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Sächsischer Landes-Anzeiger
- Erscheinungsdatum
- 1886-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188604201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860420
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-04
- Tag 1886-04-20
-
Monat
1886-04
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger
- Autor
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Tägliches Uulerhallmigsblatt Mm Fachstschen Landes-Anreiger. «r. S1. — «. Jahrgang. Verlags-Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, Chemnitz, Theaterstraße Ar. A. Dienstag, 20. April 188«. Ein Thaler. Sriminal-Erzählung von Adolf Streckfuß. Fortsetzung. 18. Nachdruck verboten. und e» bedurfte vielleicht noch langer, mühseliger Nachforschungen bei Grete, um zu erfahre«, au- welcher Haud sie da- verhänguißvolle Geldstück empfangen habe, wenn dies überhaupt zu erforschen war, — aber ein Ziel hatte er doch erreicht, den Wildwichrl z« einer Antwort zu bewegen und cr beschloß diese mit Hilfe de» Thaler» weiter autzubeuteu. Du hast Dich verrathen, Michel,- — erwiderte er ruhig — »Du hast «» war schon ziemlich spät in der Nacht, al» Fritz Stern in r« viel und zu wenig g,sagt.-Sr.h'.ichgla«beD«r, daß Duden Barounicht da, Zimmer de» Polizeirath», der ihn längst sehnlichst erwartete, trat, '»mordet hast. Eiu Anderer hat e» gethan und Büise nnd ^ eslasche .Me geht'» dem alten Her.«?- fragte der Polizrirath besorgt Dir aber nur die Nachlese gelassen. — Du schadest Dir durch - .Wäre trostlo», wenn der Schreck für ihn gefährliche Folgen hätte.- Deine Verstocktheit. Du wachst Dich selbst unglücklich, denn die Richter .Beruhigen Sie sich ich hoffe da» Best«!- erwiderte FritzIwerden Dich verurtheilen als Raubmörder,- — aber nicht nur Dich, Stern. .Mein Oheim schläft, Elwlue wacht bei ihm. Der Anfall "°deru auch Dein arme» unglückliche« Weib treibst Du in'» Verderben, ist glücklich vorübergegangen und vorläufig wenigsten» nicht» zu be- Sie hat den Thaler, den Du gesehen, dem Haufirer Isaak Lebermanv sorgen. Jetzt aber, verehrter Freund, erzählen Sie mir. Ich brenn. M «ine wollene Deck« gezahlt, auf ihr ruht der Verdacht, daß sie ihn vor Neugier, zu erfahren, welche Gründe Sie veranlaßt haben, Ihr. von Dir empfangen habe, daß sie dl« Hehlerin Deine» Raube» sei. Ansicht zu ändern. Vor einigen Stunde» noch weigerten Sie sich. Wie Du wird fi- verurthellt und in » Zuchthaus geschickt werde», gegen den Grafen «inzuschreitrn und jetzt haben Sie ihn rücksichtslos Und dies Alle» verschuldest Dn, weil Du nicht offen Deine Schuld verhaftet. Sie müsse» seiner Schuld sicher sein, sonst würden Sie bekennst n»d e» mir dadurch unmöglich machst, de« wahre» Räuber gewiß «inen solchen Schritt nicht gethan haben.- — der Geldbörse uachzuforschen, ihn zu entdecken und statt Deiner znr Der Polizeirath lehnte sich recht behaglich in den weichen Lehn Strafe z» dringe»". — feste! zurück, er faltete di« Hände über de« Bauch und erzählte i» Immer, wenn der Polizrirath zusammenhängend sprach, machten seiner seltsam abgebrochenen Redeweise. seine Worte de» tiefsten Eindruck, auch auf den Wildmichel verfehlten Unmittelbar vom Bahnhof hatte er sich zum Untersuchung»»^«» fi' ihn »lcht- — Er liebte sein« Grete, jede» sanfter« Gefühl seine» in P'** begeben, diesem den Thaler al» neue» Beweis gegen Wils-1 H»zevS war in der Lieb« zu ihr und seine« Kindern coneentrirt. — michel gezeigt, und darauf sich erboten, de« Gefangene» noch einmal