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«o daß man mir nachsage, ich hätte keine Warnung zur Vernunft unter der Vürgerfchaft gave, dre Verdächtigung knüpfen ließe, ent- (Fortsetzung folgt.) den noch man , »...—arm, dem Trunk und Völlerei auS dem Geflchte sehen, rief HStmisch: „Erst dann Nach einer Pause, die der geistliche Herr in seinem langen Berichte eintreten ließ, redete er weiter: „Die Tage sind somit gekommen, wo uns Aergerniß be reitet wird. Wir wurden entlassen und auf dem Wege hierher traf ich mit meinem lieben Mitbruder im Amte, dem würdigen Diaconus Siedel, zusammen, der eben eine Begegnung mit einem preußischen Hauptmann, ich glaube einem Herrn von Sydow gehabt hatte, welchen er als einen braven Mann schildert, den er schon von früher her als solchen kenne und der Mahnungen zu bleiben mich meiner gar nicht einverstanden sei mit den über unsere Bürger ver hängten Brutalitäten und Turbationen. Dieser habe ihm mitgetheilt, daß es Spione unter der Bürgerschaft gäbe, die Alles, woran sich nur eine Verdächtigung knüpfen ließe, ent weder an den Platzcommandanten Hoffmann, einen wüsten KriegSknecht, dem es ein Hauptvergnügen sein würde, wenn er unsere Stadt an allen Ecken und Enden in Flammen stehen „Man muß nicht Oel in'S Feuer gießen und waS schlimmer ist, Jemandes guten Ruf nicht antasten, so lange Niemand weiter wissen soll, so schweige ich wie HaS Grab." sähe, oder an des Herrn Gouverneurs Excellenz selbst rapportirten. Besonders scheine ein Friseur, Valentin Nagler soll er heißen, ein ganz besonders gefährliches Subject, denn er habe zur Frau von Schmettau als ihr Haarkünstler täglichen Zutritt und er, der Hauptmann, glaube sich nicht in der Judasseele dieses artigen Geheimnissen beschwert, das geistliche Hausl Menschen zu täuschen, denn es sei ihm so manche Andeutung über denselben zu Ohr gekommen." „Ach, mem guter Gott, das wäre ja ein entsetzliches Un glück!" rief Gathel. „Wie so? WaS für Antheil nimmt Sie, Jungfer, an einem deS Verraths Bezüchtigten?" fragte der ehrwürdige Herr erstaunt. „Ich bin ja dazu so zu sagen gezwungen, da er mit mir in Verwandtschaft kommen soll," antwortete daS Mädchen und wird ein heilsamer Schreck unter Eure Spießbürger fahren, wenn einige davon als Galgenquasten paradiren." — Der Herr Gouverneur wendete sich, seine heftigen Schritte einhaltend, zu uns mit den Worten: „Dahin kommt's, so wahr mich Gott erschaffen hat! Ihr wißt, daß ein edelmännisch Wort sich nicht beugen und deuteln läßt; ich würde es selbst dem Teufel halten, wenn ich's ihm verpfändet." Nach kurzer Pause fuhr er fort: „Darum habe ich. Euch Herren vom hiesigen Rathe und Ihn, Herr Superintendent, zu mir beordert, daß Ihr meine Meinung hört. Warnt Eure Bürger vor Thorheiten! Ich will nicht, Brooklyn, 22. Juli Iser. (Allgemeine Lage. — Die Kriegsereignisse. — Keine Aussicht auf Friedm. — Die innere Politik und die Parteien. — Da- Gesetz im Kampfe mit der Willkür. — FciedenSdemokraten. — Die Angelegenheit Vallandighams. — Die Rechte der Einzelstaaten. — Die EchreckenStaae in Newport; Militär- Herrschaft. — Geiz der Pennsylvanier. — Der irländische Pöbel. — Grausam keit gegen Neger und Chinesen. — Menschenjagd in Minnesota. — Gaunerei der Stadtbehörden in Newyork.) Heute weiß ich wahrlich nicht, womit ich meinen Brief be ginnen soll, und das Schreiben wird mir sauer, weil mein Ober arm mich schmerzt. Ich habe nämlich während der Schrecken-- tage, am 14., als ich zusah, wie der Pöbel in der dritten Avenue Häuser plünderte und in Brand steckte, einen Wurf mit einem Ziegelstein erhalten, der mich, wäre der Kopf statt der Schulter gegend getroffen worden, auf der Stelle zur Leiche gemacht hätte. Doch was will da- sagen gegenüber den wahrhaft gräßlichen Zuständen, welchen dieses heillose Land zur Beute geworden ist? Wir haben nun auch ein Pöbelregiment kennen gelernt und viele verständige Leute meinen, daß der Bürgerkrieg hier im Rvrde» Gravität die Finger zum Zeichen des tiefsten Schweigen- auf dem Mund, rief sie scherzend: „Aber still, still .. . es ist noch Geheimniß! Der geringste Verrath desselben und eS kostet Dir den Kopf, Liebchen." Im Nu verschwand