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Gxprb. u. Ridakttoa LreSdeu - Neustadt n Meißner V ässe 8. Die Zeitung erschemt Dienstag, Hsunersta» und ; L,nnabr»H früh. U»»»ae«e«t»- Pret» r »terteljährl. M. 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post, mstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in» HauS erhebt die »ost noch eine Ve» Mr von 2b PH. SO Pf Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr«»»« Müller in Dresden. Annahmestellen: Die Arnoldische Buchhandlung Jnvalidendaak, HaHensteiuL Bögler, Rudolf Moste, G L. Daube « Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlm, Frankfutt a/M. n Än» erat« W M »erden bi» Montag, achWk SM«lmm.M Inseraten- Mr. 80. Dienstag, den 12. Juki 1881. 43. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsche- Akeiet). Der Wahlfeldzvg in Deutsch land ist augenblicklich ein Scharmützel Aller gegen Alle und zeigt sowohl auf liberaler wie auf konservativer Seile eine Zersplitterung, die bedeutender ist, al» sie jemals dagewesen. Durch den vortragenden Rath im preußischen Handelsministerium, Freiherrn v. Zedlitz, der früher al- da» von den Klerikalen im preußischen Ab geordnetenhaus« am meisten gehaßte Mitglied der deut schen Reich-Partei galt, haben deshalb kürzlich die Frei- konservativen einen letzten Versuch gemacht, sich mit dem Eentrum und den Konservativen zum Vernichtungskrieg gegen die Fortschritt-Partei zu verbinden. Seitdem Graf Wilhelm Bi-marck, der übrigens wieder nach dem ungarischen Bade Mehadia reist, um sich für die Wahlkampagne neu zu stärken, da- „Nieder mit der Fortschritt-Partei!" zur Losung seiner Fraktion gemacht hat, scheint e-, als ob im Lager de- Reichs kanzler- ein baldiges Anschwcüen der Fortschritt-. Partei al» sicher vorausgesetzt würde, sonst wäre die jetzige Kleinheit dieser Fraktion Grund genug, die gegen sie vorbereiteten Angriffe unverhültnißmäßig zu finden. Sine Partei, die bisher nur über 28 Stimmen im Reichstage gebot, kann 389 anderen Abgeordneten gegenüber keinen besonderen Schaden anrichten, wenn nicht die Neuwahlen zu dem nächsten Reichstage ihre Zahl ansehnlich verstärken. Da- ist doch aber gar nicht zu erwarten, wenn die Zoll- und Steuerreform da» deutsche Volk so hoch befriedigt, wie die- in den Organen der ReichSregierung fortwährend versichert wird und wenn di« Abgeordneten der Fortschritt-Partei sich wirk lich durch ihre Freihandelstheorien und Lheilnahme für die Semiten unmöglich gemacht haben. Zur Zeit al» Napoleon Hl. im Arnith de« Ruhm- stand, donnerte die französische Regierung-presse täglich gegen Jule- Favre und seine vier Gen offen, die in der Kammer die ganze Opposition auSmachten und trotzdem für da- große Frankreich al- höchst gefährlich hingestellt wurden. Der jetzt in Deutschland gegen eine 28 Mann starke Oppo sition-- Partei geführte heftige Kampf wiederholt den damals in Frankreich gemachten Kehler, da- ganze Re« gierungSsystem für gefährdet hinzustellen, wenn dasselbe von einem Häuflein entschlossener Männer bekrittelt wird und dadurch einem schwachen Gegner erst Be deutung zu schaffen. Die Genesung der Kaiserin schreitet in erfreulicher Weise fort und konnte die Patientin bereits da- Bett mit dem Rollstuhl vertauschen und so da« Kranken« zimmer auf kurze Zeit verlassen. Der Kaiser hat auch nunmehr seine Fahrt von