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141 »MM, »m nicht zu wissen, daß Alles daraus ^mkommk, den S chem ru retten und k«n öffentliche- Aergetmß zu -eben." »< v,Jch darf also auf Ihren Beistand rechnen?" ' „Ich werde versuchen, was mein- Kunst und mein Genie Vermag. Zunächst handelt e- sich darum, zu wisse«, gegen wa- ftlr Personen ich meine Tätigkeit zu richten habe." „Gegen Zwei." „Und diese Zwei sollen verschwinden?" »t „Für immer r Mit ihnen finkt dann diese- unselige Ge heimniß in- Grab und ich kann wieder frei athmen." . Die Augen Eug-nien- blitzten unheimlich, während au- denen de- Arzte- eine diabolische Freude strahlte. Er hatte er kannt, welchen Character er vor sich hatte und wa- in demsel ben noch Alle- verborgen lag. ' „Ich bewundere Sie," sagte er sich verbeugend, „Die Na tur hat Sie mit einer Energie und Willenskraft begabt, welche sich entschlossen über die armseligen GewiffenSscrupel de- ge wöhnlichen MenschentroffeS hinwegsetzt. Wie heißt denn der junge Mann um den eS sich handelt?" „Arthur Gervais." „Und wo wohnt er?" „Rue du Lemple, Nummer 60." ,Md Tie haben ihm bis morgen Mittag Bedenkzeit ge geben?" „Ja, bis morgen Mittag. ES war eine Schwäche, in dessen e- ist nun emmal geschehen." „Gut. Ich werde morgen früh sogleich meine Operationen gegen ihn beginnen. K-nnen Sie mrr nicht einige Notizen gedenk Wo Per her?" „Au- Bordeaux — " ! „Giebt e- dort nicht Jemand, dem er besonder- nahe steht?" „Er- sprach häufig von einem gewissen Charle- Remy. Die- scheint sein vertrautester Freund gewesen zu sein. „Gut. Und seit wann hat er diesen Remy nicht mehr ge- schen?^ < „Seit etwa sechs Jahren, als -r hierher nach Paris kam." „Schön-" bemerkte der Arzt, „dies genügt. Sollte Arthur Gotvals Ihrer Aufforderung nicht Folge geleistet haben und hier in ParG zurückgeblieben sein, so wird er in acht Tagen nicht mehr j zu de« Lebenden gehören." Die Bücke Eug-niens leuchteten. „Fünfzigtausend Fran ke» gehören Ihne«, wenn Sie er vollbringen," sagte sie mit erregter Stimme. ,Ma- Doctor Morrion verspricht, das hält er auch," ant wortete der Arzt, indem sich seine Augen mit der kalten Ueber- leaenheit eine- Leusel- auf die Tochter de- Bankier- richteten. ,Hwtlich, die Art meiner Euren erfordert Vorsicht und darum ist mein Nus auch nur Wenigen bekannt!" Da-Gesicht de- Doctor- hüllte sich bei diesen Worten halb in Zorn, halb in Ironie; vielleicht überzählte er in diesem Augenblick im Süllen die Zahl der von ihm bereit- gelieferten Opfer. „Run handelt e- sich aber auch noch um eine zwette Per son", begann da- junge Mädchen nach einer kleinen Pause. da- ist wahr," entgegnete Morrion fast mit Heiter keit; ich hatte ganz vergessen, daß Sie mir noch einen anderen PstteMm überwiesen haben. Darf ich bitten, mir auch hier da» Signalement etwa- näher anzuaeben " „Babette Le Loup, in der Vorstadt St. Antoine, die dritte Querstraße link-, Nummer 4b. „Ich VeHche," sagte der Arzt, dessen scharfer verstund ft- Dleich dem richügen Zvele entgegeneitte- „dieser Babette ist die Pßbg-lder «Meinen anvertraut worden?" Die Tochter de- Bankier- nickte. „Außerdem war fie b-t d-r Geburt derselben zugegen," fügte sie leise hinzu. „HM, h«, dann könnte ihr Seugniß allerdings gefährlich wetüm üttd man muß ihr daher da- Plaudern unmöglich mache«. V« Vergebung, wa- haben Sie mit dem Kinde beschlossen?" „Maa wird e- im Findelhause auSsetzen; dort wird man es ckUstrehmen," sagte die unnatürliche Mutter, ohne auch nur da- geringste Zeichen von Rührung -ticken zu lassen. " / „KttMeü Sie den Charakter bisset Oe Loup?" fragte der Arzt «eiter. - ^7. .v'i „Sie scheint eine fthr heftige FraU zu fein, welche gewiß Lärm schlagen würde, wenn fie Verdacht schöpfte." " ,,AH," lächelte Morrion höhnisch, und seine Augen leuchte ten dabei, wie die eines Raubvogel-, „ich fasse