sie überhaupt nur einmal wenige Zeilen cm Zaseratem »nnah«eftelen: Die Arnoldische Buchhandlung, Invaltdendank, HaasenstnnL Bögler, Rudolf Mosse, B L Daube ch Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. f. w. u»d «-»tzs-bu»,. ,-h- 'M °°°st-n «>d». »IStt« EN di- s«-,swmst<s-dm «dz-i-o-nm und ,°„w-i,ttich,n S,»n„ und z-i», °>- U.b«-,-ugu», °°n B.nm,kn-r, °°ß °i- »-»->'<»- k-S« b'- zu einer Partei zusammenzwingt. Die FortschrtttS- partei beabsichtigt keinen Wahlaufruf zu erlassen, wie die» die »Parlamentarische Korrespondenz m,t den Worten ankündigt: „Die Fortschrittspartei steht bereu» mitten im Wahlkampf und Ziel und Richtung 'n diesem Kampfe sind der Partei gegeben durch die seit Jahres frist auf 17 Prooinz-al-Parteitagen gefaßten Resolu tionen, welche sich gegen die Vermehrung der Steuerlast und die Beschränkung der Freiheiten au»sprechen und den entschiedenen Kampf gegen die Here,»brechende Reak tion betonen. Selbstverständlich werden dagegen m den einzelnen Kreisen besondere Wahlaufrufe zu Gunsten Ler Kandidaten der Partei erforderlich sem - Ueber Len Stand der kirchenpolmschen Angelegen heiten wirb dem alS da» Organ de- ehemaligen Erz bischofs LedochowSky geltenden „Kuryer Pomanski" au» Rom geschrieben: „Alle principiellen Kragen, namentlich auch die unumgänglichen Veränderungen der Maigesetze, werden auf jene Zeit verschoben, in welcher der neue deutsche Botschafter sein Amt in Rom übernehmen wird, waS noch vor Ende de» laufenden JahreS ge- schieht. Indessen einigte man sich in Rom mit Herrn v. Schlözer dahin, für eine schnelle Wiederbesrtzung der preußischen Aemter in allen Diöcesen zu sorgen." Mit dieser Basis für künftige Verhandlungen können die Klerikalen vor der Hand natürlich sehr zufrieden sein. Höherer Weitung zufolge ist, wie die „Trierer Zei tung" meldet, für die Geistlichkeit der DiScele Trier bereits die Gehaltssperre aufgehoben und werden die Gehälter der Geistlichen durch die Einnehmer ungesäumt noch pro drittes Quartal c. auSbezahlr. Ferner ver lautet, daß die seit dem Erlaß dcS SperrgesetzeS an- gesammelten Gelder, über welche alljährlich dem preußi schen Landtage eine Nachweisung zuging, an da? ReichS- amt abgeführt und dort verzinslich angelegt werden. Nach den Vorschriften te« Sperrges.tze» körnen diese Gelder nur auf Grund eines besonderen Gesetz s Ver wendung finden. Man hört nun, daß die Regierung diese Fonds für Kirchen- und Schulbauten zu verwenden beabsichtigt. Die „Schlesische Volkszeitung" stellt die Nachricht von einer unmittelbar bevorstehenden Rück berufung der Bischöfe von BreSlau, Limburg und Münster in Abrede, ist dagegen in der Lage mitzutheilen, daß in Paderborn, Osnabrück und Fulda demnächst statt der BiSthumsverweser Bischöfe ernannt werden. Das „Berl. Tazebl." läßt sich auS München die recht unverbürgt erschemende Sensationsnachricht tele- Kxpev a. Redaktion »retten-Neustadt kl Meißner Basse S. Die Zeitung erscheint Dienstag, »„aerstag und konnaben» fr^h. Ibvuueweut»- PretS: »ieNeliShrl. M. 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post. ,„Pallen und durch unsere Boten, »ei freier Lieferung in« HauS erhebt die Lop noch eine Be- Ühr von 25 Pfg. PolMschk Wellschau. Deutsches Reich. Die Vorarbeiten für den Ent wurf der Einführung des Tabaksmonopols sollen beendigt sein und die Absicht bestehen, dem deutschen Reichstage diesen Entwurf vorzulegen, und zwar ohne Verbindung mit der Invalidenversicherung. Daß cS noch gute Wege mit der letzteren habe, wird mrgendS, auch nicht einmal in RegierungSkreisen bestritten. Es