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SLL. — 6. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de» folgenden TaaeS) zur Versendung gelangende ,,Sächsische Landes-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unterhal- tungSblatte kostet monatlich 6» Psg. (mit Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 7« Psg.) bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie beiden Postanstalten. Mir Abonnenten erscheint im und 4. OuartalLis.nllnihn-irahrtzlanheftsurLachsen, sowie im 4. Quartal dieWeihnachtSbeigabe Jllustrirtes Zahresbuch desLandes-kinzeigers und zu Neujahr Illustr. Landbotcn-Kalender. Sächsischer mit „Ghemnitzev Stadt-Anzeigev". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonnabend, 16. Oktober 1888. »nzeigendrels des„Sächs. Landes-Anzeiger": Raum einer schmalen Corpuszeile IS Psg. Bevorzugte Stelle (Ispalt. Peritzeile) 30Pf. Bei Wiederholung großer Annoncen Rabatt. Bet Bestellungen von Auswärts wolle man Insertionsbetrag (in Briefmarken) beisiigen tte 8 SilbenCorpusschrist bilden ca. 1 Zeile). Annoncenamiahme nur bis Bormittag. Verlag: Alexander Wiede, Buchdrucker«», Chemnitz. Theaterstraße ö (Fernsprechstelle Nr. 136). Telegr.-Adr.r LandeS-Anzetger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt — 2. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt — 3. Kleine Botschaft 4. Sächsischer Erzähler — 5. Sächsische Gerichts-Zeitung — 6. Sächsisches Allerlei. - Ertra-Beiblatt Luftiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. In dem ConcurSverfahren über das Vermögen 1. des Johann Friedrich Wilhelm Blüher in Kleinolbersdorf und 2. Ephroin Johanne» Salomon »lvden, Inhabers der Firma S. Klöden in Chemnitz, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 26. October 1881, Vormittags 10 Uhr, vor dem Köuigltchen Amtsgerichte Hierselbst anberaumt Chemnitz, den 14. October 1888. Königliches Amtsgericht. jUel-graphisch- Nachrichten. Vom 14. October. Stettin. Am Sonnabend wird der Stapellauf de- 2. große« ReichkpostdampferS auf der Werst »Vulkan" erfolgen. Wie« In Venedig wurde gestern Nachmittag der Kanonikus von San Marco, Biauchini, beim Austritt au» de» Kirche von dem Exdialo« Bianrlli aus Rache mit einem Dolche uiedergestoche». Bianelli war vor Jahren zum Prot-stanti-mu» übergetreteu. Wir» Die deutsche« Abgeordneten an- Böhmen haben einen ihnen von den Tschechen ongebotenru Kompromiß für die Delegation»- wahleu zurückgewtesen. London. Die Admiralität hat beschlossen, zum besseren Schutze der Fischerboote in der Nordsee da» Kriegsschiff .Heariy" dorthin zu entsende». Der Tommandant desselben wird voraussichtlich die Aussicht über die zum Schutze der Fischerboote in der Nordsee de fiudlicheu Kreuzer haben. Politische Run-schau. Chemnitz, den 15. Oktober. Deutsches Reich. Dem Reichstag werdrn in der nene« Session die in der vorigen nnerl-.digt gebliebenen Grsetzrutwürfe betr. Abänderung deS ServiSrarifeS und Letr. Errichtung eine» orientalischen Seminar» wieder zngehen. — Der BundeSrath hielt Donnerstag eine Sitzung ab, in der VerwaltnngSvorlageo rrled!gt wnrde« — Die im Freiberger Srcialisteuproceß verurtheilteu soclaldemo- kratischeu Abgeordneten wollen sich sofort zum Strafantritt melden — Fürst Alexander von Bulgarien nimmt zunächst seinen Wohn, fitz in Darmstadt. — Der deutsche Botschafter in