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4. November 1873 Dienstag, Erscheint jede« Dienstag und Kreting früh 1 Die feierliche Uedersührung und Beisetzung der Leiche Sr. Majestät des Königs Johann n iwfunddreißjgflcr Jahrgang, IV. Luarlal s» - ') r tl NL Preis, vierteljithrllch 1V Ngrr ' Zu beziehen durch * alle kais. Pop- Anstalten. Verantwortlicher Redakteur und Verletzer: Kerr«««« Müller tu Dresden. »I r kl -Hl 1^-1-—...—- -keastadt. ia d« Ervdi« Non, N.M'chn. »«ff« Nr. »/ l »a ha»««. Ueberführung der königlichen Leiche in" feierlicher Ruhe auf dem Platze vor der kathMchev Hofkrrche, auf der Freitreppe und Esplanade der Brühl'schen Terrasse entgegen sahen, kann man nach vielenLausetchen angeben. Schon um Z6 Uhr wurde die AugustuS- brückeundderWegzurAppareille durch dasMilitär abgesperrt, welches quer über die Straße ausgestellt, vom Hauptportale der katholischen Hofkirche bis MM Landungsplätze an der Elbe ^Spalier bildete und so -S möglich machte, daß der Zug durch die von Minute zu Minute dichter werdende Volksmenge keine Störung erlitt. Erft gegen i auf 9 Ubr kam da- die: hohe Leiche. überführende Dampfschiff „Saxonia" in Sicht, langsam auf den Wellen dahin treibend und von Fackeln magisch beleuchtet, schon von ferne den unter ewigten Bundesgenossen und Freundes zugesagt-und dieS in folgendem Briefe Sr. Majestät dem König Albert mitgetheilt habe: „Eine große, edle Seele, so lauten die theilnehmenden Worte det Kaisers, ist erlöst von schwerem Leiden. Dir, lieber Albert, fällt die schwere Bürde des Nachfolgers zu. Möge Dir ; Gott Kraft und Einsicht hierzu wie bisher verleihen! Sprich Deiner guten Mutter meine herzlichste Theilnahme bei Eurem - schweren Unglücke auS. Da- Gleiche thue dm Königinnen und Deinem Bruder Georg. Zu den Beisetzungsfeierlichkeiten hoffe 'ich in Dresden zu erscheinen; wenn es Euch angenehm, reise ich - unmittelbar darauf zurück," worauf König Albert mit folgenden Worten antwortete: „Deine so gütigen Worte habe ich mit dank barem Herzen empfangen; Deine Theilnahme an der Bestattung -meines unvergeßlich,» Vater- wird mich sehr glücklich machen. Die Mekien schließen sich meinem Danke an. Albert." Leider ist der Kaiser Wilhelm durch eine Erkältung behin dert worden, an der feierlichen Beisetzung Sr. Majestät des ver ewigten König- Johann Theil zu nehmen. An seiner Statt ' ' erschien zur angegebenen Zeit der Kronprinz Friedrich Wilhelm , - in Begleitung von 6 Adjutanten. Er wurde vom Oberhvfmar- ' schall v. GerSdorf und mehreren anderen hohen Chargen, sowie , von einer zahlreichen Menschenmenge, welche sich trotz des un- ' freundlichen Wetters am Brhnhofe versammelt hatte, empfangen , und begrüßt. Nach Beendigung der Feierlichkeit kehrte der - Kronprinz per Sxtrazug nach Berlin zurück, während die. meisten . Militärdeputationen aus Oesterreich, Preußen und andern deut- schen Ländern noch Sonntag in Dresden verblieben. Außer dem , -Kronprinzen deS deutschen Reichs waren noch folgende Fürstlich keiten anwesend: Erzherzog Karl Ludwig,, sodann Prinz Al- , fred von Großbritannien, Herzog von Edinburgh, Großherzog von Baden, PrinzAdalbert von Baiern, der Erbprinz von Sachsen-Wei- , mar, die regierenden Herzögevon Sachsen-Altenburgund Meiningen, der Prinz Herrmann von Sachsen-Weimar, der Erbprinz j von Sachsen-Meiningen und Prinz August von Sachsen-Koburg, die regierenden Kürsten Reuß älterer und jüngerer Linie und Prinz 1 Günther von Schwarzburg-Rudolstadt. Endlich noch zahl reiche andere hohe Würdenträger und Abgesandte. 