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boreaen gegen die brilische Verwaltung gekommen sei. Es soll sich nur um eine Schlägerei gehandelt haben, bei welcher aber thatsächlich zw« Engländer geiödiet, 10 veiwundet wurden. Italien. Tem Reutecschen Burau wird aus Rem gemeldet, der Papst habe aus Anrathcu der italien:!chen und auswäriigen Kirchenbrhördeu die römisch lach.lischen Bisch ie in der ganze- V:!r angewiesen, die Agiiation für die Herstellung der weltlichen des Papstthuines mittels Kongresses und der Unterzeichnung oo: Petitionen forlzusetzen. — Tie italieni'chen Blauer wenden sich mu großer Schärse gegen die französischen Journale, welche die Bübeei mit den rothen irredcntistischcn Zeueln bei dem Anzüge K.::': Wilhelms II. in Rom als eine großartig: .anlirerrt'chr Kundzebu.: darstellen, und sich zu der Behauptung versr-ige.i, man ersehe ö u daß es ein zweisacheS Italien, ein oftizielle- und ein anderer, Die römischen Blätter erklären, sie würden von die'er sondere.-..:.. Verdrehung der Tharsachen gar keine No:i; nehmen, wenn nicht große und ernsthaste Pariser Organe sich ihrer schuldig machten. So aber könnten sic nicht schweigen, sondern müßten laut ihre stimme da gegen erheben, daß man di: kindische Ungezogenheit einiger unver besserlicher Radikalen für ein Zeichen der allgemeinen Stimmung des Volkes au-gebe. Wie die letztere beschaffen sei, dar habe sich am glänzendsten bei der Fahrt de; deutschen Kaisers nach dem Vatikan gezeigt. Uebrigens ist auch iu den nicht tranzönschen Festberichten »ns Rom wiederholt daraus hingewie en. wie unbedeutend und lächer lich der Bersuch der halbv-rst-rbeuen Jrredeiua war, sich bemerkbar zu machen, und wie in ganz Italien Niemand die Veranstalter dieser Mbcrnhcit ernst nimmt. Frankreich. Tie Pari'cr Organe können sich über den glän zenden Empfang de- deutschen Kaisers in Italien immer noch nicht beruhigen. Tie Witzblätter enthalten in Bezug aus den Ausentkalt des Kaisers in Rom Karnkaliircn, die von einer solchen Gemeinheit .find, daß man sich wundern muß. wie die Behörden so etwas dulden können. — Bculanzer- Chancen steigen. Ter „Figaro", da; ein flußreiche Pariser Blatt, ist in lein Lager übergegangen. Auch andere Zeitungen, die dem General bisher feindlich gezenüberstanden, unter stützen ihn jetzt. — Ter in Nizza nnier dem Verdacht der Spionage Verhaftet: Teuisch: Fritz Kilian konnte iür -einen nahe bevorstehenden Prozeß keinen Rech.sbeistand nnden. All: Anwälte, an die er sich wandte, lehnten da; Mandat ab. Nunmehr ist der Anwalt Muscar von Amrswegen zu Kilians Venbeidiger bestellt. — Krieg-minister Freycinet ist zu Inspektionen nach der italienischen Grenze gereist. Spanien. Ter trübere ''vanisch: Ministerpräsident, der konftr- vervative Cannovas del Castillo, we.cher in Saragossa cingetrofien ist, wurde daselbst die Ziel'cheibe feindseliger Kundgebungen seitens seiner politischen Gegner. Eine Volksmenge empfing ihn mit Pfeifen und zertrümmerte dis Fenster seiner Wohnung. Tie Gendarmerie zerstreut: die Ruhestörer und nahm mehrere Verhaftungen vor. Tie Spitzen der Behörden statteten Cannovas einen Emschuldignngs- besuch