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Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188707278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870727
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-27
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.07.1887
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Nr. 171. Jahrgang. Sächsischer Kjttwoch, 27. Juli 1887. jungsblatte und mit dem Ertrabeiblatt Nftig» Lilderbuch kostet monatnch 70^Zf^. deidmAu' ' ' «nstaüen. orrvmv mvnu»,», igabestellen, sowie bei den? geitungS-Preisliste Nr. MMonnenten erscheintje einmal im Jahr: SS.SSM Sllustr. »Lieader des Süchflsche» Landboten. MstrirteiIahrtsbnch der LandeS-AnzeigerS. Mit täglich einem besonderen 4 Sächsisches Allerlei — mit „Chemnitzer» Stadt-Anzeige*". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Buchdruckerei. Chemnitz. Theaterstraße K (Fernsprechstelle Nr. 1S6). Telegr.'Adr.: LandeS-Anzriger, Chemnitz. Unterhattungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3 Sächsische Gerichts-Zeitung 5. Jlluftrirtes Unterhattungsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Luftiges Bilderbuch« Für die Monate August und September nehmen die Post- Snstalten, sowie in Chemnitz und UmgegenV die Ausgabestellen Abonnements-Bestellungen auf den „Sächsischen LandeS.Anzetger" mit seinen Beiblättern zum Preise von 140 Pfg. entgegen. Der Sächsische Landes-Anzeiger ist in der deutschen Postzeit» ngs-Preisliste unter Nr. 4850, in der österreichischen unter Nr. 3190 eingetragen. Jeder neubeitretende Abonnent, welcher die Abonnementsquittung (und 10-Pfg.-Marke für Porto) direct an die Verlags-Expedition cinsendet, erhält die im Juli erschienenen Nummern 37—31 des „Jllustrirten Unterhaltungsblattcs" und die den Anfang der Erzählung: „Die Nachbarhöfe" enthaltenden Nummern des Beiblattes „Sächsischer Er zähler", sowie auch ein Exemplar: „Sächsisches Eisenbahn-Fahr planheft" (Sommerhalbjahr 1887) gratis als Extrabeigabe geliefert. Abermaligem zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten sieht entgegen Die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes-Anzeigers. Amtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Richard Otto Winkler in Chemnitz ist infolge eines von dem Gemeinschuldner ge machten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Beraleichstermin aus den IS. August 1887 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hier selbst anbc räumt. Chemnitz, den 25. Juli 1887. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 35. Juli. Frankfurt a. M. Die gestern hier versammelt gewesenen deutschen, österreichischen und schweizerischen Kammgarnspinner haben vorläufig davon abgesehen, einen bindenden Beschluß wegen Abkürzung der Arbeitszeit zu fassen. Köln. Der „Kölnischen Zeitung" zufolge verläßt Fürst Bis marck am 1. August Varzin und trifft am 3. August in Kissingen ein. Sein Aufenthalt dort soll drei Wochen dauern; von einer Nach kur in Gastein oder einem anderen Badeorte ist bisher noch keine Rede. - Breslau. In der vergangenen Nacht explodirten auf den der Oberschlesischcn Eisenbahnbedarfs-Gescllschaft gehörigen Hochofenwcrken Friedenshütte sämmtliche 33 Kessel, wodurch zwei Personen getödtet und etwa 30 verwundet wurden. Das infolge der Explosion ent standene Großfcner zerstörte