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WWWWWWWWW >WRWWWWWWWWWWWWWWWW>WWW8»>> — Nr. 32. — 8. Jahrgang. — D« jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgenden Tages) zur Berlendung gelangende „sächsische LandeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- haltungrblatte und mit dem Extrabeiblatt Luftig» Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anst. 7S Pf. (1888er ZtgS.-Preisliste Nr. 5035.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: v»«mer.Lisenbahnfavr°lanh<ftfiir Sachs». «inter-Eisenbahnfahrolanbeft für Sachsen. Jlluftr. Kalender d» Sächsischen Landboten. Jllustrirter Jahresbuch deSLander-rlnzciger-. SLchstscher Mitwochs 8. Februar 18M mit „Chemnitzev Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. EU Bei Bestellungen von Auswärts wolle man Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge« i,e 6 Silben EorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahnie nur bis Vormittag. S,ck«: Mmiiee Uede, Buchdrulkcrei. Chemnitz. Theaterstrabe 5 (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telcgr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — b Illnftrirtes Unterbaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Luftiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 6. Februar. Wien. In unterrichteten Kreisen ist von beabsichtigten weiteren Publikationen über das österreichisch-deutsche Verhältniß derzeit nichts bekannt, da jeder Gegenstand für weitere Enthüllungen fehlt. Die leitenden Kreise Rußlands kannten den Inhalt des Vertrages, somit war eine specielle Wirkung auf Rußland höchstens insofern beabsich tigt, als russische Kreise, welche die russischen Rüstungen wegen der angeblichen Gefahr eines Angriffes von Seiten beider Nachbarn für nothwendig halten, über die Unstichhaltigkeit dieser Voraussetzung authentisch belehrt werden sollten. — Nach der „Pol. Corr." beginnen nächstens in Bukarest die Unterhandlungen wegen eines Konsular- Vertrages mit Rumänien und Griechenland. — Der bekannte ungarische Abgeordnete Ludwig Csernatony, ein intimer Freund des Ministerpräsidenten Tisza, schreibt im officiöscn „Nemzet": Die Publi kation des Allianzvertrages kann nur als Versuch der Klärung der Situation angesehen werden. Das sei größtentheils auch bereits er reicht. Wohl möglich sei cs, daß noch manche Verträge veröffentlicht werden, jedenfalls aber sei schon heuie gewiß, daß das Ereigniß nirgends einen so einschneidenden Eindruck hervorgcrufen wie im Orient und namentlich in Stambul. Hier wird die Situation noch immer ruhig aufgefaßt und die Erhaltung des Friedens erhofft. Eine endgiltige Beurtheilung der Lage ist jedoch so lange anfgeschoben, bis die Rede Fürst Bismarcks bekannt wird, von welcher man allerdings erwartet, daß sie einer ruhigen Auffassung Vorschub leisten werde. — Die Meldung der bevorstehenden Demisson des Kricgsministers wird vfficicll dementirt. (S. Pol. Rundsch.) — Im Budgetausschussc kündigte der Landesvertheidigungsministcr einen Nachtragskrcdit von 534,000 fl. für Ausrüstung der Landwehr an. Paris. Die Stimmung in Bessegcs fängt an bedrohlich zu werden; die Arbeiter der sooiäte ävs korgorieo verlangen stürmisch die Ausbezahlung ihrer Forderungen; der Gardepräfekt in Bcsseges hat die Truppen konsignirt. — Im großen Herrenmode-Bazar „Belle Jardinisrc" brach gestern Abend Feuer aus, das