ab. England. Tie englischen Journale bezeichnen das Resultat der Laiscrreise nach Italien als alle Erwartungen übersteigend. Tie .Times" meint, dieselbe beweise, daß zwischen dem italienische» und dem deutschen Volke, ebenso wie zwischen beiden Regierungen Freund schaft herrsche. Das Blatt hofft, Kaiftr Wilhelm werde England im nächsten Jahre besuchen, und verheißt ihm einen herrlichen volksthüm- kichen Empfang. Rußland. Tas russische Kaft'ervaar ist von Tislis in Baku eingetroficn und glänzend empfangen worden. Zahlreiche Vertreter der Turkmencnstämme hatten sich zur Huldigung eingesunden. Afrika. Aus Zanzibar ist in London folgendes Telegramm cingeganaen: Während der Tamxskmter des britischen Kanonenbootes .Griffon" ein großes Sclavenichiff verfolgte, senerten die Araber an Bord auf den Kutter, wodurch der Führer desselben, Leutnant Couper, getödtet und zwei Matrosen verwundet wurden. Tie Araber sprangen dann über Bord, ihr Schiff im Stiche lassend, welches gekapert wurde. An hundert Sclaveu waren an Bord. Zauzibarische Truppen sind zur Verfolgung der flüchtigen Araber ansgcsandt. Leutnant Couper wurde unter Theilnahme des Admirals und der Offiziere des deutsche» Geschwaders beerdigt. Sächsisches. — In neuerer Zeit mehren sich die Nachrichten über das Austauchen falschen Geldes in Thüringen und Sachsen wieder einmal derart, das; wir nicht umhin können, auch an dieser Stelle besonders zur Vorsicht zu ermahnen. So sind vor kurzem in S»bl falsche Fünfmarkscheine aufgetaucht, die HO cm schmäler als die echten sind und aus gewöhnlichem starkem Papier bestehen, in welchem die dem Pflanzenfascrpapier cigenthün-.lichcn Rippen gänzlich fehlen. Tie Fasern sind durch kleine Striche nachgeahmt. Tas Wasserzeichen 5 an der rechten Seite des Scheines fehlt. Ferner hat in Crimmitschau ein gntgekleidcter Fremder in der Bahnhoss- restanration ein nachgcmaclftes Zehnmarkstück in Zahlung zu geben versucht, sich aber mit verdächtigender Eile entfernt, „um richtiges Ter Fischer, der noch immer nichts GescheidkeS zu sage» wußte, beschränkte sich auf ein uiivcrstäudlichcs Brummen und geleitete seine» angesehenen Gast bis zur Thür. Als er wieder in die Stube trat, machte ihm sein Weib Jnkcn ein Zeichen, näher zu kommen, und mit Hüsteln und Aeebzen 'agtc sie in der salbungsvollen Weise, die sie sich aus dem laugen Krankenlager angeeignct: „Es wird kein Segen sein bei seiner Habsucht, und wenn seine Zeit gekommen ist, wird der Herr ihn schlagen für die Härtigkcit seines Herzens." „Ja, Mutter, Tu hast Recht", meinte Uwe Petcrsen, indem er ihr das Kopfkissen zurecht strich. „Aber ich denke, cs ist wohl am besten, wenn wir schlafen geben." III. Capitän Erichsen hatte gelogen, -- vielleicht zum ersten Male in seinem Leben, »nd auch diesmal war cs ihm nicht leicht geworden, es zu thnn. Was er von dem Schicksal seines Sohnes gesagt hatte, war wohl in der Hauptsache die Wahrheit gewesen, nur mit der Eiiischränkung, daß Boy Erich'cn sich nicht in Hamburg befand, sondern unter dem Dache seines Vaterhauses. Krank »ud binfällig, von immer wiederkehreudcm Fieber gepeinigt, war er ans einem Schiffe des- großen Handelsherrn nach