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43. Jahrgang Sonnabend, den 27. Auguk 1881 ----- Feuilleton 2 »s, raie werden bit Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile Ib Pf. Abonnements-Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorszeitung" für den Monat September nehmen alle kaiserliche Postanstalten und Postexpeditionen gegen Voraus bezahlung von 50 Pfennig entgegen. weise nennt, kann nur vorübergehend zum CäsarismuS führen, denn die Versuchung, sich der Gewalt deS Staate- zu bemächtigen, wächst naturgemäß mit seiner Berechtigung zur mehr ober minder reichlichen Versorgung der Staats angehörigen. Bezeichnend für die Bedeutung der Ab sicht, mit Hilfe deS Tabaksmonopols die Arbeitervrr- sicherung zu gründen, ist der Beifall, den dieser Plan bei der „Berliner Volkszeitung" findet, bei demjenigen Blatte, das so recht daS Organ der noch nicht socia- listisch, sondern nur fortschrittlich gesinntcn Arbeiter ist. Die „VolkSztg." erklärt sich trotz ihrer radikalen Gesinnung mit einem Male für daS Tabakemonopol, wenn die betref fenden Einkünfte einer besonders einzusetzenden Behörde überantwortet werden. Diese Behörde solle dafür sor gen, daß das einkommende Geld dann in der That auch nur für Arbeiter-Versicherungs- und Pensionszwecke be nützt werde. Diese Zustimmung wirft daS hellste Licht auf die Bedenklichkeit deS ganzen Projekts. Die halbamtliche preußische „Prov.-Korresp." sucht in einem „Die Sitten unserer Publicistik" überschriebenen Artikel den Vorwurf, die Verwilderung der publicistischen Sitten verschuldet zu haben, von der RtgierungSpnsse auf die oppositionellen Zeitungen abzuwälzen. Der er wähnte Artikel erinnert an alle die schnöden Verdäch tigungen und Schmähungen, mit welchen die „Officiösen" in der oppositionellen Tagespreise überhäuft worden sind und verwahrt sich auß-rbem gegen die Behauptung, daß die Regierung den Wahlkampf ohne sachliches Programm führe, welcher Mangel die Folge deS per sönlichen Regiments sei und daß der Wahlkampf daher ohne bestimmte politische Ziele ein persönlicher werde. Die Opposition stelle ebensowenig ein positives Pro gramm auf. Weshalb leistete man überhaupt Wider stand? Etwa weil man Maßregeln bekämpft, die man nicht zu kennen erklärt oder die man nicht als Motiv der Parteibildung zuläßt, also doch für offene Fragen hält? Oder weil man die Herrschaft in das Organ deS Par laments verlegen will, waS man leugnet? Es bleibt keine andere Erklärung, als der Kampf gegen die monarchische Tradition, d. h. gegen die Fortdauer der ernsthaften und lebendigen, wenn auch keineswegs un beschränkten monarchischen Gewalt. So auch nur läßt sich die Erscheinung erklären, daß man auf die Vertreter der Regierung in der Presse herkömmlich seit zwanzig Jahren und länger alle erdenklichen Beschimpfungen häuft. Denn diese Presse thut nichts anderes und hat nichts anderes gelhan, als im Ganzen jene Tradition zu vertheidigen. Oie Voraussetzung, daß dies niemals in unabhängiger Ueberzeugung und Lebensstellung geschehen könne, ist ein schlagender Beweis, wie die Opposition sich zu jener Tradition stellt und zeigt, waS eS auf sich hat mit der oft gehörten Behauptung, daß man nur Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmaun Müller in Dresden. ist. An seiner Schuld ist kaum zu zweifeln. Welch* Strafe wird ihn treffen, wenn er schuldig befunden wird?" „Die Strafe für Brandstiftung ist eine schwere, sie besteht in jahrelangem Zuchthause," gab Heinrich zur Antwort. „Dann bereue ich fast, zuerst den Verdacht gegen ihn ausgesprochen zu haben. ES ist hart, für die Lyat eine- leidenschaftlichen Augenblickes Jahre lang büßen zn müssen," bemerkte Arthur. „Wendel leugnet die That noch hartnäckig. Kann er überhaupt verurtheilt werden, wenn er bei dem Leugnen verharrt?