erst nach dreistün digem Kampfe lokalisirt werden konnte. Der Schaden beträgt circa eine Million. Madrid. Die spanische Regierung wird den CorteS einen Gesetzentwurf vorlcgen, wonach Alkohol mit einer zum Eingangszoll hinzutretenden inneren Steuer von 80, 100 bis 120 Pesetas, je nach dem alkoholischen Gehalt, belegt wird. Politische Rundschau. Chemnitz, den 7. Februar. Deutsches Reich. Ans San Remo wird vom Montag tele graphirt, daß das Allgemeinbefinden des deutschen Kronprinzen wieder recht gut ist. Sein Aussehen ist frisch, die kleinen Krankheitserschein ungen, wie Kopfschmerz rc., ganz verschwunden. Eine Spazierfahrt wurde unternommen. — Von nicdicinischen Autoritäten liegen wieder eine Reihe von Aussprüchen vor, welche dahin gehen, daß, wenn das Leiden nur Perichondritis ist, auch volle Heilung erfolgen kann, aber der Luftröhrenschnitt vorher uöthig ist. — Fürst Bismarck wurde am Montag bei seinem Besuche im Reichstag von einer dichten Menge, welche vor dem Reichstagsgebäudc sich aufgestellt hatte, lebhaft begrüßt. Der Kanzler, der ganz wohl aussah, dankte freundlich. Die Nachfrage nach Tribünenbillcts für die Sitzung war enorm, natürlich war längst nichts mehr zu habe». Es war eine wahrhaft große Sitzung, welche der Reichstag gestern abhielt, eine demonstrative Kundgebung von ungeheurer Bedeutung. Das zeigte sich schon äußerlich. Das schlichte Neichshaus in der Leipzigerstraße war von Menschen umlagert, die Tribünen im Innern waren überfüllt, feierlicher Ernst spiegelte sich auf alle» Gesichtern. Der Reichskanzler war der Mann des Tages. In einer meisterhaften, aber ungemein sachlichen Rede entwickelte er ein Bild der heutigen politischen Lage. Was die Hauptsache ist, was die schweren Befürch tungen der letzten Tage erheblich entkräftet: eine unmittelbare Kriegs gefahr steht nicht bevor. Der Kanzler sprach von Frankreich ver trauensvoller, als frühe», und wiederholte entschieden seine Ueber- zeugung, er glaube nicht, daß der russische Kaiser uns angreifen werde. In kräftigen Worten wies er die Angriffe zurück, Deutsch land habe sich schon auf dem Berliner Kongreß als Rußland'- Gegner gezeigt, das Gegentheil sei der Fall gewesen, und auch heute stehe Deutschland dem großen Nachbarliche nicht feindlich gegenüber. Deutschland wird nie angreifen, das war Fürst Bismarck's bestimmte Erklärung. Der Kanzler verhehlte aber keineswegs, daß die Lage ernst sei, daß immer neue Krisen kommen würden. Die nächste werde wohl eine orientalische sein, die aber auch noch eine Reihe von Jahren auf sich warten lassen könne, und die vor Allem uns nicht direct angehe. Auf jeden Fall müsse Deutschland so gerüstet sein, um allen Koalitionen selbstständig die Spitze bieten zu können. Fürst Bismarck sprach mit frischer Lebendigkeit und zündender Kraft und eine Rede machte den gewaltigsten Eindruck. Einstimmig und ohne rde Discussion nahm darauf auch das Haus die Wchrvorlnge in zweiter Vorlage unverändert an, während die Anlcihevorlage der Budgetcommission zur formellen Erledigung überwiesen wurde. Der Telegraph trug auf Blitzcsschwingc» die Meldungen über die Ver handlung hinaus, und sie hat, soweit aus den bisher eingelaufenen Berichten zu ersehen, überall, wo Deutschland befreundete Nationen wohnen, einen vortrefflichen Eindruck gemacht. Nach dem düsteren Alpdruck der letzten Tage läßt sich doch für den Augenblick freier aufathmen. Die Gefahr eines ernsten Zusammenstoßes wird dauernd bestehen bleiben, aber wir brauchen ihn doch nicht zu fürchten. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Sowohl formell wie materiell ist die Veröffentlichung des deutsch-österreichischen Bünd- nißvcrtrages nur als eine imposante Friedenskundgebung der notori- chen Fricdensmächtc in Anspruch zu nehme». Welche weiteren Per- pectiven sich dem Gange der politischen Entwicklung eröffnen, darüber dürften die Ausführungen Fürsten Bismarcks im Reichstage Anhalts punkte geben." — Die Petersburger Hetzblätter sind munter bei der Arbeit. Sie behaupte», die Veröffentlichung des Fricdcnsvertrages schlage Rußland ins Gesicht, und was dergleichen Redensarten mehr sind. Fürst Bismarcks Reichstagsrede widerlegt solche Ausführungen zu glänzend, als daß cs sich lohnte, darauf des Genaueren cinzngehen. Vornehmere Organe führen aus, man habe keinen Grund, an der Aufrichtigkeit Deutschlands und Oesterreichs zu zweifeln. Aber man möge auch daran denken, daß Rußland wiederholt gesagt habe und auch jetzt noch sage, es wolle den Frieden. Das Schlimme dabei ist nur, daß Rußland solche Friedensbelhcucrungen schon oft brauchte, aber daß die Thaten den Worten nicht entsprachen. Es ist eine kannte Sache: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. — Auf der Spandaucr Artilleriewerkstatt herrscht seit einigen Wochen die angestrengteste Thätigkeit, ebenso in der GeschUtzgießerei und Gewehrfabrik. Es ist wiederholt in die Nacht hinein gearbeitet worden. — Profcsscr Or. Biedermann in Leipzig, der vom Abg. Bebel neulich im Reichstag als ein früherer republikanischer Schwärmer hingestcllt worden war, stellt in einer Erklärung diese Behauptung richtig. Er giebt nur zu, daß er in einem Wahlprogramm des tollen Jahres 1848 die Ansicht ausgesprochen habe, „cs könne eine Zeit kommen, wo Deutschland republikanisch werde". Diese Ansicht möge jetzt, bei unfern, Gott sei Dank, so sicher gefesteten monarchisch-eon titutionellcn Zuständen sonderbar erscheinen — in jener Zeit maßlos chaotischer Verwirrung, wo das monarchische Princip selbst in dem größten deutschen Staate aus's Tiefste erschüttert gewesen, habe sic sich selbst wider Willen Manchem aufgedrängt. Die Republik sei jedenfalls nicht das „Ideal" Biedermanns gewesen, der sich darauf Schelm von Bergen. Historische Novelle von A. von Limburg. Fortsetzung. Nachdruck Verbote». Während die Fürstin solch' freundliche Worte an Richenza richtete, erhob sich draußen auf der Straße ein großes Geräusch von Pferde getrappel, von Waffcngeklirr und vielen Stimmen, unter denen man auch bald laute und freudige Zurufe unterschied. Die beiden jungen Edelfräulein sprangen von ihren Sitzen au' und riefen fast gleichzeitig: „Der Kaiser!" Auch Adelheid erhob sich eilig von ihrem Ruhebett und war »i4 einer raschen Bewegung am Fenster, dessen Flügel die beiden jungen Mädchen eilig nnd dienstfertig öffneten. Die Kaiserin lehnte sich hinaus auf den Sims; sie hatte von dem nächsten Sitz ein schleierartiges Gewebe ergriffen und ließ es grüßend in die Lüste wehen. Friedrich Rothbart hielt unten vor der Thür, von einer ganzen Schaar umgeben: Fürsten des Reiches sah man darunter nnd viele edle Ritter und Herren, seine Erscheinung aber leuchtete unter Allen hervor. Der Ausdruck geistigen Uebergewichts, welcher aus