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Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.04.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860429
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-29
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 29.04.1886
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VLgNches N«rer-att»«-s5ü»tt z«« SLchstsche« Laudes-Au-eiger. '»al drauf zu spreche» komm, — «ud «ei« Gar» ist ht j« Sud« — laß ich Dich 'uen korrekte» Blick hin- . meiu alte» Loggbuch »ud kettien Ander« »chr nachher. Du mikgst Dir 'ue Lehr« drau» »eh««,, uud dann, Dich vergeß ich r'S nicht mit dem kleine» Dieup ^rn im Top — eutfiunstDlch wohl — da ist »itt« 'u eomfortabl« Grdauke vo» 'uem Freunde, w«»» er weiß, daß au» de» Holz, an» welchem der alle Billy Raily zusaunue». geschlage« wlwde», etwa» Respektablere« Hütte gemacht werde» köuuen, ««,»'» Schicksal sich «icht dwar» vor «ich i»'» Fahrtoaffer gelegt Hütte.' Billy Raily stiert« wieder l» da» «it bläuliche» Lichtern durch, wobeue Wasser hi»ab, welche» de» Eindruck erzeugte, al» sei «» «ll- fertig a» dem sich aus derselbe» Stell« trüge auf. »ud abschwiugeude» Schiff vorbeigeströmt. Al» er sich «ir wieder zukehtte, klopft« er «ich »it dem holzühnlichen Zeigesiuger auf die Brust. »Dick", sprach er, seinem heisere» Organ nach beste» Kräfte« einen sorglose» Klang verleihend, „gieb mir Deine» Tabak»beutel jetzt. Verdammt, mir will zuweileu da» Bar« in de, kehle stecke» bleibe», uud da mache«'» etliche Züge wieder lose. Hw. Dick' knurrte er, indem er seinen kurze» kalkstummrl Mte uud demnächst Feuer auscheinend au» seinen theerige» vramtuchhos« heraus trieb, »e« packt mich öfters 'ne W»th, daß ich mir de» Schädel am Bang spill eiureuueo möchte. Doch wa» würd's verschlagen? Hin ist hiu. Mein Lebe» ist verh«nzt u«d verpfuscht, verrottet, wie '« ave» käse- malttuschiff, und sch«appt'S plötzlich 'mal ab, kräht kei» Huhu oder Hah» darnach, höchsten» Du, wen» Du » '«al erfahre» solltest, deuu ich halte Dich für 'ue fixe korrekte Hand' Die Pfttfe brannte; Billy Raily lehnte sich wieder auf die Regrliug uud als ob keine Unterbrechung pattgefundeu Hütte, spann er sein Bar» weiter: »Run ja, ich hörte 'u Brrüusch, welche» Liner vo« blaue» Wasser auf de» erste» To» so korrekt aukmacht, wie '» Möve ihre flügge» Juugen, »ud da» bewahrt« «ich vor dem elendesten Streich, der je iu dem Kops eine» Wahnwitzige» a«»gehrckt wurde. U»d da halt« ich »och die Griste»gegeuwart. al» ich"iu di« erstauuteu große« Auge» sah, ',eu Fi«ger auf meine» Mund zu legen uud «it der audereu Hand de» Tour» zu weise», au» welche« da» Beränsch herübergedruugeu war. Juaua verstand mich, mochte de» Ernst der Lag« und die Befahr auch wohl iu «einem Augeficht lese», uud da» sah wohl schwerlich au», wie sonst. Hatte sie aber im Traum 'ue Sh»u»g von meine« wilden Thun gehabt, so ging'» iu Schrecken über, da» Waruung-slgual. Deuu sie nahm meiu« hart« Faust zwischen ihre zarte», weiche» Händchen und drückte sie mit '»er Gewalt, daß ich ihr, A»gst vor '»er Verfolgung darnach berechnet,. Und va» möchte sie nicht alle» zu «ir gesprochen habe«, Hütte der Finger nicht al» 'ue Waruuug meine» Mund geschloffen. Doch wa» sie vielleicht fragen