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»lü» > f»^ >——N—k>^»»W»^!W>»WI!^!»> »rs ^ MV^VT^MMWW «Schsischer Lau---.««,e»-er. Nr. 171. Mittwoch. S 7. JuN 1887. Rckucirung der Büreau-ChefS .und SouS-ChefS, Berabschickung der 3V Jahre im Dienst befindlichen Beamten u. s. w. Hierdurch wick «ine Ersparniß von ca. einer halben Million Francs erzielt werden. Der gesammte, vorläufig noch sehr complicirte und zeitranbende Lüreaudienst im Kriegsministerium soll nach rationellen Grundsätzen reformirt und vereinfacht werden. Belgien. In Brüssel liegt immer noch keine Bestätigung der Stanley-Katastrophe vor. Man hält nunmehr die ganze Nachricht für falsch. — Ueber die neuen Befestigungen bei Lüttich und Namur wird geschrieben: Bei Lüttich wird die Errichtung von 8 Forts und 5 Fortins beabsichtigt, welche 1—1»/. Meilen von der Stadt ent fernt liegen. Forts: bei Flemelle Grande, Vivegni» bei Herstal, Alleur, Hollogne aux Pierres, Barchon, Fleron, Boncellcs, Liers. KortinS: zwei bei Chaud - Fontaine, zwei zwischen Barchon und , Fleron, eins bei Laotin. — Bei Namur Wecken 5 Forts und 4 FortinS, 1—14/r Meilen von der Stadt entfernt, angelegt. Forts Lei Suarle, Daussoulx, Werde, Marcholevette, Wepion. Fortins: bei Schloß Moinil, Dave, Malonne, St. Marc. Welche Zwischen Lefestigungen zwischen den 6 deutsche Meilen von einander entfernten Städten Namur und Lüttich längs der Maas angelegt werden, ist aas dem uns vorliegenden Bericht nicht zu ersehen. England. Auf Grund des neuen irischen Ausnahmegesetzes Hehl die englische Regierung scharf vor. Ueber 19 Grafschaften Jr- tzvck's ist der Ausnahmezustand völlig, über 13 zum Theil verhängt Worden, ebenso über alle größeren Städte der Insel, wie über Dublin, TmH Londonderry, Beliast u. s. w. — Das türkische Angebot, »oa Neuem über den Abschluß eines ägyptischen Vertrages zu ver handeln, hat Lord Salisbury mit dem Hinweis darauf vorläufig ab- Irlehnt, daß die Stimmung in England zu erregt über das Schei- Her» der bereits abgeschlossenen Konvention sei. — Unter den Fischern Vom Aberdeen und Peterhcad ist ein mit Ruhestörung verbundener Streik ausgebrochcn. Militär ist dorthin entsandt. — Ein Teeret Her britischen Regierung, durch welche die irische Nationalliga aufge hoben wird, steht nahe bevor. Rußland. In Geheimrath Katkow's Befinden ist eine Aende- «ng zum Besseren bis jetzt nicht eingetreten. Zu den bisherigen Beschwerden ist noch eine Anschwellung der Beine hinzugckommcn. Orient. Man telegraphirt der „E. C." aus Wien: Ihr Ver treter, der heute mit einer dem Prinzen von Coburg nahe stehenden Persönlichkeit der hiesigen russischen Botschaft eine längere Consercnz hatte, ist in der Lage, Ihnen mitzutheilen, daß Prinz von Coburg me nach Bulgarien reisen wird. — Der Grund liegt in der richtigen Eckenntniß der Dinge, die darin gipfelt, daß das gesammte Heer dem jugendlichen Prinzen kein Vertrauen entgegenbringen kann, um f» weniger dies, als Alexander, der Held von Slivnitza, noch in aller Erinnerung lebt, wie ferner in dem Umstand, daß von Rußland das entschiedenste Veto unter jeder Bedingung aufrecht erhalten bleibt. — Der Gedanke, Bulgarien als eine Republik zu erklären, liegt nicht ferne, — wenigstens haben sich die