das fröhliche Mädchen hinter der Treppenbiegung und Gathel verließ, von zwei ganz verschieden- Katholischen den Sieg? ... Pfui über Euch, denn Ihr seid des ProtestantiSmuS schlimmste Feinde, verdorben und wurmstichig im Herren durch die Hofluft, die hier seit Eurem sogenannten starken August geweht hat." — Wir schwiegen im tiefsten Schrecken über diesen heftigen ZornauSbruch der Ercellenz und sein Platz- commandant, Obristlieutenant Hoffmann, ein M „Später kann's die ganze Welt erfahren, ist mir ganz recht; aber jetzt vor der Hand nur Du," lächelte Klara und sich in die Brust werfend und mit dem Finger auf sich selbst deutend, fuhr sie fort: „Morgen wird unser Eins mit dem Herrn Haupt mann von Sydow über die Angelegenheit deS heiligen oder abscheulichen Valentin Rücksprache nehmen." , - „Du?" „Versteht sich, denn besagter Hauptmann ist ..." sie fuhr nach kurzer Pause lachend und mit kaum hörbarem Geflüster fort zu sprechen: „ein Stück Liebhaber von unserer Wenigkeit, den wir beim Diakonus Malcher treffen." Und mit komischer ^e Leute nicht so sehr verblendet sein werden, taub gegen Eure zu vieiven. Nur meines Königs Majestät kann Pflicht entbinden, diese Stadt bis zum letzten Mann zu halten; eher sollen ihre Thürme und Häuser mich und die Garnison begraben, als daß sie den Kaiserlichen in die Hände falle. Zwingt mich daher nicht zu äußerster Strenge, Ihr häuft nur Schlimmes auf Euch selbst. Und Er, Herr Superintendent, gebe Er seiner Geistlichkeit scharfe Ordre, den Kirchengängern m's Herz zu reden, daß sich Jeder um seines eigenen Heils nullen vor Conspirationen und dergleichen hüte." unS daher auch nicht einer voreiligen Verurteilung des Manne- schuldig machen. Schweige Sie, Jungfer Gathel, über da-, was Sie gehört, eS wird meinem Dafürhalten nach da- Beste sein; indeß will ich nicht gesagt haben, daß dies von Ihr zu beobachtende Schweigen Sie auch blind für stille damit zu sammenhängende Beobachtungen in Bezug auf Valentin machen solle, im Gegentheil dürfte da- sogar sehr zweckmäßig sein." Gathel gelobte e- und versicherte zugleich, daß, wenn ihr etwa- Auffälliges an dem Betreffenden vorkommen sollte, sie den ehrwürdigen Herrn davon unterrichten wolle, damit seine Beurtheilung maßgebend für ihre Meinung werde. Sie habe an Euch ergehen lassen — somit geschieht's und ich hoffe, daß ! ja sonst Niemand, bei dem sie sich in solcher Angelegenheit . RatHS erholen könne, denn gegen den Oheim, so seelensgut er auch sei, dürfe sie kein Wörtchen eines so abscheulichen Ver dachtes, wie der, in dem sein künftiger Eidam stehe, äußern, weil dann seine Schmiedenatur unaufhaltsam losbrechen und — Gott weiß wozu — den hitzigen Mann dann verleiten werde. So war denn diese Gathel ungemein beängstigende An gelegenheit insoweit geordnet, als die Zukunft daS Weitere ergeben mußte. Als sie bald darauf, von Klara bis an die Thüre begleitet, daS HauS verließ, flüsterte ihr diese beim Ab schiednehmen zu: „Liebchen, wenn Du nicht aus der Schule schwatzen willst, möchte ich Dir schon etwas vertrauen." Thue es nur, liebe Seele," antwortete Gathel. „Wenn'- Briefe au- Nordamerika. IV. nicht offenbare und klare Beweise hat, daß derselbe nur ein Scheinheiliger sei," hob der Superintendent an. „Dir haben bis jetzt noch keinen Beweis von deS benannten Manne- Schlechtigkeit, denn des Hauptmanns von Sydow Meinung kann eben sowohl eine falsche, vielleicht auS persönlicher Ab neigung gegen denselben hervorgeganaene, als auch eine ganz unfehlbar nchtiae sein: jedoch wir wissen es nicht und dürfen erzählte, daß ihre Frau Base sehr eingenommen sei von dem süßen und verbindlichen Wesen des Herrn Valentin Nagler, der seit ein paar Wochen erst seine Absicht, die Christiane, deren Tochter, ihr Geschwisterkind, zu ehelichen, kund gegeben und nun äglich in des OheimS Haus komme, welcher ihm durchaus nicht gewogen, aber um keinen Zwist mit der Frau zu haben, nichts gegen seine Bewerbung einwende. Die Frau Base sei ganz und gar in Herrn Valentin vernarrt und eS würde einen heil losen Spektakel im Hause geben, wenn sie, die Gathel, nur eine Silbe von dem verlauten wolle, was sie eben jetzt über Valentin gehört habe.