sechs Wohnhäuser, ein Magazin und andere in der Nähe liegende Gebäude. Versichert war Alles. Der Betrieb der Hochofenanlage ist voraussichtlich auf lange Zeit hinaus unmöglich. Straßburg. Auf die vom Kricgsminister gegen den Reichs- tagsabgcordneten Grad erhobene Klage wegen Beleidigung der Feld webel der deutschen Armee in einer Wahlrede vom 31. Februar hat heute die Strafkammer des Landgerichts Colmar Grad zu 500 Mark Geldstrafe verurtheilt. Wien. Der Postdieb Zalewski, der mit 151,000 Gulden Ende Mai geflüchtet ist, winde Sonnabend in Newyork an Bord des Dampfers „Champagne" verhaftet. Mehr als 100,000 Gulden Wurden noch bei ihm vorgefunden. Er war erst am 14. Juli in Frauenlleidern von Wien abgereist. Politisch- Rundschau. Chemnitz, den 36. Juli. Deutsches Reich. Sonntag Nachmittag stattete, wie aus Gastein gemeldet wird, Kaiser Wilhelm der Gräfin Grünne zu Fuß «inen zweiten Besuch ab und nahm Abends bei der Gräfin Lehndorf den Thee ein. Am Montag Vormittag nahm der Kaiser kein Bad, sondern machte nur eine Spazierfahrt nach Böllstein. Abends wohnte er der Soiree in der Villa Solitude bei. Die Begegnung mit dem Kaiser Franz Joseph wird zwischen dem 5. und 7. August in Gastein erfolgen, zu welcher Zeit auch der Prinz Wilhelm von Preußen dort eintrifft. Am 11. August reist Kaiser Wilhelm nach Potsdam ab. Die Erbin von Wallersbrunn. Origiualroman von Marie Romany. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Wenn ich Ihnen mit der Vorlegung der Gegenstände, deren in dem Papier hier Erwähnung gemacht ist, einen Dienst erweisen kann, so bin ich dazu bereit", sagte jetzt Paolo. „Für mich sind diese Briefe und der Ring, der keinen Namen trägt, ohne Werth und ich bedauere, wie schon einmal erwähnt, diese Dokumente der Schande, von welcher ich mein liebes Weib befreite, nicht vernichtet zu haben. Ich trage kein Verlangen darnach, mich in Verhältnisse zu mischen, deren Berührung für mich nicht wünschenswcrth ist. Ich heirathete nicht meine Frau vor dem Altäre der St. Marienkirche, um, wie dies fast durchgängig 'bei den Ehen aus dem Findclhause der Fall ist, ein praktisch erzogenes, sich in alle Verhältnisse fügendes Weib zu haben; sondern ich holte mir das junge Wesen, weil mein Herz seit langer Zeit für dasselbe schwärmte, und ich bin der Vor sehung dankbar, die mir ein solches Kleinod gab. Ich liebe meine Frau. Und wenn ich vom Himmel einen Segen erflehe, so ist es die Gunst, unsere Liebe rein und ungetrübt zu erhalten; auch ich bin der Meinung, daß jede Einmischung der Außenwelt nur die Pille Seligkeit unseres häuslichen Glücks, wenn auch indirekt, trüben wird." „So schenken Sie dem Antheil, den noch ein Anderer außer Ihnen an dem Geschick Ihrer Gattin haben kann, gar keine Be achtung?" meinte der Fremde, der, so viel cs in seiner Macht lag, seine Erregung verhehlte. „Habe ich Unrecht?" fragte Paolo. „Ist cs möglich, daß Jemand so Plötzlich auch nur das geringste Interesse für das Schicksal eines Weibes haben könnte, nachdem man mehr als zwanzig Jahre lang nicht die kleinste Sorge weder um das Kind, noch um die Jungfrau getragen? Warum denn so Plötzlich jetzt, da es, seit acht zehn Monaten glücklich die Theilnahme von fremder Seite zu ent behren im Stande ist? — Lassen wir besser dieses Thema fallen", meinte er dann, die Angelegenheit auf eine andere