meisten Mitglieder der Sobranje- Deputation Ihrem Vertreter gegenüber in diesem Sinne erklärt. Sächsisches. — Dresden, 26.Juli. Die Böttchergesellen von Dres den und Umgegend, deren Verband 200 Mitglieder beträgt, hielten Sonnabend Abend in Thürecht's Restaurant eine öffentliche Versamm lung ab, in der sie zu gemeinsamem Vorgehen behufs Aufbesserung chrer Löhne sich schlüssig machten. Im Hinblick darauf, daß in Ber- Ln» Hamburg, Elberfeld und anderen großen Städten Norddeutschlands der Wochenlohn durchschnittlich 24 Mark beträgt, in Dresden aber Lei gleichen Kosten für Nahrung, Kleidung und Wohnung nur 11 Lis 13 Mark, beschlossen die Versammelten, von ihren Arbeitgebern einmüthig den nämlichen Betrag, zehnstündigen Arbeitstag und für jcke Ueberstunde 50 Pfennige zu verlangen. — Der Wasser st and La Elbe ist jetzt ein so niedriger, daß der Schifffahrt die größten Schwierigkeiten bereitet werden. Es ist nur noch eine sehr schmale ausreichend tiefe Fahrbahn vorhanden. In der Nähe von Rathen ist vorgestern Nachmittag ein Kettenschlepper mit dem Vordertheil so sehr aufgefahren, daß der Hintertheil in eine viel tiefere Lage kam. Mit größter Vorsicht muß auch namentlich beim Landen der Dampf schiffe verfahren werden. So gerieth das stark besetzte, von Dresden wn 4 Uhr abfahrende Dampfschiff kurz nach dem Landen beim Wald schlößchen infolge Aufstoßcns in eine so schiefe Lage, daß ängstliche Gemüther auf dem Schiff laut ihrer Besorgniß Ausdruck gaben. — Dresden, 24. Juli. Ueber die Berathungcn deS Comitees Lei internationalen Ausstellung von Erzeugnissen und Bedarfsartikeln der Bäckerei, Conditorei und verwandter Gewerbe ist zu berichten, daß bereits ein großer Theil der zu Preisrichtern gewählten Herren des In- und Auslandes ihre Zustimmung gegeben haben und Herr Kauf mann Bcrthold-Dresden freundlichst die Ordnung der Zollangelegen- hriten übernahm. Der Ausstellungs-Katalog wird enthalten: Ver zeichnisse der Mitglieder deS Ehren- und SuSstellungs-Comitee-, sowie der einzelnen Ausschüsse, der Preisrichter, der Aussteller, der Ehren preise, der Ausstcllungs-Eintheilung, des Arbeit»- und Vergnügungs- Programms des deutschen Ccntral-JnnungS-Verbandcs „Germania-, der Dresdner Museen rc. Das vorläufig für den Central-Jnnungs- Berbandstag ausgestellte Programm umfaßt nach der Sonnabend den 13. August zu erfolgenden feierlichen Eröffnung der Ausstellung durch die Königin Carola folgende Punkte: Sonntag Abend 6 Uhr Empfangs-Commcrs der auswärtigen Collegen im Königl. Belvedere (Brühl'sche Terrasse). Montag großes Concert in der Ausstellung Nachmittags 5 Uhr, dabei Gesangs-Production der Innungs-Gesang vereine aus Leipzig, Zwickau, Chemnitz und Dresden. Dienstag großes Fest-Bankett im Königl. Großen Garten „Große Wirthschast". Mittwoch gemeinschaftliche Dampfschifffahrt nach der Bastei. In Pillnitz Parade-Auffahrt der Fcstdampfer, Feuerwerk u. s. w. Donners tag Festvorstellung im Königl. Hoftheater oder Extrafahrt nach Meißen. Freitag, Sonnabend und Sonntag wie alltäglich große Concerte auf dem Ausstellungsplatze, von dem Orchesterbau der Halle und vom Orchesterpodium desselben aus. — Freiberg. Der am Sonntag früh von Chemnitz nach Eichwald verkehrende Extrazug war