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Auch fand es die Deputation billig, daß die Oirettow» derjenige» drei Bezirksschule», welche mehr als 1000 Kinder zählen, u»- erwarlet eines darauf gerichteten Gesuchs, in ihre» Gehaltsverhält- nisten den Direktoren an den Bürgerschulen ebenfalls gleichge stellt werden, und der Bericht schlug deshalb vor, beim Stadt- rache diese Gleichstellung zu befürworten. Das Collegium trat den Anträgen seiner Deputation allenthalben bei, und es steht zu er warten, daß die hiermit dem Lehrerstande zugebittigten Vergünstigungen auch beim Stadtrache, soweit die- noch nicht geschehen, Genehmigung finden werden. — Der Gärtner Joseph Schönfelder, welcher angeklagt ist, am 27. Sept. v. I. den Handelslehrling Blechschmidt beraubt und er mordet zu haben, ist schon seit längerer Zeit so bedenklich erkrankt, daß die Vornahme der öffentlichen Hauptverhandlung in der Er wartung einer Besserung jenes Zustandes bisher verschoben werden mußte. Das k. Bezirksgericht hielt jedoch einen noch längeren Auf schub nicht für gerechtfertigt und hat deshalb die öffentliche Haupt- vechandlung auf Montag, dm 7. December, festgesetzt. —r. AuS dem Gerichtssaale. Die am 11. d. M. be gonnene Hauptverhandlung wider dm Handlung-commi- Carl August Schubert wurde, wegen neuer inzwischen zu Tage ge kommener Diebstähle vertagt und bringen wir daher den Bericht über selbige weiter unten zusammenhängend. Unterdeß sand am 14. d. eine Hauptverhandlung wider drei der Widersetzlichkeit An geklagte statt. F. I. Haüser, Cigarrenmacher, I. Scholz, Fleischergeselle, und R. A. Meißner, Kellner, der Erste und Letzte schon oft, der Mittlere erst einmal bestraft, hatten einander aus der Wanderschaft getroffen und gingen in Dresden gemeinschaftlich betteln. AlS ein StadtgenSdarm in Civilkleidung, Namens Kmd, den H. fest halten wollte, wehrte sich derselbe, trotzdem, daß ihm die Legiti- mationSkarte Kinds vorgezilgt worden, und er sammt seinen hinzu gekommenen Bettelbrüdern schlugen mit Stöcken auf den Beamten loSz daS sich versammelnde Publikum blieb theilnahmlos, obgleich sogar schon Blut geflossen und die Kleidung Kinds in Stücken zer rissen war; mehrmals machten die drei Vagabunden Fluchtversuche, wobei jedoch H. wiederholt ergriffen wurde. Selbst als er auf einen Wagen gebunden wurde, hat er diesen noch stark beschädigt. Sch., dem die Flucht gelungen, ward erst später aufgegriffen. H. und Sch. erhielten jeder ein Jahr, M., der minder Betheiligte, 5 Monate Arbeitshaus. — WaS den obengedachten Schubert anlangt, so ist er nebst seiner Mutter, Amalie Franziska Schubert in Anklage ge- kommm, er wegen Unterschlagung und Diebstahls, seine Mutter wegen Partirerei. Der Fall selbst hat allgemeines Aussehen erregt, sowohl wegen des WertheS der gestohlenen Gegenstände, als wegen des Umfanges, den die Untersuchung angenommen. Der Ehemann der Mutter Schuberts war früher Kaufmann in Großenhain ge wesen, hatte jedoch das Geschäft aufgeben müssen und ist gegenwärtig, nachdem er in mancherlei Stellung sein Brod gesucht, hier als Auf seher an der Eisenbahn angestellt; seine Verhältnisse waren sehr schlecht, gleichwohl gingen während der letzten Jahre seine Angehö rigen, Frau und Töchter, in Sammet und Seide einher, der Angeklagte machte auch viel Aufwand. Der Letztere war zu Herrn Meyer, Xu pelit baLar, in die Lehre gekommen, hatte vier Jahre gelernt und war zuletzt seit einigen Monaten Commis geworden. Schon kurz nach dem Antritt der Lehrzeit hat er begonnen, Kleinigkeiten mit nach Haus zu nehmen, ohne daß er entdeckt wurde, und dies in immer größerem Maße Jahre lang bis zu seiner Verhaftung fortgesetzt. Als bei seiner Mutter, wo Sch. wohnte, ausgesucht wurde, fand man für etwa 700 Thlr. in allerhand Waaren noch vorräthig und eS kann dies als ungefährer Maßstab für die außerordentliche Menge des Gestohlenen dienen, da doch mindesten- eben so viel theilS zum Putze, theilS zu einem erklecklichen Handel der Angehörigen mag auf gebracht worden sein. Sch. behauptet nun, er habe alle diese Waaren, die in buntester Menge im GerichtSsaal auSgebreitet lagen, au- dem Geschäft theilS gegen baar, theilS auch auf Credit käuflich ent nommen und seine Mutter wiederum will Alles, bis auf einen Rest, baar ihrem Sohne abgekauft und das Geld hierzu aus einigen kleinen Erbschaften erlangt haben. Sch. seinerseits giebt an, daß er dir bedeutenden Summen, die er zu seinem ausschweifenden