seinen feine» edlen Zügen sprach, ließ es sofort jeden, der ihn sah, erkennen, daß er und nur er der Kaiser sein konnte. Es zeichnete ihn nicht etwa eine hervorragende Körperlänge aus; seine schlanke Figur war nur von mittlerer Größe; aber sie zeugte von Kraft und Gewandtheit und seine Meisterschaft in allen ritterlichen Leibesübungen wurde hoch gerühmt. Sein dunkelblondes Haar trug er nicht ganz so lang, als es die damalige Mode ver langte, und der krause, röthliche Bart, welcher ihm den Namen karba ross» eingetragen, widersprach vollends der Sitte der Zeit, Auch seine Kleidung, obgleich stets würdig nnd sorgfältig, war für gewöhnlich einfach und nicht so reich und glänzend, als cs sonst ritter licher Brauch. Die Kaiserin grüßte ihren Herrn und Gemahl mit ihrem holdseligsten Lächeln und Friedrich Rothbart war im Begriff, sich vom Pferde zu schwingen, als ein neckischer Windstoß der schönen Adelheid den Schleier aus der Hand riß, mit welchem sie oben herabwinkte. Das leichte Gewebe flatterte empor; hundert Hände streckten sich darnach au», um es zu greifen, falls es sich herabsenken sollte; aber es blieb unweit von Adclheid's Fenster an einer der vielfachen Steinhancrverzierungen, die das Haus schmückten, hängen. Ein leiser Ausruf des Bedauerns ertönte von den Lippen der schönen Frau; die Menge sah unschlüssig zu, was sich nun wohl be geben würde; schon eilten Edelknaben fort, um die nöthigen Leitern und Stangen hcrbeizuschassen, den Schleier herabzuholen, als ein Ritter aus dem Gefolge plötzlich sein Pferd dicht an die Mauer des Hauses drängte. Mit einer ebenso raschen Bewegung hatte er sein Schwert und den von den Schultern gerissenen Mantel dem nächsten Knappen zngeworsen und stand nun mit einem Sprunge aufrecht im Sattel. Von diesem erhöhten Standpunkte aus gelang cs ihm, sich mit einem kecken Aufschwünge bis an das vorspringende Mauergesims emporzuschwingcn, das oberhalb der Fenster des Erdgeschosses hinlief. Nachdem er dort einmal festen Fuß gefaßt, klomm er an den Mauer verzierungen unaufhaltsam weiter; es gehörte eine außergewöhnliche Körperkraft und Gewandtheit zu dem Wagniß, das schon nach wenig Augenblicken gelungen war. Der Ritter gab der Kaiserin selbst ihren Schleier zurück und Adclheid's dunkle Angen leuchteten vor Ver gnügen und Dankbarkeit über den ritterlichen Dienst, welcher ganz nach dem Geschmacks des Jahrhunderts war. Je abenteuerlicher, desto besser, galt damals die Losung, und es erhöhte den Ruhm einer Dame, wenn sie ihre Ritter zu den verwegensten Thaten zu begeistern verstand. Einen kurzen Moment streifte Adclheid's Weiße Hand die nervige Faust des Ritters, als er ihr den Schleier überreichte, aber dieflüch tige Berührung ließ den kräftigen Mann vom Scheitel bis zur Sohle erbeben, sodaß nur wenig gefehlt hätte, um ihn das Gleichgewicht verlieren zu lassen. „Graf von Ravensburg", rief in diesem Augenblick der Kaiser, „ergreift das Fensterkreuz und schwingt Euch dort hinein, wir ge statten cs Euch gern!" Aber schon hatte der Graf seinen gefährlichen Rückzug angetreten und langte auch bald darauf wohlbehalten unten an. Als er wieder auf festen Füßen stand, wurde er von allen Seiten umringt; Viele beneideten ihn im Geheime» um den Erfolg des Wagnisses, aber von Allen wurde laut die rasche That belobt Auch der Kaiser rühmte anerkennend den Ritterdienst, welchen der