mit ziemlich 700 Passagieren besetzt. Der Zug traf Abends 10 Uhr 37 Minuten von Eichwald hier wieder ein und fuhr nach kurzem Aufenthalt nach Chemnitz zurück. — Leipzig, 25. Juli. In Anbetracht der sich fortwährend mehrenden Gesuche zur Gewährung von Branntweinklein handel, Restaurationsbetrieb u. dgl. m. hat der Bezirksaus schuß beschlossen, eine bedeutend eingehendere Prüfung aller Gesuche, als wie solche zeither stattgefunden, eintreten zu lassen. Die Prüfung aller in Betracht kommenden Verhältnisse, wie der Bedürfnißfrage, der Baulichkeiten rc., erfolgt daher persönlich von einem oder mehreren Mitgliedern des Bezirksausschusses, so daß die Behörde stets auf Grund der erhaltenen Informationen ihre Entscheidung abgeben kann. Es braucht kaum hinzugefügt zu werden, daß mit der Erlaubniß- ertheilung in allen Fällen sehr streng verfahren wird, um eine über große Mehrung der Schankstätten zu verhindern. Osch atz, 25. Juli. Wie sich herausgestellt hat, ist das am 22. d. M. in dem benachbarten Schönnewitz ausgcbrochene Feuer, durch welches die Mühle daselbst total niederbranute, von dem dort in der Lehre befindlichen 18jährigen Müllerlehrling verursacht worden..— Am 22. d. M. verunglückte der Gutsbesitzer List aus Merkwitz hier in der Leipziger Straße dadurch, daß sein Pferd, durch ein vorüberfahrcndes Velociped erschreckt, durchging, den Geschirrführer schleifte und ihm nicht unerhebliche Verletzungen zufügte. Außerdem wurde das Pferd derartig verletzt, daß es sofort getödtet werden mußte. Dasselbe hatte einen Werth von 1000 Mk. Grimma. Die hier garnisonircnden Husaren üben sich seit einiger Zeit unter technischer Leitung eines hierher commandirten Pionier-Feldwebels im Brückenbau. Unterhalb des Muldenwehres, wo die Mulde durch zwei langgestreckte Inseln in drei Arme geth.ilt ist, sah man sie über den mittleren Fluß eine breite Blockbrücke schlagen, und eine ebensolche wurde über den dem rechten Ufer nächsten Wassertheil gebaut und darnach in kurzer Zeit wieder abge brochen, während die erstere fast vollständig noch heute steht. Später wurden die Uebungen auf dem mittleren Flußarme fortgesetzt, indem man mit der Construction einer schwimmenden Brücke begann. aldenburg, 24. Juli. Im benachbarten Niederwinkel ist der Gutsbesitzer G. beim Kirschenpflücken vom Baume gefallen und in Folge der hierbei erlittenen Verletzungen bereits heute Morgen verstorben. — Plauen i. V., 25. Juli. Beim Haselbrunner Bahnüber gang ist am Sonntag Vormittag ^9 Uhr die über 700 Centner schwere Güterzugs Maschine „Loreley" des um jene Zeit von Reichen bach her auf dem hiesigen oberen Bahnhöfe eintrcffcuden Güterzngs dadurch entgleist, daß sie die Weiche Nr. 3 ausgeschnitten hat. Sodann ist die Maschine eine kurze Strecke nur noch auf den Schwel len gelaufen, hat diese, sowie einige Schienen und Lager zerdrückt und gebrochen, auch die Weichen Nr. 3 und 4 ruinirt. Einen Unfall hatte die Entgleisung glücklicher Weise nicht im Gefolge, wohl aber bedeutende Betriebsstörungen. Die aus der Maschinenreparatur-Werk stätte zu Werdau telegraphisch hcrbeigeruscnen Arbeiter trafen zu Mittag auf einem Güterzuge hier ein. Gegen Abend war die ent gleiste Maschine wieder auf die Schienen gehoben, und