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Epped. ll. RedaMo» Dresden-Xenftatzt N.'Mnß^er Basse 8. Die Zeitung erscheint Dienstag, Daaner-ag and Lonnadead fr^h. AdonnemeutS- PreiS: vierleljühri. M. 1^0. Z« beziehen durch die kaiserlichen Poß- «palten and durch unsere Boten. »ei freier Lieferung tu- Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Psg. ächsHe DorhtilunA Inserat e »erden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 1L Pis Unter Eingesandt: 30 Pf Inseraten- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und kandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshaupttnannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrma«» Müller in Dresden. Annahmefteveu: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, HaasenstetnL Bögler, Rudolf Moste, B L Daube L Eo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlw, Frankfurt a/M. u. s. w. Wr. 79. Sonnabend, den 9. Juli 1881. 43. Jahrgang. Politische Wellschau. Deutsches Reich. Seit mehreren Lagen ist ein großer Hamburger Dampfer spurlos verschollen und treibt vermuthlieb hilflos auf hoher See, eine Be- mannung von 120 Mann und 950 Passagiere mit sich führend, die vielleicht jetzt schon dem bittersten Mangel preiSgegtben sind. Das schwedische Schiff, welche- am 28. Juni dle letzte Botschaft; von dem Bruch deS SchraubenschafteS deS deutschen Dampfer- „Vankalka" brachte, war zu keiner Hilfsleistung im Stande und seitdem mangelt der Direktion der Hamburg-Ameri kanischen-Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft jede weitere Nachricht über den Verbleib des Schiffe-. AlS Extra dampfer nicht zur Mitnahme der Post verpflichtet, lief die „Vandalia" nicht, wie zuerst vermuthet wurde, Havre an, sondern nahm, um die unangenehme Fahrt durch > den Kanal zu vermeiden, den wenig befahrenen Kurs um die Nordspitze von England herum. Passirt auf diesem einsamen Meerespfade ein Unglück, wie eS früher auch bei der „Silefia" der Fall gewesen, so ist es nicht leicht, ! Hilfe m finden, auch ist die Gefahr eines Zusammenstoßes mit Eisbergen auf der nördlichen Tour eine größere. ! Bei dieser Gelegenheit zeigte sich die englische Admirali- : tät von einer Humanität, welche die grsammte deutsche i Nation zu hobem Danke verpflichtet. Da Voraussicht. ! lich die „Vandalia" von der englische Küste auS zunächst zu erreichen sein wird und die meisten deutschen Kriegs fahrzeuge sich momentan in der Ostsee befinden, beorderte die britische Admiralität auf Wunsch der deutschen Seebehörden sofort da- englische Kriegsschiff „Seahorse", daö auf hoher See hilflos treibende deutsche Aus» wandererschiff aufzusuchin und ihm Beistand zu leisten. Zu gleichem Zwecke dampften die starken Schleppfahrzeuge „Expreß" und „Konqueror" von Glasgow und „Cedar" und „Tweed" aus Thurso ab. Am Donnerstag ging auch der deutsche Avisodampfer „Falke" zur Aufsuchung der „Vandalia" in See und steuerte zunächst nach Thurso an der Nordküste Schottlands. Die „Vandalia" selbst ist übrigens, falls bei ihrer Abreise die gesetzlichen Be stimmungen innegehalten worden sind, auf 4 Wochen verproviantirt, trotzdem ist die Seelenangst der Zurück gebliebenen um die Passagiere des Schiffes eine große und die Entrüstung gegen die Direktion der Hamburger Linie würde eine ungeheure sein, wenn sich ein Ver schulden derselben nachweisen