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— Bei der KreisprüfungS-Kommission zu Dresden hatten sich, gelegentlich der zweiten Aushebung für den Freiwilligendienst bis zum 30. Juni d. I. I7Ü junge Leute aus den Jahrgängen 1848 bis 1851 gemeldet, wovon im Ganzen 103 Berechtigungsscheine erhielten und zwar 80 als „vollkommen dienstbrauchbar", 23 als „zur Zeit unbrauchbar". — Alle sächsische Staatsangehörige, sowie alle einem Staate des norddeutschen Bundes angehörigen, im hiesigen Stadtbezirke sich auf haltenden militärpflichtigen Personen, welche in diesem Jahre das 20. Lebensjahr vollenden oder in frühem Jahren aus irgend einem Grunde zurückgestellt worden sind und nicht zu den Ersatzreservisten gehören, werden in einer Bekanntmachung des Stadtraths aufgefordert, sich den 1. August d. I. von Vormittags 8 Uhr bis Nachmittags 4 Uhr auf dem hiesigen Gewandhaus persönlich oder durch Bevoll mächtigte anzumelden und alle auf Stand und Herkunft bezughabende Ausweise namentlich Geburtsscheine oder Taufzeugnisse mit zur Stelle zu bringen. — Zum Zwecke der Verschönerung der Neu- und Antonstadt sind 171 Bewohner dieser Stadttheile zu einem Verein zusammenge treten, welcher seine erste Generalversammlung am 14. d. M. im „Colosseum" abgehalten hat. — Die Gewerbevereine Sachsens beabsichtigen den 16., 17. und 18. August dieses Jahres in Dresden einen Vereinstag abzuhalten und haben zu dem Zwecke die „Tonhalle" als Versammlungslokal bestimmt. — Nachdem die Verbreiterung der Landgrabenbrücke an der Elias- straße stattgefunden hat, ist man dem Vernehmen nach behördlicher seits auch dafür besorgt, den Eingang zur Vogelwiese an der Ecke des Eliaskirchhofs noch vor Beginn des diesjährigen Vogelschießens ent sprechend zu verbreitern, was um so nothwendiger erscheint, als seither diese Stelle namentlich bei dem Abgänge der zahlreichen Droschken und Omnibusse und anderer Fuhrwerke für die Passanten nahezu als lebens gefährlich zu betrachten war. — Bei der letzthin- ln Berlin stattgefunden^^ '" Konkurrenz erhielten den zweiten Pr-«o ^roet^cs Gramann und Compagnie in Reudnitz bei Leipzig ; Belobigung und silberne Medaille Schieblich und Hanko in Neukoschütz bei Dresden. — Wie die „Leipz. Nachr." melden, ist die Schrift: „Mit- theilungen der wichtigsten Ereignisse vom 18. Juni bis 3. Juli 1866 bei der königl. sächsischen Armee und dem vereinigten österreichischen 1. Armeekorps", deren Vertrieb am 25. Juni (siehe amtliche Be kanntmachungen in Nr. 50 d. Bl.) vom Kriegsministerium beanstandet worden war, dem Herausgeber und Verleger nach eingegangener Ver- ordnunA der Regierungsbehörde vom Leipziger Polizeiamte wieder freigegeben. — Aus dem Gerichtssaal. (Sitzung am 14. Juli.) Der bis jetzt noch unbestrafte, 20 Jahre alte Ernst Wilhelm Rädel, ein gelernter Weber, hatte bei dem hiesigen Kaufmann W. A. Steffen seit dem Jahre 1865 als Markthelfer gegen 12 Thlr. Lohn und später auch freie Wohnung gedient und sich nach und nach der Art in das Vertrauen seines Herrn einzuschmeicheln gewußt, daß dieser ihm den Detailverkauf, sowie die Führung der Bücher und der Kasse übertrug. Der Umgang mit lockerer Gesellschaft, in welcher Rädels Vorliebe für das Kartenspiel reichliche Nahrung fand, veranlaßte aber bald ein Miß- verhältniß zwischen seinen Ausgaben und Einnahmen. Um nun seinen stets wachsenden Bedürfnissen zu genügen, ließ sich der leichtsinnige Mensch verleiten, zuerst die Kasse seines Prinzipals anzugreifen, später auch andere Gegenstände, als Wein, Tuch, Cigarren, eine Uhrkette, einen Ring rc. demselben zu entwenden. Zuletzt stahl er aus einem Kassenschrank zwei preußische Staatspapiere k 500 Thaler und fünf andere k 100 Thaler, verkaufte dieselben bei zwei hiesigen Bankiers und wollte nun mit seinem Raube nach Amerika. In Bremen wurde er jedoch verhaftet und zurücktransportirt. Von dem Gelds fand man noch ungefähr 1200 Thaler bei ihm vor, den Rest hatte er bereits zur Anschaffung von Reiseutensilien u. s. w. verwendet. Der Gerichts hof verurtheilte ihn zu 3 Jahren Arbeitshaus- Leip zig, 13. Juli. Ein Heirathskandidat, der in den letzten Jahren schon verschiedene Personen weiblichen Geschlechts „auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege" durch die Zeitungen kennen gelernt hatte, sich aber nie zu einer endgiltigen Wahl bequemen wollte, sondern die gemachten Bekanntschaften einzig