heute wird das gesperrte Geleise wieder fahrbar werden. — Geyer. Am Sonntag beging die hiesige privilegirte Schützen gilde die 300jährige Feier ihres Bestehens, zu welcher die Nachbar vereine ihre Betheiligung zugesagt halten, so daß mehr als 700 fremde Schützen hier anwesend waren. Es war u. A. eine historische Abtheilung im Festzuge cingereiht und hat dieselbe einen Schützcnzug zpnn Verderber meines Glücks werden sollte, so mag der Himmel es Jenem vergelten, der in verrätherischer Absicht die Glückseligkeit Weines Lebens begraben hat!" Er trocknete eine Thräne, die über seine Wange rann. „Ich unternahm eine Rundreise durch Italien," fuhr er dann fort; „ich machte die Reise iu Begleitung eines Jugcndgenossen, mit dem ich, wie ich nicht anders glaubte, durch das Band der innigsten brüderlichen Freundschaft verbunden war. Wir halten den Süden gesehen und kamen dann — es war im März 18 . . — in die Nähe des Vesuvs und bis nach Neapel. Ich war heiter, war glücklich. Aber meine höchste Glückseligkeit gipfelte in der Liebe zu einem Weibe, deren Schönheit meine Sinne berauschte, deren Tugend «ir wie ein Gruß aus himmlischen Sphären erschienen war. — Ja, ich liebte! So sehr war mein Herz durch diese Schwärmerei meiner jungen Leidenschaft gefangen genommen, daß ich, vergessend der Pflichten, welche mir die Verehrung meines alten Vaters und die Etiquette der Welt gegenüber auferlegten, das junge Weib, das ich in der Gluth meiner Gefühle wie eine Gottheit anbetcte, aus ihrem Eltcrnhause so gut wie entführte und mich in der Dvmkirche hier zu Neapel — es war am siinfundzwanzigstcn April des Jahres 18 . — mit ihr trauen ließ." Convulsivisch hatte seine Brust sich, während er diese Worte sprach, auf- und nicdcrbcwegt; sein Athcm fieberte, als er jetzt de» Ring, welchen er noch immer zwischen den Fingern hielt, auf de» Lisch nicderlcgte und, den Handschuh abziehcnd, ein Reifchcn zum Vorschein brachte, welches unverkennbar das Gegenstück zu dem von Meister Barlo bewahrten Unterpfand der Herkunft seiner Gattin war. Mit funkelndem Auge starrte Paolo die beiden Trauringe au. Er wußte selbst wohl kaum, was sein Hirn über das Kritische dieses Augenblicks ineinander combinirtc. Cäcilia, glühend vor Bewegung, schaute mit verwirrt forschender Geberde bald den Fremden, bald ihren Gatten an. „Sie verließen Ihre Gemahlin?" fragte endlich Paolo, nachdem er ein paar Sekunden lang mit durchdringendem Blick seinen Gast betrachtet hatte. „Großer Gott!" rief dieser in vor Erregung vibrirendcm Ton. „Wie unermeßlich glücklich würde ich mich gefühlt haben, mit dem Weibe zu leben, das ich in reinster Neigung erwählte! Ich machte «ir keine Sorge darüber, die Verbindung ohne Wissen meines Vaters bewerkstelligt zu haben, denn ich wußte nur zu gut, daß mein Vater »it einer Liebe an mir hing, wie man sie nur dem einzigen Sohne zu geben im Stande ist; ich wußte, daß, in meine Heimath zurück- qekehrt, ein Wort genügt haben würde, um die Tochter in die Arme des Vaters zu führen. Ich hatte ei» Paradies erträumt von der glückseligen Häuslichkeit, die mir an der Seite meiner jungen Ge mahlin bereitet sein würde, aber ich war nicht Herr meines Schick sals; die Hand des Schöpfers" — ein bebender