Europa zurückgcsahrcn, und Jener hatte ihn aus seinen eigenen Wunsch mit dem nächsten Dampfer weiter geschickt nach Sylt. Während der langen Reise hatte Boy seine ganze Willenskraft daran gesetzt, sich leidlich aufrecht zu erhalten. Er sübllc sich zum Tode matt; aber er wollte nicht sterben, che er seine fricsizchc Hcimath, che er die Geliebte wieder gesehen, w' 's war, als ob die Festigkeit dieses Entschlusses ihm wirklich ein.' a Herrschaft ringcräumt hätte über sein körperliches Leiden. Er halte den Vater nicht von seinem K.'w.n.oi: benachrichtigt, denn es war leine Absicht, zuerst zu Maren -u geh.".!; aber der Hamburger Schiffsrheder hatte an Capitän Eri.i 'en gc'clrieben, und so kam cs, daß Boy bei der Landung des Schufts in Mnnkmarftch schon von Weitem die Gestalt seines Vaters und de» wohlbekannten Wagen mit den beiden kräftigen friesischen Braune» erblickte. Er fühlte sich so elend und zerbrochen, daß er darüber weder Freude noch Verdruß empfand, und daß er auf den lächelnden Capitän zn- waukte, wie wenn er bestimmt erwartet hätte, ihn da zu finden. Tas Wiedersehen hatte sich äußerlich ahne alle Rührung voll zogen und war rasch genug nbgcthan worden. Geld zu holen*, als ihm das Falsifikat mit dem Hinweise auf dessen Werihlongkeii zurückgegeben wurde. — Gefährliche Spielmarken find jetzt im Handel. Die selben tragen au? einer Seite das Bildniß Kaiser Friedrich's III-, find leicht vergolde: und unmerkiich von der Größe eines Zehnmark stückes abweichend. Auf der anderen Seile stehl allerdings in einem Lorbeerkranze „Spielmarke"; die Nachahmung ist aber so täuschend, saß dis Marke ol-ne Prüfung leicht für ein Goldstück in Zahlung genommen werden kann. — Nach einem von dem König!. Lanbes-Medicinal-Collegium dem König!. Ministerium des Innern erstatteten Gutachten können b.wch die Hypnotiiicung für die dieftm Vorgänge unterworfenen Personen in verschiedenen Richtungen Nacht.eile und Geftahren, ins- ?. rudere auch erhebliche Geftlndheiisichadigungen erwachsen. Er gangener Verordnung d:s Königl. Ministeriums zufolge sind daher Verannaliungen öft'enilich hyviwtischer Vorstellungen verboten. — Tresden, 22. October. König Albert begab sich am Sonnabend Abend nach Baden-Baden zu den Beisetzungsfeierlichkeiten der Frau verw. Herzogin von Hamilton, Prinzessin von Baden, Tante der Königin Carola. Am königl. Hofe ist Trauer auf drei Wochen angelegt. — Leipzig, 21. October. Tie köuigl. Staatsanwaltschaft hier hat, wie zu erwarten stand, auch die Beschlagnahme der englische» Originalausgabe und der französs-chen Uebwetzung der so schnell be- rücktigt gewordenen Ma ckenz: e's ch en „Rech tie rtigun g s schrift" verfügt. — Ein junger Mensch, welcher bisher als Commis in einem hiesigen größeren Papiergeschäft thätig gewesen war und seinem Prinzipal in letzter Zeit ca. 301 Mk. unterschagen hatte, wurde in Gohlis ansgegrisien und tollte nach Leipzig transportnt werden. Unterwegs aber zog derselbe plötzlich einen Revolver hervor und schoß sich eine Kugel iu den Kops. Es ist wenig Aussicht vorhanden, den schwer Verletzten, welcher Ausnahme im Hiesigen Krankenhanse ge sunden hat, am Leben zu erhallen. — Von