st« im Zuchthaus« zu wissen, diesen Gedanken konnte er nicht ertrage», ,u verhören. Die Lrlanbniß mußte ihm. de« höchsten Befehl gemäß. « wußte ja, daß sie die Schmach nicht überleben würde. Eher wollt« gewährt werde«, er ließ sich den Gefangenen nicht Vorführer,, sondern » selbst die härteste Straf« erleide», ehe er duldete, daß auch fi, ver- zog «» 'vor, ihn im Gefäugniß selbst zu besuchen. vächtigt, von den Kinder« fortgeriffen und in'» Gefäugniß geführt Er fand den Wildmichel so verstockt wie immer; hartnäckig I "«de. weigert« jener sich, auf di« freundlichsten Fragen zu autworten. .Mau ., .IG will Ihnen Alle» gestehen, Herr Polizeirath-, — sagte er. glaubt mir doch nichts I- erwiderte er mürrisch auf alle Mahnungen, Viesen flehend auschauend, — „aber Sie müssen wir verspreche«, daß «In offene» Geständniß abznlegeu. — Da riß dem Polizeirath die! Sie meiner Grete nicht» thnn. Da» müssen Sir wir versprechen Geduld, er «ahm zu dem letzten Mittel der Ueberraschuug, welche» er h'ilig ""v fest, fi« weiß ja von nicht», sie ist so unschuldig und wäre sich Vorbehalten hatte, seine Zuflucht. .Kennst Du diesen Thaler?" <4 Hr gefolgt, daon säß ich heut nicht hier". — fragte er, dem Wildmichel da» Geldstück plötzlich zeigend. — «Ich glaube Dir, Michel", entgegnete der Polizeirath gütig. — Wildmichel schaute mit unverstelltem Staune« den Thaler au. »Sieh', Dir will ich r» sage», damit Du siehst, wie sehr ich auf di« — .Wahrhaftig, - sagt« er, .de« Thaler kenne Ich, de« hat mir der Unschuld Deiner Frau vertraue; — als ich Dich nach P*'* in'S Baron an» der Haud geschaffen und ihn dann in die Geldbörse Gesät, gniß führen mnßte und Deine Frau und Kinder mittello», der gesteckt - i äußersten Noth Preis gegeben, znrückbleibeu mußte«, — da habe ich »Welche Du ihm mit der Brieftasche raubtest I- — I "ich ihrer augeuommeu, soweit meine eigene« Mittel reichten. — Ich .Nein, da» ist nicht wahr, er hatte keine Börse wehr, als- habe manchen Thaler nach Kabrlwitz geschickt, weil mir da» arme, Lr unterbrach sich plötzlich, er fühlte, daß er zu viel gesagt, sich ver- unglückliche Weib in der Seele leid that". — ratheu hatte «nd verwirrt schlug er die Augen vor dem forschenden -Da» lohne Ihnen Gott, Herr I" — ries Wildwichel, zu Thräueu «lick nieder, den der Polizeirath auf ihn, jede seiner Mienen scharf I g«ührt, er ergriff die Hand de» Polizeirath» «od küßte sie, — dann beobachtend, richtet«. — fuhr er fort: — .Ihnen will ich Alles sogen! Mögen »ich daun Wildmichel» Antwort bot de» erfahrene« Lriminalisten ein! dt« Richter in'S Zuchthau» schicken, ich will er ertragen, wenn nur mue» Räthsel; sie wa, einem augenblicklichen Jmpnl» entsprossen, I "einer Grete und meinen Kindern nichts geschieht". — dem verstockte« Gefangenen durch die Ueberraschuug abgewounen «nd I Und er erzählt«: — deshalb von besondere« Werth; ihre Wahrhaftigkeit ließ sich nicht Mit den drei Thaler», die er auf dem Schiebstand verdient d ÄA" st'dem Polizeirath, habe, in der Tasche, war er von Nordeuheim nach Kabelwltz zurück- st' v'wie» ihm, daß Wüdmichel di« Börse nicht geranbt hatte, gewandert, aber immer «ud immer wieder hatte er an die geldaesüllte dann aber hatte er auch seiner Frau den Thaler nicht geben Börse de» Baron» und au die Brieftasche mit den vielen Geldscheinen mid'd« B«daM* dok'«r-t.2'T gelaugt gedacht. Weshalb besaß er nicht diesen Reichthum? Er hätte daun S" ?stht nöthig gehabt, stets di, Wächter des Gesetze» zu fürchten, seine Mte dem Polizeirath ei« Gefühl große. «^..N' ^^^olgernng Frau «nd st ««Kinder wäre» jeder Noth überhobe« gewesen, während Gedanke, daß ihn sein Bertranen auf di« Ehrlichkeit der Fra«, dkk dkhMwweifende Baron nur i« üpviaem Wshllebe« das schö, KL,., U- iL w? Z-L .»»»