Lebens- Wandel und zu reichen Geschenken an Frauenzimmer -verwendet, Vs» einer russischen Dame erhalte» habe, die ihm ihre Zuneigung und baareS Geld hinlänglich geschenkt. Trotz aller Unglaublichkeit dtteben beide bei ihren Behauptungen stehen und die Aeugmabhörmig sollte nun eben beginnen, al- in der Sitzung am Mittwoch/ Seiten dch Staat-anwaltschaft der Antrag auf Vertagung gestellt ward: es «ar nämlich den rastlosen Bemühungen derselben gelungen, in V-M hiesigen Schneidermeister Sommer einen zweiten Partirer Schuberts zu entdecken, der ebenfalls seit Jahren allerhand Waaren von Sch. erkauft hatte, ohne daß die Meyer'schen Bücher davon etwas wußten; auch bei ihm fand man noch für ungefähr 900 Thlr. gestohlene Waaren vor. Nachdem Sommer vernommen, ward die Verhandlung auf Sonnabend den 14. d. M. vertagt und Montag, den 1b. fort gesetzt und beendet. Von dem Augenblicke an, wo dieser neue Zeuge aufgetreten, brach die fast an Frechheit grenzende Sorglosigkeit des Sch. sichtlich zusammen und er sah sich sogar zu einigen Zu- grständnissen gedrängt. Die Einzelnheiten der am Sonnabend und Montag vorgenommenen Beweisaufnahme, sowie die Reden der Herren Vertheidiger, die bei offen vorliegender Schuld allerdings nur wenig für ihre Schützlinge.anzuführen vermochten, boten weniger Interesse und die Verhandlung schloß am Montag Abend mit der Verurtheilung des Sch. zu zwei Jahren Arbeitshaus wegen Dieb stahls und der Mutter Schuberts zu 4 Monaten Gefängniß wegen Partirerei. Die weiteren Verbrechen Schuberts, soweit sie die an Sommer verkauften Waaren betreffen, wurden, obwohl sie doch der Zeit und der fortgesetzten verbrecherischen Thätigkeit nach sicherlich mit den nunmehr bereit- versprochenen Vergehungen in- und,durch einandergreifen, einer zweiten Untersuchung wider Schubert und Sommer zugewiesen. - , . js- Scheibenberg, 17. Nov. Die Obererzgeb. Zeitung berichtet aus dem Nachbardorfe Schwarzbach die Entführung eines 22jährigen Mädchens, Selma M., welche seit dem Tode ihrer Ettern bei ihrer älteren verheiratheten Schwester wohnte, von welcher sie, angeblich weil sie geistig beschränkt sei, nicht zum Besten behandelt worden sein soll. Das Mädchen hat aber ein Vermögen von 26,000 Thlr». und scheint schon längst von der Jünglingswelt als keine zu ver achtende Partie betrachtet worden zu sein. Am 8. Nov,, wo sich die Schwester mit ihrem Manne auf einem Balle in Schwarzenberg befand, kam nun Abends in der achten Stunde eine Kutsche auf dem Feldwege nach dem Gehöfte angefahren, hielt dort an, da- be reitstehende Mädchen sprang in den Wagen, wo sie ihr heimlicher Geliebter, Oeconom B. aus Meulitz mit offenen Armen empfing. Fort gings nun im sausenden Galopp und Niemand wußte, wo die Entführte hin sei. Die nicht wenig erschrockene verheirathete Schwester begab sich am anderen Tage mit dem Erbrichter N. auf die Ent deckungsreise, und ihren Bemühungen M eS denn auch gelungen, die Spur der Entflohenen aufzufinden. DaS verliebte Pärchen war nämlich zunächst nach Leipzig gegangen und hatte dort durch Ver mittelung einer Freundin ein mödlirteS Logis gemiethet, welche- die Geflüchtete bezog, während ihr Verlobter auf einige Tage nach seiner Heimath reiste, um seine Angelegenheit zu ordnen. Mittlerweile traf lüe verheirathete Schwester ein, requirirte die Hilfe der daflgen Be hörde, welche bereit- von der heimathlichen Staatsanwaltschaft tele graphisch von dem Vorgänge in Kenntniß gesetzt worden wür, Und nahm schließlich die widerstrebende Entführte wieder nach Schwarzbach mit zurück. Der kleine Roman, welcher in hiesiger Gegend viel Auf- sehn macht, ist somit rasch ausgespielt, doch hofft man im Interesse der geängstigten Braut, daß sie mit Hilfe eines tüchtigen RechtSbekstandeS doch noch das Ziel ihrer Wünsche erreichen wird. -—... . 7--'"" .. ...... l>< j (Fortsetzung im Beiblatt.) — ' ' ' ' " ' ' " ...^ Lontsd'or 4 St. v Thlr. 1V Kgr. — Pf. Dukaten 4 St. s Lhlr. ü Rgr. 5 Pf. Vold-Kr-nm o Lblr. - illgr. — Pf. Seite „Finanzverwaktvn m -- —— Neustadt-DreSden, Dampf-Schnellpreffendruck der C. Heinrich'schm Buchdruckerei. (Hierzu der Dampftvagen Nr. 47 ) . Berichtigungen. In voriger Rr. de- Beiblattes hat sich ein finneut- stellender Druckfchler ein geschlichen; eS muß auf der letzten Zelle der zweiten te „FinanzVerwaltung" statt Finanzregistrande heißen. Ferner ist dem Inserate des Herm G.-Dorst. Knäbel, S. 64S, zweimal Mohorn, statt Mohren zu lesen. V. N.