wollt«, erfuhr sie bald genug ohue mich. Deuu 'ne Minute uud '»e halb« — länger »icht — hatten wir beide mit angehalteuem Athen» gelauscht, da erschallte wieder da» Plätschern »ud ich unter schied, daß «S bedeutend näher gerückt war. „Ich bewachtet« Juaua uud sah, daß sie erbleichte. Mir selbst mag» nicht besser ergangen sein. Ich dacht« nämlich au «einen Tapitän und seinen Schatz, ralculitt«, daß e» ihr Unglück, wenn mau nu» faud, uud da meinte ich, daß mir'» Herz still stehe» müßte. Die Vielheit der Binsen machte, daß ich nicht weit um mich zu spähe» vermochte, uud so lugte ich deuu mehr «ach oben und entdeckt« in der That, daß in der Eutfernuug von etwa vier, fünf Fadeu die Spitzen einzelner etwa» höher aufgeschoffeuer Halme fich regten, uud da» war bei der riugrtreteuru Windstille verdächtig. Mehrere der dünnen Dinger neigte» fich sogar, leise» Reiben ward vernehmlich uud da» kouut« «ur von 'uem Fahrzeug au»gehru, da» vorsichtig zwischen den Blusen hiudurch bugfirt wurde. „Scharf lugte ich hinüber, «ud da erschien'» mir, alS ob'S seinen Lour» gerade auf unser Eiland zu gehalten hätte. Da» machte mich äl» di« Winterarbeit. „Im Winter gab e» in unserer Festung über haupt wenig Kronsarbeiten. Die Gefangenen gingen an den Jrtysch, um alte KronSbarken zu zerschlagen, arbeiteten in Werkstätten, gruben an KrouSgebäuden den von Stürmen zusammengewehten Schnee fort, brannten und stießen Alabaster u. s. w. Der Winter- tag war kurz, die Arbeit endete bald, und unsere ganze Schaar kehrte früh iu da» Gesängniß zurück, in dem sie fast nicht» zu thun hatte, wenn er nicht zufällig eine besondere Arbeit gab. Aber mit eigener Arbeit beschäftigte fich vielleicht nur ein Drittel der Ge fangenen, die übrigen schlugen die Zeit todt, schleuderten ohne Noth- wendigkeit in allen Räumen de» Gefängnisse» umher, schimpften und bettanken fich, wenn nur etwa» Geld aufzutteiben war; in den Nächten verspielten sie im Kartenspiel ihr letzte» Hemd, uud dieses alle» au» Kummer, aus Trägheit, au» Langeweile. In der Folge begriff ich, daß e» außer dem Verlust der Freiheit, außer der er zwungenen Arbeit in dem Sträflingsleben noch eine andere Qual giebt, welche fast stärker ist al» alle übrigen. Die» ist da» ge zwungene, gemeinschaftliche Zusammenleben. DaS gemeinschaftliche Zusammenleben ist allerdings auch an anderen Orten vorhanden; aber in da» Gesängniß kommen solche Menschen, daß nicht jeder mit ihnen zusammen leben möchte, und ich bin überzeugt, jeder Sträfling hat die Qual gefühlt, wenn allerdings zum größten Theil auch nur unbewußt. Bei den Sommerarbeiten wurde» die Leute meist zur Ausführung von Jngenieurarbeiten verwendet. „Die Ge fangenen bauten, gruben Erde, formten Ziegel; andere von ihnen waren mit Schlosserei, mit Tischlerei, mit Stubenmalerei bei den AuSbessernngSarbeiten an fiskalischen Gebäuden beschäftigt. Die Dritten gingen in eine Ziegelbrennerei, Ziegel zu streichen. Diese letzte Arbeit galt bei un» als die schwerste. Die Ziegel brennerei befand sich an drei oder vier Werst von der Festung ent fernt. Jeden Tag im Verlaufe des Sommers um sechs Uhr wurde eine ganze Schaar Gefangener, an fünfzig Mann, zur Anfertigung von Ziegeln abgeschickt. Zu dieser Arbeit wählte man Tagearbeiter, d. h. keine