1 Daß aber der Tod Sr. Majestät des Königs Johann im ganzen Lande schmerzlichst empfunden wird,' davon zeugen die ! Kundgebungen fast aller sächsischen Zeitungen und die ernste würdige Stimmung, welche sich aller Gemüther bemächtigte. Ein < «reiche- Wissen und ein durchaus pfiichtgetreuer Charakter ist ja -mit dem Könige Johann auS dem Lebm geschieden, und wenn ! rauch der Thron nicht verwaist ist, und ein nicht minder verehr ter, thatkräftiger und hoffnungsvoller Erbe ihn wieder eingenom- 1 men hat, so wird doch dem sächsischen Volke VdS Andenken seine- hochseligen Königs stet- unvergeßlich sein. 1 emem schwarzen, silbergestickten Baldachin aufgestellten Sarg des hochseiigen Königs sichtbar machend.: Unter dem feierlichen Ge läute sämmtlicher Glocken Dresdens und dumpfen, langsam sich folgenden Kanonenschüssen landete die „Saxonia" an der durch Kienkörbe und Gasspiralen erleuchteten ApparMe, worauf der Sarg von 12 Hayptleuten unter Assistenz von 12 Unteroffizieren rans Land gebracht und den als Ehrenträger fungirenden könig lichen Kammerherren überliefert wurde. Bon Fackeln tragenden königlichen Pagen und königl. Livröe-Personal umgeben und unter fortgesetztem .Klockengeläute bewegte sich der stille Zug dem Hauptportale der Hofkirche in der vom Hofmarschallamte be- Aimmten Ordnung zu, woselbst die hohe Geistlichkeit, mit dem apostolischen Vicar an der Spitze, die königliche Leiche, dicht hin ter welcher auch seine Majestät König Albert und Prinz Georg mit der Gentzrglität und den Hofchargen einherschritten, unter Spendung des kirchlichen Segens in Empfang nahm. In der Kreuz-Kapelle angelangt, wurde der mit einem schwarzsammtnen, silberbordirten Bartuche bedeckte Sarg von sämmtlichen Kammerherrn auf das Paradebett gebracht und die Einsegnung unter den üblichen Geboten i durch den Bischof Forwerk vollzogen, worauf der Zug sich über den Kirchgang zum königl. Schlosse zurück bewegte. Nach dem dann die au- 1 General- oder Flügeladjutanten, 1 königl. Kammerherrn, 1 königl. Leib- und Hofarzt, 1 Geistliche», 1 Kammerdiener, 2 Pagen, 2 Lakaien und einem Doppelposten be stehende Keichenwacht ihren Dienst angetreten, wurde die Kirche geschlossen und erst am Freitag Mittag- 12 Uhr für die bi- 6 Uhr Abends andauernd- öffentliche Ausstellung der hohen Leiche wiedfr geöffnet. Präci- 6 Uhr fand der Schluß derselben statt, die wie am-Abend^ vorher,) trotz des strömenden Regens von Tausenden von Eintritt suchenden Personen umstellt war, worauf in Gegenwart des OberholmarschallS. der Verschluß des Sarges vorgesoWmerr wurde und die Ueberführung in die Gruft,-sowie dje Ueberlieferung der Schlüssel an die Geistlichkeit um 9 Uhr Abends stattfand. Bemerkt mag hierzu noch werden, daß kße Tohtenw-ske Sr. Majestät der Professor Donudorf angefertigt hat-nGehr angenehm wurde das'Publikum von der Rach- Sächsische DochMwA . Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. t Anseraten-reiAr Für den Raum einer gespaltenen Zeile Ngr. Unter „Eingesandt" s Ngr. -r - ' I - - t-). Die, Zahl Derer, welche am Abend des 30. Oktober der s richt berührt, daß auch der greise Kaiser Wilhelm " " - - snne Theilnahme an der feierlichen Beisetzung seines ver-