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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.05.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188605180
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860518
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860518
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-05
- Tag 1886-05-18
-
Monat
1886-05
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.05.1886
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Tägliches Unterhattungsblatt Mm Sächsischen Lan-es-Anzeiger. Xr. IIS. — «. Jahrgang. Lerlagö.Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckern, Chemnitz, Theaterstrahe Ar. L. Dienstag, 18. Rai 1888. Fraueustolz und Maunesehre. Noma« tu zwei Bücher» au» dem Mau»feldischeu von Emil König. Nachdruck verboten. Fortsetznng. 2. > Wieder begrüßte di« erwachende Herbfisonne da» wellige Hügel- land, auf welchem da» Landgut Onkel Hermann'» lag, al» drei Männer da» Wohngebäude verlieben. ES war Hermann Haller mit seinem Neffen Bruno, und der Dritte im Bnnde Emil Hermann'» Bruder, Emil, de» Amerika»«,. Er war gestern erst wieder eingetroffen und wollte vor seiner Abreise über dm Ocean trotz der kurzen Tage und der Frische de» Herbste» jene» paradiesische Stückle!» beutscher Erde noch einmal Äedersehm, in dessen Nähe die Besitzung seine» Bruder» lag. Die Männer schritten wacker an», «nd je höher die Sonne stieg, desto mehr schwanden die Nebel, welche den waldigen Felseneingang in'» wildromantische Bodethal am Fuße der Roßtrappe noch verborgen gehalten hatten, und als sie dem HubertuSbade znwauderten, da waren di« Nebel verschwunden «nd vor ihnen lagen im Scheine der Herbst, sonne und bei reinem, klarem Himmel di« mächtigen Felswände. Von der Spitze de» Berge» zur Rechten schimmerte» die Fenster de» Gast. Hause» zur Roßtrappe und onf der Felswand zur Linken die de» Hotel» auf dem Hexeutonzplatze im Glanze der Sonne. Sie schritten im Thal« entlang am Ufer der sich über »nd zwischen mächtigem Gestein nud FelSgeröll bahnbrechenden Bode am Fuße majestätischer Felsen dahin, dem Waldkater «nd Tresebnrg zu, und all« drei fühlten sich ergriffe» von der Erhabenheit der groß, artigen SebirgSnatur. Bruno war bezaubert von der paradiesischen Gegend, bi« er zum ersten Male heute sah. und Onkel Hermann freute sich der wilden Bode und de« wilde« Bodekrffel», de« Bergriesen mit ihre» Tannen immer «nb immer wieder, so oft er sie erblickte; Emil aber prie» sich glücklich, daß ihm sein gütiges Geschick noch einmal vergönnte, die» Paradies de, Heimath vor seinem Tod« zu schaue». Und al» sie später im Waldkater, dem bekannten Wirthshause im Bodethal«, saßen «nd sich, nachdem sie einen Imbiß zu sich ge nommen, erhoben nud ihr trunkener Blick sich im Anschaue» der er- habene» Schönheit der Natur ihrer heimathlicheu Berge verlor, da reichten sich di« drei Männer die Hand »nd gelobte», immerdar treu zu einander zn stehen, auch wen« sie wieder durch Länder und Meere getrennt sein würden, «nd Bruno'» Mutte, Schutz und Schirm zu sei«. Dan« schilderte Emil die Majestät de» Meere», von dem Byron fingt: „Wie frei ist der Geist da, wie unendlich der Muth!" — und erzählte von Land «nd Leute» jenseits de» Ocean» und von den Freiheiten der Bewohner jene» Laude», wo voll« Gleichheit herrsche und man EtandeSunterschiede und Borurtheil« nicht kenne, sondern wo allein der persönliche Werth de» Manne» Geltung habe, i „In der Heimath ist e» doch auch gar z« schön/ wandt« Her wann ei», und nicht» könnte mich