den fünf Anfsichts- rätocn, welche die Leipziger T i sko nt ogcsellschast hatte, soll jeder jetzt 4-10 000 Mk. bezahlen. — Die Zahl der bisher zur Einlösung gebrachten Aelien bewögt 22 ft 10. — In Leisnig siarb am Freilag eine Wittive Namens Rost, dis das hohe Alter von 99 Jahren erreicht hat und noch bis ziem lich an ihr Ende körperlich munter und geistig lebendig war. — In Schnee derg wurde am 19. d. M. die bis zum 26. October dauernde Wanderausstellung des voigtl.-erzgeb. Industrie- Vereins zu Plauen eröffnet. Ter Eindruck, den die Ausstellung macht, ist ein ganz vorzüglicher. Dieselbe ist sicherlich geeignet, zur Förderung der heimischen Kunstindnstrie in der Texlilbranche wesent lich beizutragen und Fabrikanten, Musterzeichnern :c. vielfache An regungen zu bieten, zumal auch die ausgestellten prächtigen Muster und Vorbilder zu eigenem Verwendungszweck topirt werden können. — In Werdau wurden am 19. Oct. früh die Bewohner der oberen Bismarckstraße durch eine gewaltige Detonation er schreckt. Als Een-nd derselben stellte sich heraus, daß ein banger Bewohner, welcher harmlos eine mit Wasser gefüllte kupferne Wärmflasche, jedoch ohne daß der auf derselben befindliche Schranbenverschluß abgenommen worden war, in den unteren Raum des Ofens gestellt hatte, dabei nicht ahnend, daß die naturgemäß sich entwickelnden Dämpfe eine Explosion hcrbeisühren könnten. Tic Explosion war so gewaltig, daß sie nicht nur die Wärmflasche total zertrümmerte, sondern auch der Ofen in sich einstürzte und die Eisentheile zersprangen. Auch die Möbels sind durch das umher- gespritzte Wasier und die Rußthcile beschädigt worden. Bedauerlicher Weise liegt die Ehefrau des Betroffenen im dicht an die Wohnstube anstoßenden Schlafzimmer schwer krank darnieder, so daß sich jetzt noch nicht genau sagen läßt, ob die Folgen dieses Schreckens nicht noch eine Verschlimmerung der Krankheit veranlassen werden. Trotz durch derartiges Gebahren wiederholt vorgekonimenen Unglückc-tällen inangelt es immer noch an der Vorsicht des Publikums, beim An wärmen von zu verschließenden Wärmflaschen in jedem Falle den Verschluß abzunehmcn, daß die entstehenden Dämpfe ungehindert entströmen können. — Als am 19. Oct. Zimmerleute in der Kirche zu H ohenstein ein Gerüst antstcllen wollten, stießen sie am Altarplatze auf Grab gewölbe. Dieselben, von deren Vorhandensein man bisher keine Ahnung hatte, enthielten nur neben zertallcncn Sargen etliche Gebeine und Schädel. Weiter suchend fand sich daneben der woblcrhaltenc Grabstein des ehemaligen Hohensteincr Pastors Bartholomäus Reißing, welcher 1667 hier gestorben ist. Ob man dieses Grab öffnen und den schönen Grabstein anderswo aufstcllcn wird, ist bis jetzt noch nicht bestimmt. — Ein vor Kurzem stattgcsnndener Spukunfug am Schloß berge in Waldenburg hat sich in harmloser Weise aufgeklärt. Ein Alttvaldenbnrgcc Einwohner hatte sich in seinem weißen Arbeits kittel in den Gebüschen des Schloßbergcs anfgchalten, wodurch vor übergehende Mädchen auf den Gedanken eines Gespensterspnks ge kommen waren. — Mittweida. Am Sonnabend früh wurde der Leichnam „Na, bist Tu wieder da, Junge?" hatte der