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beginnen und binnen Monatsfrist beendigt A In gewöhyLichen Zeiten pflegt die Rekrutirung nur in der einen Hälfte des Reichs stattzusinden und es werden dann nur 5 Mann vom Tausend ausgehoben. Im Königreiche Polen dauern die Einzelkämpfe fort und obgleich die russischen Bülletins fast täglich von der erfolgten Zersprengung einzelner Jnsurgentenbänden sprechen, so stevAW den russischen Truppen doch immer neue Schaaren entgegen und das Blutvergießen will kein Ende nehmen. Die Insurgenten, welche von den sechs Punkt?» der Westmächte ebensowenig wissen wollen, alS Rußland,, sind zur äußersten Gegenwehr entschlossen und in einem der revolutionären Organe heißt eS: „Polen wird . kin großes Schlachtfeld, ein einziger Brand, ein einziges Blut meer werden, und in diesem Mute wird der Feind untergehen und Polen wird frei sein!" Das bisherige Ergebniß des bluti gen Kampfes entspricht allerdings dem ersten Theile dieses Satzes; das Land wird verwüstet, Städte und Dörfer in Schutthaufen verwandelt und der Bürgerkrieg bringt Tausende um Hab und Gut. Der Wohlstand Polens ist auf Jahre hinaus vernichtet; aber die Freiheit, welche die gegenwärtigen Führer deS Aufstan des erstreben, wird dem schwer heimgesuchten Lande wohl nim mer zu Theil werden. Amerika. Die der Union durch den Eirssap der Con- föderirten in Pennsylvanien und Maryland drohende Gefahr ist durch eine dreitägige, überaus blutige Schlacht, wiesieaufamerikam- schem Boden noch nicht vorgekommen, vor der Hand glücklich beseitigt worden. Zwei und einen halben Tag schwankte das Kriegsglück, bis es sich zuletzt zu Gunsten der BundeStruppen entschied. Der neue Befehlshaber der Potomac-Armee, General Meade, welcher eine so schwere Aufgabe zu lösen hatte, war gleich nach Uebernahme seines Commando's dazu verschritten, die Armee zu concentriren und sie kampfbereit dem bis GettyShurg vorgedrungenen Feinde entgegen zu führen. Am 1. Juli kam es dicht hinter Gettys- burg zum ersten Zusammenstöße. Der die Borhut der Unionisten führende GerVral Reynolds griff die Conföderirten an und eS entspann sich ein sechsstündiger mörderischer Kampf, in welchem beide Theile mit wahrem Löwenmuth fochten, und der damit endete, daß die Bundestruppen, nachdem General Reynolds ge- ' fallen, sich zurückzichen mußten. Doch ward es ihnen durch das Herbeieilen des Howard'schen (früher Sigel'schen) Armee corps Abends möglich, eine vortheilhafte Stellung einzunehmen und sich gegen weitere Angriffe des Feindes zu behaupten. Am 2. Juli früh kamen die übrigen Corps der Bundes armee, zum Thell durch forcirte Märsche erschöpft, vor Gettys- burg an; General Meade stellte sie in der Weise auf, daß sie - die Landstraßen nach Frederick und Baltimore deckten. Er be schloß, nicht eher zum Angriff zu schreiten, bis die in Harpers Ferry befindlichen Truppen und die unter General Couch stehende Miliz aus Harrisburg angelangt waren. Der Feind kam ihm aber zuvor, warf sich Nachmittags um 4 Uhr mit dem größten Thekl feiner Streitmacht gegen Meade s linken Flügel, suchte diesen auf das Centrum zu drängen und sich so dtn Weg nach Baltimore frei zu machen. Man schlug sich bis tief in die Nacht auf beiden Seiten mit großer Erbitterung; es wurden wieder holte Angriffe der Conföderirten zurljckgefchlagen, während es diesen wiederum gelang, einzelne Vortheile zu erlangen. Das Ergebniß des blutigen Tages war aber, daß sich die Bundestruppen in ihrer Stellung behaupteten. Am 3. Juli wiederholten die Konföderirten ihren Angriff auf den äußersten linken Flügel der Unionisten, mußten sich aber nach dreistündigem heißen Ge echt zurückziehen. Mittlerweile war auch auf dem rechten Flügel des Bundesheeres der Kampf ent brannt, welcher bis gegen Mittag andauerte, wo endlich die An kunft zweier Brigaden Miliz die Konföderirten