* „Gewiß. Die Geschworenen haben daS Schuldig oder Nichtschuldig über ihn au-zusprechen und sie Haden sich «hr Urtheil nur nach den gegen ihn vorliegenden Beweisen zu bilden. SS ist sogar daS Todeöurtheil ohne Gestandniß der That zulässig." „Ick gebe zu, daß die Sicherheit der Gesellschaft strenge Ges.tze erfordert, dennoch können dieselben in emzelnen Fällen als sehr hart erscheinen," fuhr Loppin fort. „Der König hat natürlich daS Begnadigungsrecht." Heinrich zur Antwort. „Ich möchte mich an die Gnade deS Königs wenden, wenn Wendel verurtheilt wird. Mir erschien im ersten Augenblicke keme Strafe hart genug, heute denke ich de- m darüber und möchte jeden Schein von Gehässigkeit vermeiden." «v». Loppin," sprach Heinrich, „hat Wendel die Tvat begangen, so verdient er auch die Straf,. Ber- H nicht, daß die Folgen einer solchen That sich dem Feuer haben mehrere Menschen durch Einsturz einer Mauer ihr Leben eingebüßt, Politische Wettschau. Deutsches Reick. Die Erledigung der socialen Frage durch die Verstaatlichung der Gesellschaft, dieser Gedanke hat in der deutschen Politik Wurzel geschlagen, seitdem sich die Verbesserung des HaflpflichtgesetzeS als wünschenswert!) herausstellte. Mit dem Entwürfe zu einer Unfallversicherung der Arbeiter auf theilwrise Staats kosten schoß dieser Gedanke in die Halme und wuchs riesenschnell zu einem Baume empor, in dessen Schatten sich am Abend ihres Lebens alle arbeitenden Klassen lagern sollen. Dem preußischen Königsthume weist Fürst BiSmarck die Aufgabe zu, am Ende dieses Jahr hunderts den Arbeiter von der Unsicherheit seiner Existenz ebenso zu erlösen, wie rS zu Anfang desselben den Bauer von der Beschränkung an die Scholle emancipirt hat und damit einer Bestimmung des preußeschen Landrechts gerecht zu werden, vor welcher bisher nicht ohne Grund die vorsichtigere Staatskunst zurückichrrckte, daß nämlich der Staat für drn Bürger zu sorgen habe. Weit ent fernt daS Recht auf Arbeit anzuerkennen, bietet jetzt der StaatSsocialismus den Arbeitern eine Altersversor gung, also statt einer bessern Gegenwart eine Anweisung auf die Zukunft. Als ein eigentliches Almosen kann man diese Gabe nicht bezeichnen, denn die gewaltigen Mittel, welche zu der Etablirung dieser ungeheueren Versiche rungs-Anstalt nothwendig sind, sollen auf dem Wege der indirekten Steuern aufgebracht werten, die der Ar beiter während seiner Verdienstfähigkeit mit bezahlrn muß. Bedenklicher als die erhöhte direkte Besteuerung ist jedoch der Grundsatz, daß der Staat für die Existenz der Bürger verantwortlich sei und die Gefahr liegt besonders in der Tendenz, welche den Staat zum Inbegriff nicht nur des politischen, sondern auch deS wirthschaftlichen Lebens macht und die heutigen Zustände zurückzuschrauben droht auf die Periode des Niederganges deS römischen Kaiser- thumS. Wenn der Staat das Recht empfängt, daS Eigenthum zu vertheilen, daS er heute nur zu schützen hat, dann denke man sich die völlig veränderte Stellung aller Gesellschaftsklassen zum Staate und vor Allem die ganz neue Stellung der Arbeiterwelt, dazu noch unter der Herrschaft des allgemeinen Stimmrechts. Die Versor gung der „Enterbten der Gesellschaft", wie sie die „Nordd. Allg. Ztg." in ganz socialistischer Ausdruckö- Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (31. Fortsetzung.) „Herr Loppin", sprach er und auch er verstand eS, seiner Stimme den Ausdruck der größten Offenheit zu geben, „ich befinde mich in einer eigenthümlichen Lage. Mit der Hand meiner Kousine wird mir einst auch daS Vermögen meines OnkelS zufallen. Viele werden glauben, die Absicht auf dieses Vermögen habe mich verlockt, allein ich liebe meine Kousine bereit- seit meiner Knaben zeit. Wir sind zusammen aufgewachsen und in treuer Liebe habe ich ihr Bild fort und fort in meinem Herzen getragen. Ich würde um ihre Liebe und Hand ge worben haben, selbst wenn sie arm gewesen wäre. Sie werden sicherlich auch glauben, wenn ich jetzt bemüht bin, daS Vermögen meines OnkelS sicher zu stellen, daß ich dabei mein Interesse im Auge habe. DieS ist nicht der Fall. Meinem Onkel möchte ich jeden harten Schlag ersparen. Die Fabrik war, al- sie abbrannte, nicht mehr sein Eigenthum; allein Sie hätten den Schmerz deS alten Manne- sehen sollen, als er in jener Nacht daS Werk, an dem er fast sein ganze- Leben hindurch gearbeitet hat, durch die Flammen verzehrt werden sah. Er hängt nicht am Gelte, dennoch würde er eS nie über winden, wenn er da-, wa- er durch eisernen Fleiß für seine Tochter errungen hat, verlöre!" „Herr Kommissär, ich verkenne Sie nicht, ich achte in ibrer traditionellen Macht bekämpfe. r »„ndaebunaen zusammen, welche dem Fürsten L - kuNLL 7° au- »°» An-wm und Ansammlung,», zu- A mm-n si"i. womit d.m R-ich-kauzl» mch. nur d>. ?