Em» nach der Insel Mainau angetreten und ist dabei durch Mainz, Darm- Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. ,11. Fortletzrmg.) „Herr Urban", fiel Arthur halb abwehrend ein, „da- Beste, waS für Ihre Fabrik sprechen kann, ist die Achtung, welche Ihr Name überall genießt, selbst bei Ihren Konkurrenten. Wa- in den letzten Jahren vielleicht verfehlt ist, hoffe ich durch umsichtige und energische Leitung bald wieder herzustellen. Ihre Fabrik hat noch ihr alte- Renommö, da- genügt. Ich hoffe, Sie werden mich in keiner Beziehung kleinlich finden; nur den einen Wunsch hege ich, daß die Fabrik bald in meinen Besitz übergehe. Went» die Streitigkeit mit den Arbeitern lange währt, so kann sie doch höchst nachtheilig wirken und den Betrieb ernßllch stören. Für Sie ist e- sehr schwierig, diesen Kampf beizulegen, denn Sie können nicht nachzebrn, ich würde eS an Ihrer Stelle auch nicht thun, denn ich bin kein Freund von solchem Vorgehen der Arbeiter, welche- gleichsam die Pistole auf die Brust setzt. Mir wird ein Au-gleich leichter gelingen, weil ich noch durch nichts gebunden bin." „Ihr Wunsch ist vollkommen gerechtfertigt", entgea- nete Urban. „Wenn wir unS heute einigen, kann die Fabrik morgen in Ihren Besitz übergehen. Ich habe nur einige Bedingungen, welche mir allerdings sehr am Herzen liegen. Zuerst würde ich Ihnen die- Haus und den Garten nicht mitverkaufen, sodann wünsche ich, daß stadt, Karlsruhe und Konstanz gereist. Nach dem Eintreffen auf der Insel Mainau besuchte der Kaiser sofort den Gottesdienst in der Schloßkirche. Der „Essener Zeitung" wird von wohlunterrichteter Seite au- Berlin gemeldet, daß die Neuwahlen zum ReickStage erst in d«r zweiten Hälfte des Monat- Oktober stattfinden werden. Der BundeSrath hatte am vergangmen Donnerstag sein Pensum aufgearbeitet und konnte sich in die Eommerferien begeben, nachdem noch vorher in Ange- legenheiten de- Hamburger Zollanschlusses ein Vollzug-- KomitS eingesetzt worden war, welche- au- einem preußi schen, einem baierischen, einem hessischen und zwei Ham burger Delegieren besteht. Seiten- der Landwirth- schaft sind an den BundeSrath mehrfache Gesuche gerichtet worden, alle Anträge auf Erleichterung der Ein- und Durchfahr von Wiederkäuern auS Oesterreich-Ungarn und Rußland nach und durch Deutschland abzuweisen, weil nur dadurch die Einschleppung der Rinderpest verhindert werden könne. Die „Kieler Ztg." veröffentlicht einen Erlaß de» preußischen Krieg-Minister-, wonach durch Kabinettordre vom 3. Mär; die Entfestigung der Werke von Sonder- burg-Düppel und die Befestigung d«r Stadt Kiel ge nehmigt worden ist. Der Zeitpunkt de- Beginn- dieser Arbeiten steht noch nicht fest, dock ist der Erlaß jeden falls rin günstige» Zeichen für die künftigen Beziehungen zu Dänemark und für den baldigen Bau de- Nord- ostsee-Kanal». Nach einer Meldung, welche dem auswärtigen Amte vom deutschen Konsul in Stornoway an der Ostküste der zur Hebridengruppe gebörenden Insel Lewi-, durch Vermittelung de» kaiserlichen Generalkonsul» in London zugegangen ist, hat der englische Schleppdampfer „Konqueror" da» hamburgische AuSwanderer-Dampfschiff „Vandalia" mit gebrochenem Schaft 15 Meilen von der Küste von Lewi- aufgefunden. Der „Konqueror" nahm die „Vandalia" in» Schlepptau und jetzt sind beide Schiffe auf dem Wege nach dem Kluß