zwang, sich zurück zuziehen. Eine Stunde später hatten sie aber ihre Armee wieder gesammelt und rückten von Neuem vor, um einen letzten Angriff auf Vie ganze Linie der Unionisten zu machen. Dieser Angriff wurde zurückgeschlagen, die Angreifer wurden zurückgetrieben und ge gen Abend behaupteten die Bundestruppen das Schlachtfeld östlich und westlich von Gettysbura. Zwölf Stunden hatte der Kampf dieses TageS gewährt. Es sind, wie berichtet wird, 50,000 Mann kampfunfähig gemacht wo.rdtzN) 20,000^ Mann aut Seiten Unwnisten und 30,000 Mann auf Seiten de^Kouffdpr Olt genommen haben, eine Ziffer, die sich indessen wohl durch spätere Berichte etwas modificiren wird. - L u . 7")E . Die Konföderirten find indessen durch diese Niederlage nicht genöthigt worden, in voller Flucht nach Virginien zurückjukehren. Pi« haben sich nach Greencastle und Hagerslown gewandt, um von hort den Weg über den Potomac zu gewinnen. Dies tst aber nicht so leicht, da der Fluß gegenwärtig 6 Fuß über sein gewöhnliches Niveau angewachsen »st. Es kann daher, falls die Unionisten ihren Sieg benutzen, leicht geschehen, daß eS auf den Höhen von Maryland noch zu einer neuen Schlacht kommt. Auf dem südlichen Kriegsschauplätze hat sich das KriegS- glück ebenfalls zu Gunsten der Unionisten gewendet. Vicks bürg ist am 4. Juli wegen Mangel an Proviant und Munition genöthigt gewesen, sich dem General Grant zu ergeben. Die Besatzung, 12,000 Mann stark, wurde auf Parole entlassen. DaS verlassene HauS. Erzählung von Tart v. Kessel. (Schluß., Diese befolgte sogleich sein Gebot. „Was ist vorgefall«»?" fragte sie nun nochmals. „Alles ist verrathen. Die Polizei hat Wind bekpmWeN, Morrion und Hortense sind gefangen, Fräulein Gervais ist.jA freit worden." „Fräulein Gervais?" rief die Gräfin, und ihre/Augen starrten weitgeöffnet den Baron an, als erblicke sie ein Gespenst, „wer ist Fräulein Gervais?" - , „Mein Gott, die Tochter deS Indiers." 'zW „Er heißt ja Beauregard —" „Ein angenommener Name. Leontine gestand es Hortense im Jrrenhause." Zum ersten Mal verließ die Gräfin ihre gewöhnliche Kraft und Unerschrockenheit. „Meine Tochter!" murmelte sie und sank gelähmt in einen Sessel. _ „Ich begreife Sie nicht," drängte der Baron, „fliehen Sie doch; noch ist es Zeit und in einer halben Stunde möchte zu spät sein." „Es ist wahr," rief Frau von Wolkenstein und schien ihre frühere Energie wiedergefunden zu haben — „Arthur Gervais hier — Morrion und Hortense gefangen, daS könnte Mährlich werden." „Was wollen Sie also thun?" ,/Jch werde sogleich anspannen lassen." Sie eilte zur Thüre, riß dieselbe auf, prallte ahn entsetzt zurück, denn zwei Polizeibeamte hielten dieselbe besetzt. „Wir sind gefangen!" murmelte die Gräfin. „Noch nicht," antwortete der Baron. „Sie haben Muth, nehmen Sie Ihre Pistolen, wir schlagen uns durch." In diesem Augenblicke sprengten mehrere Reiter in den Hof und Fackelschein erhellte denselben. - ., .A. „Der Major und der Polizei-Director!" rief Hohenthurm, der ans Fenster getreten war. " Ein leises Ztttexn durchbebte Eugenie; sie wurde blaß wie der Tod. Bald aber richtete sie sich entschlossen empor und sagt-r „Warten Sie hier einen Augenblick." „Wo wollen Sie hin?" „Meine Toilette vollenden, um die Herren würdig zu em pfangen." Sie verschwand in einer Seitenthüre, während ihr Verbün deter mit verschränkten Armen mitten im Zimmer stehen bljeb. „Was kann man mir am Ende viel thun," murmelte er, „wenn's hoch kömmt, grebt es drei Monate Gefängniß u-ch dch für will ich mich jetzt gleich entschädigen." Er schritt auf den offenstehenden Schreibtisch zu, griff nach einem dort liegenden Packet Banknoten und verbarg dieselben schnell in seiner Brusttasche. Kaum war dies geschehen, ass die Lh-pe heftig getzffW wurde und der Major mit hem Polizei-Director eintrat. „Ho ist die Gräfin?" fragte der Lchtere barsch.