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Krieg-vorrath versehen werden soll n, und die Schlesische Zei- ! tung will wissen, daß demnächst zwei UrmeecorpS. da- schlesische und pommersche, mobil gemacht werden sollen. »Alle diese Mch- richten bedürfen jedoch nochlsehr der Bestätigung, wenn ihnen auch bis jetzt von den officiellen Blättern nicht entgegengetreten worden ist. Im Uebrigen bettachtet Man die gegenwärtig» Si tuation al- eine sehr ernste, da zu dem inneren Zwiespalte, in welchen sich die Regierung zu dem Volke gesetzt, jetzt die bedenk lichsten äußeren Verwickelungen kommen, welche Preußen^ freilich nicht ohne seine eigene Schuld, immer mehr in eine völlig iso- lirte Stellung zurückzudrängen drohen. In den Abgeordneten kreisen ist deshalb eine Plenarberathung über die Lage deS Lande- angeregt worden, in welcher die fehlerhafte und widerspruchsvolle Politik deS Ministeriums eingehend erörtert werden soll. — Der von mehrerm Mitgliedern des Abgeordnetenhauses eingebrachte Entwurf eines Ministerverantwortlichkeits - Gesetzes ist zwar von dem Hause mit 249 gegen 6 Stimmm angenommen worden, wird aber, ganz abgesehen von dem zu erwartenden Widerspruche deS Herrenhauses, nicht zur Ausführung gelangen, da sich da- Ministerium, welchem das der Volksvertretung gegenüber beob achtete unverantwortliche Regierungssystem nun einmal besser zu- sagt, entschieden dagegen erklärt hatt (S. den Artikel S. 14L d. Bl.) — Die beiden Referenten der Finanzcommisfion des Ab geordnetenhauses hatten den Wunsch ausgesprochen, den Staats schatz in Augenschein nehmen zu dürfen, um sich persönlich von dem Bestände desselben zu überzeugen. Es wurde ihnen jedoch entgegnet, daß ihnen zwar als Privatpersonen der Zutritt ge stattet werden dürste, baß sie aber al- Abgeordnete und zu dem Zwecke irgend einer Controls nicht zugelassen werden könnten. Der Vorrath des Staatsschatzes soll auf 21^ Mill. Thlr. ange wachsen sein.. - - - ' - Die Beschlagnahme politischer Blätter ist noch immer an. der Tagesordnung, und am vergangenen Sonnabende wurde in Berlin der „Fortschritt" mit Beschlag belegt, wegen eines Artikels über Zustände in Japan, in welchem die confiscirende Behörde Anspielungen auf die preußischen Zustande gefunden zu haben scheint. Soweit ist es bereits gekommen. — In Köln wurde der Redacteur der Köln. Zeitung, vr. Kruse, verhaftet und in s Arresthaus gebracht, weil er sich weigerte, über den Verfasser eines vor längerer Zeit abgedruckten Artikels über Marineangelegenheiten als Zeuge Auskunft zu geben. Eß scheint somit dasselbe Verfahren gegen vr. Kruse beabsichtigt zu sein, welchem der Redacteur Hagen in Insterburg unterworfen gewesen ist. Uebrigens wird die Frage, ob ein solches - Zwangsverfahren gegen einen Zeugen nach den Bestimmungen des rheinischen Recht- gesetzlich zulässig sei, von dasigen Juristen entschieden ver neint. Der Verhaftete ist gegen Caution einstweilen wieder frei gegeben worden. > Oesterreich. Wie mit vieler Bestimmtheit versichert wird, beabsichtigen Oesterreich und die mit ihm verbündeten Regierun gen in der nächsten Zeit ihre Bundesreformanträge wieder auf zunehmen; davon, daß mittlerweile eine Verständigung darüber mit Preußen stattgefunden, verlautet noch nichts. — Die Ein berufung des Reichsraths soll kurz nach dem Pfingstfeste stattfinden, und für den Zusammentritt des siebenbürgischen Landtags, für welchen erst die Wahlen vollzogen werden müssen, ist der 1. Juli festgestellt. Die in Aussicht gestellte Begründung einer evangelischen Ge meinde in Innsbruck hat am 19. April stattgefunden. Es war unmöglich, ein paffendes Local zur Abhaltung des Gottesdienstes zu erlangen, da die Hauswirthe bei den Hetzereien der Pfaffen- partei ihre Lokalitäten nicht hergeben wollten. Endlich entschloß sich ein Ingenieur der Brenner-Bahn, ohne daß sein Hausherr vorher etwas Sicheres davon erfuhr, eine seiner Zeichnungs-Kanz- leien dazu einzuräumen, und in diesem Locale wurde die Feier ohne wettere Störung abaehalten. Der in Tischnowitz in Mähren internirte Ex-Dictator Lan- giewicz hat am 26. April einen Versuch zur Flucht gemacht und ist infolge dessen nach der Festung Josephstadt gebracht worden. JtchUen. Die schweizerischen BundeSbehörden wollen nicht zugeoen, daß in den Eantonen Graubündten und Lessin mazzis nistische Umtriebe, welche aus einen Einfall in Tirol abzielen, stattfinden; sie betrachten daher die Aufstellung italienischer Truvpey nicht ohne Mißtrauen und glauben, daß die Regierung in Turin mit diesen militärischen Maßregeln andere Pläne, welche die Sicherheit schweizerischen Gebiets ^gefährden, verfolgen. Der BundeSütth hat deshalb ernstliche Vorstellungen iy Turin er hoben, doch^ sind dieselben bis^jetzt völlig eMlgloS gebliebeN? Die italienische Regierung hat neuerdings auch an der Tiroler Grenze Truppen aufstellen lassen, woselbst die Oesterreicher sich ebenfalls verstärken.