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Freitag, 2«. März 18KZ. De«ftadt. m- der Expedi- tnm. kl Meißn. Gasse Nt. » zv haben. Dreist vierteljährlich 1»'/»Ngr. Zu beziehen durch alle Igl. Post- ' Anstalt,«. Kn unterhaltendes Wochenblatt für den Würger und Landmann. Redacteur und Verleger: Friedrich Walther. ' ' 1 M . ..." >> 1'- - ^. . . > > I DreSdsn, den 1S. März 1863. Am verwicheuen Sonnabend früh nach 6 Uhr ist Ihre Königl. Hoheit I die Prinzessin Auguste, Herzogin zu Sachsen, Tochter Sr. Majestät des am S. Mai 18L7 verstorbenen Königs W Friedrich August des Gerechten, nach nur kurzem Krankenlager in dem Alter von 8V Jahren, 8 Monaten und 21 I Tagen sanft verschieden. Es hat dieser Todesfall, welcher unser erhabenes Königshaus in tiefe Trauer versetzt, W zugleich in allen Schichten des sächsischen Volkes die regste Teilnahme wachgerufen; denn die edle Verklärte hat D ihr langes Leben hindurch des Guten viel gestiftet und sich durch ihre» stillen unermüdlichen Wohlthätigkeitsfiun ein M bleibendes und dankbares Andenken gesichert. Politische Welt sch au. Deutschland. Die großherzoglich hessische Regierung hat neuerdings durch eine in der zweiten Kammer abgegebene Er klärung VaS Gerücht, als sei dieselbe in letzterer Zeit dem preußisch französischen Handelsverträge geneigter geworden, gründlich wi derlegt. DaS Ministerium hält vielmehr an seinen früheren An schauungen fest. Dies hat aber mehrere Abgeordnete nicht ab- gehakten. einen abermaligen Antrag einzubn'ngen, welcher sich auf den Beitritt des Großherzogthums zu jenem Vertrage und auf die Mit allen Kräften zu erstrebende Erhaltung des Zollvereins bezieht. — In Kassel haben die Stände einstimmig beschlossen, die Staatsregierung dringend zu ersuchen, den wegen ihrer Ver- fafsuygstreue auf Wartegeld gestellten Staatsdienern, beziehungs weise deren Erben, Entschädigung für das entzogene Gehalts viertel zu leisten. ' DaS Ministerium scheint wenig geneigt, auf dieses Gesuch einzugehen. Aus Hannover wird berichtet, daß der bisherige General und Hofmarschall v. Hedemann nach erfolgter schimpflicher Cassa tion in das Zuchthaus zu Celle abgeführt worden ist, wo er eine 25jährige Freiheitsstrafe zu verbüßen hat. Die Anrufung der königlichen Gnade ist somit eine erfolglose gewesen. Die von dem .Verurteilten verübten ausgezeichneten Unterschlagungen und Be trügereien belaufen sich auf die Summe von ca. 47,000 Thlrn. Unter den Mitgliedern der in Hamburg tagenden Elbzoll- Coyfmnz soll endlich, wie dasige Blätter melden, eine Verstän- digMIg über eine den Elbzoll nach den Bedürfnissen der Gegen wart llHUlirende Uebereinkunft erzielt worden sein, deren allseitige HettehMlgung durch die betreffenden Regierungen schon in nächster .Aeit gehofft wird, so daß die Reform bereits am I. Juli d. I. U^Kraft treten könnte. Der künftige Normalsatz des Elbzolles für die ganze schiffbare Strecke dieses Flusses würde hiernach nur 1 Sar. 4 Pf. per Centner betragen, mit zwei niedrigeren Tarif- Klaffen zu 8 und 2 Pf. Alle Zollämter, mit Ausnahme des jenigen zu Wittenberge, sollen aufgehoben werden. Preußen. Der 17. März, der Tag, an welchem vor fü»M Jahren König Friedrich Wilhelm IU sein Volk aufrief rum Kampfe für Vaterland, Ehre und Freiheit, dieser wichtige Gedenktag, welcher unter anderen Verhältnissen das gesammte preußische Volk zur einmüthigen patriotischen Feier vereint haben würde, ist im ganzen Lande, mit nur wenigen Ausnahmen,, fast spurlos vorüber gegangen, da der zwischen Regierung und Volk herrschende Zwiespalt nirgends, eirre warme und aufrichtige Fest freude aufkpmmen ließ'' In Berlin war dagegen für jenen line großartige Feier, deren Mittelpunkt die Grundstein- Ntlf«nd)wän)igster Jahrgang. I. Quartal. legung zu de«? Denkmal des Königs Friedrich Wilhelm HI bildete, schon längst vorbereitet worden, die jedoch einen vor wiegend officiellen und militärischen Charakter trug und schon um deswillen die Theilnahme der Bevölkerung nicht zu erregen vermochte/ weil das ganze Arrangement in die Hände von Männern gelegt war, welche dem gegenwärtig herrschenden Re gierungssystem nicht nur nahe stehen, sondern zu den eifrigsten Vertretern der Reaction gezählt werden. Die liberalen Blätter gehen daher meist mit bedeutsamen Schweigen über die Feier hinweg und begnügen sich damit, den Festbericht des officiellen Staatsanzeigers abzudrucken. Letzterem entnehme^ wir in Kürze Folgendes. Der Festplatz im Lustgarten, wo das Reiterstandbild des verstorbene« Monarchen errichtet werden soll, war von hohen, mit den Landesfarben geschmückten Masten umgrenzt und daselbst ein Pavillon zur Aufnahme der königlichen Herrschaften errichtet, während mehrere Tribünen für die Mitglieder des Landtags, der städtischen Behörden, der Geistlichkeit rc. erbaut waren. Die Gewerken hatten sich aus den oben angedeuteten Gründen und weil man ihnen ihren Platz hinter dem Militär angewiesen, gar nicht betheiliat und die Bürgerschaft war somit nur durch die anwesenden Stadtverordneten vertreten. Nach zehn Uhr nahten sich im feierlichen Zuge die Ritter des eisernen Kreuzes und die Kombattanten, eine stattliche Schaar von etwa 4000 Veteranen, von denen viele von ihren Frauen oder jüngeren Soldaten geführt wurden. Das-Erscheinen dieser wackeren Kämpfer wurde von dem versammelten Publikum mit lautem und freudigem Zuruf begrüßt. Nachdem die Veteranen und die ebenfalls im langen Zuge herankommenden Deputationen der Behörden rc. Platz genommen, langten nach halb 12 Uhr der König mit den königlichen Prinzen, die Königin und Prinzessinnen, sowie die anwesenden hohen Gäste des königlichen Hauses auf dem Fest platze an. Nach der Absingung eines Psalmes wurde die auf das Denkmal bezügliche, vom Könige unterzeichnete Urkunde durch den Cultusminister vorgelesen und dann der Grundstein versenkt; der König vollzog die üblichen ersten drei Hammer- schläae und ihm folgten die Königin und die übrigen Mitglieder der königlichen Familie. Während dieser Ceremome spielten elf Musikchöre und eS wurden unter dem Geläute aller Glocken 101 Kanonenschüsse abgefeuert. Die Absingung des Chorals: ' „Nun danket alle Gott" schloß die Feier, welcher in den Casernen eine festliche Bewirthung der Soldaten folgte. Die Ritter des eisernen Kranzes speisten im Schlosse beim Könige; die übrigen Kombattanten wurden auf königliche Kosten im Kroll'schen Etablissement unter dem Vorsitze des General-Feldmarschalls Wrangel bewirthet. — Die mehrfach ausgesprochene Befürchtung,