veranlassen, sie aufzngebe». Was kümmern mich die Borurtheile der Menscheu? Bin ich nicht rin völlig freier und unabhängiger Mann auf meiuer Scholl«? Ich thue, wie die Meinen, meine Pflicht, und die Natur gewährt mir unablässig tausendfältigen Genuß." „Wahrlich, ich möchte mein Zelt nirgend ander» auf der ganzen Welt anfschlageu." „Glücklicher Manu/ entgegnet« der Amerikaner, „der Du Dich stet» unter un» Geschwistern durch Dein« Genügsamkeit auSzeichnetest. Fürwahr, Du, den wir ehedem geringfügig den „Bauer" nannten, hast r» mit Beständigkeit und zäher Ausdauer am weitesten von un» Alle« gebracht, denn Du bist ein wahrhaft freier Manu geworden. Du nahmst die Welt, wie sie ist, und hingest nicht an Idealen, sou- Ykrr» -em Leben eines Millionärs. drru strebtest mit practischem Sinne de» wirklich Erreichbaren «ach, während ich nach häufigem Fehlschlage» meiner Hoffnungen, nach rast, losem Ringen und Kämpfen endlich „drüben" einen entsprechenden und «ich brsrirdigendru Wirknng»krei» finden mußte. Sieh', nnnmehr sehne ich mich auch nach einer friedliche« HänSlichkrit, «nd unsere Schwester Anna soll «nd wird sie mir geben. Sir soll da» Leid, da» ihr „hüben" widerfahren, jenseil» de» Ocean» lassen und „drüben" ei« nene», glückliche» Dasein beginnen." „Da» Watte Gott l" sagt« Hermann ernst. „Ich fürchte nur, daß sie ihr Herz hi«, laste» und sich sehnen wird nach der Heimath, wo ihr treue Herzen schlagen «nd ihr Bruno weilt I" Emil aber «einte: „Die Thätigkeit, welch« ihr di« neuen Ver hältnisse „drüben" anserlegen, wirb Balsam aus die Wunde ihre» Herzens sei« " „Und dann," fiel Bruno «in, „werden die Jahr« vergehen, di« ich gezwungen bin, noch in Deutschland zu bleiben, und eine» schöne» Tage» werde ich „drüben" in Eure« Bnnde der Dritte werden." „Ich dagegen," erwiderte Hermanu wehmüthig, „ich würde de« Tag segnen, an dem e» mir vergönnt sei« würde, Euch alesammt ein freudige» „Willkommen in der Heimath" znrnfen zu könne«. Ich würde Eurer am Hake« harren, wenn ich die Stunde wüßte, die Euch Europa« üdeu zurückbrächte, genesen von Eurem Weh. zurück nach der Heimath, di« noch Ranm genug für Euch hat. Nur müßtet Ihr ein» drüben lassen, den beständige« Hader mit dem Geschick, «nd dagegen Etwa» mitbringr«, da» Euch da» Leben aus Gotte» weitem Erdenrund „hüben" wie „drüben" alle!« verschöne» kann; ich mein« di« Zufriedenheit!' 3. Ed war ei« trüber, regnerischer Novewbertag. Hedwig saß am Fenster ihre» Zimmer» nud blickte unwillkürlich hinüber «ach dem kleinen Hanse, au» de« sonst oft die Töne seine» Clavier» und der Klang seiner Stimme zu ihr herübergeschallt waren. Trübe und finster war «» auch in ihrer Seele. Sie fühlte sich hente wieder so einsam nud verlassen, so hoffnungslos elend. Baron Dobenrck und auch sein Neffe Adalbert waren abgereist und lange, lange Wochen waren seit Haller'» Scheide« verstrichen Er war nicht wiedergekehrt «nb hatte keine Nachricht von sich gegeben Sorgfältig vermied sie unten im häuslichen Kreise, in welchem Schorn darf jetzt mehr domiuirte, Fra« Hulda kokettirte «nd der Vater noch immer den jugendlichen Liebhaber in lächerlicher Weise affectirte, von Haller zu reden. Sie mochte die Sticheleien über sei« Ausbleiben nicht höre», obgleich ihr daffelbe doch maßlosen Kummer bereitete. Schorndorf'» Brrwaltnug de» Gute» ließ gar Viele» z« wünschen übrig und doch unterließ der ringebildet« Mensch nicht, bet jeder Ge legenheit ans di« AmtSführnng seine» Vorgänger» zu schelte». So unznfriede« sie mit Scharudorf auch war, so gestaltete ihr