Petersburg, General v. Schweinitz, ist zum Reichskanzler nach Varzin gereist, von wo er direkt «ach Rußland geht. — Der englische Botschafter Malet ist wieder in Berlin augrkomme«. — Znm Erbanspruch de» Herzogs von Cumbnland wird an» Branvschweig der .Nat. Ztg." geschrieben, daß es wohl möglich sei, daß da» Land dem Herzog« von Cnmbeiland gegen die Aufgabe seiner Ansprüche auf das Schloßtuventar, Silierzeng, Mobilien, Mar stall u. s. w da» sogenannt« Bevern'sche Kapital von 160,000 Thalern in Volk nicht länger vorenthalte, welche» mit Zustimmung de» Land tage» als eine Art Kaution für die 500,000 Mt. betragende und «och zn zahlende Erbschaftssteuer mit Beschlag belegt wurde. — Dir .Nordd. Allg. Zig." schreibt mit Rücksicht ans den Wahlaursall in Bulgarien: Ei« vornrtheilSfreier Beurthetler muß sich wiederholt di« Frage stellen, wodurch der Fürst zur Abdankung veranlaßt wurde. Dir Beantwortung läßt nur zwei Möglichkeiten zu. Entweder hat der Fürst die Lage nicht richtig erkannt, sie für schlecht gehalten, während sie für ihn günstig war, oder sein weitere» Verbleiben ist ihm unbehaglich erschienen. Darüber kann kein Zweifel besiehe», daß, wenn der Fürst ««»geharrt hätte, er dem Lande wenigsten» die Stürme und Erregungen erspart haben würde, die sich an die Wahlen knüpfen und di« immer eine« schlimmen Einfluß aus di« weitere Entwicklung Bulgarien» haben müssen. — Da» deutsche Schnlgeschwadrr» Kommandant Kommodore von Kall, bestehend an» den Schifft» „Stein", »Prinz Adalbert", Der Sterukrug. Bon Adolf Strecksnß. Fortsetzung. Nachdruck verboten. 8. Die Verhaftung. Die nächste« acht Tag« verbracht« Werder in einer ausregende», fast ausrribendtn Thätigkeit. Er war säst unausgesetzt «nterweg» Allen benachbarten Gutsbesitzern macht« er seinen Besuch, ebenso den stmmtliche« größeren Kausleute« der umliegenden kleinen Städte. Da» Hau» W. Oldeeott u. To. konnte wahrlich mit der rastlosen Geschäftigkeit seine» Reisende«, der mit unvergleichlicher EmfigkevHh und mit großem Geschick di« verschiedenartigsten Grschäft»vebindung«n anknüpft«, zufrieden sein, um so mehr, da Werder diese Zeit zu den «mfaugreichsten Nachforschung«« glücklich benutzte. Nach Verlauf von acht Tagen war er über alle Geschäftsverbindungen der Brüder Heiwald und Grawald» anf den Gütern und in den Städten so genau insormirt, als habe er schon Jahre in dieser Gegend gelebt. Täglich wußte er e» so einznrichte«, daß sein Weg ihn znm Sternkrug führte, er macht« dann gewöhnlich mit dem Professor, der sich ganz heimisch eingebürgert hatte, einen kurze« Spaziergang in den Wald, oder er leistete dem gelehrten Herrn Gesellschaft, wen» dieser ans seinem Zimmer di« eingelegten Pflanze« trocknete und seine Schmetterlinge und Käser präparirte. Die beide« Freunde unterhielten sich bei diesen Besuchen so heiter und lebendig, daß man da» heisere »Hi, hi, hi" de» kleinen Professors nnd da» kräftige, lustige Lache« de» KanfmannSreisende« ost »nie« in der Gaststube hörte. Zwei verschiedenartigere Fremde könnte «» nicht geben, meint« Vater Grawald, und doch anch nicht zwei lnstigere, harmlosere Leute al« diese beiden. Besonder» de» Professor hielt Grawald in hohen Ehre«. Da» sei ein Man«, sagte r», so gewüthltch, bescheiden, mit allem zufrieden und «mgänglich, «nd doch solch' großer Belehrterl Der klein, Professor war Tag und Nacht ans den