Graf seiner Gemahlin erwiesen; eS lag ihm fern, den Eifer des Grafen, der Kaiserin zu dienen, vielleicht übergroß zu finden, war doch, wie schon bemerkt, solch' rasches Beginnen ganz im Geiste der Zeit. beruft, daß er im Frankfurter Parlament Mitglied der erbkaiserlichen Partei war und stets gegen die Radikalen stimmte. Interessanter al» diese Erinnerung ist das, was vr. Biedermann über den Bebel dtr rüheren Zeit mitthcilt. Biedermann erzählt, wie ihm im Jahre 1663 gelegentlich seines GesangSständchens der mit einer Deputation erschienene Herr Bebel dafür gedankt habe, daß er in dem Arbeiter- bildungsvereine Vorträge gehalten habe.' „Bebel habe damals schon als junger Mann in dem Verein einen leitenden Einfluß ausgeübt. Biedermann und Bebel hätten viel zusammen gearbeitet, Bebel fei damals ehr von gemäßigter Gesinnung gewesen und Herr Bebel habe sich ganzent- chieden gegen jeden Versuch ausgesprochen, die Arbeiter als besonderen vierten" Stand dem Bürgerthum oder der „Bourgeoisie" gegenüber- zustellen und so einen „Ständehaß" und „Ständekampf" in's Leben zu rufen. Bebel sei in einer Versammlung in heftige, von der an deren Seite sogar handgreifliche Conflicte mit einer anderen radikalen Partei unter Führung des bekannten Cigarrenarbeiters Fritzsche ge- rathen. Noch 1865 bekannte sich Herr Bebel in einer vom National- verein veranstalteten Versammlung entschieden zu dessen Grundsätzen und sprach lebhaft gegen den Gedanken einer abgesonderten „Arbeiter- Partei". Bald darauf freilich sei cs verschiedenen, von auswärts gekommenen Agitatoren: Horn, Eckart, zuletzt Herrn Liebknecht, ge lungen, Herrn Bebel und den „Arbeiterbildungsverein" auf ganz andere Bahnen hinüberzuzichen." Oesterreich-Ungarn. Der Kriegsminister Feldzeugmeister Graf Bylandt-Rheydt reicht seine Entlassung ein. Dieselbe erfolgt wegen andauernder Krankheit, welche gerade jetzt die Verhinderung deS obersten Chefs der Kriegsverwaltung besonders empfindlich macht. Als sein Nachfolger wird der Gcneralstabschef Freiherr v. Beck genannt. Ein Wiener Telegramm erklärt übrigens die Nachricht für alsch. — Der österreichische Generalstab wird in diesem Jahre eben- älls eine große Uebungsreise unternehmen. Italien. In den römischen Blättern beginnt nun ebenfalls die Erkenntniß zu dämmern, daß bei Massauah vor der Hand größere Kämpfe nicht zu erwarten sind. Das Journal „Esercito" sagt, zur Bewachung von Massauah und den dortigen Stellungen könne ein Specialcorps ausreichcn, welches eben hierfür gebildet worden sei. Natürlicherweise könne Niemand anders als die Regierung den ge eigneten Augenblick für eine größere oder geringere Dringlichkeit einer solchen Maßregel beurtheilen. Rußland. Der russische Botschafter von Mohrenheim läßt in sehr entschiedenem Tone erklären, nicht er habe den ersten Schritt zur Aussöhnung mit Floquct gethan, Letzterer habe darum gebeten. — Die Pariser Blätter sehen allgemein die politische Lage als kohl- 'chwarz an. Natürlich, was man wünscht, hofft man. Die deutsche Reichstagsdcbatte vom Montag wird schon wieder Luft und Licht für einige Zeit bringen. — Was Pariser Blätter über das deutsch- italienische Bündniß berichten, ist einfache Flunkerei. Darüber ist nichts bekannt! Orient. Die rumänischen Kammerwahlen sind in völliger Ruhe verlaufen und haben für das Ministerium Bratiano die frühere große Mehrheit ergeben. An