nur in pekuniärer Hinsicht aus- zubeuten suchte, befand sich bei der Gerichtsverhandlung am letztver gangenen Sonnabend auf der Anklagebank. Es ist der bisher unbe strafte 44 Jahre alte Gärtner Johann Karl Heinrich H. aus Bern dorf bei Boma, welcher in acht verschiedenen Fällen jungen unerfahrenen Mädchen und Wittwen auf Grund eines Eheversprechens Geld abzuschwindeln wußte. Selbst der Bruder eines stiner Opfer ließ sich im Interesse seiner Schwester herbei, ihm 40 Thlr. zu gebm. Dem Vater einer anderen Geprellten wollte er 200 Thlr. zur Uebemahme eines Geschäfts abborgen, sowie einer heirathSlustigen Wittwe 1S0 Thlr. zu gleichem Zweck. Für dies sträfliche Treiben ist er vom königl. Bezirksgericht zu 3 Jahr Arbeitshausstrafe verurtheilt. Unfälle und Verbrechen. — Der 36 Jahre alte Handarbeiter K. aus Pretzschendorf, in Dresden wohnhaft, Vater von 4 Kindern, hat sich vor einigen Tagen ertränkt. Sein Leichnam wurde am 13. d. M. Nachmittags unterhalb der Brühl'schen Terrasse aus der Elbe gezogen. — Elster. Bei dem am 10. Juli über unsere Gegend hin ziehenden Gewitter sind der Oekonom Friedrich Wilhelm Stark aus Mühlhausen, 36 Jahr alt und Vater von 5 Kindern, sowie der Guts besitzer Karl Friedrich Schneider aus Pösneck, 32 Jahre alt, durch Blitzschlag getödtet worden. — Am 11. Juli Abends in der 8. Stunde sind die der Wilhelmine verehel. Schreiter in Arnsfeld zugehörigen Mühtengebäude, sowie das Haus des Zimmermanns Hützler bis auf das Mauerwerk niedergebrannt. Entstehungsursache unbekannt. — In Lauter bei Schwarzenberg sind am 13. Juli früh 2 Uhr , zwei der größten Bauergüter und in Scheibenberg gleichzeitig 11 Scheunen abgebrannt. — Geithain. Am Morgen des 10. Juli erschoß sich, in einem zum Rittergute Königsfeld gehörigem Gehölz, der Kommandant des Freiberger Landwehrbataillons, Oberstleutnant Iuliu« Moritz Noßk, mittelst eines Doppelterzerols. Herrnhut. Am 10. d. Httfchkaum und fand infolge der dadurch erlittenen mneren Verletzungen kurze Zeit darauf seinen Tod. Der Verunglückte hinter läßt eine Frau und ein Kind. — Leipzig, 11. Juli. Gestern Mittag fand man den Kauf mann B. aus Görlitz in einem hiesigen Gasthause, woselbst er sich Tags vorher einlogirt hatte, in seinem Zimmer erhängt auf. — Abends in der zehnten Stunde hat sich eine schon längere Zeit an Geistes störung leidende Restaurationswittwe in ihrer Wohnung auf der König straße in gleicher Weise das Leben genommen. — Leisnig, 11. Juli. Ein mit einem Wagen das Johannis thal hinabfahrender Knecht gab, nachdem er die steilste Strecke pasflrte, einem vorübergehenden Arbeiter den Wink, den Wagen abzuhemmen; hieraus begann der Wagen zu rollen, ohne daß der Knecht ihn auf zuhalten vermochte; um ihn aber zum Stehen zu bringen, lenkte er die Deichsel in einen Stacketenzaun. Unglücklicherweise befand sich hinter diesem Zaune ein Kirschenpflücker, dem die Deichsel in den Leib fuhr. An dem Auskommen des Unglücklichen wird gezweifelt. — Löbau, 12. Juli. Der frühere Böttcher Langenfeld, jetzt Einwohner des hiesigen Armenhauses, hat sich gestern Abend in der sogenannten Klause der Anstalt, in welche er wegen Trunkenheit und Störung der Ruhe untergebracht worden war, durch Erhängen selbst entleibt. — Am 9. Juli Nachmittags ist der 13 jährige Sohn des Häuslernahrungsbesitzers Lehmann aus Brehmen, beim Viehhüten auf Krostaer Flur, vom Blitz erschlagen worden. — In Commer au bei Königswartha brannte am 11. d. M. das Köhlerffche Bauergut gänzlich nieder und mußten bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers leider auch 3 Schweine und 4 Ziegen in den Flammen umkommen. Von dem Mobiliar ist nichts gerettet. Man vermuthet, daß das Feuer durch eine Oesse ausge brochen sei. — In den Nachmittagsstunden des 10. d. M. wurde der 68 Jahre alte Inwohner und Schuhmacher Johann Christoph Dehnert aus Oberkunnersdorfauf freiem Felde in Obercunnersdorfer Flur todt aufgefunden. Wahrscheinlich hat ein Schlaganfall seinem Leben plötz lich ein Ende gemacht. — Tags darauf brannte aus bis jetzt unbe kannter Entstehungsursache das Haus des Tagearbeiters Andreas Strauch in Lauske total nieder. — Oelsnitz, 12. Juni. Ein heftiges Gewitter mit Schloßen wetter begleitet, hat gestern Nachmittag in der 2. Stunde in Korna ohngefähr H Theil und in ArnoldSgrün, wo eS nur den oberen Theil des Dorfes traf, beinahe die Hälfte der in voller Pracht stehenden