Handwerker und keine, welche zu einer Werkstatt gehörten. Sie nahmen Brot mit fich, weil e» wegen der Entfernung de» Platze» unvortheilhast war, nach Hause zam Mittagessen zu gehen und auf diese Weise überflüssig acht Werst zu machen; sie speisten erst am Abend zu Mittag, wenn sie in das Gesängniß zurückgekehrt waren. Ts wurde für den ganzen Tag ein bestimmtes Pensum ge geben, und zwar ein solche», daß der Gefangene gerade den ganzen Arbeitstag über mit ihm fertig werden konnte.' So gleicht nun ein Tag und ein Jahr im Wesentlichen durch aus dem andern, und wir fühlen dem Gefangenen seine qualvolle Existenz nach, wenn er auSruft: „Ich erinnere mich, daß diese langen, langweiligen Tage so einförmig gewesen sind, wie wenn da» Wasser nach einem Regen von dem Dache in Tropfen fällt. Ich erinnere mich, daß nur der leidenschaftliche Wunsch nach Auferstehung, nach Erneuerung, einem neuen Leben mir die Kraft gegeben hat, zu warten und zu hoffen!' „Berliner GerichtSzeitung." Parlamentarische Re-e-lüthe«. In der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung' findet fich folgende hübsche Zusammenstellung von Redrblütheu au» den letzten parlameu- arische» Berhaudluugeu. wieder kalt. Dich, so kalt sag' ich Dir, wie dl« Eisberg, da unten bei» Hör» Hamm. Nicht 'ne Prob, mehr vo» Aufregung, Alle» korrekte Treue »ud Freundschaft. Ohue sie anzuseheu — behielt «ämlich die Binse» im A»ge — preßte ich behutsam weine Hand a»f Juana's Brich, daß ich de» Schlag ihre» süße» Herzchen» fühlte, uud da» galt ihr al» 'ue Waruuug, kei» Blieb zu rühren, keine» la»tt» «themzug z» thu». Dm» legt« ich mich dicht »He» fie, daß di« Pflanze» uud da» Kraut zwischen dem morsche« Geäst un» Beide versteckten, ich sttbfl aber «l» weuig zwischen dm Stengel» hiudurch muh der unsicheren Sette hinüber auSzulugea vermochte. Meine link« Hand hielt Juaua iu ihrem Entsetz» fest umklammert, mit der rechte» hatte ich meine Speiche gepackt, um fie sofort ans 'um hinterlistige» Schädel «iederschmrtter» zu köuuen. Hegt« nebenbei di« Hoffnung, wer auch komm« mochte, ihm i« Buten oder Lüsen da» Fahrzeug abz»borgeu und driuuru unser« Flucht fortzusrtze«. „Ja. Dick, so lagen vir seitläug» vo« eimmder, da« Mädche» »ud ich, »ud über wich kam'», wie 'ue regläre Lust an Mord uud Todtschlag, uw dem Mädchen neu fiele» Abzug zu verschaffen, und zwischen den Eteugel» spähte ich hindurch, wie nie schäfer iu meinem Leb« z«r Nachtzeit vo, Brechern uud weiße« Waffrr. Uud richtig, e» dauert« nicht so lauge, wie ich Zelt gebrauche, e» zu erzählen, da bemalte ich 'uen Schatten, vo, welchem die Binsen knickt,u uud fich anf die Seit« legte«. Uud daun, ja, kaum machte ich den schmalen Bug von 'uem Blockkauoe au», da eutdeckte ich auch den Manu in demselben, uud da» war kein Andern, als da» schleichende Reptil, der Tortilla. „Näher glitt er uud fester packte ich dl« Haudspeiche. Bon dem Griff der Seinen Hände befreite ich mich, um ungehindert zu sei«. Auf meinem Gesicht aber mußte e» lieg« wie Tollwuth uud Blut durst, daß da» arme Ding neben mir zitterte. „Anstatt indessen bei unserem Eilaude auzulaufe«, schob da» Sauo« sich iu der Eutfernung vo» zwei Faden — '»e Kleinigkeit «ehr odn weniger — vorüber. Wäre da» brauu« Reptil nicht so