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erwartete mich mit Sehnsucht. Und ich wollte den alten, guten Mann vergeblich mit Sehnsucht warten lassen? Pfui, welch' feiger Undank! Nichts da, auf nach Steinitz! — (Fortsetzung folgt) Dresdner Nachrichten vsm 23 Januar. — Da- Justizministerium hat zu GeschwornengerlchtS-Präsidenten auf das Jahr 1869 ernannt: 1) für den Dresdner Bezirk den Direktor des hiesigen Bezirksgericht-, Geheimen Justizrath Neidhardt, L) für den Leipziger Bezirk den Oberappettationsrath v. Cr Legern, 3) für den Chemnitzer Bezirk den Direktor des Bezirksgericht- Chemnitz, Appellationsrath Edelmann, 4) für den Zwickauer Bezirk, den Direktor des Bezirksgerichts Zwickau, Appellationsrath Seifert und 5) für den Bautzner Bezirk, den Direktor des Be zirksgerichts Löbau, Gareis. — Der pädagogische Verein, der auch in diesem Winter in seinen Hauptversammlungen, sowie in den Sitzungen der Sektionen für den deutschen Sprach- und mathematischen Unterricht wichtige pädagogische Fragen zum Vortrage und zur Verathung bringt, be ging am vorigen Sonnabend, wie dies seit Jahren Sitte ist, eine Erinnerung-stier an die im vergangenen Vereinsjahre verstorbenen Mitglieder. Die Festlichkeit wurde durch Choralgesang eingeleitet und beschlossen. Den Mittelpunkt derselben aber bildeten die den Heimge gangenen gewidmeten Nekrologe. Sie galten den wirklichen Mitgliedern Professor Rektor Köhler, Oberlehrer Dr. Seifert, Oberlehrer Schiffner, Lehrer Wüstner und Lehrer Mörbe, sowie dem Ehrenmitgliede des Verein-: Geh. Rath vr. von Langenn. — Sonnabend, den 3o. Jan. findet die Stiftungsfeier statt und wird hierbei Herr Direktor Ernst Fischer die Festrede halten. — An der Dresdner Gewerbeschule ist jetzt ein Kursus in der Buchführung für ältere Gewerbtreibende eröffnet worden, welches Unternehmen gewiß von vielen Gewerbtreibenden mit Freuden be grüßt wird. — Laut Mittheilung der Eingänge zur Registranbe der öffent lichen Sitzung des Stadverordnetenkollegiums findet zum 1. Februar die feierliche Einführung eines nach Verordnung des kgl. Justizministeriums vom 12. v. M. mit Genehmigung S. Maj. des Königs zum hiesigen kgl. Bezirksgerichts versetzten, bisher am Löbauer Bezirksgericht angestellten Gerichtsrath statt und beschließt das Kol legium, der vom hiesigen Bezirksgericht erfolgten Einladung durch Ent sendung einer auS Vorstand Ackermann, vr. Frieß und Mürbe be stehenden Deputation zu entsprechen. Weiter postulirt der Stadtrath 2850 Thlr. zur theilweisen Abpflasterung des als Marktplatz benutzten Antonplatzes und bezeichnet unter Hinweis auf die bei Regenwetter eintretenden Kalamitäten diese Angelegenheit als eine dringliche. In Bezug auf die anderweite stadträthliche Entschließung zu dem die ge heime Sitzung des diesseitigen Kollegiums betreffenden Passus des Lokalstatuts zur X Abtheilung der allgemeinen Städteordnung empfiehlt die Verfassungs-Deputation durch ihren Referenten Prof. Wigard dem Stadtrath beizutreten und den früheren entgegenstehenden Beschluß zurückzunehmen, da hier eine, beide Kollegien berührende Frage vorliege, welche einseitig nicht entschieden werden könne. Das Kollegium zieht sein früheres Votum nach längerer Debatte einstimmig zurück. Bei Berichterstattung über das Postulat von 7000 Thlr. zu den Quellenaufschlußarbeiten im Prießnitzgebiet erwähnt Stadtv. Referent Walter, daß man sich in der Dresdner Wasserversorgungsfrage nicht so sanguinischen Hoffnungen hiugeben möchte, als sich in letzter Zeit so oft durch die Presse kund gegeben hätten, da sich jetzt noch keines wegs bestimmt vorau-sehen ließe, ob das für die ganze Stadt nöthige Wasser aushaltend gewonnen werden wird. Das Kollegium stimmt mit seiner Deputation in der Bewilligung dieser Summe überein, spricht jedoch die Voraussetzung au-, daß noch in diesem Jahre Mit- theilungen über den Modus der Rückzahlung dieses aus der Spar kasse gegen 4 Prozent zu entnehmenden Vorschusses anher gelangen. Nächstdem wird die Anstellung eines Beamten zur Beaufsichtigung der öffentlichen Brunnen und der hölzernen Wasserleitungen mit einem Jahresgehalt von 350 Thlr. und ein deshalb erforderlicher Zuschuß von 104 Thlr. genehmigt. — In der Gewerbevereinssitzung vom 26. d. M. em pfahl Herr Crone ein Mittel, mit dem man Wäsche und Papier sich« von Tintenflecken befreien kann. ES ist der bei Wohlrab am Altmarkt verkäufliche: „Tintentod", eine Flüssigkeit, die vor dem gewöhnlich gebrauchten Bitterkleesalz den Vorzug hat, daß sie keine gelben Flecke