ist völlig unmöglich, die Mittel sür großartige soeiale Versuche aus dem Tabaksmonopol herauSzuschlagen, sobald die durch dasselbe ! ihre Existenz verlierenden fleißigen Bürger eine billige j Entschädigung erhalten. Die in ofsieiösen Blättern viel j zu niedrig angegebene Entschädigungssumme von etwas über hundert Millionen, welche nur ein Sechstel trS Voranschlags der amtlichen Tabakset quote Kommission § beträgt, hat die Zahl der Freunde des Monopols keines- j wegS vermehrt. Srlbstdie nachträgliche Ausrede der „Nordd. Allg Ztg.", daß sie nur die Minimalsumme festzustellen sich bemüht habe, konnte das daraus sich ergebende Miß- ! trauen nicht wieder beseitigen. So muß denn die Phrase von dem „Patrimonium der Enterbten" abermals ihre > Schuldigkeit thun, denn solchem edlen Zw-cke darf doch j natürlich kein Pfennig unnütz entzogen werden, so daß nur , eine Entschädigung für die vorhandenen Tabaksbestände ! d n Officiösen als gerechtfertigt erscheint. Wäre eine Ver- > wrndung der Erträgt keS Tabaksmonopols zu Steuer- ! erleichterungen garantirt, so würde dasselbe viel eher Freunde finden als jetzt, wo eS nur dazu diesen soll, i auf Kosten der ruinirten Existenz vieler Tausende, - einigen Hunderttausenden ein Almosen zu sichern. Bei allen diesen socialpolitischen Wohlthätigkeitsplänen sind immer nur einzelne Klassen als Empfänger in s Auge gefaßt. Wie zu erwarten stand, mehren sich die Eingaben an die Regierungen, in welchen beantragt wird, in dem ' umzuarbeitenden Unfallversicherungs-Gesetze wenigstens die landwirthschaftlicken Arbeiter wiedieindustriellenzubehan- , deln. Im vorigen Reichstage ist aber eindahingehenderAn trag detz Herrn v. Kleist Retzow mit «rheblicher Majo- ! rität abgelehnt worden und auch der Bundesrath hatte einen darauf bezüglichen Beschluß des VolkSwirthschaftS- rathes verworfen. > » > - — -- Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. 142. Horllttzung.) ES war nicht der erste anonyme Brief, den er in seinem Leben empfing, er wollte ihn auf den Tisch werfen und doch blieb sein Auge unwillkürlich darauf haften. Wer konnte es sein, der für die Verhafteten «in solches Interesse nahm? Dem Kaufmann Gaßmann war ein solcher Brief nicht zuzutrauen, er würde nimmermehr die Schuld auf einen Unschuldigen gelenkt haben, selbst wenn ihm noch so viel daran gelegen, daß die Verhafteten ganz unbestraft blieben und ihre Freiheit wieder erlangten. Der Brief war von einer sicheren und geläufigen Hand geschrieben; je mehr er indeß die Schriftzüge be trachtete, um so mehr glaubte er darin die Merkmale einer weiblichen Hand zu erkennen. Sie schien sich ver stellt zu haben, ohne daß eS ihr gelungen war, ihre Charakteristik ganz zu verleugnen. ES konnte keine ge wöhnliche Frauenhanv sein, die io sicher schrieb, welche so kräftige Züge hatte. Er prüfte daS Kouvert, dasselbe trug den Stadlpoustempel. In der Stadt war derselbe also zur Post gegeben oder in einen Briefkasten geworfen. Den Brief in der Hand, schritt er langsam im Zimmer auf und ab. Im Geiste durchflog er eine Reibe von Möglichkeiten und ließ eine Anzahl Personen, mit denen LoppinS in näherer Verbindung gestanden, an sich vorüberziehen. Er fand keine einzige, welche er iiMe VolheilmlA Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Amtsblatt für die lgl. AmtShauPtmannschasten DreSden-Altst» . Dresden, für di- Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für d,e kgl. F-rstr-ntämt-r Mr Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr««»« Müller in Donnerstag, den 22. September 1881