eifrig mit dem Bugsireu seine» Trog» beschäftigt gewesen — uud sein Rnder war'u-Diug. »icht besser, als 'n reg'lärer Kochlöffel — so hätten die auf d« andere» Seit« de» Eiland» vo« nu» selber geknickte» Blusen den Hund auf unsere Spuren briugru müssen. Zwischen uu» »ud ihm baute fich'» freilich «och Wie n grüner Schleier von groben Gewebe auf; und dauu hatte er, ich wiederhol'», Dick, zu viel «it seinem wafferschwereu Balken zu thun, de« er nur mühsam von der Stelle schob. „Der Zufall hatte ihn dorthin geführt, da» sah ich ihm an; aber d'ranf schwöre» hält' ich mögen, daß er fich mit 'uem hinterlistige« Pla» trug. Denn hier, wo er wähute, daß er vor fremden Augen sicher sei, zeigte e, ein so verdammt spitzbübische» Galliou, wie n«, je ein Schurke, der in den gute« alte« Zeiten au 'uer Bramraa auf- gehißt w»rde. Da calculirte ich denn hiu »ud her, wa» er drnu eigentlich suche. Allein konnte er fich unmöglich mir dwar» iu den «eg lege» wolle», wenn er «icht durch neu reg'läreu Fußtritt über Ende geschickt werde» wollte; er wußte also 'neu bestimmten Plan haben. Ich meinte, e» wäre wohl besser gewesen, «e hätte da» Eiland gestreift, »m die Angelegenheit mit einem einzigen Sprung und 'uem korrekte» Schlag abzuthuu und mit dem Balken davou- zugehe«, anstatt lauge dazuliege» uud «u» still zu verhallen. Deuu jede» Geräusch konnte un» verratbe«, und ich wa« der Ansicht, daß außer Tortilla noch Ander« i» unsere« Fahrwasser kreuzte« und nach uu» suchten. „Nachdem er also au» dem Bereich unsere» Höre«» gerudert war, theiltt ich Juaua meine Brrwuthung mtt. Zugleich vertröstete ich fie, daß wir auch ohne Kauo« oder Jolle uen Weg au» dem Moor finde» würden. Ich gedacht« uämlich, einige Dutzend Blusen- bündel auzufertigeu «ud daran» '» Floß von mäßiger Tragkraft herzu- stellen. Am unerttdrckt zu bleiben, galt'» dauu freilich, bi» zum aber maligen Sinken der Nacht zu Watte«, bi» dahin aber da» Fahrwasser In der Sitzung de» Abgeordnetenhaus«» vo« 21. Januar d.J. «auut« der Abgeordnete v. Miuuigerode .da» Schwein die Nähr mutter unsere, Landwirthe." Liue zoologisch gleich merkwürdige Be obachtung gab ein anderer Abgeordneter in der ReichStagSfitzuug vom 22. Februar zum Besten, indem er im Brustton echtester lieber- zenguug di« Behanptnvg ausstellte: „Auf 2.9 Deutsche kommt immer ein Schaf!" Weniger drastisch, aber für Naturforscher gewiß sehr interessant ist rin Ausruf, den der Sozialdemokrat Kayser iu der ReichStagS- fitzung vom 7. April d. I. getha« hat: „Der Abgeorduete Ackermann uud seine Freund« sollte» sich doch nicht immer auf eiu besonder» sittliche» Pferd werfen!' Di« «euschlich« Anatomie verdankt eine neue Entdeckung dem Herrn Hofpredige, Stöcker, der am 30. März im Reichstage erklärte: „Die wahren Arbeiter find monarchisch durch uud durch, bi» i« da» Herz, bi» zu« letzten Knochen.' Herr Stöcker wird seine Entdeckung gewiß gern „in da» nackt« Licht stellen,' ein sinnreicher Ausdruck, den wir der Rede de» Abg. vr. Windthorst in derselben Sitzung entlehnt habe». In da» Gebietjder merkwürdigen Erscheinungen gehört e», weu» der Abg. v. Zedlitz am 4. März im preußischen Abgeordnetenhaus konpatiren konnte: „Diese Retourkutsche hat wenigsten» gezogen.' Wir habe« schon manche Kutschen