zurückläßt. — Herr Busoldt erwähnt, weil die An wendung der Salzsäure zur Brotbereitung nicht ohne Gefahr sei, da die Salzsäure nie ganz arsenikfrei ist. — Derselbe theilt ferner mit, daß man in neuester Zeit ohne Kabel über den Ontario-See telegraphier habe und zwar mit Hilfe zweier Apparate, die man darin versenkt hatte, da da- Wasser bekanntlich den galvanischen Strom besser leitet al- die Erde. — Herr Kaufmann Walter besprach hierauf einige Mängel der Landesbrandversicherung. Aus seinem eingehenden Vortrage erwähnen wir Folgende-: Bei dieser Versicherungsanstalt besteht das Klassen- und das Unterstützungssystem. Während die Beibehaltung des ersteren höchst nothwendig erscheint, muß man letz teres jedenfalls als unpraktisch verwerfen. Die Bewohner der größeren Städte sind weit übler daran, als die der kleinen Städte und Dörfer, indem sie für ihre massiven Häuser weit mehr Prämien zu zahlen haben, als jene für ihre nicht massiven Häuser. Besonders gilt dies von Dresden, das, obgleich es die größte Sicherheit vor Feuersgefahr gewährt, doch ganz enorme Summen zahlt. Daß Dresden eine vor züglich organisirte Feuerwehr besitzt, die aus städtischen Mitteln er halten wird, während die kleinen Städte und Dörfer oft sehr mangel hafte Löschvorrichtungen besitzen, sollte ebenfalls berücksichtigt werden. Die Aufstellung von 240 verschiedenen Klassen ist nicht zu recht fertigen, da dadurch mancherlei Inkonsequenzen he.vorgerustn werden. Im Jahre 1865 find 279 vorsätzliche und 80 muthmaßliche Brand stiftungen, aber nur 49 durch Blitzschläge verursachte Feuersbrünste in Sachsen vorgekommen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Zahl der vorsätzlichen Brandstiftungen sich verringern würde, wenn man einen andern Modus bei der Abschätzung feuergefährlicher Häuser anwendete. Den Hauptgegenstand der Sitzung bildete ein Vortrag des Herrn Dr. MotheS au- Leipzig über das Thema: Wie sollen wir wohnen? Einleitend bemerkt Redner, daß viele Leute nur nach den Räumlichkeiten und dem Preise einer Wohnung, aber nicht darnach fragten, ob dieselbe gesund sei. Wie die Krankheits- und Sterbelisten beweisen, fordern ungesunde Wohnungen alljährlich viele Opfer von Menschenleben. Redner giebt nun sowohl den Bauenden als den Miethenden folgende Winke: Beim Bauen eines Hauses sehe man nicht bloß auf ein schönes Aeußere, sondern in erster Linie auf eine zweckmäßige Einrichtung im Innern. Obgleich es viele für unschön erklären, wenn die Hausthüre an der Seite angebracht ist, so hat doch diese Einrichtung den Vortheil, daß der Zug im Hause ver mieden "wird. Die einzelnen Räume müssen ihrem Zweck entsprechend nach den vier Himmelsgegenden gelcgen sein. So z. B. müssen die Wohn- und Schlafzimmer auf der südlichen, der Salon, die Küche und Speisekammer auf der nördlichen Seite liegen. Wo möglich muß das Wohnzimmer, da man sich darin am längsten aufhätt, die schönste Aussicht haben. Der Zug im Hause wird dadurch abgehatten, daß die Hausthür sich von selbst schließt^ Es dürfte sich empfehlen, die Zimmer mehr tief als breit herzustellen, da tiefe Zimmer sich besser Heizen. Um möglich viel Licht in die Zimmer gelangen zu lassen, mache man die Fenster hoch, mit hohen Fensterbrüstungen. Man halte auf reine Luft im Zimmer, weil diese das beste Mittel zur Verhütung mancher Krankheiten ist. Außer der Gesundheit und Bequemlichkeit muß man auch die Schönheit berücksichtigen. Un harmonische Zusammenstellungen von Farben und Mustern beleidigen das Auge und rufen Unbehagen hervor. Nach Schluß des inter essanten Vortrages antwortete Herr Di-. Mothes auf einige Fragen noch Folgendes: Souterrainwohnungen sind als ungesund zu ver werfen; Dachwohnungen verunzieren keineswegs ein Haus, wie dies ost behauptet wird. Oefen, welche von Innen geheizt werden, sind die besten, weil sie die Ventilation befördern. Als Dachbedeckung nehme man gute Ziegel, Schiefer oder Kupfer. Die Häusler'schen Cementbedachungen stehen jenen zwar nach, sind aber besser als Zinkdächer. — Das „Dr. Journ." meldet: Am 22. d. M., Morgens nach 7 Uhr., waren die beiden Bataillone der Garnison Zittau zu einer Felddienstübung ausgerückt. Hierbei ereignete es sich, daß bei dem im Freien stärkeren Lustzuge des herrschenden Ostwindes 7 Offiziere, da von 2 berittene, an den Fingern, die übrigen aber an den Ohren durch Einwirkung der Kälte beschädigt wurden. Außerdem erlitten noch 173 Mann Frostschäden an den Ohren und Fingern, von welchen 6 Mann überhaupt an die Krankenstuben abgegeben wurden,