Beine». Schon mit dem früheste« Morgen brach er zu seine« Streifzügru durch Wald» Wiese nnd Feld auf. Unermüdlich lief er meilenweit, dafür hatte er aber auch einen glänzenden Durst. Ju jeder Lorsscheuke kehrle er ein. um ein Gl°S Milch oder Bier zn trinken. Mit de» «irthen nud Ban«« «uterhirlt er sich dann in leutseligster Weise über die Wirihschaft, die Ernte, die Geschäfte; über alle» wnßte er »Moltke" «nd »Sophie", hat am Donnerstag die Reise nach West indieu augetreten. — Da» Witu Land ist den Kommissar» de» dentschen Kolonial verein», Kapitän Rabenhorst «nd Leutnant Schmidt, von Gustav Denhardt unter Znstimmnug de» Suahelt'Snltan» Achmed in bester Form übergebe« worden. Unmittelbar bevor steht die Errichtung einer Witu-HandelS« und Plantagen Gesellschaft, für welche die Fond» de reitS vorhanden find. — Die an» München gekommen« amtliche Erklärnug, »ach welcher König Otto an unheilbarer Berrückcheit leidet, bei seiner Körperkonstitutio» trotz der geistige« Umnachtung aber ei« hohe» Alter erreichen kann, ist vielfach ausgefallen, und e» müssen wohl Gründe vorhanden gewesen sein, «m diese bestimmte Kundgebung her beiznsühre«. Zwei Fäll« lassen sich nnr denken: E» ist neulich schon mitgetheilt, daß die bayerisch« GrbirgSbevölkernng de« verdorbenen König noch immer ein treue» Andenken bewahrt, und e» fehlt auch nicht an Stimmen naturgemäß, welche bezweifeln, daß Köuig Otto unheilbar ist, vielmehr behaupten, er würde binnen Jahresfrist etwa recht wohl selbst die Regiernng übernehmen können. Die amtliche Erklärung mag nun bestimmt sein, diesen Aeußerungeu jede Grund, läge z« nehmen; .andererseits kann sie aber anch auf eine Verfassung» änderuug hinzieleu, die sich früher oder später als «othwendig heran», stelle« wird Die Regierung König» Otto ist eine Scheiuregierung, dir ««seren moderne« Gefühlen widerspricht. Der König hat nnr den Namen seiner Würde, während ei« Prinz seine» Hause» dies« Würde tatsächlich auSübt Eine VerfassungSändernng, welche dem Regenten Luitpold die Kroue gäbe, würde kein Unrecht gegen Köuig Otto sei», denn den Titel »König" «nd »Majestät" behielte dieser ja doch und etwa» mehr als de« Titel hat er jetzt anch nicht. ES ist außerdem nicht zu leugnen, daß ein geisteskranker, unheilbar geisteskranker Mo narch di« erhabene Stellung de» Königthum- z« beeinträchtigen ge- eignet ist. Ersähe man, ein solcher Zustand würde nur wenige Jahre ander»»«, er wäre erträglich, aber im vorliegende« Falle kau« e» leicht geschehen, daß Bayer« »och dreißig oder mehr Jahre einen Herrscher hat, der doch nicht Herrscher ist. E» wäre deshalb wohl am beste«, die KönigSwürde dem Regenten Luitpold, der sie bereits auSübt, z« übertragen und den unglücklichen König Otto von einer Würde zu befreien, die er in vollem Umfange nie besessen. Schweiz. Ein Branntweinmonopol soll in der Schweiz eln- gesührt werden. Di« znr Berathnng der Alkoholstenerfrage eingesetzte Commission de» Nationalrathe» hat sich dahin geeinigt, daß der Import, die Fabrikation und die Reinigung de» Sprit» Sache de» Bunde» sein soll. Für die Abfindung der Brenner «nd Kartoffel- Produzenten find gtrignete Maßregeln in Aussicht genommen. Nech der dentschen Monopolvorlag« sollt« bekanntlich da» Reich von den Brenner» de« Sprit kaufen und dann weiter abgeben. Frankreich. Der König Georg von Griechenland ist am