ließe. ES stellt sich immer mehr heraus, welchen üblen Dienst Graf Wilhelm BiSmarck durch seine bizarre Bezirksvereinörede der konservativen Sache geleistet hat. Die Leiter der liberalen Wahlagitation gehen allen Ernstes mit Lem Plane um, diese Rede ohne jeden Kommentar in hunderttausend Exemplaren abdruckrn und Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. l10. Fonleyuug.) Unwillige und selbst drohende Stimmen wurden laut. „Ruhig!" rief Urban, seine ganze Kraft zufammen- nehmend. „Ihr habt beschlossen, die Arbeit einzustellen, eS geschieht also nur Euer Wille. Ich kann keinen von Euch zwingen, unter den bisherigen Bedingungen weiter zu arbeiten, ebenso wenig kann mich Einer von Euch zwingen, ihn wieder in Arbeit zu nehmen. Wenn die Roth an Euch herantritt, so haltet Euch an Diejenigen, welche Euch zu diesem Schritte verleitet haben, sie mögen dann für Such sorgen. Lienau, „wandte er sich an den Geschäftsführer, „Sie werden die Namen aller Derjeni gen aufschniben, welche auf der linken Seite stehen, ich will, daß Keiner von diesen in meiner Arbeit bleibe — Keiner!" ^Er hatte diese Worte so entschieden gesprochen, daß selbst die Entschlossensten schwiegen. Urban blieb, bis der Geschäftsführer die Namen der auf der linken Seite Stehenden ausgezeichnet hatte und verließ dann die Fabrik. Ehe er seinen Garten erreichte, traten einige Arbeiter an ihn heran, um ihn zu bitten, sie in Arbeit zu behalten. „Nein," entgegnete Urban streng. „Ihr seid keine Kinder mehr und wußtet, waS Ihr thatrt. Zum Scherz an die Dähler vertheilen zu lassen. Von der gouver- nrmentalen Seite wird dagegen in Ler preußischen „Pro- vinzial-Korrespondenz" Ler Kampf wider die Fortschritts partei mit großer Erbitterung fortgesetzt und besonders tief beklagt, „daß viele freisinnige Bürger und Bauern, die dem Könige die Treue nicht bloS bekennen, sondern auch halten wollen, sich durch die berechnet zahmen Ver sicherungen der Fortschrittspartei und ihrer Helfershelfer belhören lassen. Ihnen gelte eS, durch Rückblicke auf daS Verhalten dieser Partei die Augen zu öffnen, damit sie erkennen, wohin man sie führen will. So lange die liberalen Parteien sich nicht von der Gemeinschaft mit der Fortschrittspartei loSsagen, ihr vielmehr den Vor tritt und die Führung in der öffentlichen Bewegung überlassen,' wird aller Kampf vorzugsweise gegen diese thalkräftigsten Wortführer der „großen liberalen Partei" zu richten sein." Neben dem Vorwurfe der mangelnden KönigStreut, macht daS halbamtliche Organ der preußi schen Regierung Ler Fortschrittspartei auch noch den Vorwurf, bei allen Gelegenheiten die bestehenden Kirchen zu schwäch n, den Glauben und die Bekenntnisse größerer Gemeinscha ten zu erschüttern, dagegen nur die religiösen Meinungen deS Einzelnen, höchsten- der Gemeinde zu schützen. D>e „Prov.-Korresp." fährt also fort: „In Bezug auf die katholische Kirche rühmt sich die Fort schritt-Partei, der Regierung geholfen zu haben, nämlich im geistlichen Kampfe, im sogenarnten „Kulturkämpfe"; einer ihrer Führer hat sogar diesen Namen erfunden. Freilich verstand sie von vornherein ganz etwa- Andere- unter dem „Kulturkampf," al- dir Regierung. Letztere wollte nur Len Staat gegen Uebergriffe der Kirche sicher stellen und behielt, selbst in der Hitze deS Kampfes, das Ziel eines ernsten, dauerhaften Friedens immerdar fest