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sich dagegen ausgesprochen hat. Es wird darin hauptsächlich die Kompetmz des Stadtrathes für die geschehene Ablehnung bestritten. — Leipzig, 5. Aug. Im vorigen Monat haben das hiesige Bürgerrecht 73 Personen, wobei 40 Sachsen, erhalten. Außerdem haben 81 Personen, wobei 43 Sachsen, um Ertheilung des Bürger rechts nachgesucht und sind 270 Personen, wobei 93 Sachsen, als Schutzverwandte ausgenommen worden. Unfälle und Derbrechen. — Bautzen, 8. Aug. In dem der Johanna Krohne ge hörigem Hause zu Brösang ist wahrend der Abwesenheit sämmt- licher Bewohner am 4. Aug. Feuer ausgebrochen und hat dies, sowie da- der Wittwe Franke gehörige Haus total zerstört. Beide Abge brannte hatten ihr Mobiliar nicht versichert. — Burkhardtsdorf, 8. Aug. In Kemtau sind aus bis jetzt unermittelter Entstehungsursache die am oberen Ende des Dorfes gelegenen Wirtschaftsgebäude, sowie zuletzt auch das Wohnhaus des Lehngerichts durch Feuer gänzlich zerstört worden. Der Besitzer, Constantin Röber, war abwesend. — Chemnitz, 6. Aug. Aus Furcht vor Strafe wegen eines begangenen Diebstahls wollte sich gestern Abend in Altchemnitz eine Frau in einem Wasserloche das Leben nehmen. Sie wurde aber noch rechtzeitig wieder aufs Trockene gebracht und den Händen der Gerechtigkeit übergeben. — Vermuthlich durch Brandstiftung brach am 5. d. M. in der Scheune des Begüterten Kunze zu Gornau Feuer aus und legte diese sowie sämmtliche zum Gute gehörigen Ge bäude mit den nicht unbedeutenden Getreide- und Futtervorräthen in Asche. — In Beiersdorf bei Großenhain brannten am 3. Aug. die Gehöfte der Gutsbesitzer Sommer und Kokisch nieder. Ersterer verlor dabei 3 Schweine, 12 Gänse und 8 Hühner. Ueber die Entstehungsursache ist noch nichts ermittelt, man spricht auch in diesem Falle von Brandstiftung. — Döbeln, 6. Aug. Der 17 Jahre alte Sohn des hiesigen Kohlenhändlers Ruhland hatte vorgestern -das Unglück, beim Heraus bringen eines Kohlenwagens aus einem engen Hofraum dermaßen an die Wand gedrückt zu werden, daß er infolge der hierbei erlittenen Brüche des Oberschenkels und sonstiger innerer Verletzungen wenige Stunden darauf verschied. — Leipzig, 5. Aug. Auf der Connewitzer Chaussee riß ein Windstoß dem hiesigen Kutscher Wilhelm Pötsch, während er auf einem mit Ziegelsteinen beladenen Wagen fuhr, die Mütze vom Kopfe und schleuderte sie über die Pferde hinweg. Letztere, dadurch scheu ge macht, zogen im Augenblick mit einem kurzen Ruck an, Pötzsch siel vom Wagen, wurde überfahren und erlitt hierbei einen Beinbruch sowie mehrere schwere Kopfverletzungen. Ein anderer Kutscher fand den so Verunglückten später und veranlaßte seine Unterbringung in das Jakobshospital. — In Grimma wurde am 26. Juli Nach mittags ein 60 Jahre alter Bürger auf der Straße vom Schlage getroffen und starb derselbe nach Verlauf weniger Minuten. — InGall schütz wurde am "23. v. M. infolge der großen Hitze ein 16 jähriger Bursche bei der Emtearbeit auf dem Felde und in Gaudlitz an demselben Tage eine 18 Jahre alte Magd in der Scheune beim Abladen durch Schlag anfall getödtet. — In Reckwitz bei Wermsdorf wurde neulich ein 44 Jahre alter Gartengutsbesitzer beim Füttern der Pferde von einem derselben mit dem Huf dermaßen an den Unterleib geschlagen, daß er nach wenigen Tagen an den erhaltenen inneren Verletzungen verschied. — In Laas bei Strehla schlug der Blitz am 29. Juli zündend in ein mit Stroh gedeckte- Wohnhaus, tödtete einen darin beschäftigten 23- jährigen Zimmergesellen, betäubte einen älteren Mann und legte das Haus in kurzer Zeit in Asche. — In Langenhennersdorf erhing sich ein 88jähriger Greis kr einem Anfalle Don Verzweiflung über die drückende Noth, in welcher er sich befand. Er war früher Guts besitzer gewesen. — In Connewitz bei Leipzig ist ein 6 jähriges Mädchen, die Tochter eines dortigen Bäckermeisters, an der Tollwuth gestorben. Das Kind wurde vor ungefähr 8 —14 Tagm in einer Connewitzer Sandgrube, wo es mit andem Kindem spielte, von einem Hunde ins Gesicht gebissen. Obgleich das Kind sogleich in ärztliche Be handlung genommm wordm, so ist doch vor einigen Tagm die schreck liche Wuth-Krankheit au-gebrochen und der Tod vorgestern nach vielen Leiden erfolgt. — Seit dem 2. Aug. ist, einer Mittheilung der „Leipz. Nachr." zufolge, der bekannte Banquier Carl Cyrill Böhme aus Zwickau, ein Mann von -8 Jahren, welcher in Geschäften nach Leipzig gekommen war, und an jenem Tage die telegraphische Nachricht von dem in Aussicht