Capitän gesagt, indem er Boy's Arm unter den scinigen zog, um ihn zu stützen. „Mir scheint, es ist Dir nicht sonderlich ergangen in der Welt." „Nein, Vater, nicht sonderlich — wie Tu siehst!" hatte Boy mit matter Stimme erwidert. „Ich habe das Fieber!" „Tas brauchst Tn einem nicht zu erzähle»! Es schaut Tir ja ans den Augen." Damit halte er dem fast Willenlosen in den Wagen geholfen und batte selber die Zügel ergriffen, um in scharfem Trabe über die in Schlangcnwindnugeii durch die Haide führende Straße nach Keitum zu fahren. Und da hatten den jungen Man» die so lange mit schier nbcr- mcn'chlicher Anstrengung aufrecht erhaltenen Kräfte völlig verlassen. Als er die weißen Mauern seines Vaterhauses ans dem freundlichen Grün anftanchen sah, richtete er sich von seinem Sitze empor, ma gleich danach mit geschlossenen Augen in denselben zurück usinken. Eine tie'e Ohnmacht hatte ihn befallen, und der Capitän bedurfte der Hilfe eines Knechtes, um ihn vom Wagen zu heben und in das Haus zu bringen. Ta lag er nun in heftigen Phantasien ans dem Bette, und der Land'chaitsarzt, den der Capitän hatte rufe» lassen, machte ein sehr bedenkliches Gesicht. „Seine Constitution ist ungewöhnlich kräftig," sagte er, „aber das Fieber hat sie untergraben. Ich hoffe wohl, daß er's überstehen wird, aber cs kann lange dauern, sebr lange." Capitän Erichsen selbst zeigte sich indessen viel weniger klcin- mntliig, als der Hcilkünstlcr. „Er wird's übersiehe», Doctor, verlassen Sie sich darauf. An so einem armseligen Tropcnsiebec geht kein Erichsen zu Grunde." Er hatte dann eine gute Weile neben dem Lager des Kranken gesessen, und nachdem Boy's farblose Lippen etwa zum zehnten Mal een Namen Maren geflüstert hatten, war er anfgesianden, ein paar Mal durch das Zimmer gegangen und dann mit langen Schritten querfeldein gewandert, nach der Richtung hin, in welcher Westerland lag. Mit dieser dummen Liebesgeschichte mußte ein Ende gemacht werden, noch ehe Boy sein klares Bewußtsein und seine Bewcgnngs- fähigkcit wiedererlangt halte, »nd die Sache war wichtig genug, um selbst vor der strengen Gewissenhaftigkeit des Kapitäns eine kleine Unwahrheit nicht gerade als ein Verbrechen erscheinen zu lasse». Er glaubte z» wissen, wie er es anfangen müsse, und der Erfolg der in 60er Jahren stehenden Frau verehr!. Jmhof am Kratze'schen Wehr in Nendörfchen aufgehoben. Die unglückliche Frau litt schon seit längerer Zeit an schreckliche» Wahnvorstellungen und obgleich von ihren Angehörigen sorgsam bewacht, hat sie sich diese Nacht doch heimlich entkernt und ihren Tod in der Zschopau gesucht und gefunden. — Ri esen-Krauthäupter sind Heuer keine Seltenheit. Herr Erblehnsricher Friede! in Ottendors bei Mitttweida hat auf seinem Felde einen Krauikopf geerntet, welcher einen Durchmesser von 35 cm „nd einen Umfang von reichlich 1 Meter hat. Sein Gewicht beträgt 10 Pfund. In Bockwa bei Zwickau erntete Herr Günther ein Krauthanpt von 7 Pfund und eine Kohlrabiknolle von 8 Pfund. — Es sei hiermit nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß der durch den Bezirksobstbauverein Flöha veranstaltete Obstverwert hu ngskursus nächsten Mittwoch, Donnerstag