der Stolz doch nicht, einen Wechsel in der Prrso« de» Administrators vorzu- nehmen, sie gönnte Haller, wenn er noch einmal zurückkehren würde, die Genngthunug nicht, daß sie ihr Bertraueu eine« Unwürdigen ge- schenkt habe. Draußen begann e» zu dunkeln. Eine heiße Sehnsucht erfaßte ihr Herz nach ihm, dessen Bild so lebhaft vor ihrer Seele stand. Da wurde ihr der Besuch de» Hüttenmeister gemeldet. „Herr Hüttenmeister Hoffman« wird mir willkommen sein! entgegnet, sie der Dienerin und unmittelbar darauf trat Bruno'» Freund in da» Gemach. Hedwig schritt ihm sichtlich erfreut entgegen und hieß ihn mit Wärme „willkommen!" .Wa» verschafft mir die seltene Ehr« Ihre» Besuche», mein werther Herr Hüttenmeister?" fragte sie artig. „Eine Bitte!" entgeguete Hoffmaun. „Ich hoffe, Sie werden sie mir und Haller nicht abschlage«, gnädige» Fräulein!" „Haller?" rief Hedwig freudig überrascht und bemühte sich ver geblich, ihre Erregung zu bemeisteru. „Und die wäre? E» ist die erst« Bitte, di« er an mich richtet. Sie ist ihm im Bora«» gewährt denn ich weiß, er begehrt Nicht», wa» ich ihm nicht gewähre» !önnte." „Ich Hab« «inen Brief sehr nnftru Inhalt» au» Hamburg er- halten/ fuhr der Hüttenmeister sott. „Bon Haller?" fiel ih» Hedwig in» Wort. „Nein, nicht vo» ihm, sondern von dem Besitzer vo» Bartel'» Hotel, in welchem er schwer erkrankt darnirderliegt!" entgegnet« Hoff- mann ernst. „Um Gottes Willen I" ries Hedwig erschrocken. „Halle, krank — «nd da» in der Fern« — so verlasse« — unter Fremden! — Wa» rhlt ihm?" „Ein heftige» Nervrnfieber hat den starke« Manu auf da» Schmerzenslager geworfen," versetzte der Hüttenmeister. Er geleitete seine» Onkel Emil «nd dessen Schwester, welche nach Amerika abreisteu, nach Hamburg, und eben vom Hafen zurück- >ekehrt, stellte« sich die Symptome jener bösen Krancheit ein, die «ine Abreise verhinderte und sein Lebe« in Gefahr brachte. Er cheint ans dem Wege der Besserung sich zn befinde» und läßt da» ,nädige Fräulein bitten, ihm doch seinen alten, treuen Friedrich z» enden. Da» entsprechende Reisegeld hat er seinem Briefe beigefügt." „Bon Herzen gern!" versprach Hedwig sichtlich erleichtert „Nnr hätte e» de» Reisegeld«» nicht bedurft. Sie hatte« die Güte Herr Hüttenmeister, mir Friedrich wieder zu überlassen. Ich habe nzwischeu de« Werth diese» braven Diener» erkannt, nud so Werth mir de» alte, biedere Man»feld«r auch jetzt ist, so erfüll« ich doch Haller'» Wunsch mit Freuden." Sie schellte ihrer Dienerin und beauftragte dieselbe, sofort Friedrich zu rufe«. Der Alte erschien. „Hören Sie an, Friedrich!" redete ihn Hedwig freundlich an» Sie sollen mich verlassen!' „Verlassen ?' fragte der Alte verdutzt. „Mache ich'» dem gnädig« Herrn denn nicht recht?" „Bewahrel" entgegnet« diese scherzend. „So ist'» ja »icht ge meint. Sie sollen Ihm« alten Hnru wieder bekommen." „Meinen alte« Her«? Bruno, wollt« sage«: Herrn Haller?" fragt« Friedrich, verbessernd zurück. „Um Gotte» Willen, gnädige» Fräulein, wo ist er?" „Ja, Friedrich, er ist weit entfernt von hier und liegt krank darnieder," entgegnet« sie. „Mein Gott!" rief der trene Mann, „da muß ich mich vom Fleck an» auf den Weg machen, mein guter Herr krank und unter fremden Mensche« l" „lind mich wollen Sie so schnell aufgebeu?" erwidette Hedwig mit leisem Vorwurf. „Soll mich Bott strafen," sagte der ehrliche ManuSfelder ia seiner bieder« Weise, „so leicht verlass« ich Sie nicht, gnädige» Fränleiu, aber, wenn »ich mein Herr ruft, «ein Bruno, den meine alten Kniee schon zu de» selige« Her« Lüttich» Zeiten, al» er »och ein kleiner Knabe war, geschaukelt, den ich zuerst ans» Pserd gehoben, und der mir all' mein' Tage nnr Gute» und Liebe» erwiesen hat; dann kann mich nicht» auf der Welt abhalten, zu ihm zu eilen «nd ihn zu warten und zu Pflegen; anch Sie «icht, gnädige» Fräulein.. Ja, ja, Sie find allerdings sehr gütig grge» mich, allein — nicht» für ungut — de» Hevm Haller hätte« Sie nicht sortgehrn lasse« müssen; e» stünde Biele» besser auf de» Gute!" „Genug, Friedrich!" sagt« Hedwig wieder gemessen. „Jetzt gehe» Sie und rüsten Sie sich zur Abreise, daß dieselbe schon heute Nacht erfolgen kann, zuvor holen Sie jedoch einen Brief für Haller vo» mir ab." „Anch ich möchte Ihnen ei« paar Zeile» mitgebrn," sagte de« Hüttenmeister zu Fttedrich, „ich werde Sie übrigen» zu« Post »ach E. begleite» und Ihnen noch gar Biele» mündlich anftragen/ -M 7.P meine Frau meinte, er wäre gewiß einer, ich glaubte ebenso gut. er könne ein Barbiergeselle sein, der ein Bischen von der Heilflickerei versteht — denn so schweigsam und still der Mann war (schon des halb, sagte die alte Lady, könne er kein Barbier gewesen sein), wo Einer krank wurde und sich Wer Schaden that, da kam Köller und half nach Kräften. Deshalb wurde er bald eine geachtete Person im Camp. Eines schönen Tage» sagte er Adieu, er ginge in ein anderes Camp, in welche», wußte er noch nicht. Das nächste lag r andere südöstlich wohl mehr als Die Brüder Banderbilt find dem Beispiele ihrer Schwester MrS. Soane gefolgt und haben dem „Hospital für Aerzte und Wund ärzte" eine Viertelmillion Dollars zum Bau eine» Klinikums ge- schenkt. Damit ist die Million voll, welche das Haus Banderbilt diesem Institut verehrte, nachdem Cornelius Banderbilt — der Vater — den Anfang mit einer Schenkung von einer halben Millien, Dollars gemacht hatte, dem, wie erwähnt, seine Tochter Mrs. Soane von uns sechs Mile» östlich, mit einer Viertelmillion folge, die zum Ankauf einer medizinisch- acht Mile». wissenschaftlichen Bibliothek bestimmt wurde. j Wir hatten damals nur einen kleinen Buben, den hier, Eine ganz kuriose Veranlassung soll diesem großartigen Geschenke! Euren Papa Corny; ein wilder Junge war'», den kein Stock zu Grunde liegen, ein Erlebniß, welche» der alte Banderbilt, der! und Hunger carirte. Hatte der tolle do^ sich da eine Flöte au» Gründer des Hause» (Großvater deS jetzigen Chef»), einst seinen Hickoryholz machen wollen. Da» hätte nun nicht» geschadet; aber Kindern und Enkeln erzählte. E» war am zweiten Weihnachtsabend,. er hatte mir ein haarscharfe» Messer au» dem Schub dazu gestohlen, als seine Lieblings-Enkelin — jetzige MrS. Soane — plötzlich vom! ein so blitzscharfes Ding, mit dem ich mir von Zeit zu Zeit meine Croup befallen wurde. Die nach allen Richtungen eilenden Diener schlimmste Plage, die Hühneraugen, kurirte. Und richtig, plötzlich trafen nun keinen Arzt, alle waren in Gesellschaften, im Theater oder! schreit Mutter wie besessen: „Da liegt der Corny, hat sich die überhaupt nicht in der Stadt. Der alte Banderbilt, besorgt und in! Pulsader durchschnitten, da» Blut spritzt uur so 'rum." „Halt zu, seinem cholerischen Wesen durch den Mißerfolg gereizt, beorderte sein, Mutter, halt die Ader zu I" schrie ich, „bringt Verband her, Wasser." Cab, warf sich hinein und jagte nach dem Broadway. Dort, tM j „Ne, ne, Kumpan", sagt ein alter Digger hinter mir, „kein Zeug, stärksten Schneetreiben, stellte er sich hin und rief mit seiner Schiffer Stentorstimme von Zeit zu Zeit: „Ich brauche einen Arzt!" — — Dies