im Auge. In derselben Rede, in welcher Fürst Bis marck daS berühmte Wort sprach: „Nach Kanossa gehen wir nicht," fügte er unmittelbar hinzu: „Aber die Re gierung sucht emsig nach den Mitteln, um in einer möglichst friedlichen Weise in einen annehmlicheren Zu stand zu gelangen." Die Fortschrittspartei dagegen wollte den Kampf gegen die Kirche als solche, sie er strebte die absolute Trennung deS Staat- von der Kirche, die Trennung der Schule von der Kirche, kurz es war ein Kampf des Unglaubens gegen den Glauben. Von einer ernst-n kirchlichen Stellung und Auffassung ist bei der Fortschrittspartei überhaupt nicht die Rede, und die sich mit ihr auS politischen Gründen verbinden wollen, mögen sich nur daö nicht verhehlen, daß sie damit eine Partei stärken, deren Wege nothwendig dahin führen, den christlichen Glauben im deutschen Volke zu unter graben." Die Aerzte finden da- allgemeine Befinden der Kaiserin befriedigend, doch lassen Schlaf und Ap- ist mir die Sache zu ernst. Ich werde zeigen, daß ich auch streng sein kann." Er trat in seinen Garten ein und begab sich sofort in sein Zimmer. Kraftlos brach er hier zusammen. Er hatte sich zu viel zugetraut, die Aufregung, die Enttäuschung hatte ihn vollständig erschöpft. Die- war also da- Ende seiner langjährigen Wirk samkeit! Gedankenvoll und schmerzlich erregt stützte er den Kopf auf die Hand. E- freute ihn, daß seine Frau die- nicht mehr erlebt hatte. Er war jetzt in den Kampf mit seinen Arbeitern eingetreten, allein er fühlte sich zu schwach, um ihn durchzukämpfen. Eine Erbitterung, Lie er früher nie gekannt hatte, erfaßte ihn. Der Blick in die Zukunft war kein freudiger. Hatten die letzten Jahre ihm bereit- bedeutende Verluste gebracht, wie sollte eS werden, wenn ihm sogar die Kräfte fehlten, um die Fabrik vollständig im Gange zu erhalten! Vor Jahren würde ihn ein solcher Gedanke nicht erschreckt haben, denn er hätte Mittel und Wege gefunden, um den Verlust zu ersetzen — jetzt konnte er eS nicht mehr. Der Rest seiner Kräfte war erschöpft. Zeigte eS sich nicht gerathener, die Fabrik zu verkaufen, wenn er da-, waS er für Loni e worben hatte, sicherte, wenn er alle Sorgen von sich scheuchte? Nie zuvor war ihm dieser Gedanke gekommen, jetzt hielt er ihn fest, verfolgte ihn und malte sich die Ruhe auS, in der er dann leben konnte. Arthur trat in diesem Augenblicke in daS Zimmer. Es war ihm unangenehm, gestört zu werden, den Freund konnte er indeß mcht zurückwriftn. » Lheilnehmend sprach sich Arthur über da- Ge schehene auS. petit noch zu wünschen übrig. Obschon die Kaiserin die Feststellung deS ReiseprogrammS ihre- Gemahl- wünscht, bat der Kaiser dennoch seine Abreise nach der Intel Mainau verschoben. Wie man der „National Ztg." schreibt, tritt Graf Hatzfeld demnächst al- Staatssekretär de- Auswärtigen in sein Amt und damit in Lie Stellung, welche früher der verstorbene Minister v. Bülow inne gehabt hat. Graf Limburg-Stirum hat die Vertretung endgiltig aufge- geben und UnterstaatSsekretär Busch führt dieselbe bi- zum Eintritt Hatzfeldt'S, dem, wie eS heißt, die Er nennung alS preußischer StaatSminister mit Sitz und Stimme im StaatSministerium zu Theil werden soll. Als Nachfolger für den BotsLafterposten in Konstan tinopel gilt noch immer der derzeitige Gesandte in Athen, von Radowitz. In später Abendstunde traf am 3. Juli d'e