Clyde. Passagiere und Mannschaften befinden sich wohl, doch sollen, da die Auffindung erst 20 Tage nach dem AuS« laufen des Dampfer- geschah, die Passagiere um den Proviant zu schonen, bereits auf sehr kleine Rationen gesetzt worden sein. Die „Kieler Ztg." fügt der Botschaft von der Auffindung der „Vandalia" die Bemerkung hinzu: ! „Allgemein fragt man sich, ob, falls ein Schrauben wellenbruch oder eine andere ähnliche Beschädigung Vor gelegen hat, nicht durch einen an Bord befindlichen Reservetheil oder auf sonstige Weise eine, wenn auch nur vorläufige Reparatur hätte möglich sein sollen. Lhatsächlich ist es doch ein entsetzlicher Gedanke, daß durch ein solche- Unglück Lausende in Gefahr gerathen — man stelle sich ein stürmische- Wetter vor, ein ^-.^-7-. i »ut 1 AN II» I EM M »I .U'i, .1 t «MMMeSSWSSSSS. k " K 1K» ! Berschlagenwerden gegen eine felsige Küste! — und Aber« § tausende in Mitleidenschaft gezogen werden können." Der „National-Ztg." ist am 9. Juli von dem sächsischen Gesandten und Bunde-bevollmächtigten von Nostiz-Wallwitz folgende- Schreiben zugegangm: „Die „National-Zeitung" berichtet heute, daß die sächsische Re gierung im Bunde-rathe neuerdings einen Antrag auf Einführung eine- Veredrlung-zolle- gestellt habe, der selbe aber nicht zur Verhandlung gekommen sei, weil der sächsische Bevollmächtigte ihn selbst zurückgezogen habe. Die- ist irrig; der im Jahre 1880 von der sächsischen Regierung gestellte Antrag steht noch auf recht» derselbe ist aber im Einvkrständniß mit der an- tragstellendrn Regierung bisher zurückgestellt worden, weil es sich empfiehlt, noch längere Zeit die Einwir kungen zu beobachten, welche die veränderte Zollgesetz- gebung auf die Gestaltung de- betreffenden Verkehrs auSübt. Der geehrten Redaktion gebe ich daher ganz ergebenst anheim, die Eingang- gedachte Angabe zu be- ! richtigen." LZesterr.»Ungar. Monarcki«. Die Er nennung de- Feldmarschall- Or. v. Krau- an Stelle de- bisherigen Statthalter- von Böhmen, de- Freiherr» v. Weber, wird im Ganzen sowohl von deutscher wie von czechischer Seite günstig beurtheilt. Die „Czeski Noviny" schreiben: „UnS jagt die Berufung eine» General- keine Furcht ein, denn wir verlangen vom Statthalter keine Protektion, nur strenge Durchführung der Gesetze und Gewähr der öffentlichen Sicherheit. Uebrigen» ist unS ein gerader ehrlicher General tausend mal lieber al» ein Bureaukrat au- alter Schule. Wir hoffen, Krau» werde an Gerechtigkeitssinn selbst Koller ! noch Übertreffen und al» LandeSkind gerechte, nicht durch Parteileidenschaft getrübte Berichte über da- Land er statten." Dem „Mährisch-schlesischen Korresp." wird au- Prag mitgetheilt, daß die Ernennung de» neuen Statthaltereileiter» daselbst da» Gefühl größter Be friedigung hervorgerufen hat. Man hält die Aera der nationalen Hetzereien, de» TerroriSmu» und di« Straßeo skandale al» beendet und sieht nun einer ruhigen, besseren Zukunft entgegen. Die „N. Fr. Presse" erblickt in der Ernennung einen Erfolg der Czeeben, während daS „N. W. Tageblatt" dieselbe, al- im Sinne der Deutschen erfolgt, bezeichnet. An die Besucher deutscher Uni versitäten erging ein Aufruf de» Konnte- der deutschen Studirenden in Prag, nicht zu dulden, daß die älteste deutsche Universität ein Opfer der Czechen und daß der 500-jähnge Baum deutscher Wissenschaft von denselben