- -- Li» »«>- ««-!>--> mi,-°d>»--,»«-»>- »« ««. m« ihm Ak-rigier-e. Bo» Ferdinand Groß. Nachdruck verboten. Wer gedankenlo» nachspricht, was Ander, ihm Vorgespräche«, eniblödet sich nicht, zu behaupten, Rengirrde sei eine der häßlichste» Eigenschaften. Bedarf diese» dumme Axiom einem denkenden Kopfe gegenüber einer ausdrücklichen Widerlegung? Ich glaub, kaum; denn wer ein genügende» Maß Grütze besitzt «nd nicht zu den Schafen de» Pauurg gehört, wird ohne weitere» zugesteheu, daß die Neugierde einer der heilsamste» Triebe in unserer Brust und daß ohne sie ,i» rege» Interesse am Leben kaum zu denken ist. Ich stehe nicht an, zu bekennen, daß ich mir «lue Kugel vor di« Stirn« schießen würde au dem Tage, an welchem ich wahrnähm«. daß ich nicht mehr neu- gierig sei. . . . Vorderhand ist dieser Grund zu einem Selbstmorde bei mir nicht vorhanden, denn ich bin noch in einem geradezu un- glaubliche« Grad« neugierig. Wen« Faust'» Famulu» Wagner sich vernehme» läßt: „Zwar weiß ich viel, doch »öcht' ich Alle» wissen," kou« ich wenigsten» di« zweit« Hälft, diese» Verse» getrost «uter- schreiben. Wa« möchte ich nicht Alle» wissen: Geheime« und Offen bare», Große» «nd Kleine», Alle» und Reue», Mögliche» und U» mögliche»! Manchmal schäme ich mich vor wir selber übe, mein« Neugierde und halt« mir eine Strafpredigt, in der r» unter Anderem heißt: Alter Knabe! Bedenke, daß der Mensch nicht in Alle» seine Nase hineinpecke« darf und daß die Existenz ihre» Reiz verliert, wenn man einmal all' da» erfahre« hat, wa» Sine« interesfirt. Ei« unerfüllter Wnnsch «nd «ine unbefriedigte Neugierde müssen im Herzen de» Sterblichen immer zurückbleiben, sonst weiß dieser nicht mehr recht, wa» er anf Erde» soll, wird blafirt nud langweilt sich zu Tode.' Aber diese Ermahnung fluchtet auf die Läng« nicht», und kaum ist fi« verklungen, so regt sich in mir schon wieder mit alle, Gewalt der Tenfel der Nengierde, nnd di« besten Vorsätze find verschwunden. Wen» ich — e» fei da» al» «ln Beispiel angeführt, — in einer fremde« Stadt ankomme, so plagt «ich sofort die Neugierde in ganz unerträglicher Weis«. Man meint, in der Fremde müssen ganz ander« Dinge sich begeben, al» daheim, und die Sucht nach dem Neuen ist e» ja, die un» anf Reisen treibt, hinweg von der Scholl«, zv der wir gehören. Unterweg» brütet «an die Fülle der Gedanken darüber au», wa» Linen wohl erwart«, wa» Line« Uebenaschende» bevor, bevorpehe. Nnn trifft «an rin. Wie ei« grauer Schleier liegt «in Herbfiabend über den Hänsern nnd Männern und Frauen, unser Wagen rollt im Fluge dem Gasthos« zn. und di« Stadt erscheint «n» nicht merklich verschieden von irgend einer, die wir vorher gesehen. Aber gerade in solche» Augenblicken lodert in mir di« Neugierde wie eine mächtige verzehrende Fla««« empor. Ich komme au beleuchteten und unbeleuchteten Fenster» vorbei. Warum brennt hinter diesen ei« Licht, warum Hinte, jenen nicht? Wohnt dort da» Glück, da» sich «och am späten Abnid lebenitlnstig bethätigt? Wohnt hl,» der Schmerz, dn sich in einsame», Pille» Düster zurückzieht? Oder wacht iw Gegeulheile de» Kumm«, indessen di, Zufriedenheit schläft? AK- beitet bei dem Hellen Scheine gelehrte Beflissenheit, odn tollt flvhmüthige Genußsucht? Odn leuchtet d« Lampenschiwmer der schlaflose« Sorge? Und