und Freitag im Schniuannschen Gasthof zu Flöha stattfindet. Die be lehrenden Vorträge, welche den praktischen Uebnnge» vorhcrgehen, werben von Herrn Otto Lämmcrhirt aus Dresden, dem berufenen Lehrer in der Obstbaukunde, gehalten. Mitgliedern des genannten Vereins und deren Familienangehörigen steht der Besuch gänzlich frei, während Nichtmitglieder das geringe Entgelt von 20 Pf. pro Tag und Person zu erlegen haben. Sicherlich wird da- praktische Belehrungsthema in den weitesten Kreisen der Obstbauinteressenten mit Freuden begrüßt werden. — Lucka. Ter Anfang der 50er Jahre unsere Stadt und Umgegend in Furcht und Schrecken setzende berüchtigte Raubmörder, Schleifer Heinrich David Thomas ans Prösdorf, vuIZc» „der Prö-dorscr Schleifer", hat sich im Zuchlhause zu Waldheim entleibt. Wegen Raubmordes, begangen an einem Fuhrmann nebst dessen Sohn in der Nähe von Pegau, die er mit Helfershelfern ermordete, deren Leichname verscharrte und Geschirr nebst Wagenladung und Baarmiiiel mit sich nahm, zum Tode vernrtheilt und vom König von Sachsen zu lebenslänglichem Zuchthanse begnadigt, wurde er 1852 in das Zuchthaus zn Waldhcim eingelicfert, woselbst er sich am 9. September d. I. Nachts durch Durchschneiden der Trosscladcr am Halse selbst entleibte. Länger als 36h h. Jahr war er Zuchthäusler und war bei ihm in der letzten Zeit der Trieb zur Freiheit stärker als sonst hervorgelretcn. Mil seinem dort ersparten Gelbe an nahezu 800 M. wollte er die lang entbehrte goldene Freiheit noch einmal genieße». Wegen Nichlgcwährung seines Begnadigungsgesnches gab er sich selbst den Tod. Aus Nah und Fern. — Wien. Ter reichsdcutsche Verein „Niederwald" hatte am 18. Oct. ein pietätsvolles Erinnerung-fest an Kaiser Friedrich veranstaltet. Aus der Gedenkrede, welche Pfarrer Zimmermann hielt, heben wir folgende Stelle hervor: „Nicht nur uns, auch künftigen Geschlechtern wird dieses Jahr hochbedentsam erscheinen. In Oesterreich wird man cs das Jubilänmsjahr, in der deutschen Geschichte das Dreikaitersabr nennen. Ans das Epos des Lebens Kaiser Wilhelms I. ist die Elegie der Regiernngszeit Kaiser Friedrichs geiolgt. Das Heldenlied wird foritönen und da-Z Klagelied nicht verstummen. So lange Tentiche leben werden, wird jcdesAuge erglänzen bei Kronvrinz Friedrich Wilhelms Heldenthaten, jedes Auge mit Thränen sich füllen bei Kaiser Friedrichs Ende." Tie Gedenkrede war durchweg weihevoll und ergreifend. Ter Schluß derselben deutet auf Kaiker Wilhelms jetzige Friedens fahrten bin und klingt in dem Segensrni aus, daß Oesterreichs und Teui'chlands hoehffrebende Adler vereint sich zu sonnigen Höhen cm- porschwingen mögen. Ter Kreis der Zuhörer war ein sehr gewählter. Alle waren von der Gedenkrede tief ergriffen. — Aber nicht in Schilda. Eine recht ergötzliche Tenkm.als- geschichte, die in der neuesten Nummer der „Parole" enthalten ist, verdient weiteste Verbreitung. Tas genannte Blatt schreibt Folgende-: Haust da in dem Orte Kalk bei Köln am Rhein ein kleiner, weder an einen Bezirk noch Verband angeschlossener Kriegerverein, dem es einsallt, da er von Kricgerdenkmä'ern gehört hat, auch ein solches Denkmal zn setze». Tic Behörden kommen ihm willsädrig entgegen, ein Platz auf dem Kirchhof wird ihm cingewieftii, die Kosten sind bald erschwungen, das Denkmal, eine Säule mit einem Friedcnseng.