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Voranschläge alle auf die Friedenszeit berechnet, und die politischen Ereignisse rönnen das an sich günstige Ergebniß leicht wieder zu un- m Eindruck hervorgebracht, da sie eme fortsch österreichischen Finanzverhältnisse bekundet r i i Preußen. Der König hat sich am 18. Juli von Karls bad über Regen-burg nach Gastein begeben und wird dort drei Wochen verweilen. Ministerpräsident v. BiSmarck, welcher erst^ von Karlsbad nach Berlin zurückgekehrt war, ist am 18. Juli auch nach Gastein abaereist und wird während deS Aufenthalts de- Königs dort verbleiben. R j ' Mitte voriger Woche hat bei Miloflaw auf preußischem Ge biete ein Zusammenstoß zwischen polnischen Insurgenten und preußischen Truppen stattgefunden. Erstere, ungefähr 300 Mann stark, suchten die Grenze zu überschreiten und wurden von einer preußischen Militärpatrouille angerufen; da sie nicht still standen, aab die Patrouille Feuer. Sofort eilte nun ein in der Nähe befindliche- vreußischeS Truppendetaschement herbei und eS ent- ' spann sich hierauf ein förmliche- Gefecht, das mit Zerspreng ung der Zuzügler endete, welche drei Todte, mehrere Verwundete und über 60 Gefangene zurückließen. PreußischerseitS wurde angeblich nur ein Mann verwundet. — Die in Posen unter der Anklage des HochverratHS verhafteten Polen, deren Zahl gefähr 80 — 90 beträgt, sollen nach Beendigung der Vorunter suchung nach Berlin gebracht werden, wo alsdann der Proceß eröffnet werden wird. Oesterreich. DaS russische Kabinet hat sich volle vier schließliche Sanction der beim Wiener Vertrage betheiligten übrigen Mächte bedürfen würden. In letzterer Beziehung hat übrigens Fürst Gortschakoff schon vor Eingang der Antwortnote in Wien sich bemüht, Oesterreich für eine separate Verhandlung mit Rußland und Preußen zu gewinnen, ein Bemühen, welches redoch erfolglos geblieben ist. — Der Eindruck, welchen die Angaben über die russische Antwort in Wien gemacht haben, wird als ein ungünstiger bezeichnet, und die Hoffnung, die polnische Frage einer baldigen befriedigenden Lösung entgegengeführt zu sehen, ist wieder in den Hintergrund gedrängt worden. Die Regierung hat dem ReichSrathe am 17. Juli daS Budget für 1864 vorgelegt, welche- diesmal, um den Abschluß mit dem Kalenderjahre herveizuführen, 14 Monate umfaßt, da die zeitherige Finanzperiode jedesmal mit Schluß des Monats October ablief. Die Vorlage weist (in runder Summe) nach: Ordentliche Au-gaben 511 Mill. Fl., ordentliche Einnahmen 521 Mill.; außerordentliche Ausgaben 102 Mill., wovon 55 Mill, zur Tilgung der fundirten schwebenden Staatsschuld ver wendet werden. Da- Gesammtdeficit beziffert sich mit 92 Mill. Fl., wovon 43 Mill, durch Steuererhöhungen und der Rest durch Einführung neuer Steuern, letztere im Betrage von circa 16 Mill. Fl., sowie im Wege des Credits gedeckt werden sollen. Im Allgemeinen hat die Vorlage deS FinanzministerS einen günstigen Eindruck hervorgebracht, da sie eme fortschreitende Besserung der österreichischen Finanzverhältnisse bekundet und' .sehr wesentliche Ersparnisse in der Staatsverwaltung nachweist. Freilich sind die haben schemt., Es kann aber füglich von der Verletzung der französischen Flagge nicht die Rede sein. Noch weniger wird die französische Regierung auf der Auslieferung der fünf Ver hafteten bestehen können, obgleich sich dieselben für politische Parteigänger auSgeben; denn eS steht fest, daß diese Kämpfer für die bourbonische Sache schon früher wegen Raub und Mord- thaten wiederholt zum Tode verurtheilt worden sind. Diese Räuber der schlimmsten Sorte waren übrigens mit Pässen der päpstlichen Regierung und mit Empfehlungen an den päpstlichen General-Consul in Marseille versehen. Der Zweck ihrer Reise soll gewesen sein, an der spanischen Küste neue Werbungen für da- Brigantenthum vorzunehmen. (Eine Pariser Depesche vom 20. Juli bringt die überraschende Nachricht, daß die italienische Regierung, um den Zwist mit Frankreich auszugleichen, sich doch > noch genöthigt gesehen habe, die verhafteten fünf Räuber auS- zuliefern.) , Die Zeitungen veröffentlichen gegenwärtig den vollständigen Text eines Briefe-, welchen der Papst an den Kaiser von Ruß- - land gerichtet hat. Der wesentliche Inhalt diese- Schreibens? ist eine geschichtliche Darstellung der Bedrückung deS KatholiciS» l mu- in Polen, welche als Quelle aller politischen,u soeialen und