wer hat hi« alle» Licht verscheucht? Schlechte, Gewissen odn Müdigkeit, odn di» Hand verschämt« Lt»e, die ungesehen glücklich sein will? Ruht in dem Hellen Raume vielleicht ei« Leichnam, während da» voll« Lebe« sich im Finstern behaglich fühlt? Ach, wer ASmvdi, dn .hinkende Teufel- wäre, um die Dächer von de« Häuser«, die Decke« von den Zimmern zu heben und hiveinzusehen I Und wer — ,l« noch größere» Kunst, stück I — eiurn Blick unter die Schädeldecke der un» Begegnende» werfen könnte! In der fremden Stadt siebt jede» Hau» Eine« etliche Räthsel aus. uud schin jeder Mensch, der de» Wege« kommt, scheint «u» z« hänseln, weil wir nicht» von ihm nnd nicht» üb« ihn wisse« . . . Eine fremde Stadt. Eiu Gefäß, dessen Inhalt wir «och nicht kennen. Wir find bereit, un» von neuen Eindrücken über- strömru zu lassen, nn» in ein völlige» Vergessen alle» Vorherge- gangeuen z« versenken, nnd nun. . , nun gewahren wir Lente, welche durch di« un» unbekannten Straße« so ruhig dahinschlendein, al» stünde ihnen nicht» Ungewöhnliche» bevor, al» wären sie auf nicht» Besondere» gesoßt, al» fühlte« fi« sich zu Haus«. Wie in eiu« fremden Stadt Jemand zn Haus« sein könne, da» habe ich ui« begriffen, und hatte ich mich in B. damit doch vertrant gemacht, so staunt« ich in C. wieder von Neuem» daß dl« meiste» Borüber- kommeudrn sich so alltäglich gehabten «nd offenbar nur dem Alltäg- llchr« eutgegeuschritten. ohne Anfregung, ohne Zeichen von Furcht und Hoffnung, al» winkt« ihnen nicht» al» da» Geleis« de» traditio, nrlleu häuslichen Glücke» . . . Uud jedesmal fängt meine Neu gierde diesen Erscheinungen gegenüber zu spielen au. Wer ist dieser alte Herr, der sei« fadenscheinige» Gewand und sein banale» Gesicht mit so viel Selbstbewußtsein spaziue» führt? Vielleicht ein Beamt«, der tagsüb« einige Subalterne beherrscht «nd nnn di« bureaukratisch« Hnrschnmiene auch in'S Freie hinausträgt . . , Wohin soll man diese» hübsch« Paar ihn«? Bruder «ud Schwester? Dazu thnn fi« zu zärtlich mit einander. Zwei Verliebte? Dazu bewege« fi« sich ooram pudlivo zu sich«. Mann nnd Fra«? Dazu find sie zu jnng. Verlobte? Dazu find sie zn lustig (Verlobte gebndru sich immer ein wenlg elegisch). Loufin und Cousine? Ich weiß e» nicht, und da» eben «acht mich ärgerlich und am liebsten möchte ich da» Pärchen flogen, nm nicht im Ungewisse« zu bleiben. Nach den Zweien kommen noch Viele, Biele ... Ein Mann mit langen Haare« «nd «ln« braunen Sammetblous«: Portrait-, Landschaft», oder Zimmnmal«, möglicherweise Photograph . . . Eiu glattrafirttt junger Mensch mit hna«»sordrrndeu Blicke«: Angehender Schauspiel« oder eiu für da» Theater maßlo» schwär mend« Commis, d« sich glücklich dünkt, wen« man ihn hi« «nd da für eine« Mimen hält . . . Ei» kokette» Stumpfnäschen, zu dem «in« gut entwickelt«, bildhübsche Frauensperson von kaum zwanzig Jahre» gehört: Unschuld od« Sündhaftigkeit, wohlbehütet« Tugend oder nn- ternchm«ng»lnstig« Erfahrenheit, man kann in der Eile nicht» Ge- nane« von dem reizende» Gefichtchen herables«», nnd wenn man fi, interpevirt«, wer weiß, ob fie einem die Wahrheit sagte? Und die Wagen, di« vielen, verschiedenartigen Wage«! «au gewahrt nur Umrisse, flüchtig voiüberhnschrnde Silhouetten, hi« ein« feine Hand, dort zwei dunkle Auge«, hi« «inen Herrn allein in sein« breiten, behäbigen Carross, — gewiß «in berühmt,, .Professor-, der eine« unheilbar Kranken «retten soll — dort im eleganten Lonpö eine junge Dame, die mit rasch« Bewegung ihr« Uhr zieht. ' ganz glücklich