^ Doch herrscht zwischen beiden Grenzbesatz- ungen ein^guteS Einvernehmen und man bettachtel diese Auf stellung lediglich als eine Vorkehrung gegen revolutionäre Umtriebe. Frankreich. Die Antwort Rußlands auf die Noten der drei Mächte wird nach der Versicherung einiger Blätter noch vor Ablauf diese- Monat- in Paris erwartet, doch ist kaum an zunehmen, daß man sich in Petersburg allzusehr damit beeilen wird, da ein Hinausziehen der diplomatischen Verhandlungen dem Interesse Rußlands mehr entsprechen dürste. AuS diesem Grunde wird auch erwartet, daß jene Antwort keine kurz abwei sende sein werde, welche den Weg weiterer Erörterungen abschnei den würde. Daß trotzdem die Hoffnung auf reelle Zugeständ nisse zu Gunsten Polens eine sehr geringe ist, wird nicht ver schwiegen. Aber der französischen Politik scheint die Verzögerung einer definitiven Entscheidung der polnischen Frage gar nicht unwillkommen zu sein, denn sie gewinnt dadurch Zeit, möglichst viele europäische Staaten zu emer. diplomatischen Cooperation herbeizuziehen, ein Verfahren, welches Frankreich bekanntlich auch vor Eröffnung der Kriegszüge nach der Krim und nach Italien mit Erfolg eingehalten hat. Es gilt dabei, nicht allein Bundes genossen aufzufinden, sondern auch die Bundesgenossen deS Gegner- im Vorau- zu entwaffnen und so ein selbständiges Vorgehen Frank reichs zu erleichtern, falls der erstgedachte Zweck nur unvollkommen erreicht werden sollte. — Die Kriegsgerüchte, welche Anfang-voriger Woche so lebhaft austauchten, sind wieder etwas in den Hintergrund getreten, auch ist die Sprache der Pariser.Blätter eine etwas fried lichere geworden. Dessenungeachtet bettachtet die Börse die gegenwär tige Lage noch immer als eme bedenkliche, da der Eifer, mit welchem der Kaiser die polnische Frage erfaßt hat, auf weitere Pläne desselben schließen läßt, und in der kaiserlichen Umgebung der Krieg vielfach nur noch als eine Frage der Zeit aufgefaßt zu werden pflegt. Auch wird über mancherlei Vorbereitungen beuchtet, die nicht besonder- friedlich aussehen. So werden, wie die Köln. Zeitung mittheilt, bedeutende Kriegsvorräthe angesammelt und anderntheilS hat man beschlossen, keinen Urlaub in der Armee zu ertheilen, obgleich vorher auS Sparsamkeitsrücksichten eine bedeutende temporäre Beurlaubung beabsichtigt gewesen ist. Dem „Heräld" wird auS Paris geschrieben, daß alle Flottenarsenale Befehl erhalten haben, sämmtlrche vom Stapel gelassene Panzerschiffe und die noch auf den Werften befindlichen der schleunigsten Vollendung entgegen zu führen. Dagegen ist die Nachricht eines Berliner Blatte-, wonach bereits ein Schutz- und Lrutzbündniß zwischen Frankreich und Schweden zum Abschluß gekommen sein soll, noch von keiner anderen Seite bestätigt worden. Im gesetzgebenden Körper hat am 23. April die Budget- berathung begonnen, wobei die Opposition die als trügerisch bezeichneten Zifferaufstellungen des Finanzministers scharf, aber ohne Erfolg angriff. Ebenso mißglückte der Versuch, die meri- kanische und polnische Frage in die Debatte zu ziehen. In ersterer Beziehung äußerte der Minister Billault lakonisch, daß der Mo niteur das Neueste aus Meriko regelmäßig mitzutheilen pflege, und in Betreff Polen- erklärte er es für unpassend und unklug, in einer Angelegenheit, zu deren Lösung sich ganz Europa ver eine, jetzt da- Stillschweigen zu brechen. — Die Regierung hat es untersagt, daß bei den bevorstehenden Wahlen die Candidaten der Opposition m den öffentlichen Blättern al- „unabhängige Candidaten" bezeichnet werden. Sie behauptet, die von der Regierung aufgestellten und genehmigten Candidaten seien eben falls „unabhängig". Wie wenig diese letztere Behauptung Grund hat, davon geben die Debatten und Beschlüsse des gesetzgebenden Körpers hinreichende- Zeugniß. r Der Prinz Napoleon und seine Gemahlin, die Prinzessin Clotilde, haben am 26. April eine Reise nach Aegypten und Palästina angetreten.