Klageton cntgliit den Lippen des Freiherr» — „hatte meiner Gattin und mir ein anderes Loos bescheert!" „Und wieso das?" Paolo und Cäcilia folgten mit athemloser Spannung der Er zählung des Fremden. „Ich wurde krank," fuhr dieser fort. „Ein gastrisches Fieber, dem eine Gehirnentzündung folgte, warf mich viele Monate lang auf das Lager hin. Meine Gattin wünschte nichls mehr, als mich pflegen zu dürfe»; aber ihre Schwäche war hindernd im Wege; auch sie er krankte. Und diesen Moment nun benützte er, dem ich in brüder licher Freundschaft Alles, was ich war und hatte, vertraute, uni meine Gemahlin dem elendesten Verderben und mich selbst dem ver- zweiflungsvollstcn Jammer zu weihen!" Mit ungeschminkten Worten berichtete er nun, wie einst Jener, den er Freund und Bruder nanulc, das heilige Band seiner Ehe zerrissen und seine Gattin dem schmachvollsten Untergang ^»gejagt habe; er erzählte, wie die niedrigste Lüge ihm Mittel gewesen wäre, um das junge Weib, das in reinster Verehrung an seiner Liebe ge hangen, dem Verderben, dem frühzeitigen Tode zu weihen. Und weiter berichtete er, wie er während der zwanzig langen Jahre In sasse der Irrenanstalt St. Salvntore gewesen und wie endlich die Hochherzigkeit des jungen Wesens, Alice, ihn aus der Gefangenschaft befreite; er erzählte, wie er jüngst in Crovigno gewesen, wie er alle Einzelheiten über das Schicksal seiner Gemahlin erfahren und dann in Neapel die Stätte besucht habe, wo, unter einem Hügel auf der Armenabtheilung des Friedhofs, sein einst so geliebtes Weib verlassen schlummerte, und erging sich dann in die Einzelheiten der Bemüh ungen, die er während der letzten beiden Wochen angestellt habe, eine Spur des Kindes zu finden, das einstmals, wie in jenem Brief seiner Gattin bemerkt gewesen, guten Händen anvertraut worden sei. Mit zurückgehaltenem Athcm, mit von Minute zu Minute wach sender Bewegung folgten Paolo und Cäcilia seinen Worten. Cäcilias Auge glänzte in Thränen. Paolo, dessen weiches Gemüth bis in die Tiefe erschüttert war, wollte den Fremde» durch begütigende Worte trösten, aber der Freiherr gab ihm nicht die Zeit hierzu. „Man sagte mir im Findelhause, daß man bei Ihrer Gattin deutsche Briefe und einen Ring mit dem Datum des sünfundzwanzigsten April gefunden habe", schloß er seine Erklärung; „und wenn ich nicht au» der zweiten Hülste des sechSzehaten Jahrhunderts welche ebenfalls auf einem besonder» reservirten Anger am Schießplatz ein Armbrustschießen in seiner allerthümlichen abhielt. König Albe rt hat mit Rücksicht auf da» langjähriges stehen der Gesellschaft und die gute Führung der Mitglieder M j Kosten der Anschaffung einer neuen Fahne der SchützengeseM einen Betrag von 150 Mark aus der Civilliste bewilligt. " — Olbernhau. Am Freitag wurde hier ein frecher Dieb Müller aus Rübenau, vom hiesigen Gendarm Schaller verhaftet, I ersterer am Dienstag früh in der 4. Stunde in Rothenthal aus ^ , Stube der Paul Uhlig'schen Wohnung direkt neben dem Bette kj.' schlafenden Besitzers weg eine goldene Damenuhr, ein Portemoimzit mit Geld und einigen Zehntelloosen der sächsischen Landeslotterie sowie eine seidene Mitze gestohlen hatte. Müller hat früher eim^g bei Uhlig in Arbeit gestanden. Bei seiner Verhaftung