°v, und ,ückdal,«l°s, Zustimmung A tn °°n ihm m Angriff g,nomm,n-n nanonalrn WinhschaflSrrform, s°n?nn auch di, Hoffnung "u-d- d-ß der Fürst sich durch kemerlel Umstände rn der Durch führung deS großen nationalen Werkes behindern lassen ""^Dje in der letzten Session deS preußischen Land tage- nicht mehr zur Berathung gelangte Denkschrift des Waldeck'schen Landtages, welch- darauf hmauSläuft, daß daS Ländchen die ihm alS selbstständigem Staate innerhalb des Reiches auferlegten finanziellen Lasten nicht zu tragen vermöge und daß daher die durch die Accession vorbereitete vollständige Annexion deS Fürsten- thums an Preußen im wohlverstandenen Interesse dec Bevölkerung liege, soll demnächst den preußischen Ab geordneten wieder zugehen. Verschiedene Anzeichen sprechen dafür, daß die preußische Regierung die Len- tilirung der Frage wegen der Einverleibung Waldecks unter den gegenwärtigen Verhältnissen nicht ungern sehen würde. Angeblich hat der Kürst von Waldeck ebenfalls gegen die Annexion nicht- emzuwendeo, weil er bei dieser Gelegenheit eine für ihn und seine Familie günstige Regelung der lange streitigen Domänenfrage erhoffen darf. Die preußische Regierung dagegen hat bisher stets Bedenken getragen, sich die VerwaltungS- kosten für Waldeck aufzuladen und an das Stimmen- verhältniß im Bundesrathe zu rühren. Nach amtlichen Mittheilungen war der deutsche Kaiser zwar in den letzten Lagen von einem leichten Un- wohlsein befallen, ist aber jetzt völlig wieder hergestellt und erfreut sich gegenwärtig des besten Wohlbefindens. Auf Anrathrn der Aerzte erfolgt trotzdem die Ueber- fiedelung von Schloß Babelsberg nach Berlin bereit- in diesen Tagen. Sonst sind in den bekannten Anord nungen über die Theilnahme des Kaisers an den bevor stehenden Truppenübungen keine Veränderungen einge- treten. Die deutsche Kaiserin hat in der jüngsten Zelt erfreuliche Fortschritte in der Wiederherstellung ihrer Gesundheit gemacht, so daß sie bereit- hätte Ausfahrten unternehmen können, wenn die Witterung günstiger ge wesen wäre. Augenblicklich ist man damit beschäftigt, am seitlichen Eingänge deS PalaiS zu Berlin einen Fahrstuhl anzubringen, den die Kaiserin nach ihrer Rückkehr benutzen wird, um in ihre in der ersten Etage gelegenen Gemächer zu gelangen. Ihre Besorgniß", fiel Loppin ein, „allein liegt hier nur der geringste Grund für dieselbe vor? Ich bin ! gern bereit, Ihrem Onkel und auch Ihnen jede Sicher- ! heit, welche Sie nur wünschen, zu geben!" „Ich verlange keine Sicherheit. „Ich habe zu s Klingberg nur bemerkt, daß er auf die Hypothek meines OnkelS, welche auf der Fabrik steht, Rücksicht nehmen möge." „Klingberg sucht die Auszahlung der Versicherungs summe hinauszuschieben," fuhr Arthur fort. „Es würde mir gleichgiltig sein, wenn ich mein Vermögen in ; Frankreich sofort flüssig machen könnte. Ich habe Geld nöthig, nicht um zu leben, sondern um die Fabrik mög- lichst schnell wieder aufzubauen. Ich will sie weiter ! vor die Sladt hinaus verlegen, denn ich bedarf mehr Raum, da ich sie bedeutend größer aufbauen will, ich stehe bereits wegen Ankaufes eines geräumigen Platze- ! in Unterhandlung; allein mir find die Hände gebunden ' ohne Geld. Ich weiß, daß eS nur eine- Worte- gegen den künftigen Schwiegervater meine» Bruder- bedürfte, und derselbe würde bereitwillig un- jede Summe zur Verfügung stellen, ich möchte dielen Weg indeß vermei den, so lange mir ein anderer offen steht. Herr Kommissär, schenken Sie mir Vertrauen, Sie «erden sehcn, daß Sie dasselbe keinem Unwürdigen schenken — wollen Sie mit Klingberg sprechen?" „Ich werde eS thun," gab Heinrich zur Antwort. Ueber Arthur- Gesicht zuckle ein Strahl der Freude. Wer wußte, ob dieselbe nicht auch Verstellung war. „Auf dem Wege zu Ihnen begegnete mir der Un tersuchung-lichter,„ fuhr Arthur fort. „Er theilte mir mit, daß die Untersuchung gegen Wendel fast geschloffen chped. U- Radaktio» Dreien-Xeuftatzt kl. Meißner Sasse 3. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und EsanadenD früh. Ld»une»entS- Preis r Vierteljahr!. M. 1,50. Zu beziehen durch dir kaiserlichen Post- -ustalten und durch unsere Boten. 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