gesehen, die gezogen worden, aber eiue ziehrndk Kutsche ist uu» noch niemals unter di« Augen gekommen. Nicht minder merkwürdig ist die Thatsache, mit der uuS eiu Aus spruch de» Abg. Rickert i» der ReichStagSfitzuug vom 8 Februar be kaunt gemacht hat: „Der Herr Vorredner reitet noch auf diesem Aviso herum.' Der ehemalige« katholischen Abtheiluug im preußischen Anltu» Ministerium sagt« Freiherr v. TreSkow am 22. Februar im Abg« ordueteuhause nach: „Eiue weitere Thätigkeit dieser Abtheiluug be stand iu der Verlegung von Feiertagen uud Sonntagen ans die Woche.' Mit natürlichen Dinge» ist die» jedenfalls ebensowenig zugegaugen, wie «iu höchst sonderbarer Vorgang, de» der Finanzminister v. Scholz iu der Sitzung de» Abgeordnetenhäuser am 22. Januar mit folgeudev beredten Worten geschildert hat: „Da» ist de» alte oii-oulus vitiosus, der seit Lauge« wie ei» Unstern über den Reformpltiueu der Re gierung schwebt, von allen Seite» uur al» spanische Wand vorge schoben wird, Hinte, der mau fich verbirgt, um nicht Farbe zu bekeuuen.' Der Herr Laudrath v. Köller war e», der in der Reichstag», fitzuug vom 9. April folgende Erklärung zum Besten gab: „Eine Unwahrheit ist da», wa» »icht wahr ist, und eine Lüge ist eine aus gesprochene Unwahrheit.' Beinahe auf derselben Höhe steht der vom Abg. v. Schalscha am 10. Februar ausgesprochene Bedauk«: „Das Geld ist da» Blut im Verkehrswesen, uud wen» da» Blut im Ver- kehr stockt, ist er Blutstockung.' Der Reichitag nahm diese weise Betrachtung «it Gelächter auf. Herr v. Schalscha ließ fich aber da- durch nicht beirre». Au» der verstäudnißlosen Gegenwart floh er i« eine bessere Vergangenheit uud kündigte diesen Entschluß mit de» klassischen Worten an: „Wenn ich in den Topf der Geschichte greife.' In derselben Rede machte er dem Hamburger Abg. Woermauu eine sensationelle Mlttheiluug, indem er ihm zurief: „Ihre Väter, Herr Woermauu, werden Ihnen dafür nicht dankbar sein!' Abg. Rickert rief am 30. Januar d. I. im Abgeordnetenhause mit erhöbe»« Stimme au»: „Wer, wie ich, iu den Ostprovinze» der preußischen Monarchie geboren, erzo gen rnd gelebt hat. . ..' vorsichtig aurzupeile» uud in der Nähe de» Bache» auzulrge», «» «U der ablaufeudeu Fluth de« Oeei» zuzusteurru. Ja, Dick, «Pa»,, lich, Pläne kreuzte» fich da in meinem Schädel, ob anSführbar oder nicht, kümmerte «ich vorläufig wenig, well ich ealeulitte, Zett uud Gelegenheit müßten» bringen, uud dauu hatte ich '»e hrimlich« Hoffnung, daß Lapitä« Simpson, dnrch unser Au»blelbeu beunruhigt, wohl selber nach nn» auslngeu möchte. Zwei Sache» vexirtrn mich noch besonder»: nämlich ersten», daß wir muthmaßlich vo» 'ue, Anzahl Späher ««ringt waren, uud dauu, daß e» mit de« Lebensmittel, schlecht genug aussah. Hatte wohl 'neu kleinen Lörrach Brod und '» Fläschchen Whiskey eingelegt „d ausreichend war'» für uu« Beü»e auf 'neu ganze» Tag; wem wir dann aber noch in dem Moor steckt«, wa» dann? „Ich grübelt« «ud grübelte. Zugleich redet« ich Juaua gute» Muth eiu; und Muth uud Bednld besaß fie mehr, al» mancher au», gewachsener Manu au ihrer HZelle bewiesen hätte. Ich selber fand neu Trost darin, daß in uuseprr Noth all« meine wahnwitzigen Ge danke» über Bord gingen. Aber gerade iu di« Auge» konnte ich dem lieben Kinde nicht