meine Kranken nicht so unsanft an, daß Sie zu schreien Ursache haben. Nein, ich bin wahrhaftig der liebenswürdigste Arzt von der Welt; ich zeige meinen Patienten stet- ein lächelndes Gesicht und wenn sie sterben, so geschieht dies in der geräuschlosesten Weift von der Welt." ' „Aber diese Babette wird von Arthur gewarnt sein und e- dürfte daher doppelte Borficht nöthig werden." „Ist fie denn verheirathet?" „Nein, fie ist Wittwe und wohnt mit einem Bruder zu sammen, der dem Lrunke ergeben scheint." „Go, so. Ich liebe die Trunkenbolde, die Spieler, die Vielfraße, die Habgierigen, denn mit solchen Leuten ist etwas anzufangen. Sie liegen im Banne der Leidenschaft, welche fie beherrscht, und vermögen der Versuchung seltm zu widerstehen. Gut also; ein Bruder, der dem Trume ergeben ist, das will ich mir merken. Und nun Mademoiselle, begeben Sie fich ruhig nach Hause; ich werde das Vertrauen, welches man in mich setzt, rechtfertigen; in acht Lagen wird Niemand mehr vorhan den sein, welcher Ihr Geheimniß au-plaudern könnte." Morrion hatte fich erhoben und begleitete Eugenie bi- an die Lreppe; dort verbeugte er fich tief und ehrerbietig und wäh rend da- junge Mädchen die Stufen Hinabstieg und in seinem Wagen wieder Platz nahm, eilte er selbst in da- vorhin beschrie bene Empfangszimmer zurück. Dort ergriff er eine kleine auf dem Lische stehende, silberne Glocke und setzte dieselbe mit ziem- kicher Heftigkeit in Bewegung. (F-rtfi-ung ftV.) , s- *>» — - Pre»Kisch< Berftssung-st^i«. Eine glücklicherweise außer Uebung gelangte Unterrichtsmethode früherer seit suchte den Schüler durch Vorlagen falsch Geschrie bener Drucksachen zur Rechtschreibung Hinzuletten. Da- ist pädagogisch verwerflich und gerichtet, weil man de« jugendlichen ungeübten Auge daS Schöne und Rechte zur Nachahmung, mcht da- Häßliche und Falsche zur Kritik vorzulegen hat. Dir große Lehrmeisterin der Völker, die Geschichte, macht e- aber mcht ander- und da sie eS mit gereiften Männern zu thun hat, hoffentlich nicht ohne günstigeren Grfola. Da hat fie denn nun wieder einmal seit fünfviertel Jahren m dem größten deutschen Staate konstitutionelle Vorlagen und Bmlegeblätter gmeben, die von Fehlern und Unrichtigkeiten aller Art strotzen. Ha- Volk bemüht fich wacker, alle drese Verfassung-Mängel herau-wssnden und auszumerze«, und erstarkt dabei an echtem, festem Bürger- muth und Recht-finn. Und in der That, was in dieser Jahresfrist, wa- namentlich in der dermaligen Sitzungsperiode de- Abgeordnetenhauses dem Volke vom Ministettische an- geboten wird, die Sprache, die man da zu führen de« Muth hat, die Nichtachtung, die da au den Lag gelegt wird, die Geringschätzung gegen Verfassung und Abgeordnete, die da hervortritt, der wahrhaft ftrüdelwitzige Hohn, mit dem hier da- absolute Junkerthum den Ereisröchtrr- uchen und profefforlichen UntMtharmrstand abfettigt: da- über steigt alle Grenze« des bisher Dagewesenen, alle Schranken selbst des allerloyalsten, der Volksvertretung abgeneigte« land- stättdischen ConstitutionaüsemrS, sogar die Rücksichten, welche Würde und Anstand -eidlich gebildeten Männer« auflogen. Da- preußische Abgeordnetenhaus ist nun vier Monate bei sammen und hat für dwft Zeit verhättnißmäßig sehr wenig Lhat- sächlicheS leisten könne«. Es Ne«t das nicht an ihm, sondern an dem Ministerium, Mts es first aushungett, ihm nur wenig Vorlagen zugehen läßt nud t« Verein mit dem Herrenhaus, diesem Stammvater und Schutzengel des Ministerimn- Bi-marck- SchSNhauftn, allen «erftechen, die Initiative zu ergreift» und die leider noch so mangelhaft ausgebaM Verfassmeg hmzusteüm, ein höhnisches Boto entgegenruft. r Aber auch die wenigen diesjährigen verhandtungon dos Adgemdnttwchallses gaben hiMUgliches ssngniß dafür, HÄ diofts letzte« btt Mrs eine aastwvrdentttchs kleine muchtzwßndWchr Mludsw