-l da rauf, ist fertig und soll eingeweiht werden — da fällt es den biederen Kalkern ein: „Ja, für wen ift denn eigentlich das Denkmal?" — Im Kriege Gefallene oder nach dem Kriege in Folge dcsiclben ge storbene Mitglieder hat der Verein niemals gehabt, denn wahrftchein- lich ist er sehr viele Jahre nach dem Feldzuge erst gegründet. Aber etwas darauf stehen muß doch, also lassen die findigen Kalter schnell die eigenen Namen und zwar von sämmtlichcn Mitgliedern, von denen kaum eines den Feldzug mitgcmacht hat und mehrere sogar nicht Soldaten gewesen sein sollen, daraus eingraben. Natürlich erhebt sich bei allen vernünftigen Leuten ein allgemeines Schütteln des Kopfts »nd die Behörden verhindern die Enthüllung des Denkmals. — Was thun? — Ter Kriegerverein Kalk bei Köln am Rhein läßt im letzten belehrte ihn, daß es iu der That der richtige Weg gewesen sei, welchen er eingcschlagcn. Als Boy den erneuten, schweren Fiebcranfall und den langen, lethargischen Schlaf, welcher ihm gefolgt war, nach Verlauf mehrerer Tage Überstunden hatte, ohne daran zu Grunde zu gehen, sah er, wie er zum ersten Male in dem wohlbekannten Zimmer umhcrschantc, den Later neben seinem Bette sitzen. „Na, wie stcht's, mein Junge?" fragte Kapitän Erichsen, indem er ihm lächelnd zunickle. „Ich meine, Tn könntest jetzt ausgcscblafcn haben von der Reise." „Mir ist ganz gut, Vater — besser, als seit langer Zeit! Aber ich möchte Tich wohl etwas fragen!" „Frage immerzu! Wenn ich s weiß, wird auch nichts im Wege sein, daß ich Dir antworte." „Hat Maren schon von meiner Heimkehr gehört? Und ist sie dagcwesc», nach mir zu fragen?" „Maren? Welche Maren? Es gicbt Viele in Keitum, die auf den Namen hören. Aber ich denke, Du meinst Jane Jansscn, meines alten Steuermanns Bahn Jansscn Tochter." ..Nein, ich meine Maren Petcrsen von Westerland! Du weißt wohl, Vater, daß ich keine Andere meinen kann." Kapitän Erichsen lächelte von Neuem, und da wußte Boy mit voller Bestimmtheit, daß er etwas Schlimmes hören würde. „Ja so — die! — Nu», die hat jetzt wohl Besseres zu thun, als sich um uns zn kümmern! Es soll ja jetzt alle Tage hoch Her zchen in Uwe Petersen's Hause." Boy hatte sich aufgerichtet und in seinen Augen glühte cs schon wieder, wie wenn das Fieber zurückkäme. „Was ist da-, Vater? WaS ist mit Maren geschehen?" „Ich sage Tir ja — was Großes ist mit ihr geschehen! Ein verrückter Maler ans Oesterreich oder sonst wo her will sie hciratben, wirklich heirathen. Und unmenschlich reich soll er sein. Was Wunder, wenn sic jetzt von keinem Sylter mehr was wissen will!" Boy war auf das Kissen zurückgcsunken. Auf seineil hageren Wangen brannten kupferrotste Flecke. „Tas ist nicht wahr, Vater! Das ist eine schändliche Lüge!" „Na, na, Junge! Ma» muß Tir wohl was zu Gute halten, weil Du krank bist. Aber ich möchte dergleichen doch nicht zweimal hören. Es ist, wie ich Dir sage, und — potz Wetter! Ich hätte es bald vergessen! Sic hat ja selber an Dich geschrieben." Fortsetzung folgt.