zu Falle gebracht werde. Mit Beginn de» neuen Semester» sollen die deutschen Studenten in Schaar«» ! die LandeSuniversität Prag beziehen, um so da» deutsche I Element dem czechischen gegenüber kräftig zur Geltung Sie mehrere alte Arbeiter, welche mir seit langen Jahren treu gedient haben, in ihrer Stellung lassen, selbst wenn sie ihrer Aufgabe nicht völlig mehr gewachsen sind, na- j mentlich den Geschäftsführer. Sie können auf dessen Ehrlichkeit fest bauen." „Bester Freund," unterbrach ihn Arthur zuvor- kommend, „die- würde ich schon auS Achtung gegen Sie qethan haben, selbst wenn Sie «S nicht erwähnt hätten. Ich werde dem Geschäftsführer seinen bisherigen Gehalt lassen, wenn ich auch seine Lhätigkeit nothwendig ein- schränken muß, weil ich die Leitung selbst übernehmen ! werde. Ich bin mit Allem einverstanden und möchte j Sie nur in einem Punkt« um Nachsicht bitten. Ich ! kann Ihnen augenblicklich nur eine geringe Summe an- ! zahlen, weil mein und meine» Bruder» Vermögen meist in Besitzungen beruht oder in Hypotheken angelegt ist. Sie werden begreifen, daß e» mir nicht möglich ist, ' dasselbe so rasch flüssig zu machen. Sicherheit haben Sie ja in der Fabrik selbst." Urban gestand ihm die» gern zu. » Noch an demselben Lage wurde der Verkauf der Fabrik zwischen Urban und Arthur gerichtlich abgeschlossen und schon mit dem folgenden Lage sollte die Fabrik in j Loppin» Hände übergehen. Urban hatte durchaus billige Berkaufsbedinaungkn gestellt und Arthur war ohne irgend j einen Einwurf darauf eingegangen. In zufriedener Stimmung kehrte Urban au» der Stadt nach gerichtlichem Abschlusse zurück. Er glaubte > jetzt aller Sorgen entledigt zu sein und in Ruhe sein Leben beschließen zu können. Noch hatte er Loni von dem Verkaufe kein Wort gesagt; er wollte sie damit überraschen, weil sie au» Sorge für seine Gesundheit I schon früher einmal in ihn gedrungen war, die Fabrik zu verkaufen. Er traf Toni im Garten. „Run Kind", sprach er heiter, „heute habe ich Deinen Wunsch erfüllt und die Fabrik verkauft; in die sem Augenblicke ist sie bereit- nicht mehr mein Eigen thum. Ueberrascht blickte Loni ihn an. Scherzte er oder sprach er die Wahrheit? Wie eine bange Ahnung stieg e» in ihr auf. „Wer — wer hat die Fabrik gekauft?" fragte sie. „ErräthstDu die» nicht?" entgegnet« Urban lächelnd. „Nein — nein!" „Loppin!" fuhr Urban fort, nicht bemerkend, wie Loni fast erschreckt zusammenzuckte. „ES ist mir lieb, daß die Fabrik nicht in mir ganz fremde Hände übergeht!" „Loppin — Loppin hat sie gekauft?" wiederholte Toni, al- traue sie ihren Ohren nicht. Gewiß, Kind. SS ist sehr schnell gekommen. Ich war der Sorge nicht mehr gewachsen und ich glaube, daß ich Deine Zukunft nicht besser hätte sicher stellen können, alS durch diesen Schritt. Die» Hau» und diesen Garten habe ich nicht mit verkauft, ich mochte mich nicht davon trennen und hoffe, hier in Rohe zu sterben." Noch immer war Loni nicht im Stande, ihre Ueder- raschung zu bemeistern und au-zusprechen, wa» in ihr vorging. Seitdem sie Heinrich» Liebe für immer ver loren zu haben glaubte, hatten b<ffen Worte, mit denen er sie vor Loppin gewarnt, einen um so nachhaltigeren Eindruck auf sie gemacht. Immer waren ihr dieselben in da» Gedächtniß zurückgekehrt, sie hatte die Franzose« schärfer beobachtet und glaubte mehr al» einmal gefunden