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nun freilich die Demokraten nicht warten, sondern ein solche- nur fehlt Uebrigen ist Stimmen wirst Du fragen, wie* > gehen von der Ansicht aus, baß der Nneg üffe, weil er das ungeeignetste Mittel sn, Berhängniß abwehren. Du kannst da- hiesige Treiben nur begreifen und verstehen, wenn Du einen Einblick in die Parteiverhältniffe gewinnst. Die sogenannte republikanische Partei ist, in Verbindung mit den Abolitionisten, eine radikal-revolutionäre, eine ganz rothe, wie man bei Euch sagen würde; ihr gegenüber steht die demokratische, d. h national-conservative, welche an der Bundesverfassung und an Georg Washington - Rath und Ueberlieferung festhält. Sie unterlag bei Lincoln - Wahl, obwohl sie 1,100,000 Stimmen mehr abgab, als die republikanische, und spielte dieser letzteren den Sieg in die Hand, weil sie ihre Stimmen auf drei Candi- daten zersplitterte. So kam die Bundesregierung in die Gewalt der radikal-revolutionären Minorität. Ich habe Dir vor drei Jahren mit Bestimmtheit vorausgesagt, daß die Union in Trüm mer gehen und daS Land einer schauderhaften Zerrüttung mit unabwendbarer Nothwendigkeit anheim fallen müsse, wenn diese radikale Partei siege. Die Lhatsachen sagen Dir, ob mein Urtheil daS Richtige getroffen hat, oder ob sich die parteiischen Dar stellungen bestätigten, welche auS dem abolitionistischen Preßbureau hier in Newyork nach Deutschland geschickt werden. Diese Correspondenten, Leute, welche Stellenjäger sind, haben Aemter erhalten und schreiben nun im Sinne der Partei, welche ihnen Brod giebt. Ich meinerseits bin kein Parteimann, sondern ein, wie ich glaube, unbefangener Beobachter, und habe wenigstens die Ge- nugthuung, daß ich weder mich noch Dich täuschte. Die ver- fasiungsfreundlichen Demokraten haben nun die Constitution des Bundes und die Verfassung der Einzelstaaten Schritt vor Schritt vertheidigt, aber von Lincoln und dessen Kabinet sind jene wie diese nicht bloß verletzt, sondern völlig durchlöchert worden. Aber, wirst Du fragen, wie ist da- möglich? Einfach dadurch, daß nach Ausscheiden des Süden- in dem Nordcongreffe zu Washington die radikale Partei nebst den Abolitionisten die Majorität der bald zu Ende gehen werde. Präsident Jefferson Davis hat nun alle männlichen Bewohner vom 18. bis zum 45. Jahre unter die Waffen berufen, und wird die südlichen Armeen auf 450,000 Mann bringen. Unser Norden hat nach und nach 1,275,000 Mann unter die Waffen gerufen, und binnen zwei Jahren mehr al- 3000,000,000 Thaler Schulden gemacht, d. h. so viel al- Frankreich seit zweihundert Jahren, von den Tagen Ludwig- de- Vierzehnten an gerechnet. Nun verlangt Präsident Lincoln wieder 300,000 Mann, und wenn er sie bekommt, dann erleben wir ein in der Geschichte unerhörtes Schauspiel, daß nämlich eine Republik nicht weniger als 1,575,000 Soldaten binnen dritthalb Jahren aufbietet, um eine andere Republik, die nm zwischen 4 und 5 Millionen Seelen zählt, zu unter jochen. - Ich will einmal annehmen, kann aber nicht zugeben, daß eine solche Zwangsunterjochung auf die Dauer möglich sei, und frage: WaS wären die Folgen? Schon jetzt ist der Norden seiner vielgerühmten Freiheit ganz und gar verlustig gegangen und hat sich eine Militärherrschast der drückendsten Art aufge bürdet. Die Abolitionisten sind mit derselben ganz einverstanden; find sie e- doch, welche diese Tyrannei üben, und offen erklären, Gewalt in ihren Händen. Und gerade darauf hat sie es ab gesehen. Unter den Demokraten find zwei Schattirungen. Beide wollen Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Zustände und verlangen Gerechtigkeit für den Süden. Dre einen sind „Frie densdemokraten" und gehen von der Ansicht aus, daß der Krieg eingestellt werden müsse, weil er das ungeeignetste Mittel ser, den Süden wieder in die Union zu bringen, und weil dabei, wie der Augenschein lehre, die Freiheit der Soldatentyrannei zum Opfer falle. Andere Demokraten verlangen zwar Fortführung des Krieges, aber volle Gerechtigkeit gegen den Süden. Jene Friedensdemokraten bezeichnet man als „Kupferschlangen" (6op- perkesä») oder auch al- „Butternüffe", weil sie diese Abzeichen an Busennadeln trugen; die Lincolnregierung duldet aber daS Tragen derselben nicht; wer einen Copperhead trägt, wird vom Profoß als „Hochverräther" eingesperrt.? Bon persönlicher Frei- daß fie „allen Kupfqschlangen den Kopf zertreten würden, wenn I heit, von Preßfreiheit und von Sicherheit de- Eigenthums ist erst der rebellische Süden vernichtet worden sei." Darauf wollen I ohnehin seit länger al- einem Jahre keine Rede mehr. selbst unvermeidlich sei. Eigentlich wüthet er schon; «och, daß die Parteien sich zu Armeen schaaren; im 1 die Zerrüttung allgemein. ,, Doch ich will versuchen, Dir ein Bild unserer Verhältnisse zu geben. Sie waren schon arg genug, als ich zum letzten Male schneb, aber seitdem sind sie unendlich schlimmer geworden. Vor etwa vier Wochen unternahmen die Conföderirten ihren großen Kriegszug gegen Maryland und Pennsylvanien; General Lee rückte vis an den SuSquehannah vor und bedrohte Harrisburg. Ganz Pennsylvanien zitterte, Tausende flüchteten weiter nach Norden, die Banken in Philadelphia schafften ihre Gelder in aller Eile nach Newyork; in Baltimore, das ganz südlich gesinnt ist und nur durch Gewalt und Belagerungszustand im Zaume gehalten wird, ersehnte man die Ankunft der Conföderirten, und in Washington hatten Präsident und Cabinet ihre Koffer schon gepackt. Der Virginier Lee ist ein ausgezeichneter General; er hatte auch diesmal auf die notorische Unfähigkeit des UnionS- feldherrn Hooker, welchen er schon bei Chancellorsville so arg auf- Haupt geschlagen, gerechnet und demgemäß seinen Plan entworfen. Dleser wurde jedoch durch einen Zufall vereitelt, in dem Depeschen in die Hände der Unionisten fielen, die nun Lee s Absichten erfuhren. Sogleich wurde Hooker abgesetzt, General Meade trat an seine Stelle und dieser konnte seine Maßregeln treffen, weil er den Plan des Feinde- kannte. Ohnehin hatte Meade um die Hälfte mehr Mannschaft als Lee, und war jetzt im Stande, ihm die Spitze zu bieten. Die Schlacht bei Gettys- burg war ungeheuer blutig, aber eine Entscheidung hat sie nicht gebracht und al- ein voller Sieg der Nordwaffen kann sie auch nicht bettachtet werden. Lee hat sich allerdings über den Potomac, und »war mit seiner ganzen Beute zurückgezogen, aber er steht im Shenandoahthale und gestern wurde gemeldet, daß er abermals zum Angriff übergehe. Die Unionisten haben endlich den Trost-, daß ihre Waffen einmal wirkliche Siege und wichtige Erfolge errungen haben. Länger als ein halbes Jahr haben sich die beiden festen Burgen am Mississippi: VickSburg und Port Hudson, gewehrt; nun find fie endlich gefallen, nachdem sie sich mit heldenmüthiger Ausdauer vertheidigt. In Vicksburg fehlte es an Schießbedarf und auch in Port Hudson ging die Munition zu Ende. Der Verlust für die Conföderirten ist groß. Auch wird jetzt aufs Reue gegen Charleston in Süd-Carolina operirt; aber dort sind bi- jetzt die Erfolge noch gering. Der Süden hat Mangel an Menschen. Bedenke nur, daß seine weiße Bevölkerung etwa jener des Königreichs Bayern (circa 4Vr Millionen) gleichkommt, während jene der Nordunion 24 Millionen beträgt. Hier ist ein fünf- bis sechsfaches Uebergewicht, und doch ist auch heute der Norden seinem Ziele, nämlich der Unterjochung von Staaten, die unabhängig sein wollen, noch um nichts näher, als vor dritthalb Jahren. Niemand erwartet, daß der Krieg Stimmen hatte, und daß diese Art von Volksvertretern die Regierung, welche ein Geschöpf eben dieser Partei ist, immer weiter trieb. So kamen die Gesetze über Finanzen, Conscription, Be lagerungszustand rc. zu Stande; dieser Rumpfcongreß übertrug dem Präsidenten und dem Kabinet, also der eigenen Partei, eine absolut despotische Gewalt und überhob sie jeder zukünftigen Verantwortlichkeit für Alles und Jedes, waS sie gethan hätten, oder jemals thun würden. Eine solche Willkürherrschaft hat weder die Türkei, noch Rußland, noch irgend ein orientalischer Staat jemals gekannt. Nun sind aber alle diese sogenannten Gesetze schlechterdings un gesetzlich und verfassungswidrig, also ungiltig. In diesem Sinne haben sich schon viele Gerichte ausgesprochen. Das paßt natürlich der Lincolnregierung und ihrer Partei nicht; sie stellt deshalb die Gerichte unter den Militärprofoß, und trachtet danach, den Belagerungszustand mößlichst lange aufrecht zu erhalten, um mit Hilfe ihrer Soldaten der der neuen Präsiden tenwahl wieder einen ihrer Anhänger an's Ruder zu bringen; dann hat sie abermals auf vier Jahre alle Aemttr und die