mehr blicken» weil'» mich bedrückt« wie 'ue große Scham vor mir selber; deuu ich meiute» fie hätte Alle» au» mi, herauSlest» müssen, Alle», wa» mir im Kopfe herumgegauge» war, seitdem ich ihr zum erstenmale begegnet. „So hieß e» also vorläufig still liege» Nach '«er Well«, je nachdem'» korrekt erschien, wollt' ich au'S Ufer schleichen, zunächst 'ue Kleinigkeit kundschaften, uud r» noch 'mal mit dem Auffiude« der Jolle versuchen, oder mit dem Bau de» Flosse» 'uru guten Anfang machen. „Zunächst stärkte» wir un» durch 'n paar Bissen Brot und '« Tröpfchen Whiskey, wozu wir mit der hohlen Hand 'neu Trunk vo» dem warmen Sumpfwasser schöpfte». Ich dachte schon daran, ko», zumacheu, da störte uu» wieder da» Klipper» eine» Ruder». Juaua sah mich groß an. Aus ihrem guten Angesicht regte fich Entsetzen, uud mit ihre» blauen Kiuderauzen fragte fie deutlicher, al» Mancher mit reg'läreu Lippen. Ich antwortete durch Schnlterzncken uud fig. »alifirte Vorsicht uud Ruhe, und leise schmiegten wir un» »eben einander iu «nserm Versteck. „DaS Geräusch kam diese» Mal an» der Richtung, iu welcher Tortilla fich entfernt hatte. Auch hörte ich au dem Klang de» Holzes, daß 'n andere» Ruder aus 'u audere» Fahrzeug stieß, uud glaubte daher, daß e» auch 'a anderer Mann sein müsse. Uud dennoch war'» dar braune Reptil selber. Verdammt, Dick! zwischen den Krautsteugelu hiudurch erkannte ich ihn, sobald uur so viel von ihm» wie'» Kupfereent groß mi» vor die Augm glitt. Gleich daraus unterschied Ich, daß er den einen Jolleuriemeu als Sloßhaken benutzt«, sogar selber io der Jolle stand, aber noch langsamer, al» zuvor mit dem Trog, von der Stelle rückt«. „Da» war 'ne verhenkert« Geschichte, Dick, und seinen Plan errieth ich jetzt so genau, wie'a Bericht Erbsen iu 'uer verdeckte» Schüssel, wenn der Dampf davon mir i» die Nase steigt. Der Hmw halte uu» wahrhaftig von der Hacienda au» nachzespürt, uud kein Anderer, als er, hatte Jnana im Barten erschreckt. Anstatt indessen gleich Feuerlärm zu schlagen, war er uns nachgeschlichrn. Er be rechnete offenbar, daß bei 'ner sofortigen Jagd wir heimlich zurück- kehren und Alle» hätten ableugneu können. Wir sollte« daher so weit entkommen, daß 'ne Ausrede nicht mehr möglich, uud dann erst wollte er di« Ehre uud den Lohn für'» Einfaugen in die Tasche stecken. Und au» dem Moor konnten wir ja nicht fort, deuu die Jolle hatte da- schleichende Gewürm längst entdeckt und irgendwo sicher geborgt», wo fie ohue '« andere» Fahrzeug nicht zu erreichen. Daß hätte ich mir Abend» zuvor sagen müssen, al» ich fie nicht auf der bekannte» Stelle faud und die Dunkelheit mich hiuderte, den leere» Aukrrplatz auSzumacheu. Nun aber, da wir in 'ner korrekten Fall« drin saßen, kam'» ihm d'ranf an, die Jolle zur eigenen Be nutzung iu'S offene Wasser zu schaffen, dann erst Leute von der Ha cienda herbeizuruseu uud 'ne reg'läre Jagd auzusteheu. Fortsetzung folgt. Niemaud war gezwungen, diese harmlosen Glossen, wenn fie ihn nicht iuteresfirte«, zu Ende zu lesen, uud wer e» trotzdem gethan hat, de, hat e» fich selbst, um mit dem Abg. Dirichlet (Abgeordnetenhaus, 26 Januar) zu sprechen, „in die Schuhe zu schreiben.' Airs Kunst an- Leben. — Ein Wunder der nächsten Weltausstellung iu Pari» wird eiu