moralischen Uebelstände jene- Lande- bezeichnet wirk Der Wochen Zeit genommen, ehe es auf die Noten der drei Mächte eine Antwort ertheilte. Diese Antwort ist noch Ende voriger Woche in Wien, Paris und London eingegangen und ihr voll ständiger Wortlaut wird wohl in den nächsten Tagen bekannt werden. Was man aber bis jetzt darüber vernimmt, klingt wenig tröstlich, und eS stimmen fast alle Urtheile darin überein, daß die russische Antwortnote in ihrem vom diplomatischen Rede schmuck entblößten Kerne nur eine sehr bedingte theilweise An nahme der von den drei Mächten aufgestellten sechs Punkte ent hält, eine Annahme, welche genauer betrachtet, eher einer Ab lehnung ähnlich sieht. Rußland erkennt zwar im Prineip die Befugniß der drei Mächte an, den Wiener Lrachtt zu inter- pretiren, fügt aber hinzu, daß die von den genanytm Mächten zu Gunsten Polens vorgeschlagenen Maßregeln von dem Kaiser entweder schon verfügt oder doch angebahnt worden seien. Die Einführung eines nationalen HeereS wird als unausführbar zu rückgewiesen; ebenso die Einführung eines Waffenstillstandes, da e- lediglich m dm Händen der Insurgenten liege, durch Unter werfung dem Blutvergießen Einhalt zu thun. Was die vorge schlagene Conferenz anlangt, so ist Rußland nicht geneigt, darauf einzugehen, glaubt vielmehr, daß die Ordnung der polnischen Angelegenheiten mehr den Theilungsmächten anaehe, so daß die zwischen dem russischen, preußischen und österreichischen Kabinete " dieser Beziehung zu treffenden Vereinbarungen nur etwa die ießliche Sanction der beim Wiener Vertrage betheiügten DaS Abgeordnetenhaus hat den von der Regierung vorge legten Gesetzentwurf wegen Vereinfachung deS Verfahren- bei Berathung umfangreicher Gesetzentwürfe mit großer Majorität verworfen. Augenscheinlich fürchtete man, durch eine Verein fachung der Berathung den Rechten des ReichSraths etwa- zu vergeben. — DaS Mandat derjenigen czechiscben Abgeordneten, welche der Aufforderung, im Hause zu erscheinen, nicht nachge kommen sind, ist nunmehr für erlpschen erklärt worden. — Äer ehemalige polnische Dictator Langiewicz hat sich mit einer Petition an das Abgeordnetenhaus gewandt, worin er um Freilassung auS der Festung Josephstadt und Erlaubniß zu einer Reise nach der Schweiz bittet. Der Landtag für Siebenbürgen ist am 15. Juli in Hermannstadt eröffnet worden. Von dem Commiffar der Re gierung wurde ein kaiserliches Rescript verlesen, in welchem der Kaiser in offenster Weise zum Volke spricht und in dem die 1848 beschlossene Union mit Ungarn für nichtig erklärt und ferner hervorgehoben wird, der Kaiser wolle ein neues auf Grundlage der gegenwärtigen Verhältnisse zu Stande kommendes Diplom bestätigen. Dle Vorlesung des wichtigen Aktenstücks und der darin aufaeführten königltchen Propositionen wurde wiederholt durch Beifall unterbrochen. Die ungarischen Abgeordneten haben sich, obgleich sie die Wahl angenommen, bis jetzt an den Ver handlungen nicht betheiligt; sie sind vielmehr gar nicht in dem Sitzungssaale erschienen. In Galizien findet der Aufstand im Königreiche Polen trotz der Obhut der österreichischen Behörden eine förmlich or- ganisirte Unterstützung, und es bestehen sowohl in Krakau als auch in Lemberg Zweigcomites der geheimen Nationalregierung. In Krakau wurde am 14. Juli von der Polizei ein auS mehreren Centnern bestehender Pulvervorrath entdeckt und ein förmliches Pattonen - Laboratorium aufgefunden. Als die M mehrere Wagen verladenen Sachen fortgeführt wurden, verfolgte ein Voltshaufe die militärische Eskorte und warf dieselbe sogar mit Steinen. Hierauf antworteten die Soldaten mit einigen Flinten schüssen, wodurch vier Personen verwundet wurden. Außerdem sind zahlreiche Verhaftungen vorgenommen worden. Italien. Die bereits gemeldete Verhaftung von fünf neapolitanischen Briganten, welche durch die Behörden von Genua auf einem dort gelandeten französischen Postdampfer vorgenommen wurde, hat nachträglich zu einem diplomatischen Zwiste zwischen dem Pariser und Turiner Kabinete geführt. < Der französische Gesandte erblickt nämlich in dem Vorgänge eine Verletzung der französischen Flagge und hat dagegen Protest erhoben. Mittler weile hat eS, sich aber herausgestellt, daß die Behörden zu Genua die Verhaftung mit Zustimmung deS dasigen ConsulS vornahmen, der freilich nicht ganz im Sinne seiner Regierung gehandelt zu haben scheint. Es kann aber füglich von der Verletzung