diesem Resultat ist auch nicht einen Augen blick gezweifelt worden. — Fürst Ferdinand von Bulgarien ist am Montag von seiner Rundreise durch Rumelicn mit seiner Mutter wieder in Sofia angekommen. Nach den officicllen bulgarischen Berichten schwamm in Rumelicn Alle» in Wonne und Wein, und die getreuen Unterthanen des Fürsten sollen in feinem Weinkeller ziemlich aufgeräumt haben Weniger erbaulich klingt nun die von Sofia allerdings bestrittene Nachricht, auf den Fürsten fei ein Atten tat durch Aushebung der Schienen bei Rane-Mahale in Rumelicn versucht worden. Zahlreiche Verhaftungen sollen in Folge dessen vor genommen sein. — Das bulgarische Regierungsblatt „Swoboda" läßt sich aus Konstantinopel melden, daß die Untersuchung gegen die dort verhafteten Montenegriner nnd Bulgaren in vollem Gange ist und schon das eine Resultat zu Tage gefördert habe, daß die Selbst wenn Friedrich aber auch von einer eifersüchtigen Regung ergriffen gewesen wäre, er hätte sie unterdrücken müssen, denn so wollte es der höfische Brauch. Ebenso wenig wie der Kaiser oder ein anderer Ritter, sobald er verheirathet war, noch eine Lanze für seine Gemahlin brechen oder ihr andere Ritterdienste leisten konnte, ebensowenig durfte er eine Miene dabei verziehen oder gar cs zu hindern suchen, daß andere Ritter für sie kämpfte», oder sonst welcherlei Fährlichkeiten, wie sie auch waren, für sie bestanden. Sich hiergegen anflchncn, hätte geheißen, alle ritterliche Sitte verleugne» und mit Füßen treten. Während sich jenes auf der Straße zutrug, war in Adclheid's Gemach die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf die Vorgänge draußen gerichtet. Sogar Heinz, der Narr, hatte sich aus feiner bequemen Ruhe im Lehnstuhle losgerisscn und war langsam zum Fenster geschlurft, wo er das Begebniß draußen mit seinen listigen Augen verschlang. Eine einzige Person in dem Zimmer machte eine Ausnahme von den Uebrigcn, die alle unverwandten Blickes aus dem Fenster sahen. ES war dies die Nichte des Kanzlers. Sie stand einen Schritt hinter der Kaiserin, als ob sie auch Willens sei, hinabzu schauen, wie sie sich aber vergewissert hatte, daß die Aufmerksamkeit Aller auf das lebhafteste gefesselt war, daß sogar des mißtrauischen Heinz Wachsamkeit abgclcnkt schien, wandte sie sich eilfertig mit einer unhörbar leisen Bewegung Adclheid's Ruhelager zu und bemächtigte sich mit einem raschen Griff des vorhin erwähnten Handschuhs, der dort unbeachtet liegen geblieben war. Denselben eilfertig in ihren Kleidern verbergen und sich wieder ihrem früheren Platz zuwcnden, war eins; nur mußten doch ihre Gewänder einen leise raschelnden Ton verursacht haben, der des Narren scharfen Ohre» nicht entging. Er fuhr herum und sah das Fräulein mißtrauisch und durchdringend an. Richenza aber stand in so ruhiger, stolzer Haltung da und blickte so gleichgültigen, kalten Auges gerade aus, daß selbst der argwöhnische Narr dadurch getäuscht wurde und sich für den Augenblick nicht weiter um sie kümmerte. Der Eintritt des Kaisers in das Haus brachte zudein eben Alles in Bewegung; Adelheid eilte ihrem Gemahl durch ein paar Vorzimmer entgegen, um ihn in ihr Wohngeinach zu führen, und das Hofgesinde war damit bis zum Mittagsmahl entlassen. Eine kalte, klare Oktobcrnacht folgte diesem Tage; Miriaden blitzender Sterne funkelten am Himmelszelt; die zierliche glänzende