eiserner Thurm sei», dessen Erfinder, der Maschinen bauer Eiffel, den HaudelSmiuister von Frankreich schon für seinen Plan gewouueu hat. Der Thurm soll 300 Meter in der Höhe habe», ganz au» Eisen, in durchbrochener Arbeit gebaut sein und auf vier Pfeiler» ruhen, deren Bogen die Thürme von Notre Dame überrage» würdeu. Er wäre nicht rund, sondern viereckig uud sein« Kauten würden gegen di« Spitze so zusawmeulaufeu, daß dort noch «in elek trischer Leuchter und eine Terrasse eingerichtet werden könnte. Die Schwingung de» höchste» Punkte» würde beim stärksten Winde 7b Ceuti» meter nicht überschreiten. Ans einer Plattform, die in der Höhe von 70 Metern angebracht uud die Thürme von Notre-Dame um 10 Meter überragen würde, wäre eiue Galerie eiuzurichten, die zu einem Restaurant, Lass oder dergleichen verwendet werden könnte. Ein Aufzug ginge bi» au die Spitze de» Thurm«». Da» Gewicht des Riesenbaues würde 6 Millionen Kilogramm »icht übersteigen und dessen Kosten b—b'/, Millionen betragen, von denen Herr Eiffel 4 beistellen wollte und der Staat den Restbetrag al» Subvention zu liefern hätte. Zur Deckung seiuer Auslagen fordert der Erfinder da» Recht, eiue EintrittSgebühr zu erheben und die Erlanbuiß, den Thurm noch einige Zeit nach der Ausstellung stehen zu lassen. Der Thurm köunte auch für die Wissenschaft uud die LandeSvertheidigung große Dienst «leisten, so zur Vornahme meteorologischer Versuche. Bei Hellem Wetter köunte ein elektrische» Signal von der Thurmspitze in Dijon wahrgeuommen werden. — Au» dem Geschäftsbericht einer Pariser Zeituug. DaS „Petit Journal', dieses billige, iu Massen verbreitete Blatt ragt iu Bezug auf den Umfang seines Leserkreises so sehr aus der Reihe der Pariser Journale hervor, daß einige Daten au» dem dieser Tage erschienenen 188ber Geschäftsberichte iu weiteren Kreisen inte resfiren werden. Di« Gesellschaft, welche da» Unternehmen für Fr. 2b Millionen erworben hat uud doSselbe mit einem gleich hohen Actieucapital betreibt, hat 188b Fr. 13.006.b69 eingenommen, d. i. Fr. 2,249.000 mehr al» im Vorjahre. Bo» diesen Einnahmen ent falle« auf Abonnement» uur Fr. 442,761, dagegen auf Einzel- verkanf Fr. 10,431,260, anf Annonce« rc. Fr. 2,132.b48. Die Anflage, welche bereits im Jahre 1881 fich auf 676,000 Exemplare belief, ist 1685 auf 825,000 gestiegen; gegenwärtig beträgt fie sogar 886.000, «ud an manchen Tage» erreichte fie die Ziffer von 1.000,000. Die Herstellung iucl. de« Geueralspeseu kostet« Fr. 8.032.355 (-s- Fr. 1,817,281); davon ist nur etwa» über >/«, nämlich Fr. 2.b1b 303, für den eigentlichen Betrieb und die Redaction au»- gegeben worden» der ganze Rest für Papier, Druck re. Der Ueber- schuß beträgt Fr. 4,974,216 uud geht um Fr. 535.469 über den vorjährigen hiuau». Davon waren Fr. 402,200 für Verzinsung einer Anleihe nothweudig, Fr. 3b9,000 wurden für Tantiömeu uud Reserven verweudet, während die Aktionäre Fr. 4,250.000 gleich Fr 8b pro Acti« oder 17 pEt Dividende empfangen. Diese Resultate find um so bemerkeuswetther, sda fie in einer Periode geschäftliche« Nieder gange» erzielt wurden. Für den ndartiourlle» Theil verantwortlich: Franz « ötze in Lhenmitz. - Druck mW ««lag vo» Alexander «t,d, i»
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