hatte derselbe die Uhr bereits in Blumenau gegen eine silberne verhandelt und letztere in Rungstock wieder verkauft. — In Oelsnitz i. E. fand am Sonntag das 7. Gautilr«. fest des Turngaues Chemnitzer Umgebung statt. Demselben ging W Sonnabend ein Fest-Commers voraus. Die Anzahl der am Sonntag von auswärts eingetroffenen Turner belief sich auf ca. 800. st, 11 Uhr begannen die Freiübungen unter Leitung des Gauturnwartj Herrn Grünert aus Chemnitz. Dann folgte das von 36 Verein« ausgeführte Muster-Riegenturnen. Nach Mündiger Mittags-Rast be gann dann das Wett-Turnen. An diese» reihte sich der Ringkawpf, 46 Turner wurden im Wett-Turnen mit Ehrenpreisen gekrönt. M dem Ringkampf gingen zwei Turner als Sieger hervor: Herr Ott» Neumann aus Gablenz und Herr Rupf aus:Neustadt. — Stollberg, 25. Juli. Gestern fand hier eine Versamm lung von Vertrauensmännern aus dem 36. Landtags-Wahlkreise (Stollberg-Land) statt, die sehr zahlreich besucht war. Man hatte zwei Kandidaten in Aussicht genommen: Herrn Bergdirector Scheiben in Lugau und Herrn Fabrikant Louis Drechsel in Gornsdorf. Dn erstgenannte Herr lehnte aber ausdrücklich eine Ka didatur ab uck empfahl mit warmen Worten Herrn Drechsel, der dann auch ««- stimmig als Kandidat ernannt wurde. Nachdem Herr Drechsel sich bereit erklärt hatte, die Kandidatur anzunehmen, wurde ein Centml- Wahlkomitee gebildet, das seinen Sitz in Thalheim hat und dessen Vorsitzender Herr Apotheker Droß ist. — Marienberg, 25. Juli. Beim Aufziehen des Fahrstuhles beim Decken eines ca. 4 Meter hohen Hintergebäudes hier verun glückte am Sonnabend Vormittag ein braver und tüchtiger Gehilfe des Schieferdeckermeisters Fröhner hier, namens August Tippmani, aus Gehringswalde bei Wolkenstein. Derselbe starb kurz nach dem Sturze, war 26 Jahre alt und unverheirathet. — Frankenberg. Bei unserm diesjährigen Vogelschießen, welches ain Sonntag begann, begeht ein Mitglied der Schützengesell schaft, Herr Rentier Karl Jllgen, sein 50jähriges Schützenjubiläum. Es wurde ihm aus diesem Anlaß eine Ehren-Medaille gewidmet. Beim Schützen-Auszuge am Montag wurde Herr Jllgen durch Fest- jungftauen im Zuge nach dem Schützenplatz geleitet. An den Auszug schloß sich zunächst die Bethätigung des Sirachspruches „Vergiß der Armen nicht, wenn Du den fröhlichen Tag hast" an, indem fünfzehn armen, bedürftigen Personen eine kleine Festfreude durch Zuweisung von Brot, Fleisch und anderen Lebensmitteln bereitet wurde. Darnach folgte das osficielle Frühstück. — Ein bedauernswerthes Ereigniß wird aus Auerswalde bei. Chemnitz gemeldet: Beim Klecholen vom Felde schlug ein Pferd des Gutsbesitzers Thiele aus uud der Huf traf den Knecht derart in die rechte Brust, daß innere Thcile verletzt wurden und nach 24 Stunde» der Tod eintrat. Der Verunglückte — Sohn des Gutsbesitzers Römer, in Auerswalde — war erst 16 Jahre alt. Aus Nah und Fern. — Familiendrama in Berlin. Der vr. meä. Sch. hatte sich in die unverheirathete Schwester seiner Frau verliebt und mit derselben ein Verhältniß angcknüpft, das zu vielen häuslichen Scene» Anlaß gab. Seit einiger Zeit schien es nun der Frau des Arztes,, als besuche Letzterer seine Schwägerin nicht mehr. Es war das aber Täuschung. Am Sonntag Morgen fand