Donnerstag von Pari» abgereist, «achdem er Tag» zuvor «och de« Besuch de» Präsidenten Grsvy empfangen hatte. An seiueu diesmali gen Besuch, den die Revaucheblätter benutzt hatten, den König al» Skobelew Nr. 2 hinzustellt», wird der Beherrscher aller Hellene« wohl denken. — Die frauzöstschrn Kammern find am Donnerstag wieder in Paris znsamwengetreten und von den Präsidenten mit de« üblichen Reden eröffnet. Die Präsidien find wiedergewühit. — Die Budgetdebatte wird in der Kammer vorauSfichtlich eine recht lebhafte werden. Da aber der Finanzminister auf die Hilfe de» ganzen Ministe rium» bauen kann, wird er wohl dnrchdringeu. Denn «m de» Finanz- minister» Willen da» ganze Ministerin« Freyeinrt z» stürzen, so weit zu gehen, hat di« Kammer doch keine Lust England. Seit Jahr nnd Tag schon wird in London die Behauptung aufgeworfen, die englische Flotte geuüge de» modernen Ansprüchen nicht mehr und r» find deshalb wiederholt großartige SchiffSbauten angeordnet. Die Zweifler find aber noch nicht befrie digt «nd der Lord Bere-foid vom englische, Marinerath erhebt z« sprechen, am liebsten aber plauderte er über seinen Wirth, den Vater Grawald, für de» er eine wahre Verehrung zeigte; eine» bessere» Mensche«, einen aufmerksameren Wirth, eine« tüchtigere» Ge schäftsmann könne e» auf der Welt nichl geben, schade, daß der Andre» so wenig dem Bater gleiche. Gegen Mittag traf der Proseffor gewöhnlich wieder, beladen mit den gesammelten Schätzen, im Stnukrng «in. Nachmittag» brachte er seine Naturalien in Ordnung und präparirte sie für seine Sammlung, dabei mußten ihm oll« Hausgenossen helfen, «nd all« thatru r» gern, d nn der lustige, harmlose kleine Professor war der algemeine Liebling, selbst der mürrische Andre» mußte über seine eitere« Scherz« lache». Bater Grawald hatte ihm sein ganze» Han» zur Disposition gestellt. Bus dem Boden trocknet« der Professor die znm Einlegen der Pflanzen dienenden Papiere. JmKester lagen in feuchter Moo» und Papier eingeschlagrn solch« Pflanze«, ''die der Professor lebend mit nach Hause bringen nnd in seine« Garten pflanze» wollte, im Schuppen «eben dem Hans« stand »ine Kiste mit Schlangen, in der Herrenfinbe ein Kasten mit Raupen, welche der Naturforscher züchtete. Auch Nacht» halt« der rührige kleine Man« keine Ruhe. Mit einer kleinen Laterne ging er in den Wald, um Nachtschmetterlingr und andere Nachtthiere zu fangen. Oft krhr'e er erst gegen ein Uhr zurück, dann brachte er noch seinen Fang in Ordnung, Mitten in der Nacht wauderte er in den Keller, »ach dem Boden oder d m Schuppen. Bater Grawald hatte ihm, weil die HanSgenoffenschast sich gewöhnlich früh zur Ruhe legt«, eine» Hausschlüssel gegeben. Da störte ihn den« Niemand bei« Gehen nnd Komme», selbst di« Hof. Hunde bellte» nicht mehr, anch mit ihnen hat«e sich der Professor befreundet. Bei ihrer unermüdlichen Thätigkeit verflossen den beide« Poliiri- beawteu schnell die Tage, hatte doch für beide ihre amtliche Wirk- samkeit «och ei« besonderer Nebeninteress«. Ewald war glücklich in seinen Sammlnugen, er ritt lustig auf seinem Steckenpferd; Werder aber wachte täglich seinen Besuch in Gromberg. Er besichtigte Wald, Feld und Meie mit musterhafter Geuanlgkeit, ein Stündchen hatte er bei diesen Besuchen auch stets für da» HerrschaftShau» übrig. In den ersten Togen nach der Ankunst Ewald» zeigte sich Werder