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EM» und Ein unterliattendes Rlatt für dm Mrger und Landmann. P„„. Dresden" Amtsblatt für die königl. Amtshauptmannschaft Dresden, Neustadt für die Ortschaften des königl. Gerichtsamts Dresden, sowie für die königl. Forstrentämter beziehen durch Dresden, Tharandt und Moritzburg. — Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. , — Justratenpreis: Für die einspaltige Zeile IS Pf., unter „Eingesandt" 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrma«« Wüller in Dresden. > H M , , Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die Einweihung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald am 16. d. M. ist glänzend verlaufen. Die Fahrt des Kaisers und der Kaiserin, welche Vormittags 10 Uhr in Koblenz aufgebrochen waren und um 12 Uhr in Aßmanns- hausen eintrafen, glich einem fortgesetzten Triumphzuge. Alle Städte an den Ufern hatten geflaggt, an allen Eisenbahn- iationen hatten sich Vereine und Schulen zur Begrüßung aufge- kellt. Von Aßmannshausen, wo Prinz Wilhelm von Preußen )en Herrschaften sich anschloß, erfolgte die Fahrt nach dem Niederwalde in einem aus 24 Equipagen bestehenden Zuge. Bei der Ankunft daselbst würden die Majestäten vom Forstpersonal in waidmänttischer Weise begrüßt. Der Festplatz zeigte sich prächtig geschmückt und eine unzählbare Menschen masse aus dem ganzen Rheingau, aus Mainz, Wiesbaden und Frankfurt war auf denselben zusammengeströmt. Graf Eulenburg hielt die Festrede, worauf der Kaiser mit den Worten: „Wie mein hochseliger Vater das Denkmal auf dem Kreuzberg, so weihe ich diesen Stein den Gefallenen zum Andenken, den Lebenden zur Anerkennung, künftigen Geschlechtern zur Nach eiferung" den ersten Hammerschlag that. Die Kaiserin führte den zweiten Hammerschlag, sodann folgten die übrigen Fürstlich keiten und das Denkmalskomit^. Nachdem der Kaiser dem Kur direktor Heil aus Wiesbaden als ersten Anreger der Idee, das Na tionaldenkmal auf dem Niederwalde aufzustellcn, seinen besonderen Dank ausgesprochen hatte, erfolgte die von fortgesetzten Ova- ' tionen begleitete Rückfahrt nach Rüdesheim. Während in der am Rhein erbauten Halle das Frühstück eingenommen wurde, führten Musik- und Sängerchöre auf den Dampfern, mit denen sich der Strom bedeckt hatte, musikalische Vorträge aus. Das Ganze war, obschon der während der Festrede eingetretene Regen et was störte, ein wohlgelungenes Volks- und Nationalfest und machte auf alle Theilnehmer den tiefsten Eindruck. Die Weiter reise der Majestäten nach Karlsruhe erfolgte um 3 Uhr. Da mit war indessen das Fest noch nicht beschlossen. Alle Ort schaften der Umgegend wetteiferten, den schönen Tag in froher Festesstimmung zu Ende zu bringen. Die Kriegervereine zogen am Nachmittag noch einmal zur Höhe und führten im schönen Buchen- und Eichenwald Fest- und Kampfspiele auf. In den Häusern und Straßen herrschte überall ein tolles frohbewegtes Leben, und als der Abend hereinbrach, da flammten die Berge noch einmal im Hellen Feuerschein auf, dem Kaiser einen Gruß in die Ferne tragend, der gekommen war, um an dem schönen Rheinstrom das Denkmal errichten zu helfen, das die gesummte deutsche Nation daran erinnern soll, wie Großes sie zu erringen vermag, wenn sie fest und treu zu Kaiser und Reich hält! Die Bearbeitung der Entwürfe der Vollzugsbestimmungen zu den deutschen Justizgesetzen ist im baierischen Justizminister Krrmuuddrrißigster Lahr-an- III. Guartal. rium schon wesentlich vorgeschritten, namentlich die Subhasta- tionsordnung so weit gediehen, daß sie oer Kommission von Sachverständigen, welche zur Berathung derselben im ver gangenen Frühjahre in München tagte, demnächst zur zweiten Lesung vorgelcat werden kann. Der definitive Abschluß der bezüglichen Gesetzesvorlagen erfolgt, wenn die Vollzugsgesetze, namentlich die Gebühren- und Anwaltsordnung, mit dem Reichstag vereinbart sind. Ist dies im kommenden Frühjahr der Fall, dann werden zur vollständigen Fertigstellung der Entwürfe zu den speziell für Baiern zu erlassenden Voll zugsgesetzen nur noch wenige Wochen erforderlich sein, um dieselben den Kammern vsrlegey zu können. — Die Arbeiten der Enquste-Kommission für daS Stempelsteuer-Gesetz sind dahingegen noch nicht so weit vorgerückt, daß man den Zeitpunkt ihres Abschlusses mit Gewißheit voraussagen könnte. Die Berathungen haben, wie versichert wird, durch Ausdeh nung auf weitere Gebiete der Steuerfragen mehr Zeit m Anspruch genommen, als man bei Berufung der Kvmmission irgendwie hoffte. Vielleicht ist es nicht ohne Interesse, zu erfahren, daß die sämmtlichen Vorschläge, welche ein süddeutsches Reichs tagsmitglied neuerdings in der „Post" bezüglich der Steuer reform gemacht hat, auch in der Enquste-Kommission mehr oder minder eingehend berathen wurden, aber, wie man wissen will, nicht gebilligt worden sind. Bekanntlich ist mit dem 1. August zwischen dem deutschen Reiche und Spanien ein neuer Zolltarif in Kraft getreten, nach welchem Deutschland die Rechte der meistbegünstigten Nation zustehen. Es tritt daher der Fall ein, daß die eng lischen Wollen 40—50 pCt. mehr Zoll bei, der Einfuhr nach Spanien zu zahlen haben, als die ähnlichen denWhen Waaren. Gleichzeitig ist der Zoll auf Seidenzwirn um 80 pCt. höher, als derjenige der deutschen Seidenzwirne. Dasselbe gilt für Frankreich.^ Für Wollenabfälle zahlen England und Frankreich nach englischem Gelds berechnet 11 Schilling 3 Pence, Deutsch land, Belgien, Schweden und die Schweiz nur 9 Schilling 7 Pence pro Centner; für Doppelgarne England und Frank reich 74 Schilling, Deutschland und die übrigen Länder 48 Schilling; für gebleichte Garne England 104, Deutschland 72 Schilling; für Teppiche England 70, Deutschland 50 Schilling; für wollene und gemischte Tücher England 320, Deutschland 200 Schilling. Es ist zu wünschen, daß der deutsche Handelsstand diesen Hinweis nrcht unbeachtet und unbenutzt lassen werde. Den Bemühungen, den Verbrauch vaterländischer Kohle auf den Schiffen der deutschen Kriegsmarine auch im Auslande zu er möglichen, ist die Marine-Verwaltung dadurch entgegen ge kommen, daß sie den Kommandanten der Kriegsschiffe ein für alle Mal vorgeschrieben hat, überall da, wo an ausländischen Plätzen Depot- deutscher.Kohkn vorhandm M z. B. in 74