gelebt haben. — War e» denn etwa» so Große» »ntz Schwere», einen Menschen zu tödte«? — Wen« de, Baron, wie «» ja täglich that, eiusam durch de, Wald ging, — dann bedurfte e»j« nur eine» Fingrrdrucke» nnd die tödtlich« Kugel saß ihm im Hrrzea» Ei« Mensch oder «in Rehbock, die Kugel tödtet Beide. — Uud dan»? — Der Baron trug stet» ein Vermöge« bei sich. Die Geldbörse «nd die Brieftasche, — e» war so leicht, fi« zu nehm» und im Walde zu verstecken, bi» die That vergesse« sein würde, — Wer konnte wissen, au» welchrm Rohr di« Büchseukugel gekommen war? — Eine Entdeckung war nicht möglich. — Uud wa» lag an de« Leben diese» Menschen? Ihn zu tödteu, war kein Verbrechen, ihn, den hochmüthigen, tyrannischen Gott Herr«, der seinen Reichthum nur brauchte, um ihn schmählich zu verprassen! Mit solchen Gedanken trug sich Michel auf dem Heim weg nach seiner Hütte «ud ihnen folgend nah« er di« Büchse und eilte, ohne auf Grete«» Bitte zu hören, Wied« iu den Wald; auf eine« weiten Umwege näherte « sich dem Schloß Nordenheim; in ein G.büsch, von welchem au» er da» Schloßthor Überblicken konnte^ legt« er sich auf dl« Lauer, um adzuwarteu. bi» der Baron de« Abendspaziergang, den er täglich zu mache« pflyte, anketen würde. Er «ortete lange vergeblich. — endlich aber «blickt« er den Baron, der au» dem Schloß trat, aber eine andere Richtung, al« bi«, welch« er gewöhnlich bei seinen Abendspaziergäugru eiozuschlagen pflegt«, nah«. Er ging langsam durch den Garten nach dem Pistolenschirßstand. Bon seinem auf eine« Hügel gelegenen Versteck an» konnte Michel den ganze« Garten Überblicken, er sah, daß der Baron a» dem Schießstaud vorüberging und den Waldweg nach Kabelwitz einschlug. , Michel folgte ihm. aber er mußte einen weite» Umweg mache» «nd schnell gehen, wen« er den Baron «och im Wald« «reiche« wollte. — Anfang« elfte er mit großen Schritten durch die Haide nach der ihm bekannten, etwa in der Mitte de» Wege» zwischen Nordeuheim und Kabelwitz belegeneu Waldlichtung, hi« wollt, « sein Opfer erwarten; aber immer langsamer wurden seine Schritte, je näher er der Ausführung seine» verbrecherische» Vorhaben» kam. Da» Herz schlug ihm so heftig, er konnte nicht weit«, «ine« Augen blick mnßte er stehen bleibe», um Lust zu schöpfen. — Er konnte nicht weiter I — E» war doch nicht so leicht, einen Mensche« zu tödteu! — Lr sah den blutenden Leichnam zu seinen Füße« und ihn schauderte. Er dacht« an seine Grete, an sein, Kinder. — Wem, Grete jemal, erfuhr, ja. wenn fi, jemals nur ahnte, daß Blut sein» Hände befleckt habe, dann . er fühlte, daß seine Hand zitterte, seine Glied« ihm de« Dienst »«sagte«. Er konnte nicht weiter, für heut mußte er sei« Vorhaben aufgeben, « wäre nicht im Stande gewesen, einen sicheren Schuß zu thnn. — Er warf die Büchse über den Rücken und langsam schleuderte n durch den Wald, dem Dorf« Kabelwitz zu. Erst einige Schritte hatte er gemacht, da hörte er in nicht weit« Fern« eine« Schuß. — Wer konnte da ge schossen haben zu dieser Tage-zeit? — D« Jäger Franz war i« Schloß Kabelwitz beschäftigt, d« Förster von Nordenheim war ver reist, Beide konnten «» nicht gewesen sei«. Vielleicht rin Wilddieb? — Seine Neugierde wa, e«egt, « mußt, wissen, wer außer ihm hier de» Forstgesetzeu Trotz bot. Vorsichtig, um kein Geräusch z» mache», schlich « durch da» Buschwerk, fortwährend mit forschendem Auge umherspähend. — Lr hatte di« Waldlichtung erreicht, sein «st« Blick fiel auf die , «..» ml«,, -.