gegen Fräulein Jda weil kälter und einsilbiger als bei der erste« Bekanntschaft, er glich gar nicht dem lustige« und interessanten Reisende» de» erste« Tage». Al» Jda l» ihrer einfachen Natürlich öffentlich die schwersten Angriffe gegen di« Ma-inevrrwaltung. Er behauptet u A., e» existire kein einheitlicher MobilmachnngSPlan, kein geregelter Nachrichtendienst, die Kohlenverproviantirnng sei mangel haft und würde «S zur Mobilmachung komme«, so würde di« Aus rüstung der Reserveschiffe übermäßige Zeit in Anspruch nehnren. Der Lord verlangt dringend Abhilfe. Die englische Verwaltung ist allerding» nicht immer die wnsterhastefie und nicht nur auf mili tärischem Gebiet sind Angriffe dagegen erhoben. John Bull ist nobel gegen seine Beamte», er läßt sie aber anch gar z» sehr machen, wa» sie wolle«. Die Fehler in der Mari»everwalt«ng find nur Gegen stück« zu den zerplatzten Kanonen, den zerbrochenen Säbeln und krummgebogenen Bajonurtte«. Rußland. Die .Pol. Lorr " schreibt: An» polnische«Quellen ist die Nachricht verbreitet, daß in Folge eine» vom russische« Krieg»- Ministerium ergangene« Befehle» vier Jufanteriedivifione«, die bisher in Pskow, Dünaburg nnd de« ««liegenden Ortschaften statlonirt waren, binnen fünf Tage» nach den südwestliche« Distrikte« Rußland» abzumarschireu haben. Aus Grund einer a«S com« petente» Kreise« in St. Petersburg stammende» telegraphischen Mittheiluog ist dies« Nachricht al» ««begründet zu bezeichnen. — Vertrauensvoll« Gemüiher waren der Ansicht, General Kanlbar» werde wegen seiner Handlungsweise in Bulgarien von Petersburg an» gemaßregelt werden. Gerade da» Gegeutheil ist aber der Fall, Kaulbar» erhält noch rin Lob. Da» Petersburger Journal, da» offi zielle Organ de» Auswärtigen Amte», schreibt, Kaulbar» habe fich seiner Mission mit Hingebung «nd Selbstverleugnung unterzogen. Mehr kann der General gar nicht verlangen. Weiter benutzt da» genannte Blatt den WahlanSfall in Bulgarien zu heftigen Angriffen gegen die Regierung in Sophia. Da» Blett behauptet, durch eine« geschickt organifirten TerroriSmn» seien dl« Frennde Rußland» von den Wahlurnen verdrängt, mit Steinen seien sie bewerfen nnd di« Excesse in Sophia zeigten am besten, daß e» «och zu früh zur Bor nahme der Wahlen gewesen. Die Bevölkeruug sei eingeschüchtert und habe sich io großen Masse« von den Wahlen serugehalte«, auch der Protest Rußlands gegen die Wahle« habe dazu beigetragen. Die letztere« hätte» also keinen Werth. Dann wird der bulgarische« Re- giernng noch Fälschung der Berichte vorgeworfen und die Hoffnung ausgesprochen, die Wahrheit werde noch an den Tag kommen. Zum Schluß folgen heftige Angriffe gegen da» Wiener Fremdenblatt, da» keine Ahnung habe, welche Gewaltthäigkeiten fich die Regentschaft habe zu schulde« kommen lassen. — Diese Unversrorenheit ist denn doch mehr al» haarsträubend. Ein halbamtliche» russische» Blatt lobt die Consul«, die an Aufhetzerei und Aufwiegelei da» Größt« geleistet^ und beschuldigt die bulgarische Regierung der Gcwaltthätigkeit. Zu solcher Lügnerei find wirklich nur die Russen fähig. Die Wuth über die Blamage scheint de« Herren die Vernunft geraubt zu haben. Hat doch selbst die Köln. Ztg. in ihren Berichten da» Auftreten der Herren Nelliudow, Kaulbar» und Genossen empörend und unerhört genannt. Spanien. Da» spanische Ministerium hat zwar den verhängten