Volltext Seite (XML)
vr.^0. — rtt <Lin unterhaltendes Wochenblatt für den Würg« und Mndmann 1 V U.L t Politische Weltschau flÜNv^ Nr0 t »,j Revacteur und Verleger: Friedrich Walther. vinteljLhüich ir'/»R-r. Zu beziehen durch» § alle k-l. Pvst- ! :: Anstalten. e bekannt qenug ion von Äteriko Deutschland. ES fehlt nicht an Zeitungsstimmen, welche die gegenwärtige politische Lage als eine für Deutschland sehr bedrohliche darsttüen und in der Haltung- welche Preußen dem polnischen Aufstande gegenüber eingenommen, den Anfang zu sehr ernsten Verwickelungen erblickt die Kölnische Zeitung, welche früher gar oft die Furcht vor einer Bedrohung der Rhein grenze als leere Gespensterseherei bezeichnet hat, hält jetzt nicht nur die Aufstellung eines sranzösischen OdservationscorpS an der Preu- ßischen Grenze, sondern sogar den Einmarsch der Franzosen in preußisches Gebiet füt sehr nahe gerückt; sie spricht es als ihre wohler wogene Meinung auS, da- die Aussicht auf einen Krieg Frank reich- gegen Preußen seit 18! 5 noch niemals so drohend gewesen sei, als jetzt. Schon vernehme man, fährt das Blatt fort, in dem französischen Hofblatt den verhängnißvollen Ruf: Kaiser Napoleon se! die Hoffnung der leidenden Völker, und wenn der französische Machthaber gegenwärtig die Aufhebung der preußisch russischen Convention, sowie die Wiederherstellung der den Polen 1815 zugesagten freien Verfassung fordere, so habe er bei diesen Forderungen nicht blos die öffentliche Meinung der ganzen gesitteten Welt für- sich, sondern auch die englische Regierung. Forderungen -nicht gesitteten Welt für sich, sondern auch die enalfl Im Uebrigen müsse der Kaiser, dessen Rheingelüste, seien, gegenwärtig wünschen, die Augen per Nation von abzulenken, ja es erscheine ihm vielleicht gerathen, das ganze abenteuerliche Unternehmen aufzugeben; der Krieg, der ihm am Rheine winke, könne ihm daher nur höchst willkommen sein. Der deutsche Bundesstaat sei tief zerrüttet, die beiden deutschen Großmächte Unter sich uneins, die preußische Regierung in ganz Deutschland gründlich mißliebig und ihres letzten Halles, der Einigkeit mit dem eigenen Volke, in dieser äußersten Roth be raubt. Dies Alles sei geeignet, eine kriegerische Politik des Kaisers der Franzosen zu unterstützen, und die Gefahr könne nur wirksam beseitigt werden, wenn sich die preußische Regier ung zur rückhaltslosen Aufgabe der mit Rußland- vereinbarten Convention entschließe. Andere Klätter gehen noch weiter; sie sind der Meinung, daß, um den in Berlin erhobenen Vorstell ungen einen praktischen Nachdruck zu geben, die Absendung Hiner französischen Flotte nach der Ostsee und eine Blokade der preußischen Häfen nicht zu den Unmöglichkeiten gehören. Wir halten indefftn alle diese Befürchtungen für übertrieben und preußischen Häfen halten indessen 'A glauben, daß die gegenwärtige Lage der Dinge zu derartigen Besorgnissen einen gegründeten Anlaß nicht bietet. Allerdings wird der Kaiser Napoleon die polnische Angelegenheit dazu benutzen, sich von Neuem zum Schiedsrichter Europas zu machen und nebenbei liberalen Ideen und Principien, die m Frankreich selbst nicht aufkommen dürfen, zu Gunsten Pylens rifrig das Wort zu reden; aber er wird es sicherlich vermeiden, Uber die Grenzen der diplomatischen Intervention hinauSzuaehen und durch eine rasche Entschließung sich, zu einem kriegerischen Engagement treiben zu lassen, das leicht zu unabfehba/en Con sequenzen führen könnte. Die polnische Frage ist nicht darnach angethan, um^ein dauernde- Zusammengehen Englands mit Hrankteich zrt verbürgen, und letzterem würde bei emem durch sie hervorgerufenen