man den Arzt und das junge Mädchen in der Wohnung der Letzteren mit geöffneten Puls adern im Bette liegen. Das Paar hatte Morphiumpulver genommen- und sich dann mit einem Taschenmesser die Adern geöffnet. Die Ver letzten sind außer Gefahr, aber noch nicht vernehmungsfähig. — Eisenbahnunfälle. Sonntag Morgen ist die Maschine und der Packwagen des von Emden früh 5 Uhr 10 Minuten abge lassenen Schnellzuges auf der Ledabrücke beim Bahnhof Leer entgleist. Der Betrieb war zeitweise gestört. Einige Passagiere erlitten leichte Quetschungen. — Auf dem Bahnhofe von Trappe bei Rambouillet sogleich hierher eilte, um die Ucberzcugung zu erlangen, daß meine Vermuthung nicht fehlte, so war es, weil ich das Fieber meiner eigenen Aufregung nicderzuschlagen bemüht war, ehe ich ein mir fremdes Haus betrat, bevor ich das Auge auf ein Schicksal werfen wollte, das nach des Himmels Fügung der armen Waise bereitet war. Mein Herz war angesüllt mit banger Furcht, als ich vor einer Stunde Ihre Schwelle betrat. Ich unterzog es keinem Zweifel, daß meine Voraussetzung mit den Denkzeichen des Kindes stimmte; — der Ring, den ich vom Finger zog, trägt genau jenes Datum und der Brief, welchen ich hier berühre, weist meine eigene Handschrift auf — aber ich fürchtete für das Schicksal des Kindes. Ich hatte nicht erwartet, nachdem ich wußte, daß Cäcilia an dem Altar der St. Marienkirche verheirathct worden, daß ein glückliches Loos ihr beschicken war. Ich wäre bereit gewesen" — er wurde erregter — „Gut und Reichthum der jungen Waise zu Füßen zu legen, ich wäre bereit gewesen, sie zu beschütze», wenn sie eines Schutzes bedurfte, sie zu trösten, wenn ein Geschick voll Trübsal, ihr beizustehen, wenn ein kummervolles Dasein ihr durch die Fügung des Himmels beschicden war! Aber Gottes Hand waltete ihr zum Wohle! Ich habe ver standen, daß die Liebe eines Gatien ihr ein Paradies auf Erden be- scheerte, daß die Verehrung, welche sie ihrem Manne entgegenbringt, ihr die Welt zum Himmelreich macht! „Ich habe kein Anrecht mehr an die junge Waise, nachdem sie ihrem Manne gehört", klang cs nach einer kurzen Pause in vor Er regung zitterndem Tone; „die Hand des Vaters ist zurückgcwiesen von dem Kinde, das zwanzig Jahre lang von ihm verlassen, der Willkür des Lebens preisgegcbcn war. Ich bin ein Fremdling hier in Ihrem Hause. Ich habe nicht einmal das Recht, ein Glück, welches ich ein paar kurze Stunden für dieses Kind geträumt hatte» ihm zu Füßen zu legen. Herr", rief er, indeß sein Auge in Ueber- maß der Empfindung übcrströmte, „Cäcilia gehört Ihnen, aber ich gab ihr das Leben! Es war nicht Vergessenheit des Vaters, was mich zwanzig Jahre lang dem Kinde entfremdet gehalten! Lasse» Sie mich meine Tochter umarmen I Erlauben Sie, daß meine Hand sich segnend auf das Haupt meines Kindes legt!" Mit übergucllendem Auge starrten die beiden Gatten, die Hand in Hand vor ihn hingetrcten waren, den Freiherrn an. Paolo'S Herz klopfte. Cäcilia, nicht mehr im Stande, der Stimme ihre» Innern zu widerstehen, warf sich in die Arme des fremden Edel- mannes, die ihr entgcgengestreckt waren. Niemand redete. Die Ge walt der Empfindung war es, die hier über alle beengenden Bor-' urtheile den Sieg errang. Fortsetzung folgt.