stehenden Tode seiner Frau erhalten hatte, nachdem er das von ihm bewohnte Hotel verlassen, um nach Zwickau zurück zureisen, spurlos verschwunden. Dem Vernehmen nach soll der Leich nam des rc. Böhme in der Saale bei Kösen bereits aufgefunden worden sein. — Neukirch, 7. Aug. Dec Zimmermann und Fabrikarbeiter I. G. Hensel in den Valtenhäusern zu Niederneukirch erhing sich heute in seiner Wohnung. Er war ein dem Trünke ergebener Mensch, hatte in letzter Zeit öfters davon gesprochen, daß er sich das Leben nehmen müsse, und hinterläßt nun eine Frau und 2 Kinder. — Zwickau, 8. Aug. Beim Spielen mit Streichhölzchen hat der fünfjährige Pflegesohn des Gutsbesitzers Philipp an Marien thal die mit reichem heurigen Erntesegen gefüllte Scheune seines Pflegevaters in Brand gesteckt. — Aus Furcht vor Strafe erschoß sich gestern ein Sergeant in einem hiesigen Massenquartiere. — Berlin. Als am 4. d. M. Abends 9! Uhr in der An kunftshalle des hiesigen Bahnhofes der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn ein kurz zuvor eingetroffener Personenzug sich rückwärts bewegte, legte sich ein unbekannter junger Mann, welcher sich bisher unter dem Perron verborgen gehalten hatte, dicht vor dem Zuge mit dem Halse auf eine Schiene, wurde überfahren und sofort getödtet. — Der Pappwaaren- Fabrikant Melchior, Stattschreiberstraße 58 wohnhaft, von allen seinen Nachbarn und Bekannten als ein fleißiger, ordentlicher Mann geachtet, war durch lange anhaltende Geschäftsstockung und durch fortwährende Krankheit seiner Frau so sehr in pekuniären Verhältnissen zurückgekommen, daß er über seine spätere Existenz in Verzweiflung gerieth und, wie man wohl annehmen kann, im Einverständniß mit seinen sämmtlichen Familiengliedern beschloß, diesem großen Elende gewaltsam ein Ende zu machen. Am Mittwoch Morgen 6 Uhr sahen einige Nachbarn den Melchior bleich und verstört seine Wohnung verlassen, achteten jedoch nicht weiter darauf, als aber um 8 Uhr auf wiederholtes Klingeln und Klopfen des Lehrburschen nicht geöffnet wurde, erbrachen requirirte Polizeibeamte die Eingangsthür und fanden nun die Frau sowie die älteste 20 Jahre alte Tochter und den 8jährigen Sohn des Melchior todt in den Betten, sämmtlich mit einem doppelt um den Hals geschlungenen Strick erdrosselt, die 14 jährige Tochter lag mit durchschnittenem Halse am Boden. Die ganze Wohnung war außerdem mit Leuchtgas angefüllt. Auf dem Tische lag ein Papier, worauf der unglückliche Vater mit Bleistift geschrieben, daß er die furchtbare That nach reiflicher Ueberlegung und mit Zustimmung seiner Frau und Tochter ausgeführt habe; er selbst wolle sich erschießen. Am 7. d. M. wurde denn auch die Leiche des Melchior in dem Charlottenburger Forst zwischen dem Spandauer Wege und dem TeufelS- see von zwei Freunden des Verstorbenen mit Bestimmtheit rekognoscirt. Durch einen Schuß in den Mund, der das Gehirn durchdrungen und an der rechten Seite des Kopfes wieder herausgegangen war, hatte er seiner ferneren Qual ein Ziel gesetzt. — Essen, 29. Juli. Ein schweres Gewitter zog gestern Nach- mittolg über unsre Stadt und Umgegend. Die Frau des Lehrers P. in Borbeck war, mit einem 9 Monate alten Kinde auf dem Arme, auf dem Wege aus der Nachbarschaft nach Hrem Hause, als auf freiem Felde der Blitz sie traf und tödtlich niederschmetterte, während das kleine Kind mit einer Betäubung davon gekommen ist; die Mutter starb nach einigen Stunden. Außerdem schleuderte ein Blitzstrahl einm Milchjungen von seinem Karren, mit dem er in der Nähe von Borbeck über einen Feldweg fuhr, und tödtete den Burschen auf der Stelle. — Am 3. August Morgens ist ein von Wien kommender Zug mit einem auf der Station Gumpoldskirchen stehenden Lastzüge so heftig zusammrngestoßen, daß mehrere Wagen zertrümmert, die Loco- motive des Lastzuges buchstäblich zerfetzt wurde. Der Führer blieb sogleich todt, ein Packer und ein Heizer sind lebensgefährlich verwundet. Der Schade ist ein sehr bedeutender, jedoch ziffermäßig noch nicht fest gestellt. Der Verkehr auf der Linie wurde nicht unterbrochen. — In den Bek^s-Csabaer Weingärten (Ungarn) hat am 22. Juli ein 17jähriger Knabe sich erhängt.. In seiner Tasche fand man ein Blatt Papier, auf welchem geschrieben stand: „Liebe Eltern! Jetzt bin ich nicht mehr am Leben und kann also keine Strafe erhalten. Ich will nun eingestehen, was ich gethan: ich habe aus der Brieftasche meines Vaters einen Hunderter herausgenommen, und hielt denselben vor das brennende Licht, um den Wasserdruck zu lesen. Mit einem