Ex kaiserin Eugenie, auS England kommend, in Darmstadt ein; sie reiste unter dem Namen einer Gräfin Pierre- fondS und mit einem Gefolge von 10 Personen. Am andern Tage fuhr die Kaiserin nach dem großberzog- lichen Neuen PalaiS, da eS ihr Wunsch war, die Räume zu besuchen, wo die Großherzogin Alice gelebt hatte und gestorben ist, sodann nach dem Mausoleum, wo sie der Srbqroßherzog und die Prinzessinnen Irene und Alix empfingen. Die Kaiserin verweilte längere Zeit am Sarkophage der Großherzogin in stillem Gebet und legte daselbst Kränze nieder. Um 2 Uhr erfolgte die Weiterreise nach Arenenberg in der Schweiz. Nach den Reich-tag-beschlüffea dritter Lesung tritt daS GerichtSkostengcsetz bereit- am 15. Juli in Kraft. Da aber dieser Termin mit dem Anfänge der Gerichtsferien zusammenfällt, so beginnt die Wirksamkeit deS Gesetze- thatsächlich erst im September und dies girbt den Ge richten die nöthige Zeit sich mit den Bestimmungen des Gesetzes bekannt zu machen. Im ReichSamt deS Innern wird eine Vorlage über Einsetzung von Gewerbrkammern, nach dem Muster der bereits in Baiern bestehenden In stitute, ausgearbeitet. Öesterr.» Ungar. Monarcdie. An Stelle deS Kreiherrn v. Weber, der au- Gesundheitsrücksichten von Karlsbad auS seine Entlassung eingereicht hatte, ist Keldmarschall v. Kraus zum Statthalter von Böhmen ernannt worden. Ueber diesen Personenwechsel schreibt die „Wiener Abrndpvst": „Die bedauerlichen Vorfälle der jüngsten Tage in Prag, sowie der Umstand, Laß der jetzige Statthalter, Frhr. Weber v. Ebenhof, wegen seines geschwächten Gesundheitszustände- noch eine Zeit lang den Dienst nicht zu versehen vermag, insbesondere aber der lebhafte Wunsch, die zeitweilig herovrgerufene Erregung der Bevölkerung schnell beizulegen, rief in den maßgebenden RegierungSkreisen die Ueberzeuzung her Urban erzählte eS ihm ausführlich und verhehlte ihm nicht, daß er sich zu schwach fühle, den Kampf fortzusetzen. Arthur'- Auge beobachtete ihn prüfend. „Verkaufen Sie mir die Fabrik, dann sind Sie aller Gorgen entledigt", warf er halb scherzend ein. Urban blickte ibn überrascht an. Diese Worte be rührten die Gedanken, die ihn soeben beschäftigt hatten. Er suchte auö Arthur's Gesichten lesen, ob er die Worte nur im Scherze gesprochen habe. „ES ist mein Ernst, bester Freund", fuhr Arthur fort, „verkaufen Sie mir Ihre Fabrik. Sie wissen, daß eS längst meine Absicht ist, mir eine Besitzung oder ein industrielle- Unternehmen zu erwerben. Ohne diese Vor gänge würde ich nie gewagt haben, diese Bitte an Sie zu richten, denn ich begreife, daß sich ein Mann schwer von dem trennt, waS er in da- Leben gerufen und mit Mühe entwickelt bat. Jetzt muß ich Ihnen al- Freund sagen, tragen Sir Sorge, nach einem so mühevollen und thätigen Leben den Rest desselben in Ruhe zu ver bringen." „Und sollten Sie nicht die Arbeit und Sorgen, welche eine solche Fabrik bringt, zu gering anschlagen?" warf Urban ein. „Die Vorgänge der letzten Tage würden nie geschehen sein, wenn ich nicht genathigr gewesen wäre, die Leitung deS Geschäfte- anderen Händen an zu- vertrauen." Ein Lächeln glitt über Arthur s Gesicht hin. „Ich glaube, Sie kennen mich noch nicht, bester Freund," entgegnete Arthur. „Die lebenslustige Serie, welche ich bi- jetzt gezeigt habe, ist nicht mein wirklicher Eharakter, sondern nur die Folge deS Müßiggar gS.