Kriege unstreitig die Hauptaufgabe zufallen. Außerdem hat aber der Kaiser Napoleon ein unzweifelhaftes Interesse, sich nicht ohne dringende Noth mit Rußland zu ver- Fünsun-Marytgsirr Jahrgang. I. Quartal. feinden, sondern sich dessen Freundschaft zu einer gemeinsamen Action im Orient auftusparen, weiche für Frankreich jedenfalls mehr Vortheile bieten würde, als die Wiederaufrichtung eines selbständigen Polenreichs, gegen welche selbst/ wie die Debatten im Berliner Abgeordnetenhause beweisen, die preußische Volks vertretung sich entschieden erklärt hat. Alle- dies spricht da für, daß die ' französische Regierung r in der polnischen Ange- gelegenheit mit großer Vorsicht verfahren" und sich selbst von. der öffentlichen Meinung Frankreichs nicht zu raschen und be denklichen Schritten drängen lassen wird. Hierzu kommt noch, daß nach allen vorliegenden Anzeichen die preußische Regier ung sich anschickt, die mit Rußland abgeschlossene Convention, welche nicht allein in ihrem-eigenen Lande, sondern in ganz Europa so gerechten Anstoß erregt, bedeutend zu modificiren oder tanz zurückzuziehen/ ein .Beginnen, das offenbar von Ruß land unterstützt wird, dem die Einmischung der europäischen Diplomatie nicht minder unbequem zu werden beginnt, als Herrn v. Bismarck. Mit der Convention oder ihren verfänglichen Be stimmungen wäre aber^alle Ursache deS Streites beseitigt. Die Befürchtung eines Krieges in Deutschland erscheint somit wenig -Gerechtfertigt, obgleich die ruffenfreundliche Politik Preußens, wenn thr nicht rechtzeitig ein ernstes Halt zugerufen worden wäre, leicht eine solche Gefahr hätte heraufbeschwören können. Wie verlautet, wird im Herbst dieses JahreS eine Inspektion sämmtlicher Bundescontingente, wie sie zuletzt 1858 statt- gefundeu, vorgenommen werden. — Die badische Regierung hat der Bundesversammlung die Anzeige gemacht, daß sämmtliche Fortificationen zum Schutze der in Kehl über den Rheitt führen den Brücke resp. des Bundesgebiets nunmehr 'in allen ihren Theilen vollständig ausgeführt, ausgerüstet, armirt und mit der erforderlichen Besatzung belegt sind. Der bairische Landtag ist durch königliche Verfügung auf gelöst worden; es ist dies aber lediglich aus dem Grunde ge schehen, weil, das Mandat der gegenwärtigen Abgeordneten mit dem Schluffe des nächsten Jahres ablüuft. und es erheblichem Zweifel unterliegt, ob bis dahin die vorzulegende Civilprozeß- ordnung zum Abschluß gebracht werden kann. Die hadische Regierung hat den Spielpacht in Baden- Baden für das Jahr 1867 gekündigt. -- In Kassel ist am 1. März der Oberbürgermeister Hart wig, ein treuer und beharrlicher Kämpfer für die kurhessische Vrrfaffungssache, mit Tode abgegangen. Nachdem die Adresse de- holsteinischen Landtags zurück gewiesen worden, und Pie Ständeversammlung jede Hoffnung hat aufgeben müssen, mit Bitten und Beschwerden noch etwas zu er reichen, ist am 2. März der Antrag eingebracht worden, sich beschwerend an die deutsche Bundesversammlung zu wenden. ' Der Anttagsteller Bloome wies aus den früheren Verhandlungen ^nach, daß Deutschland in Ehren verpflichtet sei, dem schwerbe-, drückten Lande Schutz zu gewähren und dafür zu-sorgen, daß, Dänemark seine Zusagen erfülle. Der Antrag wurde von sämmt- lichen Mitgliedern unterstützt und einer Commission übergeben. Der königliche Commissar, welcher vorher an einem anderen Orte - die Aeußerung gethan, daß er „die Bude schließen" werde, be schränkte sich auf die Erklärung, daß er den Verhandlungen über jenen Anttag nicht^ beiwohnen werde, ^da die Souveränetät des ", " " ' 10 Donnerstag Srenftadt- Dr-rLde«, t» d« Exp«di- --«r