summarische Vorgehen hatte schnellen Erfolg: Ein junger Mann meldete sich: „Jawohl, Sir, ich bin Arzt." — „Steigen Sie ein — ich bin Banderbilt." Der junge Arzt stieg ein, lachte aber über deu guten Witz, Banderbilt am Weihnachtsabend im Schnee; auf de« Broadway nach einem Arzt auf der Suche nur ein Spaßvogel konnte sich diesen Scherz erlauben. Aber als sie auf dem leichten Gefährt dahiusausten, erzählte der alte Kom modore ihm die Details, und bald hielt man vor dem lichtstrahlen- den Portal deS Vanderbllt'scheu Palais — eben noch zur rechten Zeit, uw das Leben de» Enkellinde» zu retten. Der junge Arzt wurde, trotz de» Proteste» der später zuströmenden berühmten College», einzig und allein für die Kinder beibehalten — er ist heute noch der Arzt und Freund im Hause, seine glückliche Dazwischenkunft am Weihnachts abend hat ihm eine goldene Praxis eingetragen. Als die Kleine nun in der Besserung bereit» vorgeschritten war, saß sie eines Abend» zwischen Großpapa und Papa am Kamin, und ihre sie zärtlich liebenden Brüder zeigten ihr schöne Bilderbücher. „Aber es war doch eine euriose Idee, Granny", meinte Banderbilt'» kleiner Enkel, „daß Du auf den Broadway gefahren bist und nach einem Arzt geschrieen hast." „Höre, mei« Junge, das habe ich zu einer anderen Zeit und in anderen Verhältnissen gelernt, und wenn Ihr ruhig zuhören wollt, will ich Euch erzähle«, wie man sich in der Noth hilft. Damals war ich noch mit meiner Frau in Cali- foruien, ich „äiggts", und Mutter schenkte Whiskey »nd Ale an die Kameraden au». Eine bunt zusammengewürfelte Bande, diese Kameraden; da waren englische Verbrecher, die aus Australien ent flohen waren, und englische «nd deutsche Leutnant-, die wegen Schulden durchgebrannt waren — fein« stndirte Kerle darunter; aber da» wüste Lagerleben, der Golddnrst hatte sie bald alle zu ordinäre» ««schön gemacht. Sin« war dabei, deu «umlW sie de» Doctor; da» zieht da» Blut auf, die Wunde muß genäht werden; ist denn kein Doctor hier?" „Hol' den Doctor", ruft in Todesangst Mutter, „ich halte so fest den Daumen auf, daß kein Tropfen rau» soll, hole Köller vom Nachbar-Camp, in einer Stunde könnt Ihr zurück sein." — Durch'» Lager bin ich ans meinem Gaul gerast. „Ist hier ein Arzt, ich brauche einen Arzt, ist Köller hier?" „Gestern ist er nach Greenway (dem andem Camp) abgezogen," sagt mir der Wirth vom Drycamp. Und wieder fliege ich davon; kein Araberroß läuft schneller; mein guter Bob ahnte die Gefahr seines Spiellameraden, ich sagte immerzu zu ihm, „lauf' guter Bob, sonst stirbt unser präch tiger Junge!" Und er lief! In Greenway am ersten Cottage schrei' ich wieder: „Ist hier ein Arzt, ist Köller hier?" „Jawohl hier bin ich", antwortete der erste Mann, den ich auruf', er war'» selbst, o Glück! „Steigt auf! Mein Junge verblutet." Ohne Worte zu machen, setzte er sich hinter mir auf den Bob, und obgleich es rasch genug ging, wollte mir doch der Weg kein Ende nehmen. Beinahe drei Stunden war ich weggewesen, drei Stunden hatte die Mutter mit aller Kraft ununterbrochen die Wunde fest zugehalten, so daß nur tropfenweise da» Blut ge sickert war; die arme Frau war am Ende ihrer Kräfte, aber sie hatte keine Ablösung gewollt, nicht einen Moment sollte ihre Hand von der Wunde kommen, so eine Mutter in Angst hat Riesenkräfte. Gut. Köller ließ sich von einem der schaarenweise herumsteheudeu Männer einen elastische» Gummihosenträger geben, da» heißt er wollte eS; aber von den fünfzig Kerl'», glaubt Ihr'» wohl, Kinder, hatte keiner einen solchen — in den meisten