Seite kehrend; „ich werde Ihnen" — bei diesen Worten erhob er sich und öffnete ein Fach seines Schreibtisches, auS welchem er die ihm zur Zeit ihrer Verheirathung von Cäcilia anvertrauten Denkzeichen hcrvorholte — „die Gegenstände vorlegen, die zu sehen Sie mich ausgesucht haben;! vielleickt ist es von Interesse für Ihre Angelegenheit, zu wissen, ob s Gastein ist von Fremden überfüllt. Nicht der kleinste Raum ist mehr zu haben. Viele Fremde haben wieder abreisen müssen. — Aus Petersburg kommt die bestimmte Nachricht, daß Minister von Giers in diesem Jahre keine Auslandreise unternehmen wird. Ein Zusammentreffen mit dem Reichskanzler ist also für diesen Sommer ausgeschlossen. — Es liegt in der Absicht des Staatssekretärs im Reichs-Post amt, von Stephan, bei der Berliner Central-Postbehörde ein Bureau für fremde Sprachen zu errichten, in welchem alle zweifelhaften Fälle bei Correspondenzen und Postsendungen des nicht deutsch sprechenden Auslandes erledigt werden sollen. . — Der Reichsanzeiger publizirt das in letzter Reichstagssession beschlossene Bürgermeister-Gesetz für Elsaß-Lothringen. — In unserer gestrigen Nummer erwähnten wir kurz, daß dem Bundesrath ein Gesetz betr. die Unterstützung von Familien der in den Dienst einberufenen Mannschaften szugegangen sei. Dasselbe be stimmt wesentlich? Folgendes: „Anspruch auf Unterstützung haben die Familien der Mannschaften der Reserve, Landwehr, Ersatzreserve, Seewehr und des Landsturmes, sobald Letztere bei Mobilmachungen oder nothwendigen Verstärkungen in den Dienst treten, und zwar erstrecken sich die Unterstützungen a) auf die Ehefrau und die ehe lichen Kinder unter 15 Jahren; b) die Kinder über 15 Jahr, Eltern, Großeltern und Geschwister, sofern sie von dem Einberufenen unter halten werden. Die Unterstützungen sollen mindestens betragen: für die Ehefrau im April bis Oktober monatlich 6, sonst 9 Mk.; für jedes Kind unter 15 Jahren, sowie für die vorher unter b) genannten Personen monatlich 4 Mk." Ein Gesetz, welches die Gewährung von Unterstützungen auch für die Fälle der Friedensübungen bezweckt, bleibt Vorbehalten. Hierfür sind noch Ermittelungen im Gange. — Vor Kurzem wurde die Auflösung niehrerer Jnvaliden-Com- pagnien in Preußen als bevorstehend angekündigt. Die Maßregel soll erst am 1. Januar 1888 in Kraft treten. — Zu der Angelegenheit der russischen Werthe schreibt die „Köln. Ztg.": „Schon heute kann cs keinem Zweifel unterliegen, daß die deutsche Reichsbank neue russische Werthe nicht mehr zur Beleihung zulassen wird, wie wir es ebenso für ausgeschlossen halten, daß sich deutsche Bankhäuser in übersehbarer Zeit finden werden, die neue russische Werthe in Deutschland einführen, so lange Berlin der eigent liche und einzige Russenmarkt bleibt. Sache der russischen Finanz- Ueber die Heranziehung der Neger zur Arbeit in Deutsch- Ostafrika hat sich Graf Joachim Pfeil, welcher nach längerem Auf- Halt in Ost-Afrika jetzt wieder in Berlin wohnt, in eingehendster Weise ausgesprochen. Außerdem hat er ein Projekt ausgearbeitet, das, richtig ausgesührt, sehr rasch den ost-afrikanischen Colonien Deutschlands die werthvolle Fähigkeit verleihen kann, ihre UnterhaltungS- bezw. Verwaltungskosten aus eigenen Einkünften zu bestreiten. Ost afrika, sagt Graf Pfeil, ist kein von der Natur reich begabte- Land, seine