BelagrrnugSzustaud anfgehoden, aber der Minister de» Innern hat den Präferten in einem Rundschreiben doch zu gleicher Zeit «itgethellt, die Regierung werde Angriffe aus die Monorchie unter keine» Um ständen dulden. — Den nächsten Körte» soll vor Allem rin Entwurf über Neugestallnng der HeereSeinrichtuugru unterbreitet werde«. Da» schetut auch am »öthigste» zu sein. Schweden. Infolge der AuSbreitnug der Soeialdemokratie iu Schweden soll die dortige Regierung, de» .Hamb. Nachr." znfolge, beabsichtigen, ihrem Reichstage rin Socialisteu-Gesetz vorzulegen. Orient. Die bulgarische Regierung betont in ihrer Antwort aus die Note de» russischen Kousul» in Sophia, daß die National versammlung aller» kompetent sei, über di« Gesetzlichkeit der stattge habte« Wahlen zn nrtheilen »ud daß die «nsforderuug der Regierung an die Konsuln, den AuSläuder« die Beteiligung au den Wahlen keit fich erbot, nach einem fernen Felde seine Führeriu zu sein, nahm er die» Anerbieten zwar an, aber er blieb anf dem ganzen Wege so schweigsam, so kalt und unliebenswürdig, daß Jda fich oft fragte, wodurch fie wohl den liebe» Gast beleidigt habe. Um so freudiger wurde fie bewegt, al» sich schon «ach einige« Tagen Werders Siimmung plötzlich änderte. Er wurde wieder heiter, gesprächig, zutraulich; er bat fie selbst, anf einem Wege durch Wiese und Wald seine ortskundige Führeriu zu sein; er bot ihr unterweg» den Arm, «ud fie fühlte einen leisen Druck desselben. Gegen Herrn von Heiwald zeigte Werder in diesen letzten Tagen eine achtungsvolle Freundlichkeit und Herzlichkeit; während er in den ersten Tage« jede weiter« Einladung, ei» Gast der Familie beim Mittag»- oder Abend- tisch zu sein, au-geschlagen hatte, »ahm er fie jetzt bereitwillig an. Er blieb bi» spät Abend» in Gromberg al» der willkommenste Gast für Herr» von Heiwald, der nicht müde wnrde, sich von dem viel gereisten Manue da» amerikanische Leben schildern zu lassen. .Wen« wir handelseinig werde», Herr Steinert," so pflegte er zu sagen, nachdem er den Schilderungen de» Pflanzerlebeu» begierig gelauscht hatte, »dann ziehe ich mit meiner Jda über das Meer und suche mir ein Daheim in jenem schönen Lande, ein Asyl, in dem ich fern von lästernden Menschenzungrn leben und schaffe« kann. Wie will ich wieder froh und glücklich werden, wenn ich erst drüben in dem freien Lande athme!" .Nehmen Sie mich dann auch mit, Herr von Heiwald?" fragte Werder, aber wenn er die Frage auch an den Vater richtete, so sucht« sein Blick doch die Beautwortuug in den dnnkeln Augen Jda», er überhörte e» fast, daß Herr von Heiwald freundlich und herzlich sagte: .Ich wüßte keinen lieber« und willkommeneren Reisegefährten!" Viel wichtiger war ihm da» strahlende Lächeln, welcher Jda» Gesicht verklärte, da» freudige .Ja", welche» ihre Angen ih« zuwinkleu. Sr verlebte in dem gastliche» Hause glückliche Stunden, denen er fich mit vollem Herzen hingab. Es war am Morgen de» zehnten Tages nach dem ersten Be such, den Herr von Heiwald von dem Reisenden Cornelius Steinert empfangen hatte. Der Gutsherr war mit d:r Prüfung eiuiger Rech- «uugen an seinem Arbeitstisch beschäftigt. Jda saß auf ihrem ge wöhnlichen Platz am Fenster, von dem sie aus deu Weg nach Beut- lingen überblicke« konnte. Werder hatte versprochen, heute schon Vor mittag» zn kommen nnd den ganzen Tag in Gromberg zu bleiben,