Fällen ei» Stück Strick oder Fetzen — aber ein elastischer Hosenträger — den gab'» nicht, ich hatte auch keinen. „Höre, Mann," sagte da meine Frau, „ich habe solche Strumpfbänder, nimm sie mir ab. Da- that ich, de« Doctor staute da» Blut zurück, der Arm wurde enäht und verbunden, in kurzer Zeit war Alle» auf» Beste gebellt, schenkt« Söll« eine Hack«, die « wünscht«, und « ritt wich« geui Ich I in sein Camp; bald hörte ich, er hätte was Ordentliche» gefunden und wäre fortgezogen. Bald ging es mir ja auch besser und immer besser, ich wurde reich, mehr als reich .... Wohl dreißig Jahre waren vergangen, da gehe ich mit Corny den Broadway entlang, ein Mann kommt un» entgegen; ich seh' ihn an; plötzlich weiß ich. wer e» ist. Halloh!" schrie ich, „ist hier kein Arzt, ist Köller nicht hier?" Er bleibt verwundert stehen. „Banderbilt, by Jove. Aud Corny?" E» ging ihm gut, er war Arzt in New-Aork» hatte damal» «ia hübsches Stück Gold gefunden, „mit Eurer Hacke, Sir," und hatte seine Lieblingspraxis wieder ausgenommen; er war ein wirklich« studirter Arzt; Mutter hatte Recht gehabt. Von meinem Glück hatte er gehört; aber ein rechter Kerl, wie er war, wollte er jeden Schein von Zudringlichkeit meiden und hat mich de-halb nie aufgesucht. Corny," sagte ich, „da Köller keinen Lohn will, so sollst Du einst, wenn Du selbst so viel erworben hast, mal au» Dank für die Kunst, die Dich rettete, etwa» für ein Hospital thun. Da» versprach « auch, und er wird'» gewiß halten," fügte der alte Banderbilt hinzu, „besonders da ärztliche Hilfe ihm jetzt seine kleine Addie erhalten hat." — „Und ich thue anch etwa»/ rief Addie, „nicht wahr, Papa» und die Boy'» solle« auch etwa» thun!" Wie wir am Eingänge erzählten, erfüllten Alle ihre Gelübde, — ein« volle Million Dollar» hat da» Hospital von ihnen erhalten» sie haben damit also etwa» mehr, al» nur „Etwa»" gethau. Ans Kunst »nd Leben. — Auch ein« Knnstleistung. An»Berlin wird geschrieben: Einer nuferer geschätztesten Pianisten wohnt« mit eine« Kritiker unter eine« Dache. Die unendliche Melodie über seinem Haupte «achte de» Kritiker nervö»; zum Frühstück Mozart, Mittag» Beethoven, Abend» Mendelssohn. Da» klang ihm zn rund. Tr fand Mittü «nd Wege, deu Künstler zu delogiren. Letzterer war über diesen ih« gespielten Streich ganz unglücklich; da» „Rücken" gilt für Niemanden al» Unterhaltung, am wenigsten aber für de« Besitzer mehrerer Claviere, »nd so kam «». daß der Pianist einem Künstlercollege» gegenüber sei» Leid klagte und dabei den Urheber seine» »«freiwillig«, AuSzugr» »icht schonend behandelte. „So ein »»musikalischer Mensch!" zog er los. „Aber Fr«»»d," fiel der College ei«, „D» bist i« Un- recht, er hat ja gerade gezeigt, daß er de« schwierigste« Clavier- a«»z«g zu Stande bringt." — Zeitung-depesche» solle« i« Fraukreich vom l.Junl ab für deu halbe« Preis befördert werde«. Da» reicht freilich «och laug« nicht a« englisch« Verhältnisse Hera«, wo bei Zeit«ng»depesch«l 100 Worte 1 Schilling — 1 Mark kosten. I« De«tschla«d ist de« Zeitungen keiuerlei Vergünstigung gewährt. Ei« geheimer Vertrag zwifche» Napoleon III. ««d dem Herzog vo« Bra««fchweig. Nachforschungen i» de« a»f der öffentliche» Bibliothek «iedergelegte« Papiere« de» ver- storbnie« Herzog» vo« vraunschweig habe« zwei höchst mrrkwürdig« Dokumente zu Tage gefördert. Da» eine dttselbe» ist «i» OffenfÄ, und Defenssv-Alliauz-Vertrag, der zwifche» S. S. H. (aio!) S«l Friedrich «»g»st WM«, Herzog vo» Brmmschveig-WolffewbüttN
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