«e 'n«» od« den Kutscher zu größerer «ile »«treiben? Sieht fie mit Bange», daß die Stund« mit Flügeln heranrilt, z« d« fie »in ungeliebt« Man« umfangen wird? Oder kann fie de« so langsam, ach so langsam heranschleichendeu Augenblick kaum «warten, da fi« endlich, endlich de« Heißgeliebten wieder in die Arme stürzen darf? Will fi« sich überzeuge«, ob fi« noch Zeit genug hat, zu ihrer Putzmacherin z« fahren? Od« — e» wäre «ine arg prosaisch« Enttäuschung — hat fie Hunger «nd will sich überzeugen, wie lange e» noch hü, ist bi» zur Stunde de» Abendessen» bei ihr zu Hause? Außer den Einheimische« sehe ich Fremde, kenntlich au de« Koffer, der auf dem Bock neben dem Kutscher lehnt. E» könne« auch Einwohner sein, di« aus Reise« gehen. Aber ich neig« zu der An nahme hin, e» seien Ankömmlinge. Wa» thnn sie hi«? Wollen fie Geschäfte machen od« sich unterhalten? Fährt ein Tourist vorbei der Land nnd Lente beobachten, oder ein Geschästtmann, der Zuck« und Kaffe« verkaufen will? Ein Gelehrter, d« in den Archive« fiudiren, odn «in Clavierspiel«, d« «in Coueert geben will? Oder kehrt Ein« zurück, nachdem er monatelang in d« Fern« geweift? Man könnte sich zu Tod« fragen, uud fast immer ohne Resultat, den« in der Regel erfährt mau nur, wa» «au nicht erfahre« will, aber dort, wo Alle» iu Einem «ach Lrkeuntniß und Erleuchtung drängt, schweigen di« Orakel, wenn e» überhaupt welch« giebt. Den Verdruß hierüber hat wohl Jeder und Jede schon verspürt, denn diejenige» Leute, di« e» durchau» nicht Wort haben wollen, find gerade so neugierig wie die andere«. Zwei vielgeschmäht« Faktoren de» mensch. lichen Wesen» haben trotz ihre» üble« Leumunde» eine Meug« Groß«» hervorgebracht: d« Egoismus uud di« Neugierde — im Sonn- «ch FeiertagSgewande: »Ehrgeiz- und »Wißbegindr"genannt. Die große» Ehrgeizigen, die ihren Namen mit ehernen Griffeln in die Gedenk tafeln der Geschichte eingeschrieben, find die großen Egoisten, die Virtuosen de» Ich», die Fanatiker ihrer eigenen Persönlichkeit. Die großen Forscher, Entdeck« und Erfind« find.die großen Neugierigen, di« durchau» etwa» mehr als die Uebrige« wissen wolle« von d« Natur und ihre« Kräften. Galilei, Sopernlku», Newton, Bofta, Lapla«, Harwey. Darwin, nud wie fi, All« heißen — fi« waren neugierig, etwa» zu «fahre», wa» vor ihnen Niemand gewußt, und fie inter viewten die Natur so lang«, bl» fie ihnen irgend etwa» anrplanderte. Shakespeare nud Goethe waren neugierig; st« schauten dn» Staub- geborenen iu dir Seele, uud mau weiß, wie inditcret fie «,Ungesagt wa» fie ln der Brust eine» Othello, eine» Macbeth, eine» Hamlet, eine» Fanst gefunden. Rümpft nur die Nase üb« die Neugierde, ihr Schicklichkeit,-Philister I L« ist Privatsache, ob Clavigo die Marie Beaumarchai» heirathet oder nicht, ob Lear'» Töchter undankbar find oder nicht, aber die Privatsache findet sich «Hobe« zu universell« Bedeutung, di« Neugierde d« Dicht« zu« kühnen Problem. Di« Poeten waren vielleicht gespannt daranf, wa» fie selbst au» den Ge stalten ihr« Phantast, mach,» würden — 6n« Neugierde, di, in sich selbst zurückkehrt wie der oiroulus vitioeus. Da» ist wahr«, al» e» wahrscheinlich ist. Richtete doch Goeche einmal, al» « de» zur Hälft« gediehene» „Fanss- weitrrführeu wollte, an Schill« brieflich da» Er- suche«, der Freund möge ihm seine Dichtung denten. Goeth« — der Nüchterne — wa, sch, nengierig, zu «fahren, wa» Goethe — i» An« junge Dame, die mit rascher Bewegung ihr« Uhr zieht. Ist r» dicht«isch« Ransche — g,schaff«. Und gerade die pößten Licht«
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