Hülfsquellen liegen wesentlich in der Arbeitskraft der Einge borenen. Diese sind zur Zeit noch träge und bringen nur ärmliche Leistungen zuwege; sonnt gilt es, sie zur Arbeit zu erziehen,, ihnen Bedürfnisse einzupflanzen uyd ihnen so den Reiz zur Beschäftigung zu geben. Zu diesem Zweck muß Deutschland ihnen zunächst die Blutstcuer abnehmen, zu der sie durch die fortwährenden Kämpfeder Negerstämme unter einander verurtheilt find. Deutsche- Gesetz, deutsche Macht schafft Frieden unter ihnen, dafür aber hat Deutsch land auch das Recht, eine Geldsteuer von jedem Schützlinge zu er heben. Da er kein Geld zum Steuerzahlen hat, so muß er dafür Arbeit leisten, wäre er ja doch auch seinem Stammeshäuptling gegen über leistungspflichtig gewesen, an dessen Stelle die deutsche Autorität getreten ist. Solche Massenleistung von Negerarbeit muß aber, bei richtiger Leitung, eine Colonie wohlhabend machen. Der Neger selbst wird sich heben; sein Gemüth ist nicht mehr durch die stete Gefahr beunruhigt, getödtet oder zum Sklaven gemacht zu Werden. Er ge wöhnt sich au Fleiß und Ordnung. Will er aber diese Wohlthaten der Gesittung nicht annehmen, nun so mag er sehen, wo er das Geld hernimmt, um Steuer zu bezahlen. Der Zwang zur Arbeit braucht sich nicht blos auf ordinäre Handlangerdienste zu be ziehen, denn der Neger ist geschickt und bildungsfähig, man kann auS ihm z. B. leicht einen Ingenieur machen, der die Maschine eines Dampfers bedient. Es kann übrigens in Ostafrika die feinste Baum wolle erzeugt werden, auch Gummi und andere Tropenproducte sind zur Ausfuhr zu bringen. Das Klima ist nicht so gefährlich als man sagt; einige Hochebenen sind sogar für deutsche Ansiedler geeignet, die aber nur langsam sich einstcllen werden. Große Plantagen mit Neger arbeit muffen zunächst angelegt werden. An natürlicher Anlage zum Feldarbeiter gebricht cs, wie die Erfahrung gezeigt hat, den Negern in Dcutsch-Ostafrika nicht. Frankreich. Sonntag für Sonntag halten die französischen .O ' « männer wird es vielmehr vor Allem sein, daß sie dahin streben, daß Minister jetzt Politische Reden. In Rouen hielt der Unterrichts- die russischen Werthe auch ün den Börsenplätzen der anderen Länder Wiederum offene Aufnahme finden und daß also die englischen und französischen Besitzer in gleichem Maße wie die deutschen an den russischen Finanzen interessirt werden." — Der Kultusminister von Goßler hat durch die Rektoren der Universitäten den Vorständen der studentischen Korporationen in Preußen eröffnen lasten, daß die Ansetzung eines täglichen offiziellen Frühschoppens von jetzt ab verboten sei. — Die Festung Wesel soll in ganz bedeutender Weise erweitert werden. Auch heißt es ferner, daß die Stadt Saarburg eine Artillerie- Garnison erhalten werde. — Mehrere Gewehrfabriken in Suhl (Regier.-Bez. Erfurt) haben für die türkische Armee 50000 Stück Seitengewehre anzufertigen Ein höherer türkischer Offizier ist dort anwesend. — Pariser Blätter behaupten, die Regierung wolle zu Gunsten des Abbs Hartmann, welcher als unsicherer Kantonist im Elsaß aus gegriffen und in Trier ins Militär gesteckt wurde, in Berlin Schritte thun. Das ist wenig wlfhrscheinlich, denn Hartinann ist bekanntlich Deutscher. — Ueber eine Mißhandlung zahlreicher Deutscher wird aus Santon in Brasilien berichtet. In einem deutschen Gasthaus ver sammelte Rcichsangehörige hatten einem halben Dutzend Spanier wegen ungebührlichen Betragens die Thür gewiesen. Nachts wurden sie von 50 brasilianischen Soldaten überfallen, aus den Betten gerissen und unter imfamer Behandlung ins Gefängniß gebracht. Nach zwei Tagen erfolgte erst die Freilassung. minister Spuller bei der Enthüllung der Statue Armand Carrel's eine Rede, in welcher er die Nothwendigkeit einer Einigung unter den Republikanern betonte und wiederholt erklärte, daß die gegen wärtige Regierung keine Regierung des Kampfes, sondern eine Regier ung der Reformen und der Beruhigung sei. Die Rede fand bei einzelnen Zuhörern Widerspruch, bei der überwiegenden Mehrheit aber Beifall. Eine ähnliche Ansprache hielt der Handelsminister de Hsrtzdia in Senlis. — Der Mobilisirungsversuch soll erst im Septeniber stattfinden, aber schon jetzt heißt es, da- 10., 11. und 13. Arincckorps (Rennes, Limoges, Nantes) seien dafür designirt. Da können sich die Kommandeure recht gemüthlich vorbereiten. Worin liegt denn nun eigentlich der Nutzen bei dem ganzen Zauber? — Präsident Grevy ist in aller Stille aus Paris abgereist und bereits auf seinem Landgute angekommen; Ende dss. Mts. treffen die Bot schafter Herbette und Laboulaye in Paris ein. — Aus Anlaß des neusten Boulanger-Skandals hat der Abg. Laur den bekannten bona- partistischen Parteigänger Cassagnac gefordert. — Im französischen Kriegsministerium soll, wie der „Eur. Corr." geschrieben wird, eine bedeutende Reducirung des Personals Platz greifen. Hierzu gehören unter andern:: Beseitigung der Direktionen für Pulver und Salpeter, für Sanitätsdienst, von welchen elftere der Direktion der Artillerie, letztere der Direktion der Verwaltung einverleibt werden soll, Besei tigung der Unter-Direction des Kriegsdepots, Reduzirung des Personals bei der Ccntral-Verwaltung, Vereinigung des Personals für Infanterie, Reserve, Territorial-Armee, Vereinigung der Gcnsdarmerie und Justiz, irgend etwas mit dem, was Sie suchen, identisch ist. Vielleicht weist sich der Ring aus. Vielleicht finden Sie eine Spur in den Briefen. Auf alle Fälle aber muß ich bedingen, daß, was sich auch Heraus stellen niöge, mein häusliches Glück auf keine Weise gefährdet ist. Verpfänden Sie mir Ihr Wort, daß, in wessen Auftrag Sie auch zu mir kommen, wem auch Ihr Freundschaftsdienst gelten mag, nach dieser Stunde über die Angelegenheit in meinem Hause nicht mehr Erwähnung geschehen soll!" Der Fremde starrte den jungen Meister mit einem wehmüthigcn Bl-ck einige Sekunden lang an. Es war Schmerz, diese Erregung, die sich in seiner Miene abspicgelte. Paolo, durch diesen Ausdruck, den er sich im Augenblick nicht zu deuten wußte, stutzig gemacht, breitete Cäcilia's Denkzcichen aus dem Findelhause vor seinem Be sucher aus, indem er, wohl nur, um etwas zu sagen, meinte: „Der Ring trägt ein Datum; von den Briefen wird gar Manches nicht erkennbar sein." Mit schnellem Griff hatte der Fremde den Ring erfaßt; er drehte ihn zwischen den Fingern, indcß sein Blick sich auf die Zahlen heftete. Seme Brust hob sich; die Hand, welche den Ring hielt, zitterte sichtbar; er konnte wohl nicht verhindern, daß seine Wimper glänzte im Ucbcrmaß der Erregung, in der er befangen war. „April 18 . .", murmelte er kaum hörbar. Dann glitt seine Hand nieder und das Auge, vollends mit Thräncn angefüllt, starrte vor sich. Er schien seine Umgebung vergessen zu haben; lange Minuten gingen vorüber, ohne daß er wieder zu sich selber ge kommen war. Voll stummer Verwunderung starrten Paolo und Cäcilia ihn an. Sie wußten sich das Seltsame seines Gcbahrens nicht auseinander zulegen. »Ist Ihnen der Ring bekannt?" fragte endlich Paolo, den cs drängte, die so absonderliche Stimmung vorübergehen zu sehen. Der Frenide blickte auf, aber seine Miene hatte einen Ausdruck, als habe er die Erinnerung an das wirkliche Leben verloren; er aßte nach den Briefen, doch kaum hatte er einen Blick auf die Zeilen geworfen, als er mit einem tonlos hervorgebrachten „Mein Gott!" das Papier wieder sinken ließ. Als schenke er seiner Umgebung nicht die geringste Beachtung, so hatte er sich gegen die Lehne des Sessels znrückgleitcn lassen und starrte mit in Thräncn schwimmendem Auge unverwandt die Decke des Zimmers an. Seine Brust wogte auf und nieder; den Lippen, die halb geöffnet waren, entfuhr dann und wann ein Beben, das aber, tonlos wie es sich hervorpreßte, für das junge Paar nicht verständlich war. Bange Minuten gingen so vorbei. Paolo und Cäcilia, die für das so absonderliche Gebühren des fremden Gastes keine Lösung finden konnten, überkam ein cigenthümlich beengendes Gefühl, da seine bleiche Miene mit jedem Augenblick mehr den Ausdruck tiefen Seelenschmerzcs zeigte; cs mußte Wohl ein Glück genannt werden, daß endlich, nach Minuten, die wie eine Ewigkeit schienen, seine Gestalt wieder Leben zeigte und er, doch immer noch mit thräuengefülltem Auge vor sich stierend, zu reden begann. „Sie wollen meine Schwäche vergeben," sagte er in vor Be wegung zitterndem Tone; „die Aufklärung eines Geheimnisses, nach dessen Enthüllung ich lange vergebens suchte, hat diese Stimmung hervorgebracht." Paolo und Cäcilia — die letztere hatte sich erhoben und stand zur Seite ihres Gatten — sahen mit stummer Theilnahme seine Be mühung, zu reden. Paolo, in dessen Hirn wohl der Gedanke Raum aßte, daß der Frenide unter den Erinnerungen eines Jugendstreiches leide, meinte ermuthigend: „Lassen Sie sich Zeit, wieder Herr über sich zu werden; welcher Art auch Ihr Gcmüthszustand sein mag, eS wird vor- übergchen." Der Fremde lächelte wchmuthsvoll. „Es ist ein Zusammentreffen, das mir das Herz erschüttert," meinte er wie vordem; „zwanzig Jahre lang war mein Leben von einem gcheimnißvollcn Dunkel umgeben und da nun die Vorsehung mir gestattet, klar in mein eigenes Verhältniß zu sehen, finde ich, daß das, wonach ich suche und was doch billigerweise mein Eigenthum ein sollte, auf Grund meiner unfreiwilligen Abgeschlossenheit nicht mehr mir gehört. Vergeben Sie daher, wenn ich für ein paar Augenblicke nicht so ganz, wie ich es sollte, Herr meiner Em pfindungen bin." „Ich war jung wie Sie," fuhr er fort, da er den Ausdruck ragender Theilnahme auf der Miene des jungen Hausherrn ge wahrte; „ich war reich, von Rang, auf der Höhe gesellschaftlicher Stellung; ich glaubte, ein Anrecht auf das kühnste Glück des Lebens zu haben; der Rang meiner Geburt und persönliche Anlagen be- timmten mich dazu. Ich trug auch den Keim zu besserem Gefühl in meiner Seele